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Außerhalb der Schatten: Das ist erst der Anfang
Außerhalb der Schatten: Das ist erst der Anfang
Außerhalb der Schatten: Das ist erst der Anfang
eBook392 Seiten5 Stunden

Außerhalb der Schatten: Das ist erst der Anfang

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Über dieses E-Book

Sie ist zurück und die Rache gehört allein nur ihr. Nadia holt erneut zum Schlag aus und trifft das unvorbereitete Team hart.
6 Monate gefangen, gequält, gebrochen. Dr. Damien Taylor, oder was von ihm übrig ist, gefoltert, um ein einziges Ziel zu verfolgen. Das Leben seiner einst besten Freundin zu zerstören.
Doch gibt es da jemanden, den die Russin zu fürchten lernt. Eine Geheimgesellschaft, die alles daran setzt, das Serum zu bekommen. Sie sehen alles und jeden!
Wird es ihnen gelingen, ihr Ziel zu erreichen?
Neue Verbündete, neue Feinde und eine neue Liebe, die trotz der Schatten erblüht.

Leidenschaftlich, Schmerzvoll und Düster geht der Kampf für die Freunde und gegen die Schatten weiter.
Nur wer zusammhält, wird am Ende noch stehen.
feelings_books_love

Ich habe dem zweiten Teil, mit Herzrasen entgegen gefiebert und meine Vorfreude wurde während des Lesens in beständige Freude umgewandelt. Dieses Buch ist so vielseitig, es vereint Superhelden, Liebe, Kampf, Veränderung und Hass. So etwas habe ich noch nie zwischen zwei Buchdeckeln gefunden.
buch_zaubergarten
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum30. März 2021
ISBN9783347247529
Außerhalb der Schatten: Das ist erst der Anfang
Autor

Mandy Jolien Hard

Mandy Jolien Hard wurde 1990 in einer kleinen sächsischen Stadt geboren. Es packte sie schon früh die Leidenschaft zum schreiben. Mit 14 Jahren schrieb sie bereits regelmäßig an Fantasy-Romanen. Jetzt teilt sie mit "Außerhalb der Schatten" erstmals ihre Gedanken mit der Welt.

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    Buchvorschau

    Außerhalb der Schatten - Mandy Jolien Hard

    1. Kapitel

    Das Zuckerhütel – Brooklyn

    Die brünette junge Frau tippte mit dem Ende ihres Bleistifts gegen ihre vollen Lippen und seufzte. Sie blickte auf den Text, den sie bereits geschrieben hatte, und versank wieder in einer ganz anderen Welt. Gerade als Alexandra weiterschreiben wollte, wurde sie angesprochen.

    „Miss, könnte ich noch einen Kaffee bekommen?"

    Sofort riss es Alex wieder in die reale Welt. Eine Welt, in der sie in einem kleinen österreichischen Lokal kellnerte, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Wenn man das denn so nennen konnte. Ihre Chefin war der reinste Geizkragen. Krankenversichert war die Dreiundzwanzigjährige nicht und ihre Wohnung musste sie sich mit einer Kollegin teilen, denn sonst könnte sie sich nicht mal die Miete leisten.

    „Aber na klar", sagte sie und legte ihren Stift beiseite.

    Sie drehte sich um und holte die Kaffeekanne.

    „Sie können mich nicht feuern, ich kündige!", hörte man dann eine junge Frau aus der anderen Ecke des Ladens schreien.

    „Nein, warten Sie, kündigen Sie mich doch! Dann müssen Sie mir eine Abfindung zahlen! Sie billiger Abklatsch von Sissi!" Alle blickten in die Ecke, aus der eine Blondine kam. Sie zog ihre Schürze aus und warf sie einfach zu Boden. Der Gast, der Alex angesprochen hatte, sah sie fragend an. Doch diese winkte nur ab und schenkte ihm Kaffee nach.

    „Ist hier leider kein Einzelfall. Einfach ignorieren, die beruhigen sich wieder."

    Doch dieses Mal war es wohl anders. Ihre Kollegin und Mitbewohnerin stürmte auf sie zu und knallte ihren Schlüssel auf den Tisch.

    „Ich bin fertig mit dieser Stadt, ich ziehe mit Chuck nach Vancouver und werde Schauspielerin."

    Das haute die Brünette dann doch aus den Socken.

    „Aber …"

    Doch mehr konnte sie nicht sagen, da war die Blondine auch schon weg. Jetzt sah man die etwas kurz geratene Chefin aus ihrem Büro kommen. Sie strich über ihr blau-weiß gemustertes Dirndl, während sie direkt auf Alexandra zu steuerte.

