Hein die Schildkröte vom Rhein: Gesamtausgabe
Von Antje Hansen
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Über dieses E-Book
Hein kann sprechen, im Rückwärtsgang Vollgas geben und trägt ein Weltkugel-Navigationsgerät auf dem Rücken. Er fürchtet sich vor nichts; außer Krokodilen. Alle paar Jahre schlüpft er zurück in seine Eierschale und lässt sich auf seinem Bötchen sämtliche Flüsse der Erde hinauftreiben. – Bis er eines Tages am Kölner Rheinufer an Land gespült wird.
Der zehnjährige Otto und Oma Wiesengrün sind sich schnell einig: Die knapp mandarinengroße Schildkröte Hein wäre ein gefundenes Fressen für Presse und Forschung und muss deshalb unbedingt geheim gehalten werden.
Aber der Jagdinstinkt von zwei wissenschaftlichen Spürnasen aus dem Physikalischen Universitätsinstitut ist durch Heins aufsehenerregendes Bötchen geweckt. Professor Doktor Knautschdidelpink und seine Assistentin, Frau Doktor Dotter, beißen sich an diesem Rätsel die Zähne aus, landen bei Heins Verfolgung in Marokko und Mexiko und sind der kleinen Schildkröte ab und zu ganz dicht auf den Fersen.
Doch dann bekommen Hein, Otto und Oma Wiesegrün Besuch von drei Marsbewohnern...
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Buchvorschau
Hein die Schildkröte vom Rhein - Antje Hansen
Impressum
© Antje Hansen Psst Hörmal Verlag, Köln
Hein, die Schildkröte vom Rhein
Taschenbuch, ISBN 978-3-946506-01-0, 2. Auflage April 2018
Alle Urheberrechte vorbehalten
www.psst-hoermal.de
Text und Zeichnungen von Antje Hansen
1 Zwei Sensationen
Vor dreieinhalb Wochen, an einem klaren Januartag, geschah in Köln etwas ganz Außergewöhnliches. Ein kleines Holzboot trieb rheinaufwärts.
Das musst du dir mal vorstellen! Rheinaufwärts!
Das gibt’s doch gar nicht, wirst du jetzt protestierend erwidern, das ist kompletter Blödsinn. Jedes Kind weiß schließlich, dass Boote abwärtstreiben, aber niemals aufwärts! Das widerspricht allen physikalischen Erkenntnissen. Erdanziehung und so. Dahinter steckt garantiert ein Trick, ein geheimer Motor oder ein Taucher. Aber nein, ich versichere dir, es handelt sich um keinen Trick, keinen doppelten Boden, keinen versteckten Antrieb, keine Zauberei.
Die zweite Sensation, die aber niemand bemerkte, weil sich alle mit dem aufwärtstreibenden Holzboot beschäftigten, war ein kleiner Gegenstand, der auf dem Bötchen lag. Kurz hinter dem Anleger der Personenfähre Krokolino kullerte er in den Rhein. Bei Kilometer 677, um genau zu sein. Und während sich Zeitungsreporter, Radiostationen und Fernsehsender auf das verrückte Boot stürzen, trägt eine Welle das weiße, ovale Ding ans Rheinufer. Dort verfängt es sich in dem dichten Ufergestrüpp und bleibt unbemerkt liegen. Von weitem sieht es aus wie ein normaler Flusskiesel.
Jetzt fragst du dich natürlich, was daran so besonders sein soll, denn ich sprach ja von einer zweiten Sensation. Aber da musst du dich noch ein kleines bisschen gedulden. Moment!
Das Boot wird von Wasserschutzpolizei und Feuerwehr geborgen und zu wissenschaftlichen Untersuchungen in das Universitätsinstitut für Physik und andere Ungereimtheiten gebracht. Professor Doktor Knautschdidelpink und seine Assistentin, Frau Doktor Dotter, werden sich höchstpersönlich darum kümmern.
