Anschlag auf die Klinik: Notarzt Dr. Winter 56 – Arztroman
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In der Klinik wird der Chefarzt der Unfallchirurgie mit den schwierigsten, aufregendsten Fällen konfrontiert, die einem Notarzt begegnen können. Im Leben des attraktiven jungen Arztes gibt es eigentlich nur ein Problem: Seine große Liebe bleibt ganz lange unerfüllt. Die Liebesgeschichte mit der charmanten, liebreizenden Hotelmanagerin Stefanie Wagner sorgt für manch urkomisches, erheiterndes Missverständnis zwischen diesem verhinderten Traumpaar.
»Gut gemacht, Nora«, sagte der Redaktionsleiter zu der rothaarigen jungen Frau, deren erste Hörfunk-Reportage von immerhin sechs Minuten er sich soeben angehört hatte. »Für eine Volontärin sogar sehr gut. Mach weiter so, dann finden wir bestimmt einen Job für dich bei uns im Sender, sobald deine Ausbildung beendet ist.« Nora Brebeck strahlte über das ganze Gesicht. »Danke, Herr Monker«, sagte sie. »Ich bin froh, daß ich hier gelandet bin, beim Aktuellen, meine ich. Das ist genau das, was mich interessiert.« Robert Monker schmunzelte in sich hinein. Er würde in zwei Jahren in Rente gehen und hatte schon Scharen von hoffnungsvollen Nachwuchskräften für den Hörfunk ausgebildet – die wenigsten hatten es wirklich weit gebracht. Heutzutage lockte das Fernsehen die meisten viel mehr, sie kehrten dem guten alten Radio so schnell es ging den Rücken. Aber da Ausbildungsplätze beim Hörfunk leichter als beim Fernsehen zu ergattern waren, nahmen sie eben zuerst damit vorlieb, um sich ihrem eigentlichen Ziel wenigstens auf Umwegen zu nähern. Bei Nora war das anders, sie hatte mit dem Fernsehen ›nichts am Hut‹, wie sie sogleich energisch verkündet hatte, und er glaubte ihr das. Sie spielte gern mit Worten, feilte und tüftelte so lange an ihren Texten herum, bis sie restlos zufrieden war. So mußte es sein, wenn man leidenschaftlich Radio machte. Schade, daß er ihren Werdegang nur noch kurz würde begleiten können. Bei ihr hätte es sicher Spaß gemacht, sie langsam wachsen zu sehen. »Geh nach Hause, Mädchen«, sagte er.
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Kurfürstenklinik
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Anschlag auf die Klinik - Nina Kayser-Darius
Notarzt Dr. Winter
– 56 –
Anschlag auf die Klinik
Nina Kayser-Darius
»Gut gemacht, Nora«, sagte der Redaktionsleiter zu der rothaarigen jungen Frau, deren erste Hörfunk-Reportage von immerhin sechs Minuten er sich soeben angehört hatte. »Für eine Volontärin sogar sehr gut. Mach weiter so, dann finden wir bestimmt einen Job für dich bei uns im Sender, sobald deine Ausbildung beendet ist.«
Nora Brebeck strahlte über das ganze Gesicht. »Danke, Herr Monker«, sagte sie. »Ich bin froh, daß ich hier gelandet bin, beim Aktuellen, meine ich. Das ist genau das, was mich interessiert.«
Robert Monker schmunzelte in sich hinein. Er würde in zwei Jahren in Rente gehen und hatte schon Scharen von hoffnungsvollen Nachwuchskräften für den Hörfunk ausgebildet – die wenigsten hatten es wirklich weit gebracht. Heutzutage lockte das Fernsehen die meisten viel mehr, sie kehrten dem guten alten Radio so schnell es ging den Rücken. Aber da Ausbildungsplätze beim Hörfunk leichter als beim Fernsehen zu ergattern waren, nahmen sie eben zuerst damit vorlieb, um sich ihrem eigentlichen Ziel wenigstens auf Umwegen zu nähern.
Bei Nora war das anders, sie hatte mit dem Fernsehen ›nichts am Hut‹, wie sie sogleich energisch verkündet hatte, und er glaubte ihr das. Sie spielte gern mit Worten, feilte und tüftelte so lange an ihren Texten herum, bis sie restlos zufrieden war. So mußte es sein, wenn man leidenschaftlich Radio machte. Schade, daß er ihren Werdegang nur noch kurz würde begleiten können. Bei ihr hätte es sicher Spaß gemacht, sie langsam wachsen zu sehen.
»Geh nach Hause, Mädchen«, sagte er. »Du hast in den letzten Tagen genug gearbeitet. Aber morgen früh will ich dich pünktlich wieder hier sehen – mit neuen Themenvorschlägen, verstanden?«
»Verstanden, Herr Monker. Ich hab’ mir schon was überlegt…«
Er hob die Hand, um sie am Weitersprechen zu hindern. »Nicht jetzt!« sagte er bestimmt. »Jetzt ist Freizeit angesagt. Bis morgen, Nora.«
»Na, gut«, erwiderte sie, halb enttäuscht, halb zufrieden, »bis morgen, Herr Monker.«
Er sah ihr nach, wie sie den Flur entlangflitzte, dem Ausgang zu. Eine nette Person war sie, klug und sympathisch, sehr temperamentvoll und bei alledem auch noch hübsch. Wenn man sie sah, konnte es einem fast leid tun, daß man keine dreißig mehr war – oder besser noch fünfundzwanzig.
