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Zwei Seelen und ein Geist
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eBook176 Seiten2 Stunden

Zwei Seelen und ein Geist

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Über dieses E-Book

Der 32-jährige Jonas wird mit einer Kopfverletzung ins Krankenhaus gebracht. Während sein Leben auf dem Spiel steht, entdeckt er an sich eine Gabe, die er sich nicht erklären kann. Während er sich noch fragt, ob er nicht einfach den Verstand verloren hat, versucht er seine Fähigkeiten zu ergründen - und vor allem auch, woher sie kommen. Dass seine Freundin Janine nicht von seinem Krankenbett weicht, ist eine Erschwernis, die er dabei gerne hinnimmt.

Er wandelt als gebrechlicher Geist durch ein Gebäude, das er nicht kennt, und das Krankenhaus, in dem er liegt. Dieser Geist wird sein treuer Begleiter. Wenn er schläft oder ohnmächtig ist, kann er die Welt mit Hilfe seines ominösen zweiten Körpers erkunden und sogar beeinflussen. Diesen Umstand macht er sich zunutze und überrascht seine Mitmenschen dabei nicht selten. Während die Ärzte immer wieder um sein Überleben kämpfen, spielt sich in einer anderen Dimension ein ganz anderer Kampf ab. Als er Dinge wahrzunehmen beginnt, die er nicht wissen kann, wird auch die Beziehung zu seiner Freundin auf die Probe gestellt.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum27. Dez. 2013
ISBN9783849574291
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    Buchvorschau

    Zwei Seelen und ein Geist - Fabian Kleiker

    Kapitel 1

    Da sind wir nun. Der Vorhang geht auf, der Film beginnt und wieder geht eine wertvolle Stunde meines Lebens ins Land. Wieder einmal sitze ich hier alleine im Kino und schaue mir etwas an, was ich bereits gesehen habe, was mich nicht interessiert oder was mich berieseln sollte. Die primäre Frage ist ja: Warum gehe ich hier eigentlich hin?

    Nun, die Antwort darauf weiß ich auch nicht so genau. Ich könnte mir vorstellen, dass mein kaputtes Weltbild daran schuld ist. Vielleicht möchte ich einfach auf diesem Wege Abstand vom Alltag gewinnen. Ja, das wird es sein. Vielleicht ist es aber auch die nette Dame am Empfang, die mit wahrer Liebe Popcorn in Papiertüten füllt. Diese Frau ist ein wahres Talent am Flaschenöffner und ein Leckerbissen für mein Auge. Anders als dieser Typ, der die Karten abreißt. Der sieht aus und benimmt sich, als wäre 1948 sein Verstand verheizt worden.

    Mein Name ist Jonas, ich bin 32 und das ist schon mehr, als ich über mich erzählen sollte.

    Der Film ist Mist. So eine Liebesschmonzette, die mich wirklich langweilt. Immer wieder toll sind diese Liebesszenen. Man sieht nichts! Drei Sekunden vorher bumsen die die Polster aus der Matratze. Dann steht sie auf und hält sich die Decke vor die Brüste. Was soll der Scheiß? „Danke, dass du es mir gerade so geil besorgt hast, aber ich finde meine Titten hässlich und halte mir jetzt die Decke davor, damit Du nicht sehen kannst, welches Elend du gerade flachgelegt hast." Die stellen sich an. Aber so ist es nun mal. Heute hält sie sich die Decke vor den Euter und morgen Mittag ist sie auf dem Cover vom Playboy. Da sprechen dann alle über ihre schönen Brüste und der Film ist vergessen.

    Man muss ja keinen Sex im Film sehen, dafür gibt es bessere… Dokumentationen. Andererseits: Warum filmen die zwei Leute, die, vermutlich mit Klamotten, unter einer Bettdecke liegen und rhythmische Bewegungen machen drei Minuten lang? Zu viele Details, bei denen man nichts sehen kann. Relevant für den „Höhepunkt" des Films ist das ohnehin nicht.

    Ja, wir leben in Deutschland. Meine Heimat hat keinen Platz für Sexismus und wenn ein Fetzen Bettdecke in einem Film auftaucht, wird das Ding erst ab 18 freigegeben. Sieht man eine weibliche Brust (auch nur ansatzweise), landet der Streifen auf dem Index. Er wird verboten oder radikal zensiert.

    Bei Harry Potter fehlen auch massenhaft Szenen und wer die Bücher gelesen hat, kann nicht verstehen, wie man den Film gut finden kann. Klar, lustig gemacht. Aber entweder fehlte das Geld für die Produktion oder die Version war nicht deutsch genug. Vielleicht musste der auch zwingend 89 Minuten lang sein, damit er genau in angegebener Bildqualität auf den Silberling passt.

