Raumschiff Rubikon 12 Perlen der Schöpfung
Von Manfred Weinland
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Über dieses E-Book
Am Morgen einer neuen Zeit.
Der Krieg zwischen den organischen und anorganischen raumfahrenden Völkern konnte im letzten Moment abgewendet werden. Die Menschen jedoch sind nach wie vor fremdbestimmt und als die Erinjij gefürchtet, die sich in ihren Expansionsbestrebungen von nichts und niemandem aufhalten lassen.
Abseits aller schwelenden Konflikte kommt es im Zentrum der Milchstraße zu einer von niemand vorhergesehenen, folgenschweren Begegnung.
Eine unbekannte Macht hat sich dort etabliert. Schnell zeichnet sich ab, dass es sich um keinen "normalen" Gegner handelt. Die Bedrohung richtet sich nicht nur gegen die heimatliche Galaxie, sondern könnte das Ende allen Lebens bedeuten.
Die Geschichte des Kosmos, so scheint es, muss neu geschrieben werden …
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Raumschiff Rubikon 12 Perlen der Schöpfung - Manfred Weinland
Am Morgen einer neuen Zeit.
Der Krieg zwischen den organischen und anorganischen raumfahrenden Völkern konnte im letzten Moment abgewendet werden. Die Menschen jedoch sind nach wie vor fremdbestimmt und als die Erinjij gefürchtet, die sich in ihren Expansionsbestrebungen von nichts und niemandem aufhalten lassen.
Abseits aller schwelenden Konflikte kommt es im Zentrum der Milchstraße zu einer von niemand vorhergesehenen, folgenschweren Begegnung.
Eine unbekannte Macht hat sich dort etabliert. Schnell zeichnet sich ab, dass es sich um keinen normalen
Gegner handelt. Die Bedrohung richtet sich nicht nur gegen die heimatliche Galaxie, sondern könnte das Ende allen Lebens bedeuten.
Die Geschichte des Kosmos, so scheint es, muss neu geschrieben werden ...
Copyright
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfredbooks und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© by Author
© Cover: Nach Motiven von Pixabay, Adelind, Steve Mayer
© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
postmaster@alfredbekker.de
1.
„Du wurdest dem Tode überantwortet, und das ist unumstößlich, John Cloud", beschied ihm die Stimme des einstigen Handlangers der Keelon-Master. Die Stimme des tausendfachen Mörders, der in Arabims Auftrag das Erdgetto – letztes Asyl und letzte Zuflucht der Systemfeinde – dem Erdboden gleich gemacht hatte. Nur eine verschwindend kleine Zahl von Bewohnern hatten sich retten können. Cloud war einer von ihnen gewesen. Er wusste also, mit wem er es zu tun hatte, mit welcher Sorte Mensch.
Reuben Cronenberg hatte wie Scobee, Resnick und er selbst den normalen Fluss der Zeit überlistet. Einstmals oberster Chef des NCIA – ein Geheimdienst, der wie alle ähnlichen Organisationen mit Landung der Äskulapschiffe im Jahr 2041 null und nichtig geworden war –, hatte er seinem Land absolute Treue geschworen. Doch mit Treue und Loyalität hatte dieser abgefeimte Mann schon immer seine Probleme gehabt. Sarah Cuthbert, letzte Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika, konnte ein Lied davon singen.
Falls sie noch am Leben war.
Genau wie Scobee – deren Schicksal mindestens ebenso ungewiss war, seit sich ihre Wege von denen der RUBIKON-Besatzung getrennt hatten. Drüben in Andromeda. Sie hatte den Gang durch die Portalschleuse der Andromeda-Perle nicht mitgemacht, war stattdessen mit einem goldenen Schiff der Gloriden in der Zukunft geblieben, in die eine Fehltransition die RUBIKON geschleudert hatte.
Seither trennte nicht allein das Weltall und seine unermesslichen Entfernungen Scobee von ihren Gefährten, sondern vor allem die Zeit.
Wobei niemand zu sagen vermochte, ob sie überhaupt noch am Leben war, in welcher Zeit auch immer. Denn Darnoks Eingriffe in den natürlichen Ablauf hatten Paradoxa ungeahnter Folgen erzeugt.
