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Between the worlds: Was geschieht, wenn zwei Welten unverhofft kollidieren? Werden sie explodieren oder lernen sie gemeinsam im All zu schweben?
Between the worlds: Was geschieht, wenn zwei Welten unverhofft kollidieren? Werden sie explodieren oder lernen sie gemeinsam im All zu schweben?
Between the worlds: Was geschieht, wenn zwei Welten unverhofft kollidieren? Werden sie explodieren oder lernen sie gemeinsam im All zu schweben?
eBook371 Seiten4 Stunden

Between the worlds: Was geschieht, wenn zwei Welten unverhofft kollidieren? Werden sie explodieren oder lernen sie gemeinsam im All zu schweben?

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Über dieses E-Book

Akin und Eric könnten unterschiedlicher nicht sein, trotzdem verbindet sie mehr, als die beiden selbst ahnen.

Akin ist nicht nur einer der beliebtesten Jungs der Schule sondern auch noch Kapitän seiner Fußballmannschaft und steht super gerne im Mittelpunkt, weshalb er alles aus seinem Leben auf Instagram teilt. Alles, bis auf diese eine, spezielle Sache von der nicht mal sein Bester Freund etwas weiß.
Eric ist ein eher zurückhaltender Typ und meidet es zu viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Anstatt auf Partys zu tanzen, widmet er seine Zeit lieber Robotern und seinen Freunden, von denen er nicht viele hat, dafür aber die Richtigen denen er bedingungslos vertraut. Trotzdem hat auch er ein Geheimnis von dem kaum jemand etwas weiß.

Nachdem Akin sich beim Fußball verletzt und die beiden Jungs plötzlich mehr Zeit miteinander verbringen, teilen sie nicht nur ihre Ferien sondern auch ihre Geheimnisse miteinander.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum16. Nov. 2023
ISBN9783384032768
Between the worlds: Was geschieht, wenn zwei Welten unverhofft kollidieren? Werden sie explodieren oder lernen sie gemeinsam im All zu schweben?

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    Buchvorschau

    Between the worlds - Mandy Steinberger

    1.

    KAPITEL

    AKIN

    »Ich verstehe echt dein Problem nicht«, traurig, doch auch mit nicht überhörbarer Wut in ihrer Stimme blitzt die ca. 1,70m große Blondine mich mit ihren braunen Augen an, als sie sich ihr Shirt über den Kopf zieht.

    »Es war von Anfang an klar, wie es läuft«, entgegne ich zurück und lasse mich zurück auf die Matratze meines Bettes fallen, die leicht feucht ist von dem Schweiß der Shelly und mir vor wenigen Minuten noch von unseren heißen Körpern getropft ist.

    »Trotzdem musst du nicht so ein Arsch sein.«

    Sie schließt gerade den letzten Knopf ihrer hellblauen Jeans, die perfekt ihren Hintern betont, danach greift sie nach ihrer Tasche auf dem Boden und sieht mich ein letztes Mal erwartungsvoll an.

    »Also hast du nichts mehr zu sagen?«

    Ich zucke mit den Schultern »Ich wüsste nicht, was ich noch sagen soll.«

    Damit kehrt sie mir den Rücken und einige Sekunden später höre ich wie meine Haustür laut ins Schloss fällt. Ich liege mit offenen Augen da und starre an meine graue Zimmer Decke als es wenige Minuten später an meiner Zimmertüre klopft.

    »Ey Mann, was war das denn eben für ein Abgang?« Benny, mein Mitbewohner, der Shellys völlig übertriebenen Auftritt wohl ebenfalls mitbekommen hat, schiebt sich vorsichtig zu meiner Tür herein.

    »Weiber«, zucke ich mit den Schultern und gebe ein lautes, genervtes Stöhnen von mir. Offensichtlich merkt er nicht das ich jetzt lieber allein wäre, denn keine zwei Atemzüge später sitzt er schon auf meiner Bettkante und blickt mich eindringlich an.

