DSA Süße Gelüste: Das Schwarze Auge Anthologie
Von Lance Hard, Annette Juretzki, Carolina Möbis und
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Über dieses E-Book
Dieser Kurzgeschichtenband enthält rahjagefällige Geschichten, die den Leser nach Aventurien entführen. Erfahre mehr über die rahjagefälligen Abenteuer der Geweihten Yasmina saba-es-Sulef in Belhanka, die unglückselige Liebesverstrickung zweier maraskanischer Buskure oder über die mysteriösen Treffen des Tempels der Morgenröte.
Süße Gelüste ist eine rahjagefällige Kurzgeschichtenanthologie in der Welt des Schwarzen Auges.
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Rezensionen für DSA Süße Gelüste
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Buchvorschau
DSA Süße Gelüste - Lance Hard
Autoren
Herausgeber
Alex Spohr
Autorinnen, Autoren & Andere
Eevie Demirtel
Lance Hard
Annette Juretzki
Carolina Möbis
Phalanea
Dhara Rotkehlchen
Feqzjian von Tuzak
Alex Spohr (Hrsg.)
Süße Gelüste
Sieben rahjagefällige Das Schwarze Auge©
Kurzgeschichten
Originalausgabe
Mit Dank an
Nathan Fürstenberg und Lalatina Ford Dustiness
Impressum
Ulisses Spiele
Band US25746EPUB
Titelbild: Nadine Schäkel, Babette Langer
Aventurien-Karte: Daniel Jödemann
Lektorat: Kerstin Finkenwerder
Korrektorat: Alia Emma Boecker
Umschlaggestaltung und Illustrationen: Nadine Schäkel,
Patrick Soeder
Layout und Satz: Johannes Kaub, Michael Mingers
Copyright © 2023 by Ulisses Spiele GmbH, Waldems. DAS SCHWARZE AUGE, AVENTURIEN, DERE, MYRANOR, RIESLAND, THARUN, UTHURIA und THE DARK EYE sind eingetragene Marken der Ulisses Spiele GmbH, Waldems.
Alle Rechte vorbehalten.
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Inhaltsverzeichnis
Zucker und Peitsche
von Lance Hard
7
Es war Sommer
von Carolina Möbis
35
Morgenrot hat Gold im Mund
von Dhara Rotkehlchen
50
Majid in Nöten
von Annette Juretzki
78
Dunkelhaar
von Feqzjian von Tuzak
112
Doppeltes Spiel
von Eevie Demirtel
140
Früchte der Macht
von Phalanea
158
Glossar
250
Vorwort
Rahja zum Gruße!
In deinen Händen hältst du die rahjagefällige Anthologie Süße Gelüste. Wie schon in dem Band Stunden der Sehnsucht führen dich die Geschichten quer durch Aventurien.
Im Horasreich muss sich eine mutige Parfümeurin in die Villa einer Geheimgesellschaft einschleichen und erlebt dort zahlreiche amouröse Abenteuer. Auch das hinterwäldlerische Andergast ist Schauplatz einer besonderen rahjagefälligen Geschichte. Dort treffen zwei sehr unterschiedliche Druiden aufeinander. Obwohl auf Maraskan der Glaube an Rur und Gror vorherrscht, hat auch Schwester Rahja ein kleines Wörtchen mitzureden, wenn dort eine Schankmagd in den Konflikt meisterlicher Schwertkämpfer verstrickt wird.
Diese und noch mehr rahjagefällige Geschichten erwarten dich in Süße Gelüste. Viel Spaß mit der Lektüre der rahjagefälligen Geschichten!
Alex Spohr
Zucker und Peitsche
von Lance Hard
Brief von Casmina Volidaz-Laklosiez an Vittorio Laklosiez und Thurvin Rosenquell-Laklosiez
Meine beiden Liebsten,
ich hoffe, es geht euch gut und ihr vermisst mich nicht zu sehr.
