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KUSS DER SCHAMANENTOCHTER: REVOLTE, VERLORENER SCHATZ UND SCHMUGGLER (BUCH 2: DIVA UNVERZAGT)
KUSS DER SCHAMANENTOCHTER: REVOLTE, VERLORENER SCHATZ UND SCHMUGGLER (BUCH 2: DIVA UNVERZAGT)
KUSS DER SCHAMANENTOCHTER: REVOLTE, VERLORENER SCHATZ UND SCHMUGGLER (BUCH 2: DIVA UNVERZAGT)
eBook444 Seiten5 Stunden

KUSS DER SCHAMANENTOCHTER: REVOLTE, VERLORENER SCHATZ UND SCHMUGGLER (BUCH 2: DIVA UNVERZAGT)

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Über dieses E-Book

Vor dem Hintergrund des schroffen Sangre de Cristo-Gebirges hofft die aufstrebende Diva SYLVIA MAZZONI, ihr Debüt an der Santa Fe Opera und ein romantisches Wiedersehen mit ihrem Liebhaber, dem Washingtoner Anwalt ROLF KELLER, zu verbinden. Aber Rolfs alter Erzfeind vom Jurastudium, CHARLES SLATER, der jetzt Archäologe ist, stört ihr Rendezvous. Er ist auf der Flucht vor skrupellosen Antiquitätenhändlern, die hinter seinen jüngsten Funden prähistorischer indianischer Artefakte her sind.

 

Nachdem Slater unter mysteriösen Umständen verschwunden ist, stürzt sich Rolf in die Wildnis von New Mexico, um nach ihm und seiner unschätzbaren Beute zu suchen. Bald befindet er sich auf der verzweifelten Flucht nicht nur vor den Waffen von mörderischen Schmugglern, sondern auch vor dem FBI.

 

Als die ursprüngliche Sopranistin, die für die Rolle der Tosca engagiert wurde, stimmliche Probleme entwickelt, soll Sylvia als Ersatz in letzter Minute einspringen: eine gewaltige Herausforderung, bedeute es doch einen riesigen Karrieresprung. Um das anspruchsvolle Santa-Fe-Publikum zu beindrucken und sich damit die Türen zu den führenden Opernhäusern der Welt zu öffnen, muss sie ihr Letztes geben. Doch die Schmuggler, die vor nichts zurückschrecken, um Slaters kostbaren Antiquitäten in die Hände zu bekommen, nehmen sie und Rolf ins Visier.

 

Während Sylvia und Rolf die kryptischen Hinweise enträtseln, die Slater hinterlassen hat, stoßen sie auf die faszinierende Legende von der jungen Tochter eines Schamanen, TEYA, die eine entscheidende Rolle beim Pueblo-Indianer-Aufstand von 1680 gegen die spanischen Unterdrücker spielte und vielleicht den Schatz eines verlorenen Pueblos verbarg.

 

Jetzt, drei Jahrhunderte später, kreuzen sich die Wege von Teya, Sylvia und Rolf in diesem fesselnden Geschichtsthriller, in dem es um archäologische Verbrechen, Geschichte des amerikanischen Südwestens und große Oper geht.

 

Englische Ausgabe: Kiss of the Shaman’s Daughter - Revolt, Lost Treasure, and Smugglers (Book 2: Diva Undaunted); 2022 Arizona Authors Association Literary Contest: Second Place

 

Auch von Peter Bernhardt:

 

Die Stasi-Akte―Oper und Spionage: Eine Tödliche Kombination (Buch 1: Diva Unverzagt)

Englische Ausgabe: The Stasi File―Opera and Espionage: A Deadly Combination (Book 1: Diva Undaunted), 2011 Amazon Breakthrough Novel Award Quarterfinalist; 2022 Arizona Authors Association Literary Contest: First Place

 

Roter Romeo - Stasi Gigolos und die Spionjägerin von Deutschland (Inspiriert durch tatsächlich zugetragene Ereignisse)

Englische Ausgabe: Red Romeo - Stasi Gigolos and the Spy Hunter of Germany (Inspired by Actual Events)

 

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum11. Dez. 2020
ISBN9783748767992
KUSS DER SCHAMANENTOCHTER: REVOLTE, VERLORENER SCHATZ UND SCHMUGGLER (BUCH 2: DIVA UNVERZAGT)
Autor

Peter Bernhardt

As I approached my prime, I developed the powerful urge to write thrillers. My wife harbored the absurd suspicion midlife crisis had struck. I was bound in those days to courtroom and desk at the U.S. Attorney’s Office, so my dream remained just that for a long time. When I retired, though, we moved to Arizona and I took things in hand by enrolling in a workshop for wannabe authors.The workshop was a bust, but it did push me into tackling my first book, The Stasi File – Opera and Espionage: A Deadly Combination, in which I wove together the unlikely combination of my German upbringing, a lifelong love of opera and my experiences as an attorney. Soon the challenge of creating characters and building an intriguing plot filled my waking hours, and a few sleeping ones too. “My” characters and their actions took over, leaving me to serve as their scribe and menial servant. I was on my way and what a journey it has been!In The Stasi File: Opera and Espionage—A Deadly Combination, a Washington trial lawyer and his former lover, an aspiring opera diva, are drawn into an assassination plot by a Stasi General desperate to prevent the collapse of the East German police state after the fall of the Berlin Wall. A quarterfinalist in the 2011 Amazon Breakthrough Novel Award, The Stasi File was named a finalist for Book of the Year and ranked a bestseller on the former British-Arts-Council sponsored critique site YouWriteOn. Reader comments compare the novel with those of Clancy, Ludlum and Follett.The sequel, Kiss of the Shaman’s Daughter, pits Stasi File protagonists, Sylvia and Rolf, against ruthless smugglers of Indian artifacts during Sylvia’s engagement at the Santa Fe Opera, interweaving as subplot the story of a shaman’s young daughter, Teya, who played a crucial in the Pueblo Indian Revolt of 1680 against the Spanish, and perhaps concealed the legendary treasure of a lost pueblo.The fierce Cold War espionage battle between East– and West Germany inspired me to write Red Romeo, in which West Germany’s premier spy hunter, ambitious Sabine Maier, faces off against ruthless Stasi General Werner Heinrich. Sabine has filled half a prison with communist spies, while Heinrich is the mastermind behind an army of spy gigolos who prey on lonely women working in the West German government’s most secret divisions. Caught in the middle is ladies’ man Stefan Malik, a reluctant Romeo, forced to do the general’s bidding or rot in a Stasi prison.

