Irland: Eine Motorradreise auf dem "Wild Atlantic Way"
Von Detlev Gehring
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Über dieses E-Book
Dies ist die Geschichte einer Motorradtour entlang der irischen Küste. Wir fahren auf dem Wild Atlantic Way, einer rund 2.500 Km lange Route von Bushmills hoch oben im Norden Irlands bis Rosslare im Süden. Unterwegs besuchen wir Whisky-Brennereien und alte Burgen, hören von Sagen und Mythen, erleben die wilde Natur und treffen auf freundliche Iren.
Eine Geschichte, die Lust macht, sich selbst einmal auf dem Weg nach Irland zu machen.
Detlev Gehring
Den Spaß am Motorradfahren entdeckte Detlev Gehring erst mit Mitte dreißig. Recht schnell wurden aus den anfänglichen Feierabendrunden zunächst Tages-, dann Wochenendtouren, bis er schließlich damit begann, das Motorrad auch für längere Reisen zu nutzten. Von seinem kleinen Heimatdorf in NRW aus startet er regelmäßig seine Touren insbesondere durch die Nordhälfte Europas. Mit Gepäckrolle und Tankrucksack durch Skandinavien, das Baltikum und Großbritannien zu fahren macht ihm immer wieder aufs Neue großen Spaß. Dabei geht es nicht nur darum, das Land zu entdecken, sondern auch den Menschen dort zu begegnen. So entstehen auf diesen Reisen Geschichten, die, mit Fotos ergänzt, zu Reiseberichten werden.
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Buchvorschau
Irland - Detlev Gehring
„The Wild Atlantic Way"
Wenn ich an Irland denke, kommen mir sofort einige Bilder in den Sinn: Von endlosen grünen Wiesen, auf denen glückliche Kühe grasen und die ihre Milch für die irische Butter und Käse geben. Ich denke an Menschen mit roten Haaren und Sommersprossen, die den ganzen Tag irische Volksmusik machen, dabei singen und tanzen und dazu irischen Whiskey trinken.
Meine Güte, was für Klischees…
Am besten ist es, selber einmal nach Irland zu fahren und sich selbst alles vor Ort einfach mal anzusehen. Ist Irland wirklich die „grüne Insel"? Sind dort tatsächlich viele Menschen rothaarig? Und lässt der Ire für ein Glas Whiskey und ein fröhliches Lied wirklich alles andere außer Acht?
Wo sonst als in Irland selbst kann man das feststellen? Also beschlossen wir, nach Irland zu fahren. Dort wollten wir unsere Motorräder an der Westküste entlang steuern und dabei den Vorurteilen auf den Grund gehen. Und wie der Zufall so spielt: Kurz nach unserem Beschluss hörten bzw. lasen wir zum ersten Mal von der Route "Wild Atlantic Way". Diese wird von der irischen Tourismusbehörde vorgestellt und meint eine rund 2.500 Kilometer lange Route entlang der irischen Küste. Damit ist der Wild Atlantic Way
eine der längsten ausgewiesenen Küstenstraßen der Welt. Was lag also näher, als unsere Pläne mit dieser neuen Route zu verbinden. Außerdem: Wenn das nicht nach Freiheit und Abenteuer klingt, dann weiß ich auch nicht weiter.
Uns war natürlich von vornherein klar, dass wir nicht jeden dieser 2.500 Kilometer unter die Räder nehmen konnten. Um aber so viel Küste wie möglich zu erfahren
, entwarfen wir einen speziellen Plan für die An- und Abreise. In Irland ankommen wollten wir oben im Norden in dem kleinen Örtchen Larne. Von dort aus wollten wir uns zunächst westlich halten und dann immer der Küste Richtung Süden folgen, bis wir Irland schließlich unten im süd-östlich gelegenen Rosslare wieder verlassen.
Für die erste und die letzte Nacht in Irland haben wir Unterkünfte von Zuhause aus vorgebucht. Für die anderen Nächte wollten wir uns vor Ort um die Übernachtungen kümmern. So konnten wir flexibel bleiben und zum Beispiel bei Regen nur kurze Etappen fahren. Im Nachhinein hat sich gezeigt, dass wir auch die beiden vorgebuchten Unterkünfte problemlos vor Ort hätten buchen können.