Ich bin wie geplant in Belhanka angekommen. Rondrian hat mich am Hafen empfangen und zur Unterkunft begleitet. Ich hätte ihn im ersten Moment fast nicht erkannt. Von dem schüchternen Jungen, der vor einem Jahr unser Haus betreten hat, ist nichts mehr übrig, vor mir stand ein Mann! Auch der mittelreichische Zungenschlag ist kaum noch zu hören. Ich bin mir sicher, am Ende seiner Ausbildung wird er ein echter Liebfelder sein. Dass sich seine Kundschaft einmal um ihn reißen wird, steht außer Frage.
Ich soll euch von ihm auch die allerherzlichsten Grüße und Küsse ausrichten! Ich würde sie euch lieber direkt geben, doch einstweilen küsse ich diesen Brief. Ich hole es nach, sobald ich zurück in Drôl bin, versprochen. Wer weiß, vielleicht habe ich euch dann noch ganz andere Dinge von ihm auszurichten.
Wir sind für morgen zum Frühstück in einem Teehaus verabredet. Dabei werde ich auch Liodan, seinen Tutor, endlich kennenlernen. Ich werde euch selbstverständlich berichten, wie er ist. Wir alle brennen nach Rondrians Schilderungen doch auf weitere Details.
Aber ich bin nicht nur auf Liodan neugierig. Rondrian pries neben der Küche auch die Getränke des Lokals. Sie sollen dort sogar uthurischen Kaffee servieren. Ich werde euch auch darüber berichten.
Ich küsse euch aus der Ferne!
Casmina
Brief von Casmina Volidaz-Laklosiez an Vittorio Laklosiez und Thurvin Rosenquell-Laklosiez
Meine beiden Liebsten,
hinter mir liegt ein langer Tag und ich habe entsprechend zu berichten. Rondrian und Liodan holten mich wie vereinbart ab. Wir flanierten über eine der zahlreichen Brücken zu einem Teehaus.
Ich kann Rondrians Bericht bestätigen: Liodan ist ein rahjagesegneter Mann von ausgezeichneten Manieren und Geschmack. Sein Charisma beherrscht den Raum und ich bin mir sicher, dass sich seine ansehnlichen Proportionen auch unter der Kleidung fortsetzen.
Auch genießen die Schüler des Lyceums hier großes Ansehen. Wir erhielten auf dem Wege etliche wohlwollende Blicke und den besten Tisch mit Blick auf das Wasser. Jedoch würde ich Letzterem nicht allzu große Bedeutung für das Lyceum beimessen, da Rondrian und Liodan mit der Eigentümerin des Teehauses bekannt sind.
Die Speisen sind von ausgezeichneter Qualität, auch ist süßes Gebäck hier sehr beliebt. Ich bin entsprechend wohlgestimmt, was die Geschäftsverhandlungen der nächsten Tage betrifft.
Doch ich bin mir sicher, dass ihr auf meinen Bericht über den Kaffee brennt. Er hat eine ähnlich braune Färbung wie Kakao und wird hier in einer Tasse feinsten Porzellans serviert. Bereits aus dieser stieg mir das vollmundige Aroma entgegen, etwas bitter, ähnlich dem gerösteter Kakaobohnen. Kaffee sei in der Tat eine Art Bohne, die vor dem Genuss geröstet und vermahlen werden muss, so wurde mir auf meine Nachfrage erklärt. Nach dem Feuer des Röstens schmeckte er bitter, aber aromatisch, und wirkte so belebend, dass ich den ganzen Tag über keine Müdigkeit verspürte. Doch möglicherweise ist dies auch meiner überaus belebenden Begleitung geschuldet. Zu dem Kaffee wurde hartes, köstliches Mandelgebäck in Form kleiner Brotscheiben gereicht. Ich bin sicher, dass es besonders dir, Vittorio, schmecken würde. Ich werde ein Körbchen erwerben und euch mitbringen. Eventuell gelingt es mir auch, an das Rezept zu kommen, damit wir es bei unserem Bäcker in Auftrag geben können. Mir wurde zudem glaubhaft versichert, dass das Gebäck nicht nur zu Kaffee köstlich ist, denn es wird hier auch zu Kakao oder einem süßen Wein serviert. Wir werden also mehr als eine Gelegenheit für den Verzehr finden.