    „Alex, Sie sind jetzt alleine. Ich muss weg und zusehen, dass ich eine zweite Bedienung für die Nachtschicht finde", sagte sie mit ihrem Wiener Akzent.

    Alex lief um den Tresen herum, damit sie sich vor ihre Chefin stellen konnte.

    „Nein, warten Sie Mrs Brunner. Ich schaff das auch alleine, außerdem könnte ich die Extrakohle gut gebrauchen. Wenn Darcy wirklich weg ist, muss ich meine Miete alleine bezahlen."

    Doch die Österreicherin schüttelte nur mit dem Kopf.

    „Wenn hier das Haus brummt, schaffen Sie das nicht alleine. Ich kümmer mich schon darum."

    Ohne ein weiteres Wort verließ auch sie das Zuckerhütel. Die Dreiundzwanzigjährige drehte sich um und machte sich wieder an die Arbeit. Was sollte sie auch anderes machen? In ihrem Leben hatte sie bisher noch nicht wirklich viel erreicht. Ihre Eltern hatte sie nie kennengelernt. Vor ihrer Geburt hatten die beiden einen Autounfall gehabt, ihr Vater war sofort verstorben. Ihre Mutter hatte es noch bis ins Krankenhaus geschafft. Dort wurde Alex dann auf die Welt geholt, doch auch ihre Mutter hatte nicht überlebt, weshalb sie bei ihren Großeltern aufgewachsen war. Vielmehr gesagt bei ihrer Großmutter, denn auch ihr Großvater starb kurz nach ihrer Geburt. Weswegen es fast die ganze Zeit nur sie und ihre Grams gegeben hatte. Die beiden hatten nie viel Geld gehabt, doch sie waren nicht unglücklich gewesen. Nach der Schule hatte Alexandra ein Wirtschaftsstudium begonnen. Als ihre Grams krank wurde, finanzierte sie ihre Medikamente mit und warf ihr Studium, das sie sich nicht mehr leisten konnte, hin. Ihre Grams war ihr wichtiger gewesen. Sie jobbte hier für das Nötigste in ihrem Leben. Aber so sehr sie ihre Grams auch liebte, bei ihr leben wollte sie nicht mehr. Jeder Mensch musste sich ja irgendwann einmal abnabeln.

    Heute war wieder eine dieser Nächte, in denen nicht wirklich was los war. Kurz bevor sie Feierabend machen wollte, kam noch ein Mann mit einer großen Tasche herein und bestellte ein Sandwich und einen Kaffee. Er setzte sich gleich auf die Bank hinter dem Tresen und begann zu essen.

    Alex fragte sich, was für ein Mann um zwei Uhr nachts allein, nur mit einer großen Tasche, in ein Café kam? Wie ein Obdachloser sah der Mann Mitte zwanzig nicht aus. Seine Kleidung war gepflegt, genauso wie seine Haare. Sein aschblondes Haar schimmerte förmlich im Schein der Neonröhren. Er war frisch rasiert, muskulös gebaut und auffallend attraktiv. Alex wartete eigentlich nur darauf, dass jeden Moment eine passend gut aussehende Frau dazukommen würde. Doch es kam niemand.

    Da sie nichts mehr zu tun hatte, setzte sie sich noch mal hin, um an ihrer Geschichte weiterzuschreiben. Sie las nochmal über das, was sie bereits geschrieben hatte und überlegte, wie sie ihre männliche Hauptfigur eigentlich beschreiben sollte. Ohne dass sie es selbst merkte, biss sie dabei auf den Bleistift und starrte auf das Papier. Ihr Blick schweifte dann aber doch von den Zeilen weg und hinüber zu dem Mann, der nur wenige Meter von ihr entfernt saß. Sie überlegte einen Moment, ob sie das tun sollte, aber hey, wieso eigentlich nicht? Er würde es doch eh niemals erfahren. Alex glaubte sowieso nicht wirklich daran, dass ihre Geschichte je verlegt werden würde. Gerade machte sie das ja auch nur für sich selbst. Vielleicht auch, um sich selbst zu beweisen, dass sie keine vollkommene Null war. Sie starrte den Mann förmlich an, um passende Worte zu finden, die ihren Michael beschrieben. Sportlich gebaut, groß gewachsen, stahlblaue Augen, die einen fast alles um sich herum vergessen ließen, aschblondes, kurzes Haar. Frisch rasiert und eine unglaublich starke, positive Ausstrahlung. Kurz trafen sich ihre Blicke und Alexandra stockte der Atem. Diese Augen, sie glaubte förmlich, in ihnen zu versinken. Schnell blickte sie wieder auf ihr Papier und schrieb etwas auf. Dann trat der Koch, der Mann der Chefin, von hinten an sie heran.

