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Der VEREIN!: Große Fußballtradition
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eBook383 Seiten3 Stunden

Der VEREIN!: Große Fußballtradition

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Über dieses E-Book

Der VEREIN! hat das Werden, Entstehen, Wachsen und Entwickeln des Fußballsportes zum Thema. In das Geschehen der jeweiligen Zeit eingebettet und anhand der realen Lebenslinie eines Vereins erzählt, erlebt der Leser Fußball hautnah.
Inhalt Band I - Große Fußballtradition: Die Strenge der monarchisch geprägten Gesellschaft Ende des 19. Jahrhunderts kann der Begeisterung einer Gruppe Heranwachsender für die neue Ballsportart aus England keinen Abbruch tun. Die "acteurs" gehen voran, lassen sich nicht aufhalten: Sie spielen "football" und gründen schließlich in der alten Bischofsstadt einen echten Verein. Erste Begegnungen mit und bei auswärtigen Fußballfreunden werden organisiert, Ligagründungen unternommen und sich auf die Suche nach einer geeigneten Sportanlage begeben. Trotz mancher Widrigkeit und manchen Widerstandes entsteht Schritt für Schritt eine neue Welt, eine Welt des Fußballs. Eine Welt, in der der VEREIN nach der durchgestandenen Katastrophe des I. Weltkrieges, während der Weimarer Republik seine große Blütezeit erlebt. Packende Spiele im Fußballdeutschland von Stuhlfauth, Leinberger, Sepp Müller & Co. sind nun zu erleben und zu bestaunen. Der Fußball der Zwanziger Jahre nimmt Gestalt an. Mitfiebern ist angesagt! Doch dunkle Wolken ziehen auf. Das Aufkommen des Nationalsozialismus setzt den goldenen Tagen ein Ende. Überdauern heißt es nun, um sich 1945, in der zerstörten Stadt, wieder eine neue Gegenwart aufzubauen. Sich nach und nach, in der wirtschaftlich florierenden Nachkriegsdemokratie eine neue Perspektive zu entwickeln.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum19. Okt. 2022
ISBN9783347771734
Der VEREIN!: Große Fußballtradition
Autor

Bernhard Goldmann

*13. Oktober 1965 in Würzburg. Gelernter Kaufmann und Landschaftsplaner. Studium der Landschaftsarchitektur an der FH Weihenstephan und der Universität Kopenhagen. Mehrere Jahre selbsständiger Landschaftsarchitekt. Viele Jahre im Elektrofachhandel (Einkauf und Vertrieb) tätig. Heute unter anderen im Blumenfachhandel aktiv.

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    Buchvorschau

    Der VEREIN! - Bernhard Goldmann

    I. Die Vorgeschichte

    Prolog

    … Goal! Foul! Back! Keep Fair! Football! …

    Was für eine Sprache! Was für eine Ausdrucksweise! Und das im deutschen Kaiserreich und königlichen Bayern des auslaufenden 19. Jahrhunderts. Nein, Nein und nochmals Nein! Diese mit der „englischen Krankheit, dem sogenannten „Fußballspiel daherkommenden Vokabeln erübrigen sich, sind unerhört. Diese Wortwahl und die mit ihr verbundenen Ballspielversuche sind in unseren Landen nicht genehm.

    Ganz zweifelsfrei wird die Ausübung dieser „Fußlümmelei den Körper eines Mannes hochgradig „degradieren. Ein echter Mann im deutschen Reich turnt! Rudert! Sollte es ihm sein Stand erlauben ficht er den Degen. Dieses wilde Balltreten hingegen, welch eine Barbarei, passt so ganz und gar nicht in das so wohl strukturierte Weltbild jener Zeit.

    Der Fußball auf dem Vormarsch

    Und doch. Die noch so junge Sportart von der Insel, der „football associated, bahnt sich bereits, wenn auch noch langsam so doch unaufhaltsam, ihren Weg quer über den europäischen Kontinent. Die Faszination, die das Fußballspiel insbesondere auf Teile der Jugend ausübt, ist enorm. Und derer Jugend gibt es im Zuge der Bevölkerungsexplosion des industriellen Zeitalters vieler. Gleichzeitig entstehen in den berstenden Städten neue Arten von Parks und öffentlichen Freiräumen, die in vielen Fällen auch über weitläufige Rasenflächen verfügen. Flächen, die geradezu danach „schreien mit dem Ball am Fuß „bespielt zu werden. Hat sich erst einmal eine Gruppe junger Fußballenthusiasten gebildet und zu einem Team zusammengefunden, kann auch der schärfste Gegenwind sich wohl auftuender Widerstände, der Begeisterung der „acteurs keinen Einhalt mehr bieten.

