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Super Action Krimi Viererband 1002
Super Action Krimi Viererband 1002
Super Action Krimi Viererband 1002
eBook503 Seiten6 Stunden

Super Action Krimi Viererband 1002

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Über dieses E-Book

Der athletische Privatdetektiv, in einschlägigen Kreisen mit einem Ruf wie Donnerhall als Bount Reiniger bekannt, winkte ab.

»June, es gibt noch andere Detektive in der Stadt, die auch leben wollen. Außerdem haben wir eine Polizei, FBI, CIA. Ich kann jetzt wahrhaftig keinen Fall übernehmen. Irgendwann muss ich mich auch mal regenerieren.«

»Aber er scheint deine Hilfe dringend nötig zu haben. Der arme Teufel ist ganz verzweifelt. Seine Freundin ist spurlos verschwunden.«

(499XE)

Dieser Band enthält folgende Krimis



Franklin Donovan: Trevellian oder En garde in der Unterwelt

Earl Warren: Bount Reiniger und die schwarze Witwe

Earl Warren: Bount Reiniger und die Rennbahnmafia

Earl Warren: Bount Reiniger und die Nacht der Gelben Drachen
SpracheDeutsch
HerausgeberCassiopeiaPress
Erscheinungsdatum2. Mai 2023
ISBN9783753208893
Super Action Krimi Viererband 1002

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    Buchvorschau

    Super Action Krimi Viererband 1002 - Franklin Donovan

    Earl Warren, Franklin Donovan

    Super Action Krimi Viererband 1002

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    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write ( https://writeapp.io) erstellt.

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    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    Super Action Krimi Viererband 1002

    Copyright

    ​Trevellian oder En garde in der Unterwelt: Action Krimi

    Bount Reiniger und die schwarze Witwe

    1.

    2.

    3.

    4.

    5.

    6.

    7.

    Bount Reiniger und die Rennbahn-Mafia

    1.

    2.

    3.

    4.

    5.

    6.

    Bount Reiniger und die Nacht der Gelben Drachen

    1.

    2.

    3.

    4.

    5.

    6.

    7.

    8.

    Super Action Krimi Viererband 1002

    Franklin Donovan, Earl Warren

    Der athletische Privatdetektiv, in einschlägigen Kreisen mit einem Ruf wie Donnerhall als Bount Reiniger bekannt, winkte ab.

    »June, es gibt noch andere Detektive in der Stadt, die auch leben wollen. Außerdem haben wir eine Polizei, FBI, CIA. Ich kann jetzt wahrhaftig keinen Fall übernehmen. Irgendwann muss ich mich auch mal regenerieren.«

    »Aber er scheint deine Hilfe dringend nötig zu haben. Der arme Teufel ist ganz verzweifelt. Seine Freundin ist spurlos verschwunden.«

    Dieser Band enthält folgende Krimis

    Franklin Donovan: Trevellian oder En garde in der Unterwelt

    Earl Warren: Bount Reiniger und die schwarze Witwe

    Earl Warren: Bount Reiniger und die Rennbahnmafia

    Earl Warren: Bount Reiniger und die Nacht der Gelben Drachen

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    COVER FIRUZ ASKIN

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

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    Alles rund um Belletristik!

    ​Trevellian oder En garde in der Unterwelt: Action Krimi

    Franklin Donovan

    Trevellian oder En garde in der Unterwelt

    »Ein wunderbares Stück.«

    Die Augen des Mannes leuchteten auf, als er die antike Fechtwaffe erblickte. Sofort erkannte er, womit er es zu tun hatte.

    »Ein spanischer Duelldegen aus Toledo-Stahl, wahrscheinlich im frühen 19. Jahrhundert angefertigt«, stellte er fest.

    »Im späten 18. Jahrhundert«, berichtigte ihn sein Gegenüber. Der Mann machte eine wegwerfende Handbewegung.

    »Das ist für mich kein nennenswerter Unterschied. Kommen wir ins Geschäft? Genau so eine Blankwaffe wollte ich immer schon haben.«

    »Sie werden diesen Degen bekommen«, versicherte die andere Stimme. »Wirklich?«

    Die Gier hatte den Verstand des Mannes vernebelt. Er streckte die Hände begehrlich nach der Klinge aus. Jede Vorsicht war vergessen, obwohl er eigentlich gute Reflexe und Überlebensinstinkte hatte.

    Daher wurde er völlig überrascht, als der Degen plötzlich und blitzschnell sein Herz durchbohrte.

    ***

    Milo und ich saßen in unserem Büro im 23. Stockwerk des FBI Field Office von New York. Ein zermürbender und öder Arbeitstag neigte sich dem Ende zu. Wir waren mit der Beweissicherung bei einem weit verzweigten Fall von Internetbetrug beschäftigt, der verschiedene FBI-Dienststellen der Ostküste in Atem hielt. Das bedeutete für uns tagelange Bildschirmarbeit, das Sichten endloser Datenwüsten. Entsprechend miserabel war unsere Laune.

    »Das waren noch Zeiten, als wir Kriminelle in der richtigen Welt verfolgen durften, mit dem Auto oder meinetwegen auch zu Fuß«, machte Milo seinem Herzen Luft. Er rieb sich die Augen, die vermutlich ebenso stark brannten wie meine.

    »Es gibt immer noch genug Gesetzesbrecher, die außerhalb des Internets ihr Unwesen treiben«, beruhigte ich meinen Freund. »Diese Betrugsgeschichte gefällt mir ebenso wenig wie dir. Aber G-men können sich nun einmal ihre Aufgaben nicht aussuchen.«

    »Ja, schade«, seufzte Milo. »Ich bin nun einmal nicht zum Stubenhocker geboren, und…«

    Er wollte noch mehr sagen, aber in diesem Moment klingelte das Telefon. Ich nahm den Hörer ab und meldete mich. Der Chef war am Apparat.

