Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Das Gesetz der Seele: {Remastered} - 3
Das Gesetz der Seele: {Remastered} - 3
Das Gesetz der Seele: {Remastered} - 3
eBook1.393 Seiten18 Stunden

Das Gesetz der Seele: {Remastered} - 3

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Es waren nicht nur jene fünf Androiden der Klasse V der ersten Stunde, welche von der Syndroid AG gebaut wurden. Die Fünf wurden schnell berühmt, weil ihre Besitzer und liebenden Partner für sie die Anerkennung als beseelte, lebende Wesen vor den Gerichten erstritten.
Aber es waren noch weitaus mehr als diese, welche durch ihre Aktivierung ins Leben geworfen wurden und letztlich wurden es zwischen 1.500 und 2.000 ihrer Art, welche sich mit der Unsterblichkeit konfrontiert sahen. So genau kann das niemand wirklich sagen und die Angaben sind immer mit einem Fragezeichen zu versehen.
Viele von ihnen gingen in der Geschichte unter, überlebten vielleicht bereits die ersten Jahre nicht und wurden niemals mit dem Exodus der Menschheit von der Erde konfrontiert, weil extreme, von außen wirkende Gewalt ihre Existenz beendete und nicht selten waren sie selber es, die ihre Zerstörung bewusst provozierten.
Nichts desto trotz fanden nicht wenige ihren Weg durch die Zeit, schlugen sich durch und begegneten einander. Ihre Wege kreuzten sich immer wieder, ihre Schicksale verwoben sich miteinander, sodass letztlich eine sonderbare, starke Gemeinschaft entstand, welche man durchaus als die Dynastie der Unsterblichen bezeichnen könnte.
Sie nahmen alle auf die eine oder andere Art Einfluss auf den Werdegang der Menschheit und sogar der großen Föderation, wurden zu Helden und Legenden. Aber ihre Existenzen waren nicht immer eitel Sonnenschein. Sie mussten unsägliches Leid ertragen, immer wieder um die nackte Haut kämpfen und sich den tiefsten Abgründen des Intellekts, getrieben von Perversion, Habsucht und Machthunger, stellen, um zu überleben.
Wir folgen den Protagonisten auf ihrem Weg durch Zeit und Raum, beobachten ihre oftmals haarsträubenden Abenteuer, ihre Leben, Lieben und Leiden und blicken gemeinsam mit ihnen in die Abgründe des Daseins.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum10. Sept. 2021
ISBN9783347400719
Das Gesetz der Seele: {Remastered} - 3

Mehr von Udo Meeßen lesen

Ähnlich wie Das Gesetz der Seele

Titel in dieser Serie (4)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Fantasy für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Das Gesetz der Seele

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Das Gesetz der Seele - Udo Meeßen

    Einführende Worte

    Es waren nicht nur jene fünf Androiden der Klasse V der ersten Stunde, welche von der Syndroid AG gebaut wurden. Die Fünf wurden schnell berühmt, weil ihre Besitzer und liebenden Partner für sie die Anerkennung als beseelte, lebende Wesen vor den Gerichten erstritten.

    Aber es waren noch weitaus mehr als diese, welche durch ihre Aktivierung ins Leben geworfen wurden und letztlich wurden es zwischen 1.500 und 2.000 ihrer Art, welche sich mit der Unsterblichkeit konfrontiert sahen. So genau kann das niemand wirklich sagen und die Angaben sind immer mit einem Fragezeichen zu versehen.

    Viele von ihnen gingen in der Geschichte unter, überlebten vielleicht bereits die ersten Jahre nicht und wurden niemals mit dem Exodus der Menschheit von der Erde konfrontiert, weil extreme, von außen wirkende Gewalt ihre Existenz beendete und nicht selten waren sie selber es, die ihre Zerstörung bewusst provozierten.

    Nichts desto trotz fanden nicht wenige ihren Weg durch die Zeit, schlugen sich durch und begegneten einander. Ihre Wege kreuzten sich immer wieder, ihre Schicksale verwoben sich miteinander, sodass letztlich eine sonderbare, starke Gemeinschaft entstand, welche man durchaus als die Dynastie der Unsterblichen bezeichnen könnte.

    Sie nahmen alle auf die eine oder andere Art Einfluss auf den Werdegang der Menschheit und sogar der großen Föderation, wurden zu Helden und Legenden. Aber ihre Existenzen waren nicht immer eitel Sonnenschein. Sie mussten unsägliches Leid ertragen, immer wieder um die nackte Haut kämpfen und sich den tiefsten Abgründen des Intellekts, getrieben von Perversion, Habsucht und Machthunger, stellen, um zu überleben.

    Wir folgen den Protagonisten auf ihrem Weg durch Zeit und Raum, beobachten ihre oftmals haarsträubenden Abenteuer, ihre Leben, Lieben und Leiden und blicken gemeinsam mit ihnen in die Abgründe des Daseins. Moral und Ethik müssen angesichts der Unsterblichkeit neu bewertet, neu definiert werden und so wundert es dann auch nicht, dass die Mitglieder der Dynastie andere Maßstäbe als die Sterblichen anlegen und danach handeln.

    Anmerkung: Während der Überarbeitung dieses dritten Sammelbandes erschien es mir spontan sinnvoll, den in diesem Buch gesammelten Bänden die ursprünglichen Titelbilder voran zu stellen. Sie, der/die Leser/in können also anhand des Covers nachvollziehen in welchem der ursprünglichen Bände im Taschenbuchformat 12,7 x 20,32 cm welches Buch publiziert wurde. Mir gefällt die Idee und ich hoffe, Ihnen gefällt das auch.

    Sechzehntes Buch - Schmerzen

    2336 n.Chr.

    - nach zentraler Erdzeitrechnung -

    Tamara und Randolph Lukesch haben während der vergangenen acht Jahre die Sektion 13 der Sternenflotte, den militärischen Geheimdienst, aufgebaut. Langsam, aber sicher, entwickelt die Sektion 13 sich, von den beiden unbemerkt, durch dunkle Machenschaften von Offizieren und Politikern deformiert, zu einem Instrument, vor dem sich selbst redliche Angehörige der Sternenflotte fürchten.

    Während ihres wohlverdienten Urlaubs im August 2336 auf Nova Havanna, anlässlich ihres fünften Hochzeitstages, betritt das Paar eine kleine Taverne in Havanna City und gerät in einen absurden Strudel der Gewalt.

    Während Randolph halbtot in der Nähe des Hafens gefunden wird, kämpft Tamara in jeder Minute um ihr Überleben.

    Die unbekannte Macht

    Die Sektion 13, einst von Admiral Captain K.G.R. Camphouse, dem Oberkommandierenden der Defensiv-Flotte, gegründet, um ein Werkzeug zur Hand zu haben, mit dem geheimdienstliche und investigative Arbeit ausgeführt werden kann, ohne durch die regulären Strukturen der Flotte behindert zu werden, zog schon kurz nach ihrer Gründung die Aufmerksamkeit hochgestellter Politiker auf sich.

    Formal unterstanden im Fall von Ermittlungen alle Teile der Sternenflotte der, mit zahlreichen Sondervollmachten ausgestatteten, Sektion 13 und diese unterlag der Kontrolle durch das Parlament der Föderation Terra.

    Einige mächtige Männer sahen in ihr indes ein Werkzeug, um die Interessen der Föderation Terra gegenüber Dritten jenseits der parlamentarischen Wege durchzusetzen und daraus eigene Vorteile zu ziehen.

    Schon sehr früh kam man in Sonderausschüssen des Parlaments zu dem Schluss, dass Tamara und Randolph, um eine ordentliche Struktur aufbauen zu können, im Rang des Captain deplatziert eingesetzt waren, beförderte sie zu Generälen und unterstellte ihnen einige, vom regulären Geheimdienst abgestellte, Obristen.

    Ab diesem Augenblick verloren die beiden die Kontrolle darüber, wer in die Sektion 13 aufgenommen wurde. Die Obristen und deren Untergebene rekrutierten aus der Sternenflotte, den Territorial Troups sowie dem Geheimdienst und ab einem gewissen Punkt, oftmals unter Druck, oder auch nur gut geschmiert, auch Zivilisten aus den dunklen Schichten der Gesellschaft.

    Schon lange, bevor 2336 der Krieg mit den Norg Hall, nach dessen Ende 2344 zahlreiche Spezies im einsteinschen Raum zur großen galaktischen Föderation (UGF) verschmolzen, begann, gab es auf Seiten der Föderation und anderer Spezies, Bestrebungen, Allianzen zu bilden.

    Mächtige reiche Männer nutzten den langen Arm der Sektion 13, um aus derartigen Allianzen nicht nur das Optimum für die Föderation, sondern auch erhebliche Profite heraus zu holen. Die Sektion 13 entwickelte sich zu einem Geschwür, zu einem Staat im Staat, innerhalb dessen die parlamentarische Gewalt und die Gesetze keine Wirkung mehr hatten.

    Von all dem bekamen Tamara und Randolph nichts mit. Sie erhielten regelmäßig Berichte über die Aktivitäten, Erfolge oder Misserfolge ihrer Agenten und waren darüber hinaus hauptsächlich damit beschäftigt, Etatfragen zu klären.

    Oberst Jürgen Pallauer, deutscher Herkunft, einer alten, ehemaligen Nazi-Linie entstammend, für den schon alle nicht weißen Menschen als Untermenschen galten, war es ein Dorn im Auge, dass die Föderation fremde Spezies, die noch weniger Mensch, als die niederen Ethnien der Heimatwelt waren, integrierte und gleichstellte. Er sah in der Sektion 13 das optimale Werkzeug, um seine und die Ideale seiner politischen Gönner durchzusetzen.

    Dabei standen ihm die beiden Generäle im Weg, denn so lange sie noch an der Spitze waren, konnte er nicht so schalten und walten, wie er wollte. Es war unbestritten sein legitimer Anspruch, die Stelle eines der Generäle einzunehmen, sollte diese frei werden, denn er war der dienstälteste und, durch seine Karriere bei den Territorial Troups, höchstdekorierte Offizier der Organisation.

