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Die Vintschger Typenlehre: Sich selbst und andere besser verstehen
Die Vintschger Typenlehre: Sich selbst und andere besser verstehen
Die Vintschger Typenlehre: Sich selbst und andere besser verstehen
eBook690 Seiten6 Stunden

Die Vintschger Typenlehre: Sich selbst und andere besser verstehen

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Über dieses E-Book

Welcher Typ sind Sie? Sehen Sie sich selbst und andere mit neuen Augen!

Die Vintschger Typenlehre ist uraltes Wissen! Sie hilft beim Erkennen und Interpretieren menschlicher Verhaltensweisen und Persönlichkeitsstrukturen: Ausgehend von den vier Grundtypen (Sonne, Sonnenfinsternis, Vollmond und Neumond) verfügt demnach jeder Mensch über typische Eigenschaften, die bereits vor der Geburt in ihm angelegt sind und die sein Leben und vor allem das Zusammenleben mit anderen beeinflussen.

- nützliches "Lebenswerkzeug" zur eigenen Persönlichkeitsfindung
- verfeinertes Instrumentarium zur Selbstentfaltung und Verbesserung aller Beziehungen
- altes, von der Großmutter überliefertes Geheimwissen
- spannendes Lesebuch, voller Weisheit
- mit zahlreichen Übungen und Merkblatt
- inspirierende Bilder

Die Ursprünge dieser Lehre liegen im Dunkeln, sie wurde immer nur mündlich, von Großmutter zu Enkelin, weitergegeben. Es galt als absolutes Tabu, öffentlich darüber zu reden. Deshalb hat Astrid Schönweger viele Jahre dafür gebraucht, diesen wertvollen Wissensschatz wieder zurück in ihr eigenes Bewusstsein zu rufen. Erst durch die Begegnung mit dem Psychologen Ulrich Gutweniger hat sie gelernt, mit ihrem Erbe umzugehen und die Typenlehre auch für andere verständlich und nutzbar zu machen.
In diesem Buch bricht sie das Schweigen und spricht erstmals über die einfachen und wirkungsvollen Methoden, mit deren Hilfe wir uns selbst und andere besser verstehen und mit unseren Stärken und Schwächen leichter umgehen können.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum16. Juli 2013
ISBN9783706627191
Die Vintschger Typenlehre: Sich selbst und andere besser verstehen

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    Buchvorschau

    Die Vintschger Typenlehre - Astrid Schönweger

    Widmung

    Dieses Buch ist meiner Oma und meinen Ahninnen gewidmet, denen wir die Weitergabe dieser Typenlehre verdanken.

    „Du kannst nicht die Welt verändern, aber du kannst dich verändern. Wenn du aber dich veränderst, veränderst du die Welt!"

    „Wir alle sind Teil eines Puzzles. Als Puzzlestück bist du links und rechts bei deinen Lieben eingehängt.

    Alle stehen wir in einer Richtung. Wenn du nun die Richtung wechselst und dich zu drehen beginnst, passiert Folgendes: Wer dich liebt und merkt, dass das für dich gut ist, dreht sich mit. Du kannst nicht mehr, aber auch nicht weniger tun: dich drehen. Den Rest macht die Liebe!"

    Franziska Alber in Schwemm (1902–1990)

    Astrid Schönweger

    Ulrich Gutweniger

    Die Vintschger

    Typenlehre

    Sich selbst und andere besser verstehen

    Inhalt

    Vorwort von Ulrich Gutweniger

    Die Überlieferung der Vintschger Typenlehre von Astrid Schönweger

    Einführung in die Vintschger Typenlehre

    Eine Typenlehre aus unseren Breitengraden

    Warum diese vier Typen?

    Der Aufbau des Buches

    Die Typen und das Geschlecht

    Die zwei Seiten der Medaille

    Achtung vor den Schubladen!

    Worum es bei dieser Typenlehre geht …

    Die Typen im Vergleich oder was bin ich?

