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Engelsfehde und Heldenmut: Mittelalterlich gestalteter High-Fantasy Roman
Engelsfehde und Heldenmut: Mittelalterlich gestalteter High-Fantasy Roman
Engelsfehde und Heldenmut: Mittelalterlich gestalteter High-Fantasy Roman
eBook296 Seiten4 Stunden

Engelsfehde und Heldenmut: Mittelalterlich gestalteter High-Fantasy Roman

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Über dieses E-Book

Das mittelalterliche Callenburg wird von einer grausigen, mysteriösen Mordserie heimgesucht. Während die abergläubische Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt wird, versuchen der ehemalige, nordische Kriegsheld Trondahn und seine humorvolle, chaotische Bruderschaft, diese rätselhaften Fälle aufzuklären. Das Unheil scheint immer bedrohlichere Ausmaße anzunehmen und die sonst so heile Welt gerät immer mehr, ins Wanken. Zu spät bemerken sie, dass das eigentliche Ränkespiel längst begonnen hat und dass sie alle nur Marionetten in einem diabolischen Spiel sind, gelenkt von einer Macht, die nicht von dieser Welt ist...

Eine abwechslungsreiche, mittelalterlich strukturierte High- Fantasy Geschichte für alle Leser, die Spannung, Humor und das Chaos lieben.  Erleben Sie wahre, sanftmütige und humorvolle Helden, couragierte, gewiefte Frauen und unglückliche Weiber, deren missglückten Rituale im Desaster enden. Ungewöhnliche Freundschaften, heuchlerische Geistliche, scheinheilige Ritter und Edelleute, verworren im Netz der geheimnisvollen Mächte.


Eine abenteuerliche Geschichte mit reichlich Ironie, Sarkasmus und überraschenden Wendungen. Das Mittelalter, wie sie es ganz sicher noch nicht kennen und eine Story und Charaktere, die Ihnen in Erinnerung bleiben werden.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum19. Okt. 2022
ISBN9783347695511
Engelsfehde und Heldenmut: Mittelalterlich gestalteter High-Fantasy Roman
Autor

S.M.Steinberg

Die in Köln geborene Buchautorin, die unter dem Pseudonym S.M Steinberg schreibt, lebt derzeit in der Eifel. Die Grundidee zu diesem mittelalterlichen Fantasy – Roman war bereits 2008 nach dem Verlust eines geliebten Menschen entstanden und wurde in mühevoller Kleinarbeit, unterbrochen von mehreren Jahren, regelrecht wieder zum Leben erweckt. Das Schreiben an dieser Geschichte, hatte der Autorin dazu verholfen, den Verlust der Mutter zu verarbeiten. Reime, Zaubersprüche sind von der Autorin eigens für diese Geschichte geschrieben worden. Diese Werk ist selbst lektoriert und in leicht verständlicher Sprache verfasst. Ziel dieser Erzählung ist es, den Lesern eine Türe zu einer anderen, fantastischen Welt zu öffnen, um mit einer anderen Realität zu verschmelzen.