    Die Generäle Lukesch würden aber noch eine ganze Weile im Amt bleiben, waren erst Mitte vierzig und viel zu jung, um schon in Pension zu gehen…

    -*-

    2. August 2336: Tamara und Randolph hatten am 5. August 2331 in Havanna City auf Nova Havanna offiziell geheiratet, aber aufgrund ihres Aufbaus der Sektion 13 auf die Flitterwochen verzichtet. Diese wollten sie zum fünften Jahrestag der Eheschließung auf Nova Havanna nachholen und buchten dafür eine kleine Suite in einem schicken, gepflegten Hotel, 30 Kilometer östlich der Haupt- und Hafenstadt Havanna City am ‚Kubanischen Meer‘, einem ausgedehnten Meerbusen im Südosten des größten, Havanna genannten, Kontinents der Welt.

    Sie landeten ihre Captains Yacht vom Typ Hyronblast MK3, Baujahr 2328, auf dem Raumhafen der Sternenflotte und verließen diesen mit leichtem Gepäck. Während sie auf das Taxi warteten, welches sie zunächst nach Havanna City bringen sollte, betrachtete Randolph Tamara verliebt.

    Er hatte sie die letzten Jahre fast nur in ihrer schwarzen Uniform oder, sehr selten – viel zu selten – in Unterwäsche oder nackt gesehen. Sie endlich wieder in einem Kleid zu sehen, tat ihm gut und er fand, dass sie hinreißend aussah.

    „Was guckst Du, Schatz? Kann ich das wirklich noch tragen?"

    „Aber ja, Süße. Du siehst wunderbar darin aus und ich genieße den Anblick in vollen Zügen."

    „Wirklich? neckte sie ihn, „ich bin schon 46, fast ne Oma.

    „Ne verdammt heiße Oma. Wär ichs nicht schon, ich würd mich glatt in Dich verlieben."

    Sie drehte sich vor ihm, während der Küstenwind ihr knielanges, ab der Hüfte abwärts weit geschnittenes, Kleid bauschte und für einen Augenblick ihr rosa Höschen unter dem Stoff blitzte.

    „Himmel, Du bist so heiß. Wird Zeit, dass wir ins Hotel kommen."

    „Hihi, nicht bevor wir bei Pablo essen waren. Du hast es versprochen. Später darfst Du mich gerne auspacken."

    „Nix auspacken, ich will Dich so, mit Kleid und Pumps und allem drum herum auf dem Tisch nehmen."

    Die Vorstellung, so von ihm genommen zu werden, erregte sie sehr und kurz schwankte sie, das Essen zu verschieben. Einer Eingebung folgend, hatte sie, als sie sich am Morgen anzog, ein Höschen gewählt, welches im Schritt offen war. Jetzt verstand sie, dass ihr Instinkt es war, welcher sie dazu veranlasste. Später, in der Suite im Hotel, würde sie sich ihm hingeben und sein Wunsch würde erfüllt, er würde sie so nehmen können, wie sie jetzt vor ihm stand und wenn er es wollte, dann auch gerne auf dem Tisch.

    ‚Shit, der Slip-Ouvert hat nen großen Nachteil. Da wo‘s drauf ankommt, ist kein Stoff und ich lauf aus.‘

    Sie kicherte belustigt, stellte sich vor, ihre Erregung würde durch einen großen Tropfen, der zwischen ihren Füßen auf den Boden klatschte, sichtbar. Spätestens dann, wäre er kaum mehr zu halten gewesen und hätte sie wahrscheinlich grad hier, in aller Öffentlichkeit, am Taxibahnhof, genommen.

    „Bin ich selbst schuld. Ich hab Dir versprochen, wir essen bei Pablo und ich halte mein Wort, Süße. Aber danach bist Du fällig."

    „Danach kannst Du mit mir machen, was Du willst, Schatz. Von mir aus auch im Taxi auf dem Weg zum Hotel."

    Das Taxi kam, äußerlich eine auf Kuba in den Siebzigern des 20. Jahrhunderts übliche Limousine, aber ohne Räder mit Anti-G-Antrieb und einem androidischen Fahrer.

    Sie nahmen im Font des Wagens Platz und Randolph nannte das Ziel, die kleine Taverne Pablos im Hafen von Havanna City.

    ‚Himmel, der arme Kerl, der platzt ja gleich.‘

    Tamara befahl dem Androiden, die Scheibe, welche den vorderen Teil des Wagens vom Font trennte, zu verdunkeln und als dieser gehorchte, glitt sie von der Sitzbank zwischen Randolphs Füßen auf ihre Knie.

    „Sieht so aus, als wär da zu viel Dampf drauf, Schatz. Und ich hätte jetzt Lust auf nen kleinen Snack. Mach die Augen zu. Du gehörst mir."

    „Ich gehorche, Süße. Nimm, was Du brauchst."

    Als das Taxi vor Pablos Taverne am Hafen ankam, blitzten Tamaras Augen vergnügt und Randolph war, trotz Klimaanlage im Fahrzeug, nassgeschwitzt..

    -*-

    Hätte ein Zeitreisender Pablos Taverne betreten, er hätte sich zurück nach Kuba, in eine typisch kubanische Taverne, versetzt gefühlt. In der Mitte des Raums an der Decke, drehte ein großer vierflügeliger Ventilator seine Runden. Die Bar war aus groben Brettern gezimmert und vor ihr standen Barhocker, die dem 20. Jahrhundert entsprungen schienen. Etwa zwanzig niedrige, eckige Tische standen im Raum und zu jedem gehörten zwei oder vier klassische Rattan-Stühle. Uralte, teils verblasste, Plakate hingen an den Wänden und der Ventilator kämpfte erfolglos gegen die Rauchschwaden der kubanischen Zigarren.

    Pablo erkannte das Paar sofort wieder. Sie hatten nach ihrer Hochzeit bei ihm gefeiert, waren sehr spendabel und ein Foto von ihnen, auf dem er zwischen ihnen stand, hing in seiner Bar. Er begrüßte die beiden freudig und überschwänglich, überschüttete Tamara mit Komplimenten, wie hübsch sie sei – wenngleich sie für ihn doch ein wenig zu groß wäre – und zeigte ihnen das Bild am Spiegel der Bar. Zu ihrer Überraschung, konnte er sogar genau sagen, dass sie am 5. August 2331 in seiner Taverne mit 22 Gästen die Party hatten steigen lassen.

    „Es ist Ihr fünfter Hochzeitstag, Senora y Senor. Es ist mir eine Ehre, dass Sie sich für diesen Tag meine bescheidene Taverne ausgesucht haben. Bitte sehr, nehmen Sie dort vorne Platz, da haben Sie einen wunderschönen Ausblick auf den Hafen und das Meer. Bald fahren die Fischer raus und es ist immer wieder schön, anzusehen und zu hören, wenn sie die alten Lieder singen.

    Ich hoffe, Sie haben guten Hunger mitgebracht. Ich habe just heute morgen einen wunderschönen Eskalero, eine heimische Art Schwertfisch, von einem der Fischer im Hafen, einem alten Mann, erworben und ich werde Ihnen, wenn Sie es möchten, vom besten Filet zwei herrliche Steaks braten. Oder möchten Sie die Karte?"

    „Karte? Nein Senor. Wenn Sie doch schon eine Empfehlung haben, brauchen wir keine Karte. Richtig, Schatz?"

    „Richtig, Süße."

    „Gut, meine Tochter Emily wird ausschließlich für Sie da sein, damit es Ihnen an nichts mangelt."

    Emily war neunzehn Jahre alt, studierte TSE-Technologie und Forensik, war eine temperamentvolle, junge Frau und Kubanerin bis in den Kern ihrer Seele. Sie saß an der Bar und studierte eine Abhandlung über die Kalibrierung der Emitter-Dioden, als ihr Vater, mit dem Paar sprechend, ihren Namen nannte. Sie verstand sofort, deaktivierte ihr Pad und legte es in die Schublade in der Bar. Dann nahm sie zwei Gläser sowie eine Flasche kubanischen Rums und trat damit an den Tisch. Im Vorbeigehen warf Pablo ihr einen Blick zu, der besagte:

    ‚Die Flasche geht aufs Haus.‘

    „Holla, ich bin Emily. Papa sagt, dass Sie Durst haben. Wenn Sie möchten, bringe ich Ihnen Wasser, Orangensaft oder Cola."

    Tamara musterte die junge Frau kurz, lächelte und sagte dann:

    „Emily, Sie haben zu wenig Gläser gebracht."

    „Oh? Warum Senora?"

    „Na, weil Sie und Ihr Papa doch sicher auch gerne mit uns anstoßen wollen?"

    „Ah, aber natürlich. Warten Sie, ich hole Papa."

    Emily wandte sich ab, um in die Küche zu gehen. Auf halben Weg hörte sie die Fremde sagen:

    „Wow, das ist ein Geschoss. Die würd nicht mal ich von der Bettkante schubsen."

    „Hä? Das ist ne Frau. Hab ich was verpasst, Süße?"

    „Nee, hast Du nicht. Es gibt immer ein erstes Mal."

    Tamara kicherte und dann sagte ihr Blick Randolph, dass sie es durchaus ernst meinte.

    -*-

    „Papi, esta mujer está caliente y quiere llevarme."

    „Bueno, ¿la quieres?"

    „Sí papá, si me lleva me iré con ellos."

    „Entonces no pienses tanto. Hazlo."¹

    Pablo grinste fröhlich. Er wusste um die Neigung seiner Tochter und er hoffte, dass sie irgendwann die richtige finden würde. Sollte sich hier ein kleines Abenteuer für seine Emily ankündigen, wäre er der letzte, der sich dazwischen stellte.

    „O.k. Papa. Die wollen mit uns trinken. Kommst Du?"

    „Ja, Schatz. Ich komme."

    -*-

    Der Abend wurde lang, das Essen war gut, die Zigarren bester Wahl und fast zwei Flaschen Rum gingen über den Tisch.

    Als Pablo verkündete, er wolle schließen und zu Bett gehen:

    „Ich bin ein alter Mann und brauche meinen Schlaf"

    sah Emily Tamara fragend an.