Aber so gering die Wahrscheinlichkeit auch sein mochte, tief in seinem Herzen hegte Cloud immer noch die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit der eigenwilligsten und eigenartigsten Frau, die er jemals kennen gelernt hatte.
Narr!, schalt er sich selbst, umgeben von Geschöpfen, die dem Anschein nach Nachkommen der Menschen waren, wie er selbst einen verkörperte. Doch ihr Denken, ihr Horizont schien ihm entsetzlich verkümmert und beschränkt. Und das obwohl die Keelon-Master vor Jahrzehntausenden den Allgemein-IQ eines Erdenbewohners radikal erhöht hatten. Bei Clouds letztem Besuch auf seinem Heimatplaneten hatte der Durchschnittsintelligenzquotient auf Einsteinniveau gelegen. Das war subjektiv erst Monate her. Doch durch den extrem beschleunigten Zeitfluss innerhalb der Milchstraße und bedingt durch die eigenen Zeitsprünge waren hier – ebenso wie auf jeder anderen Welt der Galaxie – inzwischen geschätzte dreißigtausend Jahre verstrichen.
Entsprechend große Veränderungen hatte er bei seiner Heimkehr ins Sonnensystem erwartet. An einen Fortbestand der Keelon-Herrschaft war angesichts der immensen Zeitspanne kaum zu denken gewesen. So hatte er gehofft, eine Menschheit anzutreffen, die das Joch der Fremdbestimmung und Knechtschaft abgestreift hatte.
Dann aber der Schock: Die Erde hatte sich nicht mehr am gewohnten Ort um die Sonne gedreht. Schlimmer noch: Sie war vermeintlich ersetzt worden durch einen toten Riesenplaneten ...
... der sich letztlich aber nur als die Schale einer von den neuen Menschen mithilfe ihre psionischen Kräfte erschaffenen Hohlkugel erwiesen hatte. Eine Kugel, die sich aus der Urmaterie zusammensetzte, die einst als Oortsche Wolke in großer Entfernung das Sonnensystem umkreist hatte. Frühere Geburtsstätte von Kometen.
Die psibegabten Menschen der Erde, so wusste er inzwischen aus den Erklärungen, die ihm gewährt waren, hatten mit dem Bau dieser „Himmelsschale die „Stummen Götter
– die Sterne – aussperren wollen, die sie für den Niedergang der Hochtechnik auf der Erde verantwortlich machten.
Von Darnoks unseligem Wirken hatten sie bis zur Ankunft der RUBIKON nichts geahnt, und auch jetzt beschränkte sich der Kreis der Eingeweihten auf eine Handvoll, den unsichtbaren Reuben Cronenberg, von dem Cloud bislang nur die Stimme wahrgenommen hatte, eingeschlossen.
Cronenberg wiederum schien ihm von dieser Handvoll der Einzige zu sein, dem zugetraut werden durfte, dass er die ganze Tragweite von Clouds Schilderung verstand.
Alle anderen waren ohne Einblick in die Kosmologie, ohne Wissen um die Raumfahrtvergangenheit der Menschheit – der Erinjij – aufgewachsen.
Cloud spürte, wie eine Gänsehaut über seinen Körper wucherte. Es rieselte ihm kalt den Rücken hinunter bei dem Gedanken an das, was aus der Spezies geworden war, der er selbst angehörte.
Oder angehört hatte. In ferner Vergangenheit. Als Menschen noch nicht in der Lage gewesen waren, ohne künstlichen Schutz durch Kälte und Vakuum zu reisen, zu teleportieren oder Gegenstände allein kraft ihres Willens zu bewegen.
Fast bereute er es, Darnok nicht wirklich für seine Vergehen umgebracht zu haben – wie er es kurzzeitig der Schiffs-KI befohlen hatte.
Seine Freunde an Bord der RUBIKON hatten ihn zum Umdenken bewegt. Aber angesichts dieser Tragik und all der Folgen, die er seither kennen gelernt hatte, kristallisierte sich heraus, dass selbst der Tod eine noch viel zu geringe Strafe für Darnok gewesen wäre.
