Hausaufgaben-Allergie
Von Agatha Müller
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Über dieses E-Book
Doch es gibt bessere Wege. Agatha Müller, Lerntherapeutin und beratende Kinderpsychologin, zeigt diese auf. Hausaufgaben machen geht auch ohne Stress und Ärger. Für Müller fängt das beim Verständnis von grundsätzlichen Fragen an, z. B. wozu Hausaufgaben dienen, wie diese am passendsten in die Freizeit der Kinder integriert werden können und wer welche Verantwortung tragen sollte. Abgeleitet vom Lernverhalten der Kinder gibt die Autorin den Eltern leicht umsetzbare Empfehlungen für den Umgang mit Hausaufgaben. So bekommen Eltern Sicherheit, wann sie wie ihre Kinder bei den Hausaufgaben begleiten. Und mit dem passenden Vorgehen können Hausaufgaben von einer lästigen Pflichterfüllung auch zu etwas werden, das Kinder gerne machen. Das Buch bleibt jedoch nicht bei allgemeinen Tipps stehen, sondern widmet sich auch detailliert den schwierigen Themen. Dazu zählt neben den Machtkämpfen auch der Umgang mit Kindern, die eine Lernblockade, Lernstörung oder beispielsweise ADHS haben. Nicht nur in diesen Fällen ist es wichtig, dass Eltern, Kind und Lehrkraft zusammenarbeiten. Je besser dieses Zusammenspiel klappt, desto leichter fällt die Erledigung der Hausaufgaben. Und die Eltern können dabei ihre 'Hausaufgaben' umso besser erledigen, wenn sie sich von den Impulsen dieses Buches inspirieren lassen.
Agatha Müller
Die Autorin Agatha Müller ist Lerntherapeutin, beratende Kinderspychologin, Legasthenie- Und Dyskalkulietrainerin, Life Kinetik Trainerin und psychologische Bilddiagnostikerin. Ihr liegen die Kinder besonders am Herzen.
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Buchvorschau
Hausaufgaben-Allergie - Agatha Müller
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung
Was sind Hausaufgaben?
Belasten Hausaufgaben Eltern und Kind?
Sind Hausaufgaben langweilig?
Welchen Einfluss hat die (innere) Motivation?
Wo sollen die Hausaufgaben gemacht werden?
Wann sollen die Hausaufgaben gemacht werden?
Sollen Eltern bei den Hausaufgaben helfen?
Wer ist für die Hausaufgaben verantwortlich?
Was ist bei den Hausaufgaben zu beachten?
Warum machen Hausaufgaben Probleme?
Warum konzentriert sich das Kind nicht?
Warum führt ein Kind Machtkämpfe?
Was mache ich bei einer Lernblockade?
Was braucht ein Kind mit Lernschwäche?
Wie lerne ich mit einem ADHS-Kind?
Verleiten Hausaufgaben zum Lügen?
Hausaufgaben oder Erholung am Nachmittag?
Hausaufgaben machen bei Krankheit?
Lernt „Max anders als „Moritz
?
Die Schwierigkeiten des Kindes akzeptieren
Beziehung zwischen Lehrkraft, Kind und Eltern
Was machen Fehler mit dem Kind?
Hausaufgaben in der Musikschule
Nachhilfeunterricht
Wichtiges in Kürze
Quellenangaben
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Vorwort
Eine Mutter kommt mit ihrem zehnjährigen Kind in meine Praxis. Beide emotionsgeladen. Die Mutter sagt: „Ich wollte Silvio nur bei den Hausaufgaben helfen, doch er hat mich angeschrien, hat gebockt und nichts gemacht. Das Kind raubt mir den letzten Nerv. Vielleicht können Sie die Hausaufgaben mit ihm machen." Wir suchen nach den Ursachen, warum das Kind sich an diesem Tag geweigert hat, die Hausaufgaben zu machen – und wir finden den Grund. Erleichtert fährt die Mutter nach Hause. Ich mache mit dem Kind die Hausaufgaben - ohne Probleme, ganz entspannt.
