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...because I love love stories: Roman
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eBook181 Seiten2 Stunden

...because I love love stories: Roman

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Über dieses E-Book

Nach dem gewaltsamen Tod einer Alkoholikerin erhofft sich der Ermittler Robert von deren ehrgeiziger Tochter Helene mithilfe ihrer Familiengeschichte Hinweise, die zur Aufklärung des Falles beitragen könnten.
Doch Leni wird dabei von den brutalen Erinnerungen an ihre Jugend derart überrollt, dass sie schließlich nicht mehr zwischen Realität und Fiktion unterscheiden kann.
Aus ihrem Dilemma scheint es nur noch einen einzigen Ausweg zu geben: Die Aufhebung eines Pakts, den sie Jahre zuvor geschlossen hat.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum29. März 2023
ISBN9783347911413
...because I love love stories: Roman
Autor

Sabeth Ackermann

Sabeth Ackermann, Jahrgang 1960, wächst mit vier Geschwistern in Süddeutschland auf. Die spätere Scheffelpreisträgerin ist bereits als Kleinkind von Geschichten fasziniert und beginnt mit sieben Jahren ihre eigenen Phantasien in Wort und Bild umzusetzen. Als alleinerziehende Mutter von drei Kindern und berufstätige Lehrerin reicht die Zeit jedoch lediglich zum Ordnen der unzähligen handschriftlichen Notizen, die sich über eine lange Zeit angesammelt haben. Nachdem der Nachwuchs nach und nach das Haus verlassen hat, kann sie im Mai 2021 ihren Debütroman „Zeit, mich zu finden“ fertigstellen, in dem die Ereignisse auf einem Schulfest das Leben der sechzigjährigen Pia, die noch immer mit den Folgen einer lieblosen und gewalttätigen Erziehung in den 1960er-Jahren zu kämpfen hat, durcheinanderwirbeln. In ihrem zehn Monate später fertiggestellten Zweitwerk „kein mord.“ bringt ein mysteriöser Todesfall den gutmütigen Ermittler Leo gleich in mehrfacher Hinsicht an seine Grenzen. Im Band "Neues aus 125 Jahren" finden sich 68 kurze Familiengeschichten speziell für erwachsene Menschen mit Konzentrationsproblemen und bei beginnender Demenz zum Lesen oder Vorlesen. Die Autorin, die sich leidenschaftlich für psychologische Themen, Detektivgeschichten, Fotografie und Traumforschung interessiert, lebt heute mit ihrem zweiten Mann in der Nähe ihrer großen Familie.

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    Buchvorschau

    ...because I love love stories - Sabeth Ackermann

    1

    „Kommst Du noch auf einen Kaffee mit?" Meine Kollegin Diana war gerade dabei, ihren Platz im Lehrerzimmer zu räumen und schien sich bereits im Wochenend-Modus zu befinden. Ich schüttelte den Kopf.

    „Ich muss nächste und wahrscheinlich auch noch übernächste Woche in der 7b vertreten und habe noch nichts vorbereitet. Diana lachte. „Komm schon, du Streberin. Es ist Freitagmittag; und selbst, wenn du dich heute völlig deinen Befindlichkeiten hingibst, stehen dir noch zwei volle Tage uneingeschränkt für deine Pflichten zur Verfügung. Oder gibt es da am Ende einen Verehrer, der Anspruch auf einen Teil deiner kostbaren Zeit erhebt? „Sei nicht albern."

    Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um nachzusehen, ob sich in letzter Sekunde nicht doch noch irgendwelche wichtigen Dokumente in mein Postfach geschmuggelt hatten, obwohl wir die meisten davon ohnehin per EMail erhielten. Mein ausgeprägter Sinn für Gründlichkeit forderte diese Balance-Nummer ein, da die Inspektion der Fächer eigentlich eine körperliche Mindesthöhe von einem Meter fünfundsechzig voraussetzte.

    Und so musste ich mich strecken, um natürlich wieder mal aus dem hintersten Eck meines Fachs eine Strafarbeit zu fassen bekommen, die von seinem Verfasser durch mehrfaches, hingebungsvolles Falten und Glattstreichen auf ein handliches DIN A 7-Format gebracht worden war. Rasch warf ich das Schriftstück in meine Tasche, rief meiner Kollegin noch ein „Schönes Wochenende!" zu und verließ den Gemeinschaftsraum. Schnellen Schrittes steuerte ich meinen Wagen an in der Hoffnung, von niemandem mehr angesprochen zu werden. Ich ging nicht gerne aus, da ich keinen Sinn darin sah, meine Zeit in irgendeinem Etablissement vor irgendeinem teuren Getränk totzuschlagen. Und die Verabredung mit KollegInnen vermied ich ganz besonders. Wenn überhaupt, so hätte ich Interesse an tiefergehenden, zuverlässigen Bindungen gehabt; nicht aber an der Vermischung von Arbeit und Privatleben.

