Pferdeäpfel in der Luft: Geschichten und Texte zur Zerstreuung
Von Jörn Dörfel
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Über dieses E-Book
Darin begegnen uns Wölfe, Motten und ein Wombat, ein Gaul, ein Selbstmörder und ein Bischof, der so gar nichts Pastorales hat, da tost ein Tobel und die Frau des Autors verschwindet bei der Lorelei im Rhein, da finden wir uns auf einem irischen Bauernhof wieder und werden Zeugen eines Verkehrsunfalles im Sachsenhausen Goethes; da geht die Krimi-Mimi auf Spiekeroog auf Verbrecherjagd und findet Unerwartetes; eine Nappsülze und eine italienische Mama mit Schnorres begegnen sich nicht, dafür wir dem Autor in Lederhosen und als Neandertaler, im Kampf mit dem eigenen Schutzengel und mit Rippenbrüchen in der Oper von Riga; da treffen wir auf einen unglücklichen Sauerampfer und auf erklärliche und unerklärliche Träume und auf Klein-Lucie, die ihre Familie mit Pillen zum Staunen bringt. Alles Pferdeäppel.
Jörn Dörfel
Jörn Dörfel, Jahrgang 1941, hat zeitlebens Erlebtes, Gesehenes und Begegnungen aufgeschrieben, Schönes, Humoriges, Wunderliches, Kurioses und weniger Erbauliches aus Familie und Beruf festgehalten. Bevorzugte Textsorten waren Briefe und Reiseberichte, später Tagebücher. Doch erst nach seinem Ausscheiden aus dem Beruf nahm er das Schreiben ernsthaft in den Blick, das autobiografische wie das fiktionale. Seither hat er viele Schreibseminare besucht, seine eigene Biografie fast fertig geschrieben und unzählige Geschichten und Storys, Texte und Gedichte verfasst, von denen einige hier versammelt sind. Sie geben – hoffentlich – die Fabulierlust, die den Autor beim Schreiben erfasste, wieder und die Freude darüber, Unbekanntes in sich zu entdecken. Dankbarkeit erfüllte ihn für die Anregungen aus den Schreibgruppen, aber auch das Eingeständnis des Scheiterns bei so manchen Übungen fehlt nicht. Gerade hier ist der Autor dankbar für Denkanstöße und Ideen seiner Leser und Leserinnen.
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Buchvorschau
Pferdeäpfel in der Luft - Jörn Dörfel
Jörn Dörfel, Jahrgang 1941, hat zeitlebens Erlebtes, Gesehenes und Begegnungen aufgeschrieben, Schönes, Humoriges, Wunderliches, Kurioses und weniger Erbauliches aus Familie und Beruf festgehalten. Bevorzugte Textsorten waren Briefe und Reiseberichte, später Tagebücher. Doch erst nach seinem Ausscheiden aus dem Beruf nahm er das Schreiben ernsthaft in den Blick, das autobiografische wie das fiktionale. Seither hat er viele Schreibseminare besucht, seine eigene Biografie fast fertig geschrieben und unzählige Geschichten und Storys, Texte und Gedichte verfasst, von denen einige hier versammelt sind. Sie geben – hoffentlich – die Fabulierlust, die den Autor beim Schreiben erfasste, wieder und die Freude darüber, Unbekanntes in sich zu entdecken. Dankbarkeit erfüllte ihn für die Anregungen aus den Schreibgruppen, aber auch das Eingeständnis des Scheiterns bei so manchen Übungen fehlt nicht. Gerade hier ist der Autor dankbar für Denkanstöße und Ideen seiner Leser und Leserinnen.
Inhalt
Vorweg
Teil I
Der Barbier von Savonlinna
Watt’n Wurm
Sturz eines Korsaren
»Du kriegst die Motten!«
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten
Ein Tag im Leben einer Nappsülze
Libretto für Wagner
Rainer B.
Tabula rasa
Of mounts and men
Herbst in der Provence
Teil II
Was tun eigentlich die Figuren in einem Buch, wenn es gerade niemand liest?
Vater-Sohn-Bild von Lucian Freud
American Gothic Fairy Tale
Der amerikanische Traum
Holy Shit!