Die geschilderte Problematik kennen Sie als Eltern vielleicht auch: Ihr Kind hat Probleme bei den Hausaufgaben, weigert sich, führt Machtkämpfe, trödelt herum, konzentriert sich nicht, schiebt die Hausaufgaben hinaus. Selbst ein guter Schüler hat oft keine Lust, Hausaufgaben zu machen. Sie als Eltern wissen nicht, was Sie tun sollen. Sie belohnen, schimpfen, strafen das Kind. Aber alles nützt nichts oder verschlimmert die Situation sogar noch. Irgendwann bittet die Lehrkraft Sie zum Gespräch. Sie geraten unter Druck, geben diesen Druck an das Kind weiter. Kind und Eltern sind nun gestresst. Die schlechte Stimmung überträgt sich auf die ganze Beziehung zu Ihrem Kind. Dieser tägliche Kampf kostet Sie und das Kind viel Energie.
Doch das muss nicht so sein. In diesem Buch erfahren Sie, welche Gründe dazu führen, dass Kinder nicht lernen wollen und was Sie als Eltern tun können, um dies zu ändern. Sie lernen die Hausaufgabensituation in den Griff zu bekommen, sodass die Hausaufgaben ohne Stress in Harmonie erledigt werden können. Haben Sie Geduld, wenn der Erfolg nicht sofort eintritt. Jahrelange Gewohnheiten brauchen Zeit, umgewandelt zu werden
Das Buch ist so aufgebaut, dass jedes Kapitel unter einer spezifischen Fragestellung steht. Doch enthalten die Antworten stets auch Elemente, die auch für andere Fragen inspirierend sind. Je mehr Sie daher von dem Buch lesen, umso leichter wird es Ihnen fallen, die für Ihre Situation angemessenste Vorgehensweise zu finden.
So wichtig das Thema Hausaufgaben auch ist: Nehmen Sie Ihr Kind unabhängig davon an und machen Sie die Liebe zu Ihrem Kind nicht von der Situation der Hausaufgaben abhängig. Schule ist nur ein kleiner Teil des Lebens und das sollte es auch bleiben.
Ich wünsche Ihnen und Ihrem Kind eine entspannte Atmosphäre beim Erledigen der Hausaufgaben.
Agatha Müller
PS: In diesem Buch verwende ich für Schüler und Schülerinnen grundsätzlich
das Wort „Kinder und für Lehrer und Lehrerinnen grundsätzlich das Wort „Lehrkraft
.
Einleitung
Vor ein paar Jahren brachte eine Mutter ihren Sohn in meine Praxis, weil er sich zuhause weigerte, die Hausaufgaben zu machen. Das Kind setzte sich bei mir in den Sessel. Ich wartete, bis es von sich aus das Gespräch anfing. Das geschah auch nach ein paar Minuten. Zwischen uns beiden entwickelte sich dann folgender Dialog:
Das Kind lehnte sich bequem zurück, ganz erleichtert. Es hatte das Problem jetzt an mich abgegeben. Jetzt war es meine Aufgabe, das Kind gewähren zu lassen oder alles dafür zu tun, dass seine „Allergie" verschwindet. Ich wählte das letztere.
Was sind Hausaufgaben?
Hausaufgaben sind von der Lehrkraft festgelegte Aufgaben, die das Kind zu Hause oder in der unterrichtsfreien Zeit bearbeiten muss. In dem vorhergehenden Satz haben wir zwei Begriffe, die ein Kind von vornherein bremsen können: Der Begriff „von der Lehrkraft festgelegte Aufgaben und das Wort „muss
. Das Kind hat keine Chance, selber zu bestimmen. Die Lehrkraft bestimmt, was es zu machen hat und bis wann es fertig sein muss. Und es muss die Aufgaben machen, egal, ob es sie machen will oder nicht. Das freie Lernen, wie es das Kind vor seiner Schulzeit erlebt hat, ist nun vorbei. Mit der Schule beginnt „der Ernst des Lebens" wie es so schön heißt. Und genau diese Ansicht der Erwachsenen hindert so viele Kinder, gerne und gut zu lernen. Hausaufgaben stellen ein Machtverhältnis dar, ein Über-den-anderen-bestimmen. Manche Kinder schwänzen den Unterricht, schreiben schlechte Noten oder wehren sich gegen die Hausaufgaben, weil sie sich gegen die totale Fremdbestimmung durch die Eltern und Lehrkräfte wehren.