    Würzburg, Anfang der 1890er

    In Würzburg, der Stadt des VEREIN, ist die Keimzelle des Fußballspiel das königlich bayrische Realgymnasium in der Maxstraße. Vor allem der Industrialisierung und dem, mit dieser einhergehenden steigenden Bedarf an in technisch und naturwissenschaftlichen Belangen gut ausgebildeten jungen Menschen, war die Gründung der Schule anno 1864 geschuldet. Zu Beginn der Neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts kommen nun gleich mehrere Schüler aus dem Ausland an die Schule, die allesamt eifrigste Anhänger des Fußballsportes sind. Georg Burkhard und die Brüder Moufang, ihrer vier an der Zahl, heißen die Neuankömmlinge.

    Schnell ist die Begeisterung für das Spiel bei den Mitschülern geweckt. Die „acteurs" treffen sich jeden Mittwoch und Samstag auf dem Sanderrasen. Ein südlich der Altstadt und des ihr vorgelagerten Glacis gelegener, baumumstandener und mit weiten Rasenflächen gesegneter Platz. Da das Areal seitens des Militär immer seltener gemäß seiner ursprünglichen Bestimmung, dem Exerzieren, genutzt wird, stellt es das nahezu ideale Ballspielfeld dar. Nur, dass der Sanderrasen gleichzeitig, als eine allen freistehende öffentliche Frei- und Grünfläche hohes Absehen genießt, zudem den Hausfrauen der Umgebung als Wäschebleich- und Trockenplatz dient, steht dem ab und an entgegen.

    Fußball gespielt wird mit Straßenschuhen, auf „freiem Felde, ohne große Taktik, jedoch mit der allergrößten Hingabe. Neben den „Goalwarten, den Torhütern, dürfen anfangs auch noch die beiden mit Schirmmützen ausgestatteten Mannschaftskapitäne (die übrigen Spieler tragen Kappen) den Ball aus der Luft mit den Händen fangen. Größtmöglicher Körpereinsatz beim Kampf um den Ball ist gewollt und ganz selbstverständlich. Erst nach und nach entwickelt sich das Spiel, zu dem Fußballspiel wie wir es heute kennen und lieben. Um die ständig aufs Neue zusammengestellten Teams auch auseinander halten zu können, binden sich die Spieler der einen Mannschaft blaue Bänder, die der anderen gelbe um die Ärmel.

    Dem Treiben der jungen Wilden mit dem Ball am Fuß, wird seitens des außen stehenden „Publikum teils neugierig bis wohlwollend, teils argwöhnisch, ablehnend oder sogar offen feindselig begegnet. Fußball reizt und begeistert zugleich. Die Ablehnung der fußballerischen Aktivitäten der Schüler des heutigen Siebold-Gymnasium ist dabei äußerst präsent. Mit Passanten, dem ein oder anderen Wäscheeigentümer, wie auch an der Schule gibt es Ärger – richtig Ärger! In Letztgenannter ist demnach „Antreten angesagt. Wie zu jener Zeit üblich wird dabei auch „Handfestes" auf die Finger oder sonst wohin verteilt. Gilt Fußball im öffentlichen Leben als unschicklich und unerwünscht, so ist an der Schule, auch wenn der Rektor des ganz und gar naturwissenschaftlich ausgelegten Institut, Dr. Theodor Krück, der neuen Art der Leibesübung eher wohlwollend gegenübersteht, das Ballspiel hochoffiziell den Schülern schlichtweg verboten. Und nicht wenige der Lehrkräfte, insbesondere die der Mathematikfächer, wissen das Verbot auch gerne mit Hilfe leiblicher Erfahrbarkeit zu unterstreichen.

    Doch die jungen Fußballpioniere des Realgymnasium lassen sich durch derartiges Machtgehabe, Züchtigungsversuche und Verbote nicht beeindrucken. Mittwochs und Samstags darauf geht es natürlich erneut auf den Sanderrasen, wohl wissend, dass der darauf folgende Montag abermals Ungemach an der Schule mit sich bringen wird. „Sei's drum, so leicht lässt man sich nicht entmutigen. Ganz im Gegenteil! Die „acteurs stehen fest zusammen und gründen gar, mit dem direkten Vorläufer des VEREIN: Dem Fußballclub Realgymnasium Würzburg von 1895, mit einen der allerersten Fußballvereine Bayerns überhaupt.

