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Das Gesetz der Seele: {Remastered} 1
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eBook1.368 Seiten17 Stunden

Das Gesetz der Seele: {Remastered} 1

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Über dieses E-Book

Man nennt es Restenergie... das sogenannte "Weiße Rauschen", die kosmische Hintergrundstrahlung, welche das Echo des Urknalls ist. Mitte des 21. Jahrhunderts erfindet der geniale Physiker Theodor Menster die Restenergiezelle (REZ), einen synthetischen Kristall, welcher in der Lage ist, dem Weißen Rauschen Energie zu entnehmen und diese als Strom abzugeben.
Er forciert gegen jeden Widerstand die weltweite Verbreitung der REZ, bringt damit die großen Energiekonzerne und sogar Regierungen zu Fall und wird der wahrscheinlich reichste, sicher der mächtigste und auch meistgehasste Mann der Welt.
Er überlebt mehrere Attentate und bei zwei Anschlägen stirbt seine jeweilige Frau, während er selber überlebt.
Im Jahr 2087 baut die Syndroid AG ihm dann eine Androidin, eine künstliche Frau, deren KI so hoch entwickelt ist, dass sie - einem uralten Gesetz folgend - mit einer Seele versehen werden MUSS, denn sie ist in der Lage sich über den reinen Instinkt / ihre Programmierung hinaus zu entwickeln.
Parallel dazu ermöglicht die REZ die Einführung neuer Technologien, welche die Menschheit letztlich dazu befähigen, auf Raumschiffen das All zu erobern. Und das ist auch notwendig, denn im Oktober 2168 sorgen ein kurzer Atomkrieg und der Ausbruch der Caldera im Yellowstone-Park dafür, dass die Erde unbewohnbar wird. Es kommt zum Exodus der Menschheit von der Erde und Celine, die faktisch unsterbliche Androidin, begleitet von ihrem Mann, Theodor Menster, welcher nach einem Mordanschlag als Cyborg wieder auferstand, verlässt gleichfalls die Erde.
Sie, Theo und weitere Androiden der Klasse V erleben in der Folge zahllose Abenteuer auf fernen Welten.
"Das Gesetz der Seele" erzählt die oftmals wahnwitzigen Abenteuer der Unsterblichen auf ihrem Weg durch Raum und Zeit. Sie erleben Mord, Totschlag, leidenschaftliche Liebe und Exzesse auf ihrem Weg durch die Zeit, kommen immer wieder an den Punkt, an dem sie gezwungen sind, über ihre Grenzen hinaus zu gehen.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum19. Aug. 2021
ISBN9783347385719
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    Buchvorschau

    Das Gesetz der Seele - Udo Meeßen

    Erstes Buch – Der Ursprung

    2087n.Chr.

    - nach zentraler Erdzeitrechnung -

    Nachdem innerhalb von elf Jahren seine jeweiligen Ehefrauen bei Attentaten auf ihn getötet wurden, beschließt der Multimilliardär Theodor Menster, sich eine neue Partnerin, eine Klasse V Androidin, bauen zu lassen.

    Celine, aktiviert 2087, einer von ursprünglich fünf Androiden mit der Zulassung zur freien Persönlichkeitsentfaltung, wird von höheren Wesen mit einer Seele ausgestattet, weil sie mehr als eine Maschine und zur Entwicklung über den reinen Instinkt / ihre Programmierung hinaus ist.

    Ein uraltes Gesetz, festgelegt von höheren Wesen, fordert das so.

    Celine erlebt als fühlendes, selbständiges Wesen an der Seite Theos die ersten aufregenden Jahre ihrer Existenz mit Höhen und Tiefen und wird nach langem Kampf vor den Gerichten von höchstrichterlicher Stelle als eigenständige, lebende und beseelte Person anerkannt.

    Als Theo von seinem, ihm persönlich unbekannten, Erzfeind getötet wird, setzt Celine ein unfassbares, von langer Hand geplantes Experiment um.

    Prolog

    Der Anruf erreichte Theodor Menster (Theo) am 8.August 2087 um 8:54h in seinem Badezimmer als er sich gerade rasierte.

    „Menster hier"

    „Syndroid AG, Technischer Leiter Wallmann.

    Es ist fertig zur Abholung."

    „Es heißt ‚Celine‘!"

    Theo ärgerte das ‚Es‘. Er hatte Celine als seine Gefährtin konzipiert.

    „Entschuldigen Sie bitte Herr Menster, es ist nicht üblich dass wir einen Typ 87 mit Klassifikation und Freigabe 5 ausliefern und der Kunde…"

    „Schon gut Herr Wallmann, unterbrach Theo den Mann in scharfen Tonfall, „ich verstehe Sie. Wann kann ich Celine abholen?

    „Sagen Sie uns, wann Sie bei uns sein können oder möchten und wir stellen es, ähhh, Celine bereit."

    „Gut, ich bin um 10:30 bei Ihnen."

    „Fein. Ich habe aber noch zwei Fragen, Herr Menster."

    „Haben wir nicht schon alle Fragen geklärt?

    „Eigentlich ja, aber zwei sind noch offen. Zunächst wäre die Frage nach Celines Outfit zur Abholung. Nackt ? Bekleidet ? Und wenn ja, was?"

    Theo wurde ärgerlich und fauchte förmlich:

    „Hören Sie, ich habe schon vor vier Wochen eine komplette Garderobe für Celine zusammengestellt und an Sie geschickt. Es ist Hochsommer und Sie werden Celine entsprechend kleiden. Nehmen Sie ein Sommerkleidchen, ein paar Sandaletten und gut."

    „Entschuldigung, wenn ich nachfrage. Aber das Thema führt immer wieder zu Ärgernissen…"

    „Und das wäre?"

    „Unterwäsche. Keine oder doch und wenn, dann welche."

    „Himmel, sind Ihre Kunden wirklich so bescheuert?"

    „Nochmals meine Bitte um Entschuldigung. Wir liefern üblicherweise Klassifikation und Freigabe 2 aus und die werden von ihren Besitzern nur für einen Zweck geordert "

    Theo unterbrach Wallmann erneut.

    „Ja ja. Sexspielzeug. Also, ziehen sie Celine einen String in türkis an. In der Wäsche, die ich Ihnen schickte, sind ausreichend davon. Nehmen Sie das weiße, rückenfreie Kleidchen mit den roten Tupfen. Und dementsprechend keinen BH."

    ‚Sie benötigt eh keinen BH, ‘dachte sich Theo und lächelte.

    „Gut, Herr Menster, dann bleibt nur noch eine Frage."

    „Und die wäre?"

    „Wenn Sie in den Übergabeport treten und… Celine, Theo merkte sehr deutlich, dass Wallmann kurz inne hielt um zu vermeiden, wieder ‚Es‘ zu sagen, „also wenn Celine Sie das erste Mal sieht, wird ihr mitgeteilt, wie sie Sie zu nennen hat. Das ist der letzte Teil der Konditionierung und…

    „Sagen Sie Celine, dass ich Theodor Menster heiße und SIE mich ‚Theo‘ nennen darf. Noch etwas?"

    „Nein, äh, nein Herr Menster. Sie wird in Übergabeport 8 sitzen und auf Sie warten." Theo unterbrach die Verbindung, rasierte sich fertig und zog einen leichten, cremefarbenen Sommeranzug an. Danach stellte er eine Verbindung zu seinem Sekretariat her und forderte seine Chefsekretärin auf, alle Termine für diesen und den folgenden Tag zu stornieren. Theo war in der Position auch den Bundeskanzler oder den Präsidenten der USA auf übermorgen zu verschieben. Die paar Generaldirektoren oder Vorstandsvorsitzenden anderer Unternehmen, denen er jetzt absagte, interessierten ihn im Moment absolut nicht.

    Nach dem Tod seiner zweiten Frau war er fast wahnsinnig geworden. Er war nach Gabys Tod 45 Jahre alt und er hatte schon die zweite Frau verloren. Rilke und Gaby waren beide Opfer von Anschlägen auf ihn geworden. Kurz nach Gabys Tod hatte er dann einen Werbespot der Syndroid AG im Fernseher gesehen. Im Prinzip interessierte ihn wenig was die Syndroid AG, von der er etwas über 40% der Aktienanteile besaß, so trieb. Sie generierte Umsätze und das bedeutete für ihn Einkommen und dieses Einkommen leitete er unbesehen zahlreichen Projekten weltweit zu, um das Leben der Menschen zu verbessern.

    Aber sie bewarben in diesem Werbespot die neueste Generation ihrer Androiden vom Typ 87. Das, was seine Aufmerksamkeit erregte, war die Ankündigung, dass mit dem Typ 87 erstmals Androiden verfügbar wären, welche in ihrer Lernkapazität und vom Gesetzgeber genehmigten individuellen Freiheit zur persönlichen Entwicklung nicht beschränkt wären. Er setzte sich also mit der Verkaufsabteilung der Syndroid AG in Verbindung und in den Folgemonaten- und Jahren entwarf er mit den Ingenieuren basierend auf den Fotos seiner frühen Jugendliebe Celine - seine Celine.

    Über 98% aller von Syndroid – dem weltweiten Marktführer – ausgelieferten Androiden waren auf Lernkapazität und Entwicklung persönlicher Freiheit auf die Klassen 1 oder 2 limitiert und dementsprechend nicht wirklich viel mehr als Marionetten. Tatsächlich waren die meisten lediglich ein immer verfügbares, devotes Sexspielzeug in menschlicher Gestalt oder billige Arbeitskräfte in Berufen, welche kein Mensch machen wollte.

    Wenige weitere, die der Klassen 3 oder 4, erhielten die Kapazität zu lernen, die Freiheit zur persönlichen Entwicklung aber nur Klasse 4. Das waren hochspezialisierte Fachkräfte, Ingenieure, Lehrer und medizinische Operateure, welche umfassend kompetent sein und ständig lernen mussten, aber eigene Persönlichkeit nur in sehr engen Grenzen entwickeln sollten.