Doch zurück zum Kaffee! Wie alle Spezialitäten des Südens ist er ein aromatischer Luxus mit einem entsprechenden Preis. Dennoch erfreut er sich in der Serenissima großer Beliebtheit und wird in verschiedensten Varianten getrunken. So wurde uns am Nachmittag Kaffee kredenzt, der mit Milch und Zucker versetzt war. Auch diese Variante ist schmackhaft, doch anders als Rondrian präferiere ich Kaffee nach meinen heutigen Erfahrungen in purer Form.
Wir verbrachten den halben Tage beim Frühstück. Liodan nutzte diese Gelegenheit sogleich, um Rondrians Unterricht in Benimm und Etikette fortzusetzen. Ich musste mich also nicht sorgen, dass er etwas versäumen könnte. Im Gegenteil, gelegentlich überkam mich die Erkenntnis, dass ich hier auch noch etwas lernen oder vertiefen könnte. Ich verlasse mich an dieser Stelle auf euer Stillschweigen, besonders gegenüber Madalena!
Liodan war sehr galant, keine Spur der Strenge, die Rondrian gelegentlich erwähnte. Doch wir wissen ja alle, dass sich Strenge im Liebesspiel oder der Erziehung nicht immer auf den ersten Blick zeigt.
Am Nachmittag zeigten mir die beiden die Stadt. Belhanka ist sehr schön, sehr sauber, es gibt keine Bettler, dafür zahlreiche Straßenhändler. Zudem weisen oft Rosen an den zahlreichen Brücken darauf hin, wie nahe man dem Rahjatempel ist. Doch es ist auch immer etwas windig. Wo Drôl geschützt liegt, wehen die Winde vom Meer immerzu über Belhanka hinweg. Gegen Abend kann es deswegen etwas kühl werden. Ich denke darüber nach, mir eins der farbigen Schultertücher zu kaufen, wie sie hier recht beliebt zu sein scheinen.
Bevor wir speisten, nutzte ich die gute Gelegenheit, mir zur Vorbereitung bereits die Niederlassungen unserer möglichen Geschäftspartner vorführen zu lassen. Beide wünschten mir Phexens Segen für die Gespräche und betonten, wie sehr sie sich freuen würden, mich fortan häufiger in der Stadt zu sehen. Nicht nur Rondrian drängte auch darauf, dass ihr beiden ebenfalls herkommen solltet. Ich versprach, darüber nachzudenken, ob ich bereit bin, euch mit ihm zu teilen. Rondrian errötete an dieser Stelle allerliebst, sicher voller Erinnerung an jenen Tag vor einem Jahr in Renio Samorazzos Landhaus, als wir beide ihn aufsuchten, mein liebster Thurvin. Liodan bedachte mich mit einem überaus wissenden Lächeln und stellte beim Abendessen zahlreiche interessierte Fragen. Schon bald versanken wir in einen tiefen Austausch über rahjanische Themen.
Er zeigte mir einen Knoten, der sich besonders gut zum Fesseln eignet, und versprach, mich an einige Adressen zu führen, die zahlreiche nützliche und freudvolle Waren führen. Daneben ermahnte Liodan Rondrian immer wieder, kein Wort zu versäumen, es sei auch Teil der Ausbildung, über Rahjanisches zu sprechen und zu beraten. Jetzt lag in Liodans Blick und Tonfall auch die liebevolle Strenge, von der Rondrian immer berichtet hat.
