Hikma: Weisheit des Islam
Von Ali Özgür Özdil
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Über dieses E-Book
Wer liebt sie nicht, die Weisheiten großer Denker/innen, oder Zitate, die zum Nachdenken anregen. "Mache Fehler, aber wiederhole sie nicht und lerne aus ihnen", lautet z.B. ein Zitat, das einer Überlieferung des Propheten Muhammad ähnelt, die lautet: „Der Gläubige darf nicht vom selben Loch zweimal gestochen werden!“ (Überliefert bei Buhari).
Es wird auch überliefert: „Die Weisheit (Hikma) ist das verlorene Gut eines jeden Gläubigen. Er nimmt sie, wo immer er sie findet.“ (Überliefert bei at-Tirmidhi). Das heißt, egal woher eine Weisheit stammt, und sei es von Buddha oder Konfuzius, man soll von ihr profitieren.
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Buchvorschau
Hikma - Ali Özgür Özdil
Inhalt
Buda geçer yâ hû
Fahruddin ar-Râzi und die Gäste des Wissens
Die Liebe zur Welt
Bist du ein Mensch oder ein Wurm?
Rumi und die vier Tore
Wer Ihn kennt, beschreibt Ihn nicht, wer Ihn beschreibt, kennt Ihn nicht
Zwei Brüder in zwei Welten
Die schönste Blume der Welt
Gottesmann oder Gottesleugner?
Honigsucht
Abu Hanifa und seine Mutter
Geld oder Gebet
Wie leicht ist es, dir dein Wissen zu nehmen?
Gib niemals auf!
Das Kamel und der Mahlstein
Nasreddin Hodscha und Literaturkritik im 14. Jahrhundert
Der Hutmacher Ibrahim Ağa
Aus einem Bären wird kein Freund
Der Mann ohne Schuhe
Ein Verrückter in der Moschee
Ein Brunnen, der Muslimen verboten ist
Die Ameise und der Honig
Ein Mantel für einen Sohn
Der Satan und das gefesselte Kalb
Der Mann, der den Teufel verprügeln wollte
Der Gottesmann, der Wünschelbaum und der Satan
Hunde und Wölfe
Zehn Goldtaler für deine Zähne
Die Großzügigkeit des Hâtim at-Tâ'î
Großzügiger als Hâtim at-Tâ'î
Die Garnspinnerin-Moschee in Konya
Der Morgen hat einen Herrn
Eine alte indische Geschichte
Der Sinn des Lebens
Wen um Hilfe bitten?
Die Botschaft ist angekommen
Kaffee im Anhang
Eine Tasse Kaffee birgt in sich die Erinnerungen aus 40 Jahren
Der Milchverkäufer
Wer jemandem eine Sorge nimmt
Im letzten Augenblick
Dr. Ishan und das Gebet der Großmutter
Alptraum
Verantwortung
Der Gelehrte und der Pferdehalter
Wofür werden wir entlohnt?
Wenn ein Sturm aufkommt, schlafe ich
Schinasi
Ömer freut sich auf seinen Vater
Ein Schuh, der wertvoller ist als alle Schuhe der Welt
Vertrauen
Das ´Ibadah-Pferd
Frikadelle
Der Besteckhändler-Diamant
Ein richtiger Mann
Die Kunst, den Juwelier zu finden
Das nennt man „das Leben"
Der hungrige Derwisch
Der mysteriöse Mann rechts vom Imam
Das Gebet des kleinen Jungen
Wozu hat Allah diesen Käfer erschaffen?
Eine Ware, deren Menge immer gleich bleibt
Ein Lederbeutel mit 1000 Goldtalern
Die Legende vom ersten Schuh
Arkadasch
Wir haben „Ubuntu" gemacht
Das schönste Haus der Welt
Der weinende Kommandant
Gibt es eine andere Tür, an die wir klopfen können?
Das Wissen Abu Hanifas
Ich weiß es nicht!
Wieviel Erde braucht der Mensch?
Eine Rosine für einen Bettler
Saqada-Säulen
Dieser Kummer
Reiße nicht die Brücken ab!
Hatam, der Schwerhörige
Eine Ramadan-Tradition im Osmanischen Reich
Für welche meiner Taten komme ich ins Paradies?
Die drei Siebe
Wenn Geld seinen Zweck erfüllt
Bâyazîd Bistâmî und der Schmied
Ein Heilmittel für Sünden
Was ist Zuhd?
Ein Grundstück im Paradies
Ein Herz wie ein Ozean
Eine Frage der Perspektive
Erzähle es niemadem
1. Vorwort
Wer liebt sie nicht, die Weisheiten großer Denker/innen oder Zitate, die zum Nachdenken anregen. Mache Fehler, aber wiederhole sie nicht und lerne aus ihnen, lautet z.B. ein Zitat, das einer Überlieferung des Propheten Muhammad ähnelt, die lautet: „Der Gläubige darf nicht vom selben Loch zweimal gestochen werden!" (Überliefert bei Buhari).
Es wird auch überliefert: „Die Weisheit (Hikma) ist das verlorene Gut eines jeden Gläubigen. Er nimmt sie, wo immer er sie findet." (Überliefert bei at-Tirmidhi). Das heißt, egal woher eine Weisheit stammt, und sei es von Buddha oder Konfuzius, man soll von ihr profitieren.
Im Folgenden befinden sich Weisheiten aus der islamischen Geistesgeschichte, die ich gehört, gelesen und übersetzt habe.