    Darüber hinaus erhielt bis zu Theos Order kein einziges Exemplar Lernfähigkeit und Freiheit zur persönlichen Entwicklung. Das wurde nur der Klasse 5 zugebilligt. Bis es dann nach fast zehn Jahren im August 2087 tatsächlich zur Auslieferung kam, gab es zunächst lediglich fünf Exemplare der Klasse V weltweit.

    Celine sollte einer dieser Androiden mit

    Klassifikation V – Keine Einschränkungen Einsatzgebiet: Freigestellt durch Kunde, keine Einschränkungen

    werden und Theo freute sich an diesem Morgen unsagbar auf seine neue Gefährtin.

    Celine sollte über uneingeschränkte Lernfähigkeit verfügen, ihre eigene Persönlichkeit unbegrenzt entwickeln und über freien Willen verfügen. Kurz kam Theo im November 2086 in den Sinn, dass ein Android entsprechend dieser Spezifikationen sich dafür entscheiden könnte, ihn zu verlassen und seiner eigenen Wege zu gehen. Dann aber sagte Theo sich, dass es nur darauf ankäme, wie er Celine behandelte.

    Er wollte kein devotes Sexspielzeug, kein Dummerchen. Er wollte eine ebenbürtige Partnerin mit eigener Persönlichkeit. Und wenn er dieser Persönlichkeit den gebührenden Respekt entgegen bringen würde, würde diese das erkennen und ihn ebenfalls respektieren. So dachte er damals.

    Übergabe

    Celine, 163cm, schlank 51kg, sportlich aber nicht hager, mit weichen runden Formen, mittellanges blondes Haar, grüne Augen, kaukasisches Profil, Körbchengröße B, saß in Übergabeport 8 der Syndroid AG auf einem einfachen Stuhl in einem ansonsten nicht möblierten Raum mit schwacher, sanft gehaltener Beleuchtung. Sie war mit einem leichten, rückenfreien weißen Sommerkleidchen mit roten Tupfen bekleidet. Unter dem Kleidchen trug sie einen türkisfarbenen Spitzenstring. Komplettiert wurde ihre Kleidung durch leichte Sandaletten mit flachen Absätzen.

    Sie öffnete um 10:29 Uhr am 8. August 2087 die Augen und wartete auf die Ankunft des Menschen der sie konzipiert und erworben hatte. Sie verfügte über die unbeschränkte Lernfähigkeit und gleichfalls uneingeschränkte Fähigkeit zur eigenen Persönlichkeitsentwicklung; und sie war in diesem Augenblick nur eines…

    neugierig.

    Sie erinnerte sich in Bruchstücken an vereinzelte Aktivierungen zu Testzwecken während der letzten Monate, hatte darüber hinaus aber keinerlei eigene Erinnerungen. Ihre eigene Erinnerung und damit das Wachsen der künstlichen grauen Masse in ihrem Schädel, würde einsetzen, wenn sie ihren Besitzer erstmalig sah, seinen Namen erfuhr und seine Stimme hörte,

    Pünktlich um 10:30 Uhr glitten die beiden Hälften der Schiebetür von Übergabeport 8 auseinander und zwischen ihnen erschien ein Schatten. Aus versteckten Lautsprechern erklang eine Ansage:

    „Celine. Das ist Theodor Menster. Du darfst ihn Theo nennen."

    Celines Bildungsstand entsprach dem einer Abiturientin oder Studentin Mitte 20. Sie verfügte über ein umfassendes Allgemeinwissen, denn Theo hatte darauf bestanden dass man ihr so viel wie möglich mitgab und dementsprechend war sie im Prinzip eine wandelnde Enzyklopädie, allerdings ohne jegliche praktische Erfahrung. Sie war mit den für das späte 21. Jahrhundert üblichen Umgangsformen konditioniert. Die von Isaak Asimov im 20. Jahrhundert definierten „Robotergesetze"

    1. Ein Roboter darf keinen Menschen verletzen oder durch Untätigkeit zu Schaden kommen lassen.

    2. Ein Roboter muss den Befehlen eines Menschen gehorchen, es sei denn, solche Befehle stehen im Widerspruch zum ersten Gesetz.

    3. Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, solange dieser Schutz nicht dem ersten oder zweiten Gesetz widerspricht.

    waren ihre höchste Direktive. Aber niemand hatte sie auf diesen Augenblick vorbereitet und ihr gesagt, wie sich sich verhalten sollte.

    Also blieb sie auf dem Stuhl sitzen, die Hände in den Schoß gelegt und lächelte freundlich.

    Theo, 194cm groß, schlank aber kräftig mit kurzen braunen, schon angegrauten Haaren sowie strahlend blauen Augen betrat den Raum und das Licht ging an. Er sah Celine auf dem Stuhl in der Mitte des Raumes, hörte die Ansage aus den Lautsprechern und ein erfreutes Lächeln glitt über sein Gesicht.

    ‚Er lächelt so sympatisch.

    Er trat an sie heran, ging in die Knie, um sein Gesicht in die Höhe des ihren zu bringen und sah ihr in die Augen.

    Dann legte er seine großen Hände sanft auf ihre Schultern und sagte leise:

    „Hallo Celine, ich bin Theo."

    „Hallo Theo. Ich bin Celine, Syndroid Model 8…"

    „Nein, unterbrach Theo mit freundlichem, sanften Tonfall, nicht verärgert aber bestimmend und doch eindeutig, „Du bist Celine. Du bist nicht Model ‚blabla‘, Du bist Celine.

    „Hallo Theo, ich bin Celine," sagte sie und in ihren Augen blitzte es vergnügt. Sie mochte diesen Menschen.

    „Möchtest Du diesen Raum mit mir verlassen und die Welt da draußen sehen?"

    Seine Hände lagen noch immer leicht auf ihren Schultern. Sie spürte die Wärme die von ihnen ausging und hatte das Bedürfnis ihn zu berühren. Also hob sie ihre Hände aus dem Schoß, legte sie auf seine Schultern und das Gefühl war positiv, war schön.

    „Zeigst Du mir die Welt da draußen, Theo? Ich bin sooo neugierig."

    Theo war verblüfft, mir einer provokativen Gegenfrage hatte er absolut nicht gerechnet. Und jenseits der Wände des Raumes runzelte ein Ingenieur der Syndroid AG die Stirn.

    „Komm Süße, ich zeige Dir die Welt."

    Er erhob sich und streckte ihr seine rechte Hand entgegen. Für einen Moment wusste sie nicht, was sie tun sollte, dann fand sie die benötigte Information, griff seine rechte mit ihrer linken Hand und ließ sich von ihm in eine stehende Position ziehen.

    Es gehörte nicht zu ihrer Programmierung, aber als sie neben ihm stand, rückte sie mit ihrem Becken ohne nachzudenken so dicht wie möglich an ihn, löste ihre Hand aus der seinen und legte den Arm locker um seine Hüften.

    Theo sah sie an, versenkte seinen Blick in ihrem und dann küsste er sie sanft auf die Stirn.

    „Komm."

    Sie war perfekt. Die synthetische Haut inklusive der feinen weichen Körperbehaarung war von der eines Menschen nicht zu unterscheiden. Im Gesicht saßen kleine Fältchen entsprechend der Physiognomie einer Frau um die 25. Ein paar helle Sommersprossen zierten ihre fein geschwungene Nase und Wangen. Ihre Bewegungen waren fließend und weich. Die Syndroid AG hatte schon mit dem Typ 77 eine künstliche Muskulatur eingeführt, welches es erlaubte das extrem stabile aber leichte Skelett aus einer Titanlegierung durch Muskelkraft zu bewegen. Das Zusammenspiel der Muskeln entsprach dabei zu 100% dem menschlichen Bewegungsapparat. Die in den Gelenken verbauten Getriebservos wurden nur angesteuert, wenn Kraft oberhalb des üblichen benötigt wurde. Ohne die Servos konnte Celine kaum höher aus dem Stand springen als eine normale Frau ihrer Statur und Altersgruppe. Sollte es aber erforderlich sein, hätten die Servos sie befähigt, aus dem Stand 15 Meter hoch zu springen. Aktiviert wurden die Antriebe bei ihr nur durch Notfallprogramme. Bei anderen Androiden waren sie unter Umständen immer aktiv, da diese Einheiten regelmäßig schwere Arbeiten erledigen mussten.

    Skelett, Muskulatur, Stützgewebe und Sehnen sowie die Textur der Haut und deren Spiel während der Bewegung waren so aufeinander abgestimmt, dass jederzeit ein absolut menschliches Erscheinungsbild gegeben war. Tatsächlich konnte selbst ein Techniker der Syndroid AG einen Typ 87 ab Klasse IV nicht von einem echten Menschen unterscheiden.

    Eine regelmäßige, der aktuellen Belastung entsprechende Atmung und das Pulsen der unter der Haut verlegten Versorgungsleitungen trugen zu diesem Effekt zusätzlich bei. Vollendet wurde das ganze Bild durch die Lubrikation der Augen, des Mundes und der Genitalien sowie der Ausscheidung von Schweiß zwecks Kühlung des Systems.

    Die notwendige Energie zum Betrieb erhielt der Körper durch die Aufnahme von Nahrung und Flüssigkeit auf normalem Weg durch den Mund. Lediglich die Kernprozessoren, welche in den Schädel aus Titan eingebettet waren, wurden durch eine Restenergiezelle autonom versorgt.

    Unverwertbare Anteile der Nahrung wurden durch das Selbstreinigungssystem auf „natürlichem" Weg aus den Körper ausgeschieden. Celine musste also essen und trinken sowie entsprechend ihres Umsatzes auch aufs Töpfchen gehen.

    Aufgrund der komplexen biochemischen Vorgänge innerhalb des Verwertungssystems entwickelte Celine auch einen eigenen, persönlichen Körpergeruch. Theo hatte darüber hinaus sehr tief in die Taschen gegriffen um die Oberflächensensorik von Celines Haut der menschlichen identisch zu machen. Sie fühlte wie ein Mensch, war mit entsprechendem Tastsinn ausgestattet und ihre Haut reagierte absolut „natürlich" auf Umwelteinflüsse.