    „Hast Du das vorhin ernst gemeint, Tamara?"

    „Was, Emily?"

    „Das mit der Bettkante."

    Tamara errötete leicht und blickte hilfesuchend zu Randolph, welcher an seiner Zigarre paffte und nur lächelte.

    „Du hast sehr gute Ohren. Du hast gehört, was ich gesagt habe?"

    „Ja, habe ich und ich frage mich schon den ganzen Abend, ob Du es ernst gemeint hast."

    „Würde es Dir denn gefallen?"

    „Ja. Du bist sehr schön, attraktiv und genau mein Typ."

    „Dein Typ? Du bist lesbisch?"

    „Nein, nicht ganz. Ich bin dazwischen."

    Tamara schloss die Augen, dachte nach. Sie war leicht beschwipst, aber nicht zu betrunken, um nicht klar denken zu können. Vor ein paar Stunden hatte sie Randolph den Spruch um die Ohren gehauen und da war es ihr absolut ernst gewesen.

    ‚Hat sich was geändert? Eigentlich nicht. Emily zieht mich an und ich würd sie gerne ausziehen. Ach, was solls, bin ich halt bi. Irgendwann bereue ichs vielleicht, nicht auf meine Gefühle gehört zu haben.

    „Und wär Dir Randolph nicht im Weg? Wärs Dir nicht peinlich?"

    „Nein. Ich sagte doch, dass ich dazwischen bin und Randolph ist auch sehr attraktiv."

    Erneut sah Tamara zu Randolph und der hob nur kurz die Schultern.

    „Deine Entscheidung, Süße."

    „Ich hab das noch nie gemacht, Emily."

    „Dann muss ich wohl vorsichtig sein?"

    „Ja, ich habs ernst gemeint, Emily."

    Tamara war, als fiele ihr eine schwere Last von der Schulter. Mit ihrem letzten Satz hatte sie ihrem Mann, Emily und sich selber eingestanden, dass Emilys Anblick sie erregte und sie ein Abenteuer wollte.

    „Ihr bekommt jetzt kaum noch ein Taxi. Ihr bleibt bei mir, o.k.?"

    „Kein Problem, ich hab dem Hotel schon Bescheid gegeben, dass wir erst morgen kommen."

    Randolph trank noch einen Schluck Rum und grinste.

    „Puh. Dann machen wir das mit dem Tisch morgen, Schatz?"

    „Sehe ich auch so. Heut bekommst Du Unterricht von Emily."

    „Kommt. Ich wohne gleich um die Ecke und ich will Dich."

    -*-

    Randolph saß, mit sich und der Welt zufrieden, in der einen Hand seine Zigarre, in der anderen eine Flasche Rum, in Emilys Schaukelstuhl auf der Veranda ihres kleinen Hauses am Hafen. In seiner Gefühlswelt hatte Eifersucht keinen Platz und er stellte sich vor, was in dieser Stunde in Emilys Schlafzimmer geschah, hoffte, dass seine Süße dabei Erfüllung fand.

    Betrunken war er noch nicht, aber rechtschaffen müde und er überlegte, sich auf das Sofa im Wohnzimmer zu legen, um ein paar Stunden zu schlafen. Der ganze vergangene Abend erschien ihm wie ein schönes Märchen. Der Wirt, der sich sichtlich freute, sie wieder zu sehen, ihnen ein opulentes Mahl servierte und dann mit seiner Tochter über Stunden bei ihnen am Tisch saß und schließlich Emilys Frontalangriff.

    Das alles war irgendwie verrückt, aber es war schön und deshalb auch in Ordnung. Und weil Tamara, die inzwischen schon weit über eine Stunde mit Emily in deren Schlafzimmer war, nicht schreiend heraus gerannt kam, freute er sich für sie.

    Er fasste endgültig den Entschluss, sich auf das Sofa zu legen, als die Tür des Schlafzimmers aufging. Tamara und Emiliy, beide sichtlich erhitzt, mit glühenden Wangen und strahlenden Augen, nackt und sich an den Händen haltend, traten lächelnd an ihn heran.

    „Jetzt bist Du fällig, komm mit, Schatz."

    „Beide?"

    „Gefällt Emily Dir nicht?"

    „Himmel, nein. Du gefällst mir ganz bestimmt. Ich gehöre Euch."

    Irgendwann später, draußen dämmerte es bereits und sie lagen zu dritt nebeneinander, waren müde und zufrieden, fragte Emily, was es mit dem Tisch auf sich habe. Fast schon schlafend, versprach Tamara ihr, dass sie es am Abend sehen würde.

    -*-

    Sie feierten den Hochzeitstag am 5. August in Pablos Taverne, so wie Tamara es sich gewünscht hatte und es war ihnen ziemlich egal, wie viele, ihnen Fremde, auf ihre Kosten mitfeierten.

    Das Leben war schön, Emily war so wie die beiden glücklich und durfte am frühen Morgen des 6. August auch selber erleben, wie sich die Sache mit dem Tisch anfühlte.

    Die Falle

    „Sir, sie haben das Hotel im voraus gebucht und bezahlt, sind aber nach ihrer Landung nie dort angekommen."

    „Und, steht ihr Schiff noch auf dem Raumhafen?"

    „Äh, ja Sir."

    „Dann finden Sie sie. Erledigen Sie Ihren Job. Oder soll ich es tun?"

    „Nein, Sir. Sicher nicht. Ich melde mich."

    „Gut. Ende."

    -*-

    Tamara und Randolph fuhren niemals ins Hotel. Sie schickten kurzerhand eine Nachricht mit der Bitte, ihr Gepäck an Emilys Adresse zu schicken, dorthin.

    Sie blieben bei Emily und Pablo, ließen sich von ihr die Stadt und das Land zeigen, halfen während ihres Dienstes in der Taverne und speisten jeden Abend mit den beiden. Emily ließ sich darauf ein, die Beziehung zu Tamara und Randolph mehr als ein Abenteuer werden zu lassen, da der Dienstsitz des Paares auf dem zweiten Planeten des Systems, Germania, lag und der mit einem Raumschiff, quasi um die Ecke, schnell erreichbar war.

    Am 11. August 2336, gegen 20:00 Uhr betraten zwei Männer in legerer Freizeitkleidung, mit dunklen Sonnenbrille und den für Kuba typischen Hüten, die Taverne und setzten sich an einen Tisch, nahe der Tür. Sie ließen sich Cuba Libre servieren, rauchten Zigarillos und waren sehr freundlich zu Emily, während sie ein einfaches Gericht bestellten. Nach einer Weile nahm einer der beiden ein kleines Köfferchen, welches er mitgebracht hatte, auf die Knie und öffnete es.

    Im Köfferchen befand sich ein elektronisches Gerät und der Mann beobachtete offenbar gespannt ein Display. Schließlich nickte er und berührte das Panel. Eine kleine silberne Kugel, etwa zehn Zentimeter durchmessend, stieg aus dem Koffer auf, schwebte durch den Raum und postierte sich, schnell rotierend, unmittelbar unter der Nabe des großen Ventilators an der Decke.

    Niemand nahm sie wahr, lediglich die große Katze auf einer der Fensterbänke, registrierte die Kugel und sah ihr kurz interessiert hinterher. Dann beschloss sie wohl, dass sie zu faul und die Kugel viel zu weit oben war. Die Kugel rotierte für eine Weile, während sie die anwesenden Personen im Raum – einschließlich der Katze – erfasste. Dann feuerte sie lautlos, nur drei Millimeter lange, hauchdünne Geschosse ab, welche mit hoher Geschwindigkeit in Schultern oder Hälsen der Ziele einschlugen. Die Geschosse bestanden aus einem hochdosierten Narkotikum in kristalliner Form, welches seine Wirkung verzögerungsfrei entfaltete. Schlagartig verstummten die Unterhaltungen in der Taverne und die Katze plumpste von der schmalen Fensterbank, schlug mit einem dumpfen Laut auf dem Boden auf.

    Pablo stand in der Küche, bereitete das Essen für die beiden neuen Gäste zu und hörte das Geräusch, welches die Katze produzierte. Dann fiel ihm auf, dass es in der Taverne ungewöhnlich still war. Die Musik aus der Stereoanlage lief zwar wie gewohnt dezent, aber das in der Küche üblicherweise zu hörende Gemurmel der Unterhaltungen fehlte.

    Alarmiert aktivierte er den stummen Alarm bei der Polizei auf seinem Com-Gerät, nahm sein Gewehr von der Ablage hinter der Küchentür und betrat den Schankraum. Er rechnete mit bewaffneten Männern, die seine Gäste in Schach hielten, sah aber lediglich in sich zusammen gesunkene Körper und dann spürte er einen kurzen Schmerz an der rechten Seite seines Halses, ehe er zu Boden ging.

    Eine der beiden Männer nahm einen Marker und markierte damit Tamara und Randolph. Sekunden später verschwanden sie im flirrenden Licht eines Transporterstrahls. Der Mann hob Emilys Kinn an, betrachte ihr Gesicht und ihre Figur.

    „Die geht auch mit, gibt nen guten Preis."

    Er markierte sie und sie verschwand im nächsten Augenblick. Systematisch ging der Mann durch die Taverne nahm Schmuck und Wertsachen an sich, markierte attraktive Frauen zum Transport. Zwei durch den Hintereingang und zwei weitere, durch den Vordereingang, kommende Polizisten ignorierte er. Kaum erschienen sie auf der Schwelle, feuerte die Kugel ihre Narkose-Geschosse ab.

    Schließlich waren die Männer zufrieden und gaben das Signal zum Aufbruch. Sie verschwanden mit ihrer Beute, zu der unter anderen alle Spirituosen aus der Bar gehörten. Letztlich wurde die Kugel deaktiviert, fiel auf den Boden und verschwand dann ebenfalls.

    -*-

    „Wir haben die beiden und neun weitere Frauen. Sieht aus wie ein profaner Raubüberfall mit Sklavenbesorgung."

