Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Ulan Lokison: Überall ist Asgard
Ulan Lokison: Überall ist Asgard
Ulan Lokison: Überall ist Asgard
eBook176 Seiten2 Stunden

Ulan Lokison: Überall ist Asgard

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Bei dem entstehenden Buch, handelt es sich um eine Verbindung nordischer Mythologie (KEINE POLITIK) mit alltagstauglicher Sinnsuche. Ich versuche mit einer gewissen spielerischen Leichtigkeit eine Brücke zwischen einer im "Neuheidentum" angelegten Story mit einer, mit dem aktuellen Alltag kompatiblen, Weisheit zu schlagen.
In den schattigen Wäldern seiner urgermanischen Heimat lebt der Waldläufer Ulan. Mystische Begebenheiten in seiner Kindheit lassen ihn eine tiefe persönliche Nähe zu den Göttern spüren. Noch ahnt er nicht, dass es die Götter selbst sind die den Weg zu ihm suchen. Doch das Band zwischen ihm und den Bewohnern Asgards verdichtet sich. Vertrauensvoll gewähren die Götter ihm Einblick in ihre Welt und lassen ihn Teil haben an ihrer göttlichen Weisheit. Fortan dient er ihnen als Medium. Sie geben ihm den Ehrennamen "Lokison / Lokis Sohn". Er ist ihre Regenbogenbrücke "Bifrösti", ihre Straße in die Herzen der Menschen. Er ist DER WANDERER! Begleiten sie Ulan Lokison auf seinem abenteuerlichen Weg durch Mitgard. Besuchen sie mit ihm Iduna, Freyja, die drei Nornen und viele Götterwesen mehr. Teilen sie mit ihm die Weisheit Asgards und staunen sie, wie harmonisch sich dieses Wissen in ihren Alltag integrieren lässt - ja ihn auf wunderbare Weise bereichert.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum26. Mai 2021
ISBN9783347264113
Ulan Lokison: Überall ist Asgard
Autor

Ulf Angerer

Ulf Angerer, Jahrgang 1963, verheiratet, lebt in einem Dorf inmitten der nordsächsischen Wälder. T’ai Chi Ch’uan praktiziert er seit 1989. Sein Hauptaugenmerk lag und liegt auf der Suche nach der ursprünglichen Kampfkunst. Er erlernte den Yang Stil nach Yang LuChan bei Thierry Alibert, in Frankreich. T. Alibert gilt als herausragender Praktiker der Szene. Angerer erweiterte das System um entscheidende, praxisrelevante Erkenntnisse. Er leitet die „KEQI -T’ai Chi Schule“, schreibt für diverse Zeitschriften und unterrichtet für nationale und internationale Anbieter. Sein erstes Fachbuch „T’ai Chi Ch’uan als effektive Selbstverteidigung“ ist im ARAKI Verlag, Leipzig, erschienen und hat mittlerweile die 4. Auflage erreicht. Sein Romandebüt feierte er mit: „Ulan Lokison – Überall ist Asgard“.

Ähnlich wie Ulan Lokison

Ähnliche E-Books

Allgemeine Belletristik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Ulan Lokison

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Ulan Lokison - Ulf Angerer

    1. Die Reise beginnt

    Mein Name ist Ulan.

    Bis zu meinem zehnten Geburtstag hieß ich Jonn.

    In der Welt, in der ich lebe, ist es nichts Besonderes, im Laufe der ersten Lebensjahre einen zweiten Namen zu erhalten. Die neugeborenen Kinder bekommen den ersten Namen nur, damit man sie rufen kann. Er ist es lediglich von Bedeutung, um das Geschlecht zu bestimmen. Dann beginnt das große Spiel, das wir das Leben nennen, und die Dinge nehmen ihren Lauf. Wir bilden Eigenschaften und Charakterzüge aus, die in ihrer Gänze unsere Persönlichkeit formen. In dieser Zeit zeichnen wir uns durch ganz individuelle Begabungen aus, und genau die führen die Eltern zu unserem Erwachsenennamen.