    Der Zusammenhang zwischen den Gestirnen und den Typen

    Die Typen und die Elemente

    Die Typen und die Jahres- und Tageszeiten

    Die Merkmale der Typen

    Abschließend …

    Die vier Typen auf einen Blick

    Die Sonne

    Die Qualitäten der Sonne

    Der erste Eindruck

    Die Stärke

    Die Orientierung

    Die bevorzugten Gefühle

    Die Antriebsenergie

    Die Entscheidungsfindung

    Der menschliche Umgang

    Das Element

    Die Seelenfarbe

    Der Sonne-Mann

    Die Wirkung

    Die Liebe

    Der Beruf

    Die Sonne-Frau

    Die Wirkung

    Die Liebe

    Der Beruf

    Das Sonne-Kind

    Wie eine Sonne in ihre Kraft kommt

    Das Strahlen

    Die Stärke

    Die Orientierung

    Die bevorzugten Gefühle

    Die Antriebsenergie

    Die Entscheidungsfindung

    Der menschliche Umgang

    Die Sonne in ihrem Element stärken

    Rund um die Farbpalette der Seelenfarbe

    Die Sonnenfinsternis

    Die Qualitäten der Sonnenfinsternis

    Der erste Eindruck

    Die Stärke

    Die Orientierung

    Die bevorzugten Gefühle

    Die Antriebsenergie

    Die Entscheidungsfindung

    Der menschliche Umgang

    Das Element

    Die Seelenfarbe

    Der Sonnenfinsternis-Mann

    Die Wirkung

    Die Liebe

    Der Beruf

    Die Sonnenfinsternis-Frau

    Die Wirkung

    Die Liebe

    Der Beruf

    Das Sonnenfinsternis-Kind

    Wie eine Sonnenfinsternis in ihre Kraft kommt

    Die Unauffälligkeit

    Die Stärke

    Die Orientierung

    Die bevorzugten Gefühle

    Die Antriebsenergie

    Die Entscheidungsfindung

    Der menschliche Umgang

    Die Sonnenfinsternis in ihrem Element stärken

    Rund um die Farbpalette der Seelenfarbe

    Der Vollmond

    Die Qualitäten des Vollmonds

    Der erste Eindruck

    Die Stärke

    Die Orientierung

    Die bevorzugten Gefühle

    Die Antriebsenergie

    Die Entscheidungsfindung

    Der menschliche Umgang

    Die Seelenfarbe

    Das Element

    Die Vollmond-Frau

    Die Wirkung

    Die Liebe

    Der Beruf

    Der Vollmond-Mann

    Die Wirkung

    Die Liebe

    Der Beruf

    Das Vollmond-Kind

    Wie ein Vollmond in seine Kraft kommt

    Die Sanftheit

    Die Stärke

    Die Orientierung

    Die bevorzugten Gefühle

    Die Antriebsenergie

    Die Entscheidungsfindung

    Der menschliche Umgang

    Den Vollmond in seinem Element stärken

    Rund um die Farbpalette der Seelenfarbe

    Der Neumond

    Die Qualitäten des Neumondes

    Der erste Eindruck

    Die Stärke

    Die Orientierung

    Die bevorzugten Gefühle

    Die Antriebsenergie

    Die Entscheidungsfindung

    Der menschliche Umgang

    Das Element

    Die Seelenfarbe

    Die Neumond-Frau

    Die Wirkung

    Die Liebe

    Der Beruf

    Der Neumond-Mann

    Die Wirkung

    Die Liebe

    Der Beruf

    Das Neumond-Kind

    Wie ein Neumond in seine Kraft kommt

    Die Coolness

    Die Stärke

    Die Orientierung

    Die bevorzugten Gefühle

    Die Antriebsenergie

    Die Entscheidungsfindung

    Der menschliche Umgang

    Den Neumond in seinem Element stärken

    Rund um die Farbpalette der Seelenfarbe

    Die Mischtypen

    Vor- und Nachteile der Mischtypen

    Sonne/Sonnenfinsternis

    Neumond/Vollmond

    Sonne/Neumond

    Sonnenfinsternis/Vollmond

    Wie ein Mischtyp in seine Kraft kommt

    Auf einen Blick: Wie kommen die vier Typen in ihre Kraft?

    Übungen zur Vintschger Typenlehre

    Schlusswörter und Danksagung

    Vorwort von Dr. Ulrich Gutweniger

    KAPITEL 1

    Astrid Schönweger lernte ich als Klientin im Jahr 2002 kennen. Sie kam zu mir, um mich nach einer Hilfestellung im Umgang mit ihrem damals pubertären Sohn zu fragen. Hierbei war für mich als Psychologe schon äußerst auffällig, mit welcher Klarheit sie von ihren Themen sprach, wie genau sie wusste, was sie wollte und was sie nicht Für eine Klientin benahm sie sich „untypisch. Aus ihren Äußerungen konnte ich herauslesen, dass sie ein sehr großes Hintergrundwissen im zwischenmenschlichen Bereich besaß, sehr strukturiert war und dies, obwohl sie damals „nur den Beruf der Museumsdirektorin ausübte.

    Obwohl Astrid eine offenkundige Feministin war, ließ sie sich keineswegs irgendeinem feministischen Klischee zuordnen. Trotz schlechter Erfahrungen mit Männern hatte sie keine ablehnende Haltung gegenüber ihnen, sondern entgegnete – von mir darauf angesprochen –, dass auch Frauen Gewalt ausüben könnten und Gut und Böse keine Frage des Geschlechts sei. Mit ihren Äußerungen ließ sie für mich immer wieder eine tiefer liegende Weisheit aufblitzen, welche mich sehr faszinierte, obwohl ich es noch nicht greifen konnte.

    Es war für mich spürbar, Monate später tauchte sie wieder einmal auf, hatte den Rat nicht nur beherzigt, sondern voll in die Tat umgesetzt und erwartete nun Tipps für die nächsten Schritte mit ihrem Sohn. Damit war das Therapeut-Klientin-Verhältnis mit ihr auch schon beendet.

    Überraschend meldete sie sich Zunehmend holte ich immer mehr die Schätze eines bis dahin geheim gehaltenen alten Wissens ans Tageslicht. Günstige Umstände unterstützten mich darin, dass sie sich mit mir als ersten Menschen – nach ihrer Großmutter – darüber austauschte. Darunter befand sich auch die Vintschger Typenlehre.

    Da ich ihre Person Es gibt zwar in der Psychologie auch umstrittene Typologien, wie z.B. die nach der griechischen Säftelehre (Choleriker, Phlegmatiker, Sanguiniker und Melancholiker), aber auch hierbei geht es darum, welche Ausprägungen Menschen in späteren Jahren aufweisen.

    Eine Grundidee der Typenlehre, nämlich dass es von Anfang an – schon im Mutterbauch – vier grundlegend verschiedene Typen gibt, welche somit auf die Außenreize – entsprechend ihrer „angeborenen" Eigenheiten – verschieden reagieren, war für mich bahnbrechend neu.

    Mit dem besseren Kennenlernen Auch ich selbst hatte mich noch nie auf diese Weise unter die Lupe genommen.

    Für mich begann dank Astrid Natürlich ist es ratsam, sich in den anderen einzufühlen und auf diese Weise zu versuchen, seine Bedürfnisse zu erkennen. Das gelingt jedoch erst richtig gut, wenn ich diese Typenlehre berücksichtige.