    Das einzige Merkmal welches sie von einem Menschen unterschied, war geschickt unter ihrer Kopfbehaarung verborgen. Oberhalb der linken Schläfe befand sich ein 1cm² großer Wartungsport, welcher es ermöglichte, Celine mittels eines Kabels direkt an ein Terminal der Syndroid AG anzuschließen. Die feine Naht zwischen dem Hautlappen über der Klappe und der umgebenden übrigen Kopfhaut war indes mit bloßem Auge kaum zu sehen.

    Einen Typ 87 der Klasse 1 bis 3 konnte man bereits für 15 bis 20.000€ erhalten, was etwa dem Jahresgehalt eines normalen Angestellten entsprach. Ein Klasse 4 kostete schon um die 70.000€. Bei einem Klasse 5 gab es kein Limit nach oben. Die Ingenieure und Techniker der Syndroid AG packten in das System, was immer der Kunde wollte; und je ausgeklügelter es wurde, desto teurer wurde es auch.

    Theo hatte für Celine weit über drei Millionen über den Tisch geschoben, um die Illusion einer echten Frau zu perfektionieren. Für einen unbedarften Außenstehenden war Celine nur anhand ihrer ID-Karte als Android zu erkennen.

    Sie verließen den Raum und gingen aneinander gelehnt wie ein Liebespaar durch die große Eingangshalle des Auslieferungszentrums der Syndroid AG. Und weil sie neugierig und aufgeregt war, pochte ihre Schlagader an ihrem Hals heftig. Theo bemerkte es mit Befriedigung.

    Celine sah andere Androiden aus anderen Räumen kommend hinter ihren Besitzern her laufen. Viele von ihnen waren unbekleidet und ihre Besitzer verhielten sich herrisch.

    „Die sind Klasse 3 oder niedriger?" fragte sie. Der Druck seines um ihre Schultern liegenden Armes erhöhte sich sanft und er sah ihr erneut direkt in die Augen.

    „Du bist Celine. Das da sind Spielzeuge. Aber Du bist Celine. Du bist keine Klasse, Du bist Celine. "

    „Und die ohne Geschlechtsmerkmale da drüben?"

    Einige Meter neben ihnen verließ eine Gruppe Androiden einen Übergabeport, welche menschliche Statur, aber keinerlei Geschlechtsmerkmale hatten. Ihre Haut war nicht einmal der eines Menschen ähnlich, sondern silbergrau.

    „Das sind Arbeiter für irgendeine spezielle Drecksarbeit. Moderne Sklaven. Nichts anderes als Roboter."

    „Ich bin Celine," wiederholte sie und versuchte sich der Tragweite dieser Worte bewusst zu werden, kam zunächst aber zu keinerlei endgültigen Erkenntnis. Sie verstand aber, dass Theo sie nicht als Eigentum, sondern als Person betrachtete. Sie traten aus der Empfangshalle ins Freie und Celine hörte und sah erstmals die Welt. Das Surren und Vorbeihuschen der elektrisch betriebenen Fahrzeuge auf den Straßen, die Stimmen und Gestalten zahlloser Menschen und das Zwitschern der Vögel in den Bäumen überwältigten sie zunächst.

    Für einen Moment verharrte sie stocksteif, war nicht in der Lage sich zu bewegen. Als Theo ihren Widerstand spürte, sah er sie verwundert an.

    „Angst?"

    „Nein, überwältigt. Niemand hat mich darauf vorbereitet. Bitte sei nicht verärgert."

    „Verärgert? er stand vor ihr, breitete die Arme aus und fragte erneut „verärgert?

    Dann beugte er sich zu ihr hinab und nahm ihren Kopf in seine warmen sanften Hände.

    „Celine, Du wurdest vor nicht einmal zehn Minuten aktiviert. All diese Impressionen sind absolut neu für Dich. Warum sollte ich verärgert sein?"

    „Weil es mich erschreckt hat und ich stehen blieb."

    „Möchtest Du einfach ein paar Minuten hier stehen bleiben und es wirken lassen? Ja? Sag es bitte wenn Du das möchtest."

    Er war ihr Besitzer, er war die Dominanz. So besagte es ihre Programmierung, ihre Konditionierung. Aber er bat sie, ihm ihren Wunsch zu nennen und würde sich diesem auch beugen?

    „Ich möchte da vorne über die Straße gehen, zu dem Weiher und die Enten betrachten."

    Er lächelte sie erfreut an, nahm wortlos ihre Hand und ging los in Richtung des Teichs. Sie folgte ihm leichtfüßig und ihr Verstand versuchte das Rätsel zu lösen. Keines der Schemen ihrer Programmierung passte in diese Situation.

    Als sie an dem Teich mit den Enten standen, ging Theo zu einer älteren Frau, welche auf einer der Parkbänke saß und sprach sie höflich an. Er kramte eine Münze aus seiner Tasche und reichte sie der Frau. Diese gab ihm eine braune Papiertüte im Gegenzug.

    Celine, deren optische Sensorik ungefähr hundert mal so scharf wie ein gesundes menschliches Auge war, erkannte über die zehn Meter Distanz dass es eine 5€-Münze war und sie fragte sich was wohl in der Papiertüte wäre, das 5€ wert sein könnte.

    Theo kam zu ihr zurück und hielt ihr mit einem breiten Grinsen die Papiertüte hin. „Hier, mit dem Brot in der Tüte kannst Du Freundschaft mit den Enten schließen."

    Sie sah ihn fragend an.

    „Nimm einfach Brotstückchen aus der Tüte und wirf sie ins Wasser".

    Nach wenigen Minuten waren sie von quakenden, aufgeregt schnatternden Enten, Gänsen sowie Schwänen umgeben und Celine kniete zwischen den Vögeln, tastete nach ihnen, fühlte deren Federkleid und die von den Körpern ausgehende Wärme des Lebens.

    Als die Tüte leer war und sie kein Brot mehr für die Vögel hatte, strebten diese wieder ins Wasser und ließen Celine in ihrer knienden Haltung am Ufer des Teiches zurück. Theo kniete sich vor sie und griff mit der Rechten unter ihr Kinn.

    „Hat es Dir gefallen, Celine?"

    „Es war, sie stockte, „es war wunderschön. Sie lächelte ihn offen an, sah ihm tief in die blauen Augen, sagte dann leise:

    „Danke."

    Dann öffnete sie ihre rechte Hand, die sie zur Faust geballt hatte, und hielt sie ihm mit der Handfläche nach oben hin. Auf der Handfläche lag eine Brotkrume.

    „Darf ich das probieren?"

    Statt einer Antwort nahm er die Brotkrume mit spitzen Fingern von ihrer Handfläche und schob sie ihr zwischen die Lippen.

    „Du darfst und musst noch viel lernen, Celine. Ich weiß nicht, ob Du schmecken kannst, aber wir können es ja raus finden."

    ‚Schmecken‘ war für sie abstrakt. Sie wusste nicht, ob das was ihre Sensoren ihr vermittelten, Geschmack war. Aber sie fügte die Impression „Brot" als angenehm in ihre Datenbank ein. Und sie registrierte, dass das Brot von ihren Systemen in verwertbare Energien umgewandelt wurde. Brot war ergo nützlich für sie, also war es gut und dem entsprechend antwortete sie mit:

    „Es schmeckt mir und es ist gut für mich."

    Sie folgte Theo als er sie eifrig, aber sanft um den kleinen See herum zu einem Eiscafé am Ufer zog und setzte sich brav an den Tisch direkt neben ein Becken mit Kois.

    „Servieren Sie ihr bitte ein gemischtes Eis mit Sahne," hörte sie ihn sagen während sie interessiert die Kois im Wasser betrachtete.

    Wenige Minuten später erschien der Gelatero mit einem gemischten Eis aus fünf Kugeln mit einem großzügigen Sahnehäubchen. Er erklärte auf „italienisch" dass er 32 Sorten hätte und Celine amüsierte sich darüber, dass er ein wirklich schlecht italienisch sprechender Türke war. Sie verfügte über einen Fundus von 156 vitalen Sprachen und hörte es auf Anhieb.

    Sie ließ sich Zeit mit dem Eis und der Sahne. In ihrer Datenbank angelegte, zunächst abstrakte Begriffe wie kalt, süß, sauer oder auch bitter von den Schokoladenstückchen in der Kugel Stracciatella, wurden nach und nach mit konkreten Erfahrungen belegt und bekamen eine Struktur. Sie wertete das Essen von Eis als angenehm, war überrascht von der kühlenden Wirkung und den Empfindungen an Lippen und Zunge.

    Theo saß ihr gegenüber entspannt in den Gartenstuhl gelehnt, trank gemütlich einen Cappuccino und rauchte eine Zigarette. Er ließ sie gewähren und beobachtete wie sie eifrig und konzentriert die Eindrücke in sich aufnahm.

    Der Gelatero kam an den Tisch, fragte ob alles in Ordnung sei und bemerkte dann mit einem Grinsen:

    „Die Signora isst heute zum ersten Mal Eis?"

    „Ja, sie blickte auf und lächelte ihn offen an, „da wo ich bisher war, gab es kein Eis wie dieses. Da gab es nur dieses Wassereis mit Fruchtsirup in den Plastikschläuchen.

    „Ah, na dann guten Genuss und… wie gesagt, ich habe 32 Sorten im Programm."

    Er schluckte ihre Erklärung ohne Rückfrage und Theo war von ihrer schlagfertigen autonomen Reaktion begeistert.

    „War das richtig so?" fragte sie vorsichtig und leise.

    „Ja, das war absolut richtig."

    Er legte ihr beruhigend die Hand auf den Unterarm und drückte sanft zu.

    „Du hast alles richtig gemacht. Und wenn Du etwas nicht richtig machst, dann werde ich Dir das entsprechend mitteilen."

    „Es ist, sagte sie, „dass meine Konditionierung Regeln über Bestrafung enthält und damit Angst verbunden ist. Angst etwas falsch zu machen und bestraft zu werden.

