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Super Western Doppelband 20
Super Western Doppelband 20
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eBook239 Seiten3 Stunden

Super Western Doppelband 20

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Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Western:
(349XE)


Der Trail des süßen Gifts (Thomas West)

Jessys heißer Ritt (Barry Gorman)











„Westward ho!“

Die volltönende Stimme von Wagenmeister William Bradley war so laut, dass man sie sogar noch am Ende des langen Siedlertrecks hören konnte. Und das, obwohl der Wagenzug aus mehr als zwanzig Gespannen bestand. Es waren größtenteils hoffnungsvolle Einwanderer aus Schottland, Germany und Schweden, die sich an diesem sonnigen Spätsommermorgen am Courthouse Square in Independence versammelt hatten. Dieses Städtchen in Missouri war der Startpunkt des Oregon-Trails, auf dem die Siedler in ihr gelobtes Land an der Westküste gelangten.

Vorausgesetzt, sie überlebten die lange und gefährliche Reise …

Knarrend setzten sich die Conestogas in Bewegung. Die größten Planwagen wurden von zwanzig Ochsen gezogen. Aber es gab auch kleinere Karren, die mit sechs Maultieren als Gespanntiere auskamen. Zu einem solchen Wagen ritt Bradley nun hinüber, während die mächtigen Räder gewaltige Staubwolken aufwirbelten.

Der Mann im Sattel zog seinen Hut. Dabei versuchte er, nicht allzu offensichtlich in den Ausschnitt der jungen Traumfrau zu schauen.
SpracheDeutsch
HerausgeberCassiopeiaPress
Erscheinungsdatum9. Dez. 2022
ISBN9783753207476
Super Western Doppelband 20

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    Buchvorschau

    Super Western Doppelband 20 - Barry Gorman

    Super Western Doppelband 20

    Barry Gorman, Thomas West

    Dieser Band enthält folgende Western:

    Der Trail des süßen Gifts (Thomas West)

    Jessys heißer Ritt (Barry Gorman)

    „Westward ho!"

    Die volltönende Stimme von Wagenmeister William Bradley war so laut, dass man sie sogar noch am Ende des langen Siedlertrecks hören konnte. Und das, obwohl der Wagenzug aus mehr als zwanzig Gespannen bestand. Es waren größtenteils hoffnungsvolle Einwanderer aus Schottland, Germany und Schweden, die sich an diesem sonnigen Spätsommermorgen am Courthouse Square in Independence versammelt hatten. Dieses Städtchen in Missouri war der Startpunkt des Oregon-Trails, auf dem die Siedler in ihr gelobtes Land an der Westküste gelangten.

    Vorausgesetzt, sie überlebten die lange und gefährliche Reise …

    Knarrend setzten sich die Conestogas in Bewegung. Die größten Planwagen wurden von zwanzig Ochsen gezogen. Aber es gab auch kleinere Karren, die mit sechs Maultieren als Gespanntiere auskamen. Zu einem solchen Wagen ritt Bradley nun hinüber, während die mächtigen Räder gewaltige Staubwolken aufwirbelten.

    Der Mann im Sattel zog seinen Hut. Dabei versuchte er, nicht allzu offensichtlich in den Ausschnitt der jungen Traumfrau zu schauen.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    COVER A. PANADERO

    © dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

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    Alles rund um Belletristik!

    Der Trail des süßen Gifts

    Western von Thomas West

    Ein CassiopeiaPress E-Book

    © by Author

    © 2012 der Digitalausgabe 2012 by AlfredBekker/CassiopeiaPress

    www.AlfredBekker.de

    Es war lausig kalt an diesem Morgen. Ein frischer Nordwind blies über die Black Hills. Der Sommer hatte sich verabschiedet - ohne Zweifel. Und der Herbst pflegte verdammt kurz zu sein in dieser rauen Gegend des Dakota Territoriums. So kurz, dass er vorbei war, bevor man ihn überhaupt bemerkt hatte.

