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In diesem und im anderen Leben: Nele und Azim
In diesem und im anderen Leben: Nele und Azim
In diesem und im anderen Leben: Nele und Azim
eBook801 Seiten12 Stunden

In diesem und im anderen Leben: Nele und Azim

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Über dieses E-Book

Der Zufall führt Nele in einem gemeinsamen Urlaub mit ihrer Freundin Katja nach Marokko.
Dort trifft sie auf Reiseleiter Azim und ab diesem Zeitpunkt werden beide immer wieder durch "Gedankennebel" in Szenen ihres früheren gemeinsamen Lebens als Paar in Marokko entführt.
Nele verlässt verwirrt dieses Land. Zu Hause lässt sie diese Geschichte nicht los und sie wagt es, erneut nach Marokko zu fliegen, um mit Azim ein paar Tage zu verbringen.
Schnell wird ihnen klar, dass ihre große Liebe aus einem früheren Leben immer noch Bestand hat und Neles Verbundenheit zu diesem Land sehr stark ist.
Doch Nele und Azim können ihre Liebe nicht leben, können nicht zusammenkommen, denn Azim wird Jamila heiraten, obwohl er Nele über alles liebt. Für ihn gibt es scheinbar keine Möglichkeit, diese arrangierte Verbindung zu lösen, denn er weiß nicht, dass hinter seiner selbst gewählten Verpflichtung ein Schuldgefühl aus seinem früheren Leben steckt.
Das Schicksal ebnet Nele den Weg, eine Zeit lang in Marokko arbeiten zu können. Nun sind sie und Azim Kollegen und kommen wieder nicht voneinander los, doch es ändert sich nichts an seinem Heiratsversprechen an Jamila.
Wird es ihm gelingen, seine Schuld zu lösen?
Nele, die zuweilen zu spontanen und scheinbar verrückten Aktionen neigt, wird kurz vor ihrer Abreise mal wieder zu einer solchen getrieben …
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum25. Mai 2021
ISBN9783347325692
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    Buchvorschau

    In diesem und im anderen Leben - Jutta Simon

    Kapitel 1

    Fliegen? Nein danke! Marokko? Erst recht nicht! Diese Riesenvögel da oben am Himmel machten mir Angst, und der sogenannte Orient ging mir sonst wo vorbei. Aber wer fragte mich schon? Dieses Ding, was sich Schicksal nennt oder gelegentlich auch unter dem Namen Universum sein Unwesen treibt, hatte anscheinend beschlossen, mich in so einem schwebenden Ungetüm in die Welt der fliegenden Teppiche, Harems und Dschinn zu katapultieren. Letztere waren sicher auch dafür verantwortlich, dass im ‚Land des Sonnenuntergangs‘ mein schönes, ruhiges und sicheres Leben völlig auf den Kopf gestellt wurde und sonderliche Ereignisse meinem Verstand den Krieg erklärten. Aber als wäre das noch nicht genug, brachten sie mein Herz und meine Seele auch noch dazu, völlig aus den Fugen zu geraten. Vier Buchstaben waren daran schuld – Azim …

    Nicht unschuldig an dieser Geschichte war meine langjährige, äußerst hartnäckige Freundin Katja.

    Wir lernten uns in der Ausbildung kennen und standen gemeinsam diese harte Zeit durch. Damals floss der Rotwein, um den Wahnsinn der Prüfungen besser durchstehen zu können. Mit den letzten trockenen Krümeln Tabak drehten wir mit ungeahnter Kreativität noch Zigaretten und wenn wir dann auf Tisch und Bett Tanzeinlagen zum Besten gaben, während wir aus voller Kehle unter Zuhilfenahme sämtlicher falschen Töne ´Lili Marleen` von Lale Andersen grölten, dann waren wir schon auf der Schwelle zum Irrsinn …

    Solche Erlebnisse schweißen zusammen und so beschlossen wir, einmal im Jahr ein paar Tage Kurzurlaub miteinander zu verbringen. Nordsee in Deutschland, Nordsee in Holland, dann wieder in Deutschland, dann wieder Holland. Für Abwechslung sorgte ein Trip an die Ostsee und der waghalsige Ausflug in die ‚Metropole Straßburg‘. Alles ruhig und beschaulich, genau richtig so, mir gefiel es! Dies sah meine liebe Freundin Katja anders! Sie versuchte schon lange, mir einen Flug schmackhaft zu machen, damit wir in kurzer Zeit auch mal entferntere Ziele erreichen konnten. Aber ich beharrte stur auf meine Flugangst und kam damit auch einige Jahre durch. Dann aber näherte sich unser zehnjähriges Freundschaftsjubiläum, und dummerweise hatte ich ihr im Anflug des Leichtsinns versprochen, dann mit ihr auch mal in den Urlaub zu fliegen - in der irrigen Annahme, sie könne es vergessen. Natürlich war das nicht der Fall und so erinnerte sie mich daran, dass nun der Zeitpunkt gekommen war, mit einem dieser Blechvögel in die Ferne zu schweben, wo es schön warm war.

    Und ehe ich mich versah, fand ich mich gemeinsam mit Katja im Reisebüro wieder und war höchst erstaunt über meinen Ideenreichtum, jede angebotene Pauschalreise schlecht zu reden. Aber ich hatte die Rechnung ohne Katja gemacht, sie brauchte mich gar nicht erst zu durchschauen, da sie schon im Vorfeld meine Strategie erahnte. So geschah es, dass einige Minuten später die Buchung für eine Woche Tunesien bestätigt war. Puh!

    Katja war hellauf begeistert. So exotisch! Sie war schon einmal nach Istanbul geflogen, hatte somit Basare erlebt, das Handeln kennen gelernt und Geschmack an anderen Kulturen bekommen. Ich dagegen hatte damit so gar nichts am Hut, Holland war doch schön! Das Einzige, was mir an der Sache gefiel war, dass dort garantiert die Sonne schien, es schön warm war, und während andere hier noch froren konnte ich mich in die Fluten werfen.

    Dann war dieser unheilvolle Tag der Abreise tatsächlich da. Nur weil Katja es geschafft hatte, bei ihrer ersten Flugreise gleich mal den Flieger zu verpassen, befand sie sich nun im Ausnahmezustand, damit uns nicht das gleiche Schicksal ereilte. Was dazu führte, dass wir durch den Köln-Bonner Flughafen hetzten, als wären wir nach einem Banküberfall auf der Flucht. Ich hatte null Orientierung und lief ihr wie ein Hündchen, dessen Zunge fast schon auf dem Boden schleifte, hinterher. Dies aber hatte wiederum den Vorteil, dass ich mich nicht allzu sehr mit meiner Flugangst beschäftigen konnte und die Gedanken an dieses ferne, befremdliche Land verdrängt wurden.

    Irgendwann standen wir dann, auch unter Belustigung so manches Flughafenpersonals, hechelnd und schweißnassgebadet vor dem richtigen Check in. Nun gab es kein Zurück mehr!

    Als ich später die Treppe zum Flieger bestieg, glaubte ich, diese müsse vibrieren, so stark klopfte mein Herz. Um mich zu beruhigen, streichelte ich beim Einstieg den Flieger und sprach ihm gut zu, mich und alle anderen nur ja gut zu unserem Ziel zu bringen. Dieses Ritual habe ich bis heute beibehalten, es hat sich bewährt.

    Der Flug war der Horror! Also eigentlich war alles gut! Die Technik funktionierte, der Pilot machte seinen Job gut, ebenso die Flugbegleiterinnen. Selbst das Wetter spielte mit und die Turbulenzen hoben sich für spätere Flüge auf. Zu meiner Rettung sei gesagt, man muss sich ja auch erst einmal daran gewöhnen. Man muss lernen, dass sich Tragflächen bewegen und das nicht heißt, dass das Flugzeug abstürzt! Genauso sollte man keine Panik schieben, wenn das Flugpersonal einfach nur geschäftig ist.

    Ankunft! First time in einem arabischen Land, einer anderen Kultur, Kulturschock inklusive.

    Es begann damit, dass Katjas Koffer nicht ankam, die Reiseleitung leider nicht sehr hilfsbereit war, da alle anderen Gäste warten mussten und sie dadurch genervt war. Sie ließ uns freundlicherweise alles selbst regeln. Easy wenn man weder Französisch noch Arabisch spricht und die Angestellten kein Englisch. Daraus sollte sich noch eine nette kleine Story entwickeln, aber für den Anfang fühlte es sich alles andere als nett an!

    So weit, so gut. Ab in den Bus! Uns empfingen die bösen Blicke der Mitreisenden, da sie auf uns warten mussten. Doch dies war noch vertrautes Terrain. Als wir vor dem Hotel ausgesetzt wurden - so kamen wir uns vor - ging es erst richtig los. Ich glaubte, Tunesien bestünde nur aus Männern! Und davon nicht zu wenige! Aber immerhin waren sie mehrsprachig. Es empfingen uns Ausrufe wie „La gazelle, „Frischfleisch, „Madame, look, look". Wir hechteten ins Hotel, wo uns, wie sollte es auch anders sein, nur Männer empfingen. Nur fünf Minuten später hatten wir schon mehrere Angebote zu einem Date. Ich wollte nur noch schnell auf unser Zimmer - Sicherheitszone! Aber nur, wen man nicht über die Balkonbrüstung hinausschaute, der Blick aufs Meer herrlich, doch da unten - ein Pulk Tunesier. Hatten Tunesier Fledermausohren? Sie riefen schon hoch, als wir nur in Erwägung zogen, aus der Zimmertür herauszutreten, sehen konnte man uns nicht.