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    Buchvorschau

    Engelsfehde und Heldenmut - S.M.Steinberg

    Engelsfehde und Heldenmut

    Alles begann in der prachtvollen, mittelalterlichen Stadt Callenburg, welche von dem mächtigen und hartherzigen König, Enesthor Gutrich von Callenburg der I., beherrscht wurde. In einer Zeit, in der sich die Ritter ihren Titel mit Schimpf und Schande erwarben, so manch ein heuchlerischer Geistlicher dem Bier verfallen und Königspaare, sich, gegenseitig meuchelten, wurde das kleine idyllische Dorf Weiendahl ins Leben gerufen. Angesiedelt zwischen Callenburg, Weitlingen und Daunaria in der Eifel, einst entdeckt und erbaut von Handelsreisenden, Bauern und Handwerkern. Idyllisch gelegen zwischen Mischwäldern, Flüssen und Seen, Getreidefeldern und einem Gebirge, welches sich in der Ferne erstreckte. Während in anderen Teilen des Landes Kämpfe und Marter vorherrschten, so war es in Weiendahl in den letzten Jahren hinlänglich, ruhig zugegangen. Das einst so kleine unscheinbare Bauerndorf wuchs stetig und bestand hauptsächlich aus, in mühevoller Kleinarbeit gefertigten Hütten aus Holz oder Bruchstein und liebevoll verzierten Fachwerkhäusern. Da es nahe der Handelsroute lag, fanden auch Menschen aus anderen Ländern Europas und darüber hinaus, eine neue Heimat, von Musikanten bis zu den Kriegern. Der Glaube an Teufel und Geisterwesen war immer noch weitverbreitet. Die Ansicht, dass die Erde eine Scheibe sei, wurde im Callenburger Land immer noch gerne angenommen, obgleich der Rest der Welt, längst zu anderen Erkenntnissen gelangt war. Doch mit dem Frieden sollte es alsbald vorbei sein, denn beinahe unmerklich breitete ein schwarzer Schatten seine Flügel aus…

    Das kleine Dorf Weiendahl

    Es war eine sternenklare Nacht und das Dorf hatte sich zur Ruhe gebettet. Die brennenden Pechfackeln, die überall in den Böden steckten, erhellten die Schotterwege, nur spärlich. Die Wölfe heulten, die Käuzchen riefen, in den Häusern erloschen langsam die Lichter und am Sternenzelt zeigte sich die Mondsichel. Alexandra kniete auf dem Boden, mit dem Gesicht zur Wand. Eine starke Hand umfasste von hinten ihre Schulter, während die andere Hand ihren Mund öffnete. Die Hand griff hinein, bis hin zum Rachen. Alexandra fühlte sich völlig hilflos, röchelte und würgte. Ihr wurde schwindelig und sie war einer Ohnmacht nahe. Irgendetwas wurde ihr entnommen, jedoch war es nicht ihre Zunge. Sie wusste nicht, wie ihr geschah und die Angst lähmte sie. Die Hand hatte ihr etwas genommen, etwas, das nicht zusehen war. Sie war davon überzeugt, dass ihr jemand ihre Seele genommen hatte. Ihr wurde schwarz vor Augen und ihr Leib, aus dem jegliches Leben gewichen schien, sank zu Boden. Ihre Augen waren weit aufgerissen und starrten zur grauen, kalten Wand, völlig leer, seelenlos…

    Die ersten Sonnenstrahlen schienen bereits durch das runde Giebelfenster herein, als Alexandra, nach den Rufen ihrer Mutter schweißgebadet aus ihrem Albtraum erwachte. Die langen, roten Haare lagen auf dem Kissen ausgebreitet und ihre mandelförmigen dunklen Augen zwinkerten im Sonnenlicht. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und war erleichtert, denn es war nur ein schreckliches Traumbild, eines jener Traumbilder, die sie öfter erschaudern ließen, aber dennoch war ihr ein Traum selten so real erschienen, wie dieser. Alexandra hatte immer noch die hallende Stimme aus ihrem Traum im Kopf:

    Oh Anderswelt, oh Anderswelt,

    tief verborgen hinter deinen Pforten,

    wo das Leben niemals Tod und ewig Morgenrot,

    die Flammen ewig lodern und niemals fürchte den Tod…

    Es schien ihr der Teil einer Dichtung zu sein, aber sie wusste nicht, ob dieses nur ein Teil ihres Traumbildes war oder ob sie es zuvor bereits woanders gehört hatte. An den Rest konnte sie sich nicht mehr erinnern und alles verschwand regelrecht hinter einer Nebelwand und obwohl sie unter einer dicken Bettdecke lag, überkam sie Gänsehaut. Die Sonnenstrahlen, welche die kleine Kammer erhellten und das Vogelgezwitscher, trösteten sie, als sie aufstand. Ihre beiden jüngeren Brüder stiegen bereits die knarrende Stufen hinunter, während sie sich wusch.