Windsbraut
Der Wolf (1)
Der Wolf (2)
Limericks
Bayern verwechseln Frankfurt mit Wies’n
Lucie und die Stille
Teil III
»Never a dull moment«
Der Zug der Zeit
Beim Barte des Erzählers, oder: Haarig, haarig, ich sage Euch
Der letzte Vorhang
Zwischenwelten
Karsee
Every Cloud has a Silver Lining
Vereinsausflug
Unterwegs sein
Von der Wiege bis zur Bahre
DENÜCRIKE einer Ausstellung
Klickerfest
Teil IV
Bei Tchibo
Berliner und der Apfelwein
Handwäsche
Meine zehn bevorzugten Worte
Als die Morgensonne in einem bestimmten Winkel hereinfiel, …
Ich bin der Größte!
»Du bist, was du trägst«
Thema: Verwandlung und Märchen
»Weihnachten fällt dieses Jahr aus!«
Lebensbilder
Der Neandertaler in mir
Tierischer Lebenslauf
Wir mögen doch bittschön unsere Lebensphasen mit Pflanzen vergleichen
Omi und die Mohnpielen
Beziehungskiste
Übergang / Übergänge
Im Rückspiegel
Die Tonspur meines Lebens
Oase
Teil V
Der Pensionör hat’s schwör
Sauerampfer
Lechts – rinks
Simsalabim
GLEICHJETZT
Was habe ich gemeinsam mit den Kastanien?
Bildnachweis
Vorweg
Wie kommt man zum Schreiben? Der genialische Typ (sehr selten) fängt früh an und macht alles richtig. Leute wie ich fangen früh an und verbuddeln schamhaft alle ihre Notizen und Werke tief in Zettelkästen oder, noch besser, entsorgen sie in Papierkörben. Das war sozusagen meine frühe Phase. Immer war Schreiben für mich Bedürfnis, Arbeit und Frustration. Mit den Jahren kamen Spaß und Anregung hinzu. Von all dem steckt etwas in diesem Buch. Es enthält Texte, die ich in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren verfasst habe. Im ersten Teil sind all jene versammelt, die von mir unbedingt geschrieben werden wollten. (Zu dieser Kategorie gehören auch die Gedichte im Nachklapp, dem fünften Teil.)
Dann habe ich eine erkleckliche Anzahl Früchte meiner Bemühungen, unter fachkundiger Anleitung das Handwerk des Schreibens zu lernen, hier versammelt (Teile II – IV). Dabei ist naturgemäß das Autobiografische stark vertreten, aber auch das Fiktionale, das mir mehr und mehr am Herzen liegt – aber beides ist nicht immer zu trennen. Manchmal habe ich beim Schreiben etwas von mir und über mich gelernt, sehr zu meiner eigenen Verblüffung. Zumeist bin ich sehr ernst an die Aufgaben gegangen, zu anderen Malen habe ich still vor mich hin geblödelt, das hat mir dann besonders viel Spaß gemacht.
Was ich in rund zehn Jahren in diversen Schreibwerkstätten der Frankfurter U3L (Universität des Dritten Lebensalters), der Volkshochschule und einer langjährigen Gruppe in Oberursel vor allem gelernt habe, ist, wie Menschen lesen. Sobald einem der Text dem Zaum seiner Zähne entwichen oder dem Schreibwerkzeug entflossen ist, hat sein Autor keinen Einfluss mehr auf die Rezeption seines Werkes. Jeder liest anders. Oder, wie es mal jemand gesagt hat, der Leser ist der andere Autor.
Dabei musste ich, nachdem ich viele Texte in den Gruppen vorgetragen und /oder vervielfältigt vorgelegt hatte, feststellen, dass sie für manche LeserInnen Einschätzungen, Ebenen und Gefühle enthielten, die mir überhaupt nicht bewusst waren und die mich oft positiv überraschten. Andererseits kamen auch Kommentare, die mich ratlos machten. Der Klassiker für mich ist, als eine Zuhörerin am Ende meines mündlich vorgetragenen Textes »Buntes Berlin« sagte: »Zu viel Birke!« Zu Hause las ich noch einmal nach und zählte alle Birken im Text zusammen und kam – auf eine.
Die Nachbesprechungen der Texte in den Schreibgruppen waren aber mit das Beste dieser Veranstaltungen. In der Kritik anderer Texte schärft man seine eigenen Wahrnehmungen, seine Kriterien und seinen Blick für das selbst Verfasste. Gelegentlich stelle ich hier Diskussionsbeiträge und Feedback aus den Gruppen und eigene Anmerkungen an das Ende meiner Texte.