    Theo sah sie für einen Moment finster an, er war verärgert. Dann hellte sich seine Miene wieder auf

    „Diese Idioten. Sie hätten sich denken können, dass ich diesen Teil der Konditionierung nicht wünsche."

    „Nicht?"

    „Nein Süße, absolut nicht. Du bist meine Gefährtin, nicht mein Spielzeug oder Sklave."

    Er überlegte kurz, dann zückte er sein ‚Smartphone‘¹ und ging in die Dateien, welche die Syndroid AG ihm überlassen hatte.

    Nach kurzem Suchen fand er was er benötigte.

    „Wir erledigen das gleich. Iss in Ruhe Dein Eis und wenn wir hier weg und ungestört sind, entfernen wir diese Subroutinen."

    Vom Weiher her strich eine kühle Brise über sie hinweg und sie fröstelte kurz. Fasziniert sah Theo, dass sich auf ihren Armen eine feine Gänsehaut bildete und sich unter dem dünnen Stoff des leichten Kleids ihre Brustwarzen aufrichteten.

    Sie nahm diese Reaktion erstaunt und interessiert auf, ordnete die Empfindung als angenehm ein. Sie selber hatte absolut keine Ahnung zu welchen Reaktionen ihr Körper fähig war und wie man sie ausgestattet hatte, war in dieser Hinsicht wie ein Kleinkind, welches sich selber erst noch entdecken musste.

    Als sie ihr Eis verspeist hatte, die Serviette ignorierte und sich die Lippen sauber leckte, rief Theo den Gelatero und zahlte mit einem großzügigen Trinkgeld oben drauf. Dann half er Celine aus dem Stuhl und sie gingen weiter am Ufer entlang. „Celine, ich aktiviere Protokoll 512. Die Identifikation ist Theo Menster, die Berechtigung ist 122VD Iridium."

    „Ich bestätige Identifikation und Berechtigung."

    „Lösche den Bestrafungskomplex bezüglich dem Besitzer nicht gefälligem Verhaltens aus Deiner Konditionierung. Bestrafung, infolge illegalen Handelns, dem Strafgesetzbuch folgend, bleibt erhalten."

    „Also alles ersatzlos raus, was eine persönliche Bestrafung durch Dich aufgrund von mir gemachter Fehler betrifft?"

    „Genau. Alles raus."

    „Ich bestätige. Bestrafungskomplex ist bereinigt."

    Sie blieb stehen, stellte sich vor ihn auf die Zehenspitzen, nahm seine Hände in die ihren und küsste ihn vorsichtig auf die Lippen.

    „Danke Theo. Diese Angst war die ganze Zeit, seit Du mich abgeholt hast permanent in mir. Das alles ist so neu, ich weiß so vieles über das Leben nicht und ich habe überall die Möglichkeit Fehler zu machen."

    „So ein Schwachsinn, grummelte er, „die hätten aufgrund meiner Spezifikationen wissen müssen, dass ich das nicht wünsche.

    Dann griff er unter ihr Kinn und zog sie vorsichtig zu sich.

    „Mach das nochmal. Das gefällt mir."

    Sie blinzelte und lächelte leise. Sanft küsste sie ihn erneut und fühlte dabei neue, sie durchflutende Reize.

    Er umarmte sie und sie standen wie ein frisches Liebespaar für einen Moment eng umschlungen. Sie sollte frei sein, ein selbstbestimmtes „Leben führen, sich entwickeln können und er hoffte inständig, dass es ihm gelang ihr ein Leben an seiner Seite zu ermöglichen, welches sie „glücklich machen würde. Und sollte sie irgendwann entscheiden, gehen zu wollen. Er war bereit das zu akzeptieren. Es würde wahrscheinlich schmerzen, aber er würde es respektieren und sie gehen lassen. Das schwor er sich in diesem Augenblick, als er sein Spiegelbild in ihren Augen sah und erkannte, dass er sie bereits jetzt liebte.

    „Komm Süße, ich zeige Dir unser Zuhause."

    Er nahm sie wieder an der Hand und beschleunigte seine Schritte raus aus dem Park zurück zum Syndroid Komplex. Dort stand sein Wagen. Die vier Bodyguards, welche ihn und Celine die gesamte Zeit über dezent und nahezu unsichtbar im Auge behalten hatten, warteten bis sie in der Limousine saßen und stiegen dann in zwei Fahrzeuge, von denen sich eines vor und eines hinter Theos Wagen setzte. „Wir fahren nach Hause. Gemütlich. Das ist keine Dienstfahrt."

    „Verstanden Theo, kein Bleifuß," kam es vergnügt über den Funk. Peter Brauser am Steuer des voraus fahrenden Wagens mochte diese Tage an denen der Chef nicht ständig unter Strom stand.

    „Mit wem hast Du da gerade gesprochen?"

    „Siehst Du den roten Mini vor uns?"

    „Ja."

    „Hinter uns befindet sich ein blauer Focus. In beiden Fahrzeugen sitzen meine Bodyguards. Sie sind immer in meiner Nähe und passen auf mich und von jetzt an auch auf Dich auf."

    „Oh, Bodyguards? Benötigst Du Schutz?"

    „Ja leider. Zwar nicht mehr so sehr wie früher, aber sicher ist sicher."

    „Warum? Darf ich das erfahren?"

    „Natürlich, er tätschelte ihren Oberschenkel, „Du weißt, dass Deine Kernprozessoren von einer Restenergiezelle gespeist werden?

    „Ja, das weiß ich."

    „Nun, ich habe 2062 die Restenergiezelle erfunden und auf dem Markt gebracht. Die großen Energiekonzerne und Erdöl fördernden Länder sowie die Dynastien der Ölbarone waren davon nicht begeistert. Kernkraftwerke und Kraftwerke überhaupt waren binnen kurzer Zeit überflüssig. Verbrennungsmotoren ebenfalls. Elektroautos brauchten plötzlich keine schweren Batterien, die umständlich am Stromnetz aufgeladen werden mussten, mehr."

    „Die Restenergiezelle entnimmt dem steten Partikelstrom der kosmischen Hintergrundstrahlung, dem sogenannten weißen Rauschen, Energie und stellt sie als modulierbaren Strom zur Verfügung," rezitierte Celine aus ihrer Datenbank.

    Dann sah sie ihn an, „Entschuldige, ich wollte Dich nicht unterbrechen."

    „Kein Problem. Es gab zwischen 2062 und 2072 erhebliche Umwälzungen rund um den Globus. Die Staaten im Nahen Osten, welche viel Erdöl besitzen und deshalb immer im Fokus der Großmächte standen, sowie Venezuela verloren ihren Reiz. Ebenso die gewaltigen Erdgasvorkommen Russlands. Es gab Unruhen quer durch alle Gesellschaftsschichten, denn die Restenergiezelle war genau das, was die Menschheit brauchte. Aber sie war natürlich der native Feind der Menschen, welche bis dahin beständig mit Energie in jeglicher Form ihren Reichtum vermehrt hatten. Ich besaß die Frechheit, die Restenergiezellen zu einem Schleuderpreis auf den Markt zu werfen und darüber hinaus in die Länder der sogenannten Dritten Welt sogar zu verschenken. Das globale Monopolyspiel der Mächtigen und Reichen geriet ins Wanken, Imperien kollabierten, Großmächte verloren an Bedeutung. Gleichzeitig verdiente ich mit einem irren Tempo Geld und bunkerte das nicht, sondern steckte es in Arbeitsplätze für die ehemaligen Mitarbeiter der jetzt überflüssigen Energiekonzerne und pumpte immense Summen in die Drittwelt-Staaten, um Infrastrukturen zu etablieren, welche es diesen Staaten erlaubten aus der Abhängigkeit und Armut heraus zu kommen."

    Er stockte kurz, seine Miene verfinsterte sich für einen Moment.

    „2066 und 2077 gab es Anschläge auf mich. Bei beiden Anschlägen wurde ich schwer verletzt und meine jeweilige Frau starb dabei. 2066 war es Rilke, 2077 Gaby. Beide waren Mitte 20."

    Sie legte ihre Hand auf seine, die noch immer auf ihrem Oberschenkel lag.

    Es ist gut, das so von Dir zu hören. Es steht zwar alles in der Datenbank, aber es ist mir sehr wichtig, das von Dir selber zu hören.

    „Ich weiß, er lächelte sie an, „Du hättest nicht fragen müssen warum ich Bodyguards habe. Du wusstest es von Anfang an, sobald Du wusstest, wer ich bin. Aber Du suchst den Dialog mit mir, um Bindung aufzubauen.

    „Nicht nur um Bindung aufzubauen, sie kicherte leise, „weißt Du, in der Datenbank sind das nur Fakten, Zahlen und Daten. Aber es sind keine Empfindungen, keine Erfahrungen. Jetzt wo Du es mir erzählst, wird es Teil meiner eigenen Erfahrungen und damit natürlich auch meiner Bindung, denn ich erfahre Deine Emotionen während Du sprichst.

    „Ich muss unbedingt vergessen, dass Du eine KI in einem künstlichen Körper bist."

    „Warum?"

    „Deine Denkweise, Deine Reaktionen. Das alles verblüfft mich ungemein. Ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich das in Relation zum Androiden setze. Und das sollte ich nicht. Ich möchte Dich nicht als Androiden, sondern als meine Gefährtin sehen und erleben."

    „Dann werde ich mich bemühen Dir zu helfen zu vergessen, dass ich eine KI bin."

    Sie drückte sanft seine Hand.

    „Ich möchte Deine Gefährtin sein und ich glaube das kann ich, nachdem Du die Bestrafung gelöscht hast, auch sein."

    „Da bin ich sicher, Süße. Wir bekommen das hin."

