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Mörderjanuar - Eine Kiste voll Krimis: Neun Top Thriller
Mörderjanuar - Eine Kiste voll Krimis: Neun Top Thriller
Mörderjanuar - Eine Kiste voll Krimis: Neun Top Thriller
eBook1.508 Seiten16 Stunden

Mörderjanuar - Eine Kiste voll Krimis: Neun Top Thriller

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Über dieses E-Book

Mörderjanuar - Eine Kiste voll Krimis: Neun Top Thriller

von Alfred Bekker, Chris Heller, Hendrik M. Bekker, Pete Hackett

Der Umfang dieses Buchs entspricht 1000 Taschenbuchseiten.

Dieses Buch enthält folgende Krimis:

Pete Hackett: Jack the Ripper II

Alfred Bekker: Münster-Wölfe

Alfred Bekker: Blumen auf das Grab

Alfred Bekker: Bluternte 1929 – Umgelegt in Chicago

Hendrik M. Bekker: Die Akte Poe – Gesamtausgabe

Chris Heller: Ich darf mich nicht verwandeln

Pete Hackett: Trevellian und die tote Schildkröte

Pete Hackett: Trevellian und die Erben

Pete Hackett: Trevellian und die Yakuza

SpracheDeutsch
HerausgeberAlfred Bekker
Erscheinungsdatum25. Dez. 2022
ISBN9798215814994
Mörderjanuar - Eine Kiste voll Krimis: Neun Top Thriller
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    Mörderjanuar - Eine Kiste voll Krimis - Alfred Bekker

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author 

    © dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen 

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

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    Mörderjanuar - Eine Kiste voll Krimis: Neun Top Thriller

    von Alfred Bekker, Chris Heller, Hendrik M. Bekker, Pete Hackett

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 1000 Taschenbuchseiten.

    Dieses Buch enthält folgende Krimis:

    Pete Hackett: Jack the Ripper II

    Alfred Bekker: Münster-Wölfe

    Alfred Bekker: Blumen auf das Grab

    Alfred Bekker: Bluternte 1929 – Umgelegt in Chicago

    Hendrik M. Bekker: Die Akte Poe – Gesamtausgabe

    Chris Heller: Ich darf mich nicht verwandeln

    Pete Hackett: Trevellian und die tote Schildkröte

    Pete Hackett: Trevellian und die Erben

    Pete Hackett: Trevellian und die Yakuza

    Special Agent Owen Burke: Jack the Ripper II.

    Gesamtausgabe

    Krimi von Pete Hackett

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 80 Taschenbuchseiten.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

    © by Author

    © dieser Ausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    1

    Am Montag, dem 14. September, wurde im Central Park die Leiche einer Prostituierten namens Hildred Turner aufgefunden. Wie drei jungen Frauen vor ihr – ebenfalls Prostituierte - war ihr Leib aufgeschlitzt und ihr das Herz entnommen worden. Der Leichenfund sorgte in den Medien für Schlagzeilen. In der New York Times, die vor Special Agent Owen Burke auf dem Schreibtisch lag, hieß die Schlagzeile: ‚Jack the Ripper II. hat wieder zugeschlagen‘.

    Der Special Agent las den Bericht durch.

    Da war von einem Serienmörder die Rede. Ähnliche Morde, hieß es in dem Bericht, waren in den vergangenen Wochen in Baltimore, Cincinnati und Indianapolis geschehen. Der Verfasser des Artikels wandte jedoch ein, dass nicht ein und derselbe Täter am Werk gewesen sein konnte, da zwei Morde zur selben Zeit in Indianapolis und New York geschehen waren, und zwar am 23. August.

    Es war auch von möglichen Ritualmorden die Rede. Das schloss der Journalist der New York Times aus der Tatsache, dass den Frauen jeweils die Herzen herausgeschnitten worden waren.

    War eine Sekte am Werk?

    Teufelsanbeter vielleicht und waren die Ladies Opfer schwarzer Messen geworden?

    Owen Burke sprach mit seinem Kollegen Ron Harris darüber, und der sagte: „Eines ist Fakt: Es wurden nur Frauen vom Straßenstrich ermordet. In New York hier sind alle vier Ladies in Harlem verschwunden. Dass es sich um ein und denselben Täter handelt, dürfte keine Frage sein. Entweder es ist einer, der die Morde in Baltimore, Cincinnati und Indianapolis nachahmt, oder es handelt sich um eine Gruppe von Leuten, die in mehreren Städten gleichzeitig aktiv ist."

    „Eine Sekte", stieß Owen Burke hervor.

    „Möglich. Wir sollten vielleicht mal mit der Mordkommission Verbindung aufnehmen."

    Owen Burke rief beim Police Department an. Detective Lieutenant James Howard, der mit der Sache betraut war, erklärte, dass es keinen Hinweis auf den oder die Mörder gebe. Dass immer derselbe Täter am Werk gewesen war, stand zur Überzeugung des Kollegen jedoch fest. „Warum interessiert dich der Fall?", fragte Howard abschließend.

    „Weil es in einigen anderen Staaten ähnliche Morde gab, versetzte Burke. „Es könnte also ein Fall für das FBI werden.

    „Darüber habe ich auch schon nachgedacht, Kollege, sagte der Detective Lieutenant. „Zumindest hätte ich ihn dann vom Tisch.

    „Weißt du, was das Schöne an dir ist?", fragte Owen Burke mit einem Anflug von Sarkasmus.

    „Sicher, alter Freund. Ich bin überhaupt nicht egoistisch." Howard lachte und auch Owen Burke grinste, dann bedankte er sich bei dem Kollegen und beendete das Gespräch.

    „Vielleicht sollten wir mal mit dem Chef drüber sprechen", schlug Ron Harris vor.

    „Keine schlechte Idee. Ich schätze aber, dass es unser Fall ist, sobald wir den AD wieder verlassen. Burke verzog das Gesicht. „Das bedeutet, dass wir vor dem Rätsel stehen werden, vor dem im Moment noch die Mordkommission steht.

    „Rätsel sind da um gelöst zu werden", versetzte Ron philosophisch.

    „Alter Optimist." Burke rief Amalie Shepard an und ließ sie – also ihn und Ron – beim Assistant Director anmelden.

    Wenig später saßen sie am Besuchertisch im Büro ihres Vorgesetzten. Es gab keine Debatten. Der AD war damit einverstanden, dass die beiden Agents den Fall übernahmen. Nachdem es sich wahrscheinlich um einen Täterkreis handelte, der in verschiedenen Staaten sein Unwesen trieb, war es Bundessache und damit Sache des FBI.

    Tags darauf hatten sie auch die Ermittlungsakten von den vier New Yorker Mordfällen auf dem Tisch. Der Eintritt des Todes bei Hildred Turner war den Feststellungen der Gerichtsmedizin zufolge Sonntag, der 13. September. Am 10. September war die junge Frau spurlos verschwunden.

    Die beiden Special Agents studierten die Akten ausgiebig. Ron Harris sagte dazwischen einmal: „Ist dir eigentlich schon aufgefallen, dass die Frauen jeweils an einem Donnerstag entführt werden? Der Mörder schlägt seit dem 23. August im Wochentakt zu."

    „Und der Tod ist laut Gerichtsmedizin jeweils an einem Sonntag eingetreten."

    „Das bedeutet, dass am 17. September wieder eine Frau entführt werden wird."

    „Die Frauen wurden auch nie dort ermordet, wo sie aufgefunden worden sind. Man hat sie nach Eintritt des Todes zu den jeweiligen Fundorten gebracht. Leider konnte niemand Angaben darüber machen, was es für Fahrzeuge waren, in die die Ladies gestiegen sind."

    „Wann geschahen die Morde in Baltimore, Cincinnati und Indianapolis?", fragte Ron.

    Eine halbe Stunde und drei Telefongespräche später wussten es die Agents. Die Mordserie begann am 23. August. Die Frauen wurden an unterschiedlichen Tagen entführt, die Morde jedoch wurden jeweils an einem Sonntag verübt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um Ritualmorde handelte, nahm Formen an. Die Agents waren sich einig, dass irgendwelche Teufelsanbeter für die Morde verantwortlich waren, die jeweils an den Sonntagen schwarze Messen abhielten, sowohl in Baltimore, Cincinnati und Indianapolis als auch in New York.

    Blutiger Satanskult! Anders war es nicht erklärbar, dass den Frauen die Herzen herausgeschnitten worden waren. Es konnten nur Satansjünger sein, die in verschiedenen Städten ihrem schrecklichen Glauben frönten und die miteinander in Verbindung standen.

    Die Agents waren sich einig: Es handelte sich um Ritualmorde. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass sie mit Satanskult konfrontiert wurden.

    Die Frage war, wo sie ansetzen sollten. Sie gingen ihre Möglichkeiten durch, das Ergebnis war allerdings nicht besonders zufriedenstellend, denn es lief im Endeffekt darauf hinaus, dass sie einschlägig Vorbestrafte überprüfen mussten.

    Owen Burke klickte sich in den Zentralcomputer des FBI ein, Ron versuchte sein Glück im Zentralcomputer des Police Department, zu dem das FBI Zugang hatte.

    Nach einiger Zeit hatten sie einige Namen und Adressen von Leuten, die sich in der Szene des Okkultismus einen Namen gemacht hatten. Sie sortierten jene Leute aus, die nicht in New York wohnten oder die sich derzeit in Haft befanden. Übrig blieben:

    Miguel Sola, peruanischer Abstammung, lebte seit zwölf Jahren in New York. Seine derzeitige Adresse war Greene Street, SoHo.

    Yul Bennan, wohnhaft in East 38th Street, Murray Hill. Bennan hatte wegen Körperverletzung mit Todesfolge sieben Jahre auf Rikers Island verbracht.

    Ed Allister, er wohnte in der 77th Street, Upper West Side. Er hatte wegen Totschlags 12 Jahre hinter Gittern gesessen und war auf Bewährung frei.

