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Wer kann mich glücklich machen?
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Wer kann mich glücklich machen?
eBook161 Seiten2 Stunden

Wer kann mich glücklich machen?

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Über dieses E-Book

Annett träumt von einem Leben voller Reichtum und Schönheit, ohne Mühe und ohne Sorgen. Selbständig Geld zu verdienen ist jedoch mühselig, langatmig und langweilig. Wäre es denn nicht besser einen gut betuchten Verehrer zu finden, der alle Ihre Sorgen auf einmal lösen würde? Unwohl fühlt sich Annett dabei nicht, denn sie ist bei weitem nicht die erste, die ihr Leben in Deutschland so einzurichten versucht.

 

Wird die Protagonistin auf dem selbst gewählten Wege ihr Glück finden? Oder wird ihre Umwelt sie dazu zwingen einige Veränderungen an ihrem Lebensplan vorzunehmen?

 

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum22. Jan. 2020
ISBN9783748727118
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    Buchvorschau

    Wer kann mich glücklich machen? - Nataliya Lang

    Kapitel 1

    Einmal kehrte Annett mit ihren Freunden aus der Diskothek zurück. Es war bereits nach vier Uhr morgens und die Straßen der schlafenden Stadt kamen ihr trostlos und verlassen vor. Die Lichter der Nachtlaternen verblassten langsam im Schleier der Morgendämmerung und machten dem grauen Alltag wortlos Platz. Er kam stetig voran, unsanft, und erkämpfte sich ungeniert jede Minute immer mehr und mehr Raum, so als wäre er stolz darauf, die Straßen in graues Licht tauchen zu können.

    Annett mochte diese Tageszeit nicht, denn sie hielt sie für die Zeit von Selbstmördern und Unglücksraben, die in ihrem Leben vom rechten Weg abgekommen sind. Nur sie konnten jetzt durch die Straßen laufen, gequält vom Schmerz der seelischen Enttäuschung, während alle anderen Menschen zuhause in ihren weichen Betten angenehm träumten.

    „Wenn man ständig die eigenen Wünsche durch die anderer Menschen eintauscht, ist man ein Selbstmörder, ob man will oder nicht, fand Annett. „Die eigene Seele kann man nicht hinters Licht führen, indem man sich künstlich verstellt. Dadurch kann man sie nur für eine Weile beschwichtigen. Wie ein Spiegel gibt sie alle persönlichen Ziele eines Menschen wieder und wenn dieser die Seele ignoriert, fängt sie an zu leiden. Deswegen laufen die Selbstmörder die Straßen rauf und runter und versuchen ihrer seelischen Schmerzen Herr zu werden. Ein anderes Heilmittel als das Aufhören, nach fremden Regeln zu leben, gibt es allerdings nicht.

    Auf diese Idee brachte sie eine Frauenzeitschrift, in der erfahrene Psychologen die Hauptgründe für eine Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben erörterten. Es stellte sich heraus, dass keineswegs Armut, Krankheit oder Arbeitslosigkeit zu den Hauptquellen zählen. Schuld sind „fremde" Verhaltensweisen, die einem Menschen weder von seinem unmittelbaren Umfeld schon in der Kindheit auferlegt werden und von denen er abhängig ist.

    Es ist schwer, seinen Standpunkt zu verteidigen, wenn alle um einen herum das Gegenteil behaupten, einen ausschließlich nach seinen eigenen Vorlieben beurteilen und nur auf der eigenen Sicht der Zukunft beharren.

    Einige besonders gefällige Menschen versuchen es jedermann recht zu machen und verfallen in eine Abhängigkeit von der Meinung anderer, wenn der Wunsch zu gefallen größer ist als der Wunsch, man selbst zu sein. Schuld daran sind jedoch nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Eltern, die sie in der Kindheit zu sehr dazu zwangen, gehorsam zu sein. Im Erwachsenenalter richten sich solche Menschen auch weiterhin unbewusst nach der Meinung anderer, nur mit dem kleinen Unterschied, dass nicht mehr ihre Eltern diese Meinung bilden, sondern die Gesellschaft, in der sie leben.