    Wie nur allzu oft in letzter Zeit scheuchte Martha wieder die Hühner mit dem Reisigbesen aus der Stube und fragte sich, wann ihr Mann wohl endlich den Hühnerstall reparieren würde. Es war der Tag vor dem Mondfest, welches einmal im Jahr stattfand und an dem es immer noch reichlich zu tun gab. Martha war deshalb aufgeregt und hatte ihrem Mann schon den ganzen Morgen, mit dem Mondfest in den Ohren gelegen, der mit seinen beiden jüngeren Söhnen Johannes und Benedikt gleich hinausging, um sich um Haus und Hof zu kümmern. Alexandra verließ das Fachwerkhaus, mit den grünen Fensterläden und dem kleinen verwilderten Garten, nur kurz darauf. Ihr Blick fiel gleich auf den davor liegenden Dorfplatz und die beiden Nachbarmädchen, mit denen sie im Wald Pilze und Beeren sammeln sollte.

    Der Fremde

    Während Alexandras Mutter auf dem Hof bereits die freilaufenden Schweine fütterte, hing Alexandra sich Köcher und Kurzbogen um, griff dann zum Weidenkorb, indem sich zu ihrem Schutz ein altes rostiges Messer verbarg. Als sie wenig später den Wald durchschritten, schien dieser sie geradezu willkommen zu heißen, mit dem aufmunternden Vogelgezwitscher und den Füchsen und Rehen, die hin und wieder erschienen. Kleine Zweige und vertrocknete Blätter knackten unter ihren knöchelhohen Schnürschuhen und die Raben krächzten von den hohen Baumkronen hinab.

    Margarethe und Elisabeth summten vergnügt einige Liedchen vor sich hin, während sie begannen, die Beeren einzusammeln. Alexandra hatte beschlossen, die beiden Mädchen für ein Weilchen allein zulassen, um auf einem der nahegelegenen Waldhügel Pilze zu sammeln, wobei sie die beiden, nicht aus den Augen verlieren wollte. Nachdem sie die Mädchen ihre Aufgaben zugewiesen hatte, dauerte es nicht lange, bis sie jene Stelle mit den Waldpilzen erreichte. Das Rauschen des Flusses rückte in weite Ferne. Köcher und Bogen legte sie ab, um sich eifrig ans Sammeln zu begeben. Doch kaum, dass sie begonnen hatte, nahm sie hinter sich das Schnauben eines Pferdes wahr, als sie sich umdrehte, erblickte sie einen prächtigen Rappen mit ungewöhnlich glänzendem Fell, dessen Reiter gerade im Begriff war, abzusteigen.

    Verwundert musterte Alexandra den schlanken, hochgewachsenen Edelmann, denn sie hatte gar keine Pferdehufe gehört. Sein bordeauxfarbener Umhang aus Seide wurde von einer auffälligen goldenen Fibel zusammengehalten. Die graugrünen Augen stachen aus dem schmalen und feminin wirkenden Gesicht hervor. Seine braunen Haare waren lang und gelockt. Es schien das perfekte Antlitz zu sein, das sie jemals gesehen hatte. „Könntet Ihr mir wohl verraten, ob dies der richtige Weg nach Callenburg ist? Alexandra konnte nicht umhin, ihn anzustarren und musste erst schlucken, bevor sie mit unsicherer Stimme antwortete. „Ja, bleibt auf diesem Weg, bis zur Gabelung und dann nur die Kila entlang. So kommt Ihr direkt nach Callenburg. Sie deutete mit einem Fingerzeig zum Fluss, wandte ihren Blick jedoch nicht von dem Fremden ab. Mit einem überheblich wirkendem Lächeln und begierigem Blick sprach er Sie erneut an. „Seid Ihr nicht ängstlich, so allein im Walde?"