Unter dem Link „https://lehrerfortbildung-bw.de/u_matnatech/mathema-tik/gym/bp2004/fb1/modul7/hausi/ las ich folgenden Artikel: „Es war einmal eine Klasse, die mit dem Unterricht ihres Lehrers nicht mehr einverstanden war. Sie verlangte von ihrem Lehrer, ihnen zu sagen, was in welcher Zeit zu lernen sei und ihnen dafür Material zu geben. Er sollte in der Klasse sitzen und lediglich auf Fragen antworten. Die Schüler wollten das Lernen allein erledigen. Hausaufgaben waren ihnen ein Graus. Sie sollten gestrichen werden. Der Lehrer war überrascht, aber er war jung und offen für ein Experiment und ließ die Kinder gewähren. Er schrieb ihnen auf, was sie am Ende der nächsten Unterrichtseinheit können sollten und mithilfe welcher Übungsseiten in welchen Büchern sie sich diese Fähigkeiten erwerben könnten. Er half ihnen dabei, ihre Zeit zu planen und sich die Zeit sinnvoll einzuteilen. Nach kürzester Zeit geschah etwas Merkwürdiges: Die Kinder kamen früher als sonst und begannen mit ihren Aufgaben. Sie fragten sich untereinander, wenn etwas unklar war. Obwohl sie sich selbst die Hausaufgaben abgeschafft hatten, meldeten die Eltern zurück, dass sie jetzt mehr als sonst zu Hause arbeiteten, aber felsenfest behaupteten, keine Hausaufgaben zu haben. Sie wollten lediglich das vereinbarte Pensum schaffen. Was war geschehen? - Die Verantwortlichkeit hatte sich geändert.
(Ingrid Ahlring, Schulleiterin der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden)
Hausaufgaben sollten eigentlich das Interesse des Kindes für die eigene Beschäftigung mit Gegenständen des Unterrichts wecken, es dazu befähigen, Lernvorgänge selbst und eigenverantwortlich zu organisieren. Die Auseinandersetzung mit dem Schulstoff am Nachmittag kann zur Wissensvertiefung führen, aber nur, wenn das Kind sich mit Interesse daran macht. Doch es gibt kaum Hausaufgaben, die die Kinder als sinnvoll und interessant betrachten. „Die Schule wäre nicht so schlimm, wenn die Hausaufgaben nicht wären." Diesen Satz höre ich immer wieder von Kindern. Deshalb gibt es in meinem Unterricht keine Hausaufgaben und - ähnlich wie im obigen Beispiel – erlebe ich, dass die Kinder von sich aus zuhause arbeiten, von sich aus Englischvokabeln lernen und sie mir vortragen. Und warum machen sie diese Arbeit? Weil sie es selber wollen. Ich gebe den Kindern so interessante Arbeitsblätter im Unterricht, dass Sie einfach Lust haben, sich zuhause mit den Blättern zu beschäftigen.
Wenn die Hausaufgaben allerdings keinen Spaß machen, langweilig sind, keinen Sinn ergeben oder wenn das Kind zuhause lieber spielen oder etwas anderes machen will, dann verschlechtern Hausaufgaben die Einstellung zur Schule. Die Schule wird zu etwas, das mit Anstrengung und Widerwillen verbunden wird.
Durch Hausaufgaben kann eine Verbindung zwischen Schule und Elternhaus hergestellt werden. Die Eltern sehen, was ihr Kind in der Schule macht, was gerade gelehrt und gefordert wird. Durch von der Lehrkraft sinnvoll gestellte Hausaufgaben kann der