    Damit fiel eine große Last Mit den einfachen und wirkungsvollen Weisheiten ihrer Oma fiel es bedeutend einfacher, diese Erkenntnisse auch in die Tat umzusetzen.

    Ich hatte ein Werkzeug in die Hände bekommen, das mir entsprach! Als wissenschaftlich orientierter Psychologe war ich zwar nicht auf der Suche danach gewesen, aber diese Typenlehre faszinierte mich. Anfänglich hätte ich nie gedacht, wie sehr sie mich beeinflussen und bereichern würde, schon gar nicht, dass ich sie eines Tages auch in den therapeutischen Bereich hereinholen könnte. Da sie jedoch Beziehungsmuster so klar zuordnen ließ und viele Dynamiken im zwischenmenschlichen Umgang zusätzlich mit anderem Wissen, das von Astrids Oma herkam, erklären konnte, wurde sie sehr schnell ein wichtiges Zusatzinstrument in meiner Praxis.

    Anfänglich benutzte ich die Typenlehre, Auch wenn die Typenlehre sehr einfach erscheint, ist sie dennoch äußerst komplex und sollte daher vorsichtig angewandt werden. Sie unterscheidet zwar vier Typen, was jedoch keinem Schubladendenken entspricht, denn innerhalb der Typen gibt es so viele Unterschiede und so feine Abstimmungen, dass sowieso bei jedem Mensch die verschiedenen Bereiche abgeklärt werden müssen.

    Das Faszinierende an der Typenlehre war für mich der Zugang: Der Mensch wird nicht nur vom Denken und Analysieren heraus betrachtet, sondern wahrlich auf allen Wahrnehmungsebenen. Das Gegenüber kann gespürt, gefühlt, angeschaut, beobachtet und analysiert werden. Der Körperbau, die Stimmlage, der Blick, die Ausstrahlung und all die Eigenheiten des Gegenübers, die er im Umgang mit der Welt offenbart, werden berücksichtigt. Damit ist sie nicht nur so genannten „gebildeten oder „studierten Menschen zugänglich, sondern allen. Da sie zudem aus unserem Alpengebiet zu kommen scheint, ist sie sicherlich für uns alle gemacht, von der Bäuerin bis zum Maurer, vom Briefträger bis zur Ärztin. Jeder, die/der sich angesprochen fühlt, kann diese Typenlehre erlernen und bekommt damit ein brauchbares Werkzeug der Selbstfindung und der Verbesserung des Umgangs mit sich selbst und mit anderen in die Hände.

    Das gemeinsame Arbeiten in Gruppenseminaren ermöglichte es mir, unzählige Erfahrungswerte zu sammeln und die Anwendbarkeit dieser Typenlehre zu evaluieren. Die Sichtweise von Astrid unterschied sich grundlegend von meiner. Gerade in mehrtägigen Seminaren erwies sie sich als zuverlässig. Manchmal waren wir damit sogar imstande, sich abzeichnende Dynamiken frühzeitig zu erkennen und den KlientInnen zu ermöglichen, kreativer damit umzugehen.

    Die Typenlehre und das, was Astrid sonst noch von ihrer Oma gelernt hat, gehören heute zu meinen Instrumenten in der Therapiearbeit und ist da nicht mehr wegzudenken. Die Vintschger Typenlehre bereichert das psychologische Wissen ungemein und macht mir verständlich, was zwischen Menschen abläuft. Für mich würde ich sogar behaupten, dass dadurch das Mysterium der zwischenmenschlichen Beziehungen zugänglicher wurde. Viele Fragen, die ich seit Jahren in mir trug, konnten damit schlüssig und nachvollziehbar beantwortet werden. Mehr noch: Sie geben mir Werkzeuge in die Hand, das eigene Leben selbstverantwortlich – Astrid würde sagen: „eigenmächtig" – zu gestalten.

    Die Überlieferung der

    Vintschger Typenlehre

    KAPITEL 2

    „Die Vintschger Typenlehre, interessant! Was ist das?" „Noch nie davon gehört: Sonne, Vollmond, Sonnenfinsternis, Neumond? „Was bedeutet das? Was nützt mir diese Typenlehre? Das waren die anfänglichen Fragen von vielen, die zum ersten Mal in den Seminaren von Uli und mir davon hörten. So manche TeilnehmerInnen wünschten sich alsbald diese Beschreibungen schriftlich und meinten: „Schreib doch ein Buch darüber. Ich würde es sofort kaufen!"

    So bin ich jetzt da und schreibe es. Das ging jedoch bei weitem nicht so schnell. Eine große Hemmschwelle war die, dass ich nicht darum herumkomme, meine Geschichte bzw. die meiner Ahninnen zu erzählen, um eine weitere Frage zu beantworten: „Wieso jetzt diese Typenlehre?" Die Vintschger Typenlehre ist eng mit meiner Lebensgeschichte verwoben und dass ich sie gerade jetzt öffentlich mache, ist auch kein Zufall, aber alles schön von Anfang an …

    Fernab der „anderen "

    Ich habe die Vintschger Typenlehre sozusagen „geerbt", und zwar von meiner Großmutter, die ich im Folgenden in unserem Dialekt „Oma nennen werde. Sie nannte „unseresgleichen – wie sie es ausdrückte – „Hirtinnen, im Sinne von „Hüterinnen des alten Wissens. Oma fügte hinzu, dass die „anderen (gleichbedeutend mit: die Leute, die Menschen) „unseresgleichen früher als Salige bezeichneten. Die Saligen sind heute nur mehr als Sagengestalten bekannt, entweder als mythologische Figuren, die nie existiert haben, oder als inzwischen ausgestorbene „seltsame Frauen, die abseits von allen lebten. Was Oma bestätigte war letzteres: Unsere Ahninnen waren anscheinend wirklich „seltsame Frauen, die abseits von allen lebten, doch zumindest eine von ihnen hatte ihre Lebensweise verändert, und zwar unsere Ahnin. Sie scheint wohl entschieden zu haben, sich unter die „anderen", unter die Leute zu mischen.