    Alexandra war dieser Augenblick nicht ganz geheuer, drum hatte die gleich eine gute Ausrede. „Nein, ich bin nicht allein, mein Bruder Markus und mein Vater sind ganz in der Nähe. Unsicher schaute sie zu Köcher und Bogen herüber, anschließend zum Weidenkorb mit dem Messer. Argwöhnisch dreinschauend bewegte er sich langsam auf sie zu. „Ich habe aber weit und breit niemanden gesehen. Die Schamröte stieg ihr ins Gesicht, da sie sich beim Lügen ertappt fühlte. Doch kaum, dass er dicht vor ihr stand, umfasste er mit der linken Hand ihre Taille, zog sie an sich und versuchte sie zu küssen. Das Herz pochte ihr bis zum Halse, aber dennoch stieß sie ihn von sich. Als sie anschließend versuchte ihn zu ohrfeigen, umfasste er blitzschnell ihr Handgelenk und drückte überraschend kräftig zu. Ein kurzer Moment nur, der ihr wie eine Ewigkeit erschien. Sie wäre beinahe in die Knie gegangen und wollte vor Schmerz laut aufschreien, bevor er ihr Handgelenk ganz allmählich wieder losließ. Seine hellen Augen und sein Gesichtsausdruck wirkten auf sie so kalt und beängstigend, dass Alexandra für einen kurzen Augenblick, wie versteinert war. Wortlos hing sie sich den Köcher um, griff dann zu Bogen und Korb, bevor sie verwirrt davonlief. „Lauft nur, Alexandra, lauft und gebt gut auf Euch acht!"

    Nachdem Alexandra ein Stück weit gelaufen war, drehte sie sich um, um sich zu vergewissern, dass er ihr nicht folgte. Es erstaunte sie, dass jemand so abrupt und geräuschlos verschwinden konnte und es wunderte sie, dass ihr Handgelenk nach so einem kurzen Griff schon stark gerötet war und schmerzte. Mulmig war ihr zumute, als sie sich den Bogen umhing und dann besorgt zurückeilte, um nach den Geschwistern zusehen. Verdutzt blieb sie stehen, als sie jene Stelle erreichte, an der sie die beiden Mädchen zuvor zurückgelassen hatte, aber es war niemand mehr zusehen. Suchend blickte sie umher und fragte sich, wo sie denn sein könnten, denn es war zweifellos der Platz, an dem sie zuvor Beeren gesammelt hatten. „Margarethe, Elisabeth! Wo seid ihr?", rief sie. Erst jetzt bemerkte sie, dass es im Wald verdächtig ruhig geworden war. Hastig durchwühlte sie den Korb mit den Pilzen, um das alte Messer hervorzuholen.

    Die Sonne stand bereits tief am Horizont und würde alsbald untergehen. Sie fragte sich, wo nur der Tag geblieben war, während sie mit dem Korb in der einen und dem Messer in der anderen Hand ins Dorf zurückeilte. Mit unsicherer Stimme rief sie erneut nach den Schwestern, aber es blieb totenstill. Nachdem sie dann noch ein Stück weitergelaufen war, blieb sie erneut stehen, als sie die Geräusche von Pferdehufen hörte. Für einen kurzen Augenblick überkam sie eine panische Angst und ihr stockte der Atem. Verzweifelt schaute sie umher, nicht wissend, was sie tun sollte.

    Als sie dann aber erkannte, dass es ihr Vater und der Nordmann Trondahn waren, die ihr entgegenritten, war sie sichtlich erleichtert. Selbst der Wald schien wieder lebendig zu werden. Leichter Wind zog auf und spielte wieder, mit dem Blattwerk der Bäume und die Waldvögel versuchten sich mit ihrem munteren Gesang gegen das Krächzen der Raben zu behaupten. Forschend wurde sie von den beiden gemustert, während sie von ihren Pferden stiegen. Der Nordmann war von beachtlicher Größe und Statur. Sein langes, blondes Haar war von feinen, grauen Strähnen durchzogen und sein Gesicht vom Alter und vergangenen Schlachten gezeichnet, obwohl er immer noch beeindruckend wirkte. Vor mehr als zwanzig Jahren war er mit seiner Frau in dieses Dorf gekommen, nachdem sie aus dem Nordland geflohen waren. Seine geliebte Frau war bei der Geburt seines Sohnes von ihm gegangen und er seither allein geblieben. Seit vielen Jahren führte er bereits die Bruderschaft der Sieben an, auch wenn die Zeit der heldenhaften Kämpfe vorüber zu sein schien.

