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Der Mondsichel-Ohrring: Kinderkrimi
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Der Mondsichel-Ohrring: Kinderkrimi
eBook198 Seiten2 Stunden

Der Mondsichel-Ohrring: Kinderkrimi

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Über dieses E-Book

Ein spannendes altes Buch über
eine gefährliche Entführerjagd: Die Abenteuer von Felix, Tobi und der Roten Bohne ziehen Fanny sofort in ihren Bann. Doch beim Lesen dämmert ihr nach und nach auch, dass dieses Buch auf ganz unheimliche Weise etwas
mit ihr selbst zu tun hat … »Spannung pur… ein wahres Kleinod, ein Lesegenuss, nicht nur für Kinder.« (W. Bönisch, Kinderbibliothek.blogspot.com) +++ »Bildreich, witzig und intelligent … ein mitreißender Krimi.« (buchreport 02/2016)
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum2. Okt. 2016
ISBN9783734561610
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    Buchvorschau

    Der Mondsichel-Ohrring - Ulla Hesseling

    Die Kiste

    „So, das reicht jetzt aber!"

    Während der Laptop surrend die Mathe-CD auswarf, schwang ich mich mit einem Seufzer auf meinem Schreibtischstuhl herum und ließ den Blick durch das neue Zimmer schweifen. Sofort hellte sich meine Miene auf: Da stand ja, mitten auf dem Flickenteppich, immer noch die Kiste! Vor lauter Lernen hatte ich sie ganz vergessen.

    Hier, die haben wir eben auf dem Dachboden gefunden. Scheint ja wohl für dich zu sein!, mit diesen Worten hatte vorhin einer der Möbelpacker den offenbar ziemlich schweren Karton in meinem Zimmer abgestellt. Total verstaubt war er, nur der Zettel, der auf einer Ecke klebte, wirkte neu und sauber.

    Diesen Zettel sah ich mir nun näher an.

    ‚Für Fanny‘, stand darauf und: ‚Ich glaube, sie

    sind für dich bestimmt‘.

    Die Handschrift erkannte ich sofort wieder, es war nämlich dieselbe wie auf der Liste unten in der Küche. Da hatte Frau Mayer uns ein paar Tipps aufgeschrieben: Wie die Heizanlage funktionierte, die Adresse des Gärtners, der jeden Winter den großen Ahorn auf der Wiese stutzen sollte – lauter Sachen, die mich wenig interessierten. Bis auf eins: ‚Ab Mitte August Pflaumen ernten‘, das klang ziemlich gut!

    „Was da wohl drin ist?", murmelte ich, während ich mich vor der Kiste hinkniete, die dicke Staubschicht mit dem Arm wegwischte und den Deckel aufklappte.

    Bücher! Bücher waren da gestapelt, bestimmt zehn oder mehr.

    Aber wieso für mich bestimmt?!

    Neugierig nahm ich den obersten Band heraus. Die Farben des Einbanddeckels waren ganz verblichen, und ein bisschen muffig roch das Buch auch. ‚Na, kein Wunder nach so vielen Jahren auf dem Dachboden‘, dachte ich. ‚Sicher schrecklich altmodische Geschichten.‘

    Der Titel allerdings erschien mir gar nicht mal schlecht, irgendwie geheimnisvoll: „Der Mondsichel-Ohrring".

    Ich setzte mich bequem zurecht und musterte gleichzeitig noch einmal zufrieden mein Zimmer. Gut, dass ich gestern sofort als erstes den Schrank und die Regale eingeräumt hatte; jetzt sah es hier schon richtig gemütlich aus.

    Ich zwirbelte das Ende meines Zopfes um den rechten Zeigefinger, schlug das Buch auf und begann, den Rücken gegen die Kiste gelehnt, zu lesen.

    Am Morgen des 18. Juli erwachte Felix mit dem unbestimmten Gefühl, dass irgendetwas anders war als sonst. Taghell leuchtete schon die Sonne durch die Vorhänge, und von unten klangen gedämpft die Stimmen seiner Eltern und das Klappern von Frühstücksgeschirr herauf, in unregelmäßigen Abständen übertönt vom krähenden Singsang des dreijährigen Mathis.

    Verschlafen angelte Felix auf dem Bücherbord über seinem Kopf nach der Armbanduhr; dann aber war er mit einem Schlag hellwach und starrte entgeistert das Zifferblatt an: Schon halb neun – und niemand hatte ihn geweckt! Dabei müsste er doch längst in der Schule sein!