    Ich weiß nicht, von welcher Ahnin in welchem Zeitraum ich da spreche, auch wenn ich neugierig eine Stammbaumforschung in Auftrag gegeben habe, doch diese Ahnin ist natürlich nicht auffindbar. Ich kann somit nur das erzählen, was ich von meiner Oma erfahren habe, mit so genannten „harten Fakten" kann ich nicht aufwarten.

    Auch die Bezeichnung „Vintschger Typenlehre" stammt von mir. Oma hat mit mir zwar immer über „die Typen gesprochen, aber mir fiel erst kürzlich im Gespräch mit einer meiner Tanten auf, dass es eigentlich ein ungewöhnliches Wort für sie war, denn ansonsten war sie in Fremdwörtern nicht bewandert. Ob ich die Typen selbst als Kind irgendwann so benannt habe und Oma zum leichteren Verständnis darauf eingegangen ist oder ob dieser Ausdruck wirklich von ihr stammt, das kann ich heute in meinen Erinnerungen nicht mehr nachvollziehen. Mit mir hat sie jedenfalls stets von „den Typen gesprochen und als solche habe ich sie in meinem Inneren aufbewahrt. Erst als ich mich mit den Typen intensiver beschäftigte, und das geschah erst dann, als ich Uli Gutweniger kennen lernte, habe ich dieses Wissen um die Typen „Vintschger Typenlehre getauft. Es war mir wichtig, das Tal, aus dem ich dieses Wissen vermittelt bekommen habe, zu benennen und für mich war es im wahrsten Sinne des Wortes eine Lehre. Darum „Vintschger Typenlehre.

    Es war mir wichtig, das Tal, aus dem ich dieses Wissen vermittelt bekommen habe, zu benennen, und für mich war es im wahrsten Sinne des Wortes eine Lehre. Darum „Vintschger Typenlehre".

    Das Wissen meiner Oma, das über Generationen mündlich weitergegeben wurde, wird hiermit erstmals niedergeschrieben. Meine Oma war eine einfache Bäuerin. Sie konnte zwar altgotisch schreiben, aber das Schreiben lag ihr nicht wirklich. So hatte sie auch nie die Notwendigkeit gesehen, die neue Schrift zu erlernen, wenn sie sie auch lesen konnte. Unter ihren – sprich unseren – Vorfahrinnen finden wir wohl eher mehr Analphabetinnen. Außerdem, so Oma, sei es Frauenwissen: „Und Frauenwissen ist von jeher mündlich weitergegeben worden. Das ‚Geschreibe‘ ist die Sache der Männer, da wären wir auch aufgefallen. Eine Frau, die schreibt, und das noch an eine andere Frau weiterreicht, das wäre sogar noch in meiner Jugend verdächtig gewesen! Beim Reden fallen wir nicht weiter auf, für Männer reden wir sowieso nur Belangloses." Bei diesem Zitat muss ich wohl noch etwas hinzufügen: Es handelt sich um Geheimwissen. Warum öffne ich also meinen Mund? Hierzu jedoch später …

    Blick zurück in Althergekommenes

    Wie kam es dazu, dass dieses Wissen so geheim gehalten wurde? Das Warum erzählte mir meine Oma immer und immer wieder: „Unsere Ahnin sah unseren Glauben gefährdet. Wer oder was genau diesen „Glauben, den ich heute eher als „altes Wissen oder eine „Weltanschauung bezeichnen würde, gefährdete, das konnte mir Oma nicht mehr sagen. Und um welche Ahnin es sich da handelt, auch nicht. Ist es die, die beschlossen hatte, sich unter die Leute zu mischen, oder war es eine der Ahninnen danach, keine Ahnung.

    Oma scheint diese Geschichte immer so hingenommen zu haben, seit sie sie von ihrer Großmutter erfahren hatte, denn ich habe nie erlebt, dass sie sich diesbezüglich Fragen gestellt oder gar irgendetwas an diesen Überlieferungen hinterfragt hätte. Meine Zweifel, mein Wissensdurst haben sie zwar amüsiert, aber sie waren ihr auch fremd. Das könnte ich zwar damit erklären, dass sie Vollmond ist und ich Neumond bin, aber das wäre zu einfach.

    Oma hatte ein Selbstverständnis und auch eine Selbstverständlichkeit, Hirtin zu sein, die mir von Anfang an fehlte und zu der ich vielleicht heute langsam hinkomme. Natürlich war sie schon älter, als ich sie kennen gelernt habe, ich weiß natürlich nicht, wie sie in ihrer Jugend oder als junge Frau und Mutter damit umging, ich erlebte sie nur als jemand, der die Rolle der Hirtin und das Tabu problemlos annahm.

    Widersprüche kannte Oma auch nicht. In unseren Breitengraden ist das nichts Ungewöhnliches. Seit jeher wurden in der Volksfrömmigkeit auch vorchristliche Glaubensvorstellungen integriert. Oma sprach von der Quelle oder dem Brunnen, wenn es um die althergebrachte Weltanschauung ging. In ihren Erklärungen über das alte Wissen war ihre Gottheit zwar sehr weiblich und sehr auf diese Erde bezogen, aber sie sprach nie von einer Göttin.