    Haralds Gesichtsausdruck wirkte äußerst besorgt und sein Blick streng. „Was ist geschehen, Kind? Wo warst du so lange? Sie wich seinem Blick jedoch aus und fürchtete bereits ein mächtiges Donnerwetter vonseiten ihres Vaters. „Es, es tut mir furchtbar leid. Ich weiß wirklich nicht, was mit Margarethe und Elisabeth … Sie stammelte unbeholfen, ließ das Messer in den Korb fallen, um den Griff des Korbes anschließend mit beiden Händen fest zu umklammern. „Ich weiß nicht, was mit dem Tag geschehen ist. Es ist alles meine Schuld, wenn ihnen nun etwas zugestoßen ist, sorgte sie sich. „Es war ein Glück, dass die beiden den Weg zurückgefunden haben und ihnen nichts geschehen ist. Den Göttern sei`s gedankt, sagte ihr Vater.

    Der Nordmann, der seine Arbeit in der Schmiede zuvor aus Sorge um Alexandra unterbrochen hatte, musterte die junge Frau ebenfalls besorgt. „Ist dir auch wirklich nichts geschehen? Alexandra schaute verlegen auf den steinigen, zum Teil mit Moos und Unkraut bedeckten Waldweg. „Nein, es war nichts. Ich bin nur zu weit gegangen. Ihre Hände, die zuvor noch krampfhaft den Griff des Korbes umklammert hatten, lockerten sich und sie hielt ihn wieder entspannt in ihrer rechten Hand. „Ich meinte natürlich, dass ich zu weit in den Wald gegangen bin und ganz und gar den Tag vergessen hab. Sie spürte den strengen Blick ihres Vaters, auch wenn sie nicht zu ihm aufsah. „Natürlich werde ich die beiden nächstes Mal nicht mehr alleinlassen. Ganz gewiss nicht. Als seine Tochter so reumütig und verloren dastand, verschwand Haralds tadelnder Blick, denn er konnte seinem Kind nie lange böse sein. Nur wenig später ritt sie gemeinsam mit Trondahn auf dessen Schimmel und Harald mit seinem Ackergaul nebenher. Vorbei an Birken, Eichen und Tannen hatte sie den beiden schon längst eine Geschichte aufgetischt, den Fremden, hatte sie jedoch nicht erwähnt.

    Trondahns stahlblauen Augen blickten Alexandra nunmehr sanftmütig an, während er ihr dabei half, vom Pferd abzusteigen. Liebevoll streichelte er mit seinem Handrücken über ihre Wange. Harald lächelte in sich hinein. Alle im Dorf wussten, wie sehr Trondahn von ihr angetan war. Mit Ausnahme von Alexandra hatte er nach dem Tode seiner Frau keine andere mehr ernsthaft in Betracht gezogen. Der Altersunterschied schien ihr jedoch zu groß und selbst sein Sohn war bereits in Alexandras Alter, aber dennoch gab es Momente, in denen sie sich mehr zu Trondahn hingezogen fühlte, als sie sich selbst eingestehen wollte. In seiner Gegenwart durfte sie sich sicher und geborgen fühlen und sie wusste, dass sich unter seiner harten Schale, ein weicher Kern verbarg. Seine Launenhaftigkeit und Wutausbrüche gefielen ihr hingegen, weniger.

    Das Feuer an der Kochstelle auf dem Steinpodest, erlosch langsam und es duftete nach Eintopf, als die Familie später bei Tische saß und speiste. Harald war der Erste, der fertig war und seinen Hornlöffel nachdenklich beiseite legte. „Unser Dorfbote Kaspar ist heute wieder aus der Stadt zurückgekommen und hat uns erzählt, dass dort ein junges Weib verschwunden ist. In ihrem Haus wurden Blutspuren gefunden. Ihrem kleinen Kind soll jedoch nichts geschehen sein. Die halbe Stadt muss nach der Mutter gesucht haben, aber keine Spur. Nachdenklich hielt er inne, bevor er seine Erzählung fortführte. „Noch, in derselben Nacht wurde einer der Stadtwächter furchtbar zugerichtet an einen Baum aufgehängt und auch noch mit den Füßen zuerst! Es heißt, es sei der Teufel selbst gewesen, eine Bestie, die hier ihr Unwesen treibt! Benedikts Augen weiteten sich und er wirkte ängstlich. „Wie sieht denn der Teufel aus? Harald zuckte unbeholfen mit den Schultern und wedelte mit den Händen herum. „Na, wie der Teufel eben aussieht. Furchterregend, mit Hörnern, eben kein Mensch."