    Es dauerte nicht lange und ich wurde stinksauer auf Katja, die mir diese Reise quasi eingebrockt hatte. Ich zog mir ein Laken um, als Zeichen der Verschleierung und knatschte lautstark, dass ich nur noch so aus dem Hotel treten würde. Hatte ich so viel Geld und wertvolle Urlaubstage investiert, um in so einem Land Urlaub zu machen, wobei ich mir nicht vorstellen konnte, dass dieser Aufenthalt je urlaubsähnlichen Charakter bekommen würde.

    Und siehe da! Es wurde ein Urlaub. Und was ich nie glaubte, es keimte etwas auf, das ich damals noch nicht benennen konnte, die Liebe zum ‚Arabischen‘ …

    Nachdem ich mich vom ersten Schock erholt hatten, schleppte Katja mich direkt in den Souk. Die engen Gassen, die zahlreichen bunten Läden und die vielen Menschen, nein Männer, nahm ich nur verschleiert wahr, weil meine Angst nichts Anderes zuließ. Ich ging sehr verhalten hinter ihr her, als ich plötzlich von einem Mann - was sonst - angesprochen wurde. Und bevor ich wusste, wie mir geschah, war Katja verschwunden. Panik! Der Mann tätschelte an meinem Arm rum, ich versuchte ständig, seine Hand wegzuwischen. Wo war Katja? Hilfe! Ich ging weiter, späte in die Läden, mein Herz hämmerte. Endlich! Da saß meine liebste Freundin seelenruhig auf einem Hocker, verhandelte lautstark mit dem Verkäufer einen Preis für eine Schale und begrüßte mich lapidar mit den Worten: „Ach, da bist du ja." Ja, da war ich, wurde auch auf so ein Höckerchen niedergedrückt und bekam ebenfalls ein Gläschen Tee. Was die da wohl reingetan hatten? Ich hörte schon die mahnenden Worte meiner Mutter. Ich betrachtete meine Freundin, sie lebte noch, hatte keine glasigen Augen, fiel nicht vom Hocker. Also nahm auch ich vorsichtig ein Schlückchen. Es schmeckte gut, verdammt, es schmeckte himmlisch. War das noch ich, die Frau, die nie Tee trank?

    Es war eines solcher Erlebnisse, wodurch ich mich - vorerst noch unfreiwillig - auf den Orient einließ.

    Schon am nächsten Morgen ging es weiter. Es kam die Meldung von der Rezeption, Katjas Koffer sei nun am Flughafen von Monastir abzuholen. Schön! Aber wie? Todesmutig kämpften wir uns durch diverse Hotels, um endlich unsere deutschsprachige Reiseleitung zu finden, mit mäßigem Erfolg. Denn es gab nur einen Kollegen, der damit leider so gar nichts zu tun hatte und meinte, seine Kollegin sei erst morgen wieder da. Gut, was tun? Da Katja, was ich durchaus verstehen konnte, gerne ihren Koffer so bald als möglich haben wollte, stimmte ich zu, dass wir das Ding eben eigenhändig holten. Ach, was bin ich eine nette Freundin! So begab es sich, dass wir zwei erst einmal die Taxikosten aushandelten, weder der Sprache noch der örtlichen Eigenarten mächtig. Aber wir schafften es und fanden uns nach zähen Verhandlungen im Fond des Taxis wieder. Als der - nun - doch etwas schmuddelige zahnlose Taxifahrer anfuhr, war ich mir nicht mehr so sicher, ob wir mit der alten, qualmenden und stotternden Kiste je irgendwo ankommen würden. Zumal der Flughafen in einer anderen Stadt war und Monsieur fröhlich und teetrinkend vor sich hinfuhr und nur er wusste wohin. Denn schon am Anfang der Fahrt beschlichen uns Zweifel, ob er uns wohl richtig verstanden hatte. So fragte er des Öfteren mit Gesten wohin? Wir versuchten es mit „Airport oder „Aeroport. So viel konnten wir dann doch sprachlich beisteuern und zusätzlich mit Gesten und Geräuschen, wie man das von Kindern kennt, wenn sie mit ausgebreiteten Armen Flieger spielen, unser Ziel zu formulieren. Als Antwort für unsere Anstrengungen ernteten wir ein fröhliches, zahnloses Lächeln und ein Achselzucken. Na prima!

    Doch damit nicht genug! Bildete ich es mir etwa ein, dass diese Karre plötzlich mehr als zuvor stotterte? Nein, denn schon rollte das Vehikel langsam hüpfend an den Straßenrand und Monsieur Taxifahrer zeigte einfach auf die Tankanzeige - leer! Tief durchatmen! Einmal, zweimal und - nein zum dritten Mal kam es nicht, denn unser Fahrer deutete auf eine in der Ferne erkennbare Tankstelle, und zudem machte er uns klar, dass wir nun schieben müssten. Katja und ich sahen uns an und fingen prustend an zu lachen! Das war wie im Film! Nun, wir schoben artig und Monsieur saß am Steuer und lenkte. Muss ich erwähnen, dass es in Tunesien um die Mittagszeit recht heiß sein kann? Endlich die rettende Tankstation erreicht, wollte uns unser Taxifahrer mit einem Schlückchen Tee aus seinem gebrauchten Gläschen anbieten. Die gute Absicht zählt, aber dann doch lieber nicht und vielen Dank!

    Immerhin kann ich berichten, dass wir dann doch am richtigen Ziel ankamen und dazu, wenn auch nicht freiwillig, weil aus mangelnder Ortskenntnis des Fahrers, eine Stadtrundfahrt inklusive hatten. Unsere Zurufe wegen der Beschilderung ‚Aeroport‘ ignorierte er mal so ganz gelassen. Um sicherzustellen, dass unser Fahrer auch auf uns wartete, bezahlten wir ihn vorsichtshalber nicht und deuteten ihm, hier zu warten, worauf er natürlich eine gewaltige und lautstarke Flut von Wörtern über uns ergoss, welche wir nun höflichst unsererseits überhörten. Im Flughafen wurden wir dann von A nach B nach C und so weiter gescheucht, bis wir endlich Katjas Koffer wohlbehalten in Empfang nahmen.

    Den Koffer fest umarmt verließen wir den Flughafen, bestiegen das vollgetankte Taxi mitsamt dem überaus freundlichen Fahrer, der nun ganz theatralisch tat, als sei er unser Privatchauffeur und uns auch ohne große Umstände wohlbehalten am richtigen Hotel absetzte.

    In diesem ganzen Gewusel kam ich gar nicht dazu, über diese Situation nachzudenken. Ich handelte und so ganz, ganz allmählich gewöhnte ich mich ein ganz kleines bisschen an das fremde Land.

    Am darauffolgenden Morgen gingen wir wieder ins Städtchen und trotz der immer noch teils aufdringlichen Zurufe merkte ich, wie ich mich doch schon etwas sicherer bewegte. Als wir uns in einem kleinen Laden umschauten, sprach mich der Verkäufer auf Deutsch an und meinte, hätte ich nicht die grünen Augen, könnte ich mit meinen hennaroten Haaren und meinem dunklen Teint als Araberin durchgehen. Was für ihn möglicherweise eine Floskel war, um ins Gespräch zu kommen, löste bei mir etwas aus. Wie konnte es sein, dass mir diese Vorstellung gefiel? Ich zählte mich doch nicht zu den Touristinnen, die auf Geplänkel hereinfielen, ich war verwirrt!

    Dieses Gefühl vertiefte sich noch, nachdem wir abends nach dem Essen auf das Dach des Hotels gelangen wollten, da man von dort sicher eine grandiose Sicht über die Stadt hatte. Wir stiefelten also heimlich durch die Dienstbotengänge und gelangten tatsächlich auf das Dach, auf dem, wie so typisch, die Wäsche in der lauen Abendluft flatterte. Der Ausblick war großartig. Die Lichter der Stadt, herrlich! Doch es war etwas ganz Anderes, eine Stimmung, die mich erwischte. Dieses Gefühl, das kenne ich, hier bin ich richtig! Ich schwöre, ich war nüchtern! Ich konnte dies alles nicht wirklich benennen, aber ich wäre am liebsten einfach dort auf diesem nüchternen, wäschebehangenen Hoteldach geblieben.

    Die Tage in Tunesien wurden doch noch richtig schön. Nie hätte ich am Anfang unseres Aufenthaltes gedacht, dass ich mich ein paar Tage später mit Spaß und Neugier durch die Stadt bewegte. Wir schlichen uns des Nachts heimlich in die Diskotheken der anderen Hotels, obwohl man sich ja als Frau damals um diese Tageszeit nicht allein draußen bewegen sollte.

    So landeten wir eines Abends auf einer Animationsveranstaltung. Darauf hatte ich echt keine Lust, aber meine liebe Katja wollte sich so was unbedingt mal anschauen. Da ich kein Spielverderber sein wollte, blieben wir also dort. Zielsicher steuerte ich einen Stuhl in der hintersten Reihe an, doch Katja wollte alles richtig mitbekommen und zerrte ich ganz nach vorne. Mich langweilte die Show und ich driftete mit meinen Gedanken ab, ließ die letzten Tage Revue passieren. Plötzlich stand ein Mann vor mir und ehe mich versah, zog der mich auch schon an der Hand von meinem Stuhl hoch. Meine Körperspannung nahm den Abwehrmodus ein, mein Kopf drehte sich in Richtung Katja und mein flehentlicher Blick, mit Bitte um Rettung, wurde von ihr mit einem breiten, zufriedenen Lächeln quittiert. In dieser Sekunde war mein einziger Gedanke, dies würde ganz bestimmt unser letzter gemeinsamer Urlaub sein! Ich wurde im Stich gelassen und vorgeführt!