Er würde als Schlächter in die Annalen der Milchstraße eingehen.
Als unzurechnungsfähiger Milliardenkiller.
Gegen ihn war Reuben Cronenberg ein Waisenknabe.
Erstaunlicherweise half diese Erkenntnis, half diese Einschätzung John Cloud, die eigene Bedrohung, das Damoklesschwert, das über seinem Nacken schwebte, in den Hintergrund zu schieben. Sich nicht länger mit der Ankündigung seines unausweichlichen Todes auseinander zu setzen, sondern im Gegenteil dem Verkünder des Urteils ungebrochen entgegenzutreten.
„Du bist nicht der, der du zu sein vorgibst!, sagte er, ohne die Richtung bestimmen zu können, in der sich der Richter verborgen hielt. „Ich gebe zu, dass ich nicht ganz verstehe, warum du dich ausgerechnet der Stimme dieses Mannes, der in meiner Vergangenheit eine Rolle spielte, bedienst, aber Fakt ist: Du bist ein Betrüger – niemals Reuben Cronenberg, der Mann, der wie ich aus dem 21. Jahrhundert der Menschheitsgeschichte stammt!
Für eine Weile herrschte auf diese Erklärung hin beinahe vollkommene Stille.
Ringsum waren die Menschen dieser Epoche, die seine Widerrede hatten hören können, wie zu Stein erstarrt.
Betretenes Schweigen, das die Sorge ausdrückte, wie der Mann im Off – Cronenberg – auf diese Provokation wohl reagieren würde. Die meisten erwarteten wohl die sofortige Vollstreckung des kurz zuvor mit Nachdruck in den Raum gestellten Urteils.
Auch – das erkannte Cloud mit wachsender Unruhe – er selbst.
Hatte er den Bogen überspannt. Gab es nun keine Rettung, keinen noch so geringen zeitlichen Aufschub mehr, der es seinen Freunden in der RUBIKON vielleicht doch noch ermöglicht hätte, ihn aus seiner Misere zu befreien?
Aber Cloud bereute seine Worte keine Sekunde. Während er gesprochen hatte, war ihm klar geworden, wie unwahrscheinlich es tatsächlich war, dass der echte Reuben Cronenberg hinter dieser Farce einer Gerichtsverhandlung steckte.
Dreißig Jahrtausende!
Falls er diese Spanne nicht abermals mit einem Trick überwunden hätte, der mit einem Stasisschlaf früherer Tage vergleich gewesen wäre, so müsste ein derart langes Leben selbst für den tolerantesten Geist unvorstellbar bleiben.
Dreißigtausend Jahre – als Cloud geboren wurde, war die früheste Höhlenkunst des Homo sapiens, im einstigen Frankreich und Spanien entdeckt, auf dieses Alter datiert worden.
Hätte sich einer dieser ersten Künstler der Menschheitsgeschichte durch ein Wunder bis in Clouds Geburtsjahr am Leben erhalten können, hätte er einen vergleichbaren Schatz an Erfahrungen und Erlebnissen mit sich herumgetragen!
Auch das: unvorstellbar!
Kein Gehirn hätte eine solche Fülle und Flut an Eindrücken und Informationen verkraften können. Kein Verstand hätte es geschafft, daran nicht zu zerbrechen und dem Wahnsinn anheim zu fallen!
Aber klang „dieser" Reuben Cronenberg nicht ganz genau so?
Wahnsinnig?
Clouds eben noch festgefügte Meinung geriet ins Wanken.
Bilder von einst tauchten aus seinem Gedächtnis empor. Cronenberg, der Amoralische. Cronenberg, der Mann, der Scobee genetisch präpariert und auf diese Weise mental versklavt hatte. Cronenberg, der Wendehals, der sein Fähnlein stets im Wind drehte und sich auf die Seite des jeweils Herrschenden, jeweils Mächtigsten schlug.
An wessen Seite stand er jetzt, wenn er denn wirklich noch am Leben war? Für wen erledigte er die Schmutzarbeit, wer bediente sich seiner und zog die Fäden im Hintergrund?