    Obwohl sie diese Weltanschauung vertrat, ging sie gleichzeitig auch regelmäßig zur Kirche und fühlte sich als eine gute Christin. Sie betete viel, bot ihrer Familie immer wieder an, für sie zu beten, liebte das Beten des Rosenkranzes und war wirklich eine gläubige Katholikin, auch wenn sie mir davon wenig übermittelte. Im Gegenteil, mir ist die katholische Religion eher fremd geblieben, auch wenn sie und auch meine Eltern – wenn auch viel weniger, da sie in der Stadt und nicht mehr auf dem Dorf lebten – sie praktizierten.

    Oma war keine Persönlichkeit, die im Dorfgeschehen irgendwie als exzentrisch oder sonst wie aufgefallen wäre, zumindest nicht mehr zu meiner Zeit.

    Urquell

    Dass Oma eine recht eigenmächtige – und ich würde heute sagen für einen Vollmond auch ungewöhnlich willensstarke – Frau war, das können wir an ihrer Lebensgeschichte ablesen.

    Omas Leben

    Oma ist am 12.12.1902 in Kortsch geboren und war die älteste von neun Kindern, wobei drei davon schon im ersten Lebensjahr verstorben sind. Sie wurde in einem herrschaftlichen Bauernhaus geboren, das heute bei der Widumgasse (eigentlich Herrengasse) am Hügel oben majestätisch thront, es wird im ganzen Dorf als „Thürnhammerhof" bezeichnet.

    Sie wurde von Seiten ihrer Eltern dazu vorbestimmt – wie in dieser Zeit so üblich –, eine gute Partie zu heiraten, und es war die Aufgabe ihrer Mutter, die Tochter dazu zu erziehen. Oma hat mir nämlich nie von ihrem Vater, sondern nur von ihrer Mutter erzählt. Sie sei diejenige gewesen, die ihr den richtigen Mann – einen reichen Bauern – ausgesucht hätte, alle Kämpfe diesbezüglich hatte sie nur mit ihrer Mutter ausgefochten.

    Jedenfalls hatte sich meine Großmutter in den Kopf gesetzt, meinen Großvater zu heiraten. Der ist – so hat sie es mir immer erzählt – ihre große Liebe gewesen. Mein Opa, den ich leider gar nicht mehr kennen gelernt habe, weil er knapp zwei Jahre vor meiner Geburt an einer Rippenfellentzündung gestorben ist, die die Lungen angegriffen hatte, war jedoch kein reicher Bauer, im Gegenteil. Er war wohl nicht reich genug, die genauen Gründe, wieso meine Urgroßeltern ihn nicht akzeptierten, sind nicht mehr herauszufinden.

    Meine Oma blieb – wie es sich für einen guten Vollmond gehört – ihren Gefühlen treu und ließ sich von ihrer Liebe zu meinem Großvater durch nichts abbringen. Das allein hätte ihr jedoch nicht viel geholfen, denn ihre Mutter bestand weiterhin darauf, dass sie eine der Familie angemessene Ehe einging. Daraufhin ließ meine Oma „es passieren": Sie ließ sich von meinem Opa mit 21 Jahren schwängern. Mir hat sie verraten, dass sie das ganz bewusst tat, obwohl eine ledige Mutter damals komplett diskreditiert wurde. Damit war jedoch jegliche Hoffnung, eine gute Partie für so ein Mädchen zu beschaffen, hinfällig.

    Wer die Gesellschaftsverhältnisse in Südtirol dieser Zeit nach dem Ersten Weltkrieg kennt, weiß, wie mutig mit diesem Schritt meine Oma ihrer Liebe folgte. In dieser Zeit war eine Frau, die unverheiratet ein Kind bekam, von der Kirche als schlimme Sünderin gebrandmarkt und im Dorf als Hure verschrien. Das kam fast einer Ächtung gleich. Das Risiko, dass sie bis an ihr Lebensende verachtet an ihr Elternhaus gekettet mehr als Magd denn als Tochter ihr Leben fristen musste, war groß – gar nicht zu reden von ihrer Tochter, die als lediges Kind natürlich überhaupt keinen Wert besaß.

    Meine Oma blieb – wie es sich für einen guten Vollmond gehört – ihren Gefühlen treu und ließ sich von ihrer Liebe zu meinem Großvater durch nichts abbringen.

    Laut meiner Oma gab es täglich wilde Auseinandersetzungen mit ihrer Mutter. Sie selbst blieb stur und ging nicht davon ab, dass sie meinen Opa heiraten wollte. Inwieweit sie diese Stärke von ihrer Großmutter erhalten hatte, kann ich im Nachhinein nicht nachvollziehen. Es spricht ebenfalls für die ungewöhnliche Eigenmacht der Hirtin in ihr, dass sie nie davon sprach, was ihre große Liebe tat, um für sie zu kämpfen, sondern sie erzählte nur davon, was sie dafür tat.

    Sie sagte zu ihrer Mutter: „Ich werde diesen Mann heiraten, ob du das willst oder nicht. Wenn du mir nicht deinen Segen gibst, dann werde ich warten, bis du stirbst und ihn dann heiraten. Aber derweilen werde ich weiter Kinder mit ihm machen und du wirst damit leben müssen und sie erhalten! Meine Kinder und ich werden dich tagtäglich an diese Schande erinnern!" Soweit kam es trotz allem nicht, Oma hatte sich durchgesetzt und konnte ihren Mann, als ihr erstes Kind fünf Jahre alt war, heiraten, ihre zweite Tochter kam erst nach der Heirat auf die Welt.

    Das Verhältnis zu ihrer Mutter scheint danach ein Auf und Ab gewesen zu sein. Mir gegenüber meinte sie mehrfach, dass sie eine „böse Frau" gewesen sei. Auch meine Mutter erinnert sich noch, wie manchmal diese Oma sie angefahren habe, nur weil sie und ihre Geschwister auf der Straße spielten, wo sie sie sehen konnte. Meine Tante jedoch erinnert sich auch daran, wie diese Frau ihnen während der Option Lebensmittel und Sonstiges nach Österreich geschickt hatte.