»Alter Esel«, brummte er vor sich hin. Das hätte seine Frau zu ihm gesagt, wenn sie seine Gedanken hätte lesen können. Aber in ihrer Stimme wäre ein weicher, zärtlicher Unterton gewesen. Robert Monker liebte seine Frau auch nach fast vierzig Jahren Ehe noch, und er wußte wohl, daß er damit ein seltenes Glück gefunden hatte. Wenn Nora sich weiterhin so gut machte, würde er sie einmal zu sich nach Hause einladen. Er wollte zu gern wissen, wie seine Frau und die junge Volontärin wohl miteinander auskamen. Aber er hätte jetzt schon seinen Kopf darauf verwettet, daß sie einander auf Anhieb sympathisch finden würden.
Seufzend wandte er sich einem Text zu, der zur Begutachtung auf seinem Schreibtisch lag – es war ein Text der zweiten Volontärin in seiner Redaktion, und sie war leider bedeutend unbegabter als Nora.
*
»Wo wollen Sie denn hin?« fragte Oberschwester Walli etwa eine Stunde später die beiden Sanitäter, die mit einer Tragbahre an ihr vorübereilten. »Uns ist kein Patient angekündigt worden – wir sind sowieso mal wieder überlastet.«
Walli, die eigentlich Walburga hieß, was aber kaum jemand wußte, hatte zur Zeit wieder einmal Dienst in der Notaufnahme der Kurfürsten-Klinik in Berlin-Charlottenburg. Die Notaufnahme wurde von Dr. Adrian Winter geleitet, einem der jüngsten Chefärzte der Klinik, mit dem Walli seit Jahren gern zusammenarbeitete.
»Die Frau ist ganz in der Nähe von einem zurücksetzenden Lastwagen erfaßt worden«, antwortete einer der Männer, »es wäre Unsinn gewesen, sie woanders hinzubringen. Sie ist außerdem nicht schwer verletzt. Eine Wunde am Kopf, einige Prellungen. Aber zur Vorsicht mußt sie geröntgt werden.«
Walli beugte sich über die Patientin – eine zierliche Rothaarige mit wunderschönen grünen Augen, die jetzt sagte: »Mir geht’s gut, wirklich. Machen Sie bloß nicht so einen Aufstand wegen mir – es ist ja nichts passiert.«
»Wir werden sehen«, sagte Walli streng und dann, zu den Sanitätern gewandt: »Bringen Sie sie in Kabine sieben, bitte.« Anschließend rief sie laut: »Herr Dr. Schelling, können Sie sich eine Patientin ansehen, die gerade gebracht wurde?«
»Tut mir leid, Schwester Walli«, tönte es aus einiger Entfernung zurück, »im Augenblick werde ich hier gebraucht.«
»Was gibt’s denn, Walli? Ich habe Zeit.« Adrian Winter verließ eine der Behandlungskabinen und sah Walli fragend an. Er war groß und dunkelblond, mit freundlichen braunen Augen und einem sehr sympathischen Gesicht. Fast immer war er freundlich und ausgeglichen, aber diejenigen, die ihn schon einmal zornig erlebt hatten, wußten, daß er sehr wohl aus der Haut fahren konnte, vor allem, wenn es um schlampige Arbeit, Gedankenlosigkeit, Ungerechtigkeit oder Bosheit ging.
»Kabine sieben«, sagte Walli, »eine junge Frau, die von einem Lastwagen erfaßt worden ist. Zum Glück ist ihr fast nichts passiert.«
Sie hatten die Kabine erreicht, und einer der Sanitäter erklärte mit wenigen Worten, was passiert war und fügte außerdem alle Informationen über den Gesundheitszustand der jungen Frau an, über die er verfügte. Adrian bedankte sich, dann verließen die Sanitäter die Notaufnahme wieder. Ihr nächster Einsatz wartete bereits.
Erneut sagte die Patientin: »Aber mit mir ist alles in Ordnung, wirklich – die kleine Schramme da am Kopf…«
Adrian schätzte sie auf höchstens Mitte zwanzig, sehr hübsch mit ihren kurzen roten Haaren und den großen grünen Augen. Allerdings war ihr Gesicht blutverschmiert, denn oben an der Stirn hatte sie eine klaffende Wunde.
»Das ist keine Schramme, sondern eine recht tiefe Wunde«, teilte er ihr freundlich mit. »Wie heißen Sie?«
»Nora Brebeck. Ich hab’ jetzt frei und wollte eigentlich mal wieder ins Kino gehen. Es kann doch wohl nicht Ihr Ernst sein, daß ich jetzt hier liegen muß und…«
»Sind Sie immer so ungeduldig, Frau Brebeck?« unterbrach Adrian lächelnd den Redefluß der quirligen jungen Frau, während er Walli mit einem Kopfnicken aufforderte, die Wunde zu säubern.
»Ja«, antwortete Nora, »fast immer jedenfalls. Es macht mich wahnsinnig, hier herumzuliegen.«
»Ich bin Dr. Winter«, stellte Adrian sich vor, ohne auf ihre letzte Bemerkung einzugehen. »Und dies ist Oberschwester Walli. Wir kümmern uns jetzt zuerst einmal um Ihre Kopfverletzung, und danach schicken wir Sie zum Röntgen, Frau Brebeck. Wenn alles in Ordnung ist, können Sie nach Hause gehen, aber nicht vorher. Es kann durchaus sein, daß Sie Verletzungen davongetragen haben, die man nicht sehen kann, verstehen Sie das?«
»Das würde ich doch merken«, erwiderte sie. »Aber ich merke nichts, Herr Dr. Winter!«
Er lachte. »Geben Sie es auf, Frau Brebeck. Sie werden uns nicht überzeugen. Walli, wir geben ihr zur Vorsicht eine Infusion, vielleicht wird sie das ein wenig beruhigen.«
»Eine Infusion?« fragte Nora