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Raumschiff Rubikon 8 Entartete Zeit
Raumschiff Rubikon 8 Entartete Zeit
Raumschiff Rubikon 8 Entartete Zeit
eBook272 Seiten3 Stunden

Raumschiff Rubikon 8 Entartete Zeit

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Über dieses E-Book

Am Morgen einer neuen Zeit.

Der Krieg zwischen den organischen und anorganischen raumfahrenden Völkern konnte im letzten Moment abgewendet werden. Die Menschen jedoch sind nach wie vor fremdbestimmt und als die Erinjij gefürchtet, die sich in ihren Expansionsbestrebungen von nichts und niemandem aufhalten lassen.

Abseits aller schwelenden Konflikte kommt es im Zentrum der Milchstraße zu einer von niemand vorhergesehenen, folgenschweren Begegnung.

Eine unbekannte Macht hat sich dort etabliert. Schnell zeichnet sich ab, dass es sich um keinen "normalen" Gegner handelt. Die Bedrohung richtet sich nicht nur gegen die heimatliche Galaxie, sondern könnte das Ende allen Lebens bedeuten.

Die Geschichte des Kosmos, so scheint es, muss neu geschrieben werden …

SpracheDeutsch
HerausgeberBEKKERpublishing
Erscheinungsdatum8. Dez. 2018
ISBN9781386177111
Raumschiff Rubikon 8 Entartete Zeit

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    Buchvorschau

    Raumschiff Rubikon 8 Entartete Zeit - Manfred Weinland

    Manfred Weinland

    RAUMSCHIFF RUBIKON 08

    Entartete Zeit

    AM MORGEN EINER NEUEN Zeit.

    Der Krieg zwischen den organischen und anorganischen raumfahrenden Völkern konnte im letzten Moment abgewendet werden. Die Menschen jedoch sind nach wie vor fremdbestimmt und als die Erinjij gefürchtet, die sich in ihren Expansionsbestrebungen von nichts und niemandem aufhalten lassen.

    Abseits aller schwelenden Konflikte kommt es im Zentrum der Milchstraße zu einer von niemand vorhergesehenen, folgenschweren Begegnung.

    Eine unbekannte Macht hat sich dort etabliert. Schnell zeichnet sich ab, dass es sich um keinen normalen Gegner handelt. Die Bedrohung richtet sich nicht nur gegen die heimatliche Galaxie, sondern könnte das Ende allen Lebens bedeuten.

    Die Geschichte des Kosmos, so scheint es, muss neu geschrieben werden ...

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfredbooks und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

    © by Author

    © Cover: Nach Motiven von Pixabay, Adelind, Steve Mayer

    © dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Prolog

    Vor dem Gang durch die Schleuse

    ES WAR MEHR ALS BLOßE Unruhe, mehr als nur Nervosität oder Unbehagen vor dem Fremden, das sie erwartete – und Jiim wusste es. Es wusste es schon seit geraumer Zeit. Aber da war stets die Scheu gewesen, es anderen gegenüber einzugestehen.

    „Du wolltest mich sprechen?", sagte der Mensch, der ihn in seine Kabine an Bord der RUBIKON eingelassen hatte und jetzt auf eine Sitzgelegenheit zeigte, die Sesha binnen eines Flügelschlags so gestaltet hatte, dass sie einem Nargen Bequemlichkeit garantierte.

    Jiim machte eine Geste der Bestätigung, die der Crew mittlerweile durch täglichen Umgang mit ihm vertraut war – und damit natürlich auch dem Commander, John Cloud.

    Guma Tschonk, dachte Jiim ihn einem Anflug von Zuneigung. Er hatte diesen Angehörigen einer Spezies mit teilweise hoch merkwürdigen Gepflogenheiten fast vom ersten Moment ihrer Begegnung an gemocht – und das, obwohl die Umstände eigentlich denkbar dagegen gesprochen hatten.

    „Nur wenn es deine Zeit erlaubt, Guma."

    Guma war der in der Nargensprache gebräuchliche Begriff für Wertschätzung und bedeutete in etwa das, was Menschen mit Freund ausdrückten.