    Wesley Cohan, 42 Jahre alt. Er war wegen Hausfriedensbruchs und Körperverletzung vorbestraft. Cohan wohnte in Staaten Island, 1465 Rockland Avenue.

    Diese vier Männer pickten sich die Agents heraus, denn jeder von ihnen hatte irgendwann einmal einem Satanszirkel angehört.

    Ron sprach aus, was Owen Burke dachte: „Damit haben wir vier potentielle Täter, Owen, die aber nur für die Morde in New York in Frage kommen. Es wurden aber – zum Teil zeitgleich -, in Cincinnati, Baltimore und Indianapolis Morde nach demselben Muster verübt. Das Täterprofil ist dasselbe. Die Leichen der Frauen waren immer auf dieselbe Art verstümmelt."

    „Kümmern wir uns erst einmal um unsere vier Kandidaten, versetzte Owen Burke. „Sollte einer dabei sein, der sich verdächtig macht, bleiben wir solange an ihm dran, bis wir ihn haben. Und dann löst sich vielleicht der Rest des Rätsels von selbst.

    „Vielleicht könnten wir einen schnelleren Erfolg erzielen, wenn wir ihm einen Köder hinwerfen würden?", kam es von Harris.

    „Du denkst an eine Frau?"

    „An eine Agentin."

    Owen Burke grinste. „Sind Agentinnen keine Frauen?"

    „Es sind besondere Frauen", knurrte Ron.

    Burke dachte kurz nach, dann meinte er: „Keine schlechte Idee, Kollege. Aber zunächst sollten wir mal die vier Gentlemen unter die Lupe nehmen. Mal sehen, ob sie Alibis für die Tage haben, an denen die Ladies verschwanden."

    2

    Zunächst fuhren Burke und Harris in die Greene Street, wo Miguel Sola wohnte. Der Stadtteil SoHo war nur einen Katzensprung von der Federal Plaza entfernt. Von einer Nachbarin erfuhren die Agents, dass sich Sola in der Arbeit befand. Er fuhr eine Straßenkehrmaschine. Die Lady nannte den Agents auch den Namen des Betriebes, bei dem Sola angestellt war. Sie ließen Sola eine Vorladung zurück, wonach er am folgenden Tag um 8 Uhr im Federal Building vorsprechen sollte. Ron Harris vermerkte seine Zimmernummer auf der Vorladung.

    Als nächstes statteten die Agents Yul Bennan in der 38th Street einen Besuch ab. Er war zu Hause und bat die G-men – nachdem sie sich ausgewiesen hatten -, in seine Wohnung. Bennan war nur mit einem grauen, ausgewaschenen T-Shirt und einer abgewetzten Jeans bekleidet. Er hatte sich seit mindestens drei Tagen nicht mehr rasiert. Übler Geruch stieg den G-men in die Nasen und in dem Apartment sah es aus wie in einem Schweinestall. Auf der Couch im Wohnzimmer lag eine Decke, auf dem Tisch stand eine halbleere Flasche billigen Weines, und der Aschenbecher quoll über. Ein Blick in Bennans gerötete Augen sagte Burke, dass der Bursche schon am helllichten Vormittag angesäuselt war.

    Für Owen Burke schied er als Mörder aus.

    „Ich bin arbeitslos, erklärte Bennan. „Wenn ich mich bei einem Arbeitgeber vorstelle und in den Bewerbungsbogen schreibe, dass ich sieben Jahren eingesperrt war, habe ich schon verloren. Unterbezahlte Gelegenheitsjobs – ja. Aber eine richtige Anstellung finde ich nicht.

    Ron Harris dachte: Ich könnte dir schon sagen, warum du von jedem potentiellen Arbeitgeber abgelehnt wirst. Dann sagte er: „Anlässlich der Verhandlung gegen Sie damals kam zur Sprache, dass Sie einem Satanszirkel angehörten, Bennan. Sind Sie nach Ihrer Haftentlassung diesem Zirkel wieder beigetreten. Haben Sie wieder begonnen, an schwarzen Messen teilzunehmen und ..."

    Bennan lachte fast belustigt auf, sodass Ron abbrach, dann stieß der angetrunkene Bursche hervor: „Ich habe mich damals den Satansjüngern zugewandt, weil sie Drogen- und Sexorgien feierten. Allerdings war ich kein überzeugter Anhänger Satans. Wieder lachte Bennan auf, leckte sich über die Lippen, ging zum Tisch, nahm die Schachtel Marlboro, und schüttelte sich einen Glimmstängel heraus. Als er brannte und nachdem Bennan den ersten Zug inhaliert hatte, fuhr er fort: „Ich glaube weder an Gott noch an den Satan. Meine Teilnahme an den schwarzen Messen diente ausschließlich der Befriedigung körperlicher Bedürfnisse. Im Suff erwürgte ich beim Sex eine dieser Schlampen, die Satan anbeteten. Das brachte mir zehn Jahre ein, von denen ich sieben absaß.

    „Wo waren Sie am 20. und 27. August sowie am 3. und 10. September?", fragte Burke.

    Bennan blinzelte den Agent an. „Wahrscheinlich habe ich hier auf der Couch gelegen und in die Röhre geglotzt. Es kann aber auch sein, dass ich auf der Couch lag und geschlafen habe. Warum fragen Sie das?"

    „Weil an diesen Tagen – es war jeweils donnerstags -, junge Prostituierte in der Morningside Avenue, oben in Harlem, entführt worden sind. Man hat sie einige Tage später mit aufgeschlitzten Leibern und fehlenden Herzen in irgendwelchen Parks gefunden."

    Bennan kratzte sich hinter dem Ohr. „Sie sprechen von den Opfern Jack the Rippers II., nicht wahr?" Hastig saugte er an der Marlboro.

    „Jack the Ripper II., echote Burke. „Diesen Namen haben ihm die Medien gegeben. Vielleicht bildet sich der Kerl sogar etwas darauf ein. Aber er ist nicht Jack the Ripper. Der hat irgendwann – ich glaube im 19. Jahrhundert -, in London gelebt und ist längst tot.

    „Aber die New York Times nennt ihn doch so."

    „Ja, ich weiß. Irgendeinen Namen mussten sie ihm wohl geben, und Jack the Ripper II. bot sich geradezu an."

    „Ich hab mal einen Film gesehen ..."

    Burke winkte ungeduldig ab.

    Bennan schoss dem Agent einen unfreundlichen Blick zu, ging zur Couch und ließ sich drauf fallen. Sie ächzte verdächtig in der Federung. Das Ding sah aus, als hätte er es sich vom Sperrmüll besorgt. Der Bursche zog wieder an seiner Zigarette, als wäre es der letzte Zug eines Lebens, dann schnappte er: „Schieben Sie mir nur nichts in die Schuhe, G-men. Mit dem Satanskult hab ich nichts mehr am Hut. Wie ich schon sagte: Meine Tage verbringe ich mit Schlafen und Fernsehen ..."

    ... und Saufen, fügte Owen Burke in Gedanken hinzu und vernahm Bennans weitere Ausführungen:

    „Da ich alleine lebe, habe ich für die Tage, die Sie genannt haben, natürlich kein Alibi. Aber ich muss meine Unschuld nicht beweisen ..."

    „Besitzen Sie ein Auto?"

    Bennan tippte sich mit dem Daumen gegen die Brust. „Ich – ein Auto? Er lachte fast belugstigt auf. „Nein. Wie sollte ich mir ein Auto leisten können? Wenn ich ein geregeltes Einkommen hätte, dann wäre das was anderes. Aber so ...

    Er brach viel sagend ab.

    Die Agents verabschiedeten sich von Bennan. Als sie wieder im Dienstwagen saßen, sagte Ron Harris im Brustton der Überzeugung: „Bennan scheidet aus. Wie hätte er die Leichen der Frauen transportieren sollen? Außerdem vermittelte er ganz den Eindruck, vom Alkohol abhängig zu sein. Als Schluckspecht dürfte er andere Interessen haben, als Frauen die Herzen aus der Brust zu schneiden."

    Owen Burke war gleicher Meinung. Alles sprach gegen eine Täterschaft Bennans.

    Sie fuhren zu Ed Allister. Er war zu Hause. Im Gegensatz zu Bennan wohnte er in einem ordentlich eingerichteten Apartment, er sah gepflegt aus, und er erklärte den Agents, dass er seit einem halben Jahr verheiratet sei. Seine Frau sei berufstätig und sorge für das Einkommen, während er den Haushalt versorge.

    „Haben Sie nach Ihrer Haftentlassung wieder Kontakt mit einem Satanszirkel aufgenommen?, fragte Burke. „Frönen Sie wieder dem Teufelskult?

    „Woran ich glaube müssen Sie schon mir überlassen, G-man, stieß Allister etwas ungehalten hervor. „Ja, ich glaube an den Satan. Aber ich bin nicht mehr aktiv tätig. Nach einer kurzen Pause fügte er murmelnd hinzu: „Meine Frau würde dafür kein Verständnis aufbringen."

    Auf Burkes Frage nach einem Alibi für die Tage, an denen die Frauen entführt wurden, antwortete Allister: „Meine Frau wird Ihnen bestätigen können, dass ich an den jeweiligen Tagen zu Hause war. Er räusperte sich, dann fuhr er fort: „Wie Sie wahrscheinlich wissen, bin ich auf Bewährung draußen. Zwölf Jahre habe ich abgebrummt und ich habe nicht vor, mir die Bewährung zu verscherzen. Ich habe damals jenem Kerl, der mich angriff, eine verpasst, allerdings fiel er derart unglücklich, dass er einen Schädelbasisbruch davontrug, woran er starb. Ich bin kein Straftäter im herkömmlichen Sinn, keiner von denen, die kriminelle Energie an den Tag legen und immer wieder rückfällig werden. Meine Straftat ordne ich mehr dem Bereich Unfall oder Unglücksfall zu.