    Die Oberflächlichkeit solcher Beziehungen, die durch die beruflich bedingte ständige Fluktuation auch noch gefördert wurde, war ein Grund dafür; aber die Vorstellung, jemandem, mit dem man zusammenarbeitete, Privates aus dem eigenen Leben preiszugeben oder solches gar aus dem Leben des anderen zu erfahren, schreckte mich noch um ein Vielfaches mehr ab.

    Dafür freute ich mich jetzt auf den einzigen Mann, der zurzeit mit mir Tisch und Bett teilen durfte: meinen Kater Nero. Für seinen Namen war vor allem sein schwarzes, glänzendes Fell verantwortlich, das auch einer der Gründe dafür gewesen war, dass ich mich im Tierheim damals ausgerechnet für ihn entschieden hatte. Darüber hinaus hatten wir auch einiges gemeinsam: Unsere Zuneigung zueinander war tief - aber jeder von uns liebte auch seinen Freiraum.

    Manchmal kam mein Lebensgefährte, der durch eine Katzenklappe auf meinen Balkon und von dort aus in einer halsbrecherischen Kletteraktion über einen Baum ins Freie und wieder zurück gelangen konnte, ein oder sogar zwei Nächte nicht mehr nach Hause. Was er dann trieb, war allein seine Angelegenheit; ich freute mich einfach nur auf die Zeit, wenn er wieder zu mir zurückkehrte und schnurrend meine Nähe suchte.

    Auch als ich jetzt meine Wohnungstür aufschloss, erwartete er mich bereits. Doch Nero hatte seinen Stolz – niemals würde er mich gleich an der Tür überfallen. Erst, nachdem ich meine Schultasche auf einem Stuhl abgestellt und mich ihm zugewandt hatte, erhob er sich aus seinem Körbchen und schritt würdevoll auf mich zu. Ich setzte mich auf den Boden und nahm ihn hoch, was er großmütig gestattete.

    Doch leider konnten wir diesen Moment der Innigkeit nicht lange genießen, da der Klingelton meines Smartphones dieses Tête-à-Tête empfindlich störte. Ich verfluchte mich, dass ich das Gerät nicht gleich nach der Schule ausgemacht hatte. Normalerweise hätte ich diesen Anruf einfach ignoriert. Aber Nero, der stets meine ungeteilte Aufmerksamkeit einforderte, hatte sich etwas von mir zurückgezogen und sah mich nun auffordernd an; ganz offensichtlich erwartete er von mir, dass ich dieses Gespräch annahm, damit er und ich so schnell wie möglich wieder zur Tagesordnung zurückkehren konnten. So erhob ich mich seufzend und zog das Handy aus meiner Schultasche. Auf dem Display war ein altes Foto meines Vaters zu sehen; sofort hob ich ab. „Dad, rief ich, „was ist los?

    Mein Vater meldete sich, wenn überhaupt, höchstens an Weihnachten oder meinem Geburtstag - und das beileibe auch nicht regelmäßig. Doch anstelle meines Erzeugers vernahm ich jetzt ein heftiges Schluchzen, das offensichtlich einer weiblichen Person zuzuordnen war. „Regina!, stieß ich hervor, das war der Name der zweiten Frau meines Vaters. „Ach Leni, Liebes, antwortete die auch prompt. Ich war äußerst aufgebracht darüber, dass sie mir, indem sie das Handy meines Vaters benutzte, keine Gelegenheit gegeben hatte, sie ignorieren zu können. Und ich hasste es, dass sie mich mit meinem Kosenamen „Leni ansprach; für sie war einzig mein Taufname „Helene angemessen. Am Schlimmsten aber fand ich, dass sie mich „Liebes nannte! „Gib mir meinen Vater!, verlangte ich ungehalten. „Ach Süße, deine arme Mutter!", fing sie stattdessen an zu heulen.

    „Wenn du mir nicht sofort meinen Vater gibst, lege ich auf!" Was auch immer passiert war - es gab dieser Schlampe nicht das Recht, über meine Mutter zu sprechen; schließlich war sie diejenige gewesen, derentwegen mein Vater sie und mich vor 23 Jahren verlassen hatte. Da war ich erst fünf Jahre jung gewesen und meine Mutter 24; doch das Auftauchen dieser damals noch nicht einmal volljährigen Hexe hatte unser aller Leben völlig verändert - und das, soweit es meine Mutter und mich betraf, definitiv nicht zum Guten.