2. Bu da geçer yâ hū
Eines Tages kam ein Reisender in eine Ortschaft, wo er nach einer Unterkunft suchte. Die Leute sagten ihm: „Wir sind arm, kennen aber einen gutherzigen reichen Mann, der dir sicherlich eine Unterkunft bieten kann. Als er den Mann fand, danke er ihm und lobte ihn wegen seines Reichtums. Dieser sagte jedoch nur: „Auch das geht vorbei
. Am nächsten Tag setzte der Reisende seine Reise fort.
Auf dem Rückweg kam er jedoch erneut in diese Ortschaft und wollte seinen Gastgeber besuchen. Doch die Leute sagten: „Es gab einen Brand und er hat all sein Hab und Gut verloren. Nun arbeitet er für jemand anderen. Unser Reisender besuchte ihn und teilte ihm seine Trauer über dessen Zustand mit. Doch dieser antwortete erneut mit: „Ach, auch das geht vorbei.
Jahre später besuchte unser Reisender erneut diese Ortschaft und seinen Gastgeber. Mit Erstaunen erfuhr er von ihm, dass sein Arbeitgeber verstarb und ihm alles vererbt hatte. Nun war er sogar noch reicher als zuvor. Der Reisende sagte glücklich: „Erst warst du reich, dann arm, und nun bist du noch reicher! Doch der Mann gab ihm erneut dieselbe Antwort: „Auch das geht vorbei
.
Der Reisende verließ erneut diesen Ort und kam erst nach einigen Jahren wieder zurück. Seinen Gastgeber suchend, erfuhr er, dass dieser inzwischen verstorben war. Als er sein Grab aufsuchte, sah er auf dem Grabstein die Inschrift „Bu da geçer yâ hū – auch das geht vorbei. Unser Reisender dachte sich „was soll denn danach noch vorbeigehen?
Nachdenklich verließ er erneut diesen Ort.
Auf seinem Rückweg sah er, dass die Ortschaft von einer Überschwemmung heimgesucht wurde und selbst der Grabstein verschwunden ist. Nun begriff er die Aussage seines weisen Gastgebers.
Eines Tages beauftragte der Sultan seine weisen Berater mit einer Aufgabe. Sie sollten ihm einen Ring machen, der ihn, immer wenn er traurig ist, glücklich und immer, wenn er glücklich ist, traurig machen sollte. „Was für ein Ring kann so etwas leisten? dachten sich seine Berater. Sie reisten durch das ganze Land und suchten nach einem solchen Ring. Als unser Reisender davon erfuhr, sagte er den Beratern: „Schreibt auf einen Ring »Bu da geçer yâ hū«
und erzählte ihnen seine Geschichte. Sie taten, was er sagte, und überbrachten dem Sultan diesen Ring.
Jedes Mal, wenn der Sultan glücklich war, warf er einen Blick auf seinen Ring und wurde sich über die Vergänglichkeit seines Glücks bewusst. Und wenn ihn eine Trauer überkam, sah er wieder auf seinen Ring und wusste, dass auch jede Trauer ein Ende haben musste.
Egal welche Freude oder welche Trauer ihr gerade empfindet, vergesst niemals, dass diese nicht ewig dauern.
2. Ar-Râzi und die Gäste des Wissens
Fahruddin ar-Râzi wirkte in der Gegend um Herat. Als er eines Tages mit ca. 300 berittenen Schülern und Gelehrten nach Herat kam, kamen ihn regelmäßig viele Menschen besuchen, darunter auch die Fürsten und die angesehenen Leute Herats. Mit der Zeit sprach sich jedoch herum, dass es eine bestimmte Person gab, die weder kam noch das Interesse zeigte, ar-Râzi zu besuchen. Man vermutete, dass das eventuell ein Gegner ar-Râzis sein könnte.
Einer der Reichen Herats lud daraufhin ar-Râzi in seinen Garten zum Essen ein sowie jenen Mann, der der Gesellschaft ar-Râzis bisher ferngeblieben war. Die Absicht des Gastgebers war, diese beiden Personen zusammenzuführen. Als ar-Râzi dem Mann begegnete, fragte er ihn: „Warum bleibt ihr unserer Gesellschaft fern?"
Der Mann antwortete ihm: „Ich bin ein armer Mensch. Mein Erscheinen würde euch keinen Nutzen bringen, noch würde mein Fernbleiben euch schaden. Beschäftigt euch lieber mit wichtigen Leuten."
Diese Antwort brachte ar-Râzi zum Nachdenken, so dass er den Drang verspürte, ihm weitere Fragen zu stellen: „Sagt mir, denn ich bin nun noch neugieriger geworden; warum besucht ihr uns nicht?"
Der Mann sagte: „Ihr sollt gesagt haben, es sei eine Pflicht der Muslime, euch zu besuchen. Wieso soll es den Muslimen eine Pflicht sein, euch zu besuchen?"
„Ich bin einer der Gelehrten des Islams. Wer zu mir kommt, kommt eigentlich nicht meinetwegen, sondern ist ein Gast des Wissens", antwortete ihm ar-Râzi.
„Dann erzählt mir, sagte der Mann, „das Ziel des Wissens ist doch die Gotteserkenntnis. Wie kennt ihr Allah?
„Ich habe mindestens 100 Beweise für Seine Existenz", sagte ar-Râzi.
„Wenn dies so ist, sagte der Mann, „könnt ihr mir sagen, sind Beweise nicht dafür da, um die Zweifel aus dem Weg zu räumen? Ihr müsst also eine Menge Zweifel haben, um diese mit so vielen Beweisen aus dem Weg zu räumen. Dabei hat Allah mir einen solchen Glauben geschenkt, dass sich in meinem Herzen noch nicht einmal ein Zweifel in der Größe eines Atoms befindet.
Nach dieser Antwort folgte ein langes Schweigen. Ar-Râzi erhob sich von seinem