ASS Autismus-Spektrums-Segnung - Asperger-Syndrom, Sucht, Alkoholismus, Spiritualität, Buddhismus, Mobbing, Ausgrenzung, Missbrauch: Inklusion ist keine Einbahnstraße
Von Rolf Horst
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Über dieses E-Book
Rolf Horst
Jahrgang 1960, in Bremen geboren. In zweiter Ehe verheiratet, lebt mit seiner Frau, der Katze und einer Hündin - beide aus dem Tierschutz - in einer Kleinstadt in Norddeutschland. Rolf Horst war über 40 Jahre im EDV und Personalwesen tätig. Davon 21 Jahre in einem Medienunternehmen. Mehrere Jahre hat er in EDV Unternehmen gearbeitet und dort Kunden betreut. Er liebt Musik - 70er Jahre Musik, genauso wie Liedermacher und Protestsänger (Reinhard Mey, Konstantin Wecker, Hannes Wader u.a.) und die tollen neuen Künstler*innen aus Deutschland. Er selbst hat viele Jahre Gitarre gespielt.
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Buchvorschau
ASS Autismus-Spektrums-Segnung - Asperger-Syndrom, Sucht, Alkoholismus, Spiritualität, Buddhismus, Mobbing, Ausgrenzung, Missbrauch - Rolf Horst
Neuanfang
1987. Da war es wieder, dieses Engegefühl um den Brustkorb, so eng, dass ihr die Luft zum Atmen fehlte. Auch dieser Kloß im Hals, der ihr das Sprechen unmöglich machte und dieses Bleigefühl in den Armen. Sie konnte ihre Hand nicht heben, um sich zu melden und eine Antwort zu geben. Hatte sie gerade daran gedacht etwas zu sagen? In diesem Raum vollgestopft mit ihr fremden Menschen? Unmöglich!
„Carolina?"
Noch nie hatte sie in einem der Schulzweige von sich aus den Mund aufgemacht. Was stand in den Zeugnissen der Grundschule: „Sie ist zu still! oder „Sie beteiligt sich nicht oder zu wenig am Unterricht!
„Caro?"
Oder später auf dem Gymnasium. Sie, als Tochter eines Kneipenwirtes, der zudem selbst sein bester Kunde war, zwischen all den Reichen und Schönen. Nein, sie meldetet sich grundsätzlich nicht, denn die, war es wirklich Angst?, saß ihr im Nacken. Und lächerlich machen wollte sie sich nicht, dafür sorgten schon Andere, auch Lehrer! Und schon trat dieses Bild wieder vor ihr geistiges Auge: „Du hast aber schöne Zähne!, sagte der Lehrer, der sowohl Sozialpädagoge als auch stellvertretender Schuldirektor war, zu ihr und sie wollte gerade zu einem Lächeln ansetzen. „Gibt es die auch in Weiß?
Das Lächeln gefror zu einer Grimasse und sie wäre am liebsten im Erdboden versunken. Für diesen Satz hasste sie ihn und noch Jahre später wünschte sie ihm dafür die „Pest an den Hals".
„Carolina? Du siehst so nachdenklich aus, als hättest Du zu unserem Thema etwas Wichtiges zu sagen."
Sie blickte auf und sah in das Gesicht ihres Dozenten. Mit einem Mal fiel ihr ein, dass sie im Abendgymnasium der Erwachsenenschule war und JA, sie hatte etwas zu sagen. Der Lehrer und ihre Kommiliton*innen blickten sie erstaunt an. Carolina war ein halbes Jahr nach Schulstart in die Klasse gekommen und hatte sich bislang nie beteiligt. Aber jetzt hörte sie gar nicht wieder auf und was sie sagte, dass hatte Hand und Fuß! Der Dozent war mit sich selbst zufrieden, denn er hatte einmal mehr den richtigen Riecher gehabt. Man musste sie vorsichtig auffordern, dann ging es wie von selbst. Von diesem Moment an hielt er im Unterricht, soweit es ging, Augenkontakt zu Carolina. Immer wenn er merkte, dass sie sich beteiligen wollte, aber irgendwie blockiert war, dann ermunterte er sie mit einem Blick oder forderte sie direkt auf. Außerdem informierte er seine Kolleg*innen, so dass Carolina von llen Seiten Unterstützung bekam.
