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Ein Sommer mit Proust
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eBook63 Seiten53 Minuten

Ein Sommer mit Proust

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Über dieses E-Book

Zschokke liest Proust. Ein hoch komischer und intelligenter Kampf mit 5000 Seiten Weltliteratur und mit sich selbst.

Wie kann man sich selbst Schriftsteller nennen, aber eines der ganz großen Werke der Weltliteratur nicht gelesen haben?! Wird man nur mitleidig belächelt, wenn man gestehen muss, die »Suche nach der verlorenen Zeit" nicht zu kennen?
Matthias Zschokke stellt sich diesem Mammutunternehmen: Wild entschlossen, voller Neugier und diszipliniert will er dem Geheimnis dieses Werkes auf die Spur kommen. Schnell werden Zweifel wach. Vielleicht liegt es nur an der deutschen Übersetzung? – Und das französische Original würde jeden Leser sofort in einen Rausch versetzen? Zschokke müht sich redlich, sich dem Werk gewachsen zu erweisen, aber er liest eben wie ein Autor, der sich um jedes Detail Gedanken macht. Immer ist er bereit, die Ursachen für Missmut und Unverständnis erst einmal bei sich selbst zu suchen. Beistand und Hilfe findet er etwa bei einem berühmten Proustübersetzer (und -kenner), dem er unverdrossen Fragen stellt, wenn er etwas unlogisch oder verlogen findet. Dessen Erklärungen machen den Autor zuweilen dankbar staunen, aber zugleich lädt er ihm doch immer wieder seine Klagen auf. »Der fünfte Band hat mir mit seinem hysterischen Gezicke in Endlosschleife den letzten Rest gegeben." Trotzdem: Durchhalten ist Pflicht! Ein wunderbar amüsantes Lesevergnügen.
SpracheDeutsch
HerausgeberWallstein Verlag
Erscheinungsdatum31. Juli 2017
ISBN9783835341807
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    Buchvorschau

    Ein Sommer mit Proust - Matthias Zschokke

    Impressum

    Anfang Juni begann ich, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit zu lesen. Nach den ersten paar Seiten berichtete ich meiner französischsprachigen Übersetzerin von meinem Lektürevorhaben. In der Annahme, sie sei eine Kennerin des Werks – da man es im frankophonen Raum bestimmt mit der Muttermilch aufnehme –, hoffte ich, von ihr dazu beglückwünscht und – falls meine Lesekräfte unterwegs schwinden sollten – dann und wann zwischendurch angefeuert zu werden.

    An die französischsprachige Übersetzerin,

    vor ein paar Tagen war ich endlich verzweifelt genug – ich wusste nichts mehr zu dichten, nichts mehr zu trachten, nichts mehr zu hoffen, nichts mehr zu träumen –, um mich auf die Suche nach der verlorenen Zeit zu begeben, die man ja wohl einmal in seinem Leben gelesen haben sollte. Ob ich die Disziplin aufbringen werde, alle dreizehn Bände durchzuackern, weiß ich noch nicht. Auf Deutsch ist es anstrengend. Die Sprache kommt mir akademisch vor. Ich frage mich, ob Proust im Original auch so klingt, ob er sich nicht leichter, eleganter, fließender liest? Ich könnte mir vorstellen, dass die Opulenz auf Französisch einen rauschhaften Zustand auslöst im Leser, eine Benebelung wie Opium, man wird von ihr überwältigt? Auf Deutsch muss man einen glasklaren Kopf behalten, um folgen zu können.

    Was ich jetzt schon sagen kann: Sehr, sehr viele Wörter. Mir würden weniger oft besser gefallen.

    / 2

    Die Gefahr, dass ich dem Proustfieber verfallen werde, scheint mir klein zu sein. Ich fürchte, das ist mir insgesamt alles zu bildungsbürgerlich eloquent (Konversation auf höchstem Niveau, aber Konversation; Smalltalk, in Platin gefasst). Manch betörend schöne Passage finde ich, manche umarmenswerte Charaktere, manche Weisheiten, Einsichten, Erkenntnisse, Beobachtungen, die behaltenswert sind, aber insgesamt viel zu viel schönes Geschwätz um des schönen Geschwätzes willen. Über weite Strecken langweilig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eigenständig denkende, unabhängige Köpfe, wie ich sie mag, enthusiastische Proustleser waren oder sind. Seine Brillanz und seine eiserne, ja diamantene Schreibdisziplin sind bewundernswürdig, aber hinschmelzen lassen mich andere.

    Ich nehme mir vor, alles zu lesen, sonst werde ich bis zum Grab immer denken, ich hätte mich vor einem wirklich Großen gedrückt.

    An einen Romanistikprofessor und Proustspezialisten,

    endlich ist es so weit. Ich habe mit Prousts Suche nach der verlorenen Zeit angefangen. Unabhängig vom respekteinflößenden Umfang bin ich im ersten Band einem Problem begegnet, das mich irritiert. Ich lese ihn in der »werkausgabe edition suhrkamp, 75. und 76. Tausend«. Auf den ersten zweihundertfünfzig Seiten bin ich über mindestens zwanzig Druckfehler gestolpert. Mal ein und anstelle eines uns, mal ein was anstelle eines war, mal dolch statt solch, mal lähme statt lähmte, vermommen statt vernommen usw. Zum einen verblüfft mich das, weil ich in meinem Verlag erfahren habe, dass echte Leser in der ersten Auflage Fehler entdecken und sie dem Verlag melden, worauf der sie für die zweite Auflage korrigiert. Wenn es eine dritte gibt, sind weitere Fehler eliminiert usw. Gerade Proustleser sollten doch eigentlich auf orthographische Fehler empfindlich reagieren und dieses Jahrhundertwerk besonders sorgfältig hegen und begleiten?

    An sich ist es natürlich keine Katastrophe, ein Und anstelle eines Uns lesen zu müssen. Man korrigiert das automatisch für sich und denkt, na ja, bei solch einem Mammutunternehmen kann der eine oder andere Flüchtigkeitsfehler schon mal passieren. Doch ist die Lektüre ja nicht ganz einfach. Die Sprache ist fein ziseliert. Man muss hellwach sein und Wort für Wort lesen, um dranzubleiben und zu kapieren, worum’s geht. Jeder Fehler bringt den Lesefluss jedoch für einen Moment zum Stocken, und – schlimmer – ich realisiere, dass dadurch Unsicherheit in mir wächst: Ich lese wie auf Nadeln, in der permanenten Furcht, bald einer nächsten Unsauberkeit zu begegnen, und ich steigere mich in den Zweifel hinein, vielleicht eine hingehudelte Volksausgabe gekauft zu haben, etwas für Studenten, von denen man annimmt, sie würden sowieso nur kursorisch lesen, weswegen es für sie allemal ausreiche.

    Als unangenehme Nebenerscheinung davon beginne ich aber auch der Übersetzung als solcher zu misstrauen.

    Die Suche nach der verlorenen Zeit ist nicht gerade für den Plot berühmt. Niemand greift zu Proust, wenn er wissen will, ob Comte Rodolphe die Marquise de la Motte kriegt oder nicht. Es ist nicht die Neugier danach, wie es weitergeht, die einen durch die Seiten zieht. Man will bei Proust erfahren, wie der Comte duftet und welche eingebildete körpereigene Ausdünstung er mit seinem Vetiver-Parfum zu überdecken sucht, man will erfahren, wie die Marquise ihm ihre rechte Hand hinzuhalten pflegt und warum sie parallel dazu mit ihrem linken Daumen und Zeigefinger am eigenen

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