    Seine beiden Söhne starrten ihn nur mit großen Augen an und wagten es nicht mehr, noch etwas zu erwidern. „Wir müssen jetzt alle etwas aufmerksamer sein und zusehen, dass wir uns schützen. Es darf niemand mehr allein in den Wald und schon gar nichts des Nachts. Und wir müssen uns mit allem bewaffnen, was wir haben, von der Mistgabel bis zum Messer. Was sich auch immer in der Stadt zugetragen hat, so ist sie dennoch nicht weit genug entfernt, um sich nicht zu sorgen." Sein Magen drehte sich, wenn er daran dachte, dass jemandem aus seiner Familie etwas derartig Grausiges zustoßen könnte. Das Abendbrot wurde daraufhin schweigend beendet.

    Alexandra und die blonde Helena nutzten die frühen Morgenstunden des darauffolgenden Morgens, um am See zu verweilen. Auf dem blauen Gewässer vor ihnen, welches das Sonnenlicht reflektierte, schwamm ein kleines Holzboot, in dem die Frohnatur Siegfried und der verrückte Ire Jack saßen. Die beiden Freunde, die sonst zusammen in der Schreinerei werkelten, warfen fröhlich ihre Netze aus, um zu fischen. Ihr lautes Lachen und Reden drang bis zu ihnen ans Ufer herüber.

    Helena beobachtete die beiden amüsiert, während Alexandra mit ihren Gedanken weit abseits zu sein schien. Helenas Lachen erfror, als sie Alexandras finsteren Gesichtsausdruck sah. Obwohl sie nicht die engsten Freundinnen waren, hatte Alexandra ihr zuvor die komplette Geschichte über diesen Fremden anvertraut, weil sie wusste, dass Helena Geheimnisse bewahren konnte. Helena wiederum, die sonst als so unnahbar galt, war schon seit Jahren unsterblich in Alexandras älteren Bruder und Weiberhelden Markus verliebt, der ihr bislang aber kaum Beachtung geschenkt hatte. „Falls dieser Bursche wirklich ein Edelmann sein sollte, dann hat er aber sehr schlechte Manieren. Wie kannst du nur an jemanden Gefallen finden, der so gemein zu dir ist. Helena schob den Ärmel von Alexandras Bluse hoch und sah, dass ihr Handgelenk stark gerötet war. „Wenn das dein Vater oder Trondahn herausbekommen, dann bringen sie diesen Edelmann ganz sicher um.

    Zusammenkunft der Bruderschaft

    Alexandra und Helena hatten nicht allzu lange am See verweilt. Die schmalen Fachwerkhäuser warfen lange Schatten im morgendlichen Sonnenlicht, als sie wieder den Dorfplatz erreichten. Zu ihrer Überraschung entdeckten sie gleich Markus, der in ritterlicher Gewandung von seinem Pferd stieg. Seine kastanienbraunen mittellangen Haare wehten im leichten Wind. Er trug ein langes Kettenhemd und darüber einen weißen Umhang, auf dem das Wappen des Königs mit, der goldenen Krone zusehen war. Auch er, gehörte der Bruderschaft der Sieben an. Er drückte einem jungen Stallburschen einen Silbertaler in die Hand, der sich gleich um sein braunes Ross mit dem glänzenden Fell und der langen Mähne kümmerte. Helena konnte ihre Augen kaum noch von Markus abwenden, während er sie zu ignorieren schien. Alexandra schritt gleich süffisant lächelnd auf ihren Bruder zu. „Na, Bruderherz, doch wieder heimgefunden? Er lächelte charmant und strich sich seine Haare aus dem Gesicht. „Wie du siehst, bin ich zum Ehrenritter des, ähm, der Königin ernannt worden und froh, dass ich nach dieser langen Reise endlich wieder daheim bin.