    »Ihre Mitarbeit an dem Internetbetrugsfall ist ab sofort beendet«, sagte Jonathan D. McKee. »Ich benötige Sie und Milo dringend für die Aufklärung eines rätselhaften Tötungsdelikts in der West 47th Street. Dort wurde heute Morgen ein Mann erstochen aufgefunden.«

    Für Morde ohne besondere Umstände ist normalerweise das NYPD zuständig. Deshalb hakte ich sofort nach.

    »Warum ist das ein FBI-Fall, Sir?«

    »Weil der Ermordete einen falschen US-Reisepass bei sich hatte. Dadurch liegt ein Verstoß gegen Bundesgesetze vor, und das NYPD hat den Fall vorschriftsmäßig an uns weitergeleitet. Lieutenant Fields vom zuständigen Precinct wird Ihnen mitteilen, was die City Police bisher herausgefunden hat.«

    »In Ordnung, Sir. Wir werden uns sofort mit dem Kollegen in Verbindung setzen.«

    Mr McKee und ich beendeten das Telefonat. Milo schaute mich neugierig an, da ich den Telefonlautsprecher nicht eingeschaltet hatte. Ich lächelte und schaltete meinen PC aus.

    »Du kannst deine Kiste ebenfalls herunterfahren, Milo. Deine Stoßgebete wurden erhört, wir haben jetzt wieder einen Fall in der echten Welt.«

    Ich erzählte Milo, was ich soeben vom Assistant Director erfahren hatte. Die Miene des blonden G-man hellte sich auf.

    »Mein Instinkt sagt mir, dass wir eine große Herausforderung vor uns haben, Jesse.«

    »Dein Instinkt hat dir auch gesagt, dass diese aufregende Blonde vorige Woche nicht in festen Händen wäre«, gab ich grinsend zurück.

    »Irren ist menschlich.« Milo zuckte mit den Schultern. »Nimmst du nun Kontakt mit den Cops auf oder soll ich das tun?«

    Ich schüttelte den Kopf und griff erneut zum Telefon. Die ersten 48 Stunden nach der Verübung einer Straftat sind meist entscheidend, um den oder die Täter zu fassen. Wir wussten noch nicht, seit wann das Opfer tot war. Es galt, keine weitere Zeit zu verlieren.

    Zum Glück erreichte ich Lieutenant Stan Fields von der Homicide Squad des zuständigen Reviers in seinem Office. Wir hatten schon oft mit ihm zusammengearbeitet. Ich konnte meinen Namen noch nicht einmal ganz aussprechen, da fiel er mir schon ins Wort.

    »Jesse!«, dröhnte sein tiefer Bass, als er meine Stimme erkannte. »Willst du dir den Killer unseres Unbekannten zur Brust nehmen? Dann kann der Mistkerl schon mal einpacken.«

    »Milo und ich sollen den Fall von dir übernehmen, Stan. Natürlich wollen wir uns den Täter schnell greifen. Daher benötigen wir so bald wie möglich alle Informationen von dir.«

    »Viel ist es nicht, was wir bisher herausgefunden haben. Meine Leute haben keine Zeugen auf treiben können. Wir müssen uns also auf die Indizien verlassen. Das wird wieder ein Fall, bei dem Laborleute glänzen können, schätze ich. Am besten treffen wir uns in einer Stunde am Leichenfundort. Dann könnt ihr euch selbst ein Bild machen.«

    »Gute Idee.«

    Ich verabschiedete mich und legte auf. Milo hatte diesmal das Telefonat über Lautsprecher verfolgt. Wir nutzten die Zeit, um unsere angefangenen Prüfberichte über den Internetbetrug an die bedauernswerten Kollegen weiterzuleiten, die weiterhin an dem Fall arbeiten mussten. Zweifellos mussten auch solche Verbrechen aufgeklärt werden. Aber es gibt zum Glück FBI-Agents, die Internet-Experten und halbe Hacker sind. Doch zu dieser Art von G-men gehören Milo und ich nicht.

    ***

    Lieutenant Stan Fields arbeitete auf dem 14th Precinct an der West 35th Street. Dieses Revier ist das größte in Manhattan und deckt den Bereich Midtown South ab.

    »Stan hat von dem Leichenfundort gesprochen«, meinte ich, während wir uns in der Tiefgarage in meinen Sportwagen-E-Hybriden schwangen. »Demnach stimmt dieser nicht mit dem Tatort überein.«

    »Stimmt, Jesse. Außerdem habe ich mir gerade überlegt, dass der falsche US-Reisepass keine besonders gute Imitation sein kann. Sonst hätten die Kollegen von der Scientific Research Division länger gebraucht, um die Fälschung zu durchschauen.«

    Ich nickte, während ich meinen roten Boliden aus der Tiefgarage lenkte und die Richtung West 47th Street einschlug.

    »Das ist eine gute Überlegung, Milo. Warum gibt sich jemand mit einer schlechten falschen Identität zufrieden? Entweder kann er sich keine bessere leisten oder er verkehrt nicht in den richtigen Ganovenkreisen. Du weißt, es ist in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden, Personaldokumente zu fälschen. Früher konnte jeder bessere Falschgelddrucker einen Ausweis oder Führerschein anfertigen. Die Zeiten sind vorbei, der technische Aufwand ist viel höher geworden. Und das hat die Preise in die Höhe getrieben.«

    »Ja, und die Luft für Dokumentenfälscher wird immer dünner. Es gibt momentan nicht allzu viele Könner in dieser kriminellen Branche. So könnten wir auch die wahre Identität des Toten ermitteln - indem wir seinen Passfälscher auftreiben.«

    Ich stoppte meinen roten Wagen unmittelbar vor dem gelben Trassierband der City Police. Wir stiegen aus. Ein uniformierter Cop erkannte uns sofort und tippte lässig grüßend mit zwei Fingern gegen den Mützenschirm. Er hob das Absperrband für uns.