Steht man mit seinen Werken ungeschützt auf dem Präsentierteller der Beurteilung, lernt man ebenfalls viel, nicht zuletzt die Empfindlichkeit, das schnelle Beleidigtsein zu überwinden, wenn man auf eine kritische Resonanz auf das eigene, tief empfundene, ach so gute und wahre Werk stößt. Ich wurde schnell abgehärtet (na ja, ganz so schnell ging es nicht).
Ich liebe es, im Garten der Textsorten mein Unwesen zu treiben, weswegen die Leser hier auch so manches versammelt finden: kurze bis sehr kurze Geschichten, Reflexionen, Reiseschnurren, Satiren, Essays, Texte zu Bildern, ein Porträt, Zeitungsartikel, ein paar Limericks und Gedichte und selbst einen Insel-Krimi. Was man aber nicht in diesem Bändchen finden wird, sind Leserbriefe – als ich in Pension ging, schwor ich mir, ich werde nie einen Leserbrief schreiben, selbst wenn mich irgendetwas noch so sehr ärgert.
Kurz zum Aufbau des Buches: Im ersten Teil ist eine Anzahl von Texten versammelt, die ich aus eigenem Antrieb, das heißt ohne »kreative« Hilfen von außen verfasst habe. Entweder trug ich mich mit der behandelten Thematik lange herum (zum Beispiel in Tabula rasa), oder sie entstanden aus (leidvoller) aktueller Erfahrung (Sturz eines Korsaren, Never a Dull Moment) oder schlicht aus Jux und Tollerei (Traumsage, Libretto für Wagner).
In den Teilen II – IV tummeln sich Geschichten, die in verschiedenen Schreibseminaren entstanden sind. Damit der Leser in etwa weiß, in welchem Zusammenhang die Texte entstanden sind, habe ich einige, zumeist sehr verkürzte, Hinweise auf die Aufgabenstellungen vorangestellt. Wer sich durch die Texte oder die gelegentlich im Anschluss daran angefügten Bemerkungen und Kommentare angeregt oder herausgefordert fühlt, alternative Geschichten zu schreiben, ist herzlich eingeladen und sollte mir diese zukommen lassen.
Die Geschichten im dritten Teil sind jüngsten Datums und in den intensivsten aller Schreibseminare entstanden. Jede einzelne Sitzung wurde in einer 15- bis 20-minütigen ausführlichen Darstellung der anvisierten Problematik und Schreibtechnik (etwa: szenische Darstellung, Dialog, Rückblende, innerer Monolog …) eingeleitet. Dann hatten wir eine halbe Stunde Zeit, unsere Texte dazu zu entwickeln, und schließlich wurden sie im Anschluss daran kommentiert und diskutiert. Das ergab oft noch weitere Tipps für die ausführliche Bearbeitung zu Hause. Eine besonders befriedigende und herausfordernde Veranstaltung war »Schreiben vor Ort«, das wieder nach anderen Regeln arbeitete.
Im vierten Teil habe ich die weiter zurückliegenden, von mir so genannten Viertelstundenquickies zusammengestellt, die ich über mehrere Jahre in der Schreibwerkstatt Oberursel verbrochen habe. Und im fünften und letzten Teil sind einige launige Gedichte versammelt.
Teil I
Der Barbier von Savonlinna
Im Tourist Office des Städtchens Savonlinna im finnischen Seengebiet fragte ich nach einem Frisör, denn ich war für eine Schur fällig. Ich wagte das, denn selbst für den Fall, dass mich ein Finne, im Nebenberuf Holzfäller, in die Finger kriegen sollte, könnten die gröbsten Lücken wieder zuwachsen, bis wir in Frankfurt sein würden. Die nette Dame im Infobüro zeigte mir auf einer Stadtkarte eine komplizierte Route, die zu einem Frisör im Hinterhof eines modernen Gebäudequadrats führen sollte. Was mir aber sehr viel besser gefiel, war, dass der besagte Barbier draußen an der Straße eine Ampel habe, die, wenn sie auf Grün stünde, dem Langmähnigen den sofortigen Scherenzugriff versprach.