    Auf der Bühne erklang fremdländische Musik und dieser, zugegeben attraktive, Tunesier fing an zu tanzen. Ja, so etwas hatte ich schon einmal im Fernsehen gesehen. Orientalischer Tanz. Und nun sollte ich es ihm gleichtun! Ein Blick - versehen mit Dolchen - traf Katja, aber die war anscheinend resistent dagegen und mit einer Geste ermunterte sie mich, weiterzumachen. Ich würde ihr später die Gurgel umdrehen! Um mich nicht vollends vor dem gut gelaunten Publikum, welches kräftig im Takt klatschte, zu blamieren, begann ich die Bewegungen des Animateurs nachzumachen. Es fühlte sich holprig an, aber er ermunterte mich weiter, diese Menschen im Publikum auch und siehe da, plötzlich fanden die Töne einen Weg in meinen Körper. Meine Bewegungen wurden runder und auf einmal verselbstständigte sich mein Bewegungsapparat. Mein Bewusstsein schien raus zu sein und es machte richtig Spaß. Die Menge applaudierte, Katja grölte und ich? Ich wusste mal wieder nicht, was da mit mir los war … Der Tunesier führte mich galant von der Bühne und hauchte mir ein: „Respekt Madame, merci" ins Ohr. Auch Katja fand mich sensationell und da ich verwirrt war, vergaß ich ihr die Gurgel umzudrehen und nur so konnten wir auch einen Ausflug mit dem Jeep ins Hinterland machen, der mir besonders gefallen hat.

    Die Berberdörfer hatten es mir angetan. Ich war fasziniert, die Menschen zu beobachten und wünschte mir so sehr, eine von ihnen zu sein. Als ich abends im Hotel Katja davon erzählte, tat sie dies verständlicherweise als Urlaubsromantik ab. Sie meinte, ich wolle doch nicht allen Ernstes kilometerweit laufen, um Wasser zu holen, meine Wäsche von Hand an einem Bach waschen und Esel und Ziegen vor mir hertreiben. Nein, wollte ich nicht wirklich und doch … Nun, ich redete mir auch ein, dass es einfach nur so ein Urlaubsgefühl war.

    Ich fing an diese Atmosphäre in diesem Land immer mehr zu mögen. Das Geschrei der Händler, der Duft des Tees, die Farben, der Geruch der Lederwaren. Auf dem Souk, diesem riesengroßen Markt konnte ich mich nicht satt riechen an den Gewürzen und mochte diese kräftige Farbe der unglaublichen Orangenmengen.

    Ein letztes merkwürdiges Gefühlsereignis hatte ich dann nach dem Besuch einer Straußenfarm. Es war eine deutsche Frau, die uns führte. Am Ende des Besuches erzählte sie uns ein wenig aus ihrem Privatleben. Wie sie sich so verrückt in einen Tunesier verliebte, ihr Leben in Deutschland zurückließ und nun glücklich hier lebte und arbeitete, obwohl die äußeren Bedingungen wesentlich schlechter waren als in Deutschland. Warum war da schon wieder so ein Gefühl? Diesmal erzählte ich meiner Freundin nichts davon und versuchte, das Ganze zu vergessen.

    Die Tage gingen vorbei und tatsächlich befiel mich am Abreisetag Wehmut. Eine so andere, als die normale Heimreise - der Urlaub ist zu Ende - Wehmut.

    Ich hatte das Gefühl, irgendetwas hat an meinem Seelchen gezerrt, ein ganz kleines Stückchen Herz herausgeschnitten, um es zumindest schon mal in Nordafrika zu deponieren.

    Kapitel 2

    Natürlich hing ich zu Hause noch eine Weile meinen Erinnerungen nach, wunderte mich darüber, dass ich mir über ein Leben in einer solchen Kultur Gedanken machte, wie es mir denn da so erginge, wenn, aber irgendwann beruhigte ich mich auch wieder.

    Das sollte so lange gut gehen, bis wir nur ein Jahr später die nächste gemeinsame Tour planten und buchten. Das Schicksal wollte es wohl so, dass sowohl Reisepreis als auch Temperaturen zu dieser Jahreszeit uns eine Woche Marokko bescherten.

    Aber auch dieses Mal dachte ich zu Anfang noch, nein nicht schon wieder. Ich hatte neben den verwirrenden Gefühlen auch noch die Männerwelt der Tunesier im Gedächtnis.

    Wollte ich schon wieder in ‚so‘ ein Land? Ich wollte mich frei bewegen, völlig relaxt shoppen, Besichtigungen machen, ein Gläschen Wein trinken, im kurzem Sommerkleidchen die Sonne genießen. Einfach so, völlig ohne Beobachtung, mir hier und da mal eine Zigarette drehen und die dann noch in Ruhe rauchen. Und vor allem wollte ich keine merkwürdigen Gefühlswallungen mehr! Aber nun war gebucht. Eine Woche Agadir.

    Zumindest war der Flug nicht mehr das große Problem. Denn eines hatte ich schnell begriffen, man kommt nur mit dem Flieger in entferntere Ziele, wenn man ein knappes Zeitbudget hat.

    Der Abflug in Düsseldorf, alles Bestens, Flug gut! Über Marokko drückte ich mir die Nase am Kabinenfenster platt. Von oben wirkte die landwirtschaftlichen Parzellen wie Streuselkuchen auf mich. Ich entdeckte die ersten Lehmhaussiedlungen, kleine Dörfer, aber auch viel trockenes, ödes Land.

    Dann die Landung in Marokko, Flughafen ‚AL Massira‘. Ich komme an die Fliegertür stehe da oben an der Treppe, nehme das erste Mal live und in Farbe - naja letzteres eher weniger - Marokko wahr. Sonne, staubige Luft, ein wenig imposantes Gebäude, karge Umgebung, wirklich unspektakulär! Wahrscheinlich gab es niemanden, der dieses Gemisch aus Staub, Kerosin und Busabgasen für einen Duft hielt. Da gab es wohl nur mich! Ich atmete tief ein, wollte den Moment ein bisschen länger genießen, wurde dann aber von meinen Mitreisenden gedrängt, endlich weiterzugehen.

    Was war das denn nun schon wieder? Vielleicht hatte mir einfach die Höhen - oder Kabinenluft zugesetzt und ich wäre schon ganz bald wieder normal! Dann ging alles schnell. Im Flughafen doch schon ein kleines bisschen vertrautes Erscheinungsbild. Zu meiner hellen Freude, auch viele Frauen, teils als Angestellte. Das war doch schon mal was.

    Koffer alle da, Passkontrolle, Gepäckkontrolle, Stand unserer Reisegesellschaft gefunden, in den passenden Bus verfrachtet und ab!

    Hätte ich gewusst, dass diese Menschen, die mich dort am Flughafen empfingen und betreuten, noch mal eine große Rolle in meinem Leben spielen sollten, hätte ich sie mir viel intensiver angeschaut.

    Die Fahrt vom Flughafen bis in die City dauerte etwa eine halbe Stunde. Eine halbe Stunde, um erste Impressionen aus dem Bus zu erhaschen.

    Dieses Mal konnte ich mich schon eher auf das, was um mich herum zu sehen war, einlassen. Die vielen, schrottreifen Autos, bei denen sich deutsche TÜV-Angestellte die Haare raufen würden, dazwischen knatternde Mopeds, Eselskarren, alles scheinbar fast ohne Verkehrsregeln. Viele Menschen waren geschäftig unterwegs, aber auch viele, die rumstanden oder rumhockten. Erst fuhren wir noch durch die staubigen, schlecht gebauten Straßen, durch Dörfer und Städte mit Lehmbauten. An dem ein oder anderen hingen Reklameschilder einer gängigen Getränkemarke oder diverser Elektroartikel, die irgendwie fremd an diesen Häusern wirkten. Ich erblickte einige Eingänge mit wunderschönen, bunt gemusterten Mosaikfliesen, filigrane, verschnörkelte Gitter an Fenstern und türkisfarbene Fensterläden. Neugierig schaute ich den Frauen hinterher in ihren, teils reich verzierten Gewändern, den Djellabas. Kleine Läden, nicht mehr wie eine Theke breit, vollgestopft mit Waren. Cafés, bestückt mit oft schon kaputten Plastikmöbeln, ausschließlich besucht von Männern. Palmen am Straßenrand, viele mit braunen Blättern durch Hitze und Staub. So sah es unterwegs aus.

    Doch je näher wir unserem Urlaubsziel Agadir kamen, umso besser war alles ausgebaut, wurde es sauberer. Schließlich ist es der Badeort Marokkos.

    Die Straßen wurden mehrspurig. Wir kamen an einer Universität vorbei, wo ich zu meiner großen Freude entdeckte, dass dort wohl auch Frauen studierten.

    Als wir Agadir erreichten, bot sich uns das Bild einer recht modernen und großen Stadt. Denn leider wurde Agadir 1960 von einem Erdbeben zerstört und danach wieder aufgebaut und die Einwohnerzahl stieg enorm an.