    Joe Winter lehnte die Pike gegen den Fels und zog seinen zweitbesten Freund aus der Hosentasche - Whisky. Er setzte die flache Flasche an die Lippen und goss sich die flüssige Hitze in die Kehle. Das tat gut! Er seufzte genüsslich.

    Graue Wolken jagten über den Himmel. Die dunklen Wipfel der Fichten wiegten sich im Wind. Sechzig Fuß unter Joe Winter rauschte der Fluss. Ein grauhaariger Mann kippte Wasser in eine Waschrinne. Lesley O'Belly, Joes Freund. Sein bester Freund.

    Vom Wetter einmal abgesehen ein Tag wie die tausend anderen zuvor hier oben in den Black Hills. Seit vier Jahren schufteten sie sich hier die Seele aus dem Leib. Nichts sprach dafür, dass ein Tag begonnen hatte, den Joe sein Leben lang nicht vergessen würde.

    Hey, Les - wie wär's mit einem Schlückchen?, rief er Lesley O'Belly zu. Macht schön warm!

    Unten am Fluss schleppte O'Belly zwei Kübel Wasser zur Waschrinne. Hau rein, Joey - davon wird dir wärmer als von deinem Scheißwhisky! Der dürre langmähnige Mann kippte das Wasser in die mit Geröll gefüllte Rinne.

    Joey zuckte mit den Schultern, grinste und nahm noch einen Schluck. Dann griff er wieder zur Pike - und weiter gings: Hinein in den schon fast zehn Schritte tiefen Schacht, die Pike in den Fels treiben, das losgeschlagene Geröll in die Kübel füllen, die Kübel hinunter an den Fluss schleppen und in die Waschrinne leeren...

    Wie gesagt - seit vier Jahren. Zu sechst hatten sie angefangen. Die ersten beiden hatten schon nach einem halben Jahr aufgegeben. Joey konnte sich kaum noch an ihre Namen erinnern. Jeremy war vor zwei Jahren an einer Blinddarmentzündung gestorben, Georgie hatte sich von einem Bären küssen lassen, und Phil hatte nach dem letzten Sommer aufgegeben.

    Das spitze Eisen der Pike drang in den Fels, Funken sprühten, mehr als knöchelhoch stand Joey im Geröll.

    Er wäre auch schon längst auf und davon. Allein die fanatische Beharrlichkeit des zwanzig Jahre älteren O'Belly hatte ihn bis zum heutigen Tag bei der Stange bleiben lassen. Wir finden soviel Gold, dass wir unser Leben lang nicht mehr arbeiten müssen, verkündete Les jede Woche mindestens einmal. Seit vier Jahren - das muss man sich mal vorstellen. Der Herr hat es mir im Traum gezeigt, pflegte Les zu sagen. Er glaubte an diesen Traum. Und schaffte es immer wieder den jüngeren Joey mit seinem Optimismus anzustecken.

    Joey konnte sich nicht erinnern schon mal von einem Goldfund geträumt zu haben. Er träumte meistens von Frauen. Und wenn diese Träume so heftig wurden, dass sie ihn auch tagsüber keinen klaren Gedanken mehr fassen ließen, dann schwang er sich auf sein Maultier und ritt nach Deadwood hinunter. Etwa alle sieben oder acht Wochen. Dort tobte er sich aus.

    Auf diese Weise hatte er mehr als die Hälfte der Nuggets verjubelt, die er hier oben in den Black Hills aus dem Fels gespült hatte. Die andere Hälfte war für Ausrüstung und Lebensmittel draufgegangen. Vor allem für Whisky.

    Les war da anders. Er hatte schon ein Ledersäckchen voller Nuggets gesammelt. Lächerlich wenig für vier Jahre harte Arbeit. Aber wie gesagt - Lesley O'Belly hatte einen Traum.