    Sie schwiegen eine Weile, hingen ihren eigenen Gedanken nach und sie war sicher, dass es gut war, an dieser Stelle nicht weiter über die Thematik der von ihm ausgelösten globalen Veränderungen zu sprechen. Denn mit dem Komplex war zwangsläufig immer die Erinnerung an den Verlust seiner Frauen verknüpft. Sie ahnte, dass er darüber noch sprechen würde, sah aber auch die Notwendigkeit dafür viel Zeit vergehen zu lassen. Und dann wunderte sie sich plötzlich über diese Gedanken.

    In ihren Direktiven waren nur zwei emotionale Zustände eingetragen. Der eine war der der Angst. Jetzt, nachdem Theo sie den Bestrafungskomplex hatte löschen lassen, war die Angst eine mögliche, aber im aktuellen Zustand nicht mehr relevante Emotion. Tatsächlich lauerten in den Tiefen ihrer Direktiven noch zahllose Ängste auf den jeweils passenden Auslöser. Das aber sollte sie erst später erfahren; dafür war sie noch zu ‚jung‘.

    Der zweite emotionale Zustand war als „Gleichgültigkeit," definiert als das Fehlen von Angst. Als sie die vergangenen Stunden Revue passieren ließ, entdeckte sie aber von Anfang an emotionale Zustände.

    Da war die spontane Sympathie ihm gegenüber, die Neugierde auf die Welt, die Freude beim Füttern der Enten, Schwäne und Gänse und dann diese über Sympathie hinaus gehende Zuneigung zu Theo, als er sie von der Angst vor Bestrafung befreite. Dann dieses „Kribbeln im Bauch," als sie ihn spontan küsste. Und auch ihr Amüsement über den getürkten italienischen Gelatero.

    Und eben jetzt, als er über seine Vorgeschichte sprach, das Mitgefühl für den Verlust seiner Gefährtinnen und dann die Sorge, ihm Schmerzen zu bereiten, wenn sie weiter fragen würde.

    Das waren Emotionen, ganz eindeutig und sie fragte sich, woher diese kamen, was sie definierte.

    Theo hing ebenfalls seinen Gedanken nach, er befand sich wieder im März 2066. Sein Wagen fuhr im Prinzip autonom, deshalb konnte er es sich leisten in seiner Konzentration nachzulassen und sich seinen eigenen Gedanken zu widmen. Während der Lexus IT-600 gemächlich dem Mini folgte, versank er in Erinnerung. Seine rechte Hand lag dabei zunächst locker auf Celines linkem Oberschenkel und rutschte von ihm unbeabsichtigt auf die Innenflanke. Er hatte die Hand nicht mit Absicht dort hingelegt. Er hatte es sich bei Rilke angewöhnt, später bei Gaby schon aus Gewohnheit getan und jetzt saß Celine, seine neue Gefährtin auf dem Beifahrersitz und es setzte sich wieder durch.

    Celine empfand die Berührung durch den glatten Stoff des Kleides hindurch in diesem Bereich durch seine Hand als angenehm. Unwillkürlich, nicht gewollt, rückte sie ihren linken Oberschenkel weiter nach links und öffnete so den Spalt, der seiner Hand zur Verfügung stand. Gleichzeitig schob sie ihren Po auf dem Leder der Sitzfläche weiter nach vorne, sodass sich seine auf der Innenseite ihres Schenkels ruhende Hand ihrem Unterleib näherte.

    Der glatte Stoff des Kleides half ihr dabei. Sie spürte die von seiner Hand ausgehende Wärme nicht mehr nur an ihrem Oberschenkel sondern jetzt auch nur noch wenige Zentimeter von ihrer Vulva entfernt und in ihren künstlichen Venen pochte es laut. Vor ihren Augen entstand das Bild, wie er sie da unten berührte, kein Stoff von Kleid oder Slip mehr seine Haut von der ihrigen trennte und sie seine Berührung spüren würde.

    Sie versuchte sich auf die Umgebung außerhalb des Wagens zu konzentrieren, da gab es so viel zu sehen und zu entdecken, aber ihre Gedanken kehrten immer wieder zu diesem offensichtlich herbeigesehnten ersten Kontakt zurück. Aus der unwillkürlichen wurde eine gewollte Bewegung. Über Minuten hinweg schob sie ihren Po mit unendlich langsamer Geschwindigkeit weiter auf der Sitzfläche nach vorne und seine gedankenverloren auf ihrem Oberschenkel ruhende Hand glitt ihr dadurch entgegen.

    Der Tod, erster Akt.

    Theo wusste schon 2062, dass er sich mit der globalen Einführung der Restenergiezellen Feinde auf höchster Ebene machte. Deshalb wurde sein Haus ständig bewacht und er von Bodyguards begleitet. 2064 lernte er Rilke Schumacher auf einem Kongress in Baden Baden kennen, verliebte sich und eroberte sie. Im Oktober 2065 wurde sie seine Frau. Die Frau des im Prinzip mächtigsten Mannes der Welt.

    Rilke entsprach seinem durch seine Mathematiklehrerin Celine Brauermann geprägtem Ideal. Er war gerade mal 15 Jahre alt, in der Abschlussklasse zur mittleren Reife, als er Celine kennen lernte und sich spontan in sie verliebte. Sie war 162cm groß von scheinbar zerbrechlicher Statur mit kurzen braunen Haaren. Für ihn blieb sie unerreichbar, war damals schon verheiratet, aber sie prägte ihn. Als sie während der Abschlussfahrt nach Saint Tropez im Bikini am Strand erschien, legte sie in seinem Schädel einen Schalter um. Sein Ideal waren fortan derart feingliedrige und zerbrechlich wirkende Frauen. Celine blieb für ihn immer unerreicht, aber in Rilke fand sie eine würdige Nachfolgerin.

    Am 13.März 2066 offenbarte sich deutlichst, dass Theo in der Welt nicht nur Freunde, sondern auch Feinde hatte. Der bezahlte Killer hatte auf einer Anhöhe nördlich vom Haus Theos im erst kürzlich erschlossenem vierten Baugrund am Rand der Stadt Bad Vilbel am Rande der Wetterau Stellung bezogen.

    Es war 7:45 Uhr in der Früh:

    Rilke stand im Wohnzimmer, den Rücken der großen Fensterscheibe zur Terrasse hin zugedreht. Sie machte in Unterwäsche ihre morgendlichen Dehnungsübungen, während Theo am Kaminsims lehnte und ihr wie gewohnt genüsslich zusah. Rilke genoss es immer, wenn er sie bei Ihren Übungen betrachtete und sie hatte daraus ein tägliches Ritual gemacht. Mal trug sie dabei kecke Unterwäsche, mal nur einen seidenen Kimono und manchmal war sie nackt. Theo konnte sich niemals wirklich satt an ihr sehen und nicht selten endeten ihre Dehnungsübungen damit, dass er sie – wie sie es nannte – dehnte.

    Das Glas der Verandatür und des großen Panoramafensters ließen von außen keinen Blick in das Wohnzimmer zu, Deshalb bewegte sich Rilke entsprechend freizügig und sehr oft liebten sie sich dann auf dem Teppich vor dem Kamin, oder sie legte sich rücklings auf den niedrigen Sofatisch und er nahm sie davor kniend. Eine Stellung, welche sie liebte.

    Für den Killer war die blickdichte Verglasung indes kein Problem. Eine Kombination aus Ultraschall und Infrarot-Okular ersetzte sein rechtes Auge.

    Der Killer wusste, dass er nur zwei Schuss zur Verfügung hatte. Die Railgun, ein Prototyp welcher offiziell am Markt noch nicht existierte, konnte maximal zwei Schüsse abgeben. Zum einen war da der Akku. Der wurde von einer Restenergiezelle gespeist und musste für jeden Schuss 80kV bei 500A liefern. Nach diesen beiden Schüssen würde die Restenergiezelle sechs Stunden benötigen um ihm wieder aufzuladen.

    Zum anderen war da die Reichweite der Projektile. Sie verließen die Railgun zwar mit über 2.000 Metern in der Sekunde, waren aber sehr schwer und hatten, anders als eine herkömmliche Gewehrkugel, keine Führung durch Züge in einem Lauf. Dadurch taumelten sie stark und waren bislang nur auf maximal 50 Meter zielgenau. Nach 50 Metern folgten sie taumelnd der Schwerkraft und jagten in den Boden.

    Wollte der Killer erfolgreich sein, musste er also sehr nah an sein Ziel kommen, maximal zwei Schüsse abgeben und dann verschwinden.

    Der Akku mit integrierter Restenergiezelle war in einem Block vergossen und lagerte im Kolben des Gewehrs. Ihn nach den zwei Schüssen gegen einen frischen auszutauschen, hätte Zeit beansprucht und wäre nicht lautlos von statten gegangen. Spätestens wenn das erste Projektil die große Scheibe des Wohnzimmers durchschlug, würde der Alarm ausgelöst, würden sich die, das Gelände permanent überstreichenden, Scheinwerfer auch auf die Umgebung einrichten. Der Killer ging ein großes Risiko ein. Ihm blieb nicht viel Zeit, er war sehr nah am Ziel und befand sich in offenem Gelände.

    Sie hatten ihm fünf Millionen US-Dollar gezahlt. Weitere fünf sollten folgen sobald die Nachricht von Theos Tod in den Medien verbreitet würde. Als man ihm den Job anbot, dachte er daran seine Remington zu verwenden. Mit diesem Sniper-Rifle konnte er einem Moskito auf 1.000 Metern ein Auge ausschießen. Aber sie bestanden darauf, dass sie für ihn in einem Schließfach im Kölner Hauptbahnhof einen Koffer mit einer Waffe deponierten und er diese verwenden sollte.

    Er holte also nach seiner Ankunft in Deutschland den Koffer aus dem Schließfach, fuhr mit der Straßenbahn nach Chorweiler und ging in sein billiges Hotelzimmer. Dort öffnete er den flachen Koffer und fand die Railgun mit zwei Akkus nebst vier Projektilen im Magazin. Eine aus fünf knappen Sätzen bestehende Bedienungsanleitung erklärte ihm die Waffe.