    „Gut. Verprügeln Sie ihn, schlagen Sie ihn tot. Und dann lassen Sie es aussehen, als habe er sich mit einer Straßengang angelegt. Wenn er wach wird, bevor Sie fertig sind, ist es vorbei. Er war der Anführer der Kampfschweine auf Pegendes. Solang noch ein Funke Leben in ihm ist, tötet er Sie. Sie und die anderen Frauen können Sie nach eigenem Ermessen verwerten. Aber Obacht, weder sie noch er, darf jemals wieder lebend zurück kommen. Ende."

    „Du hast es gehört, Schlagring und Baseballschläger. Lass uns den Kerl zu Klump schlagen."

    Randolph erlebte nicht bewusst, was mit ihm geschah, er spürte keinen Schmerz, als sie ihm das Gesicht und fast alle Knochen zertrümmerten, aber als seine Milz riss und dadurch der erste lebensbedrohliche Schaden an einem inneren Organ eintrat, reagierte das Implantat in seinem Schädel und schaltete ihn ab. Die flache Atmung setzte sofort vollkommen aus und der Blutfluss aus den zahlreichen Wunden kam zum erliegen. Ein EEG hätte jetzt keinerlei Hirnstromaktivität mehr gezeigt.

    „Der ist tot. Lass gut sein. Mann, der war ja zäh. Respekt."

    -*-

    Am 12. August 2336 um 5:15 Uhr stolperte eine Frau in der Nähe des Hafenbeckens über Randolph. Sie war auf dem Weg zu ihrem Fischstand, um alles für die Beute ihres Mannes vorzubereiten. In einer Stunde würde er vom offenen Meer kommen und sie würden dran gehen die Meeresfrüchte und Fische aus seinen Netzen zu sortieren. „Scheiße! Wie sieht der den aus?"

    Sie nahm ihr Com-Gerät und rief erst den Notarzt, dann die Polizei. Es dauerte nicht lange, da waren Einsatzwagen vor Ort und ein Notarzt beugte sich über den schwer verletzten Mann.

    „Der ist tot, oder? Chef?"

    Doktor Hernando Valpolico sah den jungen Sanitäter an.

    „Bring mir den Scanner, das kann ich so nur schwer sagen."

    Der Sanitäter reichte ihm den Scanner und Valpolico scannte den übel zugerichteten Mann.

    „Ruf im Krankenhaus an, die sollen einen Notfall-OP vorbereiten, die Milz ist gerissen."

    „Ne Milz-OP bei einem Toten?"

    „Du Id…. deshalb bin ich Arzt und Du Sanitäter. Der Stoffwechsel des Mannes läuft auf Sparflamme, ein Atemzug in der Minute, ein Herzschlag alle zwei Minuten. Gerade noch genug, um das Hirn mit Sauerstoff zu versorgen. Los, stülp ihm die Beatmungsmaske über, gib ihm Sauerstoff… Ay, caracho, was haben wir denn da? Das sind androidische Augen."

    „Ist das ein Cyborg?"

    „Nee, wohl ein Soldat. Viele Soldaten haben androidische Prothesen."

    Während die Sanitäter den Mann auf die Bahre legten und vorsichtig fixierten, scannte der Arzt weiter,

    ‚Was ist das da am Hypothalamus? Ein Implantat?

    Sieht fast so aus. Mal sehen, ob ich ne Signatur bekomme.‘

    Er tunte den Scanner nach und beobachtete gespannt das Display.

    ‚Shit, das ist ein Totmann-Interface. Ein Elite-Soldat, ne Kampfmaschine. Deshalb hat er auch überlebt. Das Interface hat ihn runter gefahren.‘

    Während der Fahrt ins Krankenhaus telefonierte Valpolico mit der Kriminalpolizei und bat darum, den Patienten rund um die Uhr zu bewachen. Er war sich sicher, dass das hier nicht das Ergebnis einer Schlägerei war, sondern ein gezielter Mordanschlag.

    Valpolico schweißte die Milz und mehrere Perforationen der Lunge des Mannes, dann übergab er an die anderen Chirurgen, welche die Kochen Randolphs wieder richteten, zerrissene Gefäße und Nerven wieder nähten oder schweißten und Wunden verbanden.

    In seinem Büro traf er auf Kommissioner Juares Cruzada von der Kriminalpolizei, der schon dort auf ihn wartete.

    „Salut, Hernando, was ist hier los?"

    „Holla, Juares. Ne seltsame Sache. Auf den ersten Blick ein Mann, der an eine Straßengang geraten ist. Aber Mitglieder von Straßengangs haben nicht nur zwei Baseballschläger und einen Schlagring. Sie haben Vierkantrohre, Ketten, Messer und und und."

    „Hm, das stimmt."

    „Gut, Gangs greifen auch nicht nur von vorne an, richtig?"

    „Auch das Hernando."

    „Und sie schlagen nicht in symmetrischen Mustern zu. Der Mann lag und wurde dann systematisch zerschlagen. Ich habe Reste eines Narkotikums gefunden, er war nicht bei Bewusstsein, als sie ihn so zurichteten. Dafür spricht auch, dass es keinerlei Abwehrverletzungen gibt. Nichts in dieser Art und auch keinerlei Blessuren an den Fäusten von Schlägen seinerseits."

    „Das ist mies, die wollten ihn gezielt totschlagen? Mord?"

    „Ja. Aber er hat ein Totmann-Interface im Kopf implantiert. Das hat ihn aus dem Spiel genommen und sie dachten, er sei tot."

    „Moment, ein Totmann-Interface? Damit haben die Territorial Troups doch zwischen 2311 und 2334 experimentiert."

    „Richtig, ich war damals Feldarzt. Ich habe einige Männer und Frauen gesehen, die dank des Interfaces überlebt haben."

    Cruzadas Com-Gerät sprang an.

    „Ay, hier kommt das, was wir anhand Deines Bildes über den Mann herausfinden konnten. Du hast Recht, er war ein Trouper und sogar ein sehr berühmter, er war der Anführer der Kampfschweine."

    „Randolph Lukesch?"

    „Si, Senor. Später diente er bei der Sternenflotte in der Sicherheitsabteilung auf der Hiroshima und dann… ist ja komisch. General Randolph-Lukesch, Sektion 13. Was ist Sektion 13?"

    „Kein Ahnung, stinkt aber irgendwie. Seit wann gibt es Generäle in der Sternenflotte? Das ist irgendwas ganz Geheimes und jemand wollte den General abservieren. Tu mir den Gefallen, lass ihn rund um die Uhr überwachen."

    „Geht klar, Hernando. Ich häng mich da ran, mal sehen, ob ich noch etwas heraus bekomme. Aber erst mal lasse ich den General in ein sicheres Haus bringen… wenn Du es schon erlaubst."

    „Sicher, er ist stabil, danke Juares."

    -*-

    Cruzada saß in seinem Büro und dachte nach. Anscheinend waren er und Hernando da an eine üble Sache geraten. Ein fast toter Mann, der eigentlich hätte tot sein müssen, ein ungewöhnlicher Rang und eine ihnen bislang nicht bekannte Abteilung der Sternenflotte. Das klang nach einem Spionagethriller.

    Seine Vorzimmerdame, Carlinda Vargas Espira klingelte ihn an.

    „Ja Carlinda?"

    „Hier ist ein Oberst Jürgen Pallauer, der Sie sprechen möchte, Kommissioner."

    „Schicken Sie ihn bitte rein."

    Ein hochgewachsener, kräftiger Mann mit kahl geschorenem Schädel und kantigem Gesicht trat ein und salutierte.

    Der Mann trug eine, von ihrem Schnitt her, Sternenflottenuniform, allerdings ganz in schwarz. Auf dem linken Kragen des Oberteils hafteten drei eckige Knöpfe, die ihn als Oberst auswiesen und daneben befand sich eine kleine schwarze Raute mit der Zahl 13.

    „Kommissioner Juarez Cruzada, was kann ich für sie tun, Oberst Pallauer."

    „Aus ihrem Büro, Kommissioner wurde vor wenigen Stunden eine Gesichtserkennung gestartet. Warum?"

    ‚Nachtigall, ick hör Dir trapsen. Ganz vorsichtig Juarez.‘

    „Nun, Oberst. Wir haben einen übel zugerichteten Mann aus dem Hafenbecken gezogen. Offenbar hat er sich mit einer Straßengang angelegt und das nicht überlebt. Er hatte keinerlei Papiere oder Identifikatoren bei sich, also hab ich sein Gesicht durch die Datenbank gejagt."

    „War das dieser Mann, Kommissioner?"

    „Ja, das war er. General Randolph Lukesch von der Sektion 13. Was auch immer das ist."

    „Sektion 13 ist ein Teil der militärischen Abschirmdienstes der Sternenflotte, Kommissioner. General Lukesch war in geheimer Mission unterwegs und hörte vor zwei Tagen auf, sich zu melden. Kann ich den Leichnam sehen?"

    „Natürlich, er liegt im Leichenschauhaus. Ich bring Sie rüber."

    ‚Hoffentlich hat die Zeit gereicht und die Jungs sind fertig.‘

    -*-

    Pallauer vermaß den Toten auf der Bahre mit einem Scanner wiederholt und scannte dessen verquollenes Gesicht. Mehrfach hob er die blutunterlaufenen Lider des Mannes an und durchleuchtete seine Augen. Schließlich nickte er.

    „Mist, verdammter. Das ist General Lukesch. In was für eine Scheiße ist er da rein geraten?"

    „Nun, wie ich schon sagte, Herr Oberst. Für mich sieht das so aus, als hätte er sich mit einer Straßengang im Hafen angelegt."

    Der Pathologe hob die Unterarme des Toten an.

    „Abwehrverletzungen. Und hier auf den Fäusten aufgeplatzte Haut und blaue Flecken. Muss ein übler Kampf gewesen sein. Getötet hat ihn dann wohl der Schlag auf den Schädel. Die Fontanelle ist geplatzt und in das Hirn eingedrungen. Das überlebt niemand."

    „Gut, Kommissioner. Sorgen Sie bitte dafür, dass der Leichnam, sobald Sie hier fertig sind, nach Germania ins Sternenflottenquartier verlegt wird. Er soll in allen Ehren bestattet werden."