    Joey schaufelte das Geröll in einen großen Holzkübel und schleppte ihn aus dem Schacht zum Fluss hinunter. Er war ein großer, muskulöser Kerl, blond und mit sonnenverbranntem Gesicht und Oberkörper. Erst siebenundzwanzig Jahre alt sah er aus wie siebenunddreißig - der Whisky und die harte Arbeit.

    Unten am Fluss kippte er das Gestein in die Waschrinne, nahm einen Schluck Whisky und kletterte mit dem leeren Kübel wieder den Hang zum Schacht hinauf. So ging das bis zum Mittag, und nach einer Pause weiter bis zum Abend.

    Die Sonne stand tief im Westen, und der Himmel zwischen ihr und dem Horizont begann sich rot zu färben, als Joey auffiel, dass Les kein Wasser mehr schleppte und seine Pfanne nicht mehr schwenkte. Gar nichts tat er mehr. Er stand einfach nur vor der Rinne und starrte hinein.

    Hey, Les - schon Schluss für heute?! Joey zog seine Flasche heraus und leerte sie. Er war nicht mehr hundertprozentig klar im Kopf.

    Les rührte sich nicht von der Stelle. Joey feixte und packte den Stil seiner Pike. Nach ein paar Minuten drehte er sich wieder um. Les stand nicht mehr vor der Rinne - er kniete davon, hatte die Hände gefaltet und betete.

    Joey brauchte ein paar Augenblicke bis er begriff. Er wollte schon lachen, aber das Lachen blieb ihm im Hals stecken. Er sperrte Mund und Augen auf, ließ die Pike fallen und rannte den Hang hinunter zum Fluss.

    Les bewegte murmelnd die Lippen und schien weggetreten zu sein. Joey blickte in die Rinne. Das glaub' ich nicht, krächzte er. Zwischen den Gesteinsbrocken glänzten Nuggets. Einige waren so groß wie Taubeneier, manche sogar wie eine Kinderfaust. Ich glaub's nicht!, schrie Joey. Ich hab's nicht mehr geglaubt, verdammt noch mal! Er ging vor dem Betenden in Knie und schüttelte ihn. Wir haben eine fette Ader gefunden!, jubelte er. Wir haben's geschafft...!

    *

    Es ging schon auf den Abend zu, und der Saloon füllte sich langsam. Ein paar Einheimische, ein paar Männer in Fräcken und mit steifen Hüten, einige Frauen von der weniger anständigen Sorte und vor allem Cowboys. Vor zwei Tagen war der erste Viehtreck aus Texas hier in Ellsworth angekommen.

    Die Texaner fühlten sich wie zu Hause im Saloon - zogen ihre Jacken aus, hingen hemdsärmlig an der Theke und den Tischen, riefen und lachten laut durch den ganzen Schankraum und machten sich hemmungslos an die Frauen heran. Sie waren wochenlang unterwegs gewesen. Gestern war ihnen ihr Lohn ausgezahlt worden. Die meisten von ihnen trugen graue oder ehemals weiße Baumwollhemden und breite Hosenträger. Alle waren bewaffnet.

    Louis P. Brainwell beäugte die wilden Kerle misstrauisch. Nicht die Art Kunden, die er bevorzugte. Er saß an einem rundem Tisch an der Schmalseite des schlauchartigen Raumes. Auf dem einzigen Stuhl am Tisch, der es ihm erlaubte, mit dem Rücken zur Wand zu sitzen. So, dass niemand hinter ihm stehen und in sein Pokerblatt schauen konnte. Und so, dass er den ganzen Saloon überblicken konnte.

    Louis P. Brainwell war ein hochgewachsener, hagerer Mann. Vielleicht Mitte dreißig, vielleicht auch ein bisschen älter. Alles an ihm wirkte gepflegt und sauber. Auch sein dunkelbraunes, langes Haar. Er trug es in der Mitte gescheitelt und hinter die Ohren zurückgekämmt. Die gezwirbelten Spitzen seines schmal gehaltenen Schnurrbarts reichten fast bis zu seinen Wangenknochen. Auffällig war seine große, gerade Nase.