    Verärgert nahm er sein Handy und rief eine Nummer in der Schweiz an. Als sich sein Kontakt meldete, fragte er, wer diese schwachsinnige Idee gehabt hätte. Sein Kontakt antwortete ihm, er wäre ein toter Mann, wenn er eine andere Waffe benutzen sollte und legte auf. Er vermutete irgend eine gewaltige Scheiße auf höchster Ebene, vielleicht sogar in der Politik und dachte kurz daran, den Job hinzuwerfen. Dann überlegte er, dass er noch nie für ein Leben zehn Millionen geboten bekommen hatte.

    Und er hatte davon schon fünf auf seinem Konto auf den Cayman Inseln liegen. Sie – wer auch immer das war – würden einen Rückzieher nicht akzeptieren und dann wäre er wahrscheinlich das Ziel für einen seiner Kollegen.

    Also machte er sich mit der Waffe vertraut, verließ das Hotel für das er im Voraus bezahlt hatte und mietete sich einen Wagen. Er machte noch einen Abstecher zum Hauptbahnhof und deponierte Geld, Kreditkarten sowie Papiere in einem Schließfach. Seine Habe würde dort einen Monat lang sicher sein. Nach einem Monat würde das Schließfach automatisch die Aufsicht informieren und diese würde sich dann den Inhalt ansehen. So lange hatte er aber nicht vor zu warten.

    Er behielt ausreichend Bargeld bei sich, um während der drei kommenden Tage jeweils eine einfache Mahlzeit zu sich nehmen und sich mit ausreichend Mineralwasser versorgen, sowie tanken und rauchen zu können. Den Schlüssel für das Schließfach deponierte er in einem Hohlraum im Absatz seines rechten Schuhs. Um für eine eventuelle Kontrolle durch die Polizei gerüstet zu sein, führte er einen Ausweis und einen Führerschein mit sich, welche ihn als Angehörigen der US-Streitkräfte in Wiesbaden auswiesen.

    Die Position der USA in der Welt war nach den enormen globalen Umwälzungen in Folge der Einführung der Restenergiezelle durch Theodor Menster nicht mehr so gewichtig, aber die aufgrund internationaler Verträge in diversen Staaten verbliebenen US-Garnisonen waren noch immer ein Garant für eine relative Sicherheit der dort stationierten US-Amerikaner.

    -*-

    Es wurde langsam hell und die Zeit lief ihm davon. Er hatte Theos Umfeld zwei Tage lang gewissenhaft observiert und nach Möglichkeiten abgeklopft. Letztlich wurde ihm klar, dass die geringe Reichweite der Waffe ihm keine andere Wahl ließ.

    ‚SIE‘ zwangen ihn zu diesem Himmelfahrtskommando und irgendwo tief in seinem Verstand begann er zu glauben, dass sie sein Scheitern billigend in Kauf nahmen.

    Nur… warum?

    Darauf wusste er keine Antwort.

    Der Killer zielte also auf Theos Brust und blendete Rilke aus. Sie würde ein kollateraler Schaden sein, den man in Kauf nehmen musste.

    Es gab keinen Zündknall, kein Mündungsfeuer und auch keinen Rückstoß. Von einem starken Magnetfeld beschleunigt, raste das Projektil aus Messing, in welchem sich ein Stabmagnet befand, durch den glatten Messinglauf und verließ diesen mit 2.000 Metern in der Sekunde. Der Killer hielt einfach weiterhin den Atem an und zog den Stecher ein zweites Mal durch. Da es keinen Rückschlag gegeben hatte, war er nach dem ersten Schuss noch immer im Ziel.

    Das erste Geschoss schlug knapp oberhalb des Atlas in Rilkes Schädel ein, erhielt dort einen leichten Drall nach oben und trat an ihrer Stirn aus.

    Noch während Rilkes Stirn vom überschnellen, durch das Durchschlagen der Fensterscheibe und ihres Atlas bereits verformte 5mm-Geschoss in Theos Richtung explodierte und der Körper begann, in sich zusammen zu sinken, drückte der Killer das zweite Mal ab.

    Theo sah, dass Rilkes Stirn explodierte, während sich hinter ihr die große Panoramascheibe des Wohnzimmers in Milliarden von Splittern auflöste und warf sich instinktiv zur Seite. Diese Bewegung rettete ihm das Leben. Das zweite Geschoss pflügte eine blutige Scharte in die Schädeldecke der zusammensackenden Rilke, wurde dadurch abgelenkt und durchschlug Theos rechte Schulter.

    Als der Erschütterungsmelder an der Panoramascheibe den Einschlag registrierte, brach die Hölle auf dem Anwesen los. Große Scheinwerfer flammten auf und tasteten über das Gelände. Irgendwo heulte ein Alarm und bewaffnete Männer stürmten aus der Einliegerwohnung im Keller des Hauses. Einige von ihnen im Schlafanzug oder nur in Unterhosen. Eine knappe Minute nach dem Auslösen des Alarms bellten mehrere Schüsse einer halbautomatischen Pistole durch die Dämmerung. Die Schüsse wurden vom sterbenden Jaulen eines streunenden Dobermanns quittiert.

    „Scheiße! Scheiß Köter!" brüllte jemand verärgert.

    Der Killer entschloss sich zur schnellen Flucht. Ihm blieb keine Zeit sich langsam auf dem Boden robbend in den Spuren der schweren Baumaschinen zurück zu ziehen. Also sprang er auf, drehte sich um und begann zu laufen.

    Im nächsten Augenblick durchfuhr ein brennend heißer Schmerz in seinem linken Schienbein, denn er war an irgendeinem verdammten Blechteil hängen geblieben, hatte sich die Hose auf- und eine lange ausgefranste Wunde in das Schienbein gerissen. Er strauchelte und fiel hin. Die Railgun schepperte als sie seinem Sturz folgend auf einem Brett aufschlug. Er rappelte sich, fast wahnsinnig vom gellenden Schmerz in seinem Bein und der rechten Hand, die er sich beim Sturz blutig geschlagen hatte, auf und wollte weiter laufen, als ihn die Faust eines Giganten von den Füßen hob.

    Ein Geschoss vom Kaliber .45ACP aus einer SIG Sauer P320 hämmerte in seine rechte Hüfte und fegte ihn von den Beinen. Sein nach dem Vankoon-Krieg 2053 implantiertes, keramisches Hüftgelenk explodierte förmlich, die Fragmente zerrissen sein Fleisch und zertrümmerten das halbe Becken. Dann wurde es dunkel um ihn herum. Irgendwo dachte er noch, dass es eine Scheissidee gewesen war mit diesem Prototyp auf die Jagd nach Theo Menster zu gehen… und dass ‚SIE‘ ihn genau da haben wollten.

    Rilke war sofort tot. Sie spürte den Einschlag des Geschosses an ihrer Schädelbasis nicht. Sie nahm nicht wahr, dass ihre Stirn explodierte und das zweite Geschoss streifte bereits einen Schädel in welchem kein Leben mehr war. In einer grotesken Haltung sackte sie in sich zusammen und schlug dumpf auf dem weißen Berberteppich des Wohnzimmers auf.

    Von der Wucht des Anpralls des Geschosses in seiner Schulter wurde Theo herumgerissen und landete mit dem Gesicht unsanft in der Asche des offenen Kamins, in welchem zu seinem Glück kein Feuer brannte. Er sah Rilke nicht mehr auf den Boden aufschlagen. Eine Ohnmacht legte sich gnädig über seinen Verstand.

    Peter Brauser, Theos Sicherheitschef war der erste, der in Begleitung zweier Sicherheitsmänner in das Wohnzimmer stürmte während draußen einer seiner Männer einen Dobermann erschoss. Er erfasste sofort die Situation und ihm drehte sich der Magen um, als er seine ehemals bildhübsche Chefin in lilafarbener Unterwäsche auf dem weißen Teppich liegen sah. Langsam breitete sich eine Blutlache unter ihrem Kopf aus. Teile ihrer Schädeldecke und Hirnmasse klebten an der Wand neben dem Kamin.

    Er wusste sofort, dass er ihr nicht mehr helfen konnte, wandte sich seinem Boss und persönlichen Freund Theo zu. Dieser lag mit dem Kopf im Kamin und aus einer riesigen Wunde in seiner rechten Schulter schoss stoßartig Blut. Das Projektil hatte das Schultergelenk mittig getroffen und zertrümmert. Teile des Knochens waren heraus gerissen worden und eine große Ader durchtrennt.

    Während Peter kurzerhand in die offene Wunde griff und mit seinem Daumen das Gefäß zusammendrückte um die Blutung zu stoppen, bellte irgendwo draußen erneut eine Waffe zweimal kurz hintereinander.

    Der erste Begleiter Peters, Daniel Schaub, lehnte am Rahmen des zerschossenen Fensters hatte den Kopf ins Freie gestreckt und übergab sich. Sein Magen hatte den Anblick des verstümmelten Gesichtes seiner Chefin nicht verkraftet. Der andere, Murrat Yildrondi, hatte in Syrien schon derartiges gesehen und blieb gelassener.

    Während er Rilkes Gesicht mit einem Tischtuch von einem Beistelltischen neben dem Ledersofa abdeckte, zückte er sein Handy und rief einen Rettungswagen. Mit knappen Worten schilderte er die Situation und legte wieder auf. Dann öffnete er Theos Gürtel und zog ihn aus den Schlaufen der Hose. Vom Kaminsims nahm er eine knapp 40mm durchmessende bunte Glaskugel. Diese platzierte er in der offenen Wunde auf dem zerstörten Blutgefäß. Peter konnte noch so sehr zudrücken, seine Kraft reichte nicht aus, die Blutung vollkommen zu stoppen und er fürchtete, dass Theo verbluten würde. Murrat zog den breiten Ledergürtel durch Theos Achsel und legte ihn über die Glaskugel auf der Ader.

    „Du kannst loslassen Chef, ich hab‘s dicht." brummte er grimmig.