Als es dann später in die mündlichen Prüfungen ging, passierte etwas, womit sie nie und nimmer gerechnet hatte. Im Vorfeld hatte sie die Dozenten gefragt, ob es möglich wäre, dass der Direktor während der Prüfung nicht anwesend wäre. Das war so nicht üblich. Als Carolina das Zimmer betrat, saß dort auch der Direktor des Abendgymnasiums, er schaute Caro an, lächelte, stand auf und verließ den Raum. Zur Prüfung ließ er sie mit den drei Dozenten – von denen sich zwei diese Stelle teilten – allein.
Der Stein der ihr hier vom Herzen fiel, hätte ein weltweites Beben auslösen können.
Carolina und eine weitere junge Frau bestanden als Jahrgangsbeste mit 1,1 das Abitur. Nun gab es hier noch eine Besonderheit, aufgrund erschwerter Bedingungen – gegenüber einem regulären Abitur – erhielten die Prüflinge einen Bonus von 0,5 Punkten! So ergab sich rechnerisch ein NC von 0,6. Jetzt könnte sie jeden Studiengang auf jeder Universität besuchen.
Caro wollte aber gar nicht weg aus der Stadt. Hier hatte sie ihre Nebenjobs, ihre Wohnung und ihre Gewohnheiten. Also schrieb sie sich in der hiesigen Uni ein. Germanistik, Französisch und Sport auf Lehramt, das schien ihr genau das richtige zu sein. Wie enttäuscht war sie, als sie zum ersten Mal in einem dieser miefigen Hörsäle mit unerträglichem Geräuschpegel saß. Umgeben von schwafelnden Möchtegern-Professorsein-Student*innen und vorne am Pult ein lustloser Professor, der es längst aufgegeben hatte auf die Interesse heuchelnden Menschenmassen einzugehen. Carolina erlebte es immer wieder, dass ihr Professor nicht zu der vereinbarten Gesprächszeit anwesend war. Wahrscheinlich wusste er nicht einmal ihren Namen, geschweige denn, das sie überhaupt einen Termin hatten.
Die nächste Enttäuschung war der Sportunterricht! Es ging um Kanufahren und alle sollten sich ein Kanu aussuchen. Mit einem Mal ging es zu wie in einer Schlacht, da wurden Student*innen us Booten, die sie bereits besetzt hatten, ins Wasser geworfen, nur damit man selbst hineinkam. Carolina brachte sich in Sicherheit und schaute aus einiger Entfernung zu – wollte sie sich so etwas wirklich antun?
Wieder einmal kam sie sich vor wie ein Marsmännchen, von allen unverstanden und nicht in deren Umgebung gewollt.
Wege
Therapie 1 und Rückblick
Carolina hatte sich etwa zu dieser Zeit auf der Uni nach einer Psychotherapeutin umgesehen, sie brauchte dringend Unterstützung und Stärkung. Allerdings handelte es sich bei dieser Frau nicht um eine „studierte oder ausgebildete" Therapeutin, die von der Krankenkasse bezahlt wird. Nein, Caro musste Crissy selber bezahlen und das war gut so, auch wenn es bedeutete, dass sie sich noch weiter einschränken musste. Niemand konnte ihr die Anzahl Stunden vorschreiben, niemand die Entwicklung überprüfen, hier war alles auf persönliches Vertrauen aufgebaut. Doch es war die richtige Entscheidung. Sie hatte eine unglaubliche Intuition und war so ganz anders als Carolina: Laut, extrovertiert. Ein rothaariges