    Er trug eine karierte, graue Weste, einen schwarzen Binder und ein gestärktes, weißes Hemd. Das Jackett, das hinter ihm an der Wand hing - ebenfalls grau und kariert - sah aus, als hätte er es gestern erst gekauft. Und an dem schwarzen, breitkrempigen Hut daneben glänzte ein seidenes Hutband.

    Fünf weitere Männer hockten mit ihm um den Tisch herum. Alle stierten sie in ihre Karten. Hinter ihnen sammelten sich Schaulustige, blickten den Spielern über die Schultern und tuschelten miteinander. Sie spielten noch nicht lange. Louis hatte ein paar Cents verloren. Aber der Abend hatte erst angefangen.

    Die Männer mussten sich noch warmspielen. Zwei, drei Stunden, ein paar Whisky und den einen oder anderen kleineren Gewinn - dann würden sie risikofreudiger spielen, höhere Einsätze bringen und unvorsichtig werden. Jedenfalls diejenigen unter ihnen, die keine Profis waren. Und dann würde Louis in seine Trickkiste greifen...

    Louis war Profi. Pokern war sein Job. Pokern und ein Augen auf seine beiden Frauen haben. Rachel und Julie.

    Rachel Nelson saß an einem der Tische in der Nähe des Eingangs. Groß, blond, in einem schwarzen Kleid, dessen Ausschnitt die Ansätze ihrer Schlüsselbeine enthüllte. Ein Prachtweib. Bei ihr am Tisch zwei Männer. Dunkle Fräcke, Melonen auf den Köpfen, graue Bärte. Unter den Westen wölbten sich ihre Bäuche. Vermutlich Männer, die geschäftlich in Ellsworth zu tun hatten.

    Louis merkte, wie die Gentlemen ihre Blicke kaum noch bändigen konnten. Ständig hatte einer von ihnen seine gierigen Augen auf Rachels Schenkeln, die sich unter ihrem Kleid abzeichneten. Oder auf den prallen Wölbungen ihrer Brüste. Louis konnte die Männer gut verstehen.

    Julie Cane stand an der Theke. Zwischen zwei Cowboys. Sie kicherte mit ihnen und ließ sich Whisky ausgeben. Louis kannte keine Frau, die soviel Schnaps vertrug, wie Julie. Sie war kleiner als Rachel, und schmaler. Sie hatte dunkles Haar, und ihre Haut war auffällig braun. Sie trug ein enges, hinten geschnürtes, hellrotes Kleid.

    Louis schmunzelte in sich hinein. So von weitem wirkte die gute Julie wie eine süße, kleine Schmusekatze. Aber er hatte sie kennengelernt - sehr gut kennengelernt: Julie war das gerissenste Biest, das auf Gottes schönem Erdbodem herumschlich.

    Julie und Rachel - Louis P. Brainwells Frauen. Natürlich war er nicht mit ihnen verheiratet. Mit keiner von beiden. Obwohl er das manchmal behauptete. Wenn es gerade vorteilhaft war. Julie und Rachel arbeiteten für ihn. Und er für sie. Sie hatten eine Menge Dollars gemacht in den zwei Jahren, seit sie gemeinsam die größeren Städte zwischen dem Mississippi und den Rockys abklapperten.

    Er hatte einen Königdrilling auf der Hand, als der Mann den Saloon betrat. Louis erkannte ihn sofort: Der Viehhändler aus Abilene, den Julie vor zwei Wochen ausgenommen hatte. War er ihnen gefolgt? War er zufällig hier in Ellsworth? Louis' Puls beschleunigte sich. Jede Faser seines Nervenkostüms schien plötzlich zu vibrieren. Der Mann schaute sich um. Es war zu spät, Julie nach oben zu schicken.