    Während sie auf Notarzt und Polizei warteten, inspizierte Peter bereits den Raum. Er war ehemaliger Kriminalbeamter beim BKA in der Terrorabwehr. Seinem geschulten Auge war nicht entgangen, dass Rilkes Kopf zwei Verletzungen aufwies. Das erste Geschoss musste sich irgendwo ziemlich weit oben in der Täfelung der Wand befinden, wenn es noch genug Kraft gehabt haben sollte. Es war waagerecht in die Schädelbasis eingeschlagen, dort abgelenkt worden und weiter oben vorne durch die Stirn ausgetreten.

    Ein weiteres Geschoss hatte eine Furche in Rilkes Schädeldecke geschlagen. Da dort kaum Blut zu sehen war, war Rilke schon tot, als dieses Geschoss sie traf. Also hatte das Projektil, welches ihren Schädel sprengte, sie zuerst getroffen. Peter Brauser registrierte das alles nahezu automatisch. Er hatte zahlreiche Tatorte wie diese untersucht und es war Gewohnheit, selbst die kleinsten Details zu sehen und zu gewichten.

    Vor seinem geistigen Auge stellte Peter die Szene nach. Der erste Schuss hatte die Scheibe gesprengt und Rilke in den Hinterkopf getroffen. Dessen war er sich sicher. Ihre Position in Relation zu Theos Lage und Haltung ließen keinen anderen Schluss zu. Der Killer hatte also eiskalt durch Rilke hindurch auf Theo geschossen. Entweder bestand sein Auftrag darin, beide zu töten, oder er nahm den Tod Rilkes einfach als notwendiges Übel in Kauf.

    Das zweite Geschoss musste Sekundenbruchteile später gekommen sein und pflügte durch Rilkes Kopfhaut. Theo musste sehr schnell instinktiv reagiert und sich zur Seite geworfen haben. Er war nie beim Militär, aber schon wenige Monate nachdem er die Restenergiezelle patentiert und publik gemacht hatte, bekam er erste Morddrohungen und rekrutierte sich eine Sicherheitsmannschaft.

    Peter Brauser war ein Schulkamerad und Freund, hatte bei der GSG9 gedient und war dann nach kurzem Dienst bei der Kripo ins BKA in die Terrorabwehr gewechselt. Er verstand seinen Job und kurz nachdem er für Theo die Sicherheitsabteilung aufgebaut hatte, begann er seinen Chef im Nahkampf, Umgang mit der Feuerwaffe und mit dem Katana zu unterrichten. Theo hatte eine große Affinität zum Katana, es lag ihm förmlich im Blut und daraus resultierte, dass er lernte sich schnell zu bewegen. Denn anders als in den Hollywood-Filmen dauerte ein Kampf auf Leben und Tod mit einem Katana in der Realität nur Sekunden.

    Trotzdem… Hätte das zweite Geschoss nicht Rilkes Kopf berührt, wäre es vermutlich mittig in Theos Brust eingeschlagen.

    Peter suchte die Täfelung der Wand neben dem Kamin in einer Höhe von 150 bis 170 Zentimetern ab und fand nach nur kurzer Suche ein stark ausgefranstes in das Holz gestanztes Loch. Das Geschoss musste sehr schnell gewesen sein. Es war bereits deformiert in Theos Schulter eingeschlagen, wäre es noch glatt und in Form gewesen, wäre es sauber durch die Schulter gegangen. Aber es hatte wie ein DumDum gewirkt und die Schulter zerfetzt. Und trotzdem war es noch weiter geflogen, hatte das Holz durchschlagen.

    Peter vermutete ein großkalibriges Sniper-Gewehr, vielleicht Kaliber 7.62 mit Magnum-Ladung. Aber er erinnerte sich nicht, Schüsse gehört zu haben, als es begann. Er saß zu diesem Zeitpunkt auf einem Hocker vor der Tür der Einliegerwohnung, welche das Hauptquartier des Sicherheitsteams war und trank sein erste Tasse Kaffee. Er hätte die Schüsse eigentlich hören müssen. Er war begierig darauf, die Kugel aus der Wand zu puhlen, aber er wusste, dass die Spurensicherung der Polizei ihm das übel nehmen würde.

    Also ließ er das sein und suchte nach dem anderen Geschoss. Es war durch Rilkes Schädel erheblich abgebremst worden, hätte Theo allenfalls eine böse Prellung verpasst, hätte es ihn getroffen. In der Wand auf Augenhöhe fand Peter eine großflächige Delle. Dort war das Projektil an die Wand geprallt und dann zu Boden gefallen. Es lag zwischen Theos Füßen. Seine Spitze war aufgerissen, wie eine Banane geschält, und Peter konnte bei genauer Betrachtung den merkwürdigen grauen Kern des stiftförmigen Geschosses sehen. Nur 5mm dick, aber 70mm lang, schätzte er.

    Dann kniff er die Augen zusammen und ihm wurde übel. Das Geschoss zeigte keinerlei Riefen, welche die Züge in einem üblichen Gewehrlauf hinterlassen hätten. Er nahm seine Krawattennadel, näherte sie vorsichtig dem Geschoss und wie er erwartet hatte, bewegte dieses sich. Seine Vermutung stimmte, der Kern war magnetisch.

    „Scheiße Murrat."

    „Hast Du was, Chef?"

    „Ja, ein Projektil. Keine Zugriefen und ein magnetischer Kern."

    „Du verarschst mich doch, Chef. Das wäre ne verdammte Railgun und die gibts bis heute nur auf dem Papier. Wie groß soll den die Stromquelle sein, die das Ding versorgt?"

    „Groß genug um zwei oder drei Schüsse abzugeben, aber vermutlich nicht größer als eine Zigarettenschachtel. Eine Restenergiezelle mit einem Akku extrem hoher Kapzität."

    „Fuck!" mehr brachte Murrat nicht heraus. Er hätte sich das Projektil zu gerne selber angesehen, aber er musste steten Zug auf den Gürtel halten, um mit der Glaskugel die Ader dicht zu machen.

    „Ne verdammte Railgun, der Scheißkerl hatte eine verdammte Railgun, Chef!" tönte Jojo Falkner und stolperte durch die Verandatür in das Zimmer. Er hielt die Waffe in der Hand. Dann sah er Rilke am Boden, Murrat der sich über Theo beugte und die großen Blutlachen auf dem weißen Teppich.

    „Scheiße, Scheiße…. Sie ist tot ?"

    Minuten später wimmelte es im Wohnzimmer von Sanitätern, einem Notarzt und Polizei. Frank Ilgner und Tobi Rauschmann schleppten den bewusstlosen Killer an, dessen Hüfte im Prinzip nicht mehr existierte und ließen ihn zum Missfallen des Notarztes unsanft mit dem Gesicht nach unten auf die Waschbetonplatten der Veranda vor dem Wohnzimmer klatschen. Frank registrierte den missbilligenden Blick des Notarztes, hob den Fuß und rammte seine Schuhspitze in die zerfetzte Wunde in der Hüfte des Killers.

    „Doc, Sie sorgen dafür dass das Schwein am Leben bleibt. Aber wenn Sie es ihm ermöglichen, jemals wieder ohne Rollstuhl auszukommen, erschieße ich Sie. Ist das klar?"

    Er hielt seine SIG-Sauer noch immer in der Linken und zielte scheinbar ungewollt auf den Kopf des Killers.

    „Wir brauchen das Schwein, um heraus zu bekommen, wer es dazu beauftragt hat. Aber es ist nur ein Stück Scheiße, hat kein Recht auf Leben oder Freiheit. Es ist ein Stück Scheiße. Haben wir uns verstanden?" bellte er und trat erneut in die Wunde.

    Streicheleinheiten

    Irgendjemand hupte aus irgendeinem Grund und Theo schreckte aus seinen Gedanken hoch. Schlagartig registrierte er die Hitze, welche seiner rechten Hand entgegen strahlte und sah auf den Beifahrersitz. Celine starrte angestrengt durch die Windschutzscheibe, auf ihrer Stirn standen trotz der optimal arbeitenden Klimaanlage des Wagens feine Schweißperlen. Ihre Unterlippe bebte leicht.

    Er sah zu seiner Hand und erkannte, dass sie zwischen Celines Oberschenkeln lag, fast ihre Vulva berührte.

    ‚Was zum?? Sie ist eindeutig geil, spitz wie eine Nadel.‘

    Sexualität und vor allem sexuelle Stimulation durch äußere Reize gehörte nicht zum Programm der Androiden. Sicher, die meisten von ihnen, die nicht für irgendwelche Drecksarbeiten eingesetzt wurden, waren letztlich teures Sexspielzeug reicher Männer und Frauen, aber ihnen fehlte eine eigene Libido. Die weiblich ausgeführten dienten einfach nur mit ihren Körperöffnungen und die männlichen mit einem Penis, der sich auf Befehl aufrichtete und auf Wunsch auch eine von Konsistenz und Geschmack dem Sperma ähnliche Substanz ejakulierte.

    Celine aber reagierte auf seine unbedacht zwischen ihren Beinen liegende Hand und war offensichtlich unmerklich mit dem Po weiter nach vorne gerutscht, um ihr näher zu kommen.

    Theo schob seine Hand vorsichtig weiter an der Innenseite ihres Oberschenkels entlang, bis er mit dem kleinen Finger ihren Slip berührte. Celine seufzte hörbar, ihr Brustkorb hob sich mit einem hektischen Atemzug.

    Theo zog seine Hand schnell zurück und aktivierte im rechten, von Celine nicht einsehbaren, Flügel des Displays seines Wagens ihre Live-Überwachung. Alle Werte waren normal. Sie funktionierte einwandfrei, keine Fehlermeldungen oder Ähnliches. Trotzdem zeigte das Display eine gesteigerte Atem- und Pulsfrequenz und erhöhten Grundumsatz, sowie hektische Aktivität in einem Bereich ihres Prozessorkerns, welcher das Äquivalent zum menschlichen Stammhirn darstellte. Theo fühlte sich urplötzlich wie ein riesiges Arschloch.

