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Unser Leben mit Werder: Fans erzählen
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eBook302 Seiten2 Stunden

Unser Leben mit Werder: Fans erzählen

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Über dieses E-Book

Werder-Anhänger erzählen: Persönliche Geschichten über Werder Bremen

Ein Vereinsbuch, das seinesgleichen sucht: Was bedeutet es für die eigene Hochzeitsfeier, wenn der liebste Fußballverein zur selben Zeit Deutscher Meister wird? Und wie ergeht es vierhundert Fans des SV Werder Bremen in einem Sonderzug, in dem alle Toiletten gesperrt sind?

Daniel Schalz hat diese und viele weitere Fangeschichten in einem Fußballbuch der besonderen Art versammelt: Hier steht weniger das Spiel im Vordergrund, es geht um die unzähligen Erlebnisse abseits des Platzes, die das Leben der Werderfans nachhaltig geprägt haben.

- Lustige, traurige und kuriose Fußballgeschichten: Hauptsache Grün-Weiß!
- Einblicke in die Fankultur
- Fußball-Stories aus der Fankurve
- Eine Kooperation mit der Deichstube

Turbulente Zeiten auf und neben dem Rasen: Ein Fußballverein und seine persönlichsten Anekdoten

Ob es die Geschichte von Henning Scherf ist, der mit dem Bürgermeister von Haifa in der Ostkurve des Weserstadions auf Neonazijagd geht, die Prügelattacke Bremer Studienräte auf den Schiedsrichter in den 1950er Jahren oder die Metamorphose von Willi Lemke, einst HSV-Mitglied, dann Werder-Fan: Die bunte Fangeschichten-Sammlung, in der es auch um magische Schals oder einen gestohlenen Mittelpunkt geht, hält viel Überraschendes parat, einiges zum Schmunzeln und manchmal auch Trauriges.

Eines haben die Fußball-Stories der Werderfans aber immer gemeinsam: Sie zeigen die Liebe zum Verein und die große Bedeutung, die der SV Werder Bremen auch abseits des Spielfelds für seine Anhänger hat. Ein perfektes Geschenk für Fußballfans, deren Herz intensiv für Grün-Weiß schlägt!
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum6. Nov. 2023
ISBN9783730706794
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    Buchvorschau

    Unser Leben mit Werder - Daniel Schalz

    KAPITEL 1

    LEIDENSCHAFT

    WERDER – MEINE SCHULE FÜRS LEBEN

    Ich bin ein Kinderzimmer-Werderaner aus Oldenburg.

    An die Anfänge meiner Leidenschaft kann ich mich höchstens undeutlich erinnern – sie mögen mit der Hinwendung meiner Wildeshauser Vettern Rüdiger und Roland zum HSV der Kuno-Klötzer-Ära zu tun haben.

    Vielleicht wollte ich einen bewussten Kontrapunkt setzen, jedenfalls machte es mir Spaß, mein Herz eben nicht Peter Krohn und Günter Netzer zu schenken, die ich spätestens nach ihrem Gewinn des Europapokals der Pokalsieger 1977 als schnöselig empfand. Und außerdem traf der Hit „Wer wird Deutscher Meister? H-H-H-HSV" nicht präzise genug meinen Musikgeschmack.

    Warum auch immer: Ich wurde Werderaner, und kaum hatte ich mich so richtig entschieden und einen grün-weißen Wimpel an meinem Bonanzarad befestigt, stieg mein Lieblingsverein auch schon in die zweite Liga ab. Uff.

    Der Spott meiner Vettern war gesalzen, zumal der HSV nun erst so richtig zur Höchstform auflief. Aber ich ließ mich nicht beirren, sondern steckte alle Sottisen stumm weg und hängte natürlich auch mein Dieter-Burdenski-Poster nicht ab – im Gegenteil!

    Den direkten Wiederaufstieg empfand ich als wohlverdiente Prämie für meine Fantreue. Und als ich einige Jahre später überlegte, wohin ich nach meinem Abitur als Zivi bzw. experimenteller Jazzmusiker ziehen sollte, musste ich nicht lange überlegen: Nach Bremen natürlich, in die Weltstadt mit Straßenbahn, dessen „Café Grün" von mir damals – ganz im Ernst – als kulturell spannendster Ort neben der Knitting Factory in New York City empfunden wurde.