    „Sie sind also der Meinung, zu Unrecht verurteilt worden zu sein?", fragte Burke.

    „Man hat mir fünfzehn Jahre aufgebrummt und ich bin immer noch davon überzeugt, dass Jury und Richter auf Grund der Tatsache, dass ich einem satanischen Zirkel angehörte, nicht objektiv waren."

    „Das Urteil wurde in der zweiten Instanz bestätigt", wandte Burke ein.

    Allister winkte ab und sagte abschließend: „Ich habe mit den Morden an den Prostituierten nichts zu tun. Meine Frau kann Ihnen bestätigen, dass ich meine Abende zu Hause verbringe."

    Burke glaubte es ihm.

    Zuletzt begaben sie sich nach Staaten Island, in die Rockland Avenue, wo Wesley Cohan lebte. Cohan war nicht zu Hause. Die Agents fragten bei einer Nachbarin nach. Die Frau sagte: „Cohan arbeitet bei Jamesons-Industries Ltd., drüben, in New Jersey. Die Firma stellt Pflanzenschutzmittel her. Die Stimme der Frau sank herab und nahm einen geradezu verschwörerischen Ton an. „Vor ungefähr zwei Monaten ist Cohan die Frau weggelaufen. Man sagt, Cohan sei mit HIV infiziert. Er soll sich bei einer Hure angesteckt haben. Was Genaues weiß man nicht. Cohan sieht jedenfalls schlecht aus. Vielleicht liegt es auch daran, dass er in der Pestizidefabrik mit Giftstoffen umgeht.

    „Wo lebt seine Frau?"

    „Das müssen Sie Cohan schon selber fragen, erwiderte die Lady. „Soviel ich weiß, muss er Unterhalt an sie bezahlen. Wahrscheinlich hat er sie sogar angesteckt. Aber das ist nur eine Vermutung. Man muss vorsichtig sein mit solchen Äußerungen, denn man kann leicht in Teufels Küche kommen, wenn man Unwahrheiten in die Welt setzt.

    „Ja, sagte Ron Harris lächelnd, „das kann man. Darum sollte man sich hüten, unbestätigte Gerüchte in die Welt zu setzen.

    Die Frau nickte ernsthaft. „Das ist der Grund, weshalb ich immer ausgesprochen zurückhaltend bin."

    „Eine gute Einstellung, Ma'am", lobte Owen Burke lächelnd.

    Sie ließen auch Cohan eine Vorladung, und zwar für den kommenden Tag, 9 Uhr, zurück.

    3

    Kurz vor 8 Uhr erschien Miguel Sola im Federal Building. Er saß auf der Bank im Flur, als Owen Burke und Ron Harris den Dienst antraten. Da war es Punkt acht. Burke bat den Mexikaner in sein und Rons gemeinsames Büro und bot ihm einen Sitzplatz an.

    „Weswegen haben Sie mich vorgeladen?, fragte Sola. Er trug ein hohes Maß an Selbstbewusstsein zur Schau. „Ich hatte seit einigen Jahren Ruhe vor der Polizei.

    „Einige Morde sind geschehen, Mister Sola, antwortete Burke. „Wir nehmen an, dass es sich um Ritualmorde handelt. In New York waren es bisher vier Frauen, die auf gewaltsame Art ums Leben gebracht wurden. Allen wurden die Herzen herausgeschnitten.

    Sola schluckte würgend. Jetzt wirkte er gar nicht mehr selbstbewusst. „Was habe ich damit zu tun?", ächzte er.

    „Sie waren mal als Priester in einer Satanssekte tätig. Damals wurde gegen Sie wegen Drogenhandels ermittelt. Das Verfahren wurde eingestellt. Allerdings nicht, weil Ihre Unschuld bewiesen wurde, sondern aus Mangel an Beweisen."

    „Das ist sieben Jahre her. Wir haben den satanischen Zirkel damals aufgelöst und ich habe auch nie wieder versucht, einen zu gründen. Jetzt verlieh er seiner Stimme ganz besondere Eindringlichkeit. „Ich habe mich vom Satanskult losgesagt und begonnen, mich mit der Bhagavad Gita zu beschäftigen.

    „Das bedeutete ein Gesinnungswandel von 360 Grad", sagte Ron.

    „So ist es. Ich war immer bemüht, die Wahrheit zu ergründen. Der Satan ist Wahrheit. Er verkörpert das Böse. Also muss es auch einen Gott geben, der das Gute personifiziert. Ich ..."

    „Schon gut, unterbrach ihn Burke etwas ungeduldig. „Wir haben Sie nicht vorgeladen, um von Ihnen bekehrt zu werden. Wo waren Sie in der Nacht vom 20. auf den 21. August?

    „Zu Hause, in meinem Bett. Ich gehe jeden Abend gegen zehn Uhr schlafen. Ich muss morgens immer früh raus, und ich brauche mindestens sieben Stunden Schlaf."

    „Besitzen Sie ein Auto?"

    „Ja, einen alten Chevy."

    „Sind Sie mit dem Wagen da?"

    „Natürlich. Warum sollte ich mit der Subway fahren, wenn ich ein Auto besitze?"

    „Haben Sie ein Alibi für die Nacht vom 20. auf den 21. August?"

    „Ich lebe allein."

    „Leider müssen wir Ihren Wagen vorübergehend beschlagnahmen, erklärte Owen Burke. „Er muss von der SRD auf Spuren untersucht werden. Sie werden also einige Tage die Subway benutzen müssen.

    Mit einem Ruck stand Sola. „Stehe ich etwa im Verdacht, der so genannte Jack the Ripper II. zu sein?"

    „Wir müssen jeder möglichen Spur nachgehen, Mister Sola, versetzte Ron Harris. „Es gibt Grund zu der Annahme, dass die Frauen im Rahmen schwarzer Messen ermordet wurden. Sie waren mal Satanspriester und die Katze lässt das Mausen nicht. Sie verstehen?

    „Nein. Was hat das mit meinem Wagen zu tun?"

    „Die Frauen wurden nicht dort ermordet, wo sie aufgefunden worden sind. Also müssen die Leichen mit einem Fahrzeug befördert worden sein. Auf entsprechende Spuren wird Ihr Auto untersucht. Sie bekommen Ihren Chevy innerhalb von drei Tagen wieder zurück, sollten sich keine Verdachtsmomente gegen Sie ergeben."

    „Ich werde einen Rechtsanwalt einschalten!, erregte sich Sola. „Sie haben schon einmal bei mir auf Granit gebissen. Dieses Mal wird es nicht sein Bewenden damit haben, dass man das Verfahren gegen mich einstellen muss. Ich werde mich bei Ihrer vorgesetzten Dienststelle beschweren. Es ist eine Ungeheuerlichkeit ...

    Burke unterbrach seinen Redefluss, indem er sagte: „Gegen Sie ist kein Verfahren eröffnet, Mister Sola. Sollten Sie uns aber Ihren Wagen nicht freiwillig überlassen, werden wir eine richterliche Anordnung erwirken – die wir ganz sicher auch bekommen werden. Wenn Ihr Wagen sauber ist, wird an Ihnen wird nicht der geringste Makel haften bleiben. Sie als steuerzahlender Staatsbürger müssen doch Interesse daran haben, dass die Polizei ihren Job ordentlich macht. Wenn sich Ihre Unschuld herausstellt, ist das auch zu Ihrem Besten. Also beginnen Sie nicht, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen."

    Sola beruhigte sich. „Gut. Untersuchen Sie meinen Chevy auf Spuren. Sie werden nichts finden, denn ich habe mit den Morden nichts zu tun." Er warf den Autoschlüssel vor Burke auf den Tisch und erklärte ihm, wo er den Wagen abgestellt hatte. Außerdem gab er die Zulassungsnummer bekannt, die der Special Agent auf einem Zettel notierte.

    Sola verabschiedete sich.

    „Was meinst du?, fragte Ron, als die Agents alleine waren. „Ist er ein Mörder?

    „Das sieht man ihm leider nicht an der Nasenspitze an, versetzte Burke. „Aber wenn ich meiner Menschenkenntnis vertrauen kann, dann ist er nicht unser Mann.

    „Heute ist der 17. September, meinte Ron. „Donnerstag. Dem Gesetz der Serie entsprechend, nach dem – hm, Jack the Ripper II. zuschlägt, ist wieder eine Entführung fällig.

    „Und wir stehen dem machtlos gegenüber."

    „Es ist zum Heulen."

    Die Agents widmeten sich wieder ihrer Schreibtischarbeit.

    Um 9 Uhr klopfte es gegen die Tür.

    „Herein!", rief Burke und vermutete, dass es sich um Wesley Cohan handelte, der geklopft hatte.

    Die Tür öffnete sich und ein hohlwangiger Mann mit bleicher Gesichtshaut streckte den Kopf ins Büro. „Mein Name ist Cohan. Ich habe für heute um 9 Uhr eine Vorladung von Ihnen erhalten."

    „Treten Sie ein", forderte Burke den Mann noch einmal auf. Als er im Büro war und die Tür hinter sich zugedrückt hatte, bot er ihm einen Sitzplatz auf dem Stuhl an, auf dem vorhin noch Miguel Sola gesessen hatte.

    „Es geht um die Morde an vier Prostituierten", begann Owen Burke.

    Sofort stand Cohan senkrecht. „Was habe ich damit zu tun?"

    Burke wies auf den Stuhl. „Setzen Sie sich wieder, Mister Cohan. Es handelt sich um eine reine Routineüberprüfung. Sie sind vor einigen Jahren als Satansjünger in Erscheinung getreten. Da wir annehmen müssen, dass die Prostituierten Ritualmorden zum Opfer fielen, überprüfen wir die Leute, die irgendwann mal mit Satanskult in Verbindung standen."