    1898; Der Vorläufer des VEREIN: Der „FC 1895" mit Goalstangen ausgerüstet auf dem Würzburger Sanderrasen.

    Der Sanderrasen

    Mit der Zeit wird das Fußballspiel auf dem Sanderrasen zur regelrechten Institution. Fragt ein Auswärtiger oder neu in die Stadt Hinzugezogener, an welchem Ort in Würzburg Fußball gespielt werde, so wird er zielgerecht zum Sanderrasen geschickt. Waren in den Anfangszeiten auf dem Fußball-Sanderrasen fast ausnahmslos Schüler vertreten, stehen die „player des Platzes mittlerweile vermehrt im Berufsleben. Auf dem Rasen sind längst auch die jungen Burschen aus den benachbarten Vierteln, insbesondere dem Peterviertel zu finden, die schon als Buben dem Treiben der „Großen voll ehrfürchtiger Bewunderung am Spielfeldrand beigewohnt hatten. Nun sitzen ihre Nachfolger dort an der Seitenlinie, wie etwa der Maiers Michel, der Schäfers Georg und wie sie alle heißen. Das Spielfeld mit Sägemehl abzumarkieren ist inzwischen Usus. Die „Goalstangen zu positionieren und einzuschlagen, sowie zwischen diesen die Schnur hoch zu spannen, so dass auch „richtige Tore geschossen werden können, ist gängige Praxis. Auch das Spiel der „acteurs" hat sich weiterentwickelt.

    Es herrscht echte traute Fußballromantik! Wir schreiben das Jahr 1904. Würzburgs Fußballgemeinde ist richtig lebendig, trotzt in selbstverständlicher Art und Weise den nach wie vor vorhandenen und nicht seltenen Angriffen aus Würzburgs Bürgerschaft und – will mehr! Denn schließlich, so wissen sich die Fußballfreunde untereinander zu berichten: In England, ja auf der Insel, spielen Fußballklubs bereits längst in richtigen Meisterschaftswettbewerben und das vor teils zehntausenden von Zuschauern!!! Ganz klar, es ist an der Zeit einen echten, einen richtigen Verein zu gründen, der in Ligen spielen kann, um Meisterschaften ficht, der die Zuschauer in Massen anzuziehen und in seinen Bann zu ziehen vermag. Der große Siege erringt und natürlich diese auch zu feiern weiß.

    In den Nachbarregionen haben sich die dortigen Fußballfreunde in der Zwischenzeit aufgemacht und die ersten Vereine ins Leben gerufen. In Hanau, Offenbach, Frankfurt und Aschaffenburg, genauso wie in Nürnberg, Bamberg und Fürth. Also keine Frage, es ist abgemacht, die Sache ist beschlossen. Die „acteurs, die „players vom Sanderrasen werden Würzburgs ersten Fußballverein ins Leben rufen. Sogleich wird für den 8. Mai, anlässlich der Gründung des „VEREIN, ein Werbespiel zwischen den Aschaffenburgern und den Bambergern von den künftigen „VEREINLERN organisiert und in der Presse öffentlich bekannt gegeben.

    II. Gründergeist

    Die Geburtsstunde des VEREIN – anno 1904

    Großer Betrieb herrscht an diesem Sonntag auf dem Sanderrasen. Trotz Regenwetter umringen etwa 600 Zuschauer das abgezeichnete Spielfeld. Bilden für ein Fußballspiel zu jener Zeit kurz nach der Jahrhundertwende den mehr als beachtlichen Rahmen. Aufgrund des starken Andrang sichert die Polizei das Ereignis und gibt Verhaltensregeln aus. Voll der Neugier wird der Begegnung auf dem Platz entgegengesehen.