    Und dann, wie aus heiterem Himmel, schleicht sich die Unzufriedenheit heran, wird zum langjährigen Weggefährten und verdrängt völlig alle anderen Gefühle. Die Unzufriedenheit kommt aber nicht urplötzlich, sondern war schon immer da, schlummerte irgendwo im Inneren, ließ aber nicht von sich wissen.

    Für alles im Leben muss man zahlen und die Unzufriedenheit ist gewissermaßen der Preis für eine Charakterschwäche, dafür, dass das gelebte Leben nicht nach eigenen, sondern nach fremden Regeln gespielt worden ist.

    So war Annett aber nicht. Sie wollte sich nicht mit für sie unpassenden Dingen beschäftigen, nur um anderen zu gefallen. Sie wollte für ihr Recht auf das Glück kämpfen und ihren eigenen Weg gehen und nicht den Weg, den ihr andere vorschreiben wollten.

    „Ich bin jung, hübsch und klug, dachte Annett und schaute in die transluzente Dunkelheit hinter dem Taxifenster. „Ich wurde nicht dazu geboren, um von montags bis freitags mein Leben bei einer sinnlosen Büroarbeit zu ruinieren. Ich will unbeschwert leben und jede Minute meines Daseins genießen, aber Geld verdienen zu müssen lässt der Unbeschwertheit keinen Raum.

    Annett arbeitete nun schon seit einigen Jahren als Juniorassistentin in der Buchhaltung einer kleinen Firma, musste sich jedoch jeden Tag aufs Neue dazu zwingen hinzugehen. Eine nie endende Menge an Rechnungen, die ausgestellt und versendet werden mussten, Überweisungen von kleinen Beträgen, das Kopieren und Vorbereiten von Dokumenten für das Archiv – das alles kam ihr so sinnlos und unnötig vor. Diese Arbeit befriedigte sie nicht nur im Geringsten, sondern ermüdete sie auch durch ihre Eintönigkeit.

    Ein Tag glich dem anderen: ohne Ereignisse, ohne Veränderungen, ohne Gespräche und ohne Begegnungen. Das Einzige, was sich änderte, war die Höhe des Stapels auf ihrem Tisch, der sich mal verkleinerte und mal vergrößerte. Anhand dieses Stapels ermittelte Annett immer, wie erfolgreich die Geschäfte im jeweiligen Monat liefen. Wenn der Tisch völlig überfüllt war, legte sie die Rechnungen auf den Boden und lehnte sie, nach ihrer Dringlichkeit sortiert, in Stapeln an die Wand.

    Im Büro der Buchhaltung hatte sich für sie kein Platz gefunden, so dass sie gezwungen war, sich darauf einzulassen, vorübergehend in der Abstellkammer zu arbeiten, wo man einen Tisch, einen Stuhl, einen Computer und einen Drucker reinstellte. „Vorübergehend" schien jedoch ein dehnbarer Begriff zu sein, da Annett dort bereits das dritte Jahr saß.

    Fenster oder Tageslicht gab es in diesem Raum nicht, sondern nur eine große, heiße Lampe auf dem Tisch, die am Ende des Tages so heiß wurde, dass man sich an ihr die Finger verbrennen konnte. Pflanzen wuchsen hier auch nicht und nach ein paar erfolglosen Versuchen, ihren Arbeitsplatz mit frischen Blumen zu schmücken, gab Annett auf und hing ein Poster von einem geschmückten Weihnachtsbaum in voller Größe an die Wand.

    Weihnachten mochte Annett seit ihrer Kindheit und glaubte, wie ein kleines Mädchen, aus vollem Herzen an die Kraft dieses Festes, die geheimsten Träume wahr werden zu lassen.

    Solche Träume hatte Annett im Überfluss!