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    Buchvorschau

    KUSS DER SCHAMANENTOCHTER - Peter Bernhardt

    Titel

    KUSS DER SCHAMANENTOCHTER

    REVOLTE,

    VERLORENER SCHATZ

    UND SCHMUGGLER

    BUCH 2

    DIVA UNVERZAGT

    Copyright ©2020 Peter Bernhardt

    Titel der englischen Originalausgabe:

    Kiss of the Shaman’s Daughter

    Revolt, Lost Treasure, and Smugglers

    Book 2

    Diva Undaunted

    Second Place

    2022 Arizona Authors Association Literary Contest

    Copyright ©2010 Peter Bernhardt

    Alle Figuren, Organisationen und Vorgänge in diesem Roman sind entweder ein Produkt der lebhaften Fantasie des Autors oder fiktional verwendet.

    Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk darf weder in Teilen noch im Ganzen ohne die vorherige schriftliche Zustimmung des Autors genutzt oder reproduziert werden, abgesehen von kurzen Auszügen, die in Besprechungen oder Literaturkritik zitiert werden.

    https://sedonauthor.com

    Auflage 2020

    Übersetzung ins Deutsche vom Autor

    Für Marilyn

    Ich möchte mich herzlich bei den Mitgliedern der Sedona Writers Critique Group, des Internet Writing Workshops und meinen Betalesern für ihre konstruktive Kritik bedanken, die diesen Roman ungemein verbesserte.

    Fachkundige Beratung von Kerry Taliaferro, vormaliger Korrepetitor an der Suttgarter Oper, und Ed Garrett, Archäologe, ermöglichte es mir authentisch über Oper, Archäologie, die Pueblo Indianer und indianische Kultur zu schreiben.

    Besonders dankbar bin ich für Marilyns scharfe Einsichten die mich zu höchsten Leistungen anspornten, für ihr wohlüberlegtes Feedback bei der Geburt jedes Kapitels und für ihre standhafte Unterstützung.

    Günter Forster feilte an meinen deutschen Sprachfähigkeiten, die nach über fünzig Jahren in den USA etwas eingerostet sind, wofür ich mich herzlich bedanke.

    Prolog

    Er ergreift ihre Hand, zieht sie durch die Eingangstür und tritt schnell hinter sie. Er schubst sie vorwärts in den Raum und lässt den schweren Türriegel hinter ihnen einschnappen. Sie fühlt sich im dämmrigen Raum gefangen und schaut sich in Panik um. Auf den ersten Blick kann sie nur ein paar schmale Lichtstrahlen zwischen Brettern an einer Wand erkennen, die eine ehemalige kleine Öffnung abdecken. Könnte sie vielleicht die Bretter losreißen und entfliehen?

    Während ihre Augen sich dem fahlen Licht anpassen, bemerkt sie seinen lüsternen Blick. Er streckt seine Hand aus. »Weißt du, was das ist?«

    »Samen der Sonne«, antwortet sie automatisch.

    »Gib mir deine Hand.«

    Sie gehorcht.

    »Das ist ein goldenes Armband.« Er schiebt es auf ihr Handgelenk. »Du kannst es tragen, immer wenn du mich hier besuchst, aber du darfst es nicht mitnehmen.«

    Das anmutige, goldene Armband sieht atemberaubend auf ihrer dunklen Haut aus, aber das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um von schönen Dingen abgelenkt zu werden.

    »Ich bin dein Freund.« Er legt seine Hand auf ihr Handgelenk. »Wenn du ein gutes Mädchen bist, wird es dir und deiner Familie gut gehen. Hast du verstanden?«

    Sie versteht das nur zu gut und spielt auf Zeit. »Ich möchte Ihnen von morgen erzählen.«

    Seine Finger schließen sich eng um ihr Handgelenk und er zieht sie gewaltsam an sich. »Erzähl es mir später. Es gibt etwas, das nicht bis morgen warten kann.«

    Sie wendet ihr Gesicht gerade rechtzeitig ab, um seinen Lippen auszuweichen. Sie versucht, ihn wegzustoßen. Sie ist jung und kräftig, aber die Größe und die Lust des Wüstlings machen ihn stärker. Mit einem Arm um ihre Taille drückt er sich gegen ihren Körper. Ihre schmerzenden Brüste lassen sie zurückschrecken, und sie spürt, wie er unter ihrer Manta fummelt.

    Verzweifelt taumelt Teya und stößt an einen Tisch. Er drückt sie dagegen und zwingt sie, sich rückwärts zu beugen. Während sie aus dem Gleichgewicht gerät, lässt er seine Hand ihren Oberschenkel hinaufgleiten und erforscht gierig die weichen Falten ihres Fleisches. Ihre Kehle schnürt sich zu und erstickt den Schrei, der in ihr aufsteigt. Sie kann ihn nicht aufhalten.