    So war vieles ‚westlich‘ und doch gab es einiges, welches exotisch oder auch befremdlich wirkte. Die alten Autos, Busse und Mofas, die bei uns nicht einmal mehr auf dem Schrottplatz zu finden waren, fuhren dort noch lautstark, stinkend und sich eines, sich mir nicht erschließen wollenden, Prinzips fröhlich umher. Die irrsinnig vielen rotorangen „Petit-Taxis" schwirrten wie Käfer durch die Stadt. Die Frauen und Männer in ihren landesüblichen Gewändern wollten oft nicht so recht in dieses Stadtbild passen. Ebenso wenig wie die Eselskarren und die kleinen Läden, die unbekannte Dinge im Angebot hatten. Die vielen Markisen, die über den Läden angebracht waren, machten den Eindruck jeden Moment abzufallen, oder aber es hingen eh nur noch Stofffetzen an ihnen herum. Aber es gab auch die Ecken, wo man noch ein wenig marokkanischen Stil an den Häusern erkannte durch die wunderschönen Fliesen und Gitter. Und mir gefiel besonders gut, dass sich viel Leben auf der Straße abspielte.

    Endlich angekommen an unserem Hotel empfanden wir es nicht mehr als ‚Rauswurf‘, wie damals in Tunesien. Entspannt bezogen wir unser Zimmer und fanden uns ein in dieser einfachen und trotzdem netten Unterkunft. Innerhalb des Hotelgeländes konnten wir uns entspannt bewegen, doch als wir später unsere Umgebung inspizieren wollten, beschlich uns schon wieder dieses komische, etwas ängstliche Gefühl. So wagten wir uns am ersten Abend nur bis auf das kleine weiße Mäuerchen vor dem Hotel. Dort setzten wir uns wie die Hühnchen auf die Stange und beobachteten aus der Sicherheitszone das Treiben um uns herum. Warum nahm ich diese fremde Kultur so Verhalten an? Es war doch nicht so, dass ich diese Menschen für Verbrecher hielt. Es war eine so merkwürdige Mischung aus dem Fremden, der Faszination und ja, da war noch irgendetwas …

    So erging es uns, dass wir ähnlich wie in Tunesien schon bald trittsicherer wurden und jede Menge Spaß hatten. Bei einem Händler ließ ich mich als Berberin verkleiden und er ließ sich stolz mit mir fotografieren. Ich fühlte mich wohl in dieser ‚Verkleidung‘.

    Schon am dritten Tag unseres Aufenthaltes trieb es Katja und mich in das große Abenteuer! Ja, ich weiß, nun werden uns viele belächeln. Aber todesmutig mieteten wir uns ein Auto, um nach Taroudant zu fahren. Wir brauchen immer eine Auftauphase. Aber nur mit den organisierten Touren die Umgebung kennenzulernen, war uns dann doch zu langweilig.

    Am nächsten Morgen stand ein kleiner, weißer Flitzer vor dem Hotel und Katja fragte, ob ich zuerst fahren wolle. Ich? Ich hatte keinen Führerschein dabei, dachte ich zuhause doch nicht im Traum daran, mir gerade in Marokko ein Auto zu leihen. Katja wich die Farbe aus dem Gesicht.

    „Nun muss ich wohl fahren?"

    Kurze Antwort meinerseits: „Ja." Ich fand, die oft chaotische Fahrweise der Marokkaner käme ihr entgegen, sie beherrsche diesen Fahrstil ebenso gut. Sie meinte, ich spräche nicht gerade die Sprache der Freundschaft. Ich hingegen hatte das als Kompliment gemeint. Ach, wie schön, wenn Freundinnen sich so gut verstehen!

    Nun ging es also los! Gott, waren wir aufgeregt! Gleichzeitig mussten wir so lachen, denn einen richtigen Plan hatten wir nicht. Heißt, weder einen Straßenplan von Taroudant noch besaßen wir so fortschrittliche Dinge wie Handys oder Navigationssysteme. Es war herrlich, wie angepasst Katja fuhr. Und wie ‚mutig‘ sie den netten Verkehrspolizisten in einem Kreisel einfach so stehen ließ. Sollte er doch meinen und winken was das Zeug hergibt, Katja hatte plötzlich Panik, das Benzin ginge aus und ignorierte meine lässige Zuversicht, es würde schon noch eine Weile reichen. Sie entdeckte eine Tankstelle und fuhr einfach Querbeet irgendwie auf die andere Seite einer mehrspurigen Fahrbahn und der Polizist pfiff nur noch lahm auf seinem Pfeifchen hinterher. Keine Chance gegen Katja.

    Die Dörfer, die wir passierten, ließen sich auf ein ungeplantes Spiel mit meiner Freundin ein. Das Spiel ging so: mal lasse ich dich am Leben und fahre um dich herum, mal lässt du uns Leben und fährst um uns herum. Ein gewagtes Ausweichmanöverspiel mit hohem Spaßfaktor!

    Wir lachten Tränen!

    Taroudant, dass ‚kleine Marrakesch‘ ist wirklich schön. Vor allem, wenn man - in diesem Fall zwei Freundinnen - glaubt, sich merken zu können, wo man geparkt hat. So tigerten wir los, erkundeten die Stadt mit dem Souk, den Gassen, in denen wir uns, professionell wie Weltenbummler, am Sonnenstand orientierten. Blöde nur, wenn die Häuser auf einmal so hoch, die Gassen so schmal und sich auch so ähnlich sind, dass man die Sonne gar nicht mehr sah. So verliefen wir uns richtig. Aber es fand sich ein netter Marokkaner der uns half, aber erst einmal in den Laden eines Cousins eines Cousins, wie eben dort so üblich, brachte.

    Aber egal, wir schauten uns brav die Töpferwaren an, die wirklich schön waren. Bunt bemalte Schüsseln, Aschenbecher, Vasen, Tajines, die typisch marokkanischen schüsselartigen Teile mit einem trichterartigen Deckel, in denen das gleichnamige Gericht gekocht wird und vieles mehr. Am Ende hatten wir einen leckeren Tee und sogar ein kleines Gastgeschenk, einen Eierbecher. Mir der freundlichen Hilfe entdeckten wir dann auch unser Auto, fuhren glücklich zurück und fanden uns unglaublich mutig.

    Auf keinen Fall wollten wir uns aber Marrakesch entgehen lassen. Ich kann mich noch so an die Worte meiner Oma erinnern, die immer Ägypten auf ihrer Reiseagenda hatte und auf jeden Fall nach Marrakesch auf den berühmten ‚Platz der Geköpften‘ den ‚Djemaa el-Fna‘ wollte und sich traditionell die Hände mit Henna bemalen lassen wollte. Damals habe ich nicht nachgedacht, warum meine liebe Oma es gerade mit diesen Ländern hatte. Klar, sie war wissbegierig und auch sehr sprachbegabt und wäre sicher gerne in die große weite Welt herausgekommen, was ihr leider verwehrt blieb, aber warum gerade dorthin?

    Hatten wir etwas gemein? Und wieder hatte ich so ein komisches Gefühl …

    Für den Ausflug in die große Stadt hatten wir allein nicht den Mut und so buchten wir die Tour bei unserem Reiseveranstalter.

    Schon früh morgens sollte es losgehen. Wir wurden vor unserem Hotel mit dem Bus abgeholt und erst als alle Gäste vollständig waren, stieg der Reiseleiter zu.

    Da stand er nun. Ein markantes Gesicht, ein lässiges Lächeln. Als er das Mikrofon in die Hand nahm und sich mit „Azim" vorstellte, war mir, als ob ich die Stimme kannte! Fortan musste ich mich echt konzentrieren, um die Gegend unterwegs und die interessanten Details und Geschichten mitzubekommen. Denn ständig hallte nur die Stimme in meinem Kopf. Ich bekam anfangs kaum etwas mit von den vielfältigen Informationen, die Azim in blendendem deutsch, nebst perfekter Nachahmung deutscher Dialekte und Sprachwendungen uns Touristen in sehr unterhaltsamer Weise angedeihen ließ.

    Katja stupste mich mit dem Ellenbogen an: „Hey, wohin bist du denn abgedriftet? Hast du gerade die Laster mit den Unmengen von Orangen gesehen?"

    „Äh, nee! Was ist … ach so die Orangen … jaja!"

    „Was ist los mit dir?" Ich wusste nicht, was ich erwidern sollte und meinte lapidar, es sei nichts.

    Nun versuchte ich den Weg nach Marrakesch in mir aufzunehmen. Wir passierten kleine Dörfer mit rötlichen Lehmbauten, Weinanbaugebiete mit interessanten Holzkonstruktionen, an denen der Wein in bauchhöhe entlang rankte. Warum machte man das nicht überall so, war doch viel einfacher zu ernten! Da konnte ich ein Wörtchen mitreden als Mädchen einer Weinbauregion. Wir sahen Arganbäume, auf denen Ziegen herumkletterten, Olivenbäume, dazwischen immer wieder karge Landschaften. Doch immer wieder war es Azims Stimme, die mich gefangen hielt. Herrgott, was war den los mit mir?