    In meiner Erinnerung bin ich zehn Jahre alt, als mein Vater entsetzlich unter der Frage leidet, ob er meine Schwester Liss mit Okdar Genrot, dem Yarl des Nachbarstammes, vermählen soll. Heute ist Genrot lange tot, aber meine Bilder von diesem selbstgerechten, feisten, alten Mann sind unauslöschlich: Fettiges Haar, das das runde schweinsäugige Gesicht über dem viel zu kurzen Hals schütter umrahmt. Ein Bauch wie ein Metfass und die Beine geformt, als wäre er ewig auf diesem Fass geritten. Vielleicht roch er gar nicht so streng, wie meine kindliche Erinnerung mich glauben machen will, aber der unangenehme Beigeschmack bleibt mir bis an das Ende meiner Tage.

    Liss, fünf Jahre älter als ich, ist nun fünfzehn und damit im heiratsfähigen Alter. Der Yarl hat einen Boten mit dem Antrag in unsere Siedlung geschickt. Okdars erste Frau ist seit über zwanzig Sonnenkreisen an seiner Seite und entspricht in ihrer äußeren Erscheinung und mit ihren körperlichen Fähigkeiten in keiner Weise mehr dem, was der Yarl unter einer standesgemäßen Gemahlin versteht. Mein Vater kennt die Beweggründe des Fürsten und, obwohl der mit einer solchen Verbindung einhergehende Standeswechsel ihn sehr verlockt, weigert sich das liebende Herz in seiner Brust, dem Wunsch des Yarl zu entsprechen. Er ist außer sich vor Sorge und kommt zu keiner Entscheidung. Ich sehe ihn abmagern, und nur noch selten huscht das so vertraute liebevolle Lächeln über sein Gesicht.

    In einer dieser sorgendurchtränkten Nächte habe ich einen Traum: Eine Eule kommt in die Schlafkammer geflogen. Sie setzt sich an das Fußende meines Lagers. Es ist ein wunderschöner Vogel, umgeben von einem geheimnisvollen Schein, der mich wohlig erschauern lässt. Noch nie habe ich eine Eule so nah gesehen. Doch kaum ist sie gelandet, nimmt sie die Gestalt meiner Großmutter, der Mutter meines Vaters, an.

    „Geh zu deinem Vater und stell‘ ihm folgendes Rätsel:, spricht sie mit einer so angenehmen, warmen Stimme, dass das letzte bisschen Angst von mir abfällt. „Du hast es, und es wird immer weniger, wenn du es anwendest. Du hast es, und es wird immer mehr, wenn du es anwendest. Dann verwandelt sie sich wieder in die Eule. Anmutig und so geräuschlos, wie es Eulenart ist, fliegt sie zurück in das Mondlicht.

    Als ich am Morgen erwache, erinnere ich mich an den Traum, aber nicht an den genauen Wortlaut des Rätsels. Aufgeregt erzähle ich meinem Vater von dem Traum. Aber die ungeheure Last, die auf seinen Schultern liegt, verhindert sein Zuhören. In einem halbherzigen Versuch, mich zu beruhigen, streichelt er meine Wange und versinkt wieder in seinen angstvollen Gedanken. Heute wird er dem Yarl Liss‘ Hand zusprechen.

    „Dann wird unser Reichtum sich wie von allein vermehren", sagt er – es ist ein hilfloser Versuch, sich selbst zu trösten.

    Bei diesen Worten fällt mir das Rätsel wieder ein. Ich stelle es ihm: „Du hast es, und es wird immer weniger, wenn du es anwendest. Du hast es, und es wird immer mehr, wenn du es anwendest."

    Mein Vater wird blass. „Woher kennst du dieses Rätsel? Er zittert am ganzen Leib. Nun, seit Wochen zum ersten Mal, ist seine Aufmerksamkeit ganz bei mir, suchen seine klugen grünen Augen die meinen. „Meine Mutter hat es nur für mich erdacht. Kein Mensch hat je davon erfahren. Dieses Rätsel war unser Geheimnis. Sie war fest davon überzeugt, dass die Lösung dieses Rätsels mich eines fernen Tages von großer Last befreien würde. Du hast es, und es wird immer weniger, wenn du es anwendest – das ist das Geld! Du hast es, und es wird immer mehr, wenn du es anwendest – das ist die Liebe!