    „Sie ist knapp bemessen. Du weißt, dass wir in Kürze den Zeit- und Ortswechsel vollziehen. Von Perle zu Perle ... und so weit in die Vergangenheit, wie es die eingeschränkte Aktionsfähigkeit der hiesigen CHARDHIN-Station noch erlaubt."

    „Geschätzte einhundert Jahre, bestätigte Jiim, während er sich in die Hängekonstruktion sinken ließ, die in der Decke verankert war. Seine Schwingen wahrten dabei ihren größtmöglichen Freiraum, anders als in den Sitzgelegenheiten der flügellosen Humanoiden, die er auch schon probiert hatte. „Und auch der Transfer zur Milchstraßen-Perle soll laut Gloriden praktisch zeitlos vonstatten gehen – was immer darunter zu verstehen ist. Ehrlich gesagt: Mir ist das alles zu hoch. Im Gegensatz zu Aylea bin ich nicht mit höherer Physik und Mathematik groß geworden. Wobei ich schätze, dass selbst sie ihre Probleme haben dürfte, all das hier, die Technik der ERBAUER, wirklich zu begreifen.

    „Ich solidarisiere mich mit dir, lächelte Cloud, während er in einem Sessel Platz nahm, der ihm Bequemlichkeit garantierte und sich eng an seine Körperkontur schmiegte. „Ich glaube, mir fällt kein Zacken aus der Krone, wenn ich zugebe, dass ich auch nur schwer verstehen kann, was das Netz der CHARDHIN-Perlen darstellt und was ich unter seinen Möglichkeiten zu verstehen habe. Ihre angebliche Permanenz – dass sie in allen Zeitepochen gleichzeitig existieren – ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Selbst die ominösen ERBAUER können sie nicht zu Zeiten des Urknalls positioniert haben ... Er stockte kurz, sah Jiim fragend an. „Du bist mit der Urknall-Theorie vertraut, oder?"

    „Mittlerweile ja." Jiim rutschte in dem Geschirr, das Sesha aus der Decke hatte wachsen lassen, hin und her und versuchte mit Körpersprache zu verdeutlichen, dass er wenig Interesse hatte, jetzt über Schöpfungshypothesen zu diskutieren. Auf der anderen Seite war er zu höflich, um Cloud verbal darauf hinzuweisen.

    Der aber kannte ihn inzwischen gut genug, um selbst Unausgesprochenes zu registrieren. Er klatschte kurz in die Hände, dann sagte er: „Aber lass uns zum Grund deines Besuchs zurückkommen. Schieß los. Was hast du auf dem Herzen? Oder auf deinen beiden Herzen."

    Da war sie wieder, die humorvolle Art, die Jiim nicht nur an Cloud, sondern an allen Menschen schätzte, die er kannte. Ohne jedoch auf die kurze Anspielung auf die Eigenheiten seines Organismus einzugehen, begann er dem Commander der RUBIKON sein Problem – und damit auch seinen Wunsch – darzulegen.

    Welche Wirkung seine Worte zeigten, war offensichtlich: Selten hatte Jiim Guma Tschonk so perplex erlebt, auch wenn er sich beeilte zu versichern: „Verstehe. Das ist ein Problem, das sehe ich ein. Es ist für manchen hier an Bord ein Problem, dieses Gefühl von ... Einsamkeit. Ich denke dabei auch an Algorian oder Cy – sie alle sind irgendwo allein. Und fern ihrer angestammten Heimat ..." Er verstummte. In seinen Augen glaubte Jiim lesen zu können, dass Cloud sich selbst davon auch nicht ausnahm.

    Gerade hatte Scobee die Andromeda-Perle gemeinsam mit Ovayran an Bord eines goldenen Gloridenschiffes verlassen, um Kurs auf die Milchstraße dieser Epoche zu nehmen. Sie hatte freiwillig darauf verzichtet, zusammen mit den Gefährten das Abenteuer Portalschleuse in Angriff zu nehmen, wollte vielmehr in Erfahrung bringen, wie sich die heimatliche Milchstraße in den zweihundert Jahren verändert hatte, die ihnen der Fehlsprung der RUBIKON eingebrockt hatte.