    Endlich erreichten wir Marrakesch, die ‚Rote Stadt‘, die ‚Perle des Südens‘. Der Bus schob sich durch das Gewusel dieser quirligen Stadt. Azim trieb seine Schäfchen zusammen und wir folgten unserem ‚Hirten‘ bekleidet mit einer wunderschönen schwarz, rot, silbernen Djellaba und er brachte uns die Stadt lebendig und lustig nahe. Wir folgten ihm durch das Labyrinth der Gassen, blieben hier und da stehen, bekamen Einblicke in die verschiedenen Arten des Kunsthandwerks, wurden in einer marokkanischen Apotheke in der Hoffnung, dass wir etwas kauften, eingeführt in die landesübliche Heilkunde. Auch besuchten wir einen Palast, wir sahen eine Koranschule, bis es dann Zeit für ein Mittagessen war.

    Die traditionellen Speisen, die uns serviert wurden, schmeckten mir außerordentlich gut! Sie kamen mir gar nicht so fremd vor. Vor allem den Geruch und Geschmack des Kreuzkümmels mochte ich.

    Und ich mochte die Stadt, das Getümmel, das Geschrei, die Farben, die Kulisse der Stadt mit den Bergen des Hohen Atlas.

    Erst recht, als wir auf den großen Platz, den ‚Djemaa el Fna‘ kamen. Herrlich war es hier. Da waren Wasserverkäufer in bunten Gewändern, Schlangenbeschwörer, Akrobaten, Geschichtenerzähler, unzählige Stände, wo man frisch gepressten Saft bekam. Und es war dieses Gemisch an Menschen, sodass man nicht das Gefühl hatte, an einen Touristenort verschleppt worden zu sein. Nein diese Lokalität zog die Einheimischen genauso an. Wir schlenderten über den Platz und entdeckten ein paar Frauen, die Hennabemalungen anboten. Ich erinnerte mich an meine Oma. Nun konnte ich es an ihrer statt machen lassen. Ich handelte einen Preis aus, und eine freundliche Frau zeigte mir ihre Motive. Ich war entzückt von den vielen Mustern und Ornamenten und entschied mich für eines, welches sie mir auf den Handrücken pinselte. Mich ergriff eine fast feierliche Stimmung und in Gedanken sprach ich zu meiner Oma: „Siehst du, nun mache ich es für dich und irgendwann in einem anderen Leben kommst du hier hin und lässt dich auch verschönern." In einem anderen Leben … Gab es so etwas vielleicht wirklich? Denn warum nur wollte meine Oma eine Hennabemalung in Marrakesch? Ich würde es wohl in diesem Leben nicht erfahren.

    Langsam neigte sich die Zeit in dieser Stadt dem Ende zu. Wir sahen noch, wie sich der Platz gegen Abend verwandelte. Unmengen dieser Stände, genannt Garküchen wurden auf den Platz gefahren. Plötzlich war der Platz erfüllt mit Gerüchen und einer anderen Stimmung. Die Gaslaternen an den Ständen wurden angezündet und tauchten den Platz in ein märchenhaftes Licht. Wir mussten zurück zum Bus und ich schaute auf den Platz zurück. Ich wollte bleiben, ich hatte das Gefühl fortgerissen zu werden! Daher achtete ich auch nicht auf den Verkehr beim Überqueren der Straße und knutschte fast ein marokkanisches Auto.

    Azim stand schon am Bus und beobachtete die Szene. „Na, das hätte mir noch gefehlt, eine meiner Gäste vor meinen Augen überfahren. Ich stammelte etwas vor mich hin, als er auch schon mein Tattoo entdeckte und grinste. „Ah, eine Marokkanerin. Und wieder, wie schon damals in Tunesien gefiel mir diese - obwohl flapsige - Bemerkung gut, vor allem klang es aus seinem Mund so viel schöner.

    Alle Schäfchen wieder da, alle Schäfchen eingestiegen und schon ging die Fahrt im Dunkeln zurück nach Agadir. Ich hing so meinen Gedanken nach, während Katja meinte, sie sei müde und die Augen schloss. So fuhren wir dahin, bis mich Azims Stimme aus meinen Gedanken riss. „Liebe Gäste, gleich wird es in einem kleinen Berg Café eine Pause geben." Ich weckte Katja, doch sie wollte weiterschlafen und so stieg ich allein aus und schaute mich um. Als erstes suchte ich die Toiletten. Na, besonders nett war es hier nicht. Alles ein wenig schmuddelig, die Toilettenanlagen schlecht beleuchtet. Nun es nutzte nichts, konnte mich ja schlecht neben dem Bus erleichtern. Danach versuchte ich ein wenig von der Umgebung zu erhaschen, aber ich entdeckte nichts Weltbewegendes. Hohe, karge Hügel, etwas weiter entfernt ein dunkles Dörfchen. Ich entfernte mich etwas von den Mitreisenden und stellte mich ein Stück neben das Café und schaute in diesen irre klaren Sternenhimmel, wo mehr Sterne leuchteten, als ich je zuvor gesehen hatte.

    Was war plötzlich mit mir los? Als würde ein Magnet mich ziehen, wollte ich weggehen, hinein in die Nacht, hinein in die unbekannte Gegend. Ich fühlte mich auf einmal so zu Hause und es schoss mir in den Kopf: „Hier ist deine Heimat". Ich war nie auf der Suche nach einer Heimat, ich hatte auch nie ein Heimatgefühl und ich vermisste es auch nicht. Es gab Orte, da lebte ich gerne und fühlte mich wohl, aber Heimat … Heimat … Heimat …

    Ich zog meine Schuhe aus, ich musste den Boden spüren als mich ein heller Gedankensog erfasste …

    Eine andere Zeit … ich am Rande der Wüste … entfernt Zelte … ich habe ein langes, flatterndes Gewand an, ich bin barfuß und will gehen … plötzlich nimmt mich jemand an der Hand und will mit mir gehen … es ist … Azim …

    Auch er ist barfuß, auch er trägt ein anderes Gewand … wir gehen los …

    Plötzlich war ich wieder am Café und war völlig erschrocken. Azim fasste mich tatsächlich sanft an der Hand - ich wollte mit ihm gehen in diese Nacht, egal wohin - nur gehen - mit ihm … ich vertraute ihm …

    Ich wurde mir dieser komischen Situation bewusst, war durcheinander, schaute ihn an. Er räusperte sich und sah ebenfalls erschrocken aus.

    „Was ist los?, fragte ich ihn und er, verwirrt von der Situation sagte nur: „Es ist nichts, ich hatte gerade nur so einen merkwürdigen Gedanken … Aber eigentlich bin ich gekommen, um dich zum Bus zurückzuholen. Die anderen warten schon. Und entschuldige, dass ich deine Hand genommen habe, ich weiß gar nicht warum, es passierte einfach - nochmals Entschuldigung.

    „Das ist überhaupt nicht schlimm", erwiderte ich und ging nur sehr ungern mit ihm zum Bus zurück. Es war, als ob ich Angst hatte dieses Gefühls, welches ich soeben hatte, beraubt zu werden. Einzig der Gedanke, Azim fährt mit, beruhigte mich ein wenig. Es war, als ob ich ihn schon ewig kannte.

    Katja, die davon wach wurde, weil die anwesenden Menschen im Bus ihre Hälse reckten und lautstark der Frage nachgingen, wo denn bitte der Reiseleiter bliebe und dass es immer das Gleiche sei, ein Gast fehle immer, empfing mich mit äußerst fragendem Blick. Sie hatte mitbekommen, dass sich der ganze Bus dafür interessierte, warum zum Teufel der Reiseleiter diese Frau - mich - an der Hand hielt und warum wir wohl einen Moment anscheinend so geistesabwesend waren. Um die Stimmung gegen uns gleich im Keim zu ersticken, entschuldigte sich Azim bei allen und erklärte, mir sei ein wenig schlecht gewesen. Das verstanden alle und waren beruhigt. Es konnte weitergehen.

    „Ist dir wirklich schlecht?" fragte Katja nach.

    „Nein, nein mir war … mir ist … oh Gott, wie soll ich es dir erklären? Ich bin noch ganz verwirrt!" Ich fing einen Blick von Azim auf, der mich derart intensiv anschaute, dass ich zwar dadurch noch unruhiger wurde, gleichzeitig am liebsten hingegangen wäre, um mich einfach in seine Arme zu legen.

    Katja wartete indes immer noch auf eine Erklärung.

    „Katja, mir ist eben etwas sehr, sehr Seltsames passiert, sodass man meinen könnte, ich hätte zu viel getrunken. Aber ich bin nun mal stocknüchtern. Mich hat so ein, wie soll ich es nennen, weil ich ja gar nicht weiß, ob es so etwas gibt, also eine Art Zeitstrahl erfasst. Es war wie ein heller Sog und ich sah mich in einem anderen Leben früher in Marokko. Und da war auch Azim, der meine Hand hielt und mit mir ging. Und als ich wieder in der Realität bin, hält er tatsächlich meine Hand und entschuldigt sich, er wäre auch so in Gedanken gewesen und wüsste gar nicht, warum er das getan hat. Katja, was zum Teufel ist los?"

    „Hm, das ist ja irre interessant. Das ich mal so was mitkriege und dann noch bei dir! Wahnsinn!"

    „Ja, mit Wahnsinn hast du allerdings wohl ziemlich recht. Mir macht das Angst!"

    „Ich habe schon davon gelesen, dass es so was geben soll! Hammer, ausgerechnet du! Du weißt, ich bin überzeugt, dass es mehrere Leben gibt. Versuch mit ihm darüber zu sprechen!"