    Dann durchströmt sie eine starke Welle von Entschlusskraft und Stärke. Ich bin die Tochter eines Schamanen und Nachkomme eines stolzen Volkes. Ich werde diesem schrecklichen weißen Mann nicht nachgeben. Wenn ich muss, werde ich ihn bis zum Tod bekämpfen.

    Kapitel 1: Das Wiedersehen

    Santa Fe, New Mexico, Montagnachmittag, 6. August 1990

    Sobald er das Sandia Hotel erreichte, hörte Charles Slater auf zu laufen. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und suchte die Straße hinter sich ab. Keine Spur von den zwei Männern, die ihm gefolgt waren, sondern nur Touristen die durch die Innenstadt von Santa Fe bummelten. Er betrat die Hotellobby, wo ein großes Banner über dem Empfang die Archäologen von New Mexico willkommen hieß. Da er spät dran war, eilte er zu den Tagungsräumen. Ein Schild an der Tür des Santa Clara Raumes kündigte einen Vortrag über die Aufstände der Puebloindianer an. Slater ging hinein.

    Obwohl der rost-orangefarbene Teppichboden seine Schritte zum nächsten Stuhl abdämpfte, drehten sich ein paar Leute in der hinteren Reihe um. Er musterte den Raum—sieben Reihen mit jeweils weniger als zehn Stühlen, kein Mittelgang, zwei Hinterausgänge. Nicht gut, außer es gab noch einen anderen Weg hinaus. Er entspannte sich ein bisschen, als er vorne ein Notausgangskennzeichen über einer Nebentür erspähte.

    Der Dozent, graues Haar und dicke Brillengläser, war kaum über dem Pult sichtbar, las mit eintöniger Stimme aus einem Manuskript vor. Die Zuhörer kämpften offensichtlich gegen Langeweile an. Doch Slater langweilte sich nicht. Er schaute andauernd auf die Hinterausgänge. Gerade als er dachte er hätte seine Verfolger abgehängt, trat ein stämmiger Kerl durch die linke Hintertür herein und blieb dort stehen. Slater beobachtete die andere Seite. Sein Magen krampfte sich zusammen, als er einen glatzköpfigen Mann in Jeans erblickte, der den rechten Hinterausgang bewachte.

    Er hatte beide vorher unter den Scharen von Touristen gesehen, die sich das riesige Angebot an indianischem Schmuck auf der Santa Fe Plaza anschauten. Sie waren ihm mehrmals über den Weg gelaufen und als sie wieder auf einer Nebenstraße von der Plaza auftauchten, wurde ihm klar, dass sie ihm auf der Spur waren. Ihre Gegenwart an beiden Hinterausgängen schloss die Möglichkeit aus, es handele sich um Zufall. Wer waren diese Kerle und was hatten sie herausbekommen?

    Slater unterdrückte den Drang, rasch die zwölf Meter zum Notausgang zu eilen. Um die aufsteigende Panik zu mindern, atmete er einmal tief durch, und dann nochmal. Er wischte sich erneut den Schweiß von der Stirn, stand auf und näherte sich dem Podium. In sein Manuskript vertieft, las der Dozent weiterhin eintönig vor, bis das Germumel der Zuhörer seine Aufmerksamkeit erregte. Als er aufschaute, hob Slater die Hand.

    Der Dozent wies ihn ab. »Fragen erst zum Schluss, bitte.«

    Drei Meter bis zum unbewachten Notausgang. Slater rannte zu der Tür und drückte auf die Stahlstange. Aus dem Augenwinkel bemerkte er ein Durcheinander am hinteren Ende des Raumes. Er stürmte so heftig durch die geöffnete Tür, dass er auf die Flur Wand aufprallte. Der Knall, mit dem die Tür zuschlug dröhnte im ganzen Gang nach. Putzschichten prasselten auf ihn ein. Er rappelte sich hoch und stieß gegen einen Tisch und Stühle, die entlang der Wand standen. Mit großer Anstrengung schob er den schweren Tisch vor die Tür, schnappte sich einen Stuhl und keilte ihn zwischen dem Tisch und der gegenüberliegenden Wand ein. Genau in diesem Moment sprang die Tür einen Spalt auf und krachte gegen die Barrikade.

    Slater hörte zwei zornige Männerstimmen. Höchstens eine Minute bis seine Verfolger durch die Hinterausgänge kamen. Er floh den Gang hinunter zur Lobby Bar. Da konnte er sich nicht verstecken. Er spurterte durch die Lobby, an mehreren Wandtelefonen und dem Hotelrestaurant vorbei, bis er eine Tür am hinteren Ende eines Flurs erreichte. Das müsste ein Ausgang sein. Er drückte die Klinke herunter. Da nichts geschah, warf er seine Schulter gegen die Stahltür. Sie rührte sich nicht.

    In die Lobby zurückkehren war zu riskant. Das Restaurant war seine einzige Hoffnung. Mit wenigen Schritten erreichte er eine Glastür, weiß beschriftet Chez Paul. Er öffnete die Tür und trat herein. Die meisten Tische waren mit Gästen besetzt, die ein spätes Mittagessen genossen. Vielleicht ein andermal hätte Slater die gemütliche Atmosphäre und die gedämpften Unterhaltungen als angenehm empfunden, doch heute nicht.

    Die Empfangsdame kam ihm entgegen. »Haben Sie reserviert, Sir?«

    »Äh . . . nein. Ich treffe mich mit einem Freund. Darf ich mich mal umschauen?«

    »Aber selbstverständlich.«

    Er lief um die Tische herum und gab vor, er suche nach jemanden. Auf dem Weg zum Ausgang auf die Straße, ging er an einer Tür zu einem Nebenraum vorbei. Sie könnte zu einem sicheren Versteck führen während seine Verfolger durch das Restaurant liefen und die Straße absuchten. Einer inneren Stimme folgend, öffnete er die Milchglastür.