    Er fasst allen Mut und macht sich auf den weiten Weg zum Yarl. Der tobt und gelobt Rache. Noch heute male ich mir gern aus, wie sein ganzer fetter Leib dabei bebt, und ich versuche mir vorzustellen, wie Wut und Zorn aus seinen Schweinsaugen sprühen. Aber das hilft ihm nichts, denn ohne Zustimmung der Eltern ist es auch einem Yarl nicht gestattet, ein Weib zu freien.

    Als mein Vater am folgenden Abend heimkehrt, ruft er mich zu sich. Er ist so ernst wie nie zuvor, und da ist noch etwas, das ich bisher nie an ihm bemerkt habe und das mir, einem zehnjährigen Milchbart, bis dahin auch noch nie jemand entgegengebracht hat: Respekt. Ich stehe ihm gegenüber. Er legt seine rechte Hand auf meine Schulter.

    „Jonn, was dir widerfahren ist, kann kein einfacher Traum gewesen sein. Keine Traumfigur hätte unser Rätsel kennen und es gerade jetzt zu mir bringen können. Unser Volk weiß schon lange, dass Eulen keine einfachen Vögel sind. Sie besitzen die Schlüssel zu allen Welten und fliegen zwischen ihnen hin und her. So verkehren sie zwischen den Lebenden und den Toten. Sie fliegen durch das Loch in der Zeit und tragen uns die Worte der Ahnen zu. Aber nur ganz auserwählte Menschen können diese Botschaften empfangen. Du, Jonn, bist auserwählt. Von heute an sollen alle dich Ulan nennen. Denn du bist der Baum, auf dem die Eulen landen, wenn sie die Worte der Ahnen verkünden. Du bist der Eulen-Ahne: Ul-An! Ich bin unendlich stolz auf dich, mein Sohn, und ein ganz klein wenig fürchte ich mich vor deiner Macht."

    Er küsst mich zärtlich. Er küsst ein Kind. Dann legt er seine linke Hand auf meine rechte Schulter. Mit beiden Händen zieht er mich an sich und umarmt mich. Es ist eine Umarmung unter Männern.

    Jonn ist Vergangenheit.

    Meine Kindheit ist Vergangenheit.

    ~

    Wir nennen unsere Heimat Midgard, denn sie existiert genau in der Mitte zwischen Himmel und Erde. Noch immer lebe ich in derselben Siedlung. Sie liegt auf einer großen Lichtung, umgeben von einem riesigen Wald. Unser Wald ist so unendlich groß, dass noch nie ein Mensch an seinen Rand gelangte. Es sei denn, er wandte sich nach Norden, denn im Norden grenzt der Wald an das Meer. Der Weg dorthin ist lang. Er dauert viele Wochen.

    Zuweilen suche ich Ruhe auf einer abgelegenen winzigen Lichtung – ein Ort stiller Schönheit, verborgen im undurchdringlichen Schattenreich des Waldes. Vor Jahren schon habe ich einen Kreis aus Steinen um den Rand der Lichtung gelegt. Steht die Sonne tief, treffen ihre Strahlen in goldenen Linien aus dem hohen Holz auf das satte Grün der Wiese, dann erstrahlen die Steine. Dann ist die Magie vollkommen und dringt tief ein in mein Herz.

    Einmal ging ich auf dem schmalen Pfad zu meinem Lieblingsplatz. Es war einer der ersten sonnig-warmen Frühlingstage des Jahres. Mein Weg führte mich durch den lichten Birkenhain, vorbei an dem mächtigen, Odin geweihten Stein, in dessen Schatten wir noch vor wenigen Monden das Fest der Wintersonnenwende begangen hatten. Der vergangene Sonnenumlauf war gut und ertragreich gewesen und hatte uns in die glückliche Lage versetzt, den Göttern reichlich zu opfern.

    Nun zeigten sich die Asen erkenntlich und schenkten uns eine Zeit des Friedens. Die Fehden unter den Stämmen waren auf den Things der vergangenen Monde beigelegt worden. Ja, sogar die Streitigkeiten innerhalb der Familien unseres Stammes ruhten in diesen Tagen. Neid, Missgunst und böser Leumund waren auf wundersame Weise zur Ruhe gekommen. Herz und Hirn konnten sich nun persönlicheren Angelegenheiten zuwenden.