    Es dämmerte bereits. Im Theaterviertel von Manhattan waren zahllose Amüsierwillige unterwegs. Zwar hatte die Finanzkrise Manhattan stärker getroffen als so manche andere Gegend in den Staaten. Aber die New Yorker sind erfinderisch, wenn es um ihr Vergnügen geht. Wer kein Geld für eine Musical-Aufführung oder ein Premieren-Kino hatte, schaute sich auf der Straße um. Die bietet in unserer Stadt nämlich genug kostenloses Theater, und das zu jeder Tages- und Nachtzeit. Gratisunterhaltung, die manchmal sogar einen Gänsehauteffekt liefert.

    Entsprechend viele Schaulustige drängten sich vor der Polizeiabsperrung, obwohl die Leiche schon fortgeschafft worden war. Ein Übertragungswagen einer lokalen TV-Station war ebenfalls vor Ort. Das motivierte die Schaulustigen noch zusätzlich. Sie versuchten, hinter der live berichtenden Reporterin in die Kamera zu winken. Der traurige Anlass für den Fernsehbericht schien ihnen gleichgültig zu sein.

    Ich nahm mir sofort vor, später in der Gerichtsmedizin einen Blick auf 6 den Toten zu werfen. Das bringt oft mehr als das Betrachten von Polizeifotos. Außerdem war es möglich, dass uns die Ärzte schon erste Erkenntnisse liefern konnten. Eine Mörderjagd ist immer auch ein wenig ein Wettlauf mit der Zeit.

    Nun hatte uns auch Stan Fields entdeckt. Der Lieutenant mit der Figur eines Schwergewichtsboxers begrüßte uns mit einem kräftigen Händedruck. Er war ein erfahrener Cop, der auch nach vielen Jahren an vorderster Front ein leidenschaftlicher Verbrechensbekämpfer war. Genau wie wir.

    Stand Fields hatte einen schmalen Schnellhefter dabei. Ich nahm an, dass sich darin die bisherigen Ermittlungsergebnisse befanden. Doch ich schaute dem NYPD-Kollegen zunächst in sein großflächiges offenes Gesicht.

    »Stan, mit einer Kurzfassung der Fakten wäre uns zunächst am meisten gedient.«

    »Okay, Jesse. - Also, um 8.11 Uhr heute Morgen ging bei der Notruf zentrale ein Anruf ein. Ein Jogger hatte die Leiche in einer schmalen Seitengasse gesehen und sofort die 911 angerufen. Die Notruf zentrale hat den Anruf natürlich aufgezeichnet.«

    Ich nickte.

    »Die Leiche ist männlich, weiße Hautfarbe, zwischen 40 und 50 Jahre alt«, fuhr Stan Fields fort. »Als wir ein Patrolcar losschickten, tippten die Kollegen zunächst auf einen toten Obdachlosen. Aber der ermordete Mann war gut gekleidet und wirkte keineswegs heruntergekommen. Auf den ersten Blick sah es ja sogar so aus, als ob wir ihn sofort identifizieren konnten.«

    »Wegen des falschen Passes?«

    »Genau, Jesse. Der Name in dem Pseudo-Dokument lautet Henry Warrick. Aber ein Mensch mit diesem Namen existiert nicht, das ergab schon der allererste Datenabgleich. Nachdem ich zum Leichenfundort gerufen wurde, habe ich sofort sämtliche Vermisstenanzeigen gecheckt. Aber dort gab es bisher keine Ergebnisse.«

    »Ist schon klar, wo der Mann ermordet wurde?«, fragte Milo.

    Der Lieutenant schüttelte den Kopf. »Die Kollegen von der Spurensicherung haben mir nur jeden Eid geschworen, dass er nicht hier ums Leben gekommen sein kann.«

    Fields zeigte auf das Areal, wo mit weißen Kreidestrichen und verschiedenfarbigen Fähnchen die Lage der Leiche skizziert war. Starkes Scheinwerferlicht tauchte die Szenerie in eine enthüllende schmerzliche Helligkeit. Einige Männer von der SRD waren in ihren weißen Schutzanzügen immer noch mit dem Absuchen der Umgebung beschäftigt.

    In der Gasse lag Müll und Unrat herum, weiter im Hintergrund waren die Umrisse von Abfallcontainern zu erkennen.

    »Und warum nicht?«

    »Es fehlen die Blutspritzer, Jesse. Die Mordwaffe muss mit einer ziemlichen Wucht in seinen Oberkörper eingedrungen sein. Es gab nämlich auch eine Austrittswunde am Rücken. Man kann einen Menschen nicht mit einer Stichwaffe so dermaßen durchbohren, ohne dass Blutspritzer in der Umgebung Zurückbleiben. Sie mögen mikroskopisch klein sein, aber sie sind auf jeden Fall vorhanden. Doch hier in dieser Gasse gibt es sie nicht. Hingegen konnten die Kollegen geringe Schleifspuren feststellen.«

    »Und was ist mit DNA-Material des Täters?«

    »So weit sind die Auswertungen noch nicht, Jesse. Aber möglich wäre es.«

    »Also wurde die Leiche hier einfach abgeladen«, stellte ich fest. Der Lieutenant nickte.

    »Wir wissen auch schon, wie es in etwa abgelaufen ist. Seht ihr die Reifenspuren dort? Sie stammen von einem Mini-Van, wahrscheinlich ein japanisches Modell. Der Lieferwagen ist kurz auf den Gehweg gefahren, mit dem Heck in Richtung Gasse. Dann wurden die Hecktüren geöffnet, der Tote nach draußen gestoßen und ein paar Yards tiefer in die Gasse geschleift. Das kann sogar vor Zeugen geschehen sein. In dieser Gegend wird die Nacht zum Tag gemacht, ständig bekommen Restaurants oder Theater Lieferungen. Auf einen Van, der Ware ablädt, achtet hier niemand.«

    »Ist eigentlich der Todeszeitpunkt schon klar?«, fragte Milo.