    »Was willst du denn hören?«, frage ich ihn entgeistert und setze mich auf, um ihn besser ansehen zu können.

    »Manche Frauen checken einfach nicht das Akin Yakubu genau das meint, was er sagt.«

    Ich fahre mir mit meiner rechten Hand durch meine dunkelbraunen Haare, die ich oben etwas länger trage als die kurz geschorenen Seiten und streiche sie mir so aus meinem Gesicht, ehe ich weiterspreche, »Erst sind sie immer ganz cool und tun es locker ab, wenn ich ihnen klarmache, das mehr als unverbindlicher Sex nicht drin ist und wenn ich sie dann, nachdem wir Spaß hatten wegschicke machen sie doch Theater.«

    Benny kann sich sein Grinsen nicht verkneifen

    »Ach ja, unser Playboy und seine Frauenprobleme.«

    Mehr hat er dazu nicht beizutragen. Ich schlage ihm mit meiner Faust gegen seinen Oberarm und werfe ihm einen ernsten Blick zu.

    »Sorry Mann, aber du lernst es auch einfach nicht.«

    Ich mag Benny, wir kennen uns seit Kindertagen und seit wir beide vor einem Jahr unser Studium begonnen haben sind wir Mitbewohner, er ist mein bester Freund und trotzdem habe ich jetzt keine Lust auf eine seiner Standpauken, die er anscheinend für mich parat hält.

    »Ich werde jetzt mein Bett verlassen und ich habe noch nichts an, wenn du also nicht bereit bist mich nackt zu sehen lässt du mich jetzt allein und stellst lieber schon mal zwei Bier bereit«, warne ich ihn.

    Benny lacht »Du weißt das ich deinen Körper schon oft genug ohne Kleidung gesehen habe, oder?«, zwinkert er mir zu, steht auf und verlässt das Zimmer. Ich schlage die Beine aus dem Bett und ziehe mir eine Boxershorts über, gefolgt von meiner grauen Jogginghose und einem Shirt, das ich auf dem Boden finde.

    Als ich das Wohnzimmer betrete sitzt Benny schon mit seinem Bier in der Hand auf unserem Sofa, im Fernsehen läuft irgendeine Reality Show, die er nicht wirklich verfolgt da er in sein Handy vertieft ist. Er und ich könnten nicht unterschiedlicher sein. Er ist „Everybody´s Darling", der Traum aller Schwiegereltern. Mit seinen hellen Locken, den grünen Augen und dem Muskulösen, jedoch nicht zu durchtrainierten Körper ist er zudem ein echter Frauen Magnet. Allerdings schon seit 2 Jahren nicht mehr auf dem Markt verfügbar. Er und Kelly lernten sich damals auf dem Stadtfest kennen und man könnte meinen es war Liebe auf den ersten Blick, denn seit dem Tag verbringen sie gefühlt keine Minute ohne den jeweils anderen und wenn doch, schicken sie sich pausenlos Nachrichten über WhatsApp.

    Meine längste Beziehung hingegen hielt nicht länger als zwei Monate, offensichtlich bin ich entweder einfach noch nicht der Frau meiner Träume begegnet oder nicht in der Lage mich emotional so offen auf einen anderen Menschen einzulassen, dass es für eine wirklich lange Beziehung hält. Ich habe stattdessen ständig wechselnde Sexualpartnerinnen und lebe mich aus. Ich nehme meinen Platz neben ihm auf dem Sofa ein, greife nach der zweiten Flasche Bier auf dem Tisch und trinke einen kräftigen Schluck.

    »Mit deiner Perle alles klar?«, versuche ich unser Gespräch von dem Drama mit Shelly vor wenigen Minuten abzulenken.

    »Alles bestens.«

    Auch wenn ich diesem ganzen Liebeskram nicht wirklich etwas abgewinnen kann, bin ich immer wieder überrascht, wie seine Augen anfangen zu strahlen, sobald es um die Dame seines Herzens geht. Ich nicke ihm stumm, mit einem Lächeln auf den Lippen, zu.