    „Never darling! Über was denn? Soll ich etwa sagen: „Hallo warst du eben mit mir in einem anderen Leben? Erst mal ist das so vollkommener Unsinn und er lässt mich gleich abholen und einliefern, oder er hält es für eine plumpe Anmache. Dazu noch einem Moslem etwas von Reinkarnation zu erzählen, von der ich, wie du weißt, nun auch so gar nicht überzeugt bin. Alles totaler Nonsens! War alles nur ein komischer Gedanke und ein Zufall, mehr nicht - basta! Katja schmollte ein wenig, weil sie mich nicht von ihren esoterischen Ansichten überzeugen konnte, dachte aber für sich weiter darüber nach und war völlig fasziniert davon, dass sie das mit mir erleben konnte, wie sie es mir später erzählte. Auch ich dachte nach und dann sagte ich mir, ich müsse das einfach vergessen, war eben nur so ein Gefühl, nix dahinter, einfach wegen der Stimmung mit Marrakesch und so und weil Azim ein echt netter und hübscher war und einfach eine verhexte Stimme hatte. Meine Güte, einfach nur Urlaubsgefühle!

    Irgendwann war die Fahrt zu Ende. Das hieß auch, mich von Azim zu verabschieden. Katja raunte mir zu, ich solle irgendwas zu ihm sagen, aber was? Nein, das war mir zu blöde und doch machte es mich unendlich traurig. Beim Verlassen des Busses bedankte ich mich bei ihm für einen schönen Tag, wir gaben uns die Hände und er sah mir tief in die Augen. Es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte ihm ins Ohr geflüstert: „Adieu, mein Liebster, aber das verkniff ich mir und ging. Ein paar Meter weiter drehte ich mich noch einmal um, ich hörte ihn noch einmal meinen Namen sagen, unsicher, einfach so: „Nele. Dann war er auch schon mit dem Bus weg.

    „Hast du gehört, er hat nochmal deinen Namen genannt!"

    „Ja, habe ich. Ist doch egal!"

    „Egal ist hier gar nichts, das spüre ich!"

    „Katja, ich lass es einfach so stehen, wir genießen hier den letzten Tag und gut ist. Vielleicht hat es mich doch ein wenig mit ihm erwischt, da wäre ich ja nicht die erste Urlauberin, der so was passiert. Und dieses Klischee will ich nun wahrlich nicht bedienen, bringt eh nichts außer Herzschmerz!"

    „Da gebe ich dir ausnahmsweise recht." Ach, meine tolle, tolle Freundin!

    Den letzten Tag verbrachten wir locker mit Sonnenbaden, noch ein bisschen spazieren und Souvenirs kaufen. Ich hatte das dringende Gefühl, ich müsse mir mehr Marokko mit nach Hause nehmen. So kaufte ich jede Menge schönen Kitsch, füllte mir ein Tütchen mit Sand vom Strand, sammelte Blüten und Blätter. Ich hatte Angst, dieses Land zu verlieren …

    Katja lächelte still vor sich hin, sie ahnte damals schon, dass dies nicht das Ende war.

    Als am nächsten Tag der Bus vorfuhr, um uns zum Flughafen zu bringen, ertappte ich mich dabei, nach Azim Ausschau zu halten. Aber zu meiner Enttäuschung tauchte er nicht auf. Selbst am Flughafen konnte ich es nicht lassen, auf ihn zu hoffen. Ich versuchte die Zeit hinauszuzögern, bis wir uns in die Gate begaben. Ein letzter Blick zurück - nein, er war nicht da. Etwas später als der Flieger abhob, hatte ich einen kurzen, sehr heftigen Schmerz in meiner Brust. Wenn es so etwas gab, dann wurde mir hier gerade etwas herausgerissen, was ich nicht mitnehmen sollte nach Deutschland.

    Ich erzählte Katja davon und sie glaubte an eine höhere Bestimmung.

    „Ich denke, ich bin einfach nur ein bisschen beknackt, schon bald hat mich der Alltag wieder und alles geht seinen normalen Weg. Ich war dumm und habe mich von der Stimmung und dem Typen verzaubern lassen - passiert halt. Aber du kennst mich, ich bin eine vernünftige Frau, die realistisch ist."

    „Ja, ich kenne dich gut, sehr gut sogar und genau darum denke ich, es ist mehr dahinter, denn genau so etwas passt nicht zu dir." Ich beschloss, nicht weiter darauf einzugehen und versuchte wieder locker zu plaudern. Ich schwor mir, alles nur unter dem Aspekt schöner Urlaub zu verbuchen!

    Kapitel 3

    Wieder zurück in Deutschland trennten sich Katjas und meine Wege. Sie wohnte ungefähr eine Stunde von mir entfernt. Beide mussten wir am nächsten Tag wieder zur Arbeit. Eine letzte Umarmung.

    „Süße, du rufst mich an, wenn etwas ist!?"

    „Ja klar, mach ich, wie immer! Aber es geht mir gut. Könnte nur ein wenig mehr Urlaub brauchen. Machs gut meine Freundin, war eine wunderbare Woche und komm gut nach Hause!"

    „Ciao Bella, bis die Tage mal am Telefon!"

    Ich war angekommen, Katja fuhr mit dem Zug weiter. Mechanisch ging ich zum Bus, stieg ein, fuhr durch meine Stadt und nahm doch so gar nichts wahr. Noch nicht einmal meine geliebte, alte Moselbrücke, die mich immer so an Paris erinnerte und über die ich es liebte zu gehen oder zu fahren. Die letzten Meter schleppte ich mein Gepäck, aber auch das merkte ich nicht so richtig. Angekommen an meiner Wohnung schloss ich die Tür auf, ließ die Taschen fallen, machte die Wohnungstür hinter mir zu, sank auf den Boden des Flures und begann hemmungslos zu weinen.

    Ich weiß nicht, wie lange ich da so saß, wie ein Häufchen Elend, aber irgendwann wurde ich mir der Situation bewusst. Ich stand auf und schüttelte mich. Herrje Nele! Was soll dieses alberne Getue, anstatt dich zu freuen, dass du einen schönen Urlaub hattest, legst du hier einen so theatralischen Auftritt hin - für was? Für nix!

    Ich fing an, zu tun was zu tun ist. Post durchschauen, Wäsche waschen, Blumen gießen, meine Eltern anrufen, dass ich wohlbehalten zurück bin. Das würde meine Mutter bestimmt freuen, da sie ja mal im Fernsehen einen Bericht gesehen hatte, wonach eine deutsche Frau in Marokko verschleppt wurde und bis heute nicht mehr aufgetaucht war. Ich musste grinsen. Vielleicht hatte die Frau sich verliebt in einen Berber und sich vom Acker gemacht. Aber diese Theorie verschwieg ich meiner Mutter doch, sonst würde sie mich entmündigen, damit ich nie wieder dorthin reisen könne.

    Als alles erledigt war, fing schon wieder diese Unruhe an. Ich sah auf die Uhr. Der Kiosk um die Ecke hatte noch auf. Ich wusste, diesen Abend würde ich nicht ohne ein bisschen Wein und Kippen überstehen.

    Und zum ersten Mal in dem Jahr, in dem ich schon in diesem schönen Stadtteil gegenüber dem ‚Deutschen Eck‘ dem Zusammenfluss von Rhein und Mosel lebte, wurde mir so richtig bewusst, wie multikulturell es dort zuging. Sicher wusste ich schon vorher, dass dort viele Menschen aus aller Herrenländer wohnten, aber nun fing ich an, alles mit anderen Augen zu sehen. Ich begann, diesen Stadtteil noch mehr zu mögen, als ich es bisher schon tat. Und schon wieder musste ich mich über mich doch sehr wundern. Wusste ich noch immer nicht, was da wirklich mit mir los war.

    Wieder zu Hause angekommen mit überlebensnotwendigen Utensilien im Einkaufskorb - neben Wein und Zigaretten auch noch schnell ein paar Oliven vom Türken als Erinnerungsgeschmacksverstärker an die vergangenen Tage - setzte ich mich auf meinen kleinen Hinterhofbalkon. Der Wein tat gut, ebenso der erste Nikotinschub, als das Telefon klingelte. Es war Katja. „Wollte nur mal schnell hören, wie es dir geht."

    „Das ist lieb. Alles in Ordnung. Zigarette raucht, Wein fließt. Alles Wichtige erledigt!" Pause.

    „Katja, piepste ich kleinlaut, „ich bin immer noch neben der Spur! Katja verstand das nur zu gut, sie hatte ja schon ihre eigene Theorie.

    „Wenn es nicht vorbeigeht, dann werden wir sehen, was zu tun ist - okay!?"

    „Danke dir Liebes und gute Nacht!"

    „Schlaf nachher auch gut. Tschüssi."

    Ich trank ein wenig mehr als gut war, denn ich musste doch am nächsten Tag wieder zur Arbeit. Aber es ging nicht anders. Wenigstens sank ich so in einen schweren Schlaf.

    Den ersten Arbeitstag brachte ich recht gut rum. Ich arbeitete als Physiotherapeutin in einer Klinik. Unsere Abteilung war klein, die Kollegen nett. Natürlich wollte jeder wissen, wie mein Urlaub war und ich musste aufpassen, beim Erzählen nicht wieder dieses merkwürdige Gefühl aufkommen zu lassen. Abends war ich froh, den Tag gut überstanden zu haben und als ich anfing, schöne Plätze für meine Urlaubsmitbringsel zu finden, zerrte dieser Schmerz wieder an mir!