    Mit einem Ruck richtete er sich auf und wollte gerade die Decke von sich werfen, als sein Blick an dem rot umkringelten Datum auf seinem Saurier-Kalender hängen blieb: Mann,

    heute war ja Freitag, der 18., – erster Ferientag!

    Mit einem wohligen Seufzer ließ Felix sich wieder ins Kissen zurückfallen. Genüsslich räkelte er sich und kratzte ein bisschen an dem Mückenstich unter seinem linken Fuß.

    Jetzt lagen sie also vor ihm, sechs lange, vielversprechende Sommerwochen, verlockend wie das neue Dinosaurier-Buch, das schon in der Buchhandlung für ihn bereit lag.

    Bei diesem Gedanken verspürte Felix plötzlich überhaupt keine Lust mehr, auch nur eine Sekunde länger liegen zu bleiben. Also schwang er sich aus dem Bett, trat hinaus auf den Flur und warf einen Blick über das Geländer nach unten in die Essdiele.

    Alle saßen sie schon da: Seine Mutter bemühte sich gerade, eine verklemmte Brotscheibe aus dem Toaster zu angeln, ohne sich dabei die Finger zu verbrennen. Sein jüngerer Bruder Tobi, den blonden Schopf hell beschienen von einem Streifen Sonnenlicht, kaute versonnen sein geliebtes Müsli. Hin und wieder hielt er inne, um mit der Zunge die Zahnlücke zu befühlen, die von seinem Fahrradsturz vorgestern herrührte.

    Er war noch im Schlafanzug, genau wie Mathis, der wegen seiner durchdringenden Stimme und seines niemals stillstehenden Mundwerks in letzter Zeit von allen nur noch „Schnatti" genannt wurde.

    Herr Jansen erhob sich gerade von seinem Platz, um sich auf den Weg zur Arbeit zu machen.

    „Moorgen!" Ausgelassen sprang Felix die Wendeltreppe hinunter, so dass seine nackten Füße auf die Holzstufen niederklatschten und die ganze Treppe noch leise dröhnend vibrierte, als er sich schon an seinen Platz auf der Eckbank zwängte.

    „Iih! Mensch, Schnatti!" Ahnungslos, aber mit Schwung war Felix in einem dicken Klacks Quark gelandet, den Mathis kurz zuvor auf die Bank hatte fallen lassen. Augenblicklich drang es kalt und glitschig-nass durch den dünnen Stoff von Felix‘ Schlafanzughose.

    Hastig fuhr er von der Bank hoch, wobei er unglücklicherweise Mathis’ Kakaobecher umstieß. Und schon ergoss sich die braune Soße über den Frühstückstisch und bahnte sich in Windeseile ihren Weg um die Butterdose herum, zwischen den Marmeladengläsern hindurch und unter den Brotkorb.

    „Felix hat in die Hos‘ demacht", jauchzte Mathis, und Tobi schrie vor Lachen und spuckte dabei ein paar matschige Müsliflocken quer über den Tisch.

    Das brachte Frau Jansen endgültig aus der Fassung: „Kann man hier denn nicht einmal in Ruhe frühstücken?! Ihre Stimme wurde schrill vor Ärger: „Geh‘ sofort nach oben und zieh‘ dir eine andere Hose an!

    Felix wehrte sich empört: „Aber ich kann doch überhaupt nichts daf "-

    „Schluss jetzt", fuhr Herr Jansen dazwischen,

    „ab nach oben!"

    „Darum ist sein Po so zart: Täglich eine Quark-Kur", säuselte Tobi mit verklärtem Blick.

    „Haha, sehr witzig!" Felix stapfte nach oben und nahm sich aus dem Flurschrank Wäsche, Shorts und ein T-Shirt. Krachend schlug er die Badezimmertür hinter sich zu, zog schnell die Schlafanzughose aus und ließ sie auf den Boden gleiten. Während er anschließend in die frischen Sachen schlüpfte, spähte er aus dem Dachfenster hinunter auf die Burgstraße.

    Draußen war überhaupt nichts los – doch, jetzt quietschte rechts nebenan das Gartentörchen von Beckers, und Fabian trat auf die Straße, sein Skateboard unter dem Arm.

    ‚Bestimmt flüchtet er gerade, damit er seiner Mutter nicht im Garten helfen muss‘, vermutete Felix.