    »Irgendwann wirst du auch einer Frau begegnen, die dein Herz so mit Liebe und deinen Körper mit der Wärme füllt, wie es Kelly bei mir tut.«

    Liebeskranker Trottel. Ich denke mir die Worte nur, spreche sie jedoch nicht aus. Benny hasst es, wenn ich mich über ihn lustig mache, und ich habe keine Lust auf Sticheleien heute Abend. Deshalb stoße ich nur ein kräftiges Lachen aus und nippe ein weiteres Mal an dem kühlen Getränk in meiner Hand. Wir sprechen nicht viel miteinander, irgendwann hat Benny angefangen durch die Kanäle zu zappen und ist schließlich bei dem Film Hangover hängen geblieben. Nachdem der Film zu Ende ist und ich auch mein zweites Bier ausgetrunken habe, stehe ich auf, begebe mich in mein Zimmer, aus dem ich mir frische Handtücher schnappe, um kurz darauf im Badezimmer zu verschwinden. Ich streife meine Kleidung vom Körper und springe kurz darauf unter die kalte Dusche. Der Sex mit Shelly hat meinen Körper aufgeheizt und auch wenn sie jetzt schon eine ganze Weile verschwunden ist, mein Körper klebt immer noch vom Schweiß und der Duft von Sex klebt an mir wie Honig. Als ich mir das eklige Gefühl von der Haut geschrubbt habe und in dem kleinen Spiegel über dem Waschbecken mein eigenes Gesicht genauer betrachte, frage ich mich, ob Benny vielleicht Recht hat. Wer weiß, vielleicht ist da draußen irgendwo eine Frau, die aus mir irgendwann genauso einen Liebeskranken Idioten macht, wie mein Mitbewohner einer ist. Ich schüttle den Kopf, schiebe diese wirren Gedanken bei Seite und ziehe mir frische Kleidung, bestehend aus einer dunkeln Jogginghose und einem weißen Shirt, über. Danach kämme ich mir kurz durch meine Haare und gehe zurück ins Wohnzimmer. Benny sitzt immer noch auf dem Sofa, hat allerdings wieder sein Handy in der Hand und scheint den nächsten Streifen, der auf dem Bildschirm vor ihm zu flimmern beginnt, nicht weiter wahrzunehmen.

    »Gute Nacht, Mann«, rufe ich ihm entgegen und gehe schon fast davon aus das er mich sowieso nicht gehört hat als er mich mit seinem kritisch musternden Blick anschaut.

    »Wie jetzt Gute Nacht? Hast du mal auf die Uhr geschaut? Es ist Freitag, was willst du denn jetzt schon im Bett?«

    »Stell dir vor, andere Menschen haben im Gegensatz zu dir Hobbys. Ich habe Morgen Training und echt kein Bock da unausgeschlafen aufzukreuzen«, argumentiere ich.

    »Alles klar, dann schlaf gut, Prinzessin.«

    Er wirft mir einen Handkuss zu, ich verdrehe die Augen, strecke ihm meinen Mittelfinger entgegen und laufe wieder in mein Zimmer. Ich schlage meinen extra großen, braunen Fleece Überzug zur Seite, schwinge meine Beine ins Bett und ziehe mir die Decke bis oben zum Hals. Schon wenige Minuten später bin ich ins Land der Träume abgetaucht.

    Am nächsten Morgen werde ich unsanft von meinem Wecker geweckt. Ich schleppe mich aus meinem Zimmer ins Bad, springe unter die Dusche, schlüpfe in meine kurze, grüne Stoffhose und das weiße T-Shirt, putze meine Zähne und verlasse dann mit gepackter Sporttasche die Wohnung. Auch wenn es mich nervt, an einem Samstag so früh aufstehen zu müssen, ich liebe mein Fußballtraining. Mit den anderen über das Feld zu rennen und sich richtig auszupowern gibt mir danach immer eine ganz andere Art Energie.