    Wenn das so weiterging, brauchte ich bald eine Therapie! Es ging so weiter! Ständig überfiel mich die Sehnsucht nach diesem Land, ja sogar nach diesem Mann und dafür verachtete ich mich fast. Ich war ein recht vernünftiger Mensch und mir war doch so sonnenklar, dass das verrückt war! Damit ich Marokko riechen konnte, kaufte ich Gewürze. Täglich schaute ich die Urlaubsbilder an, ich blickte sehnsüchtig allen arabischen Mitbewohnern meines Viertels hinterher und manchmal hätte ich am liebsten gerufen: „Nehmt mich mit!" Und was am Schlimmsten war, ich ertappte mich dabei, das einzige Bild, auf dem Azim zu sehen war, unter mein Kopfkissen zu legen. Und ich schämte mich vor mir selbst für das Gefühl, er wäre mir Nahe. Manchmal konnte ich ihn fast spüren.

    Wochenlang versuchte ich danach krampfhaft, alles zu verdrängen. Ich packte meine Souvenirs und Bilder in eine Kiste und verstaute sie im Keller. Bewusst kaufte ich keine orientalischen Zutaten und ich sprach auch mit Katja nicht mehr darüber. Sie respektierte das und sie wusste, wenn es nötig war, würde ich schon noch auf sie zukommen.

    Was dann auch passierte, als ich sie eine Zeit später besuchte. Erst sprachen wir stundenlang über dies und das, über unsere Arbeit, wir hatten ja den gleichen Beruf, über unser Singleleben und so weiter. Aber dann irgendwann, der Abend war schon etwas fortgeschritten, das ein und andere Gläschen Wein getrunken, gestand ich Katja, dass ich es nur mit äußerster Willensanstrengung schaffte, nicht an dieses Land und diesen Mann zu denken. „Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll, was ich damit machen soll. Am liebsten würde ich noch einmal ein paar Tage nach Marokko reisen, um zu spüren, was da dran ist. Ich würde gerne in einer Wohnung wohnen und ein wenig von dem ‚normalen‘ Leben dort mitbekommen. Aber wie soll ich an eine Wohnung kommen und so ganz allein traue ich mich dann doch nicht." Damals konnte man noch nicht einfach alles ‚googeln‘.

    „Mensch, ruf Azim doch einfach an!" Katja strahlte über ihren genialen Vorschlag.

    „Toll Süße, aber ich habe weder einen Nachnamen noch eine Telefon - oder Handynummer. Ich weiß nicht, wo genau er wohnt und bei wem er angestellt ist. Bei der Agentur oder dem Reiseunternehmen."

    „Aber ich weiß etwas, grinste Katja, „ich kann dir sagen, wie er mit Nachnahmen heißt und wo er arbeitet! Sie stand da in ‚Siehste-Siegerpose‘ und ich schaute verdutzt.

    Solche Nebensächlichkeiten mit Namen und so merkte sie sich sonst nie.

    „Warum weißt du das?", fragte ich verdattert.

    „Ach, das habe ich dir damals ganz vergessen zu erzählen, wir waren zu sehr mit deinen Gefühlslagen beschäftigt. Ich habe damals wohl einen Ohrring im Bus verloren. Er ist nicht besonders wertvoll, aber es war schade. Für den Fall der Fälle, dass ich das Schmuckstück auch nicht im Zimmer oder so wiederfinde, schrieb ich mir damals seinen Namen und die Agentur auf. Ich wollte ihn eigentlich noch anrufen und fragen, ob der Ohrring zufällig gefunden wurde, habe es aber, typisch für mich, vergessen. Warte, warte ich such mal den Zettel. Es dauerte eine Weile, ich hörte zwischen Rascheln, Poltern und Geschiebe Wortfetzen wie „Mist … „Gibts doch nicht … „Ich weiß doch genau, der müsste… „Ah hier, nee doch nicht … und so weiter. Aber dann kam sie triumphierend, mit dem Zettel winkend, wieder. „Schau mal, was ich für meine liebe, kleine Freundin habe!

    „Aber dann haben wir immer noch nicht seine Telefonnummer."

    „Nichts einfacher als das. Wir rufen morgen die Agentur an und fragen nach seiner Nummer!"

    „Niemals geben die einfach seine Privatnummer raus! Und außerdem traue ich mich nicht!"

    „Dann mache ich das morgen für dich. Wir versuchen es einfach. Vielleicht haben wir Glück!" Ich drückte meine Freundin, aber ich glaubte nicht daran, dass es funktionierte.

    Ich konnte fast die ganze Nacht nicht schlafen. Was, wenn ich tatsächlich die Nummer bekam, was sollte ich sagen? Er würde sich gar nicht an mich erinnern oder genervt sein von dieser Touristentussi, die ihm da hinterher telefoniert. Sicher hatte er eine Frau und viele kleine süße Kinder, oder noch schlimmer, seine Frau ging ans Telefon oder, oder. Ich wälzte mich tausendmal hin und her und mein letzter Gedanke war, nein, das mache ich nicht! Diese Blöße gebe ich mir nicht! Danach fiel ich in einen tiefen Schlaf.

    Ich träumte, ich liefe und liefe auf einer verdorrten Wiese. Ich hatte nur Fetzen am Leib, ich stolperte und immer war diese Hand hinter mir, die mich greifen wollte und obwohl ich wusste, die Hand rettet mich, lief und stolperte ich weiter, bis ich nicht mehr konnte und mich fallen ließ. Die Hand war weg. Ich fing bitterlich an zu weinen und fühlte mich elendig im Stich gelassen.

    Am nächsten Morgen war ich gerädert und erzählte Katja von meinem Traum. „Katja, du erzählst mir doch immer, man soll auf seine Träume achten, auf sie hören. Nun dieses Mal tue ich es auch. Wir werden nicht dort anrufen. Die Hand bringt Unglück, lässt mich allein. Ich lasse es!"

    „Und nun rufen wir erst recht an! Genau deswegen. Du musst die Hand ergreifen. Erst wenn du es zulässt, kann sie dich retten!"

    „Nein, vollkommener Blödsinn!"

    „Ooh doch!"

    „Neihein!"

    Sie schaute auf die Uhr, rechnete den Zeitunterschied aus und sagte: „Ich glaube in einer Stunde ist eine gute Zeit, um anzurufen!" Ich kannte sie lange genug, ich wusste, sie war nicht mehr davon abzubringen. In diesem Moment hasste ich sie ein kleines bisschen, obwohl ich sie doch sonst so liebhatte. Mir wurde schlecht! Trotzig dachte ich, nun, soll sie doch anrufen. Wenn sie die Nummer bekommt, heißt das noch lange nicht, dass ich ihn dann auch anrufe. Aber mein Unterbewusstsein flüsterte mir, natürlich wirst du ihn dann anrufen! Großer Häuptling Manitu steh mir bei!

    Ständig ging mein Blick zur Uhr und ich hoffte, übersinnliche Kräfte würden das Uhrwerk stilllegen, eben mal kurz die Welt anhalten, aber nichts dergleichen geschah!

    Katja ahnte, was in mir vorging, lächelte und - war denn schon die Stunde um? - griff zum Hörer. Lässig wählte sie die Nummer der Reiseagentur, es tutete, es nahm jemand ab! Ihr gelang es, jemanden an den Hörer zu bekommen der englisch sprach und erklärte ihm ihr Anliegen. Gleich würde ich tot umfallen! Ich hörte noch: „Thank you very, very much. Bye, bye!" Verschwommen sah ich irgendwelche Zahlen auf einem Notizzettel.

    „Hier mein Liebes. Die Nummer von Azim!"

    Mein Gott, ich fing an zu zittern. Mir war, als kenne ich mich seit dem Vorfall in Marokko selbst nicht mehr! Was konnte schon passieren. Er konnte auflegen, er konnte so tun, als ob er mich nicht kenne. Sollte eine Frau am anderen Ende der Leitung sein, konnte ich sie wegdrücken. All dies wäre doch nicht der Weltuntergang. Dann wäre es vorbei, gegessen und er wüsste noch nicht einmal, wer ich so richtig war.

    Aber genau das wollte ich doch nicht! Was wollte ich? Ich wollte, dass er mich kennt, sich freut, weil es ihm genauso ergangen war. Dass er keine Ahnung hatte, wie er mich erreichen konnte, da es Reiseleitern untersagt ist, die Angaben über Gäste privat nutzen. Dass es vertraut ist, dass dieses kurze Erlebnis, das wir in den Bergen hatten, nicht nur eine Spinnerei war!

    Katja drückte mir das Telefon in die Hand.

    „Los! Jetzt oder nie! Ihr Ton duldete keinen Widerspruch. Ich fing an zu zittern. „Ich kann nicht! Nun schaute sie noch etwas grimmiger!

    Okay! Aber ich musste allein sein. So ging ich auf die Toilette und obwohl ich voll bekleidet blieb, setzte ich mich auf die Brille. Ich war vollkommen durcheinander, mir war wieder schlecht, ich zitterte noch immer, gleich würde mir das Telefon ins Klo fallen! Der Kloß in meinem Hals wuchs überdimensional an.

    Nummer eintippen, nochmal wegdrücken - atmen - atmen! Wiederholen - warten - es tutet - ich wollte schon wieder auflegen, als sich die vertraute Stimme meldete.