Ihr könnt euch sicher sein, dass ich mich über Liodans Angebot außerordentlich erfreut zeigte. Doch jetzt habe ich keine Zeit, den Gedanken nachzuhängen, was ich dort finden könnte. Morgen erwarten mich wichtige Geschäftsgespräche.
Ich küsse euch in Gedanken!
Casmina
PS: Kein Wort zu Madalena. Vielleicht finde ich dort einen schönen Olisbos oder ein paar Fesseln für sie. Und ihr wollt mir diese Überraschung doch wohl nicht verderben, oder?
Brief von Casmina Volidaz-Laklosiez an Madalena Laklosiez
Meine liebste Madalena,
ich hoffe, du bist nicht allzu einsam ohne mich. Sicher würden dich Thurvin und Vittorio jederzeit trösten, auch wenn dein lieber Stiefbruder diese Gelegenheit sicher auch für den Spott nutzen würde. Doch du weißt auch, dass ich keinerlei Einwände gegen einen kräftigen Pflanzer oder Matrosen habe. Ich hoffe, du trägst eifrig den Olisbos, wie ich es dir vor meiner Abreise aufgetragen habe?
Ich habe Belhanka sicher erreicht. Die Stadt ist sehr schön, auch wenn es hier durch den beständigen Wind etwas kühler ist. Ich soll dich von Rondrian umarmen und küssen, er sendet dir liebste Grüße. Er ist wirklich sehr glücklich hier.
Ich habe auch seinen Tutor Liodan kennengelernt und bin seitdem überaus unsicher, wie ich die beiden überredet bekomme, mit mir gemeinsam Rahja zu huldigen – nicht, dass Liodan abgeneigt sein könnte, doch es ist etwas anderes, einen ausgebildeten Gesellschafter zu verführen, der zugleich Lehrer eines Freundes ist.
Doch selbst wenn ich einen Weg finde, gibt es keinen Grund zur Eifersucht, meine Liebe! Ich bin mir sicher, du wirst nach meiner Rückkehr von meinen Erfahrungen profitieren.
Seit dem wunderbaren ersten Tag mit Rondrian und Liodan, von dem dir Thurvin und Vittorio sicher ausführlich berichtet haben, verbringe ich meine Zeit vorwiegend mit Geschäftsgesprächen und die Abende in einem der Teehäuser, die sich in Belhanka aneinander drängen. Doch ich hoffe, bald etwas Ruhe zu finden, um die Parfümerien aufzusuchen, schließlich habe ich meiner Geliebten ein neues Parfüm versprochen.
Ich küsse dich!
Casmina
Brief von Liodan Pappardelo an Casmina Volidaz-Laklosiez
Liebe Casmina,
ich hoffe, du empfindest diese Nachricht nicht als indiskret oder aufdringlich, denn so etwas läge mir fern. Doch Rondrian versicherte mir, du würdest sie positiv aufnehmen. Da ich seine Einstellung nach unserem Gespräch teile, greife ich zur Feder.
Bereits vor Wochen erreichte mich eine Einladung zu einem Kostümfest. Selbstverständlich ist dies eine ausgezeichnete Gelegenheit für Rondrians Ausbildung, und eigentlich sollte mich eine weitere Schülerin aus dem Lyceum begleiten, doch bedauerlicherweise hütet sie mit einem Husten das Bett. Da ich nun also eine weitere Begleitung mitbringen kann, will ich dich hiermit herzlich einladen, uns am morgigen Abend zu begleiten.
Es handelt sich um eine Feierlichkeit in einem privaten Rahmen. Es ist mit einem guten Abendessen, wohlverlesenem Wein, Tanz und ungezwungener Tändelei zu rechnen. Sicher werden auch einige geschäftliche Gespräche geführt oder künftige Ehepartner gesucht, doch es ist zweifellos möglich, auch rein privat zu verkehren.