    »Die erste grobe Schätzung des Gerichtsmediziners geht von dem Zeitraum von Mitternacht bis drei Uhr morgens aus, und zwar in der Nacht von Montag auf Dienstag.«

    Momentan war Dienstagabend. Man konnte also davon ausgehen, dass der Tote bald nach seiner Ermordung beiseite geschafft worden war. Der Jogger hatte ihn ja am Dienstagmorgen um 8.11 Uhr entdeckt, nur wenige Stunden nach dem mutmaßlichen Todeszeitpunkt. Die Cops hatten bisher nur einen knappen Tag für die Ermittlungsarbeit gehabt. Hätte der Tote keinen falschen US-Pass besessen, so wäre dieser Fall beim NYPD verblieben.

    »Ich möchte noch einmal auf die Mordwaffe zu sprechen kommen. Gibt es da schon nähere Erkenntnisse?«

    »Entweder ein langer schmaler Dolch oder ein Degen, Jesse. Das war jedenfalls die erste Vermutung unseres Docs. Aber für ein endgültiges Ergebnis werdet ihr auf den Obduktionsbefund warten müssen.«

    »Ein Degen?«, wunderte sich Milo. »So eine Waffe wie aus einem Musketier-Film?«

    »Film ist ein gutes Stichwort«, sagte ich. »Und natürlich auch Theater. Soweit ich weiß, wird bei vielen historischen Stücken auf der Bühne auch gefochten. Es muss kein Zufall sein, dass die Leiche ausgerechnet hier im Theater District abgelegt wurde. Vielleicht ist der Tote sogar so eine Art Botschaft für jemanden.«

    »Wir müssen also nur die Theater checken«, stöhnte Milo. »Hast du eine Ahnung, wie viele Bühnen es in New York gibt?«

    »Allerdings, Milo. Aber was ist die Alternative? Wieder an dem Internet-Fall arbeiten?«

    Mein Freund seufzte laut und wedelte mit der Hand, als ob er sich verbrannt hätte.

    »Was für ein Internet-Fall?«, wunderte sich der Lieutenant.

    »Nichts, das war nur ein interner Scherz zwischen Milo und mir. - Wir sollten herausfinden, an welchen Theatern historische Kostümstücke gespielt werden. Vielleicht war der Ermordete ein Schauspieler.«

    »Auf jeden Fall keiner, den ich kennen würde«, meinte Stan Fields. »Richard Gere und Mel Gibson leben noch, so viel steht fest.«

    Ich nickte grinsend und schaute mir die Umgebung näher an. Die schmale Gasse befand sich zwischen einem Bürogebäude und einem ukrainischen Reisebüro. Ob dort jemand das Opfer gekannt hatte? Wir würden am nächsten Morgen nachfragen müssen, denn sowohl die Firmen in dem sechsstöckigen Brownstone-Haus als auch das Reisebüro waren jetzt geschlossen.

    Ansonsten gab es in dem Block noch zwei Kinos, das Konsulat eines afrikanischen Landes und ein Verwaltungsgebäude. Es schien mir so gut wie ausgeschlossen, dass es für das Ablegen der Leiche Augenzeugen gegeben hatte. Es war, als hätte Milo meine Gedanken gelesen.

    »Nach Mitternacht wird es hier wohl keine neugierigen Nachbarn geben, die etwas gesehen haben.«

    »Wohl kaum. Herumfragen werden wir natürlich trotzdem. Du hast dich doch nach der Beinarbeit auf den Straßen zurückgesehnt, jetzt haben wir mehr als genug davon.«

    Milo grinste.

    »Sicher, Jesse. Aber du bist auch lieber draußen im wahren Leben, da machst du mir nichts vor.«

    Der Lieutenant schaute uns verständnislos an.

    »Das klingt ja fast, als wärt ihr hinter schwedischen Gardinen gewesen.«

    »Ganz so schlimm ist der Innendienst dann doch nicht«, lachte Milo. Nachdem einstweilen keine weiteren Fragen mehr auftauchten, verabschiedeten wir uns von Stan Fields. Zuvor bekamen wir von dem Cop seine Ermittlungsergebnisse. Damit hatte offiziell das FBI die weitere Bearbeitung des Falles übernommen.

    ***

    Milo und ich fuhren zum gerichtsmedizinischen Institut. Dort wurde trotz der späten Stunde noch gearbeitet. Wie sich herausstellte, war Dr Lewinski mit der Leichenschau des unbekannten Toten beauftragt. Der Pathologe begrüßte uns. Wir folgten ihm in seinen kalten Seziersaal, wo die nackte Leiche auf einem Stahltisch lag.

    »Wie Sie sehen können, war unser unbekannter Toter zu Lebzeiten gut in Form«, sagte Dr Lewinski. »Er verfügte über einen athletischen Körperbau, meiner Meinung nach hat er regelmäßig Sport getrieben. Sein Gebiss war in Ordnung, allerdings hatte er einige Brücken und Überkronungen. Ich vermute, dass dieser Zahnersatz in Osteuropa gefertigt wurde.«

    »Ein Osteuropäer also«, murmelte Milo.

    »Nicht unbedingt«, schränkte der Gerichtsmediziner ein. »Inzwischen reisen auch viele Westeuropäer in die ehemaligen Ostblockstaaten, um sich die Zähne behandeln zu lassen. So wie die Amerikaner mit schmalem Geldbeutel, die zur Zahnbehandlung in eine mexikanische Grenzstadt fahren.«

    »Können Sie uns schon Genaueres zur Mordwaffe sagen?«, fragte ich.