Wenig bis nichts hatte Cloud über die Verhältnisse in der Gegenwart erfahren. Einen kurzen Ausblick über die Grobgeschehnisse der vergangenen Jahrtausende hatte er erhalten, aber kein einziges Detail der Gesellschaft, wie sie im Hier und Jetzt, heute, auf der Erde und in anderen Bereichen der sie umgebenden Hohlwelt lebte und funktionierte.
Erde und Mond wurden von der Oort-Schale umschlossen. Licht und Wärme der Sonne waren ausgesperrt, ein Verlust, der jedes Leben für alle Zeit unmöglich hätte machen müssen. Doch die vernetzten Psikräfte der neuen Menschheit glichen den eklatanten Mangel offenbar aus. Sie durchströmten jeden Bereich innerhalb der Hohlkugel und nährten die an der Innenseite entstandenen Pflanzen, die von den sogenannten Vaku-Farmern betreut wurden.
Vaku-Farmer. Ein weiterer Begriff, der für die Transformation des Menschen, für seine Entwicklung und Veränderung in den vergangenen Jahrtausenden stand.
Cloud wurde aus seinen Gedankensprüngen gerissen, als die Stimme Cronenbergs – ob nun vermeintlich oder nicht – in seine Überlegungen platzte.
„Du wurdest nicht nur von mir zum Tode verurteilt, hallte es durch den Raum, „ich werde das Urteil auch höchstpersönlich vollstrecken – und dir, Zweifler, damit unleugbar beweisen, dass ich existiere. Ich bin kein anderer als der, den du in mir erkannt hast. Und wenn du argumentierst, dafür müsste ich unsterblich sein ...
Ein dröhnendes Gelächter wurde laut; es endete ebenso abrupt, wie es aufgeklungen war. „... hast du recht. Denn das bin ich."
„Unsterblich?", fragte Cloud, der nach außen immer noch eine unerschütterliche Ruhe, ungebrochenes Selbstbewusstsein demonstrierte. Nur ein Telepath hätte das Gegenteil erspüren können.
„Du sagst es."
„Auch dafür gilt, erwiderte Cloud scheinbar ungerührt, „du bist ein Betrüger und Blender! Die, die hier um dich herumstehen, magst du damit beeindrucken können. Aber bei mir beißt du dir die Zähne aus. Ich denke rational. Logisch. Und die Logik sagt, dass kein Individuum, egal unter welchen Umständen, eine so lange Zeit überdauert. Falls doch, müsste es einen Trick geben, der keiner Technik bedarf. Denn jedwede hochstehende Technologie wurde durch Darnoks Verbrechen zerstört, ihrer Funktionstüchtigkeit beraubt!
„Vergiss ihn", seufzte die dunkle Stimme. „Vergiss Darnok, der einer der längst Vergessenen ist! Von seiner Art hat keiner überdauert. Nicht hier jedenfalls. Nicht in meiner Welt!"
„Jetzt, entgegnete Cloud fast widerwillig, „klingst du tatsächlich wie der Mann, den ich kannte – das muss ich dir zugestehen.
„Weil ich dieser Mann bin, lachte Cronenberg, diesmal weniger dröhnend, fast versonnen. „Und jetzt komm, damit ich es tun kann.
„Was?, fragte Cloud. „Mich töten? Das kannst du überall. Auch wenn ich an deiner Identität zweifle, an deiner Macht und Stärke zweifle ich nicht. Die hast du bewiesen, als du mich aus meinem Schiff entführtest.
„Dich töten, bestätigte die Stimme. „Aber zuvor werde ich dich überzeugen. Du sollst wissend sterben. Du sollst sehen – was aus mir geworden ist. Welch beispielloses Geschöpf ...
Cloud konnte nichts dagegen tun, er fror plötzlich.
Cronenberg, geisterte es durch sein Bewusstsein. Ist es wirklich möglich, dass ...?