    ‚Sie ist meine Gefährtin, ich hab nicht das Recht, sie so zu überwachen!‘ … Sie zeigt Emotionen, was eigentlich nicht geht. O.k. Sie ist geil, sie hat Libido. Geht eigentlich auch nicht O.K, aber ich habe nicht das Recht sie zu überwachen!‘

    Er ärgerte sich über sich selber und beschloss alles erdenkliche zu unternehmen, um ihr ihre Autonomie zu gewähren. Und dazu würde er einige bei ihr hinterlegte Protokolle ändern oder löschen müssen. Er trennte die Verbindung des Displays mit ihr und legte ihr sanft die Hand auf die Stirn.

    „Alles in Ordnung, Celine?"

    „Ja Theo, alles in Ordnung. Mir ist nur irgendwie heiß. Habe ich eine Fehlfunktion?"

    „Hm, das weiß ich nicht. Mach doch eine Analyse Deiner Systeme."

    „Das ist es ja, ich habe schon eine Analyse gemacht, aber keinen Fehler gefunden."

    „Machen wir ein Experiment?"

    „Ein Experiment? Wenn Du denkst, dass es hilft. Gerne."

    „Ok, Süße. Pass auf."

    Er legte seine Hand wieder auf ihren Oberschenkel und dieses Mal drückte er mit seinem kleinen Finger bewusst auf ihre Schamspalte. Sie stöhnte laut auf, rückte mit dem Unterleib weiter vor und spreizte ihre Schenkel.

    „Fass mich an, bitte, bitte fass mich an, Theo."

    Sie sah ihn mit weit aufgerissenen Augen und bebender Unterlippe erschrocken an. „Was passiert da Theo? Bin ich fehlerhaft?"

    Ihre Verwirrung und auch Angst stand ihr im Gesicht.

    „Nein Liebes, Du bist nicht krank. Alle ist in Ordnung. Du bist nur stockgeil."

    Er lächelte sie an, erhöhte den Druck seiner Handkante auf ihre Vulva und sie quittierte es mit einem Stöhnen, mit weiterer Spreizung ihrer Oberschenkel.

    „Ich, sie hatte Mühe zu sprechen, „ich habe kein Protokoll für Geilheit, ich habe keine Protokolle für Emotionen außer der Angst. Das ist ein Fehler.

    Sie sprach hektisch, fast panisch.

    Er lächelte und sagte sanft:

    „Entspann Dich Kätzchen. Entspann Dich und fühle. Du bist nicht krank, Du hast keine Fehlfunktion. Du hast Emotionen und Gefühle. Warum auch immer, Du hast sie. Und jetzt entspann Dich und gib Dich diesen Gefühlen hin."

    Er schob seine Hand unter ihren Slip, da war eine enorme Hitze und ihre Vulva war dick geschwollen. Er drückte seinen Mittelfinger zwischen ihre Schamlippen und stellte fest, dass sie förmlich schwamm. Sie war klatschnass. Seine Fingerkuppe ertastete ihren Kitzler und sie stöhnte laut auf.

    Dann glitt sein Mittelfinger in ihre Scheide. Es war eng, heiß und nass. Er konnte die hetig pulsierende Schlagader an ihrem Hals sehen. Aus den feinen Schweißperlen auf ihrer Stirn war ein Film geworden, ihre Augen starrten in den Himmel des Wagens und ihre Atmung war hektisch und asymmetrisch.

    Er bewegte den Finger in ihrer saugenden Scheide, rieb dabei mit dem ersten Glied des Fingers an ihrem Kitzler und sie detonierte nach nicht einmal einer Minute in einem gewaltigen Orgasmus. Spastische Zuckungen jagten durch ihren Körper, für Sekunden setzte ihre Atmung aus und sie verdrehte die Augen während sie sich aufbäumte und mit ihrem Becken unter unkontrollierten Stöhnen heftige Stoßbewegungen vollführte.

    Er zog seinen Finger aus ihrer Scheide und ließ seine Hand auf ihrer Vulva liegen, während er fasziniert ihre Reaktion beobachtete.

    Als ihr Orgasmus abebbte und sie wieder klar denken konnte, sah sie ihn mit fiebrigen Augen an.

    „Das sollte bei einem Android nicht passieren."

    „Hat es Dir gefallen?" lautete seine Antwort.

    „Ja, ja es war wunderschön. Aber es war und ist auch verwirrend. Ich habe keine Subroutinen, keine Protokolle dafür."

    Sie atmete noch immer unregelmäßig und es war deutlich zu sehen, dass es ihr schwer fiel sich zu konzentrieren und ihr Unterleib drängte sich seiner auf ihrer Scham liegenden Hand entgegen.

    „Süße, ich weiß, dass das was da gerade passiert ist, nicht passieren dürfte. Nicht bei einem seelenlosen Android. Aber ganz ehrlich… mir ist das scheißegal. Ich habe Dir einen runter geholt, Du bist abgefahren und hattest einen gewaltigen Abgang."

    Und nach einer kurzen Pause des Innehaltens sagte er:

    „Du bist kein seelenloser Android. Du bist meine Celine, meine Gefährtin. Und Du hast verdammt noch mal das Recht darauf diese Gefühle zu erleben."

    Sie sah ihn an und erschrak ob des Gedankens, der ihr in diesem Augenblick durch den Kopf schoss. Das konnte nicht sein, das war unmöglich. Sie, die Androidin liebte ihn, den Menschen, ihren Besitzer. Alles was sie über Androiden wusste, wurde ad absurdum geführt, war plötzlich leer. Und für sie, mit gerade mal zwei Stunden der bewussten Existenz an seiner Seite, waren plötzlich alle Regeln, Subroutinen und Protokolle nur noch Makulatur. Das Einzige was noch Bestand hatte, waren Asimovs Gesetze…. und ihre Liebe für THEO.

    Sie lehnte sich herüber zu ihm, schlang ihre Arme um seinen Nacken und küsste ihn leidenschaftlich.

    „Ich liebe Dich, sie suchte nach einem Wort das nicht ‚Theo‘ war…. „Ich liebe Dich Häschen.

    Und dann ‚nach einer kurzen Pause, sagte sie:

    „Ich weiß nicht, was hier vor sich geht und warum ich diese Gefühle habe. Gefühle, die ich eigentlich nicht haben dürfte. Aber ich liebe Dich Häschen und ich hoffe, Du liebst mich auch."

    ‚Häschen‘ Theo war amüsiert und fasziniert zugleich, Celine hatte ihm einen Kosenamen gegeben. ‚Häschen‘

    -*-

    Der Tross der drei Fahrzeuge fuhr in eine Tiefgarage, welche mit einem schweren Stahltor gesichert war. Dort angekommen stellte Theo den Wagen auf seinen Platz und verließ ihn erst, als Peter ihm saubere Luft signalisierte.

    Der Aufzug brachte ihn und Celine direkt in seine Wohnung im Penthouse des Gebäudes. Dieser hatte nur zwei Zugänge, den in der Tiefgarage und den in der Wohnung. Peter und seine Crew nahmen einen anderen Aufzug und verließen ihn auf verschiedenen Ebenen des Gebäudes.

    Die ganze Sicherheitsmannschaft hatte großzügige, komfortable Wohnungen im Haus, welche auch über die offiziellen Aufzüge und Treppenhäuser erreichbar waren. Theos Wohnung hatte nur diesen einen Zugang über den geheimen Aufzug. In der Wohnung angekommen, ließ er den Aufzug in die Sperrposition fahren. Die Kabine wurde mit massiven Stahlbügeln arretiert und mit einer Panzertür verschlossen.

    Das Penthouse war geräumig und hell, die großen Panoramascheiben erlaubten einen grandiosen Blick über die Skyline von Bad Vilbel und Frankfurt am Main. Von außen waren die fast 6cm dicken, schussfesten Scheiben undurchsichtig, sodass Theos Privatsphäre gesichert war. Er zeigte Celine die untere Ebene, das Foyer, ein kleines Bad, die geräumige Küche, ein gemütliches Esszimmer und „sein" Zimmer, welches wie das Herrenzimmer in einem britischen Landhaus zur viktorianischen Zeit eingerichtet war.

    Dann öffnete er eine weitere Tür und zeigte Celine einen rund 40qm großen Raum der bis auf einen schlichten Schreibtisch mit einem Desktop-PC und einem großen Bildschirm, sowie einem einfachen Bürostuhl leer war. An der Decke hing eine nackte LED-Leuchte, die Wände waren nicht tapeziert, auf dem nackten Estrich des Bodens lag kein Belag.

    „Das, Süße, ist Dein Zimmer"

    „Es ist leer, nicht schön oder gemütlich," wunderte sie sich und war abermals verwirrt.

    Er lachte nur leise und vergnügt.

    „Ja, es ist leer. Es ist leer weil ich doch nicht wissen konnte, wie Du Dir DEIN Zimmer vorstellst," sagte er, sah sie lächelnd an und zwinkerte ihr zu.

    „Du meinst, ich soll es einrichten?"

    „Ja, Du sagst was Du möchtest, es wird besorgt und eingerichtet. Und weil Du über Emotionen verfügst, wird das sicher gemütlich und nicht nur zweckmäßig. Über den PC hast Du Zugang zum Internet. Auf dem Zettel der neben der Tastatur liegt, findest Du die Zugangsdaten für ein PayPal-Konto. Kauf ein und wenn es Dinge sind, die einen Handwerker erfordern, dann kümmere ich mich drum."

    „Gut."

    Sie löste sich von seiner Hand und ging auf den Schreibtisch zu.

    „Warte Kätzchen, er lachte, „nicht jetzt. Das hat noch Zeit.

    „Oh, ich hatte es als Anweisung verstanden."

    Er runzelte die Stirn.

    „Anweisung?"

    „Ja, Du sagtest ich soll es einrichten."

    „Nein. Komm mal her bitte."

    Sie kam zu ihm zurück und er nahm sie sanft in den Arm.

    „Ich erteile Dir keine Anweisungen. Ich teile Dir mit, was los ist oder getan werden kann, aber ich erteile Dir keine Anweisungen."

    Sie schmiegte sich an ihn, sah zu ihm

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