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Die Rolle des Integrationsbegleiters: Dozentenbuch Wie aus defizitären Empfängern Gestalter der Zukunft werden
Die Rolle des Integrationsbegleiters: Dozentenbuch Wie aus defizitären Empfängern Gestalter der Zukunft werden
Die Rolle des Integrationsbegleiters: Dozentenbuch Wie aus defizitären Empfängern Gestalter der Zukunft werden
eBook218 Seiten1 Stunde

Die Rolle des Integrationsbegleiters: Dozentenbuch Wie aus defizitären Empfängern Gestalter der Zukunft werden

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Über dieses E-Book

Das Buch beschreibt eine im Ausland erprobte Methode für erfolgreiche Integrationsarbeit. Eine Methode, mit der man Integration genauso einfach vermitteln kann wie Lesen und Schreiben. Es bereitet jeden Dozenten gut auf jegliche Kurse vor, deren Ziel es ist Menschen in die Mehrheitsgesellschaft zu integrieren oder beim Einstieg in den Arbeitsmarkt zu helfen.
Das Buch liefert dafür nicht nur einen fachlich nötigen Überblick über gesellschaftliche und psychologische Hintergründe, es spricht auch persönliche und institutionelle Integrationsprobleme offen an. Im Gegensatz zu anderen Fachbüchern bleibt es aber nicht ein theoretischer Ansatz, sondern bietet auch etablierten Strukturen praktische methodische Lösungsansätze, pädagogische Ziele und Arbeitstechniken für einen umsetzbaren Paradigmenwechsel in der sozialen Arbeit.
Argumentativ eingebettet in die aktuellen Chancen und Herausforderungen des deutschen Arbeitsmarkts liefert das Dozentenbuch "Die Rolle des Integrationsbegleiters" zusammen mit dem dazugehörigen Arbeitsbuch für Kursteilnehmer "Easy in die Arbeitswelt" und seinen modularen Begleitheften aus der Reihe "Integration … leicht gemacht" eine fertige Gebrauchsanleitung für alle Arten von Integrations- und berufsorientierenden Kursen.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum6. Sept. 2019
ISBN9783748274575
Die Rolle des Integrationsbegleiters: Dozentenbuch Wie aus defizitären Empfängern Gestalter der Zukunft werden
Autor

Stephanie Tsomakaeva

Stephanie Tsomakaeva ist Autorin, Unternehmerin und politische Aktivistin. Geboren in Frankfurt am Main hat sie sich 1991 in St. Petersburg selbstständig gemacht. In den 22 Jahren, in denen sie in Russland war, hat sie Staatsauflösung, Hyperinflation, Verfassungsgebung, Währungszusammenbruch, Krieg, Flucht und vorauseilenden Gehorsam gegenüber einer erneuten Diktatur kennengelernt. Ende 2013 kehrte sie aus politischen Gründen zurück nach Deutschland. Mit klarer Idee für eine bessere Gesellschaft hat sie viele eigene Erfahrungen mit dem russischen, amerikanischen und dem deutschen Wirtschafts-, NGO- und Parteiensystem gemacht. Sie formuliert in ihren Büchern anwendbare Verfahrensweisen für die Themen: Integration, Politikerhaftung und Dezentralisierung der Gesellschaft. Stephanie Tsomakaevas Bücher zeichnen sich durch glasklare Problemanalysen, leicht verständliche Bilder und eine Leidenschaft für pragmatische Lösungen aus. Die individuelle Potentialentfaltung von Menschen und Gesellschaften ist immer Treiber ihrer Motivation. Sie ist überzeugt, dass in jedem Individuum wertvolle „Schätze“ zu heben sind. Durch die Beachtung grundsätzlicher Regeln im Zusammenleben und durch Selbstverantwortung im Dienste einer friedlichen Gesellschaft können diese gemeinsam aktivieren.

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    Buchvorschau

    Die Rolle des Integrationsbegleiters - Stephanie Tsomakaeva

    KAPITEL 1

    INTEGRATION

    Bevor wir in die Frage nach gelungener Integration einsteigen und auf die Frage antworten, warum diese in Deutschland seit 30 Jahren ein ungelöstes Problem ist, erst ein paar Gedanken zum Buch selbst.