    * * *

    Nachdem Annett einige Zeit als Assistentin gearbeitet hatte, begriff sie, dass sie in dieser Position nie viel verdienen würde. Das Gehalt war viel zu niedrig, um sie auch nur einen Schritt näher an den Lebensstil heranzubringen, von dem sie immer geträumt hatte. Dafür bräuchte sie gleich drei oder vier solcher Gehälter und dabei rechnete sie mit Bruttozahlen, ohne die Abgaben für die Rentenkasse und andere Versicherungen abzuziehen.

    Annett reichte es nicht aus, ein gebrauchtes Auto zu fahren, eine kleine Wohnung zu haben und nur einmal im Jahr Urlaub am Meer zu machen, so wie man es in ihrem Umfeld machte. Das alles hielt sie für Kleinigkeiten. Annett träumte von einem märchenhaften Leben mit einem Feuerwerk aus angenehmen Überraschungen und Erfahrungen. Arbeit passte da selbstverständlich nicht rein.

    Die unvergleichlichen Hollywoodstreifen malten in Annetts Vorstellungskraft einen anderen Weg zum sie erwartenden Glück aus. In ihrer Vorstellung sollte sie ein Verehrer für ihre Jugend, Schönheit und Zärtlichkeit, die sie ihm schenken würde, in eine sinnliche und leidenschaftliche Welt voller Vergnügungen und Luxus eintauchen, wo man ihr alle Wünsche, die ihren Lebensinhalt bedeuteten, von den Augen ablesen würde.

    Annett wollte das Schicksal von Unglücksraben, die ihr ganzes Leben lang fremde Rollen spielen, vermeiden und beschloss unter keinen Umständen von ihren Wünschen abzurücken – völlig gleich, wie unrealisierbar sie auch zu sein schienen. An allem anderen, was nicht unmittelbar mit ihrem zukünftigen Glück zusammenhing, hatte sie das Interesse verloren und zog die Phantasie der Realität vor. Sogar ihr alter kleiner Citroën, den sie vor fünf Jahren beim Gebrauchtwagenhändler gekauft hatte, wurde in ihrer Vorstellung zu einem teuren Cabriolet, den ihr ein Verehrer zum Jahrestag ihrer ersten Begegnung geschenkt hatte.

    Ach, wie schön wäre es, wenn alle Wünsche in Erfüllung gingen …

    Einen vermögenden Verehrer wollte Annett an ihren Lieblingsplätzen suchen. Überwiegend waren es Nachtclubs und Diskos, wo sie sich in voller Pracht und unabhängig vom Wetter zeigen konnte.

    Normalerweise ging Annett allein weg, um sich zu vergnügen, und nur selten mit Freunden. Sie versuchte laute Gesellschaften zu meiden, da solche Abende immer gleich endeten. Kopfschmerzen und Augenringe zeugten am Morgen jedes Mal von den zu großen Mengen an alkoholischen Getränken, die am Abend zuvor in Strömen geflossen waren. Sie wollte keine Zeit für solche sinnlosen Treffen verschwenden, die nur ihre Kraft raubten und sie ihren geheimen Wünschen nicht näher brachten.

    Außerdem interessierte sich Annett wenig für die „allgemeine" Meinung, da sie der Ansicht war, dass diese nicht nur Druck auf sie ausübe, sondern auch ihre Individualität vernichte. Sie wollte nicht in der breiten Masse untergehen, so denken wie alle anderen und so sein wie alle anderen. Sie wollte mit allen Mitteln ihre Individualität und ihre Brillanz unterstreichen, die – wie sie dachte – ihr bald einen Weg in die zauberhafte Welt ihrer Wünsche ebnen würden.