    Eine attraktive junge Frau mit langem, dunklem Haar, das auf ihre rote Bluse fiel, legte ihre Gabel hin. Als sich ihr Begleiter umdrehte, starrte ihn Slater fassungslos an. Obwohl sein Haar jetzt braun und nicht mehr blond war und er sich seit dem Jurastudium einen Schnurrbart wachsen ließ, erkannte Slater sofort Rolf Keller, der Mann der ihm sein Diplom gekostet hatte. Verdutzt trat er ein und schloss die Tür hinter sich.

    ♫ ♫ ♫

    Rolf starrte den Eindringling an: Er war schlank, trug eine ausgebeulte Cargohose, dazu ein marineblaues Freizeithemd. Sein Gesicht war sonnengebräunt und nicht mehr blass wie damals während dem Jurastudium. War das wirklich Charles Slater, sein ehemaliger Klassenkamerad, der Wochen vor dem Abschluss der Schule verwiesen wurde?

    »Das gibt’s doch nicht―Rolf Keller, mein Kumpel vom Jurastudium«, sagte Slater, nach Luft ringend.

    Immer noch derselbe Klugscheißer dachte Rolf, während er um Fassung rang. »Was machst du denn hier?«

    Sylvia schaute ihn verwundert an. War sie wegen der Unterbrechung oder seinem Versäumnis den Eindringling vorzustellen verärgert?

    Slater setzte sich auf einen Stuhl, immer die Tür im Blick, und wandte sich Sylvia zu. »Ich heiße Charles Slater.«

    »Sylvia Mazzoni.«

    »Was führt euch nach Sante Fe?«, fragte Slater.

    »Sylvia singt in der Oper«, sagte Rolf. »Wie steht’s mit dir? Hast du gewußt, dass ich hier bin?«

    »Nein, reiner Zufall . . . doch bin ich froh, dass ich hier hereingestolpert bin. Ich sitze etwas in der Klemme, und du bist vielleicht gerade der den ich brauche.«

    »Machst du Witze?«

    Sylvia starrte sie beide an. »Wollt ihr mir etwa verraten, was hier vorgeht? Was habt ihr gegeneinander?«

    »Ich wurde fälschlich beschuldigt, ich hätte meinen Artikel für die juristische Fachzeitschrift plagiiert und Rolf war der Chefredakteur. Daraufhin bin ich aus Brandenburg Law School hochkantig rausgeflogen.«

    »Das stimmt nicht, und das weißt du auch.«

    Slater hob die Hand. »Du kannst ihr deine Version später erzählen. Du weißt genau, dass ich ungerecht behandelt wurde. Nur zwei Wochen bis zum Abschluss, und sie haben mich entlassen wegen etwas, das ich nicht getan habe.« Er deutete auf ihre Teller. »Bitte esst weiter.«

    Sylvia betrachtete ihr Lachsfilet, aber machte keine Anstalten ihr Besteck in die Hand zu nehmen. Rolf ignorierte sein halbgares Filet Mignon. Den Appetit verloren, legte er das Messer und die Gabel weg. Das war’s wohl mit einem intimen Rendezvous, das er für dieses Wiedersehen mit Sylvia geplant hatte.

    Mit dem Gedanken er könnte vielleicht das Beste aus dieser heiklen Situation machen, fragte er beiläufig: »Also welches Studium hast du dann gewählt?«

    »Ich bin ein . . .« Slater starrte an ihm vorbei.

    Rolf drehte sich um. Eine Bedienung stand am Eingang und sah Slater an. »Darf ich Ihnen eine Speisekarte bringen?«

    »Nein, danke.«

    Die Bedienung zuckte mit den Achseln und zog die Tür hinter sich zu.

    Slater atmete tief durch. »Ich bin Professor für Archäologie in der Abteilung Anthropologie an der Universität in Albuquerque. Aber während den Semesterferien wohne ich hier in Santa Fe.« Er betrachtete Rolf. »Ich muss wirklich dringend mit dir sprechen.« Er zögerte und sah kurz zu Sylvia hinüber.

    Als Rolf nicht reagierte, fuhr Slater fort: »Ich habe schon immer die Geschichten über verlorene Schätze aus der spanischen Kolonialzeit bezweifelt, aber über das Wochenende musste ich meine Meinung vollkommen ändern.«

    Rolf setzte sein Glas abrupt ab.

    Slater blickte auf Rolf, dann auf Sylvia, dann im Raum umher. Rolf bemerkte Sylvias fragenden Blick. Rolf spürte aufsteigende Skepsis, als er sich an Slaters verschlagenes Benehmen während dem Jurastudium erinnerte.

    Slater lehnte sich nach vorn. »Ich habe einen Fund gemacht . . . nun ja, sagen wir mal ein einzigartiger Fund, was ich nie für möglich gehalten hätte.«

    »Ich bin Anwalt, Sylvia ist Opernsängerin, und du bist der Experte. Warum sagst du uns das alles?«

    »Weil ich in der Klemme sitze. Mir sind zwei Schlägertypen auf den Fersen. Ich muss sie abschütteln. Deshalb bin ich hier reingeplatzt.«

    »Wer ist hinter dir her und aus welchem Grund?«

    Slater hatte anscheinend die Frage nicht gehört. Er starrte über Rolfs Schulter auf die Tür. Dann huschten seine Augen wie wahnsinnig im Raum umher. Rolf drehte sich um. Die Glastür zeigte einen verschwommenen Umriss von drei sich nähernden Gestalten.

