Djuki i Norge III: Die Reparatur des Endes Plass
Von Michael Pommer
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Buchvorschau
Djuki i Norge III - Michael Pommer
Die Höhle der Höllenotter
Odal, Djuki und die Kinder waren wieder in der Bytte Hule von Midgard. Dieses Mal hatten alle die Augen ganz fest zugekniffen, um sie vor dem grellen Licht zu schützen. Dennoch mussten sie auch dieses Mal einige Zeit in der Bytte Hule bleiben, um sich wieder an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen.
Ordal setzte den kleinen Hund auf dem Boden ab. Der legte sich sofort hin, streckte alle vier Pfoten von sich und schloss seine Augen. Er war wie alle anderen sehr erschöpft von der anstrengenden und aufregenden Reise. Ordal saß neben dem Utveksling Stein, als Tim und Ole sich zu ihm gesellten und dann vor sich hin dösten.
Djuki konnte gar nicht schlafen. Er dachte viel mehr an die Zeichnung, die er auswendig lernen musste. Hatte er wohl noch alles behalten? Er versuchte sich das Bild vor seinen geschlossenen Augen vorzustellen. Doch alles, was er sah, war ein schwarzer Fleck. Hatte er den Bauplan tatsächlich vergessen? Er strengte sich noch mehr an, um sich an das Bild zu erinnern. Aber es gelang ihm nicht.
Djuki erinnerte sich an Thorvalds Worte nur zu gut. Nur alle drei Teile des Planes ergaben den Gesamtplan. Würde er sich nicht mehr an seinen Teil erinnern, dann wäre alles vergebens gewesen. Djuki bekam Panik, wollte aber den anderen nichts sagen. Er tröstete sich mit der Hoffnung, dass er zum jetzigen Zeitpunkt nur zu müde sei, um sich an den Plan zu erinnern. Morgen, wenn er ausgeschlafen hätte, dann würde er sich ganz bestimmt an die Zeichnung erinnern.
Das beruhigte ihn aber nur eine kurze Zeit. Er bemerkte ein unruhiges, lautes, geradezu zorniges Zischen, das aus der Höhle der Höllenottern kommen musste. Djuki spitzte seine Ohren und versuchte zu hören, was sie sich erzählten.
Eine Schlange empörte sich gegenüber der anderen:
„…zzzz…. Was für eine Unverschämtheit. Schaut euch meine Partnerin an. …zzzz…. Sie ist zur Hälfte im Eis eigefroren worden. …zzzz…. Er hat zu viele von uns eingefroren….".
Eine andere sagte hingegen:
„…zzzz…. Wenn dieser Eisriese wiederkommt, dann beißen wir sofort zu. …zzzz…. Egal, ob er die richtige Losung sagt …zzzz…. oder nicht."
Dieser Meinung schienen viele Schlangen zu sein, denn Djuki hörte ein zustimmendes und wütendes Zischen und Fauchen. Er hob den Kopf und schaute zum Eingang der Höhle, wo die Höllenottern lebten. Der Hund sah eine Schlange, die zusammengerollt die vier in der Bytte Hule regungslos beobachtete.
Djuki stand auf und ging zu der Schlange.
„Djuki! Halt!, flüsterte Ordal dringlich. „Bleib von der Schlange fern. In der Schlangenhöhle stimmt etwas nicht.
„So, was denn?", fragte Tim.
„Ja, genau. Dieses Zischen macht mir richtig Angst", fügte Ole hinzu.
Djuki aber hatte keine Angst. Er fühlte, dass den Schlangen etwas Schlimmes passiert sein musste. Er ging weiter auf die am Eingang liegende Höllenotter zu und fragte:
„Guten Tag, mein Name ist Djuki und wir kommen in Frieden. Was ist denn los bei euch. Wovor habt ihr nur solche Angst?"