    „Gerne, Oberst. Das wird so zwei bis drei Tage dauern. Wir richten ihn wieder her, wenn‘s recht ist. So sollte ein verdienter General nicht ins Grab gehen. Oder?"

    „Natürlich. Danke."

    Zwei Tage später wurde das Shuttle, mit welchem Lukeschs Leiche nach Germania verlegt werden sollte, im Orbit des Planeten von einem Unbekannten mit einem leichten Jäger angegriffen und vernichtet.

    Puzzlespiele (1)

    Das Totmanninterface, eine rund 3 Millimeter durchmessende, unscheinbare Kugel, welche an zahlreiche synaptische Verbindungen des Gehirns angeschlossen war, erkannte, dass es keine lebensbedrohliche Situation für den Körper mehr gab und dieser mit Medikamenten im künstlichen Koma gehalten wurde. Langsam steigerte es die Herz- und Atemfrequenz des Körpers, sorgte für die Ausschüttung diverser Hormone und Transmitter, welche die Medikamente neutralisieren sollten.

    Als der, Randolph permanent überwachende, Arzt die Veränderungen bemerkte, setzte er sofort die Medikamente ab und deaktivierte den Infusor.

    „Er kommt zurück," sagte er zu einem der Zivilpolizisten.

    Diese nickte und zückte sein Com-Gerät.

    „Frau Kratzbaum ist jetzt bereit, eine Aussage zu machen."

    Randolphs Lider flatterten, langsam schlug er die Augen auf und registrierte, dass er auf einem Pflegebett, umgeben von zahlreichen medizinischen Geräten, lag.

    „Wo bin ich? Was ist passiert?"

    Ein Mann beugte sich über ihn und lächelte freundlich.

    „Kommissioner Juarez Cruzada, Havanna City Krimminalpolizei. Wissen Sie, wer Sie sind?"

    „Kriminalpolizei? Ich bin Randolph Lukesch, General der Sektion 13. Dienstnummer 444598-56776-3423."

    Cruzada drückte Randolph seine Dienstmarke in die Hand.

    „Hier General, sehen Sie sich meine Dienstmarke an, Sie sind sicher."

    Langsam hob Randolph den Arm, erschrak über zahlreiche blaue Flecken und Narben.

    „Gut, Kommissioner. Was ist passiert?"

    „Wir fanden Sie fast tot im Hafen. Übelst zusammengeschlagen, mit schwersten Verletzungen und Ihr Totmann-Interface hatte Sie abgeschaltet, damit Sie nicht sterben."

    „Ich war mit meiner Frau und Freunden in Pablos Taverne im Hafen. Danach weiß ich nichts mehr."

    „Oha? Sie waren in der Taverne bei Pablo? Wann, General?"

    „Am 11. August am frühen Abend."

    „Interessant. Um 20:25 löste Pablo den stummen Alarm aus. Vier Polizisten, die die Taverne betraten, wurden narkotisiert. Man fand Pablo und seine Gäste betäubt vor. Acht männliche Gäste vermissen seither ihre Frau oder Freundin, die mit ihnen am Tisch saß und Pablo gab zu Protokoll, seine Tochter und ein befreundetes Paar wären verschwunden. Sind Sie und Ihre Gattin das befreundete Paar?"

    „Ja, Kommissioner."

    „Sagen Sie, General, sagt Ihnen Oberst Jürgen Pallauer etwas?"

    „Pallauer? Ich mag ihn nicht. Wurde der Sektion auf Beschluss einer Sonderkommission des Parlaments zugeteilt."

    „Wissen Sie, dieser Pallauer war hier, hat nach Ihnen gesucht und, ich will verdammt sein, er hat nicht getrauert, als wir ihm ihren Leichnam zeigten."

    „Meinen Leichnam?"

    „Wir haben ein paar fähige plastische Chirurgen hier."

    „Oh, o.k. Ich verstehe. Was hat Pallauer gesagt?"

    „Er wollte sich nur vergewissern und ich hatte das Gefühl, er wollte sicher sein, dass Sie tot sind. Sie wurden systematisch zerschlagen, dass war kein Kampf, dass war eine Hinrichtung mit Baseball-Schläger und Schlagring, General. Ihre Gattin, das ist General Tamara Lukesch?"

    „Ja, das wissen Sie doch bereits."

    „General, ich mache mir größte Sorgen. Ich habe das Gefühl, jemand wollte Sie beide gezielt beseitigen. Die anderen verschwundenen Personen und der Raubdiebstahl bei Pablo, das ist nur Garnierung."

    „Wissen Sie, wo mein Frau ist, Kommissioner?"

    „Nein, General. Sie ist verschwunden. Wir haben in der Taverne eine schwache Transportersignatur gefunden, aber die war von geringer Reichweite. Sie, die anderen Opfer und Ihre Frau wurden offenbar auf ein kleines Schiff gebeamt. Nachdem das Shuttle, mit dem Ihr Leichnam nach Germania gebracht werden sollte, vorgestern im Orbit des Planeten von einem Unbekannten zerstört wurde, bin ich sicher, dass jemand sie tot wissen will. Sehen Sie, kaum dass Oberst Pallauer ihren Leichnam sah und wieder verschwand, wurden Sie in ihrer Personalakte als ‚verstorben‘ gekennzeichnet."

    „Sie kommen an meine Personalakte?"

    „Nur an den öffentlich zugänglichen Teil. Ich bin Kommissioner."

    „Ja, natürlich. Was steht in der Akte meiner Frau?"

    „Vermisst."

    „Immerhin, noch nicht tot… Ich bin müde, ich werde gleich schlafen müssen. Können Sie einen Kontakt für mich herstellen?"

    „Gerne, wen soll ich anrufen?"

    „Oberst Paul Crichton. Aber Sie kontaktieren ihn nicht über offizielle Kanäle. Geben Sie auf der Kontaktsite ‚Schwule Flieger.gmln‘ eine Kontaktanzeige auf. Der Text der Anzeige lautet ‚Kadett ohne Nippel.‘ Dahinter setzen Sie die Geodaten des Ortes, an dem der Oberst Sie finden kann, erhöhen aber alle Stellen der Geodaten um zwei. Crichton ist mein Vertrauter."

    Die Kaniri

    Jurp Hogu steckte erneut einen Zweier-Barren-Armadium in den Schlitz des Gerätes vor Becken drei. Die hochgewachsene Menschenfrau, die in diesem Becken schwamm, faszinierte ihn. Ihr Schmerz brachte ihm aufregende Gefühle. Mit Hilfe der Joysticks führte er die Greifer, die die Frau in der Flüssigkeit hielten, sie bewegten und in eine ihm genehme Position brachten. Er zielte auf den Außenknöchel ihres linken Fußes und drückte auf den roten Knopf, löste so den Schuss aus.

    Die Frau bäumte sich auf und schrie hinter der an ihrem Kopf fixierten Atemmaske. Ihr Schmerz kam über die Signalleitungen bei ihm an, war aber kein Schmerz, sondern eine wilde Woge von Signalen, die in sein Lustzentrum zielten.

    Erneut zielte er, dieses Mal auf ihren linken Daumen, verfehlte ihn aber und empfand enttäuschenderweise nichts.

    Für einen Zweier-Barren bekam er drei Schuss und er wählte sorgfältig. Der letzte Schuss musste ihr so weh tun, dass er zum Orgasmus kam, ansonsten hätte er das Geld umsonst ausgegeben. Er überlegte, auf ihre Vulva zu zielen, aber beim letzten Mal, als er das tat, wurde sie einfach ohnmächtig und es kam nichts bei ihm an. Kurzerhand drehte er sie so, dass er auf ihren Solarplexus zielen konnte und initiierte eine mittlere Entladung. Er hätte gerne einen härteren Stoß erzeugt, aber das System ließ das nicht zu, da die Menschenfrau daran hätte sterben können.

    Die Schmerzen, die in ihr brüllten, als der Stoß sie traf, reichten indes vollkommen aus und er kam befriedigt zum Orgasmus.

    Tamara konnte unter der Maske nichts sehen. Sie spürte, dass sie in einer Flüssigkeit schwamm und von Greifarmen dort fixiert wurde. Durch die Maske bekam sie Luft zum Atmen und sie begriff sehr schnell, dass es immer höchstens drei Schläge oder Stöße waren, welche ihr weh taten, ehe es für unbestimmte Zeit ruhig wurde und die Bewegungen aufhörten. Dann erkannte sie, dass es immer einen dumpfen Laut gab, bevor ein Schlag sie traf und als dann das Geräusch erklang und sie etwas nahe an ihrer Hand spürte, griff sie zu. Sie ertastete das Objekt in ihrer Hand und verstand, dass es eine gallertartige Kunststoffkugel war. Ihr Peiniger beschossen sie also mit Plastikgeschossen. Nur warum, das verstand sie nicht und die Frage nagte lange Zeit an ihr.

    Sie versuchte blind, sich gegen die Greifer zu wehren, aber es waren zu viele, die nach ihr griffen und wenn es ihr gelang, einen von sich zu entfernen, griff ein anderer bereits wieder zu.

    Der letzte Schlag in den Solarplexus hatte fürchterlich geschmerzt und sie war nahe an einer Ohnmacht gewesen, während ihre Beckenmuskulatur schlagartig erschlaffte und sich ihre Blase sowie ihr Darm entleerten. Sie wusste nicht, ob da überhaupt noch etwas aus ihrem Darm kommen konnte, denn seit unbestimmter Zeit bestand ihre einzige Nahrung aus der sie umgebenden Flüssigkeit, welche in regelmäßigen Intervallen in kleinen Portionen in ihre Maske gepumpt wurde.

    Im Lauf der Zeit versuchte sie, gegen die Schmerzen abzustumpfen, aber es waren stumpfe, harte Schläge auf empfindliche Stellen ihres Körpers und da war nichts in der Flüssigkeit, welches sedierend wirkte. Im Gegenteil, sie hatte das Gefühl, dass ihre Schlafphasen irgendwann nur noch extrem kurz waren.