    Cohan setzte sich wieder. In seinem Gesicht arbeitete es. „Ich habe von den Morden in den Nachrichten gehört, sagte er schließlich mit sachlichem Tonfall. „Man spricht von Jack the Ripper II.

    „Sehr richtig, erwiderte Burke, dann fragte er Cohan nach seinem Alibi für die Tage, an denen die Frauen verschwunden waren. Cohan hatte keines. „Ich gebe mich kaum mit jemand ab. Meine Frau hat mich verlassen ...

    „Warum hat Sie Ihre Frau verlassen?", klinkte sich Ron Harris ein.

    Cohan zögerte etwas und es mutete an, als musste er sich die Antwort erst im Kopf zurechtlegen, doch dann sagte er: „Wir haben uns auseinandergelebt und hatten uns nichts mehr zu sagen."

    „Wo wohnt Ihre Frau jetzt?"

    Cohan zögerte ein wenig. „Ich weiß es nicht."

    „Müssen Sie nicht an sie Unterhalt bezahlen?"

    „Doch. Das Geld geht auf ein Konto bei der Citi Bank."

    Owen Burke fragte ihn, ob er ein Auto besaß, und als er bejahte, erklärte er ihm, dass sie seinen Wagen für einige Tage konfiszieren mussten, damit er von der SRD unter die Lupe genommen werden konnte.

    „Ich brauche den Wagen für den Weg zur Arbeit", stieß Cohan hervor.

    „Es verkehrt sicher ein öffentliches Verkehrsmittel zwischen Staten Island und New Jersey, entgegnete Burke. „Außerdem nehmen wir Ihnen den Wagen nicht weg. Sie bekommen ihn auf der Stelle zurück, wenn sich keine Spuren von den Frauen finden.

    „Welche Spuren?"

    „Haare, Hautschuppen, vielleicht auch Speichel ..."

    „Ah, für eine DNA-Analyse. Ich verstehe. Kann ich mich weigern, Ihnen das Auto zu überlassen?"

    Owen Burke wies auch ihn darauf hin, dass er mit Sicherheit eine richterliche Anordnung für eine Beschlagnahme erhalten würde.

    Cohan zuckte ergeben mit den Schultern. „Na schön, G-men. Sehen Sie zu, dass ich mein Auto bald zurückbekomme. Ich brauche es."

    „Was für einen Wagen fahren Sie denn?"

    „Einen Ford. Ein älteres Fabrikat."

    „Welche Farbe hat der Wagen?"

    „Silbermetallic."

    „Sie arbeiten in einer Pestizidefabrik. Werden Sie regelmäßig auf Ihren Gesundheitszustand durchgecheckt?"

    „Ja. Cohan zögerte ein wenig, dann erklärte er: „Mir fehlt nichts. Noch nicht. Welche Langzeitschäden sich infolge des Umgangs mit den Giftstoffen ergeben, ist allerdings nicht abzusehen. Nach diesen Worten grinste er starr, man könnte fast sagen betreten.

    Schließlich hatten die beiden Agents keine Fragen mehr, Burke kassierte den Autoschlüssel von Cohan und die Zulassungspapiere, fragte ihn, wo er den Wagen geparkt hatte und wie das Kennzeichen lautete, dann durfte der Mann gehen.

    „Möglicherweise handelt es sich gar nicht um Ritualmorde, meinte Ron. „Wenn es auf den ersten Blick vielleicht auch so aussieht. Kann es nicht sein, dass der Mörder vom Hass auf Prostituierte geleitet wird.

    An diesen Aspekt hatte Owen Burke auch schon gedacht, ihn aber noch keiner intensiveren Beurteilung unterzogen, denn es sprach einiges dagegen. „In Baltimore, Cincinnati und Indianapolis geschehen Morde nach demselben Strickmuster. Am 23. August müsste sich der Täter gleichzeitig an zwei verschiedenen Orten aufgehalten haben. Das spricht gegen diese Theorie."

    „Ein Nachahmer, mutmaßte Ron Harris. „Der Personenkreis der Opfer lässt diesen Schluss zu. Dadurch, dass der Killer den Frauen die Herzen aus dem Leib schneidet, will er vielleicht eine falsche Spur legen.

    Owen Burke konnte sich dem Gedankengang seines Kollegen nicht völlig verschließen.

    Ron Harris fuhr fort: „Es handelt sich jedes Mal um Prostituierte. Und zwar nur um Frauen, die auf den Straßenstrich gehen. Würde es sich um Ritualmorde handeln, wäre es den Tätern egal, woher ihre Opfer kommen. So aber steckt System dahinter. Bei dem Täter handelt es sich möglicherweise um einen Psychopaten, der vom Hass auf die Huren vom Straßenstrich geleitet wird. Vielleicht ein Kindheitserlebnis, ein Trauma, eine Neurose."

    „Das erweitert unseren Täterkreis immens, knurrte Burke ohne die Spur von Begeisterung. „Es gibt auch keinen Hebel, wo wir ansetzen könnten. – Was hältst du von Cohan?

    „Sieht krank aus, der Mann. Im Übrigen ist er schlecht einzustufen. Wir sollten vielleicht mal mit seiner Gattin ein paar Worte wechseln."

    „Dazu müssen wir ihre Anschrift herausfinden. Ich bin überzeugt davon, dass Cohan sie kannte, sie uns aber verschwieg."

    „Warum sollte er?"

    „Ist nur 'ne Vermutung, sagte Burke und beendet das Thema. „Vielleicht verrät man uns bei der Citi Bank ihre Anschrift.

    Ron wiegte skeptisch den Kopf. „Wir werden eine richterliche Anordnung erwirken müssen."

    „Dann erwirken wir sie eben", stieß Burke entschlossen hervor.

    4

    Es hatte tatsächlich eines richterlichen Beschlusses bedurft, damit die Agents von der Citi Bank die erforderlichen Auskünfte bezüglich der Gattin Wesley Cohans erhielten. Obwohl sie ihren Vorgesetzten eingeschaltet hatten, dauerte es einen vollen Tag, bis sie den Beschluss in Händen hielten. Sie fuhren damit zur Citi Bank. Der zuständige Sachbearbeiter nannte ihnen nach Vorlage des Beschlusses die Adresse. Mrs Cohan wohnte in Brooklyn, 427 Strauß Street. Die Agents bekamen auch die Telefonnummer der Frau. Ehe sie nach Brooklyn fuhren, rief Ron sie an, um festzustellen, ob sie überhaupt zu Hause war.

    Sie nahm ab und nannte ihren Namen.

    „Special Agent Harris, FBI New York, stellte sich Ron vor. „Wir hätten Sie gerne mal gesprochen, Mrs Cohan.

    „Das FBI will mich sprechen?", fragte sie nahezu entsetzt.

    „Ja. Es ist wegen Ihres Mannes. Wir haben ihn betreffend ein paar Fragen."

    „Dieses verdammte Schwein! Ist er straffällig geworden? Sperrt ihn ein, bis er schwarz wird!"

    Das war eine Reaktion, die Ron Harris nicht erwartet hatte, und so wirkte er geradezu betroffen. „Nein, erwiderte er. „Es handelt sich um einige Routinefragen, seine Vergangenheit betreffend. Wann können wir Sie sprechen?

    „Ich bin zu Hause. Arbeitsunfähig. Das habe ich diesem elenden Hurenbock zu verdanken."

    „Wir sind in einer Stunde bei Ihnen", erklärte Ron und unterbrach die Verbindung. Da er den Lautsprecher aktiviert hatte, hatte Owen Burke alles hören können, was Mrs Cohan von sich gegeben hatte. Er sagte:

    „Besonders gut ist sie ja nicht auf ihren Mann zu sprechen. Schwein, Hurenbock, das sind nicht gerade Kosenamen, mit denen sie ihn tituliert."

    „Fahren wir zu ihr, knurrte Ron, „und hören wir uns an, was sie zu sagen hat.

    Sie nahmen die Brooklyn Bridge, und eine knappe Stunde später standen die Agents vor dem Gebäude mit der Nummer 427 in der Strauß Street. Es war ein Wohnblock. Sie fanden das Apartment Mrs Cohans in der 3. Etage. Ron läutete. Die Frau öffnete und Burke schaute in ein eingefallenes Gesicht, in dem fiebrige Augen glänzten und das von einer fahlen Blässe war. Die dunklen Haare, die das Gesicht einrahmten, verstärkten diesen krankhaften Eindruck noch.

    Sie ließ die Agents in die Wohnung und bot ihnen im Wohnzimmer Platz zum Sitzen an. Burke schaute sich um und stellte fest, dass Mrs Cohan ziemlich ärmlich eingerichtet war. Kein Möbelstück passte zum anderen. Der Agent konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass diese Wohnung nur für eine vorübergehende Inanspruchnahme eingerichtet worden war.

    Hatte es etwas mit der Erkrankung der Frau zu tun?

    Er erinnerte sich der Aussage der Nachbarin Cohans, die davon gesprochen hatte, dass Wesley Cohan an Aids erkrankt sein sollte.

    „Stellen Sie Ihre Fragen", forderte Susan Cohan von den Agents.

    „Ihr Mann gehörte mal einer Teufelssekte an."

    „Das stimmt. Mrs Cohan hob die Schultern. „In den ersten Jahren unserer Ehe hatte er noch Kontakt mit den Teufelsanbetern. Dann ist der Zirkel aufgelöst worden und ich habe hinterher nie mehr feststellen müssen, dass das Schwein dem Satanskult frönte.

    „Wie lange waren sie mit Wesley Cohan verheiratet?"

    „Neun Jahre."

    „Sie sind nicht gut auf Ihren Mann zu sprechen", konstatierte Ron.