    Fabian stieß sich ab, rollte am Haus von Jansens vorbei und verschwand nach links in Richtung Obstwiese. Am Klackern der Räder hörte Felix, wie er Fahrt aufnahm und sich entfernte.

    Wieder war es still. Selbst die Flagge gegenüber, vor dem Haus von Westermanns, baumelte schlaff und regungslos an der Spitze der hohen Fahnenstange. Und auf dem großen verwilderten Grundstück rechts daneben mit dem allmählich verfallenden alten Häuschen tat sich natürlich auch nichts.

    „Das kauft irgendwann jemand, reißt es ab und baut was schickes Neues hin", meinte Herr Jansen jedes Mal, wenn seine Frau sich über den hässlichen Anblick beklagte.

    Plötzlich erklang von rechts ein Motorengeräusch. Felix stellte sich auf die Zehenspitzen und erspähte ganz hinten, auf der Höhe der Bushaltestelle, einen Wagen, der rasch näher kam, eigentlich sogar viel zu schnell. Schon war er unten am Haus vorbeigeprescht, nahm bereits mit quietschenden Reifen die Kurve hinter der Obstwiese, blitzte dort noch einmal metallisch grün auf und war wie ein Spuk auch schon wieder verschwunden.

    „Was für ein Irrer war das denn?", murmelte Felix.

    ‚Aber der wird sowieso gleich wieder zurückkommen‘, dachte er, während er das Bad verließ. Denn hinter der Kurve war ja Schluss, da kam nur noch die gelbe Schranke, und dahinter begann schon der Wald. Und einen Schlüssel für die Schranke besaßen nur der Förster und seine Mitarbeiter.

    Und überhaupt: Wozu stand denn am Anfang der Burgstraße das Sackgassen-Schild?! Deswegen konnten sie auf der Straße ja so ungestört spielen, weil außer den Anwohnern kaum jemand mit dem Auto hier entlangfuhr. Und das Haus von Jansens mit seinem tiefblau gestrichenen Garagentor war sowieso das letzte in der Straße, da kam erst recht nie jemand vorbeigefahren – höchstens mal der Bauer mit dem Traktor zur Apfelernte.

    Felix eilte hinunter, um den anderen von seiner Beobachtung zu berichten. Doch außer Mathis, der ihm treuherzig entgegengrinste, saß niemand mehr am Frühstückstisch.

    Also machte sich Felix über die Scheibe Rosinenbrot mit Leberwurst her, die, sicher ein Friedensangebot seiner Mutter, schon fertig gestrichen auf seinem Teller lag.

    „Ssade, daß du so’n Hunger hast!", bemerkte Mathis, der in letzter Zeit nicht nur sehr gesprächig, sondern auch unglaublich verfressen war.

    Überzeugt, dass von Felix’ Brot nichts mehr für ihn abfallen würde, rutschte er umständlich von der Bank herunter und verschwand in Richtung Küche, wo Frau Jansen mit dem Geschirr hantierte und dabei eine Melodie pfiff.

    Das Pfeifen brach ab, und Frau Jansen kam, die Hände in den Gummihandschuhen seitlich von sich gestreckt, zu Felix an den Tisch.

    „Was hast du eigentlich heute so vor?", erkundigte sie sich.

    „Weiß noch nicht genau", erwiderte Felix, wich dabei aber ihrem Blick aus. Denn tatsächlich war ihm gerade eingefallen, dass er ja statt in die Buchhandlung heute Vormittag schon mit Tobi zur Höhle gehen könnte.

    Von der wussten ihre Eltern aber bisher nichts.

    ‚Und das ist auch besser so‘, dachte Felix bei sich. Denn sie würden ihnen doch nur verbieten, dort zu spielen. Manche Dinge musste man einfach vor ihnen geheim halten, wenigstens so lange, bis sie irgendwann durch Zufall selbst dahinter kamen.

    Um nicht noch mehr lästige Fragen heraufzubeschwören, kippte er rasch den restlichen Kakao hinunter und stand auf.

    Im gleichen Augenblick kam Tobi von draußen hereingestürmt.

    „Fabian fährt heute Mittag für drei Wochen zu seiner Oma, verkündete er atemlos, „ich soll in der Zeit nach seinen Meerschweinchen sehen. Und er leiht mir solang seine Stelzen, die extra hohen!

    „Na, meinte Frau Jansen, „dann pass nur auf, dass nichts drankommt.

    „Jaja", stöhnte Tobi, verdrehte die Augen und folgte dann Felix die Treppe hinauf.