    Nun also beginnt es! Der Anstoß des ersten offiziellen Fußballspiel in der Dom- und Universitätsstadt Würzburg erfolgt. Der Ball rollt. Auf dem Sanderrasen, sprich an bereits anno 1904 zentral gelegener Stelle in der Stadt. Torreich verläuft die Begegnung (Die Aschaffenburger spielen 7:1 gegen die Bamberger). Die dem Spiel Beiwohnenden sind richtiggehend angetan von dem Ballspielsport von der Insel. Als sich dann, der im Anschluss an die Begegnung abgehaltene Festkommers im Gasthaus „Karmeliten" seinem Ende entgegen neigt, ist der feierliche Moment der Gründung des VEREIN gekommen. Der Traum zwanzig junger Fußballsportler, keiner von ihnen ist älter als zwanzig Jahre, nimmt seinen Anfang. Der 1. Würzburger Fußballverein erblickt das Licht der Welt!

    Florian Simon, Karl Simon, Fritz Marabini, Josef Marabini, Friedrich Marabini, Leo Ruhl, Johann Klein, Leo Landau, Hans Hollederer, Adam Knobloch, Andreas Kröckel, Jakob Buhl, Andreas Weiß, Herbert Schäfer, Richard Schneider, Fritz Ullrich, Karl Wunner, Franz Bieberich, Valentin Gilbert, Edmund Zimmer. (Die Gründungsmitglieder des 1. WFV).

    Der 1. Würzburger Fußballverein

    Den „Nullvierern beziehungsweise dem „VEREIN, wie der 1. Würzburger Fußballverein im Laufe der Zeit meist schlicht und einfach bezeichnet wird, stehen bewegte Zeiten mit wahrlich ausgesprochenen Höhen und Tiefen bevor. Eine aufregende und bewegende Geschichte durchlebt Würzburgs erster Fußballverein und das bis heute. Eine Geschichte in Blau, Weiß und Schwarz, den Farben des VEREIN. Farben, die über alle Zeiten hinweg, für Fußballromantik pur stehen:

    Das Blau;

    Das ewig währende. Symbol für die Unendlichkeit von Himmel und Wasser. Inbegriff für die Freiheit, für die Harmonie und die Freundschaft. Als verbindendes Band das alle vereint zieht sich das Blau durch den VEREIN.

    Das Weiß;

    Das die Reinheit des Herzens und die Klarheit des Handelns widerspiegelnde Weiß. Sportsgeist und Fairness sind in des VEREIN Mitte zu Hause.

    Das Schwarz;

    Das den starken Willen und die große Kraft verdeutlichende Schwarz. Was wäre der VEREIN ohne seinen so beeindruckenden Tatendrang, seine Entschlossenheit und Kampfeslust.

    Was für ein passender Dreiklang. Die drei Farben, die Trikolore des VEREIN. Der sich die Pflege und die Förderung eines gesunden Fußballsportes gleichermaßen auf die Fahnen schreibt, wie ein geselliges von sportlichem Geiste durchwehte Zusammensein seiner Mitglieder. Schnell wird das „04", der Bezug auf das Gründungsjahr, sich auch ganz offiziell im Namen des 1. WFV etablieren. Neben der Förderung einer echten sportlichen Gesinnung, findet das starke Gewicht, dass man der Entwicklung der Jugend zuschreibt, festgeschriebenen Einzug in das Selbstverständnis des VEREIN. Gleichzeitig wird die Förderung der Mitglieder auf gesellschaftlichen wie kulturellen Gebiete und ganz allgemein bei ihrer sportlichen Betätigung zum VEREINS-Zweck erhoben.

    Der erste Schritt, die Gründung, ist also vollbracht. Die Geschichte des 1. Würzburger Fußballverein von 1904 durch sich wandelnde Zeiten, nimmt ihren Lauf.

    Die Anfänge

    Der Start des VEREINS-Leben bringt auch das Fußballspiel auf dem Sanderrasen weiter nach vorn. Der 1. Fußballverein 04 kann bei der Stadt die Benutzung des sogenannten „Feuerhäusle" am Platz als Umkleide und zum Einstellen von unter anderem der Tore erwirken. Dem geliebten Fußballsport wird natürlich weiterhin mit der allergrößten Hingabe gefrönt. Nicht selten ist es erst die einbrechende Dunkelheit, die dem meist bereits um zwei Uhr mittags mit voller Begeisterung begonnenen Fußballspiel ein Ende setzt. Auf dem Platz geht es nach wie vor recht wild zu. Hauptsache der Ball wird hoch und weit geschlagen. Sowie das eigene Tor robust verteidigt. Blessuren gehören mit dazu, Fußballer sind schließlich echte Kerle.