    „Ich mach mich jetzt auf den Weg. Hinten ist soweit alles sauber, ihr müsst dann nur nach abschließen. Bis morgen." Sie nickte einfach nur und stand auf, um die Toiletten zur kontrollieren. So wie jeden Abend, kurz bevor sie Schluss machte.

    Der etwas ältere Kassierer, der außer Alex und dem letzten Gast noch anwesend war, brachte seine Tasse weg und machte sich auf den Weg, um die letzte Rechnung des Tages zu ziehen. Dabei stellte er sich etwas tollpatschig an und warf, als er um die Ecke ging, Alex‘ Notizen vom Tisch. Er brummelte etwas in seinen Bart hinein und versuchte, sich hinunter zu beugen.

    „Warten Sie ich helfen Ihnen", sagte Ian und rutschte von der Bank. Er kniete sich runter und sammelte die Zettel ein. Es waren Skizzen und auch einige beschriebene Seiten. Ian Holden konnte es sich nicht verkneifen, diese zu überfliegen. So blieb er einen Moment hocken und las.

    „Vielen Dank, in meinem Alter kann man leider nicht mehr so, wie man will. Als ich noch so jung wie sie war, sind mir Sachen nicht aus Versehen runtergefallen, wenn Sie verstehen?", scherzte er.

    Der Mann Ende sechzig lief zu seiner Kasse und tippte etwas ein. Ian hörte ihm gerade aber gar nicht richtig zu, er war viel zu gefesselt, von dem, was er gerade las. Auch das er gerade eigentlich auf jemanden wartete, der wohl nicht mehr kommen würde, hatte er vollkommen vergessen.

    Doch da kam Alex auch schon wieder von den Toiletten zurück und sah zwischen den beiden Männern hin und her. Sie konnte die aktuelle Situation nicht sofort einordnen, doch irgendetwas schien nicht zu stimmen.

    Die Zettel in Ians Händen machten sie stutzig, denn als sie vor wenigen Minuten verschwunden war, hatte er die noch nicht. Sie blickte zum Tresen und entdeckte, dass es ihre sein mussten. Der Mann reichte sie ihr dann auch sogleich.

    „Sie sind runtergefallen, ich hoffe, sie sind nicht zu durcheinandergeraten."

    Er wollte sich nicht die Blöße geben zu gestehen, dass er sie gelesen hatte.

    „Ja ja Alex, ich war‘s. Sei mir nicht böse, aber ich muss dringend ins Bett. Können wir das jetzt schnell über die Bühne bringen?"

    Der ältere Mann steckte ihr die Rechnung zu und holte seine Jacke. Bei der Erklärung entspannten sich ihre Gesichtszüge wieder.

    „Ich hoffe, es hat Ihnen geschmeckt?", meinte sie und nahm ihm erst einmal ihre Zettel ab.

    Dann reichte sie ihm die Rechnung.

    „Ja war sehr gut, danke."

    Er warf einen Blick auf die Rechnung. Aus seiner Brieftasche zog er dreißig Dollar. „Stimmt so."

    „Das ist aber mehr als großzügig."

    Noch bevor sie noch etwas sagen konnte, sah sie ihren Kollegen auf die Uhr deuten. Das war gerade mehr als unangebracht. Ian zog seine Jacke über und griff nach seiner Tasche.

    „Ganz sicher. Schönen Feierabend Alex", meinte er.

    Ian schenkte ihr ein charmantes Lächeln und verließ dann das Café. Sie biss sich auf die Unterlippe und starrte ihm hinterher.

    „Alexandra! Bist du da festgewachsen? Ich möchte nach Hause, noch bevor die nächste Schicht losgeht."

    Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie sich aus ihren Gedanken losreißen.

    „Ja, schon klar."

    Sie griff nach ihren Sachen und verließ mit Anuk das Geschäft.

    „Komm gut heim Anuk."

    „Ja ja bis heute Abend."

    Der ältere Mann verschwand um eine Ecke, während Alex noch ihre Jacke zuknöpfte. Sie schloss ordnungsgemäß ab und wollte gerade zur U-Bahnstation laufen, als ihr Ian noch mal auffiel. Nur wenige Meter vor ihr setzte er sich gerade auf sein Motorrad. Kurz trafen sich noch mal ihre Blicke, dann heulte sein Motor auf und er fuhr in die Nacht davon. Sie schauderte kurz. Dann machte sie sich auf den Weg zur Bahn, um ebenfalls heimzufahren.