    Rolf wandte sich um. Slater saß wie erstarrt auf dem Stuhl.

    »Schnell. Unter den Tisch!«

    Slater duckte sich unter das weiße Tischtuch, das fast bis zum Boden hing. Rolf winkte Sylvia zu sich heran. Die Tür öffnete sich. Die Empfangsdame stand mit zwei Männern auf der Schwelle.

    Verlegenheit vortäuschend, nahm Rolf die Hand von Sylvias Schulter weg. »Wie wär’s wenn Sie anklopften, bevor Sie hier hereinplatzten?«

    »Es tut mir leid, Sir. Die Gentlemen hier suchen dringend nach jemandem.«

    Die zwei Männer—der eine kräftig mit blondem Haar, der andere muskulös und glatzköpfig—kamen Rolf nicht als Gentlemen vor.

    Der blonde Mann präzisierte: »Mitdreißiger, schlank, trägt Khakis, marineblaues Hemd. Haben Sie ihn gesehen?«

    Rolf schüttelte den Kopf. »Nein, haben wir nicht. Wie man unschwer erkennen kann, haben wir keinen Besuch nötig.«

    Die Empfangsdame schaute verblüfft. Falls die Bedienung ihr von dem Besucher erzählt hatte, ließ sie sich nichts davon anmerken. »Entschuldigen Sie die Störung.«

    Der Blonde blockierte die Tür und schaute sich gründlich um. Rolf konnte Slaters Atem hören. Gerade als er dachte, die anderen hätten es auch gemerkt, traten die drei von der Tür zurück und gingen.

    Slater kroch mit hochrotem Kopf unter dem Tisch hervor. Er stützte sich am Tischbein und verhakte sich dabei am Tischtuch. Die Gläser tanzten und verschütteten das Wasser auf den Tisch. Slater setzte sich wieder, behielt aber die Tür im Auge.

    Er atmete auf. »Das war knapp. Danke.«

    Mit ihrer Serviette wischte Sylvia den Wasserfleck weg. Rolf sah über den feuchten Fleck vor sich hinweg. »Die kamen mir wie Gangster vor. Warum gehst du nicht zur Polizei?«

    »Vielleicht sollte ich.« Er hielt für einen Moment inne, dann fragte er: »Rolf, wie lange bleibst du in New Mexico? Ich brauche wirklich dringend Hilfe.«

    »Wenn du juristischen Rat über Archäologie suchst, dann bist du an den Falschen geraten. Das ist ein Fach, von dem ich nichts verstehe.«

    »Das ist es nicht. Irgendjemand hat Wind davon bekommen, dass ich einen großen Fund gemacht habe und hat die Schlägertypen auf mich gehetzt. Hör mal, Rolf, normalerweise würde ich dich nie um Hilfe bitten, aber es muss einen Grund dafür geben, dass ich auf dich hier gestoßen bin. Ich bin in arger Not, und ich bitte dich: hilf mir aus der Klemme. Zumindest, denk doch darüber nach. Was beim Jurastudium passiert ist, das wäre vergeben und vergessen—reiner Tisch gemacht.«

    »Zum Vergeben gibt es gar nichts«, blaffte Rolf. Doch wie schnell Slater seine Fassung wiedererlangt hatte nachdem er mit knapper Not entkommen war―das verlangte Rolfs Respekt, egal wie sehr er sich dagegen wehrte. Außerdem wäre Sylvia mit der Theaterprobe voll ausgelastet, sodass er viel freie Zeit zur Verfügung hätte, um sich mit so etwas Ungewöhnlichem zu befassen.

    Also konnte Rolf seine Neugierde als Prozessanwalt nicht zügeln. »Aber ich bin bereit, dir zuzuhören.«

    »Aber nicht hier.« Slater schaute auf seine Uhr. »Jetzt ist es zwei. Kannst du mich um vier bei meiner Bank treffen? Ich muss dir etwas zeigen.« Er holte einen Kuli hervor und schrieb auf eine Papierserviette, welche er Rolf reichte. »Das ist die Adresse.«

    »Ich überleg’s mir«, sagte Rolf.

    Slater ging zur Tür, öffnete sie einen Spalt, und sah hinaus. Dann drehte er sich um. »Wir sehen uns um vier.« Er warf Sylvia einen Blick zu. »Euch beide.«

    Mit einem unheimlichen Geräusch zog er die Tür hinter sich zu. Passend für einen Geist aus der Vergangenheit, dachte Rolf.

    Kapitel 2: Die Wiedergutmachung

    Santa Fe, Montagnachmittag, 6. August 1990

    Nachdem er die Tür hinter sich zugemacht hatte, überprüfte Slater das Restaurant. Von seinem Beobachtungsstand hinter einer getopften Birkenfeige bemerkte er mehrere leere Tische. Die Mittagsmahlzeit war fast vorbei. Da er nichts Außergewöhnliches wahrnahm, trat er hinter dem Baum hervor und steuerte auf den Ausgang auf die Straße zu, blieb dann aber stehen, als die Empfangsdame auf ihn zukam.

    Sie starrte ihn an. »Zwei Männer haben vorher nach Ihnen gesucht. Ich wusste gar nicht, dass Sie noch da sind, Sir.«

    »Danke für Ihre . . . Diskretion.«

    Sie nickte.

    »Sind die Männer weg?«

    »Ja.«

    »Haben Sie zufällig bemerkt, in welche Richtung sie gegangen sind?«

    Sie zögerte; offensichtlich überlegte sie, was sie ihm sagen wollte. Schließlich sagte sie: »Der eine ging zur Lobby zurück. Der andere lief auf die Straße hinaus.«

    Wie konnte er von hier unentdeckt wegkommen wenn beide Ausgänge bewacht waren? Er zog einen Zwanzig-Dollar-Schein aus seiner Brieftasche.