    Zwei Quarter, murmelte Louis. Niemand merkte ihm seine Erregung an. Er schob die Münzen in den Pot und legte zwei Karten weg. Und zwei neue Karten.

    Der Viehhändler trug eine braune Wildlederjacke mit Fellkragen. Weißes Haar schaute unter seinem Hut hervor, aber sein sonnenverbranntes Gesicht wirkte alles andere als alt. Er war nur unwesentlich größer als Louis, aber wesentlich schwerer.

    Aus den Augenwinkeln sah Louis seine massige Gestalt durch den Saloon schaukeln - den Kopf angriffslustig nach vorn gestreckt, und die Rechte über dem Kolben seines Revolvers schwebend. Der Mann war gefährlich. Louis hatte einen Blick dafür. Er nahm die Herzsieben und die Piksieben auf.

    Einen Dollar. Er fing vorsichtig an. Wenn er zu hoch einstieg, würden die anderen gleich die Karten hinwerfen. Die meisten waren Cowboys. Mehr als fünfundzwanzig, dreißig Dollar die Woche verdienten die Burschen nicht. Viel mehr konnte er also an diesem Abend nicht einfahren. Zwei stiegen aus, drei hielten mit. Louis behielt den Viehhändler im Auge. Jetzt hatte er Julie entdeckt!

    Ich will sehen, sagte Louis, und schob zwei weitere Dollarmünzen in den Pot. Nur zwei seiner Mitspieler hielten zogen gleich.

    Verdammtes Miststück!, brüllte der Viehhändler. Hab' ich dich erwischt!

    Full House. Louis legte die Karten auf den Tisch und strich das Geld ein. Ich mach' für ein, zwei Runden Pause. Er stand auf. Der große Mann in der Wildlederjacke hatte Julie am Oberarm gepackt und zerrte sie von der Theke weg. Einer der Cowboys holte aus und rammte ihm die Faust ins Gesicht. Der Mann taumelte nur ein wenig - sein Gegenschlag schleuderte den Cowboy auf den Tresen. Sein Gefährte griff an und fing sich ebenfalls einen gewaltigen Fausthieb. Stöhnend sackte er zwischen die Barhocker auf den Boden und hielt sich das Kinn fest.

    Du kommst mit zum Sheriff, blaffte der Viehhändler. Sämtliche Gespräche im Saloon waren verstummt.

    Lass meine Frau los!, rief Louis. Mit drei Schritten war er bei Julie und dem Kerl. Im Laufen spannte er den Hahn seines linken Revolvers. Mit der Rechten packte er Julie am Arm und riss sie von dem Mann weg. Scher dich raus, hier! Louis mimte den Empörten. Öfter als einmal legt keiner seine Dreckpfoten an meine Frau!

    Der bullige Mann lief rot an. Das Miststück ist deine Frau?! Er deutete auf Julie, die sich zur Theke geflüchtet hatte. Soll ich dir sagen, was sie treibt, wenn du nicht hinguckst?! Sie lockt Männer auf ihr Zimmer und...

    Louis griff nach dem nächstbesten Glas auf einem der Tische neben sich und schleuderte es dem Mann ist Gesicht. Er wusste, was er hinausposaunen wollte. Und es reichte, wenn er es wusste. Noch ein Wort und du kannst deine Lügengeschichten den Würmern erzählen, du aufgeblasener Schleimscheißer, du! Er sah dem Mann an, dass er kurz davor war zu platzen vor Wut. Er reizte ihn bewusst. Zieh endlich, dachte er, zieh dein Schießeisen... Aus was für einem Scheißnest kommst du, wo man sich an wehrlosen Frauen vergreift...

    Tatsächlich zuckte die Hand des Viehhändlers zum Revolverkolben. Er hatte die Waffe noch nicht halb gezogen, da donnerte Louis' Schuss durch den Saloon...