    Das „Grün im Namen des Cafés im Fedelhören hatte übrigens mit Werder nichts zu tun, aber egal – auf einer höheren Ebene mag es einen Zusammenhang gegeben haben zwischen den dortigen Auftritten der punkigen „Tassen mit Torsten Müller, Gerd Gläsmer, John Zorn und Arto Lindsay und dem „Wunder von der Weser", dem 6:2 gegen Spartak Moskau unter Otto Rehhagel – einem Spiel, das mich elektrisierte wie keines zuvor oder danach.

    Mein Lebensweg führte mich später in alle möglichen Städte, nicht zuletzt nach H-H-Hamburg und nach München, wo ich besonders schöne Nachmittage im Olympiastadion verbrachte, etwa 1992, als die Hausherren meinem Lieblingsverein 1:3 unterlagen. Nachdem Andreas Herzog das dritte Bremer Tor erzielt hatte, tanzte ich frohlockend auf meinem Sitz, umringt von grantelnden Bayern. Mit dem Satz „Jetzt is guat, hock di wieder hi, Fischkopp!" zupfte mich einer von ihnen am Bein.

    Später gab es auch gewisse Phasen, in denen ich meine Werder-Leidenschaft für eine Charakterschule hielt. Durchhalten, ja nicht zu früh freuen, Mund abputzen, weitermachen: Wir Werderaner sind mit allen Wassern gewaschen, wenn es um Erfolg geht, aber eben auch um Misserfolg. Im Wesentlichen natürlich mit den Wassern der Weser, die ich im Herbst des letzten Jahres in einem mythischen Akt beschwamm, um das Weserstadion (ich nenn es einfach weiter so) endlich auch einmal von der Wasserseite aus zu bestaunen. Und wie ich so gegen den Strom von Flutlichtmast zu Flutlichtmast kraulte, sann ich über Werder und mich selbst nach.

    Statt einer Wirbelsäule steckt in mir ein immergrüner Strunk, der sich allzeit erneuert, eine Grundfeste meines Lebens. Wurscht, was sonst passiert: Ich bin Werderaner. Und nachdem ich diesen bedeutungsschweren Satz omabrüstelnd formuliert hatte, ließ ich mich flussabwärts zurück Richtung Weserterrassen treiben und stellte wieder einmal fest: Abwärts geht’s immer schneller als aufwärts. Ich sage ja: Werderfan sein, das ist eine Schule fürs Leben!

    Wigald Boning ist Komiker, Synchronsprecher, Musiker, TV-Moderator, Komponist, Autor und Ausdauersportler.

    DEUTSCHER MEISTER 1986: SVW

    April 1986, Werder gegen Bayern. Ich als Zehnjähriger mit meinen Eltern vor dem Fernseher. Völlers Einwechslung, der Elfmeterpfiff: Drama pur! Nur noch ein Schuss – und wir sind Deutscher Meister. Als Kutzop den Ball an den Pfosten schlenzt, bin ich untröstlich. Das durfte nicht wahr sein. Ich war völlig aufgewühlt. An Schlaf war nicht zu denken, obwohl es schon so spät war. Ich musste irgendetwas tun. Also schnitt ich beide Mannschaften, feinsäuberlich Spieler für Spieler, aus dem „Kicker"-Sonderheft aus und spielte die komplette Partie noch einmal auf dem Wohnzimmerteppich nach. Selbstverständlich gewann Werder – und war Meister! Danach konnte ich endlich schlafen gehen.

    CHRISTIAN HOFFMANN

    Pfaff jubelt, Kutzop rauft sich die Haare, Schale futsch

    MAGISCHE NACHT VOR DEM RADIO

    Mit Fußball hatte ich in meiner Jugendzeit wenig zu tun. Durch meine Blindheit und den Umstand, dass sich auch mein Umfeld nicht dafür interessierte, erlebte ich etwa nie ein Spiel am Fernseher. Das änderte sich 2007, schuld daran war das „Wunder von Bern": Ich entdeckte die Geschichte dieses besonderen Spiels für mich, besonders die Vollreportage von Herbert Zimmermann. Durch sie konnte ich die Regeln und Mechanismen des Spiels studieren und verstand, warum Fußball so viele Menschen faszinierte.

    Bis zu meinem grün-weißen Erweckungserlebnis dauerte es noch ein gutes weiteres Jahr. In jenem Sommer war ich an eine neue Schule gewechselt, wo ich zum ersten Mal unter Mobbing und Ausgrenzung litt. Es gab Tage, an denen ich nicht mehr als 20 Worte sprach, weil niemand – weder Lehrer noch Schüler – an ihnen sonderlich interessiert war. Für jemanden, der sich maßgeblich über das gesprochene und geschriebene Wort definiert, war das eine maximal unglückliche Situation.