    Meine Füße traten leicht auf unter dem langsam erwachenden Laubmeer. Die Maibäume, die die Ahnen nach der Frühlingsgöttin Berkana ‚Birken‘ genannt haben, sangen leise, aber unüberhörbar das uralte Lied von Geburt und Wiedergeburt. Mit jedem Schritt, der mich von der Siedlung fort in das Herz des Waldes hineinführte, umfing mich der Odem der Götter spürbarer, fielen Alltagslast und Alltagsmühe von mir ab. Bald erreichte ich die Runde der heiligen Steine. Ich betrat den inneren Kreis – näherte mich der Stille, die ich als Pforte in die Welt der Götter bereits so lange Zeit nutzte. Langsam und bedächtig setzte sie ein. Schon verblassten alle Worte, diese geschliffenen Waffen des Geistes, in meinem Hirn. Immer deutlicher kam das endlose Rad der Sprache zum Stehen, bis endlich die Bilder direkt in mein Herz drangen, bis aus Gedanken Gefühle wurden.

    Das Wissen vieler Generationen hatte mich gelehrt: Erst, wenn die Gedanken ruhen, können wir unseren Fuß auf das Idafeld setzen – öffnen sich die Tore Asgards. Bis dorthin hatte ich es bisher nie geschafft. Ich erreichte in diesem Moment einen gleichmäßig dahinplätschernden Bach. Klares Wasser umspülte glänzende Steine. Beruhigendes Murmeln redete in der Sprache der drei Welten. Die Stille in mir war nun vollkommen. Da war nur das Wasser, klar und rein, ständig sich erneuernd und doch unendlich. Mein Herz lauschte, denn das gleichmäßige Murmeln des Wassers verwandelte sich in ein nie gehörtes Runenlied:

    Ein Esch und eine Ulme,

    die waren an Land gespült.

    Die Macht der Gezeiten

    gab ihnen ein Bild.

    Und Hönir sprach zu Odin:

    „Sieh‘, diese Stämme hier,

    die haben eine Form,

    die sehen fast aus wie wir."

    Da sprach der Vater aller:

    „Das kann kein Zufall sein."

    Nahm einen Hauch voll Leben

    und gab es ihnen ein.

    Er legte seine Hände

    auf das tote Holz

    und gab den beiden Stämmen

    Atem und Puls.

    Auch Hönir trat nun näher,

    bedächtig war sein Schritt,

    bedachte klug und weise:

    „Was geb‘ ich ihnen mit?"

    Er leg‘t auf Esch und Ulme

    die göttliche Hand

    und gab den neuen Wesen

    Erinnerung und Verstand.

    Und Odin sah zu Loki

    mit schmunzelndem Gesicht:

    „Mich düngt, mein Freund, die beiden

    gefallen dir nicht.

    Dann mach du sie anders,

    besser noch als wir.

    Gib ihnen für die Zukunft

    auch etwas von dir."

    Da dachte Loki lange

    mit scharfem Verstand,

    dann trat er zu den Wesen

    und senkte seine Hand

    und sprach mit leiser Stimme:

    „Ich schenk‘ euch dafür, dass

    ihr nicht nur kluge Tiere seid,

    die Liebe und den Hass."

    Danach war es still …

    Ich spürte noch lange in diese Stille hinein, aber die Götter blieben stumm. Langsam stellten sich die Worte in meinem Kopf wieder ein. Verwirrt kehrte ich um zur Siedlung, machte mich auf den Weg nach Haus.

    ~

    Viele Tage waren vergangen, seit die Götter mir das Runenlied geschenkt hatten. Der Mond füllte sich zum wiederholten Male, und doch ließen Verwirrung und Staunen in mir nicht nach. Natürlich kannte ich die Geschichte, die Alten erzählten sie seit undenklichen Zeiten an den Winterfeuern. Es war die Geschichte der ersten Bewohner Midgards: Der Mann hieß Ask, und dies war das alte Wort für die Esche. Die Frau nannten die Götter Embla, und dies war der alte Name der Ulme. Sie hießen schlicht nach den Baumstämmen, aus denen sie gemacht worden waren.

    So war es in den Runenstein geschlagen.

    Aber noch nie war mir zu Ohren gekommen, dass auch Loki seinen Teil dazu beigetragen hätte. Loki, der bisher nur den

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1