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Mit Buddha auf der Autobahn
Mit Buddha auf der Autobahn
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eBook191 Seiten2 Stunden

Mit Buddha auf der Autobahn

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Über dieses E-Book

Eigentlich will der karriereorientierte Finanz-Manager Anton nur etwas Gesellschaft auf seinen wöchentlichen Fahrten nach Berlin. Aber mit der neuen Mitfahrgelegenheit wird er einfach nicht warm. Der höfliche Mann, der sich als Hans Schmidt vorstellt, bringt den ungeduldigen Autoliebhaber fast zur Weissglut. Schnell wird klar, dass die beiden überhaupt nichts gemeinsam haben. Hinzu kommt: Der freundliche Beifahrer, der ganz und gar nichts von schönen Flitzern versteht, entpuppt sich als nerviger Philosoph.
Kaum zu glauben, dass er bald Antons letzte Rettung wird. Die Reise auf der Überholspur des Begehrens wird die Fahrt zur entscheidenden Weggabelung seines Lebens.
 
Es ist eine kleine Geschichte über das Karma, welches zur ständigen Wiedergeburt auf einem paradiesischen Rastplatz führt - eine Einführung in die Kernlehre der buddhistischen Philosophie.
SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum25. Sept. 2020
ISBN9783748758655
Mit Buddha auf der Autobahn

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    Buchvorschau

    Mit Buddha auf der Autobahn - Martin D. Mohr

    Die Mitfahrgelegenheit

    Was hatte ich mir da als Mitfahrgelegenheit geangelt? Er war schlank, ja fast mager. Ich schätzte, dass er indischer Abstammung war, aber es fehlte das für Europäer so irritierende Kopfwippen. Seine Augen blickten freundlich und neugierig in die nicht ganz so freundliche Welt. Sein ganzes Wesen war angenehm, und ich möchte sogar behaupten, dass er auf mich wie ein vergeistigter Heiliger wirkte. Heiliger! Etwas zu viel Klischee. Egal - es versprach eine interessante Fahrt zu werden. Er hatte sich einfach als Hans Schmidt vorgestellt. Ein Allerweltsname! Einmal googlen zeigte mir, dass der Name Schmidt 190.000 mal in Deutschland vorkam - Platz 2 aller Nachnamen. Platz 1 war übrigens Müller. Der Vorname 'Hans' war auch nicht gerade selten. In Amerika hätte er sich wohl John Smith genannt. War der Name gefälscht? Hatte ich mir etwa einen Verbrecher ins Auto geholt? Ach was! Dieser zierliche Mann wird wohl keiner sein. Sicherheitshalber liess ich mir seinen Ausweis zeigen, welcher in Ordnung zu sein schien.

    Dort las ich, dass er etwas älter war als ich und nur ein paar Kilometer von mir entfernt geboren war. Also doch kein Inder. Schade, denn etwas fernöstliche Kultur hätte mich interessiert.

    Seit neuestem musste ich einmal in der Woche quer durch Deutschland nach Berlin fahren. So hatte ich begonnen, mir Gesellschaft einzuladen und etwas dazuzuverdienen. Es ging mir dabei weniger ums Geld, als vielmehr neue Bekanntschaften zu machen. Toll, was man über eine App heute alles erledigen konnte. Mich faszinierte immer mehr die Möglichkeit der neuesten Technik. Wir sind ihr hilflos ausgesetzt - natürlich mit all ihren Gefahren - aber diese Möglichkeiten! Verlockend!. So nutzte ich die Taxi-App, drei verschiedene Chat-Apps, zwei Bezahl-Apps und so weiter. Ohne mein Handy wäre ich aufgeschmissen gewesen! Auch diesmal hing es an einem Magneten auf dem Armaturenbrett meines schwarzen BMW M2 Competition und wies mir den Weg. Die App, welche ich hier als Navi nutzte, war eine hervorragende Ergänzung zum BMW-Navi.

    Meiner Mitfahrgelegenheit hatte ich mich höflich als Anton vorgestellt. Das Du wäre einfacher als das ach so distanzierte Sie. Schnell hatten wir die kleine Tasche im Kofferraum verstaut - er reiste mit leichtem Gepäck. Im Nu hatten wir den Parkplatz verlassen und starteten unsere Reise in meinem kleinen Flitzer Richtung Autobahn. Einmal quer durch Deutschland. Genug Zeit zum Spass haben, sich zu unterhalten und die Höchstgeschwindigkeit meines neuen Heiligtums auszutesten.