    Durch die intensive Betätigung verbessern sich peu à peu die spielerischen Fähigkeiten der Einzelnen. Dies sowohl mit als auch ohne Ball. Zudem bringen von auswärts zum VEREIN stoßende Spieler neben spielerischem Können auch immer mehr Elemente von Spielkultur mit in das Spiel und Training der Nullvierer ein. So etwa Richter aus Berlin oder Bürk aus Ludwigshafen, der ebenso gut als Torwart wie als Stürmer zu spielen weiß.

    Häufige Spielpartner sind die sich immer wieder aufs Neue bildenden Schülermannschaften des Realgymnasium und des alten Gymnasium. Nachdem parallel zur Gründung Nullviers der Fußball ganz offiziell Einzug im Sportunterricht der oben genannten Schulen fand, befinden sich deren Teams nun ebenso im Auftrieb wie der VEREIN. Der ein oder andere Pennäler verstärkt auch die Elf des Fußballverein in Spielen gegen auswärtige Mannschaften, wie gegen den 1. Fußball-Club Nürnberg (erste wie zweite Mannschaft) oder die Aschaffenburger Victoria.

    Erstes Auswärtsspiel

    Seine „Schatten weit voraus wirft das erste Auswärtsspiel des 1. Würzburger FV04, Ostern 1905 bei den Fußballfreunden in Bamberg. Bereits viele Wochen zuvor beginnt Florian Simon von jedem einzelnen der elf Spieler einen wöchentlichen „Sparbetrag einzusammeln. Mit seiner unvergleichlichen, wie unnachgiebigen Art, die der Florian immer dann an den Tag legt, wenn es um das Aufbringen der notwendigen Mittel geht, sorgt Florian Simon rechtzeitig für die Deckung des Budgets: Die Fahrt nach Bamberg kann schließlich nur durch dieses „Ansparen" überhaupt realisiert werden. Jedes einzelne Mannschaftsmitglied muss die Reisekosten nun einmal selbst aufbringen.

    Für die allermeisten der Spieler stellt die Fahrt zum Spiel mit dem 1. FC 01 so etwas wie eine kleine Weltreise dar. Nicht wenige der Elf waren bis dato nicht weiter als „Hätzfeld (Würzburg-Heidingsfeld) oder dem ja auch nicht gerade fernen Veitshöchheim hinausgekommen. Die Vorfreude auf die Fahrt und auf das Spiel ist dementsprechend riesig. Die bis zuletzt lang getragenen Hosen (nackte Knie erregten anno dazumal in den ein oder anderen Würzburger Kreisen „Anstoß!) werden nun in Vorbereitung auf das Gastspiel zu echten Sporthosen gekürzt. Ein Teil der Mannschaft besorgt sich sogar richtige Fußballschuhe!

    Spieltag! Endlich! Das Warten hat ein Ende. „Als wenn es zum Europa-Pokal ginge" erzählt viele Jahre später Zeitzeuge Georg Schäfer, seinerzeit Spieler und später unter anderem auch 1. Vorstand des WFV. Sage und schreibe der ganze VEREIN und viele seiner Anhänger geleiten ihre Elf zur Abfahrt in Würzburg bis zum Hauptbahnhof. Die Zugfahrt hernach ist aufregend und freudig zugleich. Fußballlieder werden geschmettert und bei den Mitreisenden Werbung für den geliebten Fußballsport betrieben.

    In Bamberg eingetroffen werden die Mannen vom VEREIN bereits direkt am Bahnhof empfangen und von hieraus in das mitten in der Stadt befindliche Vereinslokal der Lila-Weißen geleitet. Dort angekommen, wird der allererste Besuch der Würzburger bei den Domreitern, fürs Erste schon einmal würdig gefeiert. Anschließend geht es gemeinsam mit dem Bamberger Team, im Sportdress und zu Fuß, durch die ganze Stadt, hinaus zu der weit außerhalb gelegenen Spielstätte des 1. FCB, einem Exerzierplatz hinter der Bamberger Fünferkaserne. Unterwegs schließt sich dem Zug das zahlreiche Publikum an. Viele Burschen, Buben, und etliche Erwachsene finden sich ein. Das erste Auswärtsspiel Nullviers: Was für ein Erlebnis.