    Mit einem verlegenen Lächeln nahm sie das Geld. »Hier entlang.«

    Er folgte ihr durch zwei große Schwingtüren in die Küche. Sie gingen um geschäftige Köche herum. Schwarze Kochtöpfe verströmten einen Geruch von Knoblauch und Zwiebel. Niemand schenkte den beiden Beachtung. Sie stieß eine Tür auf. Er hastete an ihr vorbei und fand sich in einer Sackgasse wieder, vollgepackt mit zwei riesigen Müllcontainern.

    Er gab Acht, damit er nicht auf dem mit Küchenabfällen vermüllten Asphalt ausrutschte, und wandte sich um, danke zu sagen. Doch die Tür war verschlossen.

    Besorgt er könnte in der Sackgasse in der Falle sitzen, eilte er auf den einzigen Ausgang zu. Kurz vor dem Gehweg hielt er an und schaute in beide Richtungen. Tatsächlich, im Schatten einer gegenüber dem Restaurant gelegenen Nische lauerte der Glatzköpfige.

    Slater wartete auf eine sich nähernde Fußgängergruppe. Damit er sie nicht verunsichern würde, nickte er dem Paar an der Spitze zu und trat heraus. Er benutzte sie als Schild, indem er mehrere Schritte voraus ging. Sobald er um die nächste Ecke bog, duckte Slater sich in einen Ladeneingang weg und beobachtete die Straße. Er wartete einige Minuten um sicher zu stellen, dass er nicht verfolgt wurde.

    Dann ging er mit schnellen Schritten zur Bank, um notwendige Vorbereitungen zu treffen, bevor Rolf und Sylvia eintrafen. Je mehr er über seine Verfolger nachdachte, umso mehr gelangte er zu der Überzeugung, dass er konkrete Pläne schmieden musste.

    Vielleicht war es ja ein gutes Vorzeichen, dass nach so vielen Jahren sich seine Wege mit Rolf gekreuzt hatten. In den letzten neun Jahren musste Slater sich ungern eingestehen, dass er es versäumt hatte mehrere Quellen in seinem Artikel für die juristische Fachzeitschrift zu zitieren. Trotzdem, es war doch nicht solch ein Plagiat gewesen, das seinen Schulverweis nur Wochen bevor dem Abschluss rechtfertigte. Und Rolf, als Chefredakteur, hätte es gewiss kategorisch ablehnen können, die Angelegenheit an den Dekan zu verweisen.

    Slater grübelte immer noch als er die Bank betrat und der jungen Kassiererin sagte, er müsste sofort Herbert Stanford sprechen. Er ließ sich in einen Sessel fallen und fragte sich ob Rolf und Sylvia wohl aufkreuzen würden. Slater ahnte, dass Rolf sein Verhalten in der Plagiat-Angelegenheit bereute, aber reichte dies aus, um ihm behilflich zu sein?

    Bevor er das Problem durchdenken konnte, kam Herbert Stanford den Gang entlang, und Slater konzentrierte sich darauf, welche Vorbereitungen er treffen musste.

    ♫ ♫ ♫

    Sylvia beobachtete wie Rolf ungläubig den Kopf über die groteske Störung schüttelte. Vielleicht könnte sie seine mürrische Laune vertreiben, indem sie ihn neckte. »Wer hätte das gedacht? Ein sittenstrenger Anwalt mit einer hochinteressanten Vergangenheit. Hast du wirklich den Verweis deines Schulkameraden herbeigeführt?«

    Es hatte tatsächlich geklappt. Rolfs Gesicht entspannte sich ein bisschen. »Nein. Der Dekan hat das getan.«

    »Aber Slater hat dir die Schuld zugeschrieben?«

    »Ja. Ich war der Chefredakteur, und er empfand ich hätte die Verweisung seines Falles an den Dekan verhindern können. Und vielleicht hatte er nicht ganz Unrecht.«

    »Aber der Dekan hat ihn für schuldig befunden und von der Schule verwiesen?«

    Rolf nickte. »War von vornherein festgestanden. Der Dekan konnte ihn nicht ausstehen.«

    »Und trotzdem hast du deswegen ein schlechtes Gewissen?« Sylvia berührte seinen Arm.

    »Ich schätze schon. Slater hat einen Artikel eingereicht mit Passagen von mehreren Quellen, die er nicht zitierte. Ich hielt es mehr für Fahrlässigkeit als absichtliches Plagiat, aber trotzdem entschied ich mich zusammen mit den anderen Redakteuren den Fall an den Dekan zu überweisen. Im Nachhinein bereue ich, dass ich den anderen zugestimmt hatte, obwohl ich Slater nicht leiden konnte. Auf jeden Fall hat er mir Rache geschworen.«

    »Glaubst du, es war ihm ernst damit?«

    »Damals wohl schon, aber ich dachte, er hätte es im Laufe der Jahre vergessen. Ich habe mir die größte Mühe gegeben nicht daran zu denken.« Er drückte ihr die Hand. »Aber lass uns von etwas angenehmeren sprechen. Du hast mir gerade von deiner Theaterprobe erzählt, als Slater hereingeplatzt ist.«

    Sie erwiderte seinen Handdruck. »Du wirst es nicht für möglich halten, aber es könnte sein, dass ich Tosca singen werde«, sagte sie voll Begeisterung.