    „Seinetwegen bin ich dem Tod geweiht, erklärte die Frau. „Er hat mich mit Aids angesteckt. Bei mir kam die Krankheit nach sieben Jahren zum Ausbruch. Er hat sich bei einer Hure vom Straßenstrich infiziert. - Ich habe nur noch kurze Zeit zu leben. Sehen Sie sich nur um hier. In meiner Wohnung finden sie nur altes Gerümpel, das mir Bekannte und Freunde geschenkt haben. Es rentiert sich für mich nicht mehr, mich neu einzurichten. Außerdem hätte ich gar nicht das Geld dazu. Mit dem Unterhalt, den mir der Schuft zahlt, komme ich gerade so über die Runden. Manchmal gibt mir mein Bruder etwas Geld. Er ist auch der einzige, zu dem ich noch Kontakt habe. Nach und nach haben sich alle Freunde und Bekannten zurückgezogen, weil sie fürchten, ich könnte sie anstecken.

    Mrs Cohan lachte bitter auf.

    Das war eine Eröffnung, die Owen Burke zuerst einmal verdauen musste. In seinem Kopf klickerte es und ein Wort zog ihm durch den Sinn. Es lautete: Rache! Plötzlich betrachtete er Rons Mutmaßung, wonach der Täter ganz profane Beweggründe hatte, mit völlig anderen Augen.

    Ein Mann, der allen Grund hatte, sich zu rächen, war Wesley Cohan. Er hatte sich bei einer Hure mit Aids infiziert, seine Ehe war in die Brüche gegangen, er war ein Todgeweihter. Und er hatte seine Frau, die er sicher mal geliebt hatte, mit ins Verderben gerissen. Obendrein hatte er früher einmal zu einer Satanssekte gehört.

    Alles passte wunderbar zusammen, wie ein Mosaikstein zum anderen.

    Ist Cohan unser Mann?, fragte sich Owen Burke.

    Vieles sprach dafür.

    „Wann erfuhren Sie und Ihr Mann, dass Sie HIV positiv sind?", fragte Owen Burke.

    „Diesen Tag werde ich niemals vergessen, antwortete Susan Cohan. „Es war der 14. Juli. Ich bin einige Zeit vorher zum Arzt gegangen, weil ich mich absolut elend fühlte. Organisch schien ich gesund zu sein, also nahm man mir Blut ...

    Vielsagend brach sie ab.

    Weil auch die Agents schwiegen, fuhr sie fort:

    „Ich habe mich einer Selbsthilfegruppe angeschlossen, erzählte sie. „Denn ich war der Meinung, im Verein mit anderen Betroffenen könnte ich darüber hinwegkommen, dass mein Leben so gut wie beendet ist. Aber es ist nicht so einfach, zu akzeptieren, dass man in wenigen Wochen oder Monaten tot sein soll. Solange es einem gut geht, solange man gesund ist, verschwendet man kaum einen Gedanken an den Tod. Das ändert sich aber schlagartig, wenn man direkt damit konfrontiert wird. Ein positiver HIV-Test ist ein Todesurteil. Und plötzlich fragst du dich, ob das wirklich alles gewesen sein soll im Leben. Ich bin achtunddreißig Jahre alt. An der statistischen Lebenserwartung gemessen habe ich noch nicht mal die Hälfte des Lebens hinter mir. Real ist, dass ich meinen neununddreißigsten Geburtstag wohl nicht mehr erleben werde. Darum habe ich nur noch Hass für Wesley übrig. Er hat mir ein halbes Leben gestohlen.

    Susan Cohans Augen schimmerten feucht.

    Es waren bittere Worte gewesen, die sie gesprochen hatte. Was sollten die Agents darauf antworten? Sie wechselten einen betretenen Blick, dann fragte Owen Burke: „War der 14. Juli auch der Tag, an dem Ihr Mann erfuhr, dass er sich mit HIV infiziert hat?"

    Mrs Cohan nickte und schniefte.

    „Wann trifft sich die Selbsthilfegruppe jeweils?"

    „Jeden Donnerstag. Immer in der Wohnung eines anderen Betroffenen."

    „Wer leitet diese Sit-ins?"

    „Dr. Andrew Ramsey. Er ist Diplompsychologe."

    „Wo wohnt Dr. Ramsey?"

    Susan Cohan stand auf, ging zu einem Sideboard, zog einen Schub auf und griff hinein. Als ihre Hand wieder zum Vorschein kam, hielt sie eine Visitenkarte. Sie kam zum Tisch zurück und reichte sie wortlos dem Agent.

    Es war eine Visitenkarte Dr. Ramseys. Danach wohnte der Psychologe in East 22th Street. Auch seine Telefonnummer war angegeben.

    „Dr. Ramsey ist Professor an der Columbia Universität, erklärte Mrs Cohan. „Er betreibt aber auch eine eigene Praxis.

    „Besitzen sie einen Pkw?", fragte Burke und schob die Visitenkarte ein.

    „Nein. Ich lebe sozusagen von der Hand in den Mund. Ein Auto kann ich mir nicht leisten. Warum fragen Sie?"

    „Im August und September wurden vier Frauen vom Straßenstrich in New York ermordet. Es hat den Anschein, als stecke ein Zirkel von Satansanbetern dahinter. Nach dem, was wir jetzt von Ihnen hörten, ist aber nicht auszuschließen, dass Rache das Motiv für die Morde ist. Die Frauen wurden nicht dort ermordet, wo sie gefunden wurden. Darum muss der Mörder ein Auto besitzen, mit dem er sie transportierte."

    „Sie denken doch nicht, dass ich ..." Mrs Cohan verschluckte sich fast und musterte die Agents mit allen Anzeichen des tiefen Entsetzens.

    „Nein, erklärte Owen Burke. „Sie verdächtigen wir nicht, Mrs Cohan.

    „Verdächtigen Sie Wesley?" Während sie dies fragte, schaute sie den Agent derart intensiv an, als wollte sie ihn hypnotisieren.

    Burke zuckte nur mit den Achseln. „Wir werden ihm sicher einige Fragen stellen."

    Da sie keine weiteren Fragen mehr hatten, verließen die Agents Mrs Cohan.

    Als sie wieder im Dodge saßen, brachte Owen Burke zum Ausdruck, was ihn beschäftigte. Ron hörte ihm schweigend zu, doch als Burke geendet hatte, sagte er:

    „Sicher, Cohan könnte unser Mann sein. Irgendwie aber kommt mir das alles zu einfach vor. Warten wir ab, was die Kollegen vom SRD feststellen, wenn sie seinen Wagen checken. Wenn sie keinen Hinweis darauf finden, dass eine der Ladies in dem Auto transportiert wurde, bleiben wir auf unserer Vermutung sitzen. Dann können wir ihn allenfalls beschatten und darauf warten, dass wir ihn auf frischer Tat ertappen."

    „Das ist sicher kein Zufall, betonte Burke noch einmal. „Im Juli erfuhr Cohan, dass er sich mit HIV infiziert hat. Und im August beginnt die Mordserie an den Prostituierten.

    Burkes Handy dudelte, er holte es aus der Jackentasche und ging auf Empfang. Es war der Assistant Director, der sagte: „In der vergangenen Nacht wurde wieder eine Frau in der Morningside Avenue entführt. Ihr Name ist Kathleen Anderson. Andere Frauen haben beobachtet, dass sie in einen weißen Ford Lincoln eingestiegen ist. Eine der Ladys hat das Kennzeichen notiert. Danach ist ein gewisser Jim Pickett der Wagenbesitzer. Allerdings fährt Pickett einen Dodge. Die Kennzeichen waren von seinem Wagen gestohlen worden."

    Die Nachricht schockierte Owen Burke und sekundenlang spürte er tief in seiner Seele die Qual des Hilflosen. „Heute ist der 18. September, Sir, presste er schließlich hervor. „In drei Tagen ist Sonntag. Großer Gott! Der Killer wird die Frau töten, wenn es uns nicht gelingt, ihn bis übermorgen zu entlarven und festzunehmen.

    „Das ist zu befürchten, meinte der AD. „Bis jetzt haben wir noch nicht mal einen Anhaltspunkt, außer der Theorie, dass es sich um Ritualmorde handelt.

    Burke erzählte dem AD, was sie bei Mrs Cohan in Erfahrung gebracht hatten. „Cohan hätte also ein Motiv, endete er. „Deshalb werden wir ihm in der nächsten Zeit etwas genauer auf die Finger sehen.

    „Hat nicht auch Mrs Cohan ein Motiv?", wandte der AD ein.

    Owen Burke war einen Moment ziemlich verdutzt, dann antwortete er: „Bei der gegebenen Sachlage – ja, Sir. Das Motiv ist sicherlich auch bei ihr vorhanden. Aber bei ihr ist die Krankheit bereits ausgebrochen. Sie sieht schwach aus. Außerdem besitzt sie kein Auto. Mrs Cohan schließe ich aus dem Kreis der Verdächtigen aus. Wenn diese Frau im Stande wäre, einen Mord zu begehen, dann den Mord an ihrem Ehemann, der sie mit der Krankheit infizierte."

    „Sie haben Recht, Agent, sagte der AD. „Nach allem, was wir wissen, kommt Wesley Cohan als Hauptverdächtiger in Frage. Tun Sie und Agent Harris alles, um die Frau, die sich wahrscheinlich in der Gewalt eines brutalen Serienkillers befindet, zu retten. Wir haben nur noch zwei Tage Zeit.

    Der AD beendete das Gespräch.

    „In die Rockland Avenue, knurrte Owen Burke. „Wir stellen das Haus Cohans auf den Kopf.

    5

    Cohan war Zuhause und ließ die Agents in die Wohnung. Misstrauisch musterte er sie abwechselnd. Owen Burke sagte:

    „Wir haben mit Ihrer Frau gesprochen, Mister Cohan. Sie ist ziemlich sauer auf Sie."