    Der VEREIN spielt mit Götz im Tor. Wöllner und Marabini bilden die Verteidigung. Schäfer, Birk und Gensler sind als Läuferreihe für das Geschehen davor zuständig. Den Sturm geben Hollederer, H. Funk, Richter, N. Funk und Walz. Die erste Elf des VEREIN legt sich von Anpfiff weg mit allem was geht so richtig in die Partie hinein. Und nicht nur das, nein! Der 1. Würzburger Fußballverein legt auch bis zur Pause vor! Zwei Tore von Linksaußen Walz sorgen für eine 2:0 Führung des VEREIN zur Halbzeit.

    Während sich die beiden Mannschaften auf die kommenden 45 Minuten vorbereiten ziehen am Himmel über Bamberg finstere, ja bedrohlich wirkende Wolken auf. Ein Sturm mit wahrem Wolkenbruch folgt. „Leicht begossen" geht es folglich in den zweiten Part. Mit den nun gänzlich veränderten äußeren Bedingungen kommen die Bamberger wesentlich besser zurecht. Lila-Weiß gewinnt am Ende gar mit 5:2.

    Doch weder Wetterumschwung, noch Spielausgang können die allgemeine Freude des Tages in den Reihen des VEREIN trüben. Gemeinsam mit den Bambergern wird das Gastspiel kräftig gefeiert und die Freundschaft zwischen beiden Vereinen tüchtig begossen. Erst zu später Stunde, beseelt und beschwingt von den Erlebnissen des Tages, begeben sich die VEREINLER auf die Heimreise. Die Auswärtsfahrten sind dieser Tage, da der Fußball noch tief in seinen Kinderschuhen steckt echte „Highlights". Schöne Freundschaften werden geschlossen, wertvolle Erfahrungen gesammelt und ausgetauscht.

    VEREINS-Leben und neue VEREINLER

    Neben dem „äußeren Vereinsleben, dem Begegnen auswärtiger Teams, nimmt beim Würzburger Fußballverein vom ganzen Selbstverständnis her auch das „innere Vereinsleben einen hohen Stellenwert ein. Satzungsgetreu wird das vom sportlichen Geiste durchwehte, gesellige Zusammensein gepflegt. Die Mitglieder des VEREIN, die Aktiven wie die Passiven, bilden eine nach Außen immer offene, sowie im Miteinander tief verschworene und zusammenhaltende Gemeinschaft. Die regelmäßigen Zusammenkünfte im Karmeliten, in dem Wöllner einen ebenso schneidigen Kneipenwirt abgibt, wie auf dem Platz einen rasanten Verteidiger, lässt sich normalerweise keiner der inzwischen 50 Mann starken Mitgliedschaft so leicht entgehen. Die Neuaufnahme als Mitglied wird eigens zelebriert und mit einem dreifachen „Hipp-Hipp-Hurra" manifestiert. Und Würzburgs erster Fußballverein erfreut sich weiteren Zulaufs. Unter anderen verschlägt es den aus einer Heilbronner Sportfamilie stammenden Max Renkenberger zu den Nullvierern.

    „Maxl Renkenberger! Süddeutscher Meister im 100-Meter Lauf! Das ist das Eine. Das Andere ist, dass der Maxl natürlich auch auf dem Rasen eine gute Figur abzugeben weiß. Ihn am Ball zu sehen ist immer ein wahres Fest. Schnell, technisch gewandt und obendrein mit einer eminenten Schusskraft, einem „Saftschuss ausgestattet. Max Renkenberger ist ein echtes Ass. Meist zentral auf dem Platz als Mittelläufer unterwegs kommt der hoch aufgewachsene 24-jährige wie gerufen.

    Erster Ligabetrieb

    Im Oktober 1905 soll es schließlich losgehen mit einem allerersten „Ligabetrieb". Bis dato sind im deutschen Reich fast ausschließlich in den großen Ballungs- und Städtezentren lokale Ligen entstanden. Nun anno 05 findet so etwas wie der Startschuss für ein erstes flächendeckendes Ligasystem im Lande statt. Ein Konstrukt das sich allerdings je nach Landstrich noch höchst unterschiedlich etwa hinsichtlich der Stärke oder der Gruppierung in verschiedene Klassen darstellt.