    Für einen Augenblick stand der massige Mann in der Lederjacke still wie eine Statue. Ein Ausdruck des Erstaunens lag in seinen Augen. Die zornigen Züge seines Gesichtes erschlafften, und er sah mit einem Mal irgendwie lächerlich aus. Dann kippte er nach hinten weg und schlug zwischen zwei Tischen auf dem Holzboden auf.

    Aus allen Ecken des Saloons drängten sie sich heran. Zwanzig, dreißig Augenpaare versuchten einen Blick auf den Hingestürzten zu erhaschen. In seiner Stirn klaffte ein kleines Loch. Ein dünnes, rotes Rinnsal zog sich durch die Furchen seiner Haut und versickerte in seinen weißen Koteletten.

    Louis ging zurück zum Pokertisch. Die Männer betrachteten ihn mit einer Mischung aus Furcht und Respekt. Er ließ sich Karten geben. Keine zwei Minuten später stieß der City-Marshal die Schwungtüren zum Saloon auf...

    *

    Der letzte Abend im Hotel in Deadwood. Nach Hause! Les lag auf dem Bett und streckte die Arme in die Luft. Nach vier Jahren endlich wieder nach Hause nach Memphis! Zwei Wochen lang hatten sie durchgeschuftet und die Goldader in ihrem Claim ausgeräumt. Vor zwei Tagen hatten sie den Schürfplatz verpachtet und. Ich werde meine Söhne nicht wiedererkennen, seufzte Les. Aber es hat sich gelohnt, oder was meinst du, Joey?

    Joey hing auf einem Stuhl am Tisch neben dem Fenster. Kann man so sagen, mein Freund. Er betrachtete die zwölf prall gefüllten Ledersäckchen auf dem Tisch. Nuggets im Wert von siebzig, achtzigtausend Dollar. Vielleicht sogar mehr. Kann man wirklich so sagen. Er setzte eine große Flasche französischen Cognac an die Lippen und trank.

    Sie hatten Pferde gekauft und neue Waffen. Sie hatten sich neu eingekleidet und waren beim Barbier und im Badehaus gewesen. Und Mary - sie hat geschrieben. Kann's kaum erwarten, bis ich wiederkomme. Sie schlägt vor, dass wir einen Laden aufmachen. Les, in seinem Dreiteiler, sah aus wie ein Geschäftsmann. Nichts erinnerte mehr an den struppigen, verwahrlosten Goldgräber.

    Keine schlechte Idee, brummte Joey mit schwerer Zunge. Er hatte sich nicht zu den feinen Klamotten durchringen können, wie Les sie jetzt trug. Eine grobe, blaue Nietenhose hatte er sich gekauft, und ein robustes, rotes Baumwollhemd und eine schwarze Lederweste. Und einen langen, hellbraunen Hirschledermantel. Auch seinen verschwitzten Filzhut hatte er ausrangiert. Jetzt trug er einen weißen Stetson.

    Zwei fabrikneue .38er Double-Action-Revolver von Merwin & Hulbert steckten in dem nagelneuen Waffengurt, der hinter ihm über der Stuhllehne hing. Sein Name war in die elfenbeinbeschlagenen Kolben eingraviert. Und an der Wand neben dem Fenster lehnte ein moderner Winchester Sattelkarabiner Kaliber .44.

    Und wo wirst du hingehen, alter Freund?, wollte Les wissen.

    Joey betrachtete das glattrasierte Gesicht des Älteren. Seit zwei Wochen wich das selige Lächeln nicht mehr aus dessen Zügen. Er beneidete ihn - Joey selbst hatte der unerwartete Goldfund mit den Tagen ein wenig wehmütig gestimmt. Er hatte keinen Schimmer, was er mit dem plötzlich Reichtum anfangen sollte. Und ein Zuhause hatte er auch nicht. Weiß nicht.

    Willst du nicht zurück nach Lousiana gehen und die Plantage deines Vaters auf Vordermann bringen?, wunderte Les sich.

    Joey schüttelte stumm den Kopf und nahm noch einen

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