    In Deutschland ist die spezifische Ausbildung von sogenannten Integrationsmanagern, in der Methoden und Techniken gelehrt werden, wie man den Aufgaben in der Integrationsarbeit professionell gerecht wird, noch in den Kinderschuhen; genauer genommen in den ersten Semestern einiger weniger Hochschulen. Der Name verrät, dass es um die Ausbildung derjenigen geht, die Integrationsarbeit organisieren und finanzieren. Weniger, um die, die täglich in Integrationskursen, Vermittlungs- oder Weiterbildungsmaßnahmen, Schulen, Kitas oder als Paten heute schon aktive Integrationsarbeit leisten.

    Das Buch möchte diese Lücke schließen und genau den Menschen, die in dieser Branche in Kursen arbeiten (oder arbeiten wollen), Anregungen geben über ihr eigenes Selbstverständnis nachzudenken, über die Ziele, die sie mit ihrer Integrationsarbeit erreichen wollen, und ihnen eine erprobte Methode mit praktischen Vorschlägen an die Hand geben. Deshalb ist im Buch immer von „Ihnen und „den Teilnehmern die Rede.

    Sollte Ihnen der vorgeschlagene Paradigmenwechsel gefallen, können Sie ihn direkt in Ihrer täglichen Integrationsarbeit anwenden. Dafür gibt es die Arbeitsbücher. Ganz nach dem Motto der GrowInGermany-Methode: Keine Theorie ohne praktische Umsetzung.

    Die Methode ist entwickelt worden, um inner-russischen Vertriebenen eine Starthilfe bei der Eingliederung in die Gesellschaft zu geben. Vertriebene, die aufgrund von aktuellen Kriegshandlungen innerhalb der Russischen Föderation an einen neuen Ort umziehen mussten oder solche, die nach der Vertreibung in ihre alte Heimat zurückkehrten. Die Gegenden sind ausnahmslos solche, die keinen strukturellen Arbeitsmarkt vorweisen können, weshalb die Methode ausschließlich auf die Entfaltung persönlicher Fähigkeiten setzt. Das macht sie so universell anwendbar.

    Probieren Sie sie aus, jeder kann sie selbst testen und wenn Sie Fragen haben, können Sie uns gerne kontaktieren (info@growingermany.de).

    Begriffsreflexionen

    Der auf den ersten Blick kaum erkennbare Unterschied zwischen Integration und Assimilation und die ständige Verwechslung in den Medien und in der täglichen Diskussion macht es besonders schwierig die Begrifflichkeiten auseinanderzuhalten. Der Unterschied wird in der Integrationsbegleitung aber in dem Moment wichtig, wenn es um die Frage geht, wie geht man mit der Kultur des Heimatlandes oder der Subkultur um, aus der man selbst kommt und aus der die anderen Teilnehmer (oder deren Eltern) stammen.

    In Folge eines intensiven Austausches zweier Kulturen (oder Subkulturen) erlebt ein Mensch Lern- und Veränderungsprozesse, die in der Sozialpsychologie auch als Akkulturation bezeichnet werden. Das Model mit den vier Formen Akkulturation des Migrationsforscher John Berry ist wahrscheinlich das bekannteste, weshalb seine vier Kategorien in der öffentlichen Diskussion im Zusammenhang mit Migration am häufigsten verwendet werden:

    Begriffsreflexion 1 – Assimilierung

    Anpassung: Aufgabe der eigenen Kultur mit Kontakt zur Mehrheitskultur.

    Einwanderer, die sich mit Deutschland identifizieren, aber nicht mehr mit dem Heimatland, wie z. B. ein Migrantenkind, das als Erwachsener weder die Sprache seiner Eltern kann noch öfter oder länger im Heimatland der Eltern war als ein durchschnittlicher Deutscher.

    Begriffsreflexion 2 – Integration

    Erneuerung: Beibehaltung der eigenen Kultur mit Kontakt zur Mehrheitskultur.