    Einen Moment lang gab der Lautsprecher nur undeutliche Wortfetzen wieder; dann hörte ich endlich seine Stimme: „Hallo Engelchen! „Dad, protestierte ich, „warum ruft SIE mich an? Ich will nichts mit ihr zu tun haben! Mein Vater blieb mir eine Antwort auf diese Frage schuldig; stattdessen begann auch er jetzt zu heulen: „Leni, deine Mutter ist tot! „Was meinst du damit, sie ‚ist tot‘? „Sie hat sich umgebracht, Engelchen - und das ausgerechnet an ihrem Geburtstag!

    Falls das stimmte, dann fragte ich mich, warum dieser Sachverhalt ausgerechnet die beiden Personen zum Heulen brachte, die das ganze Dilemma seinerzeit überhaupt erst ins Rollen gebracht hatten.

    Mit gerade einmal neunzehn Jahren war meine Mutter damals mit mir schwanger geworden, hatte daraufhin meinen Vater geheiratet und fünf Jahre lang versucht, ihrer beider Vorstellungen von Mutterschaft, Haushaltsführung und ehelicher Verpflichtungen gerecht zu werden. Wie gerne hätte sie irgendwann zumindest stundenweise wieder gearbeitet, um sich ein Stück eigenes Leben zurückzuerobern - aber das hätte zu sehr am Ego ihres um sieben Jahre älteren Gatten gekratzt. Irgendwann war dann der Alkohol ins Spiel gekommen, der sie immer wieder für kurze Zeit entspannt hatte; aber er hatte sich auch zum Brandbeschleuniger hinsichtlich des Scheiterns dieser unglückseligen Ehe entwickelt. Gut vier Jahre nach meiner Geburt muss mein Vater dann dieses siebzehnjährige Mädchen kennengelernt haben, das damals wohl so frisch, so provokant und so voller Lebensfreude gewesen ist; ganz anders als meine Mutter, die ihre Lebensfreude längst unter einem Berg alltäglicher Verpflichtungen begraben und sich immer öfter mit Hochprozentigem davon abgelenkt hatte. Einmal habe ich in seinem Schreibtisch ein Foto von ihm und dem Teenager gefunden - aufgenommen in der Millenniums-Silvesternacht. Ich hatte in dieser Nacht bereits geschlafen, bin aber durch einen lauten Streit zwischen meinen Eltern aufgewacht. Kurz drauf hat mein Vater die Wohnungstür laut zugeschlagen. Am nächsten Tag ist meine Mutter erst gegen Abend aufgestanden; ich hatte mir in der Zwischenzeit selbst ein paar Brote gemacht und Milch aus dem Kühlschrank getrunken. Erst am übernächsten Tag ist er wieder aufgetaucht, und ab dieser Zeit haben meine Eltern nur noch gestritten. Die Wohnungstür habe ich noch oft zuschlagen hören und zunehmend eine panische Angst vor diesem Geräusch entwickelt, bis ich es schließlich an meinem fünften Geburtstag zum letzten Mal vernommen habe. Einige Zeit darauf hat mir meine Mutter erzählt, dass sie jetzt „vom Papa geschieden wäre und er wieder geheiratet hätte. Wenn ich ihn besucht habe, hat mir seine neue Frau immer etwas geschenkt; aber gemocht habe ich sie trotzdem nicht. „Scheiße, antwortete ich, und mehr wollte ich zu diesem Thema auch nicht beitragen. Ich konnte mich nicht an eine Zeit erinnern, in der ich meine Mutter geliebt hatte. Nach der Scheidung hatte sie ihr Leben komplett in den Sand gesetzt und nur noch an sich gedacht, weswegen mich ihr Ableben auch nicht besonders berührte. Und das falsche Getue meines Vaters und dieser Frau machte mich aggressiv.

    „Noch etwas, fuhr mein Erzeuger jetzt fort, „man hat ihre Obduktion angeordnet. Angeblich soll es irgendwelche Hinweise darauf geben, dass es unter Umständen doch kein Suizid gewesen ist, sondern …

    „Sondern was? „Sondern möglicherweise …Mord.

    2

    Die Beisetzung meiner Mutter war eine trostlose Angelegenheit gewesen. Den Gang zu ihrem Urnengrab hatten lediglich mein Vater, seine zweite Frau und ich begleitet. Eine Aufbahrung vor der Kremierung, eine Trauerrede oder gar kirchliche Rituale waren nicht eingeplant gewesen.