    „Welch eine Überraschung. Aber dann wirst du wohl nicht lange hier bleiben, jetzt wo du Ritter bist. Markus schmunzelte. „Ein Weilchen wirst du mich schon noch ertragen müssen, Schwester. Ich habe mir als Ritter nämlich eine Auszeit genommen. Königin Theodora, ich meine natürlich, der König, hat zugestimmt und ich kann ein Weilchen in Weiendahl bleiben.

    Erstaunt erhob Alexandra ihre Augenbrauen, während Helena immer noch mit einem unbeholfenen Lächeln vor ihm stand und kein Wort herausbrachte. Sie ahnten ja nicht, dass er deshalb so überraschend zum Ritter geschlagen wurde, weil er ein Verhältnis mit der Königin unterhielt und sich mit der Kraft seiner Lenden den Rittertitel erworben hatte, aber darüber schwieg er sich natürlich aus. Markus wollte die Königin keinesfalls in Gefahr bringen und wusste nur allzu gut, dass der König ihn und alle anderen auf grausamste Art und Weise töten würde, wenn er es denn erfuhr. „So, so Auszeit. Na, dann hast du uns sicher viel zu erzählen." Alexandra war bereits gespannt auf seine Erzählungen, denn sie hätte nur zugern gewusst, was ihr Bruder in den Jahren auf Reisen erlebt hatte.

    Gelangweilt sah er sich um und unterdrückte ein Gähnen. „Später. Es waren meist kunstvoll gefertigte Fachwerkhäuser mit Dachziegeln aus Ton oder Schieferdeckung, die den Dorfplatz verschönerten. Die wenigen hölzernen Gebäude der Nordmänner, die weiter zurücklagen und ein paar wenige alte Baracken, bildeten die Ausnahme. Markus beobachtete die kreischenden Kinder, die umherliefen und die tratschenden alten Waschweiber, die am Brunnen standen. Der Gestank von Kuh- und Pferdemist stach ihm in die Nase und die Möwen kreisten über dem See. Er verzog sein Gesicht kurz zu einer Grimasse. „Hier hat sich aber auch nichts verändert.

    Jack und Siegfried, die ebenfalls der Bruderschaft der Sieben angehörten, waren mittlerweile vom Fischen zurückgekehrt und gingen freudestrahlend auf ihn zu, um ihn zu begrüßen, ebenso, wie es auch seine Eltern taten. Die Wiedersehensfreude war groß und am Abend sollten alle Bewohner auf dem bevorstehenden Dorffest erscheinen.

    Am späten Abend hatte Markus seine unbequeme ritterliche Gewandung abgelegt und sich für eine einfache Kluft entschieden, als sie am Abend in der Taverne beisammen saßen. Die Gäste redeten alle durcheinander und von überall her, drang Gelächter zu ihnen herüber, während eine ältere Frau versuchte sich mit ihrem Rebec gegen den Krach zu behaupten. An den Wänden hingen brennende Fackeln, im Kamin brannte ein großes Feuer und an Kerzen mangelte es ebenfalls nicht. Die Frauen der Taverne bedienten in ihren schwarzen Röcken und gelben, tief ausgeschnittenen Blusen, die Tische waren bereits mit Speis und Trank gedeckt. „Sag Jack, wofür soll denn der Holzkasten sein, den du heute Morgen an unserer Hausmauer befestigt hast?, fragte Siegfried. Jack wurde augenblicklich wieder aus seinen Gedanken gerissen, während eine der Frauen, die ihn beschäftigten, Bier nachschenkte. „Oh, das ist ein Kasten für Botschaften, eine neue Erfindung von mir. Gut, was? Siegfried glaubte nicht richtig gehört zu haben. „Das ist, was?"