    2. Kapitel

    Alexs Wohnung – Brooklyn

    Zwei Tage später hatte Alexandra frei und so stand die Frage im Raum, ob sie das vielleicht ausnutzen sollte, um ein bisschen an ihrer Geschichte weiter zu schreiben. Noch war sie sich unsicher, doch klar war, dass sie heute nicht das Haus verlassen würde. Sie hatte sich ein altes Shirt ihres Ex-Freundes angezogen, das bei ihrer Statur eher wie ein Kleid aussah und es sich mit dem Laptop und Popcorn auf der Couch bequem gemacht. Einen Fernseher hatte sie nicht, sie konnte sich die Kabelgebühren einfach nicht leisten. Ganz abgesehen davon, wie unverschämt teuer heutzutage ein Flachbildfernseher war. Wenn sie etwas sehen wollte, dann ging das nur am Laptop. Zum Glück ließ ihre Nachbarin von oben sie das Internet mitbenutzen. Gerade als sie sich noch das Nutellaglas dazu geholt hatte und anfangen wollte, das noch warme Popcorn mit der Nuss-Nougatcreme zu mischen, klingelte es an ihrer Tür.

    „Ich bin nicht da."

    Ihre rote Katze begann wie zur Zustimmung zu maunzen.

    „Alex mach auf, es ist ein Notfall."

    Die schrille Stimme ihrer Nachbarin von oben war einfach, nicht zu überhören. Geschweige denn zu ignorieren. Sie seufzte hörbar, während sie zur Tür lief. Diese öffnete sie nur einen Spalt breit, doch ihre Nachbarin zwängte sich trotz ihrer Körperfülle hinein. Im Vergleich zu Alex war Abigail dreimal so breit. Doch wohl auch doppelt so imposant, mit ihren Mitte dreißig, den blonden Haaren, den braunen Extensions und dem viel zu stark aufgelegten Make-up. Abi war so ein Typ Mensch, den man entweder mochte oder hasste. Alex ging von der Tür weg und beobachtete ihre Nachbarin, die sich mal wieder in ein viel zu enges Kleid gequetscht hatte.

    „Und was ist der Notfall, ich habe gerade sehr viel zu tun."

    Abi sah sich im Zimmer um und schüttelte den Kopf.

    „Wem willst du was vormachen?"

    Ungeniert, wie sie nun einmal war, nahm sie sich einfach etwas Popcorn.

    „Du hast den Laptop und Snacks da, wolltest du dir einen schönen Porno ansehen?"

    Alex Kinnlade klappte runter. Warum konnte sie sich eigentlich nicht erklären, schließlich kannte sie Abis Art, diese Frau nahm nie ein Blatt vor dem Mund und tat immer genau das, was ihr gerade in den Sinn kam.

    „Nein wollte ich nicht und wenn du nur hier bist, um meinen Lebensstil zu verurteilen, komm morgen wieder. Ich bekomme gerade Kopfschmerzen."

    Abi hatte es sich aber gerade auf der Couch bequem gemacht und begann zu essen.

    „Weißt du, ich habe neulich erst gelesen, dass ein guter Orgasmus genau das Richtige gegen Kopfschmerzen ist."

    Alex drehte sich weg und verdrehte die Augen.

    „Abi ernsthaft, was willst du?"

    „Lass uns ausgehen, wir waren schon so lange nicht mehr aus und vielleicht kannst du ja mal wieder jemanden aufreißen. Ich mache mir wirklich Sorgen um dein Sexleben."

    Wenn sie Abi nicht schon eine Weile kennen würde, wäre sie wohl entsetzt über diese Aussage einer Frau, die zehn Jahre älter war als sie.

    „Ach heute nicht, du siehst doch, ich müsste mich erst umziehen und ähhhhhh …"

    Das letzte war eigentlich kein Wort, aber trotzdem hoffte Alex, es würde als Ausrede reichen.

    „Diesen Fetzen nennst du Kleidung. So was würde ich nicht mal als Putzlappen benutzen."

    Alex stellte sich wieder an die Tür und hoffte, dass die Signale deutlich genug waren, damit Abi wieder ging.

    „Ich habe ein sehr ausgeglichenes Sexleben. Neulich war erst wieder dieser Kerl da."