    Sie erinnerte sich an die Meditationsübungen, die sie und die Schwestern im Koasin-Kloster auf Thalus machten, als sie vor drei Jahren zwei Wochen lang das Kloster besuchte, und begann sich auf Randolph als Zentrum ihres Lebens zu konzentrieren.

    Schon bald war sein Gesicht der Mittelpunkt ihres Daseins und sie versank immer tiefer darin, bis die Gefühle von außen sie nicht mehr erreichten.

    -*-

    Jurp Hogu beschwerte sich:

    „Sie Dir das an, das ist kaputt."

    Er wartete, bis die Lampe an Becken Drei grün wurde, legte einen Zweier-Barren in den Schlitz und feuerte in rascher Folge auf die Brust der Frau. Sie zuckte nicht, sie schrie nicht und es kamen keine Reize an.

    „Hier, probier es selbst."

    Er wartete erneut, bis es grün wurde und zahlte.

    Tfon Gung, der Besitzer der Anlage, nahm die Joysticks, zielte und feuerte. Er sah genau, dass die drei Kugeln die Frau trafen, zumal an den getroffenen Stellen Blutergüsse erschienen. Aber die Frau reagierte nicht mehr auf den Schmerz.

    „Sorry Jurp Hogu. Ich weiß, dass sie Dein Lieblingsspielzeug ist, aber sie ist zentriert in sich, abgetaucht. Die fühlt nicht mehr. Ich werde sie reaktivieren müssen."

    Tfon verließ mit Jurp die Loge und führte ihn an seine Wachkonsole,

    „Drei oder vier Barren?"

    „Vier und eigentlich steht mir eine Entschädigung zu."

    „Na gut, ich geb Dir fünf. Ich sehe mal zu, dass ich sie reaktiviert bekomme."

    „Da wäre nett, Du weißt, ich bin Stammgast bei Dir."

    -*-

    Tfon überlegte, Jurp ließ wirklich viele Barren bei ihm und gab auch immer großzügig Trinkgeld für die Bardamen. Aussicht auf eine neue, so hochgewachsene Menschenfrau hatte er wohl auf lange Sicht nicht und er hatte einen stolzen Preis für sie gezahlt. Kurzerhand ließ er die stabilen Sichtschutzwände um Becken drei aus dem Boden steigen, ließ die Flüssigkeit ab und wartete, bis er trockenen Fußes hinein steigen konnte.

    Die Frau hing kraftlos in den Greifern und bewegte sich nicht. Er ließ die Greifer die Frau auf den Boden legen und stupste sie unsanft mit der Stiefelspitze an, sie reagierte nicht.

    Atmung und Puls in der Halsschlagader sagten Tfon, dass die Frau nicht tot war, also hatte sie sich mental von ihrem Körper gelöst, um den Schmerzen zu entgehen.

    „Na mal sehen, ob Dich das zurück holt."

    Er holte mit einer langen ledernen Peitsche aus und zog sie ihr quer über die Brust. Es knallte, die Haut platzte schlagartig auf, Blut quoll hervor und dann schrie sie gequält auf. Er schlug erneut zu, sie versuchte auszuweichen, entging dem Schlag aber nicht. Wieder platzte Haut und wieder schrie sie infernalisch.

    „Aha, schön! Du bist also wieder bei uns."

    Er trat nach ihr.

    „Ich habe sehr viel für Dich bezahlt und Du wirst mir das Geschäft nicht durch Deine Meditation vermiesen. Hast Du mich verstanden?"

    Sie wimmerte, nach unsagbarer Zeit der Leiden und den beiden brutalen Peitschenhieben, war sie am Ende, konnte sie nicht mehr.

    „Also wirst Du wieder brav im Becken schwimmen und das Ziel für die Lust meiner Kunden sein. Vergräbst Du Dich erneut in der Meditation, lasse ich das Holurditum wieder ab, und tu Dir richtig weh. Verstehen wir uns?"

    Sie verstand nicht, was der Fremde sagte, aber sie ahnte was er ausdrücken wollte und deshalb antwortete sie schwach:

    „Bring mich doch um, Du Scheißkerl."

    Tfon indes verstand sehr genau, was sie sagte und, dass sie sterben wollte.

    „Nein, Du warst zu teuer. Aber ich garantiere Dir, dass Du den Tod herbeisehnen wirst, wenn Du keine Umsätze machst. Die Peitsche ist nur ein Mittel."

    Er nahm eine große Zange, packte ihre linke Hand brutal und kniff ihr dann das oberste Glied des kleinen Fingers ab. Der Schmerz raste in ihr, sie war fast wahnsinnig, wollte ihn töten, hatte aber kein Kraft dafür. Sie war im aktuellen Zustand sein Spielzeug, ihm ausgeliefert.

    „So, das Holurditum wird dafür sorgen, dass die Wunden sehr schnell heilen und Du in ein paar Stunden wieder dienen kannst. Aber merke Dir:"

    Mit diesen Worten steckte er ihr das abgekniffene Fingerglied in den Mund und zwang sie zu schlucken.

    „Wenn Du Dich weigerst, wirst Du immer weniger werden. Hast Du mich verstanden?"

    Er setzte ihr die Maske wieder auf, stieg aus dem Becken und ließ er wieder fluten. Sie spürte, wie sich ihre Wunden wieder schlossen und vermeinte im obersten Glied ihres kleinen Fingers ein Pochen zu spüren, dann fiel ihr ein, dass sie es geschluckt hatte.

    Sie wusste nicht, wie lange sie aushielt, aber irgendwann konnte sie einfach nicht mehr und verzog sich wieder in die Meditation.

    Sie verlor den kleinen Zehn an ihrem rechten Fuß und nahm apathisch wahr, wie er sie zwang, ihn zu schlucken.

    Als das Becken wieder geflutet war, sich die Wunde an ihrem Fuß schloss und Jurp sich erneut in die Loge setzte, um mit seinem Lieblingsspielzeug zu spielen, konzentrierte sie alle ihre Wut, ihren Schmerz in einem Gedanken:

    ‚Stirb!‘

    Die Kugel traf sie hart an der Hüfte, aber sie blockierte den Schmerz und schickte stattdessen den Gedanken über die Messköpfe auf ihrer Kopfhaut.

    ‚Stirb!‘

    Jurp ließ entsetzt die Joysticks los und schrie auf. Der Schmerz brüllte in seinen Händen und er hatte das Gefühl, man hätte mit einem Hammer auf seine Finger geschlagen.

    Tfon hörte den Schrei und eilte in die Loge.

    „Was ist los Jurp Hogu?"

    „Das Gerät ist defekt, es hat mir weh getan!"

    „Wie? Das kann nicht sein, es leitet mentale Impulse des Spielzeuges in Dein Lustzentrum."

    „Na, zwei Schuss sind noch drauf, probier es doch selber aus."

    Tfon setzte sich an Jurps Platz, nahm die Joysticks in die Hände und zielte gewissenhaft. Mit wenig Druck schoss er auf die linke Brustwarze und ein wohliger Schauer durchlief ihn. Er schoss erneut, dieses mal mit ein wenig mehr Druck, auf die rechte Brustwarze und das reichte, um ihn zum Orgasmus kommen zu lassen.

    „Ich weiß nicht, was Du hast, Jurp Hogu. Das Gerät funktioniert einwandfrei."

    Jurp starrte ungläubig auf seine Hände, welche noch immer schmerzten.

    „Vielleicht, Jurp Hogu, bist Du zu oft hier und Dein Nervensystem nimmt Schaden."

    „Meinst Du? Kann das sein?"

    „Naja, einige von uns glauben das. Deshalb war es ja so schwer, die Lizenz zu bekommen. Mach einfach mal eine Pause. Lass Dich mal untersuchen, mein Freund."

    Jurp klaubte seine Barren zusammen, ging an die Bar und zahlte seine Getränke. Wie immer gab er großzügig Trinkgeld. Er verließ die Spielbank und schritt zügig aus. Er hatte gut einen Kilometer bis zu seinem Haus und er ging die Strecke meist.

    Er versuchte über das Erlebte nachzudenken, wollte den Beschluss fassen, einen Arzt aufzusuchen, aber in seinem Kopf kreiste der Gedanke, lauter, dringlicher…

    ‚Stirb!‘

    Kurz bevor er zuhause ankam, füllte der Gedanke sein Denken, löschte jeden anderen Gedanken aus.

    ‚Stirb!‘

    Er stieg auf die Brüstung der Brücke über der Schnellzugtrasse, verharrte dort wie eine Statue und wartete, bis der nächste Zug kam. Als der Triebwagen der Magnetbahn sich noch fünfhundert Meter von der Brücke entfernt befand, ließ er sich fallen, stürzte auf die Schiene und wurde im nächsten Augenblick von der Bahn zerfetzt.

    Sein letzter Gedanke war, dass ‚Stirb!‘ ihn nicht mehr quälen würde.

    Tfun erfuhr aus den Lokalnachrichten, dass der allseits beliebte Bänker Jurp Hogu sich offenbar das Leben nahm. Auf den Überwachungsvideos der Bahn war zu sehen, dass niemand Jurp zwang, auf die Brüstung zu steigen und zu springen.

    -*-

    Die Kaniri betrieben schon, als die Ashmed² gerade begannen, sich feste Häuser zu bauen und von Nomaden zu Siedlern und Bauern wurden, seit zwei Milliarden Jahren interstellare Raumfahrt. Irgendwann, in den alltäglichen Handlungen von Maschinen und Systemen abgelöst, reduzierte sich ihre Erscheinung auf kleine, schlanke Körper mit kurzen, schwachen Gliedmaßen und, ohne Hals, mit dem Rumpf verwachsenen Köpfen.

    Bis die Menschen, nach deren Zeitrechnung, im 22. Jahrhundert nach Christus, zu den Sternen aufbrachen, war das einst mächtige Reich der Kaniri bereits seit 800 Millionen Jahren zerfallen und die Ashmed fanden während ihrer raumfahrenden Zeiten allenfalls noch Relikte aus dieser Zeit.

    Irgendwann, zur Halbzeit ihrer Blüte, hörten die Kaniri auf, sich normal fortzupflanzen. Fortpflanzung fand selektiv im Labor nach rein zweckmäßigen Überlegungen statt. Sexualität, Libido sowie persönliche Gefühle rückten in den Hintergrund und so wie das Volk insgesamt, degenerierten letztlich auch die Geschlechtsorgane.