    Hans liess seine Blicke ehrfürchtig über die Armaturen schweifen. Alles roch noch neu, glänzte und das Chrom blitzte im Sonnenlicht. Er meinte aber nur so etwas wie schönes Auto. Hmpf! Da hätte ich etwas mehr erwartet. Offensichtlich war er kein Autokenner. Schliesslich hatte ich diesen BMW nicht einfach vom Band gekauft, sondern ich hatte noch ein paar Extras einbauen lassen. Egal, es konnte nun endlich losgehen. In ein paar Stunden wollte ich in Berlin sein.

    Das Wetter versprach laut meiner Wetterapp wunderbar zu werden - nur ein paar Wolken am Vormittag. Davon war aber jetzt nichts zu sehen. Ich freute mich auf die Fahrt.

    Doch bevor wir die Autobahn erreichten, versperrte uns eine rote Ampel den Weg. Eine alte Frau bemühte sich über die Strasse.

    Was sucht die denn zu dieser Uhrzeit?, murmelte ich genervt, Sollte sie nicht ihr Frühstück in ihrem Altersheim geniessen?

    Hans lächelte nur gutmütig, sagte aber nichts.

    Die Ampel schaltete auf Grün und ich drückte das Gaspedal durch. Aber schon musste ich wieder bremsen. Ein paar Kinder überquerten einen Zebrastreifen. Gemächlich schoben sie ihre Fahrräder neben sich her.

    Ungeduldig liess ich den Motor aufheulen. Sollten die Bengel sich doch ein wenig beeilen!

    Die sollten doch schon lange in der Schule sein, brummte ich leise.

    Hans lächelte wieder und meinte diesmal: Heute ist keine Schule, es ist Sonntag. Sie müssen eben über die Strasse.

    Seine Bemerkung quittierte ich mit einer hochgezogenen Augenbraue, antwortete aber nichts.

    Endlich waren die Kleinen über die Strasse getrudelt - ist doch wahr (!) - wenn sie schon Fahrräder dabei hatten, hätten sie auch fahren können!

    Ich gab Stoff und diesmal hielt uns nichts mehr auf. Lässig umging ich den Radfahrer, der, wie ich fand, viel zu weit links fuhr, überholte einen Trecker und schaffte die letzte Ampel vor der Autobahn bei Orange - nein, Rot war es wirklich noch nicht.

    Aber auch nicht mehr Gelb oder gar Grün, wagte Hans zu bemerken. Schon wollte ich was sagen, dass er sich mit solchen Bemerkungen zurückhalten sollte, aber sein Lächeln war so ehrlich und entwaffnend, dass ich ihm nicht böse sein konnte.

    Wir fuhren auf den Beschleunigungsstreifen und ich bretterte los. Leider musste ich sofort wieder abbremsen.

    Was macht dieser beschissene LKW hier? fluchte ich und schnaubte vernehmlich, Jetzt kann schon unser Hintermann auf die Bahn fahren. Na warte, Du fährst nicht an mir vorbei!

    Millimetergenau zwängte ich mich zwischen den LKW und dem nachfolgenden Audi und setzte gleich hinüber auf die linke Spur - die ganz linke Spur der dreispurigen Autobahn. Von da an ging alles wie geschmiert. Mein BMW beschleunigte und ich fing an mich zu entspannen, ganz entgegen zu meinem Beifahrer. Dieser versank regelrecht im Sessel und starrte nur noch angsterfüllt nach vorn.

    Kopfschüttelnd lächelte ich in mich hinein. Er würde sich schon daran gewöhnen.

    Warte es ab, bis wir Hannover hinter uns gelassen haben, dann können wir richtig schnell fahren. Die Autobahnen im Osten sind ein Traum! Hier ist noch zu viel Verkehr und der Belag ist auch nicht ideal.

    Aha, meinte mein Beifahrer nur kleinlaut und man konnte ihm regelrecht ansehen, wie er sich wünschte, in einer Ente oder einem LKW zu sitzen.

    Was machst Du so? fragte ich ihn. Schliesslich hatte ich mir keine Mitfahrgelegenheit mitgenommen, nur um zu schweigen.

    Informatik, meinte er kurz und riss die Augen auf.