    »Meiner Meinung nach handelt es sich um einen Degen. Der Wundkanal weist eine Beschaffenheit auf, die auf eine Blutrinne an der Stichwaffe schließen lässt. Es könnte natürlich auch ein Dolch gewesen sein, aber Dolche sind meist nicht so lang. Die Waffe ist ja am Rücken wieder ausgetreten. Ich gehe von einer Klingenlänge von fast anderthalb Yards aus.«

    »Können Sie Rückschlüsse auf den Täter ziehen, Doktor?«

    »Nur bedingt, Agent Trevellian. Die Schräglage des Wundkanals spricht dafür, dass der Mörder kleiner ist als das Opfer. Der Stich wurde nämlich von unten nach oben geführt. Aber es wäre auch möglich, dass der Killer einen fechterischen Ausfall gemacht hat - und zwar so.«

    Dr Lewinski zeigte uns, was er meinte.

    Er schob den rechten Arm vorwärts, streckte blitzschnell das linke Bein und machte mit dem rechten Fuß einen weiten Schritt nach vorn. Sein Zeigefinger deutete direkt auf meine Brust.

    »Sehen Sie, Agent Trevellian? Ich bin genauso groß wie Sie. Aber wenn ich jetzt eine Fechtwaffe in der Hand hätte, würde ich Ihnen den Degen von unten nach oben ins Herz stechen - weil ich nämlich in den Ausfall gegangen bin.«

    Da der Pathologe sein Knie gebeugt hatte, befand sich sein Kopf jetzt ungefähr auf meiner Brusthöhe. Im nächsten Moment stellte er sich wieder normal hin und lächelte.

    »Sie haben offenbar Ahnung vom Fechten, Doktor.«

    »Als Student habe ich eine Zeit lang gefochten, Agent Trevellian. Gelernt ist gelernt. Aber ich würde jetzt nicht behaupten wollen, dass der Mörder ein Fechter ist. Letztlich kann jeder einen Degen in die Hand nehmen und damit den Oberkörper des Opfers durchbohren.«

    »Aber ein Killer ohne Fechterfahrung wäre kleiner als der Tote?«, vergewisserte ich mich.

    »Das würde ich zumindest vermuten. Ich glaube nicht an einen Unfall. Es hat nur einen einzigen Stich gegeben, und der traf mitten ins Herz. Der Täter hat genau gewusst, wohin er zielen musste. Und er hatte eine ganz eindeutige Tötungsabsicht.«

    Wir verließen das gerichtsmedizinische Institut.

    »Wann nehmen wir uns die Passfälscher-Szene zur Brust?«, fragte Milo.

    »Lass uns morgen früh mal kurz mit Jennifer Clark und Blair Jordanovich reden. Du weißt, sie hatten neulich auch einen Fall, in dem gefälschte Dokumente eine Rolle spielten. Gewiss haben sie noch einschlägige Kontakte.«

    »Gute Idee, Jesse. Hätte glatt von mir stammen können.«

    Ich war sicher, dass der echte Name des Opfers uns zu seinem Mörder führen würde. Und so war es aüch. Allerdings verlief der Fall etwas anders, als ich es mir zunächst vorgestellt hatte.

    ***

    Am nächsten Morgen erfuhren wir den wahren Namen des unbekannten Toten.

    Ich hatte Milo an unserer gewohnten Ecke abgeholt. Wir waren zum FBI-Building gefahren, um zunächst die Ermittlungsergebnisse des NYPD durchzugehen. Da kam ein Anruf von der Spurensicherung.

    »Die Leiche aus der West 47th Street trägt den Namen Michail Banukov«, sagte der Kollege am Telefon. »Banukov war ukrainischer Staatsbürger. Er ist vor zwei Wochen legal in die Staaten eingereist. Daher hat die Homeland Security auch seine Fingerabdrücke. Bei dem Abgleich stellte sich dann schnell seine Identität heraus.«

    »Hättet ihr das nicht schon gestern herausfinden können?«

    »Normalerweise schon, Jesse. Es gab aber Computerprobleme.«

    Ich bedankte mich und beendete das Gespräch. Milo hatte alles mitgehört.

    »Eine legale Einreise«, wiederholte Milo murmelnd. »Und dennoch trägt er einen falschen Pass bei sich. Warum nur?«

    »Dafür kann es zahlreiche Gründe geben. Vielleicht wollte er nicht in die Ukraine zurück und stattdessen hier ein neues Leben anfangen. Oder er hatte vor, sich in ein anderes Land zu begeben.«

    »Der Tote war auf jeden Fall ein Ukrainer. Ich glaube nicht an Zufälle, Jesse. Das weißt du. Und es erscheint mir mehr als verdächtig, dass seine Leiche ausgerechnet neben einem ukrainischen Reisebüro abgelegt wird.«

    »Das stimmt, Milo. Ich bin gespannt, was man uns dort zu erzählen hat.«

    Ich steckte ein Foto von Banukov ein, das der Polizeifotograf aufgenommen hatte. Wir fuhren zur West 47th Street zurück. Das Reisebüro hatte inzwischen geöffnet. Aber offenbar interessierte sich an diesem Vormittag kein New Yorker für die Attraktionen des osteuropäischen Landes. Jedenfalls war außer uns niemand zu sehen, nachdem wir eingetreten waren.

    Doch ein Hauch von Parfüm lag in der Luft. Ich schnüffelte. Eine Lady musste vor nicht allzu langer Zeit in diesem Reisebüro gewesen sein. Parfüm verfliegt schnell, daher konnte es sich nicht um Tage oder Stunden handeln. Höchstens um Minuten.

    Hochglanzprospekte lagen herum, große Fotos zeigten die landschaftliche Schönheit von Yalta, Badeidylle am Schwarzen Meer, und Klöster mit Zwiebeltürmen. Aber das Reisebüro schien völlig verlassen zu sein. Hatte die Frau Reißaus genommen? Wollte sie etwas vor uns verbergen?

    Misstrauisch kniff ich die Augen zusammen.