    Ich verlasse das Kino. Mir ist stinklangweilig. Ich leere die Cola-Flasche in einem Zug, gehe am Abreißer vorbei, der auch so riecht, als hätte er gerade einen abgerissen, und stelle die leere Flasche auf den Tresen beim Popcorn-Mädel ab. Scheinbar etwas unsanft; zumindest dreht sie sich um. „Noch eine?, fragt sie. Ich überlege kurz. „Ja, bitte. Ich setze mich an den Tresen. „Wollen Sie den Film nicht weiter schauen? Schauen … sie benutzt das Wort „schauen. Sie scheint nicht von hier zu sein. Hier sagt man „gucken oder „sehen. „Nein, sage ich. „Der ist bestialisch langweilig. „Oh, sagt sie. Sie scheint betroffen zu sein. „Gut zu wissen. Ich wollte mir den Film am Samstag mit einer Freundin anschauen. Jetzt werde ich mir das wohl noch mal überlegen. Sie sagt wieder „schauen". Wo kommt die her? Und … heute ist nicht Samstag? Mir scheint, ich habe mein Zeitgefühl ein bisschen verloren. Irrelevant.

    „Na ja … ich fand ihn bis dato nicht gut. Kann sein, dass es noch eine dramatische Wendung gibt. In Hollywood ist alles möglich. Sie lächelt. Sagen tut sie nichts und ich sitze vor ihr am Tresen, weiß nicht mehr, was ich nun noch sagen soll und halte mich an einer Cola-Flasche fest. Ich trinke sie leer. Jetzt lacht sie. Ja, die Flasche war schon leer. „Noch eine? „Gern, danke. Wenn ich hierbleiben möchte, wird es diesen Dialog wohl noch öfter geben. Mittlerweile tauchen ein paar mehr Menschen im Vorraum auf. Das Foyer füllt sich. Scheinbar beginnt gleich die Abendvorstellung. Und richtig: Die Ersten kommen aus dem Saal, den ich eben verlassen habe. Ein Knabe im geschätzten Alter von 62 Jahren kommt zum Tresen. Er war in derselben Vorstellung wie ich. Ich frage ihn: „Und? Er sagt: „Jo. „Wie war das Ende? „Jo." Ich korrigiere mich innerlich auf 72.

    „Klong", macht es und eine weitere Cola-Flasche steht nass vor Kälte und frisch von Meisterhand geöffnet vor mir. Sehr gut. Den Koffeinhaushalt kann man hier prima ausgleichen. Wenigstens dafür ist der Schuppen gut. Der Knabe verlässt die Theke wieder. Warum war der eigentlich hier? Er hatte kein Leergut, keinen Müll und hat auch nichts mitgenommen. Ich habe ihn vermutlich aus dem Konzept gebracht. Ich muss pinkeln.

    Ich nehme die Cola vom Tresen, nicke der lächelnden Flaschenöffnerin zu und nehme Kurs Richtung Abort. Aha. Da ist der Knabe ja wieder. „Scheiße", sagt er. Er steht vor dem Pinkelbecken an der Wand. Ich stelle mich daneben und packe aus.

    „Die Schuhe getroffen? „Nein, der Film. „Den Film getroffen? „Nein, der Film war Scheiße. Interessant. Noch jemand, der meine Meinung teilt. Ich bin vor ihm fertig. Er schüttelt sehr intensiv ab. Ich gehe zum Waschbecken und wasche mir die Hände. Warum macht man das eigentlich? Entweder pinkeln man sich nicht auf die Hände, dann kann man direkt rausgehen. Oder man pinkelt sich über die Hände, dann braucht man nur noch abzutrocknen. Eigentlich würde dieser Papierhandtuchspender völlig reichen. Die sollten das Becken abmontieren und eine weitere Pipischüssel aufhängen. Ich schaue in den Spiegel und sehe den schüttelnden Knaben hinter mir.

    Na ja … die Schuhe hat er wohl doch getroffen. Es sieht so aus, als habe er sogar die Wand getroffen. Soll mir egal sein. Er dreht sich um und packt dann seinen Lurch weg. Kennst Du Mettenden? Ich weiß, zu viele Details. Seine Hose hat auch gelitten. Gut imprägniert, schießt es mir durch den Kopf. Die Tropfen haben sich alle durch den Lotuseffekt den Weg nach unten gekämpft und dabei eine durch die Leuchtstoffröhren an der Decke gut sichtbare, schimmernde Spur gezogen.