    Astrid und Uli hoch über dem Dorf Kortsch mit Sicht auch auf Schlanders

    Diese willensstarke Seite von Oma kenne ich fast nur von ihren Erzählungen, denn ich habe sie als eine sehr sanfte, auch fügsame Frau kennen gelernt.

    Diese willensstarke Seite von Oma kenne ich fast nur von ihren Erzählungen, denn ich habe sie als eine sehr sanfte, auch fügsame Frau kennen gelernt, die sich sehr selten erzürnte und in Konflikten eher ohnmächtig erschien. Nur einmal kam ihre unbeirrbare Entschlossenheit wieder zum Vorschein: Ich selbst wurde mit 21 Jahren schwanger, natürlich unehelich, wie es in unserer Familie scheinbar schon Tradition ist (zwei meiner Tanten haben ebenso uneheliche Kinder auf die Welt gebracht), und zwar von einem Mann, den meine Eltern nicht billigten – womit sie jedoch im Gegensatz zur Situation meiner Oma mehr als Recht hatten.

    Ich flüchtete eines Tages schwanger zu ihr nach Kortsch, weil ich es nicht mehr aushielt, mit meiner Mutter darüber zu streiten. Bei meiner Oma fand ich Verständnis, aber sie verblüffte mich komplett, als meine Mutter bald darauf auftauchte und Oma ein Machtwort sprach. Meine Mutter scheint dermaßen geschockt davon gewesen zu sein, dass sie sich heute nicht einmal mehr an diese Szene erinnern kann. Ich kann sie verstehen, denn eine derart heftige Reaktion von einer ansonsten so sanftmütigen Frau hat mich damals genauso erstaunt.

    So oder so, ab da hörten die Diskussionen mit meiner Mutter auf und fortan unterstützte sie mich zusammen mit Vater sehr stark in dieser schwierigen Zeit. Beide haben mir sehr geholfen, meinen ersten Sohn aufzuziehen.

    Interessantes Detail am Rande ist, dass mir meine Mutter immer erzählt hat, dass ihre Mutter ihr gegenüber bislang nur einmal im Leben ein Machtwort gesprochen hat, und zwar, als sie neugierig in jungen Jahren fragte, ob ihre ältere, unverheiratete, damals 18-jährige Schwester ein Kind erwarte. Oma habe vollkommen unerklärlich heftig für sie reagiert. „So was fragt man nicht!" Dieses Thema schien bei meiner Oma immer die kämpferische Seite aktiviert zu haben.

    Heute würde ich sagen, dass sie sich mit diesen Geschichten als Hirtin verraten hat, während sie ansonsten ganz brav in den Rollen als einfache Bäuerin, die geheiratet und zwölf Kinder auf die Welt gebracht hatte, als brave Großmutter und gläubige, treue Kirchengängerin sowie als unscheinbare, angepasste Dorfbewohnerin aufging. Da passte viel eher ins Bild, dass Oma gegen ihren Willen so viele Kinder bekommen hat.

    Sie hat mir immer gesagt, ich solle mir mit dem Kinderkriegen Zeit lassen und ja nicht zu viele, denn das sei nicht gut. Als ich sie fragte, warum sie denn dann so viele auf die Welt gebracht hatte, meinte sie, dass „sei halt so gewesen" und schließlich einmal, dass der Opa das unbedingt gebraucht hätte. Erst viel später, als ich im Frauenmuseum und in meinem Studium immer mehr die Umstände vergangener Zeiten erfuhr, verstand ich, was sie damit meinte.

    Damals stellte ein Mann seine Ehre unter Beweis, indem er viele Kinder zeugte. Damit zeigte er der dörflichen Gesellschaft, dass er „Manns genug" war. Das war sicherlich für meinen Großvater, der der Familie seiner Frau nicht gut genug war, besonders wichtig.

    Heute würde ich sagen, dass sie sich mit diesen Geschichten als Hirtin verraten hat

    Da hat meine Oma bestimmt nicht in Selbstliebe gehandelt und es widerspricht der jugendlichen Oma, die ihren Willen gegen ihre Familie durchgesetzt hat. Möglicherweise hat sie in Hingabe zu ihrem Mann gehandelt und wenn das auch im ersten Moment im Widerspruch zum Bild der Hirtinnen zu sein scheint, so passt es zum einen zum Wesen des Vollmondes, aber auch in bestimmter Hinsicht wieder zu einem Aspekt der Bestimmung der Hirtin: Sie hütet ja nicht nur das Wissen, sondern hat es im Blut, auf eine Herde zu schauen.

    Mein Opa hat es auf seine Weise auch immer getan. So erzählt mir meine Mutter seit Jahren immer die gleiche Geschichte von ihrem Vater: Als sie nämlich zur Zeit der Option nach Vorarlberg ausgewandert waren, mussten sie alle Hunger leiden. Die tägliche Brotration reichte bei weitem nicht, um alle Mäuler zu stopfen, und obwohl der Vater arbeitete und seine Ration auch dringend gebraucht hätte, teilte er mit dem Kind, das ihm seinen eigenen Brotanteil brachte, stets seine Ration, weil er es nicht ertragen konnte, dass sie so Hunger erleiden mussten. Sie hat ihren Vater auch immer als sehr liebevoll und sanft in Erinnerung, wobei sie zugab, dass er schon sehr streng war und Folgsamkeit von seinen Kindern erwartete. Wer dem nicht Folge leistete, konnte auch schon einmal den Gürtel spüren. Dennoch ist so ein Mann unter den Südtirolern von gestern eine Besonderheit, denn die Gesellschaftsverhältnisse dieser Zeit brachten ganz oft harte Männer hervor. Meine Oma wird nicht umsonst diesen Mann so geliebt haben.