„Ich hoffe, dass wir Ihnen in wenigen Monaten mitteilen können, welchen Ursprung das uns bisher völlig unbekannte Schwimmobjekt hat", sagt der berühmte Professor in einer umgehend anberaumten Pressekonferenz.
Einen Tag später schlendert Otto, der zehnjährige Enkel von Oma Wiesengrün, am Rheinufer entlang. Otto ist ziemlich groß für sein Alter. Er kann sich ohne Stuhl und Leiter aus der Keksdose, die auf dem obersten Regal in Oma Wiesengrüns Küche steht, Plätzchen stibitzen. Er hat braune Augen, wuschelige blonde Haare, die in alle vier Himmelsrichtungen abstehen und eine freche Stupsnase, auf der auch im Winter unzählige Sommersprossen sprießen.
Am Rheinufer sammelt er alles, was nicht niet- und nagelfest ist und wofür sich sonst kein Mensch interessiert: alte Schiffstaue, kaputte Luftpumpen und rostige Fahrradfelgen, mottenzerfressene Teppiche, Flaschen mit und ohne Post, Stöcke, Steine und Muscheln, Plastikliegestühle und Autoreifen. Treibgut, das vom Hochwasser des Flusses angespült wird, am Rheinufer hängen bleibt und sich, von Otto zusammengetragen, im hinteren Teil des Gartens von Oma Wiesengrün stapelt.
„Meine Güte, Otto! Was willst du bloß mit dem ganzen Zeug? Mein Garten ist doch kein Schuttabladeplatz!", sagt sie und schüttelt ärgerlich den Kopf.
„Oma Wiesengrün, sei keine Spielverderberin. Das sind Schätze, kein Schutt! Irgendwann mache ich was ganz Tolles daraus. Ehrlich! Eine Superspezialerfindung oder so. Guck mal, was ich heute gefunden habe", erwidert Otto stolz und zeigt ihr ein paar Kronkorken, einen zerbissenen Gummiball und das besagte weiße Ding.
Oma Wiesengrün betrachtet interessiert die Fundstücke. Eigentlich ist sie gar nicht so und findet Ottos Freiland-Schatzkammer insgeheim ziemlich klasse. Tulpen und Rosen hat schließlich jeder im Garten.
„Was hast du denn hier Hübsches? Einen Stein? – Nein, das ist kein Stein. Sie spuckt in ihren Schürzenzipfel und fährt über die Schlammkruste. Dann setzt sie ihre Brille auf die Nasenspitze und wiederholt nachdenklich: „Nein, auf keinen Fall ein Stein. Vielleicht ein Ei? Ja, ganz eindeutig. Der Größe nach zu urteilen, könnte das ein Entenei sein.
Kurz entschlossen nehmen die beiden das Ei mit in die Küche.
Oma Wiesengrün legt es vorsichtig auf den Bratrost und schaltet den Backofen ein. „35 Grad. Das ist nicht zu warm und nicht zu kalt für das Ei", sagt sie.
Otto freut sich und ruft: „Vielleicht haben wir Glück und bald schlüpft ein Küken! Niedlich! Wie es wohl aussehen wird?"
Doch die Tage verstreichen ereignislos. Otto wird langsam ungeduldig.
„Verflixt!, grummelt er schlecht gelaunt beim Abendessen. „Keine Pizza, keine Lasagne, keine Kekse! Und das nur, weil dieses blöde Teil den Ofen blockiert!
„So, so! Kannst du dich noch daran erinnern, wer das Ei angeschleppt hat?", antwortet Oma Wiesengrün, während sie vergnügt grinsend einen Topf Kürbissuppe auf den Tisch stellt.
Ausgerechnet Kürbissuppe, denkt Otto.
Aber dann passiert doch etwas. Endlich! Am nächsten Morgen, um halb acht, hören die beiden ein energisches Pochen an der Ofenscheibe. Otto springt vom Frühstückstisch auf. Er sieht in den Backofen, reißt die Tür auf und muss lachen. Auf dem Rost des Ofens balanciert