    Sie überlegte, ob ihr der Name einfallen würde. Doch wollte sie eigentlich, dass Abi seinen Namen kannte? Die beiden führten schließlich keine Beziehung, sie waren nur zweimal zusammen im Bett gelandet und mehr war da nicht.

    „Du weißt schon …. der Typ eben."

    Abi stellte das Popcorn weg und ging auf die Brünette zu. Sie legte beide Hände auf Alex Schultern.

    „Komm schon, wenn du heute mitkommst, nerve ich dich den Rest der Woche auch nicht mehr."

    °Ist ja auch schwer möglich, heute ist ja schon Freitag°, dachte sie bei sich.

    „Okay, okay. Aber ich werde mich nicht schminken", sagte Alex.

    Doch Abi ließ einfach nicht locker, weswegen sie es über sich ergehen ließ, dass Abi sie schminkte und ihr die Haare machte.

    Zwanzig Minuten später stand Alex neben Abigail vor dem Haus und wartete auf ein Taxi. Sie hatte sich umgezogen und auch gegen ihren Willen geschminkt. Beziehungsweise hatte sie sich schminken lassen. Wenn Abi sich was in den Kopf gesetzt hatte, war ihr das schlecht auszureden. So nervig, wie sie manchmal auch wirkte, war sie doch trotzdem eine treue und verlässliche Freundin. Als das Taxi vor den beiden anhielt, stieg erst die Fünfunddreißigjährige ein und dann ihre Freundin. Abi nannte dem Fahrer ihr Ziel, während Alex aus dem Fenster sah und verträumt ihre Nase gegen das Glas drückte. Abi wollte mit ihr in einen heißen neuen Klub in der City. Dass Alexandra sich normalerweise noch nicht einmal leisten könnte, da aufs Klo zu gehen, war wohl egal. Abi hatte über einen ihrer Kunden eine Einladung bekommen. Da machten sich ihre Beziehungen mal wieder gut und bemerkbar, denn Abigail führte ein sehr erfolgreiches Wellness-Studio. Warum sie in Brooklyn wohnte, verstand Alex bis heute nicht. Vor allem in so einem heruntergekommenen Haus wie das, in dem auch sie wohnte. Abi hatte mal erwähnt, das würde sie erden. Doch Alex konnte sich nicht vorstellen, dass sie, wenn sie mehr verdienen würde, noch freiwillig in dem Haus bleiben würde.

    Dreißig Minuten später waren sie dann auch endlich vor dem Klub. Abi bezahlte den Fahrer und zusammen stiegen sie aus. Vor dem Klub stand eine lange Schlange und Alexandra befürchtete schon, dass sie nicht mehr reinkommen würden. Auf den Weg zum Ende der Schlange zog Abigail sie weg.

    „Hier entlang, wir sind heute VIPs!", meinte sie und rückte provokant ihr Dekolleté zurecht. Als würden nicht schon genug Leute die beiden ansehen. Hinter Abi fühlte sich Alex irgendwie fast schon unscheinbar. Abi drängte sich an einigen Leuten vorbei.

    „Wir stehen auf der Gästeliste! Wir sind Gäste von Mister Sanclair."

    Sie zeigte ihm ihre Einladung. Während der Türsteher auf die Liste sah, zwinkerte Abi ihrer Freundin zu.

    „Okay geht klar, ihr könnt rein."

    Als die beiden Frauen den Klub betraten, sahen sie sich erst einmal um. Ihre Blicke schweiften von links nach rechts. Hier wurde sichtlich nicht mit dem Geld gespart. Alles schien nur vom Feinsten zu sein, die ganze Einrichtung, die Getränke, die Kleidung des Personals, einfach alles. In kleinen Sitzgruppen saßen vereinzelt Menschen, auf der Tanzfläche tummelten sich die verschiedensten Altersgruppen.

    „Wir sollten uns erst mal was zu trinken holen."

    „Aber Abi, ich kann mir hier gar nichts leisten", meinte Alex und fühlte sich sichtlich unwohl.

    Diese Umgebung war so gar nicht ihr Stil.

    Das war so viele Klassen höher als das, was sie gewohnt war.

    „Wir müssen nicht bezahlen, du Dummerchen."

    Es dauerte nicht lange, bis Abi zwei Kerle für sie beide an Land gezogen hatte, die sie einluden. So kam Alex mal in den Genuss, einen Cocktail zu trinken. In den billigen Schuppen, die sie sonst immer aufsuchte, ging die Karte nicht über Bier, Wodka und dergleichen hinaus.