    »Ist hier jemand? Wir sind vom FBI.«

    Ich hatte laut gerufen. Es war unmöglich, dass man mich überhört hatte. Es herrschte ansonsten eine Totenstille, abgesehen von dem leisen Verkehrslärm, der durch die Panoramäscheiben drang.

    Hier stimmte etwas nicht. Ich zog meine Pistole, Milo folgte meinem Beispiel. Wir gaben uns gegenseitig Deckung, während wir uns genauer umschauten. Im vorderen Bereich mit der Wartezone und den computerbestückten Schreibtischen konnte sich niemand vor unseren Blicken verbergen. Doch ein schmaler Gang führte nach hinten. Dort gab es eine winzige Teeküche, außerdem einen fensterlosen Lagerraum, in dem in Folien geschweißte Prospekte und Büromaterial gestapelt waren. Am Ende des Ganges befand sich eine halb geöffnete Stahltür. Sie führte auf die Gasse hinaus.

    Und dort lag ein Körper.

    Milo und ich stürzten auf die leblose Person zu. Dabei liefen wir natürlich nicht blindwütig in eine mögliche Falle. Wir sicherten nach allen Seiten, hielten nach einem möglichen Heckenschützen Ausschau.

    Doch die Frau, die dort im Dreck der Gasse lag, war nicht von einer Kugel getroffen worden. Die langen blonden Locken waren am Hinterkopf blutverklebt. Offenbar hatte sie einen Schlag auf den Schädel bekommen. Ich tastete nach ihrer Halsschlagader. Sie lebte noch.

    Milo griff bereits nach seinem Handy und forderte einen Notarzt an. Ich drehte das Opfer in eine stabile Seitenlage. Die Frau war bewusstlos. Ich schätzte sie auf ungefähr dreißig Jahre. Sie trug ein eng anliegendes dunkles Geschäftskostüm mit knielangem Rock. Ob sie eine Angestellte des Reisebüros war?

    Unmittelbar neben ihr lag eine schwarze Abfalltüte. Bis zu den Müllcontainern in der Gasse waren es noch zehn Schritte. Die Kollegen von der Spurensicherung hatten am Vorabend gewiss auch die Abfallbehälter gecheckt. Da war ich mir sicher.

    Hing der Angriff auf die Frau mit dem Mord an Banukov zusammen? Hatten sich die beiden vielleicht sogar gekannt? Je länger ich über den Fall nachdachte, desto mehr Fragen tauchten auf.

    Nun erschienen erst einmal der Notfallmediziner und zwei Sanitäter auf der Bildfläche. Sie hoben die Frau vorsichtig auf eine Trage.

    »Eine Platzwunde am Hinterkopf, aber kein Verdacht auf Schädelbasisbruch«, sagte der Doktor nach einer ersten Untersuchung. »Ich gehe von einer Gehirnerschütterung aus. Patientin ist nicht ansprechbar, Vitalfunktionen leicht herabgesetzt, aber ansonsten stabil. - Wir bringen sie ins Bellevue.«

    Mit dem letzten Satz wandte sich der Notarzt an mich, während die Sanitäter die Verletzte auf der Trage hochhoben und zu dem geparkten Rettungswagen schafften. Die Kopfwunde war mit einem provisorischen Verband versorgt worden.

    »Wann ist die Frau niedergeschlagen worden, Doc?«, wollte Milo wissen.

    »Das kann noch nicht lange her sein, vielleicht eine halbe Stunde. Das Blut an der Wunde ist noch nicht richtig getrocknet. - Jetzt müssen wir aber fahren.«

    Die Männer stiegen in die Ambulanz und rasten mit gellender Sirene davon. Milo und ich schauten uns an.

    »So ein Mist. Wenn wir früher gekommen wären, hätten wir den Kerl erwischen oder die Tat sogar verhindern können.«

    »Okay, Milo. Aber da wir keine Hellseher sind, bringen Selbstvorwürfe nichts. Glaubst du denn, dass die Tat mit dem Mord an Banukov zusammenhängt?«

    »Du etwa nicht, Jesse? Die Leiche wird nachts in der Gasse abgelegt, am nächsten Morgen will die Reisebüroangestellte, den Müll rausbringen und bekommt einen Schlag auf den Schädel. Ich schätze, der Täter ist zurückgekehrt und wurde dabei gestört.«

    »Ja, das ist einleuchtend. Schauen wir uns mal im Reisebüro um.«

    Ich hatte die Idee im Hinterkopf, ob es vielleicht eine Verbindung zwischen dem Reisebüro und Banukovs falschem Pass gäbe. Noch wussten wir ja nicht, ob hier wirklich nur legale Geschäfte gemacht wurden. Die Fälschung von Personaldokumenten wäre jedenfalls eine sehr lukrative Nebeneinnahme für ein Touristikunternehmen.

    Doch auf den ersten Blick wirkte das Reisebüro unverdächtig. Ich habe schon genug Scheinfirmen gesehen, die nur der Geldwäsche oder anderen zwielichtigen Machenschaften dienten. Falls natürlich an den Bilanzen manipuliert wurde, war das ein Fall für unsere Experten.

    Ich entdeckte die Telefonnummer des Inhabers.

    »Diesen Pjotr Lukin wird gewiss interessieren, dass sich seine Angestellte im Krankenhaus befindet. Offenbar arbeitet hier sonst niemand, jedenfalls ist noch kein weiterer Mitarbeiter aufgetaucht.«

    Während ich mit Milo sprach, tippte ich die Nummer dieses Lukin in mein Handy. Wenig später ertönte das Freizeichen, dann meldete sich eine weibliche Stimme mit osteuropäischem Akzent.

    »Das Büro von Mister Lukin, Sie sprechen mit Vera Smoldavar.«

    »Mein Name ist Jesse Trevellian, ich bin Agent beim FBI New York. Es geht um Mister Lukins Reisebüro in der West 47th Street…«

    Bevor ich den Satz beenden konnte, fiel mir die Lady ins Wort. Ihr Tonfall war nun hart.