Da eine Kostümierung verpflichtend ist, greifen ich und Rondrian dir an dieser Stelle selbstverständlich gern unter die Arme. Antworte bitte möglichst schnell, wann wir uns zwecks Auswahl und Anprobe treffen können.
Sollte dir eine Feier am morgigen Abend zu spontan sein, so verstehe ich das vollkommen. Doch wenn es deine Zeit zulässt, dass du uns begleitest, würde mich das sehr freuen. Ich würde es doch sehr bedauern, wenn du Belhanka wieder verließest, ohne wenigstens eine Feier besucht zu haben.
Habe die Ehre!
Dein dir sehr verbundener
Liodan
Brief von Casmina Volidaz-Laklosiez an Liodan Pappardelo
Lieber Liodan,
ich danke dir von ganzem Herzen für deine Einladung. Sie kommt keineswegs zu spontan, sei unbesorgt.
Ich speise heute mit dem Bäcker Haraldsson zu Mittag, doch am Nachmittag habe ich keine weiteren Termine. Wir könnten uns also der Auswahl und Anprobe eines Kostüms widmen.
In Eile
Casmina
Briefchen von Liodan Pappardelo an Casmina Volidaz-Laklosiez
Liebe Casmina,
danke für deine Antwort, sie hat mich sehr glücklich gemacht!
Wir erwarten dich zur fünften Nachmittagsstunde im dir wohlbekannten Teehaus Blauregen.
Habe die Ehre!
Liodan
Brief von Casmina Volidaz-Laklosiez an Vittorio Laklosiez und Thurvin Rosenquell-Laklosiez
Meine Liebsten,
ich kann mein Glück kaum fassen. Die geschäftlichen Gespräche liefen bisher gut, es gibt in Belhanka eindeutig weitere Absatzmöglichkeiten für Zucker.
Vittorio, die Details kannst du den beigefügten Aufstellungen und Angeboten entnehmen, besonders vorteilhafte Angebote und auch umgängliche Handelspartner habe ich entsprechend markiert. Doch wir wollen Thurvin nicht mit Zuckerpreisen langweilen.
Auch habe ich noch etwas anderes zu berichten, was euch beide begeistern wird: Liodan hat mich eingeladen, ihn und Rondrian auf ein Kostümfest zu begleiten. Eigentlich hatte er wohl geplant, eine weitere Schülerin aus dem Lyceum mitzunehmen, doch da diese mit Husten darniederliegt, bot Liodan stattdessen mir an, sie dorthin zu begleiten.
Diese Einladung habe ich selbstverständlich angenommen, nicht nur um der Etikette willen. Eine so freundlich vorgetragene Einladung auf eine der berühmten Feiern Belhankas kann ich unmöglich ablehnen.
Liodan und Rondrian haben mir dankenswerterweise angeboten, mich bei der Wahl meines Kostüms zu unterstützen. Aus diesem Grund trafen wir uns erneut im Teehaus. Dort ließ ich das Gebäck diesmal unberührt, hatte mir doch zuvor der Zuckerbäcker Haraldsson verschiedene Kostproben seiner Backwaren aufgedrängt. Ich begnügte mich also mit einem Tee, während mir Liodan die Feinheiten der Kostümauswahl erklärte und zugleich anbot, mir auch etwas aus seinem Kleiderschrank oder dem einer befreundeten Kurtisane zu leihen. Meinen Dank für dieses Angebot wies er zurück, er hatte bereits mit Campora Madarez abgesprochen, dass ich ihn und Rondrian in aller Freundschaft im Lyceum besuche. Da konnte ich selbstverständlich nicht ablehnen!
Das Lyceum gibt sich nach außen verschlossen, ähnelt im Inneren jedoch einer prächtigen Villa. Liodan führte mich sogleich in sein Zimmer, wo er bereits mehrere Kostümvorschläge vorbereitet hatte. Ich entschuldigte und bedankte mich mehrfach für diesen Aufwand, doch Liodan wiegelte nur ab, es sei ihm eine Freude, wenn ich ihn und Rondrian begleiten würde.