    »Hey Aki, alles klar?«, begrüßt mich Tom, unser Torwart schon von Weitem. Ich hebe meine Hand und gebe ein kurzes »Klar, immer«, zurück, bevor ich dann Richtung Umkleidekabine gehe. Ich tausche schnell meine chilligen Sportsachen von zuhause gegen Short, die Schienbeinschoner und Stutzen sowie mein Trikot mit der Nummer 7. Dann gehe ich raus aufs Feld, die meisten der anderen sind schon da und laufen sich warm. Ich schließe mich ihnen an und fange an meine Runden zu drehen. »Und? Bist du fit für Morgen? Für unser Spiel?«, fragt Andreas, der mich anscheinend eingeholt hat. Andreas ist ein cooler Typ, immer nett und hilfsbereit und lebt für Fußball und unser Team.

    Ein eher unscheinbarer Kerl, auch wenn er mit seinen 1,90m oft die Aufmerksamkeit auf sich zieht, hört man kaum etwas von ihm. Meistens hält er sich im Hintergrund und bei Diskussionen ist er raus. Aber auf dem Feld, da blüht er auf. Andreas ist einer unserer Stürmer und mit der schnellste aus der ganzen Mannschaft.

    »Aki? Hallo? Jemand zuhause?«

    Ich schüttle den Kopf, ich war so in Gedanken das ich seine Frage völlig vergessen hatte zu beantworten.

    »Ja klar. Sorry Mann. Aber ja, ich bin fit. Die machen wir fertig Morgen!« Morgen steht unser großes Spiel an. Wir, RB Hamburg gegen Arminia Sternschanze. Wir freuen uns schon eine Ewigkeit auf das Spiel und arbeiten genau darauf hin. Wir alle sind in Bestform und können es gar nicht erwarten Morgen auf dem Platz zu stehen und diese Wichser weg zu fegen.

    Der schrille Ton einer Trillerpfeife erklingt und wir bleiben abrupt stehen, alle drehen sich Richtung Coach Martin, der uns zu sich winkt.

    »Hört zu, trinkt alle noch mal einen Schluck, dann geht’s los. Ich will heute eure Best Leistung sehen, gebt alles.«

    Damit gehen wir alle an den Spielfeldrand. Ich nehme einen großen Schluck Wasser aus meiner Flasche, gieße mir etwas davon über den Kopf, um mich zusätzlich abzukühlen und laufe dann zu meiner Position auf dem Spielfeld. Unser Testspiel beginnt und mein Kopf setzt aus, sobald der erste Fuß den Ball berührt, vergesse ich alles um mich herum. Da sind nur noch mein Team und ich, der Ball auf dem Rasen und die Spieler der Gegnerischen Mannschaft. Das, genau das hier, ist meine Therapie.

    2.

    KAPITEL

    AKIN

    Zwei Stunden später sind wir alle auf dem Weg in die Duschkabinen. Das war eine der besten Trainingseinheiten seit langem, ich habe ein gutes Gefühl, was das Spiel Morgen angeht. Ich drehe das Wasser extra auf Eiskalt, genauso wie ich es nach dem Sport liebe. Wenn das kalte Wasser auf meinen erhitzten Körper trifft, durchströmt mich eine Energie, die ist nicht von dieser Welt. Das macht mich wacher als jeder Kaffee oder jedes Redbull.

    »Bis Morgen, Jungs. Heute Abend keine Party, ich erwarte das ihr alle Fit und ausgeschlafen seid«, rufe ich meinem Team zu, bevor ich mir meine große blaue Sporttasche über die Schultern werfe und die Kabine verlasse.