    Das Auto, auf das wir zuschossen, wich aus. Zugegeben, etwas zu gemächlich, aber es war aus der Bahn, als wir an ihm vorbeiflogen.

    Halb so wild, tröstete ich ihn, Sie fahren alle zur Seite, wenn sie einen BMW wie diesen kommen sehen.

    Ich bin bei einem grossen Konzern angestellt, erzählte er nach seiner Schrecksekunde, Aber nichts Besonderes - nur ein kleiner Fisch. Und du?

    Financial Live-Cycle Controller bei SalutemArtis, antwortete ich stolz, Habe dort eine Gruppe übernommen und versuche jetzt die Stelle als Abteilungsleiter zu erreichen. Mein Ziel ist die CFO-Stelle.

    Keine Reaktion von ihm.

    Um ehrlich zu sein, läuft die Sache ziemlich gut.

    Hans lächelte und meinte, dass das erfreulich wäre. Ob mir meine Arbeit Spass mache, wollte er noch wissen.

    Was für eine Frage! Spass? Natürlich machte mir die Arbeit Spass, oder nicht? Schliesslich hatte ich jetzt zehn Leute unter mir.

    Kinder? Nein, hatte ich nicht - ich liebte die Unabhängigkeit. Deshalb nur ab und zu eine Freundin, aber bloss nichts Festes und erst recht keine Ehefrau.

    Ich bin mit einer wundervollen Frau verheiratet, erzählte er mir, Vier Kinder. Zwei Mädchen und zwei Buben. Alle im Alter von 5 bis 13.

    Da ist ja jede Menge Action bei Euch zu Hause, wagte ich zu bemerken.

    Hans lachte.

    Ja, manchmal wird es verrückt. Besonders die älteste kommt jetzt in das komische Alter.

    Oh ja, die Pubertät! Grausam! Man sollte sie während dieses Alters einfach mal wegsperren können, die lieben Kleinen.

    Naja, sie haben sehr zu kämpfen. Besonders die Mädchen leiden unter dem ... Umbau ... kein Wunder, die Hormone bringen alles durcheinander. Es sind liebe Kinder und wir brauchen nur etwas Geduld.

    Ich lachte. Aber manchmal würde man sie schon gerne knebeln und in die Kammer stellen. Dann ist endlich Ruhe.

    Hans blickte mich mit seinem sanften Lächeln an und meinte nur: Geduld zu haben ist nicht immer einfach.

    Ich kramte nach der Sonnenbrille und setzte sie auf.

    Geduld? So etwas habe ich aus Prinzip nicht ... los verschwinde! ... nein, nicht Du, Hans.

    Schon klar, antwortete mein Mitfahrer ruhig, aber sehr kurz.

    Der holländische Audi zog nach rechts und liess uns durch.

    Wunderbar! 190 kmh. Höhere Geschwindigkeiten liess der Asphalt nicht zu. Man musste ja auch an die Sicherheit denken. Es war warm, die Sonne schien vom Himmel - ein perfekter Tag.

    Anhaftung - auch am Leben

    Denkst Du nicht auch, dass es einem regelrecht in den Füssen weh tut, wenn man nur mit 120 km/h die schöne freie Strasse entlangkriechen darf? seufzte ich.

    Verspannt rückte ich mich auf meinem Sessel zurecht. Wir waren erst 50 km gefahren und steckten mitten in einer 120er Zone. Glücklicherweise war der grösste Teil der Strecke ohne Geschwindigkeitsbegrenzung. Freie Fahrt für freie Bürger! War da nicht mal so ein Slogan in den 70ern? Ja, das war auch meine Meinung.

    Du fährst 132 km/h, lächelte Hans.

    Komm schon, rechtfertigte ich mich, 10% kann man doch drauflegen. Ich kann damit umgehen.

    Die Knipser auch?

    Pfft! Dafür habe ich eine Warn-App.

    Hans blickte interessiert auf meine Konsole.

    Oh, meinte er nur, bemerkte aber sonst nichts.

    Ich streckte mich so gut es ging hinter dem Lenkrad aus.

    Verspannt? fragte er mitfühlend.

    Etwas.

    Im Nacken?

    Ja.

    Du willst zu sehr.

    Ich will was?