    Doch irgendwie kam Alex heute nicht richtig in Fahrt. Die beiden Kerle überließ sie Abi. Die hatte gerade Ausstrahlung für sie beide zusammen. So verschwand Alexandra unauffällig auf das Damenklo. Als sie kurz darauf wiederkam, schweiften ihre Blicke durch den Klub und bei dem Mann, der gerade aus einem der Separees kam, stockte ihr der Atem. Sie verengte die Augen. Den Mann kannte sie doch, er hatte ihr vor zwei Tagen das großzügige Trinkgeld gegeben. Irgendwie brach Panik in ihr aus, warum wusste sie auch nicht. Doch wollte sie nicht, dass er sie hier sah. Noch bevor sie sich verstecken konnte, bemerkte sie, dass er in jedem Arm eine Frau hatte. Es versetzte ihr einen Stich, doch hatte sie ja schon vermutet, dass so ein Kerl kaum allein sein konnte.

    „Wen starrst du denn da so an?", wollte Abi wissen und reichte ihr ein neues Martiniglas.

    Vollkommen überrascht davon, wo ihre Freundin plötzlich herkam, fehlten ihr kurz die Worte. Doch dann überschlugen sich die Worte fast.

    „Niemanden, absolut niemanden."

    „Sag‘s noch einmal, dann glaube ich es dir vielleicht."

    Doch als Abi in dieselbe Richtung blickte wie Alexandra gerade noch, konnte sie sich denken, um wen es ging.

    „Niklas Holden, sie biss sich auf die Unterlippe. „Ein echtes Sahneschnittchen und einer der begehrenswertesten Junggesellen der Stadt.

    Unauffällig sah Alex auch wieder dorthin und schluckte schwer.

    „Du kennst ihn?"

    „Du etwa nicht? Ach, ich vergaß, du hast ja keinen Fernseher. Er ist ein Weltklassemotorradfahrer, zweimaliger Weltmeister und dieses Jahr stehen die Chancen gut, dass er es wieder wird." Nervös wie ein junges Schulmädchen kratzte sie sich über den Arm, sah aber nicht mehr zu ihm hin.

    „Er war vor zwei Tagen im Zuckerhütel."

    „Oh ho."

    Sie zog Abigail zur Seite.

    „Psst! Er sieht noch zu uns rüber."

    „Ich dachte, das willst du. Los geh hin und sag ihm Hallo. Du siehst echt heiß aus heute. Was hast du zu verlieren."

    Sie versuchte abzuwinken. „Er erinnert sich sicher nicht mehr an mich, außerdem hat er schon genug Begleitung."

    Ohne eine weitere Vorwarnung zupfte die Blondine an dem Kleid von Alexandra, sodass deren große Brüste noch besser zur Geltung kamen. Sie fuhr ihr durch die langen, lockigen Haare und zeigte ihr dann einen Daumen nach oben.

    „Du bist aber viel schärfer als die. Und jetzt los."

    Sie schubste ihre Freundin in die Richtung von Nick.

    Jetzt, wo sie ihm näherkam, bemerkte sie, dass seine Frisur heute kürzer war. Doch sagte sie nichts dazu. Was sich später wohl noch als Fehler rausstellen sollte. Gerade stand noch eine Rothaarige zwischen ihr und Nick. Tausende Gedanken rasten ihr durch den Kopf, was sollte sie ihm denn jetzt sagen? Sie wollte gerade weglaufen, da sprach er sie an.

    „Hey …"

    Er lächelte sie an, doch noch bevor er irgendetwas anderes sagen konnte, wurde Alex von einem Kerl angestoßen und landete förmlich in Nicks Armen.

    Irgendwie war es etwas klischeehaft, doch anders wäre sie wohl vor ihm weggerannt.

    „Entschuldige", meinte sie und löste sich augenblicklich wieder von ihm.

    „Schon gut, es ist ja nichts passiert. Der Kerl hätte besser aufpassen können, darf ich dir einen Drink ausgegeben? Was trinkst du?" Seine Stimme klang etwas anders als vor zwei Tagen oder bildete sie sich das nur ein? Ach, das musste sicher an der lauten Musik liegen.

    „Ich bin mit einer Freundin hier", meinte sie noch etwas verlegen und zeigte in Richtung von Abigail.

    Die sich gerade anderweitig vergnügte.

    „Ich glaube, deine Freundin kommt schon alleine klar."