    Als ich die Wohnungstür aufschließe steigt mir direkt ein angenehmer Geruch nach Tomaten in die Nase und ich weiß direkt das Benny gekocht hat. Ich liebe ihn dafür. Wirklich. »Da bist du ja, Mann. Essen ist schon fertig, wir dachten, nach deinem harten Training hast du bestimmt Hunger. Sind zwar nur Nudeln mit Tomatensauce, aber ey, besser als nichts, oder?« Einen Moment schaue ich Benny verdutzt an, wieso ist der Kerl so nervös? Seit wann redet der so schnell und so viel? Sein Verhalten irritiert mich einen Moment, ehe ich mich setze. »Nudeln mit Tomatensauce sind jetzt genau das, was ich brauche. Ihr seid die besten. Danke.«

    Ich schenke Benny und Kelly ein ehrliches Lächeln und nehme mir eine große Portion Nudeln mit Sauce, die ich gierig verschlinge.

    »Wie war euer Training?«, beginnt Kelly ein Gespräch. Typisch, Kelly fällt es immer schwer Stille auszuhalten, sie braucht ständig Geräusche um sich herum oder muss sich unterhalten. Aber das ist okay, ich mag sie genau dafür. Kelly schafft es trotz dessen nämlich immer die Gespräche locker und ungezwungen wirken zu lassen.

    »Das Training war richtig gut, ich glaube echt, dass wir Morgen die Chance haben diese Idioten fertig zu machen«, antworte ich ihr mit einem Zwinkern. »Das hört sich toll an. Benny und ich sind auf jeden Fall am Start und feuern euch an.«

    »Ach ja? Sind wir das?«, fragt Benny seine Freundin gespielt verwirrt.

    Aber Kelly lacht nur und haut ihm leicht gegen die Schulter. Und da ist es wieder, dieses Gefühl der Wehmut, wenn ich die Beiden anschaue und beobachte, wie sie miteinander umgehen. Sie sind das perfekte Paar, beiden merkt man an wie verliebt sie in den jeweils anderen sind und trotzdem verhalten sie sich auch wie beste Freunde, wie Kumpels. Was besonders cool ist, wenn man mit ihnen allein oder als Gruppe unterwegs ist. Sie sind kein Pärchen das ständig aneinander klebt, wenn sie unter Anderen sind, fühlt es sich an, als wären sie einfach nur Freunde, auch wenn aus ihren Blicken der verliebte Ausdruck nie verschwindet. Genau so stelle ich mir eine Beziehung vor.

    Eine perfekte Mischung aus Liebe, Spaß, Sex und Ernsthaftigkeit. Wer weiß, vielleicht läuft da draußen ja doch noch eine Frau rum, die genauso zu mir passt, wie Kelly zu meinem Kumpel.

    Nachdem wir gegessen und gemeinsam abgewaschen haben sind Benny und Kelly in die Stadt gefahren. Ich liege in meinem Zimmer auf dem Bett, scrolle durch meinen Instagram Feed und im Hintergrund läuft die Musik von Coldplay, einer meiner Lieblings Bands. Völlig vertieft auf mein Handy und einem Bild irgendeiner halb nackten Blondine auf Instagram realisiere ich erst viel zu spät das Klingeln, welches aus der obersten Schublade meines Nachtschranks ertönt. Ich ziehe an dem Silbernen Metallgriff, der an der Holzschublade befestigt ist, greife nach meinem Zweithandy und schaue auf das Display.

    1 Verpasster Anruf von Anonym

    Mein Herz bleibt einen Moment stillstehen. Das ist merkwürdig. So gut wie niemand hat die Nummer von diesem Handy, außer den Menschen, mit denen ich eins meiner größten Geheimnisse teile. Wer von den besagten Personen sollte seine Nummer auf unsichtbar stellen, wenn er mich anruft? Ich schüttle den Kopf und will das Handy gerade wieder zurück an seinen Platz legen, als es erneut einen Ton von sich gibt. Eine Nachricht ist eingegangen.

    … : Hey, bist du Heute Abend am Start? Wir haben hier 1-2 Probleme, bei denen wir gut deine Hilfe gebrauchen könnten.

    Ich atme einmal tief durch. Morgen ist unser wichtiges Spiel. Ich muss ausgeschlafen sein. Aber ich habe mich schon zu lange nicht mehr blicken lassen, als das ich absagen könnte.