Mehrere der Umstehenden wandten sich ihm zu und packten ihn dann. Ohne den Hauch einer Chance, sich dagegen zur Wehr zu setzen, zerrten sie ihn aus dem Raum, verfrachteten ihn zu einer Art Aufzug, dessen Kabine allein kraft ihrer telekinetischen Fähigkeiten bewegt wurde.
Und nur Minuten später erreichte Cloud eine Etage, in der er mit dem konfrontiert wurde, was die Cronenberg-Stimme ihm angekündigt – und dabei nicht übertrieben – hatte.
Mit einem beispiellosen Geschöpf ...
2.
„Das halte ich für keine gute Idee."
„Aber ich. Dazu muss ich näher heran. Unbedingt. Nur so kann ich einen optimalen Kontakt gewährleisten. Meine früheren Versuche aus der Distanz fruchteten nicht. Mehr als vage Impressionen kamen nicht bei mir an. Um aber einen echten Kontakt herzustellen, einen Kontakt, über den ich auch eine Einflussnahme auszuüben vermag, muss ich die Vegetation berühren."
„Wir können eine Sonde ausschleusen und eine Probe entnehmen – ich habe es schon mehrfach vorgeschlagen. Aber du bist nicht darauf eingegangen. Notfalls kann ich dir eine solche Probe eigenhändig besorgen ..."
„Das ist aber nicht, was ich brauche. Die Vegetation darf nicht ‚entnommen’ werden, keine simple Probe sein, sie muss weiterhin mit dem Gesamten verbunden sein. Nur so kann ich das Gesamte – oder doch weite Teile – ansprechen. Es auffordern, uns endlich freizugeben!"
Jarvis sah Jelto, der seinen Standpunkt seit geraumer Zeit vehement vertrat, skeptisch an. Die Unterhaltung – eigentlich schon ein Disput – fand im hydroponischen Garten der RUBIKON statt. Hier, wo sich Jelto ein kleines Paradies erschaffen hatte. Mit Pflanzen, deren Schösslinge oder Samen sie auf ihren fantastischen Reisen durch das Weltall aufgenommen hatten. Aber so bunt die Mischung auf einen Laien auch wirken mochte, so viel Ordnung und Kontrolle wohnte doch allem inne. Der Klon, in dessen Genen der Umgang mit Flora jedweder Art als herausragende Begabung verankert worden war, stand in permanenter Zwiesprache mit seinen Schützlingen. Diese erfolgte auf parapsychischer Ebene; äußeres Merkmal war die Lichtaura, in die Jelto je nach Stärke seines diesbezüglichen Einsatzes gehüllt war.
Das Aurenlicht stimulierte die Pflanzen, machte sie seinen Gedanken zugänglicher. Die „Sprache", die der Florenhüter benutzte, war von universeller Gültigkeit.
„Ich will dir gewiss nicht zu nahe treten, Jelto, alter Knabe – aber der vakuumresistente Bewuchs, mit dem wir es hier zu tun bekommen haben, nachdem die RUBIKON die Felsschale durchbrechen und in den Raum dahinter vorstieß, ist so grundverschieden von allem, womit du es jemals zu tun hattest, dass ich –"
„Du traust mir nicht zu, die Gewächse, die das Schiff festhalten und zeitweise sogar seine Energievorräte angriffen, zu zähmen."
Jarvis, der seit Kargors Geschenk auf Betrachter wieder wie ein echter Mensch aus Fleisch und Blut wirkte, nicht mehr wie ein aus Nanomaterie zusammengesetzter Roboter, in den sein Geist transferiert worden war, als der Originalkörper des ehemaligen GenTecs starb, nickte. „Die Gefahr, dass du dabei bleibenden Schaden nehmen könntest, ist zu groß. Kurzum: Ich verbiete es dir."
„Kraft welcher Autorisation?" In Jeltos schockgrünen Augen blitzte es kampflustig auf.
„Kraft der Autorisation, die John nach Sarahs Verschwinden auf mich übertrug für den Fall, dass er nicht in der Lage ist, das Kommando zu führen."
„John", nahm Jelto den Ball auf, „ist ein hervorragendes Argument, warum ich jedes Risiko eingehen sollte."
„Nein!",