    „Wundert Sie das?, fragte Wesley Cohan. „Sicher wissen Sie nach dem Besuch bei Susan Bescheid. Ich habe sie mit Aids angesteckt. Ein einmaliger Ausrutscher von mir, als ich zu einer Hure ging. Ich suchte schlicht und einfach nur mal etwas Abwechslung.

    Er wirkte ziemlich zerknirscht, sein Blick schien sich nach innen verkehrt zu haben.

    „Dürfen wir uns etwas in Ihrer Wohnung umsehen?"

    „Was gedenken Sie zu finden?"

    „Gestern in der Nacht wurde wieder eine Frau in der Morningside Avenue entführt. Sie hätten ein Motiv, die Ladies vom Straßenstrich zu hassen."

    Cohan prallte regelrecht zurück, Erschrecken zeichnete sich in seinen Zügen ab, und er sagte kehlig: „Sie verdächtigen den falschen Mann. Ich habe seit gestern Nachtschicht und war nachweislich ab 22 Uhr in der Fabrik. Da ich nicht hingeflogen sein kann und Sie mein Auto konfisziert haben, musste ich mich gegen 21 Uhr auf den Weg machen, um mit dem Omnibus rechtzeitig den Betrieb zu erreichen. Zu spät zu kommen kann ich mir nicht leisten, denn man hat dafür im Betrieb wenig Verständnis, und wenn es sich wiederholt, fliegt man."

    Burke war wie vor den Kopf gestoßen.

    Cohan hatte ein Alibi. Der Special Agent zweifelte keinen Augenblick daran, dass das, was er von sich gegeben hatte, der Wahrheit entsprach. Eine Lüge hätte ihm nichts genützt. Denn er musste davon ausgehen, dass die Agents seine Angaben überprüfen würden.

    Auch Ron Harris schaute nicht besonders geistreich drein. „Wir würden uns trotzdem gerne mal in Ihrer Wohnung umsehen, Mr. Cohan", sagte er.

    „Gerne", erwiderte Cohan.

    Diese spontane Bereitschaft war für Owen Burke ein Hinweis darauf, dass sie nichts finden würden, was einen Schluss auf eine Täterschaft Cohans zuließe.

    Cohan führte die Agents durch sämtliche Räume, die die Wohnung aufwies. Es waren drei Zimmer und Küche. Sogar den Keller und den Dachboden ließen sie sich zeigen. Es gab in der Tat nicht den geringsten Hinweis, dass in Cohans Wohnung jemals jemand gegen seinen Willen festgehalten worden wäre.

    „Haben Sie sich auch einer Selbsthilfegruppe angeschlossen?", fragte Burke.

    „Nein. Das bringt nichts, außer dass man ständig an seine lebensbedrohliche Erkrankung erinnert wird."

    Burke und Harris fuhren zu der Pestizidefabrik in New Jersey, wo sie die Bestätigung erhielten, dass Cohan am vergangenen Abend um 22 Uhr seinen Dienst angetreten und bis morgens um 6 Uhr 30 gearbeitet hatte.

    Das Kartenhaus, das sich die beiden G-men für kurze Zeit aufgebaut hatten, stürzte haltlos in sich zusammen.

    „Vielleicht gibt es einen Helfershelfer, sagte Ron, als sie nach Manhattan zurückfuhren. „Nachdem es in anderen Städten identische Morde gab, ist davon auszugehen, dass es sich eine ganze Gruppe zur Aufgabe gemacht hat, Straßenmädchen auf die brutale Art aus dem Verkehr zu ziehen. Ob das nun Satansjünger sind oder einfach nur Leute, die sich rächen wollen, lasse ich mal dahingestellt.

    Das war ein völliger neuer Aspekt.

    Ron fügte hinzu: „Von Susan Cohan wissen wir, dass sich die Selbsthilfegruppe jeweils donnerstags trifft. Die Entführungen der Frauen fanden ebenfalls immer an einem Donnerstag statt. Diese Übereinstimmung kann Zufall sein, muss aber nicht. Es ist auf jeden Fall ausgesprochen seltsam."

    „Eine Gruppe, sinnierte Owen Burke laut. „Gleichgesinnte, die sich irgendwo gefunden haben. Er schaute seinen Kollegen an. „... gefunden haben in einer Selbsthilfegruppe. So etwas gibt es sicherlich in jeder größeren Stadt. Warum sollten sie nicht miteinander kommunizieren, Erfahrungen austauschen, Treffs vereinbaren? Himmel, Ron, das ist ein hervorragender Gedanke."

    „Ab und zu findet auch ein blindes Huhn ein Korn, knurrte Ron und grinste seinen Kollegen an. Doch sogleich dämpfte er dessen Enthusiasmus, indem er hinzufügte: „Leider auch nur Spekulation. Bis wir die Wahrheit herausfinden, dürfte es für die Lady, die sich in der Gewalt des Verrückten befindet, zu spät sein. Und der Gedanke, dass wir ihr nicht helfen können, macht mich krank.

    „Wir sollten mal in den anderen Städten anrufen, ob dort auch Frauen entführt wurden", schlug Burke vor.

    „Also fahren wir zurück ins Büro, knurrte Ron. „Mir schwant Fürchterliches.

    Burke rief in Baltimore an. Der Kollege, mit dem er sprach, konnte keine Entführung feststellen. Währenddessen sprach Ron mit einem Beamten des Police Department in Cincinnati.

    Nachdem Owen Burke das Gespräch mit Baltimore beendet hatte, wählte er die Nummer des Field Office in Indianapolis. Der Kollege sagte: „Ein neuer Entführungsfall ist nicht bekannt. Wir benutzen eine Agentin als Köder. Es ist zwar ein Spiel mit dem Feuer, aber anders kommen wir dem Mörder kaum auf die Spur. Sollten wir zu irgendwelchen Erkenntnissen gelangen, werden wir Sie auf jeden Fall informieren."

    Burke legte auf.

    Auch Ron Harris hatte sein Gespräch beendet.

    „Und?", fragte Burke wenig erwartungsvoll.

    „Nichts."

    „In Indianapolis arbeiten sie mit einem Köder. Eine Agentin hat sich dafür hergegeben."

    „Diese Möglichkeit habe ich auch schon mal in Erwägung gezogen", erklärte Ron.

    „Wir müssten es mit dem Chef abklären, antwortete Burke. „Es kann auch schief gehen. Und dann möchte ich nicht in der Haut des AD stecken, der die Verantwortung für den verdeckten Einsatz übernehmen muss.

    „Wir sollten auch mal mit der einen oder anderen Frau in der Morningside Avenue reden, schlug Ron vor. „Kathleen Anderson ist in einen Ford mit gestohlenen Kennzeichen gestiegen. Vielleicht hat jemand irgendwelche Beobachtungen gemacht, die uns weiterhelfen können.

    „Keine von denen, die in der Morningside Avenue herumstehen, wird zugeben, dass sie auf den Strich geht, verlieh Owen Burke seiner Überzeugung und auch seinen Zweifeln Ausdruck. „Ich muss dir ja nicht sagen, dass Prostitution illegal und strafbar ist. Diese Frauen schaufeln sich nicht ihr eigenes Grab.

    „Wir ermitteln dort wegen einiger Mordfälle und der Entführung von Kathleen Anderson, knurrte Ron Harris. „Was die Ladies in der Morningside Avenue treiben, ist uns schnuppe – und das werden wir ihnen auch klarmachen.

    „Gut, ich bin dabei. Das heißt, wir müssen eine Abendschicht einlegen, gab Burke zu verstehen. „Tagsüber triffst du kaum eine der Frauen an. Für die meisten von denen beginnt der Tag erst am Abend.

    Sie begaben sich zum Assistant Director und erklärten ihm zunächst, dass Wesley Cohan ein Alibi für den vorhergehenden Abend hatte, dass er also nicht als Entführer Kathleen Andersons in Frage kam. Ron Harris wies auch darauf hin, dass möglicherweise eine ganze Gruppe am Werk war, die hinter den Morden an den Stricherinnen steckte. Er brachte die Sprache auch darauf, dass Mrs Cohan einer Selbsthilfegruppe angehörte, die sich jeweils donnerstags traf, und dass die Frauen bisher allesamt an einem Donnerstag entführt worden waren. Schließlich kam Owen Burke auf den Einsatz einer Agentin als Köder zu sprechen.

    Die Brauen des AD hatten sich zusammengeschoben und über seiner Nasenwurzel hatten sich zwei steile Falten gebildet. „An wen haben Sie gedacht?", fragte er schließlich.

    „An Agent Dexter", versetzte Owen Burke.

    Der AD nickte. „Es muss auf freiwilliger Basis geschehen. Ich will Agent Dexter auf keinen Fall zwingen, sich auf dieses Vabanquespiel einzulassen."

    „In Indianapolis arbeitet bereits eine Kollegin undercover auf dem Straßenstrich", rückte Burke mit der Sprache heraus.

    „Die Idee ist nicht schlecht, gab der AD zu. „Aber es kann ins Auge gehen. Wir wissen nicht, mit wem wir es zu tun haben, doch eines wissen wir ganz genau: Er ist konsequent und skrupellos und mordet brutal. Außerdem muss es strikt geheim bleiben, dass einer unserer weiblichen Agents auf den Killer angesetzt ist, was natürlich die Gefahr birgt, dass die echten Prostituierten in ihr eine Konkurrenz sehen und ihre Zuhälter auf sie hetzen.

    „Wir werden unsere Kollegin beschützen, erklärte Owen Burke mit Nachdruck in der Stimme. „Mir oder Agent Harris wird es nicht schwerfallen, in die Rolle ihres Zuhälters zu schlüpfen. Unabhängig davon sollten wir unseren Köder mit einem Funkpeilsender ausstatten und in der Nähe der Morningside Avenue einen Funkpeilwagen platzieren.

    Der AD griff zum Telefon und wählte eine Nummer. Dann sagte er: „Agent Dexter, kommen Sie doch bitte zu mir. Es geht um einen Einsatz. – Danke."