    „Ich geh’ noch auf ein Bier", sagt er, als er sich neben mir die Hände anfeuchtet. Er macht es auch. Und er geht auf ein Bier. Der kommt von hier. Wo kommt die Cola-Flaschen-Öffnerin bloß her?

    „Wo? Hierzulande ist es quasi ein „Ich geh’ noch ein Bier trinken. Gehste mit?, wenn man sagt: „Ich geht noch auf ein Bier. „Alte Post, ist die Antwort. Ohne weitere Worte zu verschwenden, verlassen wir die sonst so stille Örtlichkeit. Er geht zur Tür. Ich gehe zurück. Meine Cola-Flasche steht noch auf dem Absatz über dem Becken. Da steht einer und pinkelt. Ich stelle mich daneben, sage „Entschuldigung und greife zu. Er schaut mich verwundert an. „Nach unten gucken, sage ich und gehe hinaus. Ich gehe zurück zum Tresen. Mein Platz ist noch frei. Überhaupt sind alle Plätze frei. Ein paar Kinder toben auf einem der Treppenabsätze herum oder rennen im Kreis um den Abreißer herum. Der sieht aus, als würde er gleich gehen und mit einem Wehrmachtskarabiner zurückkommen. Er bleibt aber stehen.

    „Wieder da? Das Popcornmädel hatte ich bis dato aus den Augen verloren. Aus den Augen, aus dem Sinn. Jetzt schaue ich sie an. Wunderschön ist sie. Und so freundlich. Die kommt wirklich nicht von hier. Sie scheint sich zu freuen, dass ich wieder da bin. Klar. Sonst hätte sie nichts zu tun. Die meisten bringen hier ihre Fressalien und Getränke sowieso in Hosen- und Jackentaschen in den Saal. „Vorne is’ zu teuer. „Ja", sage ich.

    Gedanklich bin ich schon gar nicht mehr bei ihr. Gedanklich bin ich in ihr. Wie hätte sie in der Filmszene ausgesehen? Hätte sie sich auch die Decke vor die allem Anschein nach sehr schönen Brüste gehalten? Machen alle Frauen das? Ich habe da nie drauf geachtet. Ist auch irrelevant. Wenn man fertig ist, wird geschlafen. Oder Bier auf und noch einen Film gucken oder so. Vielleicht auch Fußball. Je nach dem, was grade kommt, nachdem man gekommen ist. Die Damen der Schöpfung, so ist meine Erfahrung, möchten sich danach immer „ein bisschen frisch" machen. Macht Janine auch.

    Manchmal glaube ich, das ist eine Manie, die sie in früher Kindheit bekommen haben. Jede Mutter, die eine Tochter hat, leuchtet abends das Bett vor dem Schlafengehen mit einer UV-Lampe ab, um alle Körperflüssigkeiten sichtbar zu machen. Da! Ein Fleck auf dem Kissen! Vielleicht hat sie nur gesabbert. Vielleicht hat sie aber auch ihrem Bruder einen gekaut? Das weiß die Mutter nicht und seit diesem Moment steht die zarte, acht Jahre alte Tochter unter pausenloser Beobachtung. Sowas brennt sich im Geiste ein. Der prüfende Blick beim Frühstück. „Sie sieht müde aus. Ob sie letzte Nacht nicht geschlafen hat? War sie lange wach? Und dann kommt laut: „Was hast du letzte Nacht gemacht? „Geschlafen, Mami! „Sprich nicht so zu mir, du kleine verzogene Göre! Du hattest Verkehr!

    Klingt alles weit hergeholt. Ich weiß. Aber werd’ mal arbeitslos und beobachte die Flimmerkiste nachmittags zu Hause. RTL hat mir ein anderes Bild von meinen Mitmenschen gegeben. Während sich abends bei Beckmann die Elite der Menschheit versammelt, gruppiert sich der gesellschaftliche Abschaum mittags bei Britt. Guter Lerneffekt. Das ist schließlich die Zeit, in der die Kinder von der Schule nach Hause kommen, Ranzen in die Ecke werfen und dreizehn Schokoriegel auf der Couch vor der Glotze verdrücken. Da kommt Bildungsfernsehen. Wem die Pisa-Studie Sorgen macht, sollte mal die Fernsehsender anschreiben und Programme von NTV und N24 bundesweit zwischen 13 und 21 Uhr fordern. Dann sind die Gören nämlich, laut Angabe ihrer Eltern unter Eid um 14:14 bei ZDF zuletzt gesehen, im Bett. So lautet die offizielle Stellungnahme.