    Akin: Einverstanden, Ich werde da sein. Gleiche Zeit wie immer?

    … : Super, wir freuen uns! Ja, Zeit wie immer. Bis nachher

    Ich lasse meinen Kopf zurück aufs Kissen fallen. Mir ist selbst gar nicht aufgefallen das ich mich aufrecht hingesetzt hatte. Obwohl ich dieses Versteck Spiel mit meinem zweiten Handy jetzt schon seit über einem Jahr spiele, spannen sich immer noch meine Muskeln an, wenn ich es in der Hand habe und darauf Nachrichten beantworte. Selbst wenn ich allein in der Wohnung bin. Lächerlich wenn man darüber nachdenkt, aber ich kann es nicht ablegen. Manchmal denke ich darüber nach mit jemandem zu sprechen, Benny zum Beispiel, er ist mein bester Freund und weiß eigentlich alles von mir. Mein schlechtes Gewissen ihm gegenüber quält mich schon eine ganze Weile und eben, weil ich es schon so lange geheim halte, kann ich es ihm erst recht nicht sagen. Denn dann müsste ich erklären, wieso ich das alles seit Ewigkeiten verschwiegen habe, und Benny hasst nichts mehr auf der Welt als Lügen.

    Auch wenn einem nicht alles zu erzählen keine wirkliche Lüge ist. Die Ausreden, die ich mir jedes Mal habe einfallen lassen, sobald ich die Wohnung verlasse, das sind allerdings Lügen. Und davon hatten sich im letzten Jahr so einige angesammelt. Wenn man es so sieht, schwimme ich schon in einem Meer aus Lügen und ob Benny mir hier den Rettungsring zuwerfen, oder mich jämmerlich ertrinken lassen würde, da bin ich mir im Moment nicht so sicher. Okay das reicht. Ich muss aufhören mir schon wieder den Kopf darüber zu zerbrechen. Um mich abzulenken, drehe ich die Lautstärke meiner Musik auf höchste Stufe und stehe von meinem Bett auf. Es ist gerade mal 16 Uhr, ich müsste erst in 4 Stunden an dem gewohnten Treffpunkt sein. Am liebsten würde ich schon jetzt los gehen, einfach damit ich etwas zu tun habe. Ich sitze hier wie auf heißen Kohlen und je länger ich nichts mache, desto mehr laufe ich Gefahr mir den Hintern zu verbrennen. Ich beschließe ins Bad zu gehen, ich hatte zwar nach dem Training schon geduscht und mich seitdem auch nicht mehr körperlich viel angestrengt, was eine erneute Dusche rechtfertigen würde, aber das ist mir egal. Ich streife mir meine Kleidung ab, bleibe einen kurzen Moment vor dem Spiegel stehen und betrachte mich einen Augenblick darin. Ich hatte Glück, dachte ich, im Gegensatz zu den meisten anderen Nigerianern bin ich ziemlich groß, 1,80 m, damit überrage ich selbst meinen Vater um fast einen ganzen Kopf und bin immerhin noch einen halben Kopf größer als mein älterer Bruder. Die Größe habe ich definitiv von meiner Mum, beziehungsweise von meinem Opa Helmut Mütterlicherseits. Meine Eltern sind mittlerweile seit über 25 Jahren zusammen und fast genauso lange verheiratet. Sie haben sich damals auf dem Isemarkt, einem der größten Wochenmärkte Deutschlands, hier in Hamburg kennengelernt. Mein Vater hatte dort einen Stand mit seinem Vater, an dem sie typisch nigerianische Spezialitäten verkauften. Mit seinen Kochbahnen hatte mein Vater sich wohl nicht nur in den Magen, sondern direkt in das Herz meiner Mom gekocht. So erzählen sie es zumindest immer. Liebe auf den ersten Blick, nennen es die beide. Sie sind noch am gleichen Tag Kaffee trinken gegangen und haben ihre Nummern getauscht. Seit dem Tag waren sie quasi unzertrennlich. Sich kennenlernen und Zeit lassen? Von wegen, meine Eltern waren beide ziemlich auf der Überholspur. Den Antrag machte mein Vater nach knackigen sechs Monaten und schon weitere vier Monate danach fand dann die Hochzeit statt, von der sie mir noch heute begeistert ihre Fotos zeigen, jedes Mal, wenn ich zu Besuch bin. Kurz nach der Hochzeit wurde meine Mom dann schwanger und neun Monate später kam mein großer Bruder Ajani auf die Welt, 3 Jahre danach schenkten sie mir das Leben. Zwei Jahre später folgte meine kleine Schwester Ayoka und vor 10 Jahren als Spätzünder, bekamen meine Eltern noch mal einen Jungen, Silvio, unser Nesthäkchen. Auf den Namen hatte meine Mum bestanden, weil wir drei älteren alle nigerianische Namen hatten, wollte sie, dass der jüngste heraussticht.