    Mit Scobee war eine von Clouds wichtigsten Bezugspersonen von Bord gegangen. Und über die tatsächlichen Beweggründe Scobees rätselte wohl nicht nur er. Auch für Jiim war nicht wirklich nachvollziehbar, dass ihr tatsächlich wichtiger war, sich ein Bild der Geschehnisse in den „übersprungenen" zwei Jahrhunderten zu machen, als mit den Freunden zusammenzubleiben und mit ihnen gemeinsam das Rätsel der Verödung des CHARDHIN-Netzes zu lüften.

    „Danke, sagte Jiim. „Ich weiß nicht, ob mir gelingt, was ich vorhabe. Niemandem ist klarer als mir selbst, wie heikel es ist, auf diese Weise in die Natur eingreifen und es erzwingen zu wollen, aber ... Ich habe lange und tiefschürfend darüber nachgedacht. Und mir ist klar geworden, wie wichtig es mir wäre. Ich werde Kalser vielleicht niemals wiedersehen. Und wenn dies eintritt, werde ich – du sagst ganz richtig: wie manch anderer an Bord – mein Schicksal akzeptieren müssen, mein Alleinsein, das nichts mit Freunden wie dir zu tun hat. Es sei denn ...

    Er hob die Hand. „Lass es gut sein. Ich sagte doch, ich verstehe. Und wenn du auf die Art und Weise, wie du es dir vorstellst, eine Möglichkeit siehst, deinen Aufenthalt an Bord erträglicher zu gestalten – wenn es sich mit deiner Natur und Ethik vereinbaren lässt, dann in Gottes Namen: Tu es. Meinen Segen hast du."

    „Ich hatte gehofft, dass du das sagen würdest, Guma."

    Cloud erhob sich, trat zu Jiim, der sich ebenfalls aus seiner Sitzgelegenheit schälte, und legte dem etwas Kleineren eine Hand auf die knochige Schulter. „Und ich hoffe, dass du das nie ernsthaft in Zweifel gezogen hast. Ich werde Sesha anweisen, dir alle erforderliche Unterstützung angedeihen zu lassen. Sesha? Du hast es gehört – Bestätigung!"

    „Ich bin informiert und werde entsprechend handeln", kam die feminin angehauchte Stimme der KI aus dem Off.

    „Du hast es gehört. Cloud trat einen Schritt zurück. „Versprich mir nur eines.

    „Alles, sagte Jiim voller Inbrunst. Seine zwei Herzen schlugen so heftig wie lange nicht mehr in der Erwartung der Dinge, die er in die Wege zu leiten beabsichtigte. „Ich verspreche dir alles!

    Cloud hob beschwichtigend die Hand. „Jetzt übertreib mal nicht. Nein, das Einzige, was ich von dir will, ist, dass du uns weiterhin mit aller Kraft zur Seite stehst – wir bauen auf dich, und es wird manche Situation geben, in der wir auf dich und deine Fähigkeiten ..." Er zeigte auf die Rüstung, die Jiim trug. „... oder auf das hier angewiesen sein werden."

    Jiims Blick glitt über das Nabiss, das der letzte Ganf für ihn gefertigt hatte. Noch auf Kalser.

    Die Wehmut drohte ihn kurz zu übermannen. Er schluckte und sagte: „Natürlich. Keine Frage. Ich bin Teil dieser Gemeinschaft. Ich werde immer für euch da sein. Das andere ... hat nichts damit zu tun."

    Cloud nickte. „Ich weiß. Er führte Jiim zur Tür. „Viel Erfolg. Und – wir sehen uns nachher in der Zentrale, wenn es durch die Portalschleuse zur Milchstraße geht.

    Jiim machte eine Flügelbewegung, die nur wahren Freunden, echten Gumas vorbehalten war. Dann verließ er die Kabine und begab sich in einen Bereich der RUBIKON, den er sich von vor seinem Besuch bei Cloud für sein Vorhaben ausgespäht hatte.