    Wenn Annett nur der finanzielle Status eines Verehrers interessiert hätte, hätten sich ihre Wünsche von einem luxuriösen Leben schon längst erfüllen können. Geld allein reichte ihr jedoch nicht. Nachdem sie etwas darüber gegrübelt hatte, wie der ideale Mann sein sollte, ergänzte sie zum guten finanziellen Status noch einige andere Punkte: Dieser Mann sollte großzügig sein (wie sollte er ihr sonst Geschenke machen?), attraktiv (sie ist doch auch hübsch), fürsorglich (das ist gut fürs Familienleben), gut im Bett (ist das denn nicht der Traum einer jeden Frau?) und am allerwichtigsten klug (damit er versteht, dass alles oben Genannte für sie einfach essentiell wichtig ist).

    Zu ihrer Enttäuschung musste Annett in letzter Zeit jedoch viele Körbe verteilen. Die meisten Männer, die sie traf, erfüllten noch nicht einmal die Hälfte ihrer Kriterien. Entweder hörte die Zahlungsfähigkeit eines Verehrers schnell auf oder es gab nichts, worüber sie sprechen konnten, oder der Mann schien ihr am Morgen nicht mehr so attraktiv zu sein oder dachte im Bett nur an sich selbst.

    Über ihre Anforderungen dachte Annett lange und gründlich nach und kam zu dem Schluss, dass sie auf keine von ihnen verzichten konnte. Sie wollte einen Mann, der der Inbegriff all dieser Dinge war, und auf weniger wollte sie sich nicht einlassen. Wozu brauchte man sonst all dieses Gerede von einem glücklichen Leben nach eigenen Regeln?!

    * * *

    Fast alle Freitag- und Samstagabende verbrachte Annett in verschiedenen Clubs und Diskotheken und tauchte in die schillernde Welt des Nachtlebens ein.

    Auch wenn sie öfter mal hier oder dort war, bevorzugte sie keinen Club in besonderem Maße. Ein sich ständig wechselndes Publikum und dieselbe Art von Musik machten sie alle ähnlich, weswegen Annett immer erst in letzter Minute entschied, wohin sie gehen würde.

    In den Clubs hatte sie eine Vielzahl von Bekannten, mit denen sie ein paar leere Worte wechselte, Witze machte und Cocktails trank. Freunde konnte sie sie jedoch nicht nennen, da jeder von ihnen nur seine eigenen Ziele verfolgte.

    Männer guckten sie mit Begierde und dem Wunsch nach einem flüchtigen Sieg an. Frauen hielten sie für eine Rivalin und beneideten sie praktisch in allen Dingen. Am meisten machte ihnen jedoch Annetts Fähigkeit, ohne Anstrengung Männer für sich zu gewinnen, die wie unter Hypnose nicht die Augen von ihr abwenden konnten, zu schaffen.

    „Ist sie etwa mit Honig eingeschmiert? Wieso kleben sie so an ihr?", flüsterten Frauen oft an der Bar, wenn der nächste Verehrer um Annett herumschlich.

    Insgeheim wünschten sie sich, dass Annett gar nicht erst in den Club käme. Sie wünschten sich, dass sie plötzlich entlassen worden wäre und so für eine lange Zeit die Lust auf Feierlichkeiten verloren hätte. Oder dass das Taxi, mit dem sie fuhr, einen Unfall hätte und sie gezwungen wäre, einige Wochen im Krankenhaus zu verbringen.

    Dies waren jedoch nur die Ergebnisse lebhafter Vorstellungskraft von Rivalinnen, die mit der Realität nichts zu tun hatten. Im realen Leben reichte es ihnen schon völlig aus, wenn jemand versehentlich ein Glas Rotwein über Annetts Kleid goss oder der Friseur zu übereifrig gewesen war und ihren Pony etwas zu kurz gemacht hatte.

    Die Frauen im Club dachten, dass sie ohne Annetts Anwesenheit größere Auswahl hätten, so dass nicht mehr die Männer sie aussuchen würden, sondern sie die Männer. Wenn Annett jedoch anwesend war, fühlten sie sich von den Männern weniger beachtet und beschuldigten deshalb Annett, wenn sie selbst keinen Erfolg hatten.

    Annett dagegen machte niemanden für einen

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