    „Azim hier. Hallo! Mein Azim - als kannte ich die Stimme schon so lange - was spann ich denn schon wieder rum? Sprich! Ich hatte das Gefühl stundenlang zu schweigen, bis ich herausbrachte: „Hallo Azim, ich bins, Nele, erinnerst du dich? Die Art wie er meinen Namen wiederholte, so weich, so freudig, so vertraut, als wäre es das normalste der Welt, dass ich anrufe.

    „Nele, das ist aber schön, dass du anrufst. Ich freue mich sehr. Wie geht es dir?"

    „Du erinnerst dich?"

    „Aber natürlich!"

    „Ich, ich hatte es gehofft. Ich hoffe, ich störe gerade nicht! Sicher bist du zu Hause, bei deiner Familie?"

    „Nein, du störst nicht, im Gegenteil! Und keine Angst, es gibt keine Frau, keine Kinder!" Puh! Das war doch schon mal was. Ich hoffte inständig, es stimmte!

    Wir unterhielten uns eine Weile, alles war auf einmal so selbstverständlich, als wäre es nicht das erste Gespräch unter Menschen, die sich so gut wie gar nicht kannten. Wir sprachen über uns, aber meine komische, gedankliche Kurzzeitreise in den Bergen sprach ich nicht an. Ich erzählte ihm, dass ich vorhatte, wieder nach Agadir zu kommen und was ich mir vorgestellt hatte. Er meinte, es sei kein Problem, eine Wohnung zu finden. Ein Onkel sei bald für eine Zeit in Paris. Sicher könne ich das Haus für ein paar Tage bewohnen. Er könne sich, je nachdem wann ich käme, ja auch etwas frei nehmen und mir ein wenig vom marokkanischen Leben zeigen.

    Und wie ich das wollte! Ich vertraute ihm total. Wir tauschten E-Mail-Adresse und Telefonnummer und wollten in Kontakt bleiben. Als ich aufgelegt hatte blieb ich wie hypnotisiert auf der Toilette sitzen, unfähig irgendetwas zu tun, bis Katja vorsichtig klopfte. Da sie keine Stimme mehr vernahm öffnete sie langsam die Tür. Ich reichte ihr das Telefon.

    „Ich habe mindestens hunderttausend Einheiten nach Nordafrika vertelefoniert", war das Einzige was ich hervorbrachte, bevor ich schon wieder zu zittern begann.

    Eine gefühlte Stunde später verließ ich das Bad. So schön saß es sich da nun auch wieder nicht. Meine Freundin hatte schon einen Sekt ausgeschenkt reichte mir ein Glas und erwartete Bericht. Ich versuchte meine Worte zu sortieren und erzählte.

    „Katja, was tue ich da? Ich kann doch nicht allen Ernstes in Erwägung ziehen, allein dort hin zu reisen. Ich kann doch nicht einem Fremden vertrauen. Das ist absolut oberbescheuert!"

    „Nun du bist nicht die Erste, die allein irgendwohin reist, auch nicht nach Marokko. Also stell dich nicht so an. Es muss doch nicht zwangsläufig was passieren. Ich weiß, dass es für dich wichtig ist, dort nicht in einem Hotel zu wohnen. Wenn es für dich sicherer ist, nicht auf sein Angebot einzugehen, haben wir ja noch genügend Zeit, eine andere Lösung zu finden. Denk einfach eine Weile drüber nach."

    Das tat ich dann auch. In den nächsten Wochen hatten Azim und ich etwas Kontakt, doch meist telefonierten wir nur kurz.

    Er war immer noch ein Fremder, aber jedes Mal, wenn ich die Möglichkeiten dieser Reise abwog, blieb ich dabei hängen, sein Angebot annehmen zu wollen. Nach wie vor hatte ich trotzdem das Gefühl, einen vertrauten Menschen vor mir zu haben. Und je mehr er mir vertraut wurde, um so fremder wurde ich mir. Solche grenzenlose Naivität nannte ich bisher nicht mein Eigen!

    Sollte ich die Sache durchziehen, würde ich niemanden außer Katja davon erzählen! Ich wusste genau, was ich sonst zu hören bekomme: Wie kann man nur so dumm sein - Die Araber wollen doch nur das Eine - Wer sich in Gefahr begibt kommt darin um - Das ausgerechnet DU auf SO einen reinfällst … und vieles mehr.

    Irgendwann aber musste ich eine Entscheidung fällen. Dagegen - dafür - mit ihm - ohne ihn - Hotel - Haus …

    Nach einem längeren Telefonat mit Azim machte ich Nägel mit Köpfen. Er nannte mir einen Termin, wann das Haus freistünde, klärte ab, dass er in dieser Zeit etwas Urlaub hätte und kurz darauf buchte ich den Flug.

    Meine Kollegen wollten natürlich wissen, ob ich gedenke zu verreisen, doch ich wollte noch nicht zu viel erzählen. Ich wolle nur ein paar Tage ausspannen, vielleicht auch wegfahren. Noch hätte ich mich nicht endgültig entschieden war alles, was ich ihnen mitteilte. Als dann ein paar Tage später mein Chef in unseren Aufenthaltsraum geflattert kam, wo ich gerade unseren Pausenkaffee zubereitete und ausgerechnet alle Kollegen zugegen waren, musste ich mich dann doch offenbaren. Fröhlich teilte er mit, dass er und eine meiner Kolleginnen die Zusage für eine wichtige Fortbildung erhalten hatten. Natürlich just zum Zeitpunkt meines Urlaubes. Mein Chef räusperte sich etwas und sprach mich an: „Ich weiß, es ist ziemlich blöde, aber ich muss dich bitten, deinen Urlaub etwas zu verschieben!" So ein Mist! Nun musste ich ja beichten.

    „Du weißt, das würde ich normal auch wirklich gerne tun, aber ich habe nun schon für diese Zeit einen Flug gebucht. Sorry! Mein Chef murmelte etwas von: „Da kann man nichts machen, da müssen wir mal sehen …, und so weiter. Alles hätte entspannt sein können, wäre da nicht noch die neugierige Schar Kollegen gewesen, die wie die Geier auf eine Antwort von mir warteten. Große Augenpaare blickten mich an. Ich verschüttete derweil Kaffeepulver, während die „WOHIN Frage im Raum stand. Ich war nicht besonders kreativ im Verdrehen von Wahrheiten. So stotterte ich nur leise: „Ach nochmal - äh - nach - äh Marokko - äh, war gerade so günstig - ja - deswegen … Unweigerlich folgte Frage zwei: „MIT WEM?"

    „Äh, wahrscheinlich mit einer Freundin." Gott, das hörte sich dämlich an! Wieso in aller Welt sagte ich nicht einfach, wie es ist? Mit meinem Selbstvertrauen war es gerade nicht so gut bestellt.

    „Aaaaaha!, kam es wie im Chor zurück und weiter: „Diese eine Freundin ist nicht zufällig dein Neuer? Es gibt Momente, in denen man die sonst liebgewonnenen Kollegen umbringen könnte! Und so ein Moment war jetzt. Ich atmete tief ein: „Also, ihr Dorfpaparazzis, ich erteile Auskunft, sobald ich Dingfestes zu berichten habe, okay!?" Damit waren alle einverstanden.

    „Wussten wir doch, dass DU nicht mit irgendeiner Freundin fliegst und noch schlimmer allein, in SO ein Land! Wäre auch unvernünftig!" Ha, wenn die wüssten! Dachten sie doch, sie hätten mich so ganz schlau durchschaut und hatten für die Zeit meiner Abwesenheit genügend Gesprächsstoff. Und ich war vorerst raus aus der Nummer.

    Wie ich das ganze meinen Eltern, speziell meiner Mutter erklären sollte, wusste ich nicht und verschob das Ganze geflissentlich.

    Eine Woche später holte ich mein Flugticket im Reisebüro ab. Zu Hause wurde mir klar, was ich da tat und dass ich für dieses unvernünftige Vorhaben auch noch eine Menge bezahlt hatte! Ich saß auf meinem Sofa, mein Herz klopfte und auf einmal war da wieder dieser Gedankennebel, der mich fortzog in eine andere Zeit …

    Ein Zelt am Rande der Wüste … ich kam zurück vom Wäsche waschen mit anderen Frauen meines Stammes. Auf dem Kopf trug ich den Korb mit Wäsche und ich sah, mein geliebter Mann war zurück, denn sein Kamel stand unweit des Zeltes, die Vorderbeine locker zusammengebunden, damit es nicht fortlief. Mit klopfendem Herzen schob ich die Zeltplane am Eingang zurück und da lag er entspannt, lächelte mich an. Ich stellte meinen Korb ab, kniete mich zu ihm. Er nahm meinen Kopf in seine wunderschönen, feingliedrigen und doch so starken Hände, seine vollen Lippen küssten meinen Mund. Der Kuss, indem so viel Zärtlichkeit und Leidenschaft wohnte. Er zog mich zu sich herunter. Langsam, verlangend und voller Genuss streifte er mir mein Gewand vom Leib. Er betrachtete mich mit einer brennenden Bewunderung. „Ah, Malak, mein Engel, meine wunderschöne Wüstenkönigin, wie sehr habe ich dich vermisst!"

    „Ja, mein Wüstenkönigg, endlich sind wir wieder zusammen!" Und ich tat es ihm gleich und schob Stück für Stück

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