    Interessant ist, dass sie mir eigentlich gar nie gesagt hat, was für ein Typ der Opa war. Sie redete überhaupt nicht gerne von ihrem verstorbenen Mann, sondern konzentrierte sich zumeist darauf, mir etwas vom alten Wissen beizubringen. Den Erzählungen meiner Mutter nach tippe ich jedoch darauf, dass er eine Sonnenfinsternis war. Er war laut ihr eher ein stiller und ernster Mann.

    Die mündliche Überlieferung der Vintschger Typenlehre

    Das Wissen sei nur von Großmutter zu Enkelin weiterzugeben, die es wiederum als Großmutter ihrer Enkelin weiter überliefert usw.

    Um diesen „Glauben" in die Zukunft zu retten, beschloss eine unserer Ahninnen, ihn nur mehr von Frau zu Frau in der Familie weiterzugeben. Die genaueren Umstände dieser Entscheidung kannte meine Oma aber nicht. Ihr machte es nichts aus, dass sie viele meiner Fragen nicht beantworten konnte. Für sie waren die nicht so wichtig, ich sei einfach zu „kopfet. „Du willst immer alles wissen, als ob es mehr wahr würde, wenn du nur alles weißt. Das sind die ‚Stadtler‘! Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. Und auch die Kinder sind schon gekommen, bevor man wusste, wie sie zustande kamen.

    Das hatte auch eine Logik und so akzeptierte ich als Kind immer wieder, dass es auf bestimmte Fragen keine Antwort gab.

    Heute sehe ich es so, dass sich die Antworten von alleine im Laufe der Zeit einstellen, zum Teil können sie nachgefragt werden, zum Teil beantwortet sie das Leben – zumindest die relevanten Fragen. Aus meiner Sicht ging bei der Weitererzählung dieser Geschichte möglicherweise einiges verloren. Ganz sicher verloren ging der Kontakt zu anderen „Hirtinnen. Denn Oma wusste nicht, ob es „unseresgleichen noch außerhalb unserer Familie gibt und ich demnach auch nicht.

    Wie geheim diese Geschichte war, zeigt auch die Regelung dieser Ahnin, die wir bis jetzt befolgten: Es war sogar innerhalb der Familie tabu, darüber zu sprechen, es war nicht einmal ein Familiengeheimnis, sondern noch enger gestrickt. Unsere Ahnin hatte sich dafür ein ausgeklügeltes System ausgedacht, wenn wir einmal davon ausgehen wollen, dass sie es erstens ausgedacht und zweitens alleine erdacht hat, „wissen" tun wir auch das nicht (mehr). Was wir genau wissen, ist das System der Weitergabe: Das Wissen sei nur von Großmutter zu Enkelin weiterzugeben, die es wiederum als Großmutter ihrer Enkelin weiter überliefert usw. So hatte sie bestimmt, dass nur Frauen und bei den Frauen nur Neumonde und Vollmonde eingeweiht werden durften, und zwar weihte der Neumond den Vollmond ein, der wiederum den Neumond einweihte usw. Ich kann das so weit zurückverfolgen, weil ich weiß, dass meine Oma 1902 geboren wurde und es laut ihren Erzählungen von ihrer Großmutter geerbt hatte, die ihr wiederum berichtet hat, es von ihrer Großmutter vererbt bekommen zu haben – und zwar mit dieser überlieferten Geschichte, die sie mir erzählt hat und den Regeln der Weitergabe von Vollmond zu Neumond, Neumond zu Vollmond, Vollmond zu Neumond etc. Damit bin ich mit meiner mündlichen Überlieferung schon bis ins 18. Jahrhundert gekommen und laut den ersten Ergebnissen der Stammbaumforschung scheint das alles in Kortsch vonstattengegangen zu sein.

    Damit bin ich mit meiner mündlichen Überlieferung schon bis ins 18. Jahrhundert gekommen und laut den ersten Ergebnissen der Stammbaumforschung scheint das alles in Kortsch vonstattengegangen zu sein.

    Von meiner Oma selbst weiß ich nicht einmal, ob es sich um ihre Oma mütterlicher- oder väterlicherseits gehandelt hat, ich war zu klein, um so etwas nachzufragen und später habe ich mich zu wenig damit beschäftigt. Ich weiß nur, dass sie ein Neumond war und meiner Oma das Wissen als Hirtin weitergab. Oma zitierte sie, wie ich sie heute oft zitiere, daran kann ich mich noch erinnern. Genauso wie daran, dass sie oft schmunzelnd meinte, dass ich sie an ihre Oma erinnere und genauso wie sie ein absolut typischer Neumond wäre.

    Was meine Stammbaumforschung erschwert, ist, dass im Grunde nicht ausdrücklich festgelegt wurde, ob das Wissen nur an Enkelinnen, die von Töchtern gezeugt wurden, weitergegeben werden kann oder nicht. Oma hat davon nie gesprochen und somit muss das auch nicht sein, d.h. jedoch, dass ich die Linie der Weitergabe nur ganz schwer zurückverfolgen kann.

    Womit die Zweiflerin in mir auch wieder lange zu kämpfen hatte, denn im Alter fragte ich mich natürlich, ob diese Regelung denn immer eingehalten wurde bzw. überhaupt eingehalten werden konnte. Und ob es nicht wichtig gewesen wäre mir das mitzuteilen, damit auch ich mich korrekt an diese Weitergabe halte …

    Lebten die Großmütter immer so lange? Waren immer die richtigen Enkelinnen da zum Weitergeben? Gab es immer die glückliche Fügung, dass da ein Vollmond an einen Neumond weitergeben konnte?