    »Alle Anschuldigungen gegen Mister Lukin leiten Sie bitte direkt an seinen Rechtsanwalt Dr Philips weiter. Ich gebe Ihnen seine Rufnummer.«

    Nun fiel ich ihr ins Wort.

    »Das ist ein Missverständnis. Wir ermitteln nicht gegen Mister Lukin, Miss. In seinem Reisebüro hat ein Verbrechen stattgefunden, seine Angestellte wurde niedergeschlagen. Wir sind vor Ort. Offenbar ist kein anderes Personal hier. Vielleicht sollten Sie jemanden vorbeischicken, damit zumindest abgeschlossen wird.«

    Mit diesen Informationen schien ich die Telefonlady verblüfft zu haben. Jedenfalls antwortete sie zunächst nicht.

    »Vielleicht kann ja Mister Lukin auch selbst kommen«, fuhr ich fort.

    »Nein, das geht nicht. Um diese Uhrzeit hat Mister Lukin immer sein Fechttraining. Dabei darf er nicht gestört werden.«

    ***

    Eine Viertelstunde später erschien ein junger Mann, der unsere Sprache nur gebrochen beherrschte. Er sperrte zu, nachdem er mit uns zusammen das Reisebüro verlassen hatte. Aus diesem Burschen war keine brauchbare Information herauszubekommen. Aber immerhin drückte er mir eine Visitenkarte in die Hand, bevor er sich wieder aus dem Staub machte.

    »Pjotr Lukin scheint ein vielseitig interessierter Mann zu sein«, sagte ich zu Milo. »Sieh mal, er hat außer seinem Reisebüro auch noch ein Im- und Exportgeschäft sowie einen Übersetzungsservice, eine Automatenwäscherei sowie eine Kunstgalerie.«

    »Wahrscheinlich würde er auch gegen Bezahlung deinen Hund ausführen, wenn du einen hättest«, spottete Milo. »Für mich klingt das nach einem Geschäftemacher, der auf Teufel komm raus Geld scheffeln will.«

    »Das ist ja nicht verboten.«

    »Gewiss nicht, Jesse. Aber wenn sofort ein Anwalt Gewehr bei Fuß steht, sobald das FBI auch nur erwähnt wird, dann macht das diese Person nicht gerade unverdächtig.«

    »Ich finde auch, dass wir uns Lukin nach seinem geheiligten Fechttraining einmal vorknöpfen sollten. Aber lass uns zunächst ins Bellevue fahren. Vielleicht ist die Angestellte schon wieder bei Bewusstsein.«

    »Apropos Fechttraining«, meinte Milo, während wir in den Sportwagen stiegen, »ob es wohl ein Zufall ist, dass Lukin sich auch für das Fechten interessiert? Ich wette, er kann gut genug mit einem Degen umgehen, um Banukov die Waffe in die Brust zu stoßen.«

    »Gut möglich. Jetzt brauchen wir nur noch ein Motiv für die Tat. Ich frage mich schon die ganze Zeit, was Banukov überhaupt in New York gewollt hat. Und warum er sich als Henry Warrick ausgegeben hat.«

    Wir fuhren zum Bellevue Hospital. Bei der Verletzten war eine leichte Gehirnerschütterung festgestellt worden. Sie war inzwischen aus der Bewusstlosigkeit erwacht. Ich bat darum, mit ihr sprechen zu dürfen.

    »Die Patientin braucht absolute Ruhe«, sagte die Stationsärztin abweisend. Laut ihrem Namensschild auf dem Kittel hieß sie Dr Ruth Oakland. Sie war eine schöne Frau mit weißblondem Haar und rauchblauen Augen.

    »Wir ermitteln in einem Mordfall. Je länger wir warten, desto länger bleibt der Täter in Freiheit. Er kann weiterhin andere Menschen verletzen oder töten. Wir wollen ihn so schnell wie möglich aus dem Verkehr ziehen.«

    Die Medizinerin seufzte. Sie warf mir einen Blick zu, den man nicht unbedingt als dienstlich einstufen konnte.

    »Warum kann ich bei einem dunkelhaarigen G-man wie Ihnen nicht Nein sagen? Doch ich stelle Ihnen eine Bedingung.«

    »Und die wäre?«

    »Sie geben mir Ihre Telefonnummer, G-man. Damit ich Sie zur Verantwortung ziehen kann, falls es bei der Patientin Komplikationen gibt.«

    Der Blick von Frau Dr Oakland sagte mir allerdings, dass sie meine Nummer aus anderen Gründen haben wollte. Ich lächelte ihr zu und gab ihr meine Visitenkarte. Dr Oakland ließ diese schnell in ihrer Kitteltasche verschwinden. Sie deutete mit einer Kinnbewegung auf die Tür des Krankenzimmers.

    »Ab mit Ihnen. Aber nur fünf Minuten, okay?«

    Ich versprach es hoch und heilig. Milo grinste mir zu, als die Ärztin fort war.

    »Frau Dr Oakland würde gewiss gern mit dir ausgehen, Jesse. Bei der hast du Chancen, glaub mir.«

    »Darüber kann man reden, wenn der Killer in Rikers sitzt.«

    Die Reisebüroangestellte hieß Ludmilla Krailova. Sie hatte ein Krankenzimmer für sich allein. Ihr Gesicht war bleich. Sie wirkte furchtsam und eingeschüchtert. Ich fragte mich, ob sie sich vor dem Täter oder vor dem FBI fürchtete. Vielleicht auch vor Lukin - oder vor einer anderen Bedrohung, von der wir noch nichts wussten. Das mussten wir herausbekommen. Milo und ich schnappten uns Besucherstühle und nahmen links und rechts von ihrem Bett Platz. Wir stellten uns offiziell vor und zeigten unsere Dienstausweise.