    Ich hole mich selbst aus meinem Gedankenkarussell und blicke wieder in den Spiegel. Ich habe große, braune Augen, dunkle Haare, die ich an den Seiten kürzer trage als oben auf dem Kopf und habe eine sportliche, trainierte Statur. Mein Hautton ist die perfekte Mischung aus dem dunklen braun meines Vaters und dem weißen Ton meiner Mom, ein helles Schokobraun, wie ich es selbst gerne nenne. Auch wenn meine Haut jetzt im Sommer schnell, um einiges dunkler wird als im Winter. Ich streiche mir mit der rechten Hand durch meine dunklen Haare und verziehe den Mund zu einer leichten Schnute, wie ich es auf meinen meisten Instagram Bildern tue, das kommt bei den Leuten da draußen immer gut an. Spontan nehme ich mein Handy in die Hand und schieße ein Foto für meine Story. Ich mag die Plattform und liebe es hier meinen Alltag mit den 20.000 Menschen zu teilen die mir folgen. Keine Ahnung, was ich so Besonderes tat, das sich so viele Menschen für mich interessieren, aber mir gefällt es. Nachdem die Story endlich online war, konnte ich unter die Dusche springen. Ich dusche wieder kalt, nicht so kalt wie nach dem Training, aber trotzdem so kalt, dass es die meisten Frauen nicht mit mir unter dem Wasserstrahl aushalten. Bisher gab es nur eine einzige Frau, mit der ich gemeinsam duschen konnte, Cathrine. Cathrine liebte die kalte Dusche genauso sehr wie ich, der Sex, den wir darin hatten, war unbeschreiblich. Es ist einfach ein ganz anderes Gefühl, wenn sich zwei Körper bis ins unermessliche Aufheizen, während von oben eiskaltes Wasser auf sie herab prasselt. Ich schüttle den Kopf um die Bilder von uns, gemeinsam in der großen Dusche ihrer Eltern zu verdrängen. Cathrine und ich waren nicht lange zusammen und es ist schon mindestens 2 Jahre her, trotzdem haben meine Gedanken an ihren nackten Körper immer noch die gleiche Wirkung auf meinen eigenen. So wie damals schon. Ich drehe das Wasser ab, wickle mir mein Handtuch um die Hüfte und verlasse das Badezimmer. Wie so oft habe ich frische Wäsche vergessen.

    Ich ziehe mir, in meinem Zimmer, eine frische Boxer Short über und schlüpfe in eine meiner kurzen Sport Hosen, dazu ein lockeres Muskelshirt und meine Cap, weil ich mir so das Haare machen spare.

    Ein Blick auf die Uhr 17:30 Uhr. Auch wenn es mich erschreckt wie viel Zeit ich offensichtlich im Bad verbracht habe, war ich doch froh darüber, dass die Zeit schneller zu vergehen schien als vorhin. Meine Musik dröhnt immer noch in voller Lautstärke aus den Boxen, gerade läuft „Yellow" ein echter Hit, auch wenn er schon uralt ist. Ich wiege mich im Takt und singe lauthals mit als der Refrain beginnt.