    Rolf klappte die Kinnlade herunter. »Die Titelrolle?«

    »Jawohl, Floria Tosca.«

    »Aber ich verstehe nicht. Du wurdest für die Rolle der Micaëla in Carmen engagiert.«

    »Sie müssen eine Sopranistin aus New York, die abgesagt hat, ersetzen. Es wird geheim gehalten, aber ich habe gehört, ihre Stimme leidet an Überanstrengung.«

    »Hast du Tosca schon mal gesungen?«

    »Nein, aber ich kenne es gut. Ich habe die Rolle in der Stuttgarter Opernschule studiert, und ich war die Zweitbesetzung an mehreren deutschen Opernhäusern, bin aber nicht zum Zug gekommen, einzuspringen.« Sie schaute ihm in die Augen. »Rolf, verstehst du, was das für meine Karriere bedeuten könnte? Vorausgesetzt, sie teilen mir die Rolle zu und ich kann sie begeistern.«

    »Starruhm.« Er lächelte. »Aber was ist mit Micaëla? Du singst doch bestimmt nicht in beiden Opern, oder?«

    Sie schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. Falls ich tatsächlich Tosca singen darf, lassen sie wahrscheinlich einen Sopran aus ihrem Opernstudio-Programm die Rolle der Micaëla übernehmen.«

    Er umarmte sie und zog sie sanft an sich. »Herzlichen Glückwunsch, meine Diva«, flüsterte er und küsste sie flüchtig aufs Ohr.

    Einen Augenblick lang schmiegte Sylva sich an ihn, dann wich sie zurück. »Verhexe mich nicht. Für Glückwünsche ist es allzu früh.«

    »Wann wirst du es erfahren?«

    »Wahrscheinlich nach der Probe morgen früh mit dem stellvertretenden Dirigenten. Wir werden heute zusammen zu Abend essen. Ich habe ihm von deiner Leidenschaft für die Oper erzählt, und er hat gesagt, du sollst auch mitkommen.«

    »Ich wäre nicht im Weg?«

    »Nein, ich glaube er will einfach miteinander bekannt werden. Die Nagelprobe wird morgen früh sein.« Sie zögerte, als ob sie die richtigen Worte suchen würde. »Rolf, du siehst ein, wie sich das auf unsere geplante romantische Zeit in Santa Fe auswirkt. Falls ich die Rolle bekomme, muss ich jeden verfügbaren Augenblick aufs intensivste proben. Tosca ist bei weitem anstrengender als Micaëla.«

    »Aber gewiss kannst du trotzdem Zeit für uns nehmen, oder?«

    Er machte ein bestürztes Gesicht.

    »Rolf, während der letzten paar Monate gab es keinen Tag, an dem ich nicht an unser Wiedersehen gedacht habe.« Sie küsste ihn flüchtig auf die Wange. »Ich verspreche dir, Zeit für uns zu finden, komme, was da wolle.«

    »Toll.« Er umarmte sie für einen Augenblick fest. »Ich weiß, du musst dein Letztes geben und die Gelegenheit ausnützen.«

    »Ich habe gehofft, du würdest es verstehen.«

    Seine Mundwinkel zeigten ein leichtes Lächeln an. »Außerdem könnte mein Kumpel vom Jurastudium und seine Zwangslage mich auf Trab halten. Ich kann’s kaum erwarten herauszufinden, was so besonders an seinem Fund ist. Er muss riesig sein.«

    »Du kannst es doch nicht ernst meinen. Ich traue ihm nicht, und ich dachte, du auch nicht.«

    Rolf schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht an Zufälle. Bei all den vielen Restaurants in Santa Fe musste Slater ausgerechnet hier hereinstolpern. Das ist doch höchst unwahrscheinlich.«

    Sie schaute ihn kritisch an. »Was willst du damit sagen?«

    »Ich mein ja bloß, wahrscheinlich hat es seinen Grund, dass wir nach all dieser Zeit uns wiedergetroffen haben. Nach meinem AA-Programm, sobald ich bereit bin, den neunten Schritt zu tun, bietet meine höhere Macht mir die Gelegenheit dazu.«

    »Möchtest du eine Scharte auswetzen?«

    Rolf nickte. »Ich hatte die Gelegenheit dir Wiedergutmachung zu leisten, als wir in Ostdeutschland um unser Leben rannten. Es war bestimmt kein Zufall, dass mein Chef mich letztes Jahr dorthin geschickt hat. Ebenso wenig ist es, dass ich hier auf Slater gestoßen bin.«

    »Mag sein, aber ich habe ein schlechtes Gefühl bei dieser Sache. Vielleicht sollten wir lieber nicht zur Bank gehen.«

    »Sylvia, hör mir zu. Um mein AA-Programm zu praktizieren, muss ich die Sache wieder ins rechte Lot bringen. Wenn ich das nicht mache, kann es gut sein, dass ich wieder zu trinken anfange.«

    Rolfs Inbrunst überzeugte sie. »Dagegen lässt sich nichts sagen, aber wenn du gehst, dann komme ich mit.«

    »Bist du dir da ganz sicher?«

    Sie hielt seinem Blick stand. »Aber klar doch.«

    Er schaute auf die Uhr. »Na gut, dann gehen wir halt in unser Zimmer zurück.«

    Sie war im Begriff, darauf hinzuweisen, dass sie ein paar Stunden Zeit hatten, als Rolf sie bei der Hand nahm und meinte: »Schließlich ist Slater nicht der Grund dafür, dass wir in Santa Fe sind.«

    Sylvia neckte ihn. »Du meinst meinen Opernauftritt?«

    Bevor Rolf mit dem Geplänkel fortfahren konnte, kam die Bedienung mit der Rechnung. Während er bezahlte, dachte Sylvia an ihre Verabredung mit Slater zurück. Vielleicht sollte sie es sich anders überlegen, aber sie war neugierig, warum er sie ausdrücklich ersucht hatte mitzugehen. Sie schob diese Gedanken beiseite, und Händchen halten gingen beide zum Hotelzimmer.