    Du bist regelrecht süchtig nach Geschwindigkeit. Das verursacht Leid. Buddha sagte schon: 'Lerne loszulassen, das ist der Schlüssel zum Glück.'

    Ich stutzte.

    Hä? Leid? Was weiss Buddha schon von Geschwindigkeitsbegrenzungen?

    Hans blieb locker.

    Es ging ihm nicht um Geschwindigkeit, sondern um die Vermeidung von Leid. Gib es doch zu. Du leidest.

    Mit einem wehmütigen Blick auf den Tacho überprüfte ich die Nadel, ob sie auch wirklich bei 132 - äh 120 stand.

    Naja, ich gebe es ja zu.

    Hans lächelte, weil ich wie ein Kind zu maulen schien.

    Dann verzichte doch einfach auf das schnelle fahren. Dann kannst Du Dich entspannen und Du leidest nicht mehr.

    Prüfend betrachtete ich ihn von der Seite. Was war denn das für ein Rat? Wir sitzen hier in einem superteuren, schnellen Schlitten und er rät mir, mich wie eine Schnecke vorwärts zu bewegen. Da hätte ich ja auch einen Käfer kaufen können!

    Ich weiss, dann hättest Du Dir auch einen Polo kaufen können, meinte er nickend.

    Kannst Du Gedanken lesen?

    Hans lachte aus vollem Herzen.

    Nein, aber das liegt nun wirklich auf der Hand. Fahre gemütlich und langsamer und Du leidest nicht. Du regst Dich weniger über die anderen Autofahrer auf und Dich stört dann auch nicht, wenn Kinder den Zebrastreifen überqueren.

    Philosoph, was? meinte ich zynisch.

    Hans wurde ernst und meinte nur: Nein, Lebenserfahrung.

    Dann verstummte er und sprach kein Wort mehr.

    Wir fuhren so gemütlich, wie es in einer 120er Zone ging, mit 132 km/h weiter.. Diesmal nahm ich mir aber vor, mich zu entspannen und machte die Musik an. Irgend etwas Langsames und Gemütliches.

    Stört Dich das? fragte ich höflich.

    Hans verneinte stumm. Er war mit seinen Gedanken woanders.

    Dann endlich kam das lang ersehnte Schild: das runde weisse Schild mit rotem Rand und schwarzen Strichen quer über diese hässliche Zahl.

    Aber nein, wir wollten ja gemütlich ... ach Scheiss drauf!

    Die Beschleunigung drückte uns in die Sitze. Ich atmete grinsend durch. Herrlich, wie die Landschaft an uns vorbeizog.

    Hans blickte aus dem Fenster. Er schien sich langsam an mein Tempo zu gewöhnen. Oder hatte er sich schon innerlich von seinem Leben verabschiedet? Ja, genau. Bloss nicht zu sehr leben wollen. Hahaha.

    Ein paar Kilometern später sagte er unvermittelt: Weisst Du Anton, ich habe auch einmal sehr unter der Anhaftung gelitten.

    An ... was?

    Er schaute mich mitleidig an.

    Anhaftung, wiederholte Hans, Bei mir war es die Angst, dass sich etwas ändern könnte. Ich hatte einen Job, aber furchtbare Bedingungen. Mein Vorgesetzter hatte mich tyrannisiert. Er war ein kluger Kerl, aber nicht zum Chef gemacht. Eben, es reichte nur bis zum Vorgesetzten. Er überschüttete mich mit Aufgaben und knebelte mich mit KPIs ... KPI, ist Dir bekannt?

    Ja, natürlich, brummte ich düster, Key Performance Indicator. Wie könnte ich das nicht kennen? Uns drangsaliert man auch damit. Das Management definiert irgendwelche Kennzahlen und diese dürfen nicht gerissen werden.

    "Genau. Auch bei uns wurden die KPIs wichtiger als alles andere. Wichtige Arbeit musste liegenbleiben, um nur irgendwelche Zahlen zu erfüllen. Es waren Grenzwerte, von denen einige für das Geschäft absolut bedeutungslos waren. Natürlich konnte ich nicht alle KPIs einhalten und wenn doch, dann litt irgendein wichtiges Projekt darunter, weil ich die wirklich wichtigen Dinge vernachlässigen musste. Ich bekam die Schuld zugeschoben. Hätte ich mich anders entschieden und andere Arbeit priorisiert, hätte man mich für andere Dinge beschuldigt. Irgendwas

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