Er schlug eine gegenwärtig sehr beliebte bosparanische Tracht oder das Kostüm einer heiteren Gärtnerin vor. Gemeinsam präsentierten die beiden im Handumdrehen gut ein Dutzend Vorschläge und das auf eine Weise, die jedem Atelier Ehre gemacht hätte. Auch wenn meine Stiefel in Drôl stehen, entschied ich mich letztlich für die Kostümierung als Zureiterin im schwarzen Korsett mit einem weit geschlitzten Rock und passender Reitpeitsche.
Ihr könnt euch meine Vorfreude auf das morgige Fest vorstellen.
Ich küsse euch vieltausendmal!
Casmina
Brief von Casmina Volidaz-Laklosiez an Vittorio Laklosiez und Thurvin Rosenquell-Laklosiez
Ihr Lieben,
gestern hatte ich endlich etwas Zeit, mich um einige Einkäufe zu kümmern und habe im Schneideratelier Ninara von Vinsalt beinahe meine Kostümwahl für den heutigen Abend über den Haufen geworfen. Doch ich musste ohnehin bestellen und werde das Ergebnis lieber euch präsentieren.
Ich sitze beim Frühstück und werde in einer halben Stunde zu einem weiteren Geschäftsgespräch aufbrechen. Doch zuvor will ich eure Neugier befriedigen, sicher brennt ihr schon auf meinen Bericht über das Kostümfest. Die Peitsche lag außerordentlich gut in der Hand, Rondrian versprach, mir den Laden zu zeigen, in dem sie erworben wurde.
Er und Liodan trugen Kostüme bosparanischer Gladiatoren, was ihren Körperbau ausgezeichnet zur Geltung brachte. Was meint ihr, sollten wir auch einmal eine Kostümfeier veranstalten? Oder sind uns seit Renios Verhaftung Verkleidungen für immer vergangen und die Treffen mit unseren Freunden auch so aufregend genug?
Ich wurde allerlei Bürgern samt Verwandtschaft aus Stadt und Umland vorgestellt. Liodan ist mit vielen der Menschen hier bekannt und grüßte nach allen Seiten. Ich wurde sehr freundlich aufgenommen, bekam Wein, kleine Speisen und Komplimente offeriert und wurde zum Tanze aufgefordert. Die Kostümierung war ebenso offenherzig und phantasievoll wie einige der Angebote. Einen Teil lehnte ich jedoch ab, da mir die Reaktion unserer Gastgeber ungewiss war, sollte ich einen im Übrigen recht charmanten Fremden im Neckerkostüm neben dem Brunnen auspeitschen. Ich wollte Liodans Großzügigkeit an diesem Punkt nicht überreizen, immerhin war dies keine Orgie oder Feier mit mir bekannten Gästen. An anderen Stellen hielt ich mich jedoch nicht zurück, es besteht also kein Grund zur Sorge. Ich habe mich prächtig amüsiert.
Besonders im Gedächtnis blieb mir ein reizendes Wesen, das sich mit einem lachsfarbenen Kleid und einem Kranz als Rose kostümiert hatte. In ihrem Blick lag eine gewisse Scheu, beständig schlug sie die Augen nieder, sobald ich in ihre Richtung sah. Dennoch nutzte sie jede Gelegenheit, mich um einen Tanz zu bitten. Unter meinem Abschiedskuss zerschmolz sie schier in rahjanischen Gefühlen – bei Rahja, ein Anblick, der mich in den Schlaf begleitet hat!
Doch sorgt euch nicht, mein Herz gehört euch! Ich küsse euch!
