Noch nie einen Kaktus gesehen?: Balkonia & Kabu, Kolumnen und Karrikaturen
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Über dieses E-Book
Kabus bös-liebevollen Karikaturen stammen aus einer anderen Zeit, und doch ergänzen sie Balkonias Geschichten auf gelungene Weise: Trotz Handy und PC haben sich die Menschen in den letzten 50 Jahren nicht wesentlich verändert - zum Glück.
Balkonia
Balkonia steht für Marietta Büller. Sie ist die Tochter von Kabu (vgl. Karl J. Büller) und wurde am 30. März 1952 in Wiesbaden geboren. Aufgewachsen ist Marietta Büller allerdings in Luzern in der Schweiz. Sie ist gelernte Schneiderin und Wirtin und hat in der Innerschweiz verschiedene Restaurants geführt. «Nur so nebenbei» hat sie stets geschrieben. Ihr Schreibtalent blieb indes nicht unentdeckt. So schreibt sie seit einiger Zeit regelmässig Kolumnen für die Website der Schweizer Blumenbörsen - ihr Buch ist eine Sammlung dieser Essays.
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Buchvorschau
Noch nie einen Kaktus gesehen? - Balkonia
In Erinnerung an Kabu und Detta
INHALT
Vorwort
2. Vorwort
Mittags nie!
Tapetenwechsel
Immer diese Festtage
Balkon mit Küche
Bekiffte Katzen
40° Celsius
«Oh, seids ihr au Bayern!»
Poulet im Chörbli
Von Kürbissen auf Gräbern
Dunkelhaft
Nein, kein Weihnachtsstress
Feigen haben BSE
Imülls
Der Mann mit Schnuller
Raclettfarbene Füsse
Pandabärchen
Mit den Hühnern ins Bett
Sechser im Lotto
An der Expresskasse
Von Wein und Eidechsen
Designer-Gärten aus Stein
«Bitte wenden!»
«Jo chasch dänke!»
Juhuigebrüll
Das Handy
Dekostadtgrün
Antibiotika im Poulet
Mondkalender
Blumen-Mode
«... überall hät’s Rauke dra»
Gartenzwerg im Römertopf
Mitten im Paradies
Überflüssige Pfunde
Katzen haben Personal
Die traurigen Astern
Glossar
In der Freiheit der Haltung erkennt man den Mann von Welt!
VORWORT
Irgendwann hatte Marietta angefangen, ein Buch zu schreiben – so richtig aus dem Leben gegriffen: Ihr ganzes Umfeld, Lebenspartner, Hunde, Katzen, Freunde und Wetterlagen kamen darin vor. Witzig geschrieben, manchmal auch ein wenig boshaft, aber nie verletzend. Leider hat sie irgendwann mit dem Schreiben wieder aufgehört.
Jahre vergingen. Bis ich den Auftrag erhielt, für die Schweizer Blumenbörsen eine Website zu gestalten. Da kam mir die Idee, eine Kolumne einzubauen, um das brachliegende Schreibtalent meiner damals 50-jährigen, in Luzern lebenden Schwester Marietta zu fördern: «Balkonia» war geboren.
Die «Balkonias», die sie seit Juni 2000 geschrieben hat, sind hier in chronologischer Reihenfolge abgedruckt und enden mit dem Beitrag vom November 2002. Die später entstandenen Kolumnen wurden auf www.luzern-direkt.ch veröffentlicht.
Was ihre Texte auszeichnet, sind Beobachtungsgabe, feiner Humor und Übertreibung - Charakterzüge, die der Familie Büller eigen sind. Unser Vater Karl, 1906 in Riga (Lettland) geboren, brachte dies in seinen Karikaturen zum Ausdruck. Von Beruf war er ein seriöser, anerkannter Ingenieur (siehe Seiten 73/74), – Chefkonstrukteur der Tragflügelboote der «Supramar AG», deren Mitbegründer er war.
Aber er war immer auch ein wenig Künstler, entwarf Grafiken, zeichnete während seines Studiums in Berlin Bühnenbilder; und immer pflegte er die Muse, wozu auch ausgelassene Feste gehörten. Die Berliner Zeit prägte «Kabu» – sein Pseudonym als Karikaturist: Berliner Witz, Kalauer und politischer Biss kennzeichnen seine Arbeiten.
Was lag also näher, als die Veröffentlichung der «Balkonia»-Kolumnen mit Zeichnungen von «Kabu» zu verbinden? Natürlich haben die Karikaturen keinen direkten Bezug zum Text, denn unser Vater ist 1983 gestorben. Dennoch ergänzt sich das eine mit dem anderen auf wunderbare Weise. Oder wie unser Vater – im übertragenen Sinne – zu sagen pflegte: «Humor mit Mass genossen, schadet auch in grossen Mengen nicht».
Vera Bueller Cavadini
2. VORWORT
Der Verlust eines geliebten Menschen ist eine der schmerzlichsten Erfahrungen, die wir wohl alle irgendwann einmal machen müssen und die uns verändert. Vielleicht beginnen wir dann, bei wichtigen Entscheidungen das Leben vom Ende her zu betrachten. Wir stellen uns vor, wie wir kurz vor unserem eigenen Tod über solche Entscheidungen denken würden – vieles bekommt dann eine andere Gewichtung. Aber nicht nur die grossen Veränderungen sind entscheidend, sondern gerade auch die kleinen Dinge des Alltags und die Geschichten – lustige wie traurige – die wir miteinander teilen.
Das bringt mich zu Marietta, meiner Schwester «Detta», mit der ich eng verbunden war. Ihr Tod am 1. März 2013 hat an dieser Verbundenheit nichts geändert. Ihre Kolumnen, die sie unter dem Namen «Balkonia» schrieb, sind dabei als wunderbare Erinnerung geblieben – und haben sogar noch an Bedeutung gewonnen. Grund genug also, «Noch nie einen Kaktus gesehen» neu aufzulegen. Die Rolle des Ehemannes von Balkonia wurde dabei mit «Kaspar» neu besetzt, was mit seinem Verhalten nach dem Tod von Marietta zusammenhängt. Ausserdem werden in dieser Auflage erstmals einige neue, zum Teil farbige Zeichnungen von «Kabu» veröffentlicht, die mit viel Witz und Scharfsinn die Absurditäten des menschlichen Lebens aufs Korn nehmen. Sowohl die Zeichnungen als auch die Kolumnen sind ebenso unterhaltsam wie nachdenklich und laden zum Schmunzeln und Nachdenken ein. Sie zeigen uns mit einem Augenzwinkern die Widersprüche und Paradoxien unserer Gesellschaft und erinnern uns daran, dass Humor eine wichtige Rolle in unserem Leben spielt.
Beim Lesen der Kolumnen wird auch deutlich, wie sehr Balkonia die Luzerner Altstadt liebte. Dort hatte sie ihre Treffpunkte, wo sie sich inspirieren liess, mit Freunden plauderte, diskutierte und lachte.Und da denke ich heute: Gut, dass Balkonia nicht mehr miterleben musste, wie sich die Innenstadt von Luzern verändert hat. Immer mehr ihrer liebgewonnen Läden, Galerien und Lokale sind verschwunden, mussten anonymen Kettenbetrieben und dem Kommerz weichen. Selbst die Kunstgewerbeschule wurde an die Peripherie verbannt. Marietta hätte sich in ihrer Altstadt immer einsamer gefühlt. Vielleicht ist es deshalb gut, wie es gekommen ist.
Vera Bueller Cavadini