    Er zwinkerte ihr zu, ergriff sanft ihre Hand und ging mit ihr an die Bar. Als der Barkeeper Nick sah, kamen sie sofort dran. Was vermuten ließ, dass er hier wohl der VIP schlechthin war. Gerade kam Alex sich wie ein kleines, schüchternes Kind vor. Normalerweise wusste sie immer, was zu sagen war, doch gerade war ihr Hirn wie leer geblasen. Er machte sie unglaublich nervös und das Gefühl kannte sie von sich nicht.

    „Was möchtest du trinken?"

    Nick betrachtete die junge Frau vor sich genauer. An ihrer Halskette konnte er ihren Namen ablesen: Alexandra stand auf ihrem Anhänger. Jetzt wusste er schon mal den Namen der jungen Frau, die ihm sofort ins Auge gefallen war. Sie warf gerade einen Blick auf die Getränkekarte, die wirklich sehr vielseitig war.

    „Wenn ich dir was empfehlen darf? Er sah tief in ihre braunen Augen. „Dann solltest du mal den Havanna Mango Mojito probieren, falls du das noch nicht hast.

    Sie klappte die Karte zusammen und hielt seinem durchdringenden Blick stand. Heute entdeckte sie aber einen leichten grünen Schimmer in seinen ozeanfarbenen Augen.

    „Na, dann überrasche mich", meinte sie und stellte sich direkt neben ihn.

    „Und Alexandra, kommst du öfter her? Sie sah zu ihm auf. „Tja Niklas, wenn du so fragst, Nein. Heute ist das erste Mal und nur, weil mich meine Freundin eingeladen hat.

    Sie presste kurz die Lippen aufeinander.

    „Wie du dir sicher denken kannst, kann ich mir das hier sonst nicht leisten. Aber weißt du, Alex oder Lexi reicht vollkommen. Alexandra klingt so förmlich."

    Nein, eigentlich konnte er sich nicht denken, was sie damit meinte. Denn er war nicht der Mann, der vor zwei Tagen im Zuckerhütel gesessen hatte, sondern sein Zwillingsbruder. Doch dahinter würde die junge Frau erst später kommen. Er überging es einfach und meinte nur:

    „Dann bestehe ich aber darauf, dass du Nick sagst."

    Sie grinste breit. „Klingt nur fair. Aber du scheinst hier öfter zu sein."

    Sie drehte sich um, sodass sie mit dem Rücken zum Tresen stand. So konnte sie ihn besser ansehen und hatte auch seine Freunde im Auge, die immer wieder zu ihnen rüber sahen. Vor allem die Rothaarige, mit der er gerade noch gesprochen hatte, durchbohrte sie jetzt förmlich mit Blicken.

    „Ja, wenn ich nicht trainiere, bin ich auch gern mal hier, um mich mit ein paar Freunden zu treffen. Oder Neue kennenzulernen."

    Bei den letzten Worten zwinkerte er ihr zu. Der Barkeeper schob ihnen beiden die Cocktails zu und kümmerte sich wieder um andere Gäste. Nick schob ihr das Glas hin und sah sie mit einem erwartungsvollen Blick an.

    „Oh oh, ich hoffe, du wartest jetzt nicht darauf, ob du das trinken kannst. So nach dem Motto, wenn sie‘s überlebt, kann ich auch?", meinte sie scherzhaft.

    Dann nippte sie vorsichtig.

    „Was redest du denn da?", sagte er grinsend und nahm einen großen Schluck aus seinem Glas, wartete aber schon gespannt auf ihr Urteil.

    „Und?"

    Es war wie eine kleine Geschmacksexplosion in ihrem Mund. Die Minze, die Mango, der Rohrzucker, die Limette und der Havanna Club ergaben eine wirklich gute Mischung. Der Drink hielt eindeutig, was die Optik versprach.

    „Du hast eine sehr gute Wahl getroffen, der schmeckt wirklich gut."

    Sie nahm noch einen großen Schluck.

    „Willst du vielleicht tanzen?", wollte er wissen und reichte ihr seine Hand.

    Noch ganz die alte Schule. Sie ergriff diese, nachdem sie das Glas geleert hatte, und folgte ihm zur Tanzfläche. Sie hörte genau hin und erkannte eins ihrer Lieblingslieder.

    Walk the Moon mit Shut up and dance. Passender ging es wohl kaum.

    „Ich muss dich vorwarnen: Ich habe einen ganz eignen Tanzstil."

    Er zuckte mit den Schultern.

    „Und? Solange du mir nicht permanent auf die Füße trittst."