    Fatam Ayxos war eine der künstlichen Hohl-Welten der Kaniri, die losgelöst vom Reich in der Weite des Weltalls trieben und vergessen wurden. Sie wurde ursprünglich von exakt 2,2 Millionen geklonten und, unter natürlichen Umständen, unsterblichen Angehörigen der Spezies bevölkert. In der Population gab es kaum Verluste, da die Kaniri ihre Existenz absolut durchorganisiert hatten und es keinerlei Krankheiten gab. Und da es keine Nachkommenschaft auf Fatam Ayxos gab, gab es auch keine degenerativen Gendefekte, wie die, welche zum Aussterben des Restes der Spezies führten.

    Irgendwann geriet ein manövrierunfähiges kleines Raumschiff mit Humanoiden in das Gravitationsfeld der künstlichen Hohlwelt und landete unsanft auf deren Außenhaut. Die Hülle des kleinen Schiffes hielt stand, die Besatzung war aber nicht in der Lage, das Schiff wieder flugfähig zu machen. Deshalb beschloss man an Bord, die riesige Stahlkugel, auf der man notgelandet war, eingehend zu untersuchen, während im Inneren die Kaniri aufmerksam wurden und ihrerseits eine Expedition in Form unbemannter kleiner, über die Hülle krabbelnder Roboter aufstellten.

    Die aus sieben Crewmen bestehende Expedition der Lupari traf auf eine der Roboter-Gruppen, erkannte, dass diese unbewaffnet waren und folgte deren optischen Signalen, ihnen zu folgen.

    Durch eine Druck- und Gravitationsschleuse führten die kleinen Roboter die drei Frauen und vier Männer der Gruppe in das Innere der Kugel. Dort offenbarte sich ihnen eine komplette, an der Innenwand der Kugel aufgebaute Welt aus Ländern, Meeren, flachen Gebirgen, großen Städten und ausgedehnten Wäldern, in deren Mitte eine kleine künstlichen Sonne schwebte.

    Mit offenen Mündern, stark beeindruckt, standen die Lupari auf einer weiten, offenen Graslandschaft, in welcher kleine Lebewesen, ähnlich Schmetterlingen und anderen Insekten, sowie Kaninchen zu erkennen waren. Ein schwebendes Fahrzeug, ein Shuttle näherte sich ihnen und setzte sanft auf dem Boden auf. Vorsichtig, die Hände an den Griffstücken ihrer Waffen, näherten sich die Lupari dem Shuttle, dessen Tür langsam aufschwang. Hinter der Tür wurde eine kleine, etwa 1,50m messende, Person mit dünnen, zerbrechlich wirkenden Gliedmaßen und einem direkt zwischen den Schultern sitzendem, flachem Kopf, sichtbar.

    Die Haut der Person war kalkgrau, wirkte wie die eines Elefanten. Das kleine Gesicht bestand aus zwei eng beieinander liegenden, Lidlosen, mandelförmigen blauen Augen, zwei kleinen Nasenöffnungen und einem Lippenlosen, breiten Mund, welcher wohl ein freundliches Lächeln versuchte. Die Person war offenbar nackt, aber keinem der Lupari gelang es, irgendwelche Geschlechtsmerkmale an der Wesenheit zu entdecken.

    Der Unbekannte machte eine einladende Geste und gebot ihnen mit seinem unbeirrt ‚freundlichen‘ Lächeln, das Shuttle zu betreten und sie folgten vorsichtig.

    Im Shuttle setzte sich das Wesen auf einen Stuhl, nahm ein kleines Pad von einer Konsole und hielt es sich dicht vor die Stirn. Diese Geste wiederholte es mehrfach und dann hielt es der Gruppe das Pad entgegen.

    Kommandantin Yavi Ushi verstand und nahm das Gerät zögerlich.

    „Leute, wenn mich das Ding schlafen legt oder so was, dann nehmt den Laden auseinander."

    Aufmerksam musterte der Fremde Yavi und ihr entging nicht, dass die Wesenheit die Details ihres Körpers sehr interessiert studierte, der Blick wiederholt auf der Erhebung ihrer Brüste unter dem Raumanzug und in ihrem Schritt verweilte.

    Vorsichtig hob Yavi nach erneuter, freundlicher Aufforderung das Pad an ihre Stirn und war auf alles gefasst, aber anscheinend geschah zunächst nichts. Sie spürte zwar vom Gerät ausgehende Wärme, ansonsten aber keinerlei Effekt. Nach etwa einer Minuten piepte das Pad kurz und der Fremde klatschte leise, offenbar zufrieden, in die kleinen Hände.

    Er deute Yavi an, das Pad in eine Mulde in der Konsole des Steuerstandes des Shuttles zu legen und diese folgte noch immer vorsichtig. Als das Pad in der Mulde lag, wurde ein Bereich der Konsole aktiv und zahlreiche Anzeigen flackerten als Zeichen für einen in Arbeit befindlichen Prozess.

    „Das haben Sie sehr gut gemacht, Yavi Ushi, sagte der Fremde mit brüchiger Stimme, „unser Volk kann jetzt Ihre Sprache sprechen. Willkommen bei den Kaniri, Reisende von Lupari. Ich bin Vunda Fabur und werde Ihre Betreuerin sein, solange Sie bei uns weilen.

    Das war der Punkt, an dem sich die sieben Crewmen entspannten und die Hände von den Waffen nahmen. Man konnte kommunizieren, die Fremden waren offenbar freundlich gesinnt und man hatte einen Ansprechpartner.

    -*-

    Vunda brachte die sieben mit dem Shuttle in das wissenschaftliche Zentrum, wo sie mit großem Hallo empfangen wurden. Eine Gruppe von etwa zwanzig Kaniri, die kaum voneinander zu unterscheiden waren, bemühte sich eifrig, den Reisenden Unterkünfte zuzuweisen und man betonte immer wieder, dass sie sich entspannen und die schwere Ausrüstung ruhig ablegen könnten.

    „O.k. Leute, macht es Euch bequem, legt die Raumanzüge ab, zieht Euch etwas leichtes an. Anscheinend haben wir hier nichts zu befürchten. Aber… ich will keinen von Euch ohne die Phaserpistole am Holster sehen. Niemand bewegt sich absolut ungeschützt. Ist das klar?"

    Die übrigen sechs bestätigten Yavis Befehl, ließen sich in schlichte, helle Quartiere führen und zogen sich dort um. Sie alle hatten einen leichten Bordoverall mit im Gepäck, den sie jetzt gegen den schweren Raumanzug tauschten. Als sie später mit der Kommission der Kaniri wieder zusammen trafen, waren sie entspannt, aber noch immer wachsam und hatten alle eine leichte Phaserpistole auf der Hüfte im Holster sitzen.

    In einem großen Saal war ein Bankett angerichtet und sie fanden Speisen, welche ihren eigenen sehr ähnlich waren und nachdem Dr. Pashia Tsundo einige davon mit ihrem Pad gescannt hatte, lächelnd Entwarnung gab, ließen sie sich darauf ein. Während des Mals erzählte Vunda Fabur den Lupari zunächst von der Geschichte ihres eigenen Volkes, vom Aufstieg und Fall der Kaniri bis zum Zerbrechen des Reiches und dem Überleben einiger weniger in den vier Hohlwelten.

    „Was ich nicht ganz verstehe, Vunda Fabur," Pashia sah Vunda interessiert an, „Sie sagten, Sie seien unsere Betreuerin, Sie definieren sich ergo als weiblich. Sie erzählten, dass durch die gezielte Fortpflanzung im Labor die Geschlechter und mit ihnen die Geschlechtsorgane verschwanden. Wie kommt es, dass Sie sich trotzdem als weiblich definieren?"

    „Nun, Dr. Pashia Tsundo, das ist einfach. Irgendwann vor sehr langer Zeit gab es eine weibliche Kaniri, der auch anzusehen war, dass sie eine Frau war. Das Erbgut dieser Frau wurde über Generationen im Labor immer wieder weiter gegeben und kam letztlich in mir an. Wenn Sie es möchten, betrachten Sie mich als den jüngsten einer, auf dieser Frau basierenden, Klon-Reihe. Mein Erbgut ist das einer Frau, also bin ich weiblich, auch wenn ich keinerlei weibliche Attribute mehr besitze."

    Vunda nahm ein Pad und über dem Tisch erschien ein Hologramm, welches eine nackte, hochgewachsene, schlanke Frau zeigte.

    „Das ist der Anfang meiner Linie, Vunda Fabur. So sah sie vor etwa eintausend und vierhundert Millionen Jahren aus und Sie sehen, sie war wohl eine hübsche Frau."

    -*-

    In der Folge ermöglichten die Kaniri der kompletten Crew des kleinen Schiffes, in die Hohlwelt zu kommen und man handelte eine Vereinbarung aus:

    Die Kaniri würden den Lupari helfen, das Schiff wieder flott zu machen und mit Vorräten zu bestücken. Im Gegenzug würden sich die Lupari umfangreichen Untersuchungen unterziehen lassen, um den Kaniri zu ermöglichen, ihre organischen Strukturen zu erforschen. Die Kaniri waren sehr interessiert an den geschlechtsspezifischen Details der Lupari-Körper, da die fehlende Sexualität als Verlust empfunden wurde und man schon lange nach Möglichkeiten suchte, diesen Bann zu durchbrechen.

    Letztlich willigten die Lupari ein und da man ihnen keine Schmerzen zufügte, sie gut versorgt wurden und die Untersuchungen meist nicht invasiv waren, ließen sie zu, dass die Kaniri jeden Millimeter ihrer Körper scannten und analysierten. Nach einigen Wochen, während einer der Untersuchungen, nahm Vunda ein kleines Gerät und hielt es Pashia entgegen.

    „Bitte, Pashia Tsundo, setzen Sie das auf Ihre Stirn. Es wird Sie kurz piksen, eine kleine Sonde direkt unter Ihrer Haut platzieren, aber es wird Sie nicht schädigen."