Bei Tanen Parturi-kampaamo angekommen, wurde mir in gebrochenem Englisch mitgeteilt, ich müsste doch noch zehn Minuten warten. Während Claudia sich anschickte, in den Geschäften des Örtchens etwas zu entdecken, das ihr helfen würde, den Wildwuchs auf ihrem Konto zu beschneiden, wartete ich am Tischchen mit den unverständlichen Zeitungen. Zwei junge Finninnen richteten zwei ältere Finninnen her, während der Meister sich an einem spärlich behaarten Männerkopf zu schaffen machte. Wenn er meinen Kopf später ebenso bearbeiten würde, würde ich viele Haare lassen, doch tat er das immerhin sehr akkurat. Was mich verwunderte, war seine eigene Mähne: etwas wild verwirbelt, mit einer langen Außenwelle über dem Kragen, irgendetwas vom Ende der Sechzigerjahre. Eigentlich nur erklärbar, wenn er der einzige Haarschneider des Städtchens war und seinen Assistentinnen absolut misstraute.
Während er mich mit Wasser einsprühte und dann flink die Schere fliegen ließ, gab er ein paar unverständliche Äußerungen von sich, die mich den Verdacht hegen ließen, er spräche irgendetwas Deutsches. Über ›Lampertheim‹ hinaus waren immerhin noch ›Fabrik‹ und ein Eigenname (?) zu decodieren. Eine Konversation ließ sich darauf nicht aufbauen, auch nicht auf Englisch. Doch wie aus dem Nichts kam der deutliche Satz »Ordnung muss sein!« Das berührte mich einerseits etwas peinlich, ich beantwortete es aber mit anerkenndem Grinsen in der Hoffnung, noch weitere zusammenhängende Äußerungen würden folgen. Ich irrte. Wir verfielen in Schweigen, während dem ich die Fortschritte verfolgte, mit denen Tanen Parturi (der Coiffeur) auf meinem Kopf eine deutsch-ähnliche Ordnung zu schaffen sich bemühte.
Ehe die Stille zu drückend wurde, fragte ich ihn, ob er in Lampertheim gearbeitet habe, was nur ein unverständliches Gemurmel zur Folge hatte und eine adrette Frau mit ponyhafter Frisur erscheinen ließ. Er stellte sie als seine Frau vor. Ich: »Nice to meet you«, denn sie sprach, bedächtig zwar, aber gut verständliches Englisch.
Es war offensichtlich: sie waren beide von tiefem Stolz über ihr Tun erfüllt. Anders war nicht zu erklären, warum sie sich mir – als Deutschem? – unbedingt verständlich machen wollten. Jedenfalls erzählten sie mir mit vollem Ernst – das heißt, sie tat es unter gelegentlicher finnischsprachiger Assistenz ihres Gatten –, dass sie seit ewigen Zeiten von der besagten deutschen Firma, die es seit 150 Jahren in Lampertheim gäbe, Perücken und Toupets bezögen. Sie seien eines der wenigen Kleinunternehmen Finnlands, das sich darin spezialisiert habe. Sehr viele Frisöre kämen zu ihnen, ließen sich von ihnen beraten und ausbilden und kauften bei ihnen die diversen Haarteile für ihre bedürftigen Kunden. Und um die Exzellenz insbesondere der von ihnen vertriebenen Toupets zu illustrieren und seine Expertise in Sachen künstlicher Haarpracht zu demonstrieren, drehte der Chef neben mir eine Pirouette, lupfte kurz sein eigenes Toupet, unter dem eine fortgeschrittene Platte aufblitzte und bedeutete mir mit einem geradezu schelmischen Ausdruck: »Das ist Qualität!« Ich warf eher schüchtern und in der Absicht, zu dem Vortrag meinen Anteil zu leisten, ein, dass ich ja glücklicherweise noch meine eigenen Haare hätte und noch keines ihrer Toupets bedürfe. Das focht sie nicht im mindesten an. Um dem Gespräch eine leichte folkloristische Richtung zu geben, fragte ich, wie es sich mit den Haarteilen verhalte, wenn die Finnen, die diesem Brauch ja bekanntlich ausgiebig frönten, in die Sauna gingen: müssten sie sie vorher ablegen oder im Vorraum auf einen Haken hängen?
Sie nahmen die Frage auf, wie sie nicht gemeint war, und erklärten mir mit sachlicher Akkuratesse den Unterschied zwischen trockener und feuchter Hitze und ihre Wirkung auf künstliche Haarteile. Im ersten Falle müsse man Perücke und Toupet ablegen, im zweiten sei das nicht notwendig. »Are they made from real hair or some artificial stuff«?
»They are made of fibre«, erklärte mir Mrs. Parturi, und ihr Mann zupfte