Casmina
Briefchen von Casmina Volidaz-Laklosiez an Liodan Pappardelo
Lieber Liodan,
ich bedanke mich noch einmal von Herzen für die gestrige Feierlichkeit. Ich hatte einen wunderbaren Abend und hoffe, mich zeitnah mit einer wechselseitigen Einladung, sei es in das Odeon, die Oper, das Bad oder nur zum Abendessen, revanchieren zu können. Die nächsten Vormittage sind mit weiteren Terminen belegt, doch nach dem Mittag stehe ich zur freien Verfügung. Bitte wähle einen Ort und eine Zeit.
Habe die Ehre und freue mich auf ein weiteres Wiedersehen mit dir und Rondrian
Casmina
Briefchen von Liodan Pappardelo an Casmina Volidaz-Laklosiez
Liebe Casmina,
beiliegender Umschlag erreichte mich im Lyceum, beigefügt war eine Nachricht, die mich bat, den Umschlag an die schöne Zureiterin weiterzuleiten. Ich hoffe, er enthält frohe Kunde.
Ich bedanke mich für deine Einladung, versichere jedoch, dass dies nicht nötig wäre. Da Rondrian vollkommen zu Recht darauf hinwies, dass du bisher nicht alles Sehenswerte in der Stadt gesehen und zudem Interesse an einigen Geschäften hast, will ich jedoch den morgigen Nachmittag vorschlagen. Es wird sich sicher eine Gelegenheit auftun, dass du dich revanchieren kannst, beispielsweise mit einem aromatischen Weißwein?
Liodan
Brief von Severina Kusimelli an Casmina Volidaz-Laklosiez
Wunderschönste Zureiterin,
verzeiht meine Worte, doch seit unserer Begegnung im Ballsaal ist mein Herz gefangen. Mir war, als hätte ich einen Traum betreten. Rahjagleich standet Ihr dort, Feuer und Herrschaft im Blick. Es waren nur Sitte und Manieren, die mich davon abhielten, mich Euch auf der Stelle zu Füßen zu werfen. Rahjanische Gefühle toben seitdem in meiner Brust und hielten mich die ganze Nacht lang wach.
Das beiliegende Bild habe ich in den Nachtstunden gezeichnet. Es zeigt meinen größten Wunsch. Schon lange träume ich davon, in Fesseln vor einer Rahjagleichen zu knien, doch erst seit ich Euch sah, weiß ich, wer diese Göttinnengleiche meiner Träume ist.
Als Rose ging ich auf den Ball, seitdem sehne ich mich danach, von Euch gepflückt zu werden. Rahjagleiche Zureiterin, lasst mich Eure Stute sein.
Eure sehr ergebene Dienerin
Severina
Brief von Casmina Volidaz-Laklosiez an Madalena Laklosiez
Meine liebe Madalena,
sollte dich wieder einmal der Wunsch überkommen, von mir rahjanisch gezüchtigt zu werden, so verzichte bitte darauf, mir einen schwülstigen Brief zu schreiben. Sage oder zeige es mir rundheraus. Trage das Halsband oder berichte mir eine deiner Untaten – wie einen ohne Absprache ausgeliehenen Olisbos –, die sicherlich überaus strafenswert sind.
Oder verärgere Vittorio mit Spott, bis ihm die Geduld ausgeht. Leugne es nicht, das letzte Mal hast du ihn bewusst gereizt. Wir wollten schließlich alle vor meiner Abreise noch einmal gemeinsam Rahja huldigen, und damit er im Schlafzimmer zur Reitpeitsche greift, hast du es wieder einmal für das Einfachste gehalten, deinen Stiefbruder mit etwas Spott zu reizen. Ich kenne euch doch und habe nichts dagegen einzuwenden. Das folgende Rahjaspiel war überaus lustvoll.
Ich hoffe, du pflegst den Olisbos weiterhin gut.
Ich küsse dich!
Casmina
Brief von Casmina Volidaz-Laklosiez an Severina Kusimelli
Liebe Severina,
deine Nachricht hat mich erreicht und sehr überrascht. Selbstverständlich erinnere ich mich an die scheue Rose, die mich um so manchen Tanz bat und