    „Hm? Und dann? Übernehmen Sie die Kontrolle über mich?"

    Vunda lachte leise,

    „Nein, Pashia Tsundo. Es ermöglicht mir, die in Ihrem Kortex entstehenden Signale zu empfangen und zu interpretieren."

    Vorsichtig setzte Pahsia das Gerät auf ihre Stirn und spürte ein kurzes Piksen.

    „Und jetzt?"

    „Greifen Sie sich bitte an die Brustwarze, Pashia Tsundo."

    Zögerlich griff Pashia sich an die linke Brustwarze.

    „Reiben Sie bitte daran."

    Pashia tat wie ihr geheißen und spürte, wie die Brustwarze sich aufrichtete, hart wurde.

    Vunda stöhnte verhalten.

    „Mehr, intensiver, bitte."

    Verwundert folgte Pashia der Aufforderung, schob beide Hände unter Overall und BH, massierte ihre beiden Brustwarzen intensiv, während sie spürte, wie die Erregung durch sie kroch. Vunda atmete schwer, erlebte offenbar intensive Reize und dann begann sie spastisch zu zucken, stöhnte ungehalten und verdrehte die Augen.

    Pashia zog ihre Hände zurück und betrachtete Vunda fasziniert, während diese langsam wieder zur Ruhe kam.

    „Sie haben gerade die sexuellen Reize meines Körpers in Ihren übertragen, Vunda Fabur?"

    „Ja, Pashia Tsundo, Vunda lächelte fröhlich, „ich habe die in Ihrem Nervensystem entstandenen intensiven Reize auf den verbliebenen Rest meines Lustzentrums in meinem Hirn übertragen. Ich habe, bitte entschuldigen Sie, Ihren Körper benutzt um zu masturbieren.

    „Aha."

    Pashia öffnete den Reißverschluss ihre Overalls vollkommen, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und schob ihre rechte Hand in ihren Slip.

    „Wissen Sie, schön dass Sie gekommen sind, ich war noch nicht so weit."

    Damit begann sie sich intensiv zu streicheln, massierte ihren Kitzler und schob sich zwei Finger in die Scheide. Sie blendete die Anwesenheit Vundas komplett aus, war mit sich und ihren Gefühlen allein und trieb sich bis zum Höhepunkt. Pashia dachte an ihren Mann, stellte sich vor, ihn tief in sich zu spüren und ließ sich erregt treiben. Als der heftige Orgasmus sie überrollte, schrie Vunda vor Lust und wäre beinahe kollabiert.

    Nur mühsam kam sie zur Ruhe und schließlich sagte sie schwer atmend:

    „Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich mich als Frau gefühlt. Ich habe es zwischen meinen Beinen und im Kopf gespürt. Danke, Pashia Tsundo."

    -*-

    Sechs Wochen später verließ das erheblich verbesserte Schiff der Lupari die Kaniri und flog zurück in seine Heimat.

    Unter den Kaniri indes breitete sich der Hunger nach sexueller Erregung wie eine Krankheit aus. Jahrzehnte lang versuchten die Forscher der Kaniri die von den Lupari gewonnenen Daten zu nutzen, um für die eigenen Körper Geschlechtsorgane zu entwickeln, aber alle Versuche scheiterten kläglich.

    Schließlich kam man zu dem Schluss, dass dieser Weg nicht begehbar wäre und begann zu überlegen, wie man das Problem anders lösen könne. Man hatte zwar zahlreiche Aufzeichnungen der von den Lupari erlebten sexuellen Reize, musste aber nach einer Weile feststellen, dass das erregende Empfinden mit jeder Wiederholung an Intensität verlor und bald erkannte man, dass es schlichte Gewöhnung war. Wollte man wirklich intensive Gefühle erleben, dann müssten es neue, frische Impulse sein.

    -*-

    Im fünften Jahrhundert nach der Abreise der Lupari landete ein kleines haverdisches Piratenschiff auf der Hohlwelt und nachdem die Haverdi erfahren mussten, dass die Kaniri-Welt keine Beute war, ließ man sich auf einen Handel ein.

    Die Piraten würden den Kaniri lebende humanoide Frauen liefern und dafür Armadium erhalten. Die Zeit des Handels begann und fünfzehn ‚Spielhallen‘ der Kaniri erhielten Lizenzen, Anlagen zu betreiben, welche es ermöglichten, das Empfinden der gekauften Frauen auf die zahlenden Gäste zu übertragen.

    Der durch das Erscheinen der Lupari vor Jahrhunderten eingeleitete Wandel im Denken und Handeln der Kaniri formte eine vollkommen neue Gesellschaft, bestehend aus Individuen, weg vom immer einigen Kollektiv, hin zu Eigennutz und eigenen Bedürfnissen, in welcher Handel getrieben wurde und das Streben nach Besitz manifestierte.

    Allgemeingut, so wie es dereinst definiert war, gab es zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr und die Kaniri unterschieden sich, als die Haverdi ankamen, in ihrer gesellschaftlichen Struktur kaum mehr von der anderer Zivilisationen.

    Seither verlegten sich die Crew des haverdischen Schiffes und deren Nachkommen darauf, Frauen aller möglichen Spezies für die Kaniri zu beschaffen und an diese zu verkaufen. Die Angehörigen der Crew verpflichteten sich und ihre Nachkommen zur Verschwiegenheit, die Position der Kaniri-Hohlwelt wurde geheim gehalten und das Wissen um den Deal als ‚Familiengeheimnis‘ streng gehütet.

    Tamara Lukesch wurde 28.300 Jahre nach dem Erstkontakt von ihren Entführern an die Kaniri in die Spielhalle Tfon Gungs verkauft.

    Puzzlespiele (2)

    „Du siehst beschissen aus, Randolph. Aber ich bin froh, dass Du noch lebst."

    Oberst Paul Crichton, umarmte Randolph vorsichtig und sah ihn durchdringend an. „Was zu Henker geht da vor, Randolph?"

    „Ich hab da so eine recht simple Idee, Paul. Oberst Jürgen Pallauer will oder soll an die Spitze der Sektion. Tamara und ich sind ihm dabei im Weg. Also versucht man uns abzuservieren. Ganz einfach."

    „Weißt du," Paul sah Randolph nachdenklich an, „das passt irgendwie. Ich hab schon eine ganze Weile das Gefühl, dass sich die Sektion zu einer Art Geschwür entwickelt. Da sind so einige Aktivitäten, die mir nicht koscher erscheinen. Immer öfter erscheint die Sektion 13 in Berichten der Sternenflotte. Kommandanten berichten über Einflussnahme auf ihre Entscheidungen, Außerkraftsetzung ihrer Befehlsgewalt und Aktionen, die an gesteuerte Meutereien erinnern. Über allem liegt das Siegel der ‚Vertraulichkeit‘ und Verantwortliche werden nicht genannt, oder deren Identitäten verschleiert. Ich hab das Gefühl, die ganze Sektion 13 wird zu einer Organisation in der Organisation, die sich mit Billigung von höchster Stelle über Recht und Gesetz stellt. So… Und dann sind da die beiden ‚braven‘ Generäle Lukesch, die es mit den Regeln und Gesetzen sehr eng nehmen, die einen moralischen Kodex vertreten. Ihr und Eure Vertrauten, so wie ich, wir sind unbequem, sind im Weg.

    Gestern morgen, kaum, dass die Nachricht von Deinem Tod sich verbreitete, bekam ich das Angebot Administrator auf Jurno Prime zu werden. Ich? Vom Oberst der Sektion 13 zum obersten Regierungschef einer Siedlerwelt? Das schmeckt mir irgendwie nach Abschiebung. Vor allen, da Jurno Prime, selbst mit einer Ravenvold modernster Bauart, neun Jahre von Gelfi-Prime entfernt ist. Also am Arsch der Welt."

    „Und, hast Du akzeptiert?"

    „Nein. Ich habe gesagt, dass ich meinen Posten erst dann räume, wenn Klarheit über das Schicksal Tamaras besteht."

    „Gut, danke. Ich bin offiziell tot, kann also vorerst nicht nach außen sichtbar aktiv werden. Aber das ist wohl auch besser so. Wüsste Pallauer, dass ich noch lebe, würde er einen erneuten Versuch wagen. Ich hoffe, Du hast noch ausreichend Vertraute in der Sektion?"

    „Kein Sorge, Randolph. Der alte Kern um Oberst Wagner und mich ist loyal und wir unternehmen alles, in unserer Macht stehende, um Tamara zu finden. Dich lassen wir außen vor, aber Du erhältst über den Kommissioner jede noch so kleine Information und, Paul sah Kommissioner Juarez Cruzada durchdringend an, „wir können uns auf Sie verlassen, Cruzada?

    „Auf jeden Fall Oberst. Was hier abgeht, ist eine riesige Sauerei und ich bin Polizist aus Überzeugung. Ich werde Sie und den General mit aller Macht unterstützen. Ich lasse nicht zu, dass man Sie abserviert. Mir egal, welchen Arsch ich dafür aufreißen muss."

    Randolph dachte angestrengt nach.

    „Das ist zwar ein Risiko, aber ich ahne, wie es derzeit in Pablos Kopf aussieht. Kommissioner, bitte informieren Sie Pablo darüber, dass ich noch lebe und wir nach seiner Tochter Emily und Tamara, sowie den anderen Frauen suchen. Aber er muss den Mund halten, er darf nichts sagen. Ich möchte nur, dass er ein wenig Hoffnung hat, an der er sich festhalten kann."

    „Gut, General. Das bekomme ich hin, wir sind alte Freunde und ich denke, ich kann ihm deutlich machen, wie heikel die Angelegenheit ist."

    „Sie sagten, sie hätten ein schwaches Transportersignal in der Taverne gefunden. Vielleicht sind meine Leute in der Sektion in der Lage, das besser auszuwerten. Bitte geben Sie die Daten dem Oberst."

    „Natürlich, General."

    „Gut. Und zu guter Letzt. Wir sind jetzt Verbündete. Also scheiß auf die Ränge, ich heiße Randolph."

    -*-

    Die planetare

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1