Unter dem Gesetz der Wüste: Erzählung
Von Reinhard Roehle
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Über dieses E-Book
Der junge Archäologe Doktor Geldern forscht im Orient nach Altertümern. Als sein Koch erkrankt, schleicht sich unter falschem Namen ein verräterischer Beduine bei ihm ein, um ihn unterwegs in eine Falle zu locken und auszurauben. Ein abenteuerliches Geschehen um Mord, Raub und Blutrache beginnt …
Reinhard Röhle lebte von 1876 bis 1938. Jahrelang fuhr er zur See. Anschließend verarbeitete er seine Reiseeindrücke zu Büchern.
Coverbild: © Elillustrator / Shutterstock.com
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Buchvorschau
Unter dem Gesetz der Wüste - Reinhard Roehle
Reinhard Roehle
Unter dem Gesetz der Wüste
Erzählung
BookRix GmbH & Co. KG
81371 München
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Reinhard Roehle
Unter dem Gesetz der Wüste
Coverbild: © Elillustrator / Shutterstock.com
Unter dem Gesetz der Wüste
»Aufstehen, Herr! Besuch! Boten vom Scheich Jussuf der Schammar. Er ist Scheich der Scheiche und besitzt viele Hundert Kamele. Sein Stamm ist mächtig. Geh hinaus zu ihnen, denn hier kannst du sie nicht empfangen!«
Trotz guter Kenntnis der Landessprache brauchte der aus dem Schlaf gerissene Europäer eine Weile, ehe er den Sinn der arabischen Worte begriff, die Ibrahim, der älteste seiner eingeborenen Begleiter, rasch heraussprudelte.
Ungläubig schüttelte er den Kopf. »Was habe ich mit einem Beduinenscheich zu tun? Es wird ein Irrtum sein. Frage die Reiter, was sie von mir wollen!«
»Aber Herr« – Ibrahim rang die Hände und seine Stimme überschlug sich fast vor Erregung – »erinnere dich doch! Es war der Sohn des Scheichs, dem du neulich den Arm, vielleicht sogar das Leben gerettet hast. Der Scheich ist reich. Vielleicht schickt er dir ein Geschenk. Der Knochen war in viele Teile gebrochen, und ohne deine Hilfe …«
»Schon gut, ich komme«, schnitt sein Herr den Redestrom ab und sprang vom Lager auf. Er hatte kaum noch an den Vorfall gedacht, den Ibrahim mit diesem unerwarteten Besuch zu frühester Morgenstunde in Verbindung brachte. Zum ersten Male war ihm kürzlich zustattengekommen, dass er in einem Sanitätskursus gelernt hatte, gebrochene Knochen zu schienen. Ein Arzt hätte gewiss sein Werk nicht völlig gutgeheißen, doch bei dem kleinen Beduinentrupp, dem er in der Wüste begegnet war, befand sich offenbar niemand, der dem durch einen Sturz seines Pferdes schwer verletzten jungen Menschen zu helfen verstand.
Und nun sollte der Vater das Bedürfnis verspüren, dem unbekannten Helfer durch ein Geschenk einen greifbaren Beweis seines Dankes zu senden? Das stand nicht gerade im Einklang mit dem Bild, das sich Doktor Geldern aufgrund seiner persönlichen Erfahrungen vom Charakter der Wüstensöhne gebildet hatte. Bei den Ausgrabungen, zu denen der etwa dreißigjährige Gelehrte schon zum dritten Male für eine Reihe von Monaten als wissenschaftlicher Assistent nach Vorderasien berufen worden war, galten Beduinen als die habgierigsten und unzuverlässigsten Eingeborenen, denen gegenüber immer Misstrauen am Platz war.
Aber was mochte die Besucher hergeführt haben?
Seine Neugier verwandelte sich in Staunen, als er, im Schlafanzug ins Freie tretend, den Reitertrupp erblickte, der als eindrucksvolle Gruppe vor dem Eingang des Hauses hielt, das er dank einer Empfehlung zu kurzer Rast in der sonnendurchglühten kleinen Wüstenstadt bewohnte.
Ein tief gebräunter Reiter auf edlem, reinweißem Ross fiel ihm zunächst in die Augen. Seine prächtige Kleidung und das silberbeschlagene Zaumzeug des Pferdes ließen ihn ohne Weiteres als Führer erkennen. Gleich seinen Gefährten trug er ein Gewehr auf dem Rücken, ein krummer Säbel, auf dessen Scheide Edelsteine funkelten, hing ihm an der Seite.
Beim Erscheinen des Europäers flogen alle rechten Hände an die Stirn, und sein Gruß »Marhaba« (Willkommen) weckte ein vielstimmiges Echo.
»Dein Tag sei glücklich, dein Tag sei gesegnet!«, fügte der Anführer hinzu, ohne Miene zu machen abzusteigen.
Der Landessitte gemäß