    Nun aber hatte er den Segen des Commanders für sein Vorhaben. Und war glücklich wie schon eine kleine Ewigkeit nicht mehr.

    Glücklich, aber auch nicht ganz ohne Angst vor der eigenen Courage ...

    „ENTSPRICHT ES DEINEN Wünschen, Jiim?"

    Er hatte die Augen geschlossen. Es war der erste Versuch, und es war klar, dass er scheitern musste.

    Zumindest würde er nicht seine hohen Ansprüchen erfüllen. Aber es war der erste Schritt. Nachbesserungen waren einkalkuliert.

    Jiim hob die dünnen Häute vor seinen Pupillen.

    Das Licht stimmte.

    Schon das raubte ihm schier den Atem, und für viele Herzschläge war er gar nicht in der Lage, seine Aufmerksamkeit der Umgebung zu widmen.

    Wie er dieses perfekte Licht vermisst hatte, seit er Kalser verließ und es ihn zunächst in die Große Magellansche Wolke in eine Jay’nac/Virgh-Station verschlug, erkannte er erst jetzt, da ihn exakt das Maß an Helligkeit umspülte, das er zeitlebens (in jenem anderen Leben) gewohnt gewesen war.

    „J-ja", kam es endlich über seine schwach ausgeprägten Lippen. Zugleich fingen die Nasenöffnungen erste Düfte ein, erfasste das Gehör erste Laute. Und auch das trug nicht dazu bei, seine Fassungslosigkeit zu lindern. „Sesha, wie ... wie hast du das gemacht?"

    Er kauerte auf dem Felsvorsprung, dem die Künstlichkeit nicht anzusehen war. Der sich echt anfühlte. Und ebenso stimmig war wie jedes andere Detail der Landschaft, in die die KI Jiim versetzt hatte.

    Kalser.

    Der Schrund.

    Unweit erhoben sich die Bäume mit den charakteristischen Hütten in den Kronen. Permanent wechselnde Winde umstrichen Jiim. Und vor ihm gähnte der Abgrund, der es den letzten seines Volkes – und ihm selbst – erst ermöglicht hatte, den globalen Permawinter seit dem Einschlag des Mondviertels zu überstehen.

    Für einen Moment wich die bloße Wahrnehmung all dessen der irrwitzigen Hoffnung, tatsächlich hier zu sein. Diese Illusion war von unglaublicher Authentizität.

    „Sesha!"

    Es kam ihm vor, als habe die KI minutenlang geschwiegen. Wahrscheinlich spielten ihm aber nur seine überreizten Sinne einen Streich.

    „Es war ganz einfach. Ich konnte auf Daten zurückgreifen, die mir Darnok zur Verfügung stellte – als er noch Mitglied der Mannschaft war. Mehr oder weniger jedenfalls. Er überspielte sie mir von seinem Karnut, mit dem er Commander Cloud und die anderen seinerzeit nach Kalser brachte, dort aussetzte und später wieder aufnahm. Du erinnerst dich noch, als die Zornesträne, wie du es nanntest, vom Himmel stürzte. Meinen Informationen zufolge – und du selbst hast zur Komplettierung der Chronik beigetragen – ging dieser vermeintliche Absturz des Karnuts deiner ersten Begegnung mit John, Jarvis, Scobee und einer weiteren Person namens Resnick voraus."

    „Das ist alles – richtig", ächzte Jiim. Und er musste auch bejahen, dass er seit seiner Anwesenheit auf der RUBIKON dazu beigetragen hatte, die Chronik, von der Sesha sprach und an der sie auf Clouds Geheiß arbeitete, zu komplettieren. Darin wurden alle Ereignisse erfasst, seit Cloud und seine engsten Freunde ihre erste Zeitreise, damals noch unter Darnoks Einflussnahme und durch das Jupiter-Wurmloch, absolvierten.

    Resnick.

    Darnok.

    Karnut.

    Jupiter-Wurmloch ...

    Auch das Begriffe aus der Chronik, in die Jiim hatte Einblick nehmen dürfen. Quasi als Gegenleistung dafür, dass er die Kalser-Historie in die