    „Nun ja, es ist ein Kasten, in dem man Botschaften hinterlassen kann. Nehmen wir an, es würde ein Bote kommen und uns eine Botschaft überbringen wollen und wir wären unterwegs, dann könnte er die Schriftrolle einfach einwerfen und uns würde nichts entgehen. Gut, was! Erwartungsvoll sah der Ire drein, der sich von seinen Gefährten mehr Anerkennung wünschte. „Ich verstehe nicht. Wieso sollen die Botschaften nicht wie üblich bei den Dörflern abgegeben werden. Wozu denn das, mit diesem Kasten? Es war offensichtlich, dass Siegfried seinen Ideen nicht folgen konnte.

    Nachdenklich griff er zu seinem Becher und leerte diesen in einem Zug. Auch Markus, der es kaum noch erwarten konnte, sich mit den beiden zierlichen Tänzerinnen, die er auf dem Schoße sitzen hatte, zu vergnügen, wurde gerade aufmerksam. „Und woher soll denn der Bote wissen, dass dies eine Kiste für Botschaften ist? Jack seufzte schwerfällig. „Na weil, … Ach, ich geb`s auf. Jede weitere Erklärung erschien ihm sinnlos, denn offenbar hatten seine Gefährten nicht allzu viel übrig für seinen Erfindungsgeist und Anerkennung. Henning, Trondahs Sohn, der ihm wie aus dem Gesicht geschnitten war, gesellte sich nun ebenfalls hinzu. Auch er gehörte der Bruderschaft der Sieben an. „Also mir gefällt die Idee mit dieser Holzkiste."

    Trondahn schmunzelte und schüttelte den Kopf, während er seine Spielwürfel über den Tisch rollen ließ. Siegfried, der nachdenklich und zugleich, auch amüsiert dreinschaute, erhob seinen Krug und sah dann Jack an, der ihm gleich gegenübersaß. „Solange du vor lauter Erfindungen und Holzkästen nicht vergisst, dass wir zum Treffen der Zunftmeister wollen, Jack", riss er den Iren aus seinen Gedankengängen und trank dann einen Schluck. Jack verdrehte kurz die Augen und kratzte sich dann unbeholfen am Kopf. „Ach ja, das habe ich in der tat vergessen.

    Trondahn bemerkte gar nicht, dass gerade ein anderer hünenhafter, älterer Nordmann auf sie zuschritt, Haakon. Auch wenn seine korpulente Statur äußerst beeindruckend wirkte, so war sein Gesichtsausdruck meist freundlich, sein Denkvermögen, glich jedoch immer noch, dem, eines Kindes. Haakon, war einst aus dem Nordland geflohen, nachdem er seine Feinde mit einem Schmiedehammer erschlagen hatte, die derzeit seine Eltern und Geschwister ermordet hatten. Seine Frau war alles, was ihm noch geblieben war. Das Schicksal hatte ihn nach Callenburg geführt. Dort hatte er später auch Trondahn kennengelernt, der ihn mit ins Dorf genommen hatte und mit dem er seither gemeinsam in der Schmiede arbeitete. Markus schmunzelte und dachte daran, wie sehr er seine Gefährten doch vermisst hatte. Sie beendeten ihr Spiel und verließen froh gelaunt die Taverne.

    Nur wenig später war das Dorffest bereits im Gange. Aus den Fenstern der Häuser drang flackernder Kerzenschein, die Schornsteine rauchten, Fackeln und Laternen brannten. Auf dem See spiegelte sich das Mondlicht. Die meisten Dörfler erschienen in ihrer besten, farbenfrohen Gewandung und rund um die große Dorfesche standen Weiber und Mädchen in ihren farbenfrohen Kleidern. Die Spielleute aus der Stadt zogen musizierend durch das Dorf. Martha trug ihr dunkelgrünes Festkleid. Harry und der Rest der Familie erschienen ebenso in ihrer besten Gewandung, so wie die meisten Dörfler zu feierlichen Anlässen. Trondahn und seine Gefolgschaft saßen in ihrer gewöhnlichen Kleidung an einem Feuer am See, erzählten, lachten und schmausten. „Verdammt noch eins.

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