    ♫ ♫ ♫

    High Desert National Bank mit ihrer Fassade aus Glas und Stahl stand in starkem Kontrast zum Ambiente der Plaza. Zu modern und nicht in Harmonie mit Santa Fe’s traditionsreicher Nachbarschaft, dachte Sylvia. Rolf trat unter den Sensor und die automatische Glasschiebetür öffnete sich.

    Slater empfing sie sobald sie die Bank betraten. »Hier entlang.«

    Sie folgten ihm zu einem der Lobby gegenüberliegenden Büro. »Herbert Stanford, Vice President«, zeigte ein Schild an der offenen Tür an. Slater klopfte halbherzig und ging hinein. Ein Mann mittleren Alters erhob sich von seinem Stuhl und ging um den großen Schreibtisch aus Holz herum.

    Nachdem die Vorstellungen und Händedrücke erledigt waren, sprach Stanford Sylvia an: »Wie ich höre sind Sie eine Opernsängerin. Treten Sie in der Santa Fe Opera auf?«

    »Ja.«

    »In welcher Oper?«

    Nach kurzem Zögern sagte sie: »Bis morgen weiß ich’s.«

    »Echt? Ich dachte, Opernsänger werden Monate oder Jahre im Voraus engagiert. Das lässt für die Einstudierung nicht viel Zeit, nicht wahr?«

    Sylvia war sich nicht sicher, wie sie darauf antworten sollte. Sie wollte sich nicht verkünsteln, indem sie voreilig von Tosca redete, denn es war längst nicht sicher, dass sie die Rolle übernehmen durfte.

    Slater griff in das Gespräch ein. »Falls du so weit bist, Herbert, gehen wir zu meinem Tresorfach.« Seine Stimme deutete Ungeduld an.

    »Gewiss.« Stanford führte sie aus seinem Büro heraus. Sie durchquerten die Lobby und gingen an ein großes Stahltor. Er trat an einen kleinen Arbeitstisch aus Metall, auf dem ein offenes Logbuch lag. Er nahm einen Kuli, machte einen Eintrag und ließ Slater unterzeichnen. Nach Erledigung der Formalitäten, öffnete Stanford das Stahltor, wobei er das Kombinationsschloss vor fremden Blicken schützte. Sie gingen an einem abgesperrten Tresorraum vorbei und traten in einen langen Raum voller Tresorfächer. Er steckte einen Schlüssel von seinem Schlüsselbund in ein großes Tresorfach mit der Nummer 72.

    Nachdem Slater das Fach mit seinem Schlüssel öffnete, entnahm Stanford den Hauptschlüssel. »Ich bin in meinem Büro, falls Sie mich brauchen.« Er drehte sich um und ging weg.

    Slater deutete auf die Stühle rings um einen Metalltisch mitten im Raum. »Setzt euch, bitte.«

    Rolf zog einen Stuhl für Sylvia heran und einen für sich selbst. Sie rutschte auf dem harten Metallsitz hin und her. »Zum Verweilen ermutigt die Bank ihre Kunden nicht, oder?«

    Slater hatte es anscheinend nicht gehört, da er sich ganz darauf konzentrierte, die graue Metallbox aus dem Tresorfach herauszuziehen. Sobald sie teilweise heraus war, ließ er davon ab und langte hinein. Soweit Sylvia aus ihrem Blickwinkel sagen konnte, war der Kasten vollgestopft. Er legte mehrere Artikel auf ein Regal und kramte weiterhin herum. Er nahm ein Papier in die Hand, aber bevor sie es genauer sehen konnte, legte er es zurück. Dann trug er mehrere kleine Tüten und Lederbeutel zum Tisch.

    Rolf stand auf. »Kann ich dir dabei helfen?«

    Slater gab ihm ein Zeichen, sich hinzusetzen. »Nein, danke. Ich will euch nur ein paar Artikel zeigen, damit ihr wisst, ich mache euch über meinen Fund nichts vor.« Er ging ans Regal zurück und schnürte die Velourbeutel, die mit Etiketten versehen waren, auf. Slater drehte sie sofort um, aber nicht bevor Sylvia einen flüchtigen Blick auf ein Etikett erhaschte, das mit Großbuchstaben beschriftet war. Sie konnte nicht mehr als die Buchstaben HP entziffern.

    Nachdem er alles vom Regal zum Tisch getragen hatte, wickelte Slater mehrere Artikel aus und setzte sie vorsichtig nebeneinander. Bevor Sylvia sie völlig begutachten konnte—sie erkannte Tonscherben, Speerspitzen und Federn—deutete Slater auf die Stücke auf dem Tisch. »Das mag nach einer Menge von Knochen und Federn und Keramikscherben aussehen, aber ihr könnt es mir glauben, es ist etwas Besonderes.«

    Er hielt einen kleinen Knochen hoch. »Der stammt von einer Adlerknochenpfeife, die indianische Schamanan über Jahrhunderte hinweg bei ihren geheimsten Zeremonien benutzten.« Er legte den Knochen hin. »Und diese Materialstücke? Wenn ihr sie näher betrachtet, seht ihr, dass sie einst feines, weiches Wildleder waren. Sie sind mit Federn und traditionellen Knochenperlen bestickt, die selten benutzt wurden, nachdem die Europäer Glasperlen einführten.«

    Damit sie die Stoffe besser sehen konnten, drehte Slater sie um. »Überdies, die Qualität und der Entwurf weisen darauf hin, dass sie Überbleibsel eines ganz besonderen Ornats sind, wahrscheinlich eine Robe für die wichtigsten Rituale, die vor den Spaniern geheim gehalten wurden.

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