    In dieser Zeit griff ich nach jedem Strohhalm, der mir einen Weg aus der drohenden Gleichgültigkeit zeigte. Es wurde dann der bestmögliche Strohhalm, der sich mir überhaupt hätte entgegenstrecken können: Am 9. Dezember 2008 übertrug der Hessische Rundfunk in voller Länge das Champions-League-Spiel von Werder gegen Inter Mailand, das ich mir zufällig anhörte.

    Es muss wohl die besondere Werder-Mentalität gewesen sein, die mich in ihren Bann zog, dieses unglaubliche bremische Zusammenspiel. Claudio Pizarro, Markus Rosenberg, Torsten Frings, Peer Mertesacker, Clemens Fritz: Ohne dass ich damals auch nur einen der Namen gekannt hätte, identifizierte ich mich beinahe augenblicklich mit diesen Spielern, und ich spürte: Hier gehörst du hin! Werder gewann mit 2:1 durch Tore von Pizarro und Rosenberg, den Gegentreffer erzielte Zlatan Ibrahimovic erst in der 88. Minute. Wenn der wunderbare Abend überhaupt noch einer Abrundung bedurft hätte, dann war es seltsamerweise dieses Anschlusstor, denn ich besaß damals für den Sportunterricht ein Trikot eben dieses schwedischen Ausnahmespielers und war schon oft im Land der Blågult gewesen.

    Der Keim für meine Werder-Leidenschaft war gelegt und trieb in den folgenden Monaten rasend schnell immer neue Blüten.

    Der Keim für meine Werder-Leidenschaft war gelegt und trieb in den folgenden Monaten rasend schnell immer neue Blüten. Binnen kürzester Zeit wurde ich nicht nur Experte für Werder-Angelegenheiten, Mitglied und Stadionbesucher, sondern auch angemeldeter Autor in der Wikipedia, vor allem für Fußballerartikel.

    Wenngleich das Werder-Fieber meine schulischen Leistungen auf ein bestenfalls als unterirdisch zu bezeichnendes Niveau herabgesenkt hatte, sorgte es doch andererseits dafür, dass ich die folgenden Jahre – auch wenn es niemals wirklich leicht für mich war – ohne größere seelische Schäden überstand.

    Ich erlebte, wie Fußball und ganz speziell Werder zu einem starken Bollwerk gegen alle äußeren Widerstände werden kann und jenen einen Halt geben, die ihn benötigen. Für dieses Gefühl, das mir die Mannschaft in dieser einen magischen Nacht vor dem Radio gab, werde ich ihr ewig dankbar sein.

    CHRISTOPH CORNEHL

    SEHNSUCHTSORT AUS HOLZ

    Ich bin schon immer großer Hobbybastler gewesen, habe Vogelhäuschen gebaut und so. Auch spezielle, mit den Wappen von Fußballvereinen. Und dann hat, so vor zehn Jahren, ein Kumpel plötzlich gesagt: Bau doch mal das Weserstadion. Fand ich ’ne geile Idee, schließlich bin ich 100-prozentiger Werderaner.

    Ich hatte 40 Jahre eine Dauerkarte, hab den ganzen Zirkus mitgemacht. Im ersten Jahr zweite Liga sind wir buchstäblich zu jedem Auswärtsspiel gefahren: Bocholt, Arminia Hannover, Göttingen 05, Erkenschwick, aber auch in Berlin vor 74.000 im Olympiastadion – haben wir alles mitgenommen. Und später, im Europapokal, sind wir dann genauso nach Verona, Glasgow oder Mailand.

    Ich hatte auch eine VHS-Sammlung mit rund 1.000 Werder-Spielen seit 1968. Da hat mir Arnd Zeigler viel geholfen, die aufzubauen. Den habe ich eine Zeit lang zu Spielen gefahren, weil er selbst keinen Führerschein hatte.

    Dass ich das Weserstadion aus Holz nachbaue, war jetzt also nicht so abwegig. Ich hatte auch richtig Bock, das zu schaffen. War dann allerdings ein ganz schöner Kraftakt. Es hat über ein Jahr gedauert, zwischendurch habe ich mal frustriert alles wieder zerstört. Am Ende hab ich’s dann doch hingekriegt.

    Als ich vor ein paar Jahren meinen Bauernhof verkauft habe, fehlte mir der Platz für das alles, weshalb ich das Stadion der Deichstube geschenkt und vieles andere – wie die Videosammlung – verkauft

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