    Einwanderer, die sich sowohl positiv mit Deutschland identifizieren als auch mit ihrem Heimatland, wie z. B. ein Zuwanderer, der stolz ist sein eigenes Geschäft wie ein deutscher Geschäftsmann zu führen und sich gleichzeitig gut um die Familie im Heimatland zu kümmern.

    Begriffsreflexion 3 – Segregation

    Abtrennung: Beibehaltung der eigenen Kultur ohne Kontakt zur Mehrheitskultur.

    Einwanderer, die sich mit dem Heimatland identifizieren, aber nur wenig oder gar nicht mit Deutschland, wie z. B. ein geduldeter Flüchtling, der sich nur aus Furcht vor Ab-Schiebung an die wichtigsten Gesetze hält und ansonsten weitgehend unter seinesgleichen so wie zuhause lebt.

    Begriffsreflexion 4 – Marginalisierung

    Ausschluss: Aufgabe der eigenen Kultur ohne Kontakt zur Mehrheitskultur.

    Menschen, die sich weder mit Deutschland noch einem anderen Land identifizieren, wie z. B. ein Jugendlicher, der sich aufgrund seines Aussehens in Deutschland nicht dazugehörig fühlt, und aufgrund seiner Unkenntnis der Sprache und Heimat seiner Eltern das Land auch nicht seine Heimat nennen kann.

    Wenn das Ziel ist, Menschen beim Assimilierungsprozess zu unterstützen, dann stehen Lernen und Training von Verhaltensweisen der Mehrheitsgesellschaft im Vordergrund. Wenn Sie aber Integration erreichen möchten, dann muss der Fokus auf den Prozess der Teilhabe verschoben werden. Die hier in diesem Buch vorgestellte Methode ist ein Verfahren um den Integrationsprozess zu initiieren und zum Erfolg zu begleiten. Ziel ist nicht Assimilation, sondern Integration.

    Das Integrationsproblem

    Wie kommt es eigentlich, dass Menschen den Kontakt zu einer Kultur verlieren? Oder vielleicht noch schlimmer, zu allen Kulturen, sogar zu ihrer eigenen und der ihrer Eltern?

    Die erste These dieses Buches lautet: Auslöser ist ein Verlusttrauma. Gerade bei Geflüchteten, aber auch bei allen anderen, die ein Problem damit haben, sich positiv in die Mehrheitsgesellschaft einzubringen. Verlieren kann man Eltern, Kinder, Verwandte, die Arbeit, die Heimat, das Zuhause, Gesundheit, Ansehen, Geld und vor allem auch Vertrauen, in eine bessere Zukunft oder eben auch die Zugehörigkeit zu einer Gruppe. So etwas passiert auch ohne Flucht, z. B. durch Unfälle, den Tod eines geliebten Menschen, schwere Krankheiten, Naturkatastrophen, Gewalt oder Mobbing. Alles, was Menschen ohne ihre eigene Entscheidung aus der gewohnten Lebenssituation herausreißt oder diese so unerträglich macht, dass sie sie aufgeben, um ihr zu entkommen.

    Die zweite These ist: Eine Folge von Verlusttrauma ist der Verlust der persönlichen Orientierung im Leben und dadurch der Verlust der sozialen Einbindung. Im Kleinen kennt das jeder. Der Verlust eines geliebten Spielzeugs kann bei einem Kind (bei Erwachsenen z. B. ein Handy oder etwas anderes Wichtiges) für Tage alle Aufmerksamkeit absorbieren. Das geht solange, bis sich das Kind umorientiert und einen Ersatz für das Spielzeug gefunden hat. Bei dem Verlust eines geliebten Menschen oder einer lebenserfüllenden Arbeitsstelle ist das schon wesentlich schwieriger. Die Orientierungsphase geht bei den meisten Menschen mit einem zeitweisen Zurückziehen aus dem aktiven sozialen Leben einher. Bei manchen Menschen bis hin zu tiefen Depressionen und einem völligen Rückzug. Diese Phase dauert, je nach Situation, so lange bis eine neue Perspektive im Leben erkennbar wird. Wer sozial gut eingebunden war, dem hilft in der Regel der Halt der Gemeinschaft schneller eine neue Perspektive zu formulieren als das einsame Menschen können.