    Nach kurzem Beratschlagen in Felix’ Zimmer beschlossen beide, Stelzenlaufen und Buchhandlung auf den Nachmittag zu verschieben und gleich als erstes zur Höhle zu gehen.

    Eine seltsame Beobachtung

    Als sie das Haus verließen, klappte Frau Jansen auf der Wiese gerade die Wäschespinne auseinander; ein Korb mit nasser Wäsche stand schon daneben im Gras.

    „Wohin geht ihr denn?, wollte sie wissen, und Felix antwortete rasch: Och, wir gucken mal am Spielplatz vorbei."

    Ein richtig gutes Gewissen hatte er dabei nicht, obwohl es ja nicht einmal direkt gelogen war. Lag doch der Spielplatz immerhin am Weg zu ihrer Höhle.

    „Um halb eins gibt’s Essen!", rief Frau Jansen noch hinter ihnen her.

    Sie hatten schon die Obstwiese erreicht, als Tobi stehen blieb.

    „Das ist die Idee!", murmelte er, machte kehrt und lief zum Haus zurück.

    Felix, der nicht wusste, was er davon halten sollte, wartete ein paar Minuten; dann schlenderte er ebenfalls langsam wieder zurück.

    Neben dem blauen Garagentor stellte er sich in den Schatten der Hecke. Die Sonne brannte schon richtig, und leichter Teergeruch stieg von der Fahrbahn auf.

    ‚Mann, wo bleibt der denn‘, dachte er ungeduldig, ‚nicht dass wir jetzt gleich auch noch Schnatti am Hals haben!‘

    Unruhig ging er noch ein paar Schritte weiter bis zum Haus von Beckers. Von Fabian war nichts mehr zu sehen, bestimmt musste der jetzt packen.

    Auch im Garten von Morells, gleich neben Beckers, war es still – doch halt, Felix stutzte: Da saß ja ein Mädchen im Pflaumenbaum und las! So vertieft war sie in ihr Buch, dass sie nichts um sich herum wahrzunehmen schien.

    Gerade wollte Felix sie ansprechen, da erschien Tobi wieder auf der Straße – allein zum Glück! -, unter jeden Arm eine Stelze geklemmt und sein Fernglas vor der Brust baumelnd.

    „Ich konnte das Fernglas nicht finden, erklärte er, „deshalb hat’s so lang gedauert.

    „Und was willst du jetzt mit dem ganzen Zeug?"

    „Wart’s ab!", bekam Felix zur Antwort.

    Achselzuckend setzte er sich in Bewegung, und Tobi marschierte, die Stelzen wie zwei Gewehre geschultert, mit vielsagendem Grinsen neben ihm her in Richtung Sackgasse.

    Dort angekommen, bemerkte Felix überrascht, dass der grüne Wagen keineswegs, wie er angenommen hatte, hier parkte. ‚Komisch‘, dachte er, ‚ich könnte schwören, dass der Raser nicht wieder zurückgefahren ist; das hätte ich beim Frühstück doch mitbekommen‘. Ob der vielleicht doch einen Schlüssel für die Schranke gehabt hatte und durchgefahren war?

    Die Jungen duckten sich unter dem gelb lackierten Schlagbaum hindurch und betraten den Waldweg. Auf dem knirschenden Schotter gingen sie weiter, ließen den Spielplatz, von dem schon fröhliches Rufen und Schreien herüberklang, rechts liegen und strebten geradeaus in Richtung des Rippenbaums.

    So hatten sie den ersten der drei Wegweiser getauft, die ihnen halfen, den verborgenen Weg zur Höhle immer wiederzufinden.

    Da stand sie schon, die Tanne: Unten üppig grün, der obere Teil dagegen kahl und schwarz verkohlt wie ein düsteres Gerippe. Irgendwann war wohl einmal ein Blitz in die Spitze hineingefahren.

    Von hier ab musste man Ausschau nach dem zweiten Wegweiser halten, einem dicken Farnbüschel, das in einer Mulde neben einem alten, bemoosten Baumstumpf auf der linken Seite des Weges wuchs.

    Denn dort zweigte ein unscheinbarer, schmaler Pfad ab, auf dem die Jungen nun hintereinander gingen, ständig im Kampf mit dornigen Brombeerranken, die ihnen von beiden Seiten die nackten Arme und Beine zerkratzten.

    Schweigend arbeiteten sie sich voran. Je tiefer sie in den Wald vordrangen, umso schattiger – und auch

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