    So begannen sie nebeneinander zu tanzen. Erst mit etwas Abstand, doch nach und nach kamen sie sich näher. Alexandra schwang ihre Hüften und stand mit dem Rücken zu Nick. Er legte die Hände an ihre Seiten und zog sie näher an sich heran. Dabei begann Alex‘ Herz schneller zu schlagen und als ihr Hintern an seinem Becken rieb, wurde ihr richtig heiß. Sie drehte sich um, sodass sie ihn wieder ansehen konnte. Jetzt legte er beide Arme um ihre Hüften, die Luft zwischen ihnen beiden lud sich förmlich auf. Eng aneinander tanzten sie weiter. Seine tiefen Blicke machten sie echt verrückt. Sie wich diesen aus und sah nach unten.

    Doch genau das wollte er nicht, sie sollte sich bewusst sein, dass er sie gern ansah. Eine Hand löste sich von ihr, um ihr Kinn anzuheben. Als sie ihn wieder ansah, schob er ihr eine braune Strähne aus dem Gesicht.

    Was machte er gerade nur mit ihr? Sie konnte sich kaum bewegen, an Atmen war gar nicht zu denken. Dann kam er ihr noch näher, und als nur noch ein dünnes Blatt zwischen sie passte, legte sie den Kopf schief und schloss die Augen. Sie hörten auf zu tanzen, als ihre Lippen sich berührten. Damit hatte sie gar nicht gerechnet, doch fühlte es sich so wahnsinnig gut an. Sie strich mit einer Hand über seine Wange. Die rauen Bartstoppeln unter ihren Fingern störten sie gar nicht. Ganz im Gegenteil, es gefiel ihr sehr. Sein Kuss war bestimmend und durchdringend. Von der Art, die sofort den ganzen Körper aufheizte und gleichzeitig eine Gänsehaut verursachte. Sie schmiegte sich an seinen starken Oberkörper, genoss jede Sekunde, die der Kuss dauerte, vergaß für einen Moment sogar, wo sie waren.

    Alex begann an seiner Unterlippe zu knabbern, was ihm zu gefallen schien, denn er streichelte ihren Rücken hinab bis zu ihrem Hintern. Als er sich löste, öffnete sie wie in Zeitlupe die Augen und es war wie ein Erwachen aus einem zu schönen Traum. Sie realisierte, dass sie beide gar nicht alleine waren.

    „Komm mit", flüsterte er ihr eindringlich ins Ohr.

    Noch bevor sie etwas erwidern konnte, hatte er ihre Hand ergriffen. Er zog sie mit sich mit, raus aus dem Klub. Alex hatte gerade noch genügend Zeit, um kurz nach Abi Ausschau zu halten, die sich wohl gut alleine vergnügen konnte. Mal ganz abgesehen davon, hatte ihre Freundin sie ja für so etwas mitgeschleift. Auch wenn sie nun wirklich nicht damit gerechnet hatte, ihn heute hier wiederzusehen. Doch war es richtig, ihm zu vertrauen? Gerade weil er war, wer er war, sollte sie sich wohl nicht zu viel versprechen von dem, was jetzt kommen würde. Er könnte doch jede haben. In Gedanken überlegte sie schon, wie sie jetzt einen Rückzieher machen könnte.

    Doch da hatten sie auch schon das Hochhaus auf der anderen Straßenseite betreten und gingen am Pförtner vorbei. Er drückte den Fahrstuhlknopf und warf ihr einen eindringlichen Blick zu. Ein kalter Schauer lief der Brünetten über den Rücken.

    „Ich glaube, ich sollte …"

    Doch sie hielt inne. In dem Moment ging der Fahrstuhl auf und er ging mit ihr rein.

    Er zog eine Karte durch einen Schlitz, die Tür schloss sich und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung.

    „Du solltest was?", wollte er wissen und ging auf sie zu. Mit seinem Körper drückte er sie gegen die Fahrstuhlwand und begann sie wieder zu küssen. Seine heißen Lippen legten sich auf ihre. Genießerisch schloss sie die Augen und legte den Kopf leicht schräg. Vergessen waren die Gedanken, sich ein Taxi zu nehmen. Jetzt wollte sie einfach den Moment auskosten. Wie oft kam sie schon in so einen Genuss.

    Wahrscheinlich nur einmal. Sie wollte sich nicht fragen, was gewesen wäre. Somit schlang sie ihre Arme um seinen Hals, schmiegte sich nah an ihn und erwiderte seinen innigen Kuss, der noch so viel mehr zu versprechen schien. Mit der linken Hand drückte er eine ihrer Hände gegen

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