    Sicherlich haben die kinderreichen Familien solche Problematiken vielleicht gar nicht aufgeworfen und ich sehe im Geiste schon wieder meine Oma, wie sie amüsiert den Kopf über die „Stadtlerin" in mir schüttelt, doch heutzutage wäre die Befolgung der Regelung meiner Ahnin schon eher ein Problem. Zwar werden wir ziemlich alt – im Gegensatz zu früher –, aber die Kinder- und somit Enkelinnenanzahl ist schon sehr begrenzt. Ich selbst hätte gleich mehrere Probleme: Ich habe nur Söhne, wenn es also darum gehen sollte, dass nur die Enkelinnen meiner Töchter in Frage kommen, wäre es schon unmöglich. Aber wenn dies auch nicht so wichtig ist, dann aber umso mehr, dass ich nur zwei Söhne habe. Und einer von den beiden müsste gefälligst zu meinen Lebzeiten eine Vollmondenkelin produzieren, und zwar nicht irgendeine, sondern eine, der es in die Wiege gelegt ist, eine Hirtin zu werden.

    Denn ich war weder unter den ersten der EnkelInnen noch die erste Enkelin, nicht einmal die erste Neumond-Enkelin, doch ihre Wahl fiel auf mich. „Eine Hirtin erkennt eine andere Hirtin schon in der Wiege", war ihre Antwort, als ich sie fragte, wie sie darauf kam, gerade mich unter ihre Fittiche zu nehmen. Ich hingegen werde wohl nicht so viel Auswahl haben, was die Weitergabe des Wissens an eine Enkelin betrifft …

    Tja, als „Stadtlerin, „Kopfete und „G’studierte" diese mündliche Überlieferung zu erhalten, war und ist oft recht schwierig, wie Sie jetzt leicht in meinen Erzählungen mit verfolgen können, nicht wahr? Da ist oft recht schwierig. …

    Zweifel hin oder her, bis zu mir ist dieses Wissen auf alle Fälle durchgedrungen (da höre ich in meinem Geiste auch schon Oma applaudieren für diese Haltung meinerseits). Und in den letzten Übergaben hat es scheinbar tadellos geklappt: Meine Oma hatte es von ihrer Neumond-Oma erhalten, die versichert hatte, es ihrerseits von einer Vollmond-Oma bekommen zu haben, sie selbst war ein Vollmond und wählte mich als Neumond aus. Dieses System wurde also rigoros eingehalten.

    Interessant ist, dass die erste Neumondenkelin – die sie nicht als Hirtin ausgewählt hatte – von einem ihrer Söhne gezeugt wurde. Das war kein Argument für sie, als ich sie danach fragte, warum sie mich auswählte, doch das heißt gar nichts, denn Oma verließ sich auf ihre Intuition viel mehr als auf ihr Denken, wie es typisch für einen Vollmond ist. Es kann also durchaus sein, dass das sehr wohl ein Argument war, weiter auf die richtige Enkelin zu warten, aber dass sie das nicht parat hatte, als ich ihr diese Frage stellte. Ein weiteres Indiz dafür wäre, was ich dank der Stammbaumforschung kürzlich herausfinden konnte: Meine Großmutter väterlicherseits ist 1884 gestorben, also neun Jahre vor der Geburt meiner Oma, also kann es nur die Großmutter mütterlicherseits gewesen sein …

    Tja, als „Stadtlerin, „Kopfete und „G’studierte" diese mündliche Überlieferung zu erhalten, war und ist oft recht schwierig, wie Sie jetzt leicht in meinen Erzählungen mit verfolgen können, nicht wahr? Da ist eine Geisteshaltung dahinter, die dem Zeitgeist, mit dem ich aufgewachsen bin, so gut wie gar nicht mehr entspricht.

    Oma hat darin aber eine Herausforderung gesehen: für sich, mir das trotzdem zu vermitteln, für mich, es gerade als Kind dieser Zeit anzunehmen. Für sie war es bedeutsam, dass gerade ich die Hirtin war, die Enkelin, die in der Stadt lebte und dort zur Schule ging. „Mit dir kommt der Glaube zu den ‚Kopfeten‘, wie zu meiner Zeit der von den ‚Kopfeten‘ zu uns kam. Das ist gut so!" Für sie war damit der Wille der Ahnin, dass das Wissen überlebt, gewährleistet.

    Die dunklen Schleier lichten sich

    Ob ich zweifelte oder nicht, an das Tabu habe ich mich bis vor ein paar Jahren genauso rigoros gehalten wie sie. Die restlichen Familienmitglieder waren alle nicht informiert, sind es größtenteils bis heute noch nicht, da ich die erste bin, die das Tabu bricht.

    Seit ein paar Jahren erwähne ich meiner Mutter gegenüber diesbezüglich manchmal etwas, aber sie weiß nicht so recht, was sie damit anfangen soll. Sie und ihre Schwestern, allesamt Töchter meiner Großmutter, mit denen sie schließlich darüber geredet hat, stehen dem einerseits staunend, andererseits skeptisch gegenüber. Sie haben ihr Bild von ihrer Mutter, das so gar nicht mit meinem zusammenpasst, und mir scheint, es fällt ihnen schwer, mir überhaupt zu glauben. Auch deswegen, weil Oma sie dazu erzogen hat, dass man über das Vergangene nicht reden soll. In diesem Punkt ein absoluter Widerspruch zu dem, wie ich Oma erlebt habe! Abgesehen von dem habe ich natürlich genauso das Bild von Oma vor mir, wie sie sich gegeben hat und wie sie es haben: ziemlich konservativ, einfach und darauf bedacht, kein unnötiges Aufsehen zu erregen.

    Meine Mutter lässt meine Geschichte einfach stehen, gleich neben

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