    Für Migranten kommen allerdings zwei zusätzliche Probleme hinzu: zusätzlich zu ihrer persönlichen Orientierungslosigkeit verlieren sie durch die räumliche Veränderung den sozialen Halt der gewohnten Umgebung, und sie kennen weder die Möglichkeiten, noch die Anforderungen der Aufnahmegesellschaft, womit es für sie doppelt so schwer ist neue Perspektiven zu entwickeln.

    Um das besser zu verstehen, versuchen Sie sich einmal folgende Situation vorzustellen: Sie leben Ihr ganz normales Leben, Familie, Haus, Arbeit, so wie alle anderen auch. Dann passiert plötzlich etwas, auf das Sie keinen Einfluss hatten und Sie müssen zusammen mit den anderen Menschen aus ihrem Heimatort flüchten. Am neuen Ort sind Sie natürlich froh, in Sicherheit zu sein. Klar …

    Aber dann kommen die täglichen Probleme und mit ihnen die Fragen: zurückgehen? Hierbleiben? Weiterziehen? Zweifel, ob die Entscheidung richtig war. Sie vermissen Ihre Familie, Freunde, das Haus, die vielen lieben kleinen Dinge. Jeder das seine und jeder individuell.

    Sie denken nach, wo Sie welche Perspektiven hätten, die über das nackte Überleben hinausgehen. Lernen, arbeiten, Familie, Anerkennung und Selbstverwirklichung. Das ist menschlich. Stellen Sie sich vor, Sie wären in einer Stadt gestrandet, in der Sie weder die Sprache können, noch die Möglichkeit hätten etwas zu lernen, noch legal zu arbeiten und selbst die lokale Bevölkerung hätte die größten Probleme ihre rudimentärsten Bedürfnisse zu befriedigen, Sie dann noch weniger. Keiner hat dort auf Sie gewartet und es will Sie hier auch keiner in der Zukunft. Keine Frage, Sie sind in Sicherheit, aber eine Perspektive auf Dauer ist das sicher nicht.

    Dann wagen Sie persönlich die nächste Flucht, diesmal vor der Perspektivlosigkeit des sicheren Ortes, und hoffen, dass sich Ihre Erwartungen an eine neue Zukunft an einem anderen Ort erfüllen. Viele Menschen sind so jahrelang auf der Flucht. Sie fliehen vor den täglichen Problemen, immer im Gedanken irgendwann an einen Ort zu kommen, wo sie den Ausweg aus der als ausweglos und ohnmächtig erlebten Situation finden. So ziehen auch Sie von einem Ort zum anderen in der Hoffnung wieder eine normale, legale Arbeit zu finden, Ihre Familie zu vereinen oder eine neue zu gründen. Zumindest eine neue Perspektive zu finden, an die Sie glauben können.

    In dieser Hoffnung fällen Sie die Entscheidung und versuchen am neuen Ort Ihrer Wahl angekommen, mit Ihren gewohnten Kommunikationsmustern die eigenen Erwartungen einer besseren Zukunft zu realisieren. Schnell merken Sie, dass aber nicht nur Sprachprobleme, sondern auch Unterschiede, Intransparenz, Vorurteile, teilweise Unwille und Ausgrenzung, und nicht zuletzt die eigene Angst vor dem erneuten Scheitern die Umsetzung ihrer Pläne in immer weitere Ferne rücken lässt.

    Schnell gesellt sich zur Einsamkeit in der Ferne auch die Einsicht, dass es keinen weiteren Platz auf der Welt gibt, wo man noch hingehen könnte. Denn das Ziel, das Sie ausgewählt hatten, war ja das Beste unter den möglichen. So, wie für viele Migranten Deutschland. Außer, natürlich, die gute, alte, vermisste Heimat. Wenn doch nur alles wieder so wäre wie früher …

    Das ist der Moment, in dem das Integrationsproblem beginnt: Die persönliche Perspektive geht verloren, warum man alles,

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