    Der AD legte auf.

    Zwei Minuten später kam Lucy Dexter, die junge, hübsche Polizistin, mit der die beiden Agents schon des Öfteren zusammengearbeitet hatten. Nachdem sie sich begrüßt hatten, bot der AD Lucy einen Sitzplatz an, dann begann er: „Die Agents Burke und Harris ermitteln in Sachen des so genannten Jack the Ripper II., der bis jetzt vier Frauen ermordet und eine fünfte entführt hat. Sicher sagt Ihnen das etwas, Agent."

    Lucy erwiderte: „Natürlich. Die lokalen Nachrichten sind voll davon. In einigen anderen Städten sollen aber ähnliche Morde geschehen sein."

    „Ja, und zwar in Baltimore, Cincinnati und Indianapolis. Die Agents Burke und Harris kommen nun mit der Idee zu mir, dem Killer einen Köder anzubieten. Ich finde den Gedanken nicht schlecht, will und kann aber niemand dazu zwingen, sich dafür zur Verfügung zu stellen, denn es ist ausgesprochen gefährlich – wahrscheinlich tödlich gefährlich. Wir wissen bisher nur, dass wir es mit einem gnadenlosen, brutalen Mörder zu tun haben, wahrscheinlich einem Psychopathen. Die Kollegen in Indianapolis arbeiten bereits mit einem Köder."

    „Kein Problem, ich stelle mich zur Verfügung", erklärte Lucy Dexter spontan.

    Burke sagte: „Bisher sind die Frauen immer an einem Donnerstag entführt und an einem Sonntag ermordet worden. Da identische Morde auch in anderen Städten geschahen, ist es nicht auszuschließen, dass es sich eine ganze Gruppe zum Ziel gesetzt hat, den Straßenstrich zu bekämpfen. Es kann dafür unterschiedliche Beweggründe geben. Religiöser Wahn, Rache, es ist auch nicht auszuschließen, dass Satanskult dahintersteckt. Auf letztere Annahme lässt die Tatsache schließen, dass den getöteten Frauen die Herzen herausgeschnitten worden sind."

    Lucy verzog das Gesicht.

    „Auch wenn wir dem Mörder einen Köder präsentieren, wandte der AD ein, „so wird er seinem Rhythmus entsprechend erst wieder am kommenden Donnerstag zuschlagen. Das ist der 24. September. Wir müssen aber davon ausgehen, dass er Kathleen Anderson bereits am 20., am kommenden Sonntag also, ermordet. Was können wir unternehmen, um das zu verhindern?

    Owen Burke und Ron Harris mussten passen. Es traf jeden von ihnen zwar bis in den Kern, aber keiner hatte eine Idee, wie sie verhindern sollten, dass der skrupellose, brutale Killer am kommenden Sonntag die Frau ermordete, die er in der Nacht von Donnerstag auf Freitag entführte.

    „Wir können Kathleen Anderson nicht einfach abschreiben", murmelte der AD und schaute ratlos von einem zum anderen.

    6

    Die Special Agents Burke und Harris waren in die Morningside Avenue gefahren. Es war abends, nach 22 Uhr. Ron Harris stellte den Dodge Avenger am Straßenrand ab, dann stiegen die Agents aus. Im Schatten eines Gebäudes stand eine Frau. Da zwei Kerle – nämlich die beiden G-men – auf sie zukamen, verhielt sie sich abwartend und beobachtete die beiden nur. Ein kleines Stück weiter konnte Owen Burke eine Kollegin von ihr wahrnehmen, die sich soeben in eine dunkle Hofeinfahrt zurückzog.

    Die Agents näherten sich der Lady vom horizontalen Gewerbe, die im Schatten stand und nur schemenhaft wahrzunehmen war. Sie versuchte nicht zu fliehen, und als die Agents bei ihr angelangt waren, fragte Burke: „Werden Sie uns ein paar Fragen beantworten, eine Kollegin von Ihnen betreffend?"

    „Seid ihr Bullen?"

    Burke spürte geradezu körperlich den Anprall von Misstrauen und kühler Reserviertheit. „FBI, sagte er. „Ich bin Special Agent Burke. Mit einer knappen Handbewegung auf Ron weisend fügte er hinzu: „Mein Kollege Ron Harris. Es geht um Kathleen Anderson."

    „Kenn ich nicht."

    „Okay, stieß Owen Burke hervor, „reden wir Klartext. Uns ist klar, weshalb ihr hier steht und wartet. Und ihr wisst genauso gut wie wir, dass das, was ihr hier treibt, verboten ist. Aber mein Kollege und ich sind nicht hierhergekommen, um euch wegen eures verbotenen Tuns einen Strick zu drehen. Nein, ganz sicher nicht. Wir sind hier, weil Kathleen Anderson entführt wurde und zu befürchten ist, dass der Kidnapper sie am Sonntag ermordet, nachdem er sie drei Tage lang gequält hat. Also haben Sie Vertrauen, Ma‘am, und beantworten Sie unsere Fragen.

    Sie zögerte noch kurze Zeit, entschied sich aber und sagte: „Ich kann euch nicht viel sagen. Kathleen ist in einen Ford eingestiegen und nicht mehr aufgetaucht. Eine Freundin hat die Nummer des Wagens aufgeschrieben. Die Nummer hat die Polizei."

    Die Frau schwieg.

    „Wie heißen Sie?", fragte Ron.

    „Penny. Sagen Sie einfach Penny zu mir."

    „Wurde der weiße Ford schon öfter hier gesehen?"

    „Wer achtet schon darauf? Viele unserer Kunden fahren einen weißen Ford. Nachdem Hildred Turner ermordet worden war, haben wir begonnen, uns die Zulassungsnummern der Wagen der Kunden zu notieren."

    „Wer hat die Nummer des Wagens notiert, mit dem Kathleen weggefahren ist?"

    „Ann. Sie müssen etwa dreihundert Yards weiterfahren. Dort steht Ann. In ihrer Nähe befand sich auch Kathleen."

    Die Agents gingen die dreihundert Yards zu Fuß. Eine Prostituierte lehnte an einer Hauswand, hatte den linken Fuß angewinkelt und dagegengestemmt. Sie maß die Agents misstrauisch von oben bis unten.

    „Sind Sie Ann?", fragte Owen Burke.

    „Ja. Ihr seid Bullen, nicht wahr? Das sehe ich euch an der Nasenspitze an. Ihr könnt mir gar nichts. Ich darf hier stehen, solange ich will. Das ist ein freies Land und ..."

    Burke unterbrach sie, indem er hervorstieß: „Wir ermitteln wegen der Entführung Kathleen Andersons. Zuvor wurden vier Frauen, die hier anschafften, brutal ermordet. Es ist zu befürchten, dass sich Kathleen in der Gewalt des Mörders befindet."

    Ann gab ihre lässige Haltung auf und kam einen Schritt näher. „Es muss ein Verrückter sein, ein Wahnsinniger. Wir alle haben furchtbare Angst."

    „Sie haben die Zulassungsnummer des Wagens notiert, in den Kathleen gestiegen ist."

    „Ja."

    „Wurde der Ford schon vorher einmal hier gesehen?"

    „Am Tag vor ihrem Verschwinden fuhr Kathleen ebenfalls mit einem weißen Ford weg. Ich hatte seine Nummer aufgeschrieben. Nachdem Kathleen unversehrt zurückkehrte, habe ich den Zettel in die Mülltonne geworfen."

    „In welche Mülltonne?"

    Ann wies mit dem Daumen über ihre Schulter. Einige Schritte entfernt stand ein Müllcontainer. „Er ist heute geleert worden, sagte Ann. „Der Unrat ist zwischenzeitlich wohl in der Müllverbrennung gelandet.

    „Haben Sie die Zulassungsnummer noch im Kopf? Überlegen Sie mal, denken Sie nach!" Burkes Stimme klang zuletzt drängend.

    „Es war eine New Yorker Nummer, erwiderte Ann und starrte nachdenklich auf einen unbestimmten Punkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Dann schüttelte sie den Kopf. „Ich weiß die Nummer nicht mehr. Tut mir leid.

    Ohne einen Schritt weitergekommen zu sein verließen die Agents die Morningside Avenue. „In diesem Fall scheint sich alles gegen uns verschworen zu haben, knurrte Ron Harris. „Warum mussten hier ausgerechnet heute die Mülltonnen entleert werden?

    Ja, es war zum Verzweifeln.

    Sie kamen nicht weiter, sie traten sozusagen auf der Stelle.

    Und sie hatten nicht mehr viel Zeit. Am Sonntag – dessen waren sich sowohl Owen Burke als auch Ron Harris sicher -, sollte Kathleen Anderson sterben. Wenn sie es nicht schafften, sie vorher aus den Klauen des Killers zu befreien, würde man ihnen am Montag die Leiche der jungen Frau präsentieren.

    7

    Am Samstag, dem 19. September, ging ein Brief bei der New York Times ein, in dem der Killer den Mord an Kathleen Anderson ankündigte. Das FBI wurde unverzüglich in Kenntnis gesetzt. Der Brief war mit einem Computer geschrieben und mit einem Tintenstrahldrucker ausgedruckt worden und ließ keinen Schluss auf den Verfasser zu.

    Am 21. September wurde die Leiche Kathleen Andersons gefunden. Der Mörder hatte ihr das Herz aus der Brust geschnitten.

    An diesem Tag erfuhren Burke und Harris auch von der Spurensicherung, dass in den konfiszierten Autos nicht ein einziger Hinweis auf die getöteten Frauen gefunden worden war. Jetzt war Wesley Cohan endgültig aus dem Schneider.

    In der Pathologie wurde festgestellt, dass bei Kathleen Anderson der Tod schon am Sonntag, dem 20. September eingetreten war. Dem Gesetz der Serie entsprechend: An einem Donnerstag entführt, drei Tage später, an einem Sonntag, ermordet.