    Der VEREIN ist natürlich mit Feuer und Flamme mit bei der Sache, um zusammen mit dem Club (1. FC Nürnberg erste und zweite Mannschaft), den Bamberger Freunden und dem FC Franken Nürnberg den „nordbayerischen Gau" zu bilden. Der 1. FCN (erste Elf), der bereits in diesen frühen Jahren des Fußballs im Lande mit hoher Spielstärke zu punkten weiß und der FC Franken bilden dabei sozusagen die 1. Spielklasse. Der 1. Würzburger FV04 gemeinsam mit dem 1. FC 01 Bamberg & Co. die II. Liga. Auch wenn dies alles noch recht überschaubar wirkt: Der Anfang ist gemacht. Der Grundstein unter dem Dach des Süddeutschen Fußball Verbandes (SFV) für ein Ligasystem ist gelegt. Schnell wird sich aus diesem Start heraus ein ständig wachsendes vielklassiges Ligagebilde entwickeln, das anfangs nicht selten noch von parallel existierenden Stadtligen begleitet wird.

    Gastspiel beim Club

    Noch vor dem Ligastart im Herbst stellt das erste Gastspiel des VEREIN Pfingsten 1905 beim Club in Nürnberg den nächsten Höhepunkt in der noch so jungen Vereinsgeschichte dar.

    Der VEREIN In weißem Hemd und schwarzer Hose zu Gast beim Club: Am Ball Ettinger. Im Hintergrund verfolgt Max Renkenberger die Szene.

    Der 1. Fußballclub Nürnberg ist bereits seiner ersten „Spielwiese", der Deutschherrenwiese an der Pegnitzaue, entwachsen. Spielt auf einem gepachteten Gelände im Nürnberger Süden, der Ziegelgasse, auf dem sich bereits eine überdachte Holztribüne mit 300 Sitzplätzen erhebt. Das Endspiel um die deutsche Fußball-Meisterschaft zwischen dem VfB Leipzig und dem 1. FC Pforzheim wird hier im Mai 1906 stattfinden, vor sage und schreibe 1.100 Zuschauern!

    Für die VEREINLER um Georg Schäfer ist es eine absolute Premiere auf einem so stattlichen Platze, ja „Stadion" anzutreten. Auch wenn die Begegnung selbst, trotz eines Max Renkenberger in den Reihen des VEREIN, mit 9:0 klar und hoch verloren geht. Es ist ein stolzes Erlebnis hier aufzuspielen.

    Es ist auch zum allerersten Mal überhaupt, dass die Nullvierer so etwas wie Tornetze in real zu Gesicht bekommen. Gehört hatte man natürlich schon von dieser ungemein praktischen Einrichtung. Im Einsatz erlebt hatten die VEREINLER die Netze allerdings noch nicht. Jedoch 120 Mark! Ganze zwei Monatsgehälter! Unerschwinglich! Der Garn in Rohform für zehn Mark hingegen, das könnte wiederum machbar sein. Gesagt – Getan! Zurück am Main gelingt es Florian Simon dank seiner unwiderstehlichen Überzeugungskraft das Geld in einer Gaststättensammlung zusammenzubringen. Vier Wochen später ist es so weit. Der VEREIN netzt zum ersten Mal zu Hause in Würzburg ein.

    Verbot des Fußballspiel auf dem Sanderrasen

    Die Sache des Fußballverein, das Fußballspiel, kann der 1. WFV 04 also prächtig weiterentwickeln. Doch dann: Oh nein! Mit der zunehmenden Intensität und der Etablierung des Fußballspiel auf dem Sanderrasen nimmt auch der Widerstand aus Teilen der Bürgerschaft gegenüber „dem Treiben der Narren" auf dem städtischen Terrain zu. Und die Beschwerden finden Gehör. Der Magistrat der Stadt Würzburg spricht – wir schreiben das Jahr 1906 – ein Verbot der Ausübung des Fußballsportes auf dem Sanderrasen aus.

    Was für ein herber Schlag für Würzburgs Fußballgemeinde und ihrem noch so jungen Fußballverein. Bei allen Widrigkeiten die dem Sanderrasen gerade als Spielstätte für einen Ligabetrieb auch beiwohnen mögen: Der Verlust der angestammten Fußballheimstatt Würzburgs wiegt schwer. Das geliebte Fußballfeld mitten in der Stadt – verloren!

    Widrigkeiten!? Nun ja. Selbst in den Annalen des 1. FC Nürnberg hat die erste Spielstätte des VEREIN ihren festen Platz. Die Widrigkeit war jene, dass ein Spazierweg diagonal über die als Spielfeld genutzte Rasenfläche führte. Bei einem Gastspiel des Club beim VEREIN trug es sich zu, dass eine junge Mutter mitsamt ihrem Kinderwagen inmitten des laufenden

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