Plötzlich war es totenstill in der Höhle. Kein Laut war mehr zu hören. Diese Stille war jetzt noch unheimlicher als das aufgeregte Zischen der Schlangen vorher. Die etwa einen Meter lange und unterarmdicke Schlange erhob sich, sodass sie Djuki direkt in die Augen schauen konnte. Sie ließ ihre gespaltene Zunge aufgeregt aus einem Spalt im Maul heraus schnellen, um sie dann wieder genauso schnell ins Maul zurückzuziehen. Dabei beobachtete sie den Hund ganz genau, der wie versteinert vor ihr stand. Nur Djukis Nase bewegte sich ganz, ganz langsam. Er wollte die Schlange keinesfalls provozieren. Dennoch bemerkte er bei seinem vorsichtigen Schnüffeln, dass aus der Höhle eine enorme Kälte herausströmte. Es kam ihm eigenartig vor, denn beim letzten Mal, als sie durch die Höhle gegangen waren, war es dort unerträglich heiß gewesen. Und jetzt diese Kälte!
Plötzlich fragte sie:
„…zzzz…. Seid ihr nicht die Gruppe, die Edegard gestern hier durchgeführt hatte?"
„Ja", antwortete Djuki und drehte sich ein wenig zu den anderen.
„Der große Bergtroll dort, das ist Ordal. Und die beiden Kinder sind Tim und Ole, meine Brüder", setzte der Hund fort.
Die Schlange bewegte sich auf den Hund zu, schlängelte sich vorsichtig und langsam an ihm vorbei und schlich auf die Kinder und den Bergtroll zu. Dabei verließ ihr Körper die Höhle der Höllenotter. Ordal ries seine kleinen Augen auf und sagte entsetzt zur Schlange:
„Hey, stopp! Eine Höllenotter darf niemals ihre Höhle verlassen und in die Bytte Hule kommen. Das ist verboten!"
Kurz vor den drei Besuchern blieb die Schlange liegen und betrachtete sie.
Dann erklärte sie:
„…zzzz…. Bitte verzeiht, dass ich gegen die Regeln verstoßen habe. …zzzz…. Aber wir sind in der Höhle angegriffen worden. …zzzz…. Von einem Eisriesen, namens Rune. …zzzz…. Er kämpfte gestern mit Edegard, unserer Freundin. …zzzz…. Sie ist dabei schwer verletzt worden. …zzzz…. Er hat zuerst eine Eiskugel auf sie geschleudert und sie dann in unserer Höhle gegen die Wand geworfen. …zzzz…. Er hatte wohl gedacht, dass wir sie totbeißen, weil sie in unsere Höhle kam, ohne die Losung zu sagen.
…zzzz…. Aber das haben wir nicht. Sie ist unsere Freundin, und wir haben ihr viel zu verdanken. …zzzz…. Als er bemerkte, dass wir nichts gemacht hatten, kam er rein und schleuderte mit kleinen und großen Eiskugeln nur so um sich. …zzzz…. Wären wir nicht dazwischen gegangen, dann wäre Edegard jetzt tot. …zzzz…. Viele von uns wurden entweder ein wenig oder ganz in den Eiskugeln eingeschlossen und sind durch die Kälte erstarrt. …zzzz…. Wir wissen nicht, wie viele Schlangen tot sind. …zzzz…. Klar ist nur eines: Wir können die Bytte Hule nicht mehr beschützen."
Ordal, Djuki und die Kinder waren sprachlos. Sie konnte es kaum glauben, was die Schlange berichtete. Dabei schien das Reptil selber auch verletzt zu sein. Mittlerweile waren etwa zehn weitere Schlangen verbotenerweise in die Bytte Hule gekommen. Sie schienen sehr aufgeregt zu sein. Instinktiv sagte Ordal, der die Schlangen mit weitaufgerissenen Augen beobachtete:
„Wir kommen in Frieden! Wir tun euch nichts!"
Die Schlange, die bei Ordal und den Kindern lag, drehte sich zu den anderen um und befahl ihnen, sich sofort wieder in die Höhle der Schlangen zu begeben. Es schien, als würden die anderen diesen Befehl nur widerwillig befolgen, aber schließlich taten sie es.