    Was für ein System steckte hinter dieser Kontinuität?

    Beim FBI hatte sich die Vermutung, dass es sich um Rachemorde handelte, verfestigt. Dass den Frauen die Herzen herausgeschnitten worden waren, sollte die Polizei auf eine falsche Spur führen.

    „Vielleicht sollten wir mal die Selbsthilfegruppe unter die Lupe nehmen, der Mrs Cohan angehört", schlug Ron vor.

    Owen Burke holte die Visitenkarte, die ihm Mrs Cohan gegeben hatte, aus der der Jackentasche. „Ich will mal mit dem Leiter der Gruppe sprechen", sagte er, nahm den Telefonhörer zur Hand und tippte die Telefonnummer Dr. Ramseys. Wenig später meldete sich eine männliche Stimme:

    „Dr. Ramsey."

    „Hier spricht Special Agent Burke vom FBI New York, sagte der Agent. „Sie leiten eine Selbsthilfegruppe, in der sich einige HIV-Infizierte zusammengeschlossen haben?

    „Das ist richtig. Warum fragen Sie?"

    „Es geht um die Morde an den Frauen vom Straßenstrich. Sicher haben Sie in den Nachrichten davon gehört."

    „Ja. Schrecklich. Ich denke, dass ein Psychopath am Werk ist. Ein normaler Mensch würde den Frauen nicht die Herzen herausschneiden ..."

    „Es gab ähnliche Morde in Baltimore, Cincinnati und Indianapolis. Wir nehmen daher an, dass eine Gruppe dahinter steckt. In New York wurden die die Frauen jeweils donnerstags entführt. Es begann am 20. August. Donnerstags werden auch die Treffs Ihrer Gruppe abgehalten."

    „Ja, das ist seltsam, sagte der Professor. „Unsere Sit-ins finden immer in der Zeit zwischen 20 und 22 Uhr statt. Denken Sie etwa, dass jemand aus meiner Gruppe dahintersteckt?

    „Wir müssen jeder Möglichkeit nachgehen", versetzte Burke.

    „Ich verstehe. In meiner Gruppe befinden sich acht Männer und fünf Frauen. Einen Mord traue ich allerdings niemand von ihnen zu."

    „Mrs Cohan ist auch in Ihrer Gruppe."

    „Ja. Ihr Mann hat sie angesteckt, nachdem er irgendwann mal auf dem Straßenstrich sein Vergnügen gesucht hatte. Tragisch für die Frau. Bei ihr ist die Krankheit schon zum Ausbruch gekommen."

    „Wir haben mit Mrs Cohan gesprochen. Sie hasst Ihren Mann. Wie haben sich die anderen Mitglieder Ihrer Gruppe infiziert?"

    „Fast alle durch ungeschützten Geschlechtsverkehr. Die Frauen wurden – bis auf eine – von ihren Ehemännern angesteckt. Die Ehemänner wiederum haben sich bei Seitensprüngen infiziert."

    „Spielt der Straßenstrich eine große Rolle bei der Verbreitung von Aids?", erkundigte sich Burke.

    „Die Prostitution ist eine der Hauptursachen von Aids. Die Frauen werden von Freiern infiziert und geben den Virus weiter an andere Kunden, und die wiederum stecken ihre Ehefrauen, Lebensgefährtinnen und Freundinnen an. Es ist ein Teufelskreis. Hunderttausende sind auf der ganzen Welt schon infiziert. Die Dunkelziffer dürfte noch um einiges höher sein. Irgendwann wird die Krankheit Ausmaße annehmen wie die Pest im Mittelalter. Sie entwickelt sich zu einer Geißel für die gesamte Menschheit."

    Der Special Agent konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Stimme Dr. Ramseys zuletzt gepresst und verzerrt geklungen hatte, als hätte ihm etwas die Kehle zugeschnürt.

    „In wessen Wohnung fand das letzte Sit-in statt?", fragte Burke.

    „Das war am 17. September. Wir waren in der Wohnung William Tobins in der 94th Street. Er hat sich auch bei einer Hure angesteckt."

    „Welche Nummer?"

    „Was meinen Sie?"

    „Die Hausnummer Tobins."

    „Moment."

    Es verstrich fast eine Minute. Dann meldete sich Ramsey wieder. „Ich habe in meinen Unterlagen nachgesehen. Es ist die Hausnummer 421."

    „Vielen Dank, sagte Burke. „Sollte es noch Fragen geben, werde ich mich wieder an Sie wenden.

    „Jederzeit, Agent. Soweit ich dazu in der Lage bin, werde ich Ihnen gerne Rede und Antwort stehen."

    Owen Burke fiel noch etwas ein. „Eine Frage noch, Dr. Ramsey. Bei wem findet das nächste Treffen statt."

    „Moment, ich muss einen Blick in meinen Terminkalender werfen. Es dauerte wieder eine gute Minute. „Am 1. Oktober, bei Dennis Gray, Queens, 55th Street, Nummer 254.

    „Stehen Sie mit anderen Gruppen in Kontakt?"

    „Nein. Aber ich leite eine weitere Gruppe, mit der ich mich jeweils dienstags treffe."

    Burke bedankte sich noch einmal, dann legte er auf und sagte an seinen Kollegen gewandt: „Die Sitzungen finden jeden Donnerstag zwischen 20 und 22 Uhr statt. Die Frauen wurden immer nach 22 Uhr entführt. Langsam werden es der Zufälle zu viele."

    Ron nickte. „Ich denke, wir sollten uns zu dem Treffen am 1. Oktober begeben."

    „Nein, wehrte Burke ab. „Wir sollten lediglich mal beobachten, wer mit welchem Auto in die 55th Street in Queens kommt. Und wenn ein weißer Ford dabei ist, sollten wir den Fahrer beschatten, sobald das Sit-in beendet ist.

    „Am 1. Oktober wird auch Lucy in der Morningside Avenue stehen, sagte Ron. „Wenigstens einer von uns sollte aufpassen.

    „Ja, pflichtete Burke bei. „Übernimmst du das?

    „Warum nicht?"

    8

    Am 25. September teilte das Field Office in Indianapolis dem FBI New York telefonisch mit, dass die Falle, die man dem Prostituiertenmörder gestellt hatte, wahrscheinlich zugeschnappt war. Eine Agentin, die sich als Köder hergegeben hatte, hatte einen Sexualstraftäter überwältigt und mit Hilfe einiger Kollegen dingfest gemacht.

    Es handelte sich um einen Mann namens Rufus Purdie.

    „Gibt es Hinweise, dass er auch für die anderen Morde in Indianapolis verantwortlich ist?", fragte Owen Burke den Kollegen am anderen Ende der Leitung.

    „Sein Wagen und seine Wohnung werden auf Spuren durchsucht. Wir werden aber frühestens übermorgen Bescheid erhalten. Haare, Hautschuppen und ähnliches, was die Spurensicherung in dem Fahrzeug und in der Wohnung findet, müssen erst einer DNA-Analyse unterzogen werden."

    „Ist der Mann mit HIV infiziert?"

    „Wieso diese Frage?"

    „Bei uns besteht der Verdacht, dass sich einige HIV-Infizierte zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen und den Ladies vom Straßenstrich den Kampf angesagt haben."

    „Das ist ja ein völlig neuer Aspekt, stieß der Kollege hervor. „Aber so abwegig erscheint mir das gar nicht. Ich werde mich drum kümmern. Sollte Purdie nicht bereit sein zu sprechen, werden wir sein Blut analysieren lassen. Sie hören wieder von mir, Kollege.

    Schon eine Stunde später schellte wieder das Telefon Burkes. Es war noch einmal der Kollege aus Indianapolis, der sagte: „Purdie hat zugegeben, mit HIV infiziert zu sein. Er bestreitet jedoch, etwas mit der Ermordung der Huren in den vergangenen Wochen zu tun zu haben. Er behauptet auch, nicht den Schimmer einer Ahnung zu haben, wer dahinter stecken könnte."

    „Er lügt, erklärte Burke im Brustton der Überzeugung. „Einige HIV-Infizierte, die in verschiedenen Städten leben, haben sich zusammengeschlossen, um Rache zu üben dafür, dass sie irgendwann mit Aids angesteckt wurden. Wahrscheinlich – sehr wahrscheinlich sogar - haben Sie sich die Krankheit bei Stricherinnen geholt. Das würde einiges erklären.

    „Purdie schweigt wie ein Grab. Als Erklärung dafür, dass er unsere Kollegin zu misshandeln versuchte, gibt er an, dass sie sich weigerte, mit ihm zu seiner Wohnung zu fahren. Er wollte keinen Sex im Auto."

    „Wir können nicht auszuschließen, dass die Morde von verschiedenen Personen begangen wurden, sagte Burke. „Es ist also durchaus möglich, dass Purdie mit den Morden in den vergangenen Wochen nichts zu tun hat, dennoch aber zum Kreis der Täter gehört. - Geben Sie uns Bescheid, sobald sein Wagen durchsucht und das Ergebnis ausgewertet ist.

    „Natürlich, versprach der Kollege. „Umgekehrt werden Sie uns auch verständigen, wenn Sie etwas herausfinden.

    „Selbstverständlich."

    9

    Es war Donnerstag, 19 Uhr 50. Owen Burke parkte den Dienstwagen, den er sich im Fuhrpark des FBI ausgeliehen hatte, in der Nähe des Hauses Nummer 254 in der 55th Street in Queens. Innerhalb eines Zeitraums von etwa zehn Minuten fuhren mehrere Autos vor. Männer oder Frauen stiegen aus und gingen in das Gebäude. Einer der Männer war mit einem weißen Ford gekommen, eine Frau mit einem beigefarbenen. Der Mann war grauhaarig. Wenig später sah Burke auch Susan Cohan aus einem weißen Lincoln steigen. Sie verschwand

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