    Klatschen und Jubeln hinter mir, ich erschrecke und wirble herum. Benny und Kelly stehen im Türrahmen und haben sich wohl meine Show aus nächster Nähe angesehen. Kein bisschen peinlich berührt schnappe ich mir die Fernbedienung von dem kleinen Tisch vor meinem Sofa, halte sie mitr wie ein Mikrofon vor das Gesicht und singe auch noch den Anfang von „Paradise" mit, als der Text endlich einsetzt. Wir fangen alle an zu lachen, ich schalte die Musik leiser und frage die beiden »Was macht ihr schon wieder zuhause? So früh hatte ich gar nicht mit euch gerechnet.«

    Benny wischt sich mit dem Handrücken über seine Stirn und seufzt »Draußen ist eine Bullen Hitze. Das Eis hat uns etwas abgekühlt, aber sonst hältst du es bei den Temperaturen in der Stadt nicht aus. Wir machen uns hier jetzt noch einen Milkshake und chillen uns dann auf dem Balkon, da knallt um diese Zeit wenigstens die Sonne nicht mehr so hin.« Ich nickte zustimmend.

    »Bekomme ich auch einen? Schoko?«

    Benny grinste, er wusste genau wie sehr ich auf seinen Schokoladen Milkshake abfuhr, keine Ahnung was er außer Eis, Milch und einem Schuss Sahne da noch rein macht, aber es schmeckt besser als aus jedem Eiscafé. Er nickt, wendet mir dann seinen Rücken zu und geht in Richtung Küche. Keine 10 Minuten später sitzen wir zu dritt auf dem Balkon, schlürfen unsere Shakes und genießen noch ein bisschen das gute Wetter. Mit den beiden einfach nur da zu sitzen und sich zu unterhalten, lässt die Zeit wie im Nu vergehen. Ich schaue auf das Display meines Handys 19:37 Uhr, langsam sollte ich mich auf den Weg machen.

    »So.« beginne ich den typisch deutschen Move, schlage mir dabei meine Handflächen auf die Oberschenkel und stehe von meinem Stuhl auf.

    »Du gehst noch mal weg?«, fragt mich Benny und zieht dabei seine linke Augenbraue hoch. Wie er so da sitzt, wie meine Mom wenn ich früher noch spätabends aus dem Haus wollte, ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen »Ja, Papa. Ich bin noch mal weg, wird aber nicht all zu spät.«

    Bevor Benny auf die Idee kommt zu fragen, wohin ich gehe und ich mir eine weitere Lüge ausdenken muss, an der ich irgendwann ersticken werde hänge ich noch ein »Wird nur eine kurze Nummer«, hinterher, diese Nummer muss schließlich nicht zwangsläufig Sex bedeuten. Ich husche durch die Tür zurück in die Wohnung aus ihrem Blickfeld und verschwinde in meinem Zimmer. Ich schnappe mir meinen grauen Rucksack, werfe ihn mir über die Schulter, stecke meinen Schlüssel in die Hosentasche und verlasse unsere Wohnung.

    3.

    KAPITEL

    AKIN

    Mit dem Rad brauche ich gut zwanzig Minuten, aber es lässt sich leichter hinter den Büschen vor dem Gebäude verstecken als mein Auto. Ich stelle es ab, besser gesagt, lege es ab und gehe auf die kleine Tür am Rand des Gebäudes zu. Bevor ich hindurch gehe, schaue ich mich noch einmal nach links und rechts, nur um sicher zu sein das mich niemand sieht. Dann ziehe ich mit einem kräftigen Ruck die schwere Tür auf und gehe eilig über die Schwelle. Unser Treffen findet wie immer im dritten Raum auf der rechten Seite statt. Ich betrete ihn und werde direkt von 4 Augenpaaren angestrahlt.

    »Da bist du ja. Wir haben schon

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