„Wie können wir euch helfen?", fragte Djuki, der sich langsam gehend auf die Schlange zubewegte.
„…zzzz…. Das ist sehr lieb von euch. …zzzz…. Vielleicht könnt ihr uns helfen, die Eiskugeln zu öffnen, in denen meine Brüder und Schwestern gefangen sind. …zzzz…. Edegard konnte es nicht. …zzzz…. Sie war zu sehr verletzt. …zzzz…. Sie hat uns aber versprochen, Eggdal zu schicken."
„Wer ist denn Eggdal?", fragte Ole, der sich zunächst vor den Schlangen geekelt hatte. Jetzt, wo er hörte, was ihnen passiert war, taten sie ihm sehr leid.
„…zzzz…. Eggdal ist ein Eistroll. …zzzz…. Er kennt sich mit dem Eis der Eisriesen aus. …zzzz…. Das Eis ist so kalt, dass unsere Schuppen teilweise verbrannt sind. …zzzz…. Die Krankheit wird Gefrierbrand genannt. Es ist unangenehm und schmerzvoll. …zzzz…. Und manchmal ist sie auch tödlich für uns."
„Ah, dann wird es so etwas wie Trockeneis sein", erwiderte Tim auf die Ausführungen der Schlange.
„Wir haben das Thema in der Schule im Biologieunterricht durchgenommen. Trockeneis wird bei uns Menschen verwendet, um Lebensmittel Schock zu gefrieren. Das Auftauen dauert allerdings eine lange Zeit…."
„…zzzz…. Junger Freund, du scheinst Ahnung zu haben. …zzzz…. Kannst du uns bitte helfen?"
„Ja, wir können es versuchen", antwortete Tim.
Er ging an der Schlange vorbei, stoppte kurz am Eingang der Höhle, sagte sicherheitshalber noch die Losung auf und ging dann zu den Höllenottern. Djuki folgte ihm neugierig.
Beide sahen die Katastrophe. Es war kalt, saukalt in der Höhle. Riesige Eismassen lagen auf dem Boden oder klebten an der Decke und an den Wänden. Sehr viele Schlangen schienen schwer verletzt zu sein. Teilweise war noch der Kopf oder der Schwanz im Eis vergraben.
Ordal und Ole folgten jetzt. Die vier konnten gar nicht fassen, was den Schlangen widerfahren war. Ole dachte sofort an Edegard. Er hoffte sehnlichst, dass es ihr gut ginge.
Nach kurzer Zeit sagte Tim zu den anderen:
„Ordal. Versuche so viele Eiskugeln wie möglich aus der Höhle zu tragen. Bringe die Kugeln nicht zur Bytte Hule, sondern zum Kanal, wo unser Boot liegt. Pass bitte auf, dass keine Schlange in den Eiskugeln ist, die du rausträgst. Ole und ich versuchen, die Schlangen aus den Eiskugeln herauszuholen.
Nimm meinen Pullover und wickle den um deine Hände, damit du sie dir nicht am Eis verbrennst."
Ordal nahm den Pullover und machte sich ans Werk. Er schleppte Kugel um Kugel aus der Schlangenhöhle heraus. Als er nach kurzer Zeit eine Pause am Kanal machte, sah er, dass das weiße Boot nicht mehr da war.
Zunächst dachte er an Edegard, die sich das Boot genommen haben könnte. Aber das passte nicht zu ihr. Eigentlich war sie sehr wasserscheu und hatte manchmal sogar richtige Angst vor Wasser.
Dann hatte er Rune in Verdacht, der es geklaut haben könnte. Dieser Gedanke erzürnte ihn, denn er hatte von seinen Eltern gelernt, dass man so etwas nicht tut. Aber dann sah er, dass das weiße Boot gesunken war und auf dem Grund des Kanals lag.
Er drehte sich um und sah, wie Tim und Ole eine Schlange nach der anderen vom Eis befreiten. Die Kinder waren in der kalten Höhle bis auf die Unterhose ausgezogen. Sie hatten dabei ihre Stümpfe über die Hände gezogen, um sich vor dem