    „Kann ich noch eine Cola haben, bitte? „Klar. Sie scheinen sehr in Gedanken zu sein. Was bleibt mir auch anderes übrig, als zu denken. Ist das Einzige, was man in diesem Leben noch machen darf, ohne dass es horrende Summen kostet. Man darf es bloß nie laut aussprechen, was man denkt.

    Kapitel 2

    Ich habe mich bereits von der Süßigkeiten-Schönheit verabschiedet und stehe auf der Treppe vor dem Kino-Eingang. Es ist kalt geworden in Deutschland, stelle ich fest. Während ich dort stehe, höre ich, wie hinter mir die Türe ins Schloss fällt. Jetzt, wo der warme Luftstrom im Rücken ein jähes Ende gefunden hat, wird mir wirklich kalt zumute. Ich habe Hunger. Ich hätte vielleicht noch ein Pfund Erdnüsse essen sollen. Habe ich aber nicht. Ich schaue mich um. Gegenüber ist eine Frittenbude in türkischer Hand. „Euro-Grill steht an und über der Türe. Auch die Beklebung des großen Schaufensters und die in Blau mit gelben Sternen gehaltene Innenausstattung lassen auf europäisches Outing hindeuten. Interessant ist: Die Türkei ist noch nicht EU-Mitglied. Wenn man sich die Wahlergebnisse der Europawahl anschaut (jetzt sage ich das auch schon!), interessiert den Großteil der Bundesbevölkerung das aber ohnehin nicht. Wieso kommen also die sonst so nationalbewussten Türken auf die Idee, ihren Imbiss „Euro-Grill zu nennen. In der Türkei würde das vermutlich besser funktionieren als hier, wo jeder glaubt, die EU sei der Untergang. Quasi die Neuauflage des tausendjährigen Reichs unter der Führung von Franzosen, mit Sitz in Belgien und Englisch als Hauptsprache.

    Vielleicht kriegt man in diesem Schuppen auch alles „für’n Euro." Ich weiß es nicht.

    Ich sehe mich weiter um. Ein Taxistand und drei Wagen vor der Tür. Bringen mir nicht so viel. Mein Auto steht in der Seitenstraße geparkt. Eine Pizzeria. Klingt schon besser als ein kurioser Grill. Hier prangen die italienischen Nationalfarben an der Hausfassade. Italienisch. Ich habe nichts gegen Italien. Nichts Wirksames. Ernsthaft: Ich mag Pizza für mein Leben gern. Aber bei den meisten Italienern ist der Boden dünn und knochentrocken. Das gefällt mir nicht so. Dann lieber die amerikanische mit Käse im Rand oder so eine fetttriefende von Griechen.

    Ich setze mich in Bewegung und bin weiter auf der Suche nach einem Fraßschuppen. Irgendwas muss es doch geben, das meinen Geschmack heute trifft. Da. Ein Ladenlokal, das ich bis dato noch nicht kannte. Da steht im Fenster: „Neueröffnung! Wir sind Montag bis Samstag von 09:00 bis 22:00 für Sie da! Klasse. Würdet ihr mir nun bitte verraten, was ich bei euch futtern kann!? Vielleicht ist das auch ein Waschsalon, und ich habe es nicht bemerkt … ich schaue an dem Schild vorbei in das Ladenlokal. Eine sympathisch wirkende Mittvierzigerin lächelt mich an. Ja, ich könnte dein Sohn sein. Sie hat einen Schriftzug auf der Schürze. Bloß ist die eng um ihren wahrhaft riesigen Busen gebunden und dieses Band liegt genau darüber. Warum bindet die die Schürze auf ihren Brüsten fest? Das erschließt sich mir nicht. Ich schaue hoch. Über ihr hängen eine Preistafel und der Name des Ladens. Damit hat sich die Nummer auch schon erledigt. „Die Suppenküche. Alles klar. Dann kann ich auch zu Mama fahren. Die hat immer Dosen im Keller, die sie dann als Grundlage nehmen kann und verfeinert. Ja, mit Maggi und Erasco zum Michelinstern. Könnte funktionieren. Sie muss bloß noch entdeckt werden.

    Was nun, sprach Zeus und kackte auf den Olymp. Ich gehe zurück Richtung Kino. Kurz überlege ich, ob ich reingehen soll. Da ist es wärmer als hier und bei dem Cola-Mädchen wird mir warm ums Herz. Ich will eigentlich nach

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