    Meine Mutter, die einst von ihrer Familie zu einem „anständigen katholischen Mädchen erzogen worden war, war unmittelbar nach ihrer Scheidung aus der Kirche ausgetreten; da hatte sich ihre Familie aber schon längst von ihr abgewandt gehabt. Eigentlich war für sie ja eine ganz andere Zukunft vorgesehen gewesen; am liebsten zunächst ein Lehramtsstudium, da ihren konservativen Eltern Gebiete wie Medizin oder Jura für eine Frau eher weniger geeignet erschienen waren. Zudem hatte es in der Familie des Bruders meiner Mutter noch zwei Cousins gegeben, die diese Bereiche bereits abgedeckt hatten. Ihre unerwartete Schwangerschaft als Folgeerscheinung eines vorehelichen Geschlechtsverkehrs mit einem einfachen Angestellten hatte jedoch nicht nur diesen Plan zerstört, sondern auch die Erwartungen meiner Großeltern, ihre Tochter durch eine entsprechende Verehelichung ein paar Jahre später in die sogenannte „bessere Gesellschaft einschleusen zu können.

    Die in ihren Augen nicht standesgemäße Eheschließung war daraufhin von den enttäuschten Eltern durch demonstrative Abwesenheit boykottiert worden; und so hatten nach der Trauungszeremonie zwei zusammengeschobene Tische in einem gutbürgerlichen Speiselokal ausgereicht, um das Brautpaar samt einiger Familienmitglieder meines Vaters unterbringen zu können.

    Ich erinnerte mich noch daran, meine Großeltern mütterlicherseits einmal gesehen zu haben. Sie hatten auf einem wunderschönen Gutshof in Westfalen gelebt und zu meinem großen Entzücken zwei Hunde, mehrere Katzen und sogar Pferde besessen!

    Bei diesem Besuch waren sie sehr nett zu mir gewesen; und mein Großvater hat mich tatsächlich auf eines dieser großen Tiere draufgesetzt. Außerdem hatte mir meine Großmutter schöne Kleider gekauft und meiner Mutter noch Geld für mich mitgegeben. Aber danach habe ich die beiden nie wiedergesehen.

    An meine anderen Großeltern kann ich mich kaum erinnern; sie hatten sich nach der Scheidung der zweiten Familie meines Vaters zugewandt. Der Hauptgrund dafür schienen vor allem drei weitere Enkelkinder gewesen zu sein, die sehr schnell hintereinander aufgetaucht waren. Für mich hatte es noch ein paar Jahre lang einige bunte Postkarten gegeben - aber irgendwann waren auch die ausgeblieben.

    Inzwischen hatte es zu nieseln begonnen, und wir drei Übriggebliebenen strebten rasch ein Café an, in dem auch kleine Mahlzeiten serviert wurden. Mein Vater und ich hatten noch einiges zu besprechen, weswegen ich mich vor diesem „Leichenschmaus nicht hatte drücken können. „Du bist ja jetzt Alleinerbin, war gerade undeutlich von ihm zu vernehmen, während er sich die komplette Hälfte einer Frikadelle in den Mund stopfte. Seine Tusnelda hatte einen kleinen Salat verspeist und sich danach mit ihrem Smartphone in eine Sitzecke zurückgezogen, mit In-Ears von ihrer unmittelbaren Umgebung abgeschottet und chattete.

    Nach dem nur ungenügend erfolgreichen Einsatz einer Papierserviette für Mund und Kinn fuhr mein Erzeuger fort: „Da ist es doch bestimmt in Ordnung für dich, wenn du die Wohnungsauflösung alleine stemmst; sind doch nur anderthalb Zimmer. Das war wieder mal typisch für ihn – er wollte sich möglichst schadlos aus der Affäre ziehen! „Nein, entgegnete ich heftig, „das ist überhaupt nicht in Ordnung! Ich habe meine Arbeit, gut zwanzig Kilometer hin und wieder zurück sind eine ziemliche Strecke, ich kann keine Möbel alleine irgendwohin schleppen; und wer soll überhaupt die Miete für die Wohnung weiterzahlen? Die Kündigungsfrist kann ich trotz des Todesfalls nicht umgehen!"

    Nach Minuten zähen Ringens und Verhandelns konnten wir uns schließlich auf einen Kompromiss einigen: Ich sollte die Wohnung ausräumen; dafür würde mein Vater die Entsorgung der Möbel einigen Bekannten von ihm übertragen und auch die Kosten dafür übernehmen.

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