Aber im Nachhinein ist man ja immer schlauer.
Wir hatten uns bei der Vorbereitung auf die Tour nur eine Sache ausgesucht, die wir auf jeden Fall machen wollten: Wir wollten den „Ring of Barea fahren. Warum diesen und nicht den bekannteren „Ring of Kerry
, dazu später in der Geschichte mehr. Ansonsten hatten wir einige Ideen, waren aber auf nichts fixiert. Kein „must-see" sozusagen. So reisen wir eigentlich am liebsten: Die An- und Abreise ist geregelt, der Rest wird vor Ort spontan entschieden.
Und so konnten wir es kaum erwarten, dass endlich der Tag der Abreise kam und wir uns aufmachen konnten nach Irland.
Zu einer Motorradreise auf den "Wild Atlantic Way".
Anreise
Wer denkt, Abenteuer seien gefährlich,
sollte es mal mit Routine versuchen:
Die ist tödlich.
(Paulo Coelho, brasilianischer Schriftsteller)
Gestern Morgen sind wir gestartet. Bei wechselhaftem Wetter sind wir mit unseren Motorrädern nach Holland gefahren. Zwischendurch gab es einige leichtere Regenschauer, die uns aber nicht die Vorfreude auf den Urlaub verderben konnten. Ziel war die Niederländische Hafenstadt Ijmuiden, von wo aus uns die Fähre hinüber in das englische Newcastle bringen sollte. In der holländischen Hafenstadt angekommen, reihten wir uns in die schon recht lange Schlange der vor der Fähre wartenden Motorradfahrer ein. Wie immer an den Fähren gab es auch hier einige Gespräche mit den anderen Reisenden. „Wo wollt ihr hin?" und „Wie lange seid ihr unterwegs?" sind die typischen Fragen, die wir gestellt bekamen und die natürlich auch wir fragten. Es zeigte sich, das einige der Reisenden auf die Isle of Man wollten, alle anderen fuhren nach Schottland. Wir waren die einzigen, die es bis nach Irland zog.
Die Überfahrt nach Newcastle verlief dann problemlos. Wir hatten eine Kabine für uns, klein, aber immerhin mit Dusche. Das Abendessen bestand aus mitgebrachten Verpflegung, die wir bei der Ausfahrt an Deck genossen haben. Der Hafen von Ijmuiden ist nicht gerade ein optischer Leckerbissen. Viel Industrie ist zu sehen, an dem klitzekleinen Strand in Fahrtrichtung links möchte ich wirklich keinen Urlaub machen. Witzig fand ich dagegen die Marschmusik, die beim Auslaufen unseres Schiffes vom Band erklang.
Ob das wohl eine Hommage an die „gute alte Zeit" sein soll?
Pünktlich erreichten wir am nächsten Morgen Newcastle. Die Nacht war sehr ruhig verlaufen und wir gönnten uns an Bord noch ein ausgiebiges Frühstück. Dann hieß es Taschen packen, die Kabinen freigeben und mit den vielen anderen Urlaubern darauf warten, das wir das Schiff verlassen konnten. Leider erwies sich die Einreise nach England dann als recht langwierig, da die Briten eine äußerst penible Passkontrolle durchführten. Mehr als eine Stunde lang dauerte es, bis wir an den Grenzposten vorbei Richtung Newcastle fahren konnten. Hier in GB ist ja Linksverkehr angesagt und um uns so richtig darauf einzustimmen, hielt die Straßenführung zunächst mal Kreisverkehr auf Kreisverkehr für uns bereit. Dann fuhren wir mitten im morgendlichen Berufsverkehr quer durch den Ort, bis wir Newcastle endlich verlassen und uns auf weniger befahrenen Straßen Richtung britischer Westküste durchschlagen konnten. Schon bald jedoch nutzten wir Autobahnen und gut ausgebauten Landstraßen. Wir waren nämlich ein wenig unter Zeitdruck: Die Fähre von Cairnryan in England nach Larne in Irland war gebucht und wir wollten sie nicht verpassen. Einige Regenschauer begleiteten uns, bis wir ungefähr eine halbe Stunde vor Ablegen der Fähre den Hafen von Cairnryan erreichten. Nachdem ich von den englischen