    »Miss Krailova, wir haben Sie hinter dem Reisebüro gefunden. Sie sind offenbar niedergeschlagen worden. Haben Sie den Täter erkannt?«

    »N-nein, Agent Trevellian.« Ludmilla Krailova sprach mit kehligem Akzent, aber gut verständlich. »Es ging alles so schnell.«

    Sagte sie die Wahrheit? Ich war mir nicht sicher.

    »Erzählen Sie uns doch bitte, was passiert ist.«

    »Da gibt es gar nicht so viel zu sagen. Ich habe das Reisebüro aufgeschlossen…«

    »Wann war das?«

    »Um neun Uhr. Danach habe ich den Müll nach draußen bringen wollen, das hatte die Putzfrau am Vorabend vergessen. Ich öffnete also die Hintertür. Die Abfallcontainer stehen in der Gasse hinter dem Haus. Doch kaum hatte ich die Tür geöffnet, da bemerkte ich einen Schatten neben mir. Im nächsten Moment glaubte ich, mein Schädel würde platzen. Es wurde finsterste Nacht. Und als ich wieder aufwachte, lag ich hier in diesem Krankenhausbett.«

    »Dann haben Sie also auch keinen Verdacht, wer Sie niedergeschlagen haben könnte? Haben Sie vorher etwas gehört?«

    »Nein, Agent Trevellian.«

    »Oder ist Ihnen vielleicht ein fremder Geruch aufgefallen? Im Reisebüro duftete es intensiv nach einem Damen-Parfüm…«

    »Das stammt von mir. Ich habe die Angewohnheit, direkt vor Arbeitsbeginn noch etwas Parfüm aufzulegen. Wie gesagt, es war ein ganz normaler Tag. Ich hätte mir niemals träumen, lassen, einfach niedergeschlagen zu werden.«

    Ich nickte und zog das Foto von Michail Banukov aus meinem Jackett. Ich hielt Ludmilla Krailova die Aufnahme unter die Nase.

    »Haben Sie diesen Mann schon einmal gesehen, Miss Krailova?«

    »Nein.« Diesmal war ich sicher, dass sie log. »Wer ist das?«

    »Sein Name war Michail Banukov, aber er hatte auch einen falschen Pass auf den Namen Henry Warrick. Haben Sie einen dieser Namen schon einmal gehört?«

    »Nein, das sagt mir nichts. Warum sieht er so seltsam aus? Ist er tot?«

    »Ja, er wurde ermordet. Und seine Leiche wurde gestern in der Gasse neben dem Reisebüro gefunden. Haben Sie davon gar nichts bemerkt? Die Cops haben weiträumig abgesperrt, es gab eine Menge Gaffer.«

    »Während der Arbeitszeit kümmere ich mich nicht um die Dinge, die draußen vorgehen«, behauptete die Angestellte. »Ein uniformierter Cop kam kurz herein und fragte, ob ich etwas Verdächtiges in der Gasse bemerkt hätte. Mir war aber nichts aufgefallen. Daraufhin ging er gleich wieder fort.«

    »Stammen Sie aus der Ukraine, Miss Krailova?«

    »Ja, natürlich. Mister Lukin wollte eine gebürtige Ukrainerin in seinem Reisebüro arbeiten lassen, um die Kunden besser beraten zu können. Aber ich bin US-Staatsbürgerin. Ich spreche nicht nur Amerikanisch, sondern auch Ukrainisch und Russisch.«

    »Banukov war auch Ukrainer.«

    »Trotzdem kannte ich ihn nicht, Agent Trevellian. Die Ukraine ist ein großes Land, sie reicht vom Schwarzen Meer bis zu den Karpaten.«

    »Das will ich nicht bestreiten. Aber hier in New York nehmen Neueinwanderer oftmals Kontakt zu früheren Landsleuten auf. Das wird Ihnen bekannt sein.«

    »Ja, und Ukrainer bilden da gewiss keine Ausnahme. In dem Block, wo ich lebe, stammen die meisten Bewohner aus Kiew und Umgebung- So entsteht ein Stück Heimat mitten hier in New York. Aber diesen Michail Banukov habe ich trotzdem nicht gekannt, das müssen Sie mir glauben.«

    Ich wollte die Frau nicht zu hart verhören, schließlich war sie verletzt und offenbar auch geschockt.

    »Was für ein Verhältnis haben Sie zu Pjotr Lukin?«

    »Wie meinen Sie das, Agent Trevellian? Mister Lukin ist mein Boss, ich bin seine Angestellte. Das Reisebüro führe ich allein.«

    »Sie wollen sagen, dass Ihr Chef Ihnen nicht ständig auf die Finger schaut?«

    »Mister Lukin vertraut mir. Aber wenn es Unregelmäßigkeiten gäbe, würde er das gewiss sofort merken.«

    Ich spürte, dass Ludmilla Krailova innerlich abblockte. So kamen wir nicht weiter. Außerdem erschien nun auch noch die Ärztin und deutete vielsagend auf ihre Armbanduhr.

    Wir erhoben uns. Ich legte meine Visitenkarte auf das Nachtschränkchen.

    »Das wäre alles für heute, Miss Krailova. Vielen Dank für Ihre Hilfe. Bitte rufen Sie mich jederzeit an, wenn Ihnen noch etwas einfällt. Jeder Hinweis kann wichtig sein.«

    Die Frau in dem gepunkteten Patientennachthemd warf mir einen zweifelnden Blick zu. Sie schien sich zu fragen, ob sie mir trauen konnte. Vielleicht hatte Lukin ihr auch eingeimpft, sich überhaupt nicht mit der Polizei einzulassen. Für eine durchtriebene Kriminelle hielt ich Ludmilla Krailova auf jeden Fall nicht.

    Bevor wir die Station verlassen konnten, hielt mich Dr Oakland zurück.

    »Ihr Fall scheint interessant zu sein, Agent Trevellian. Dürfen Sie darüber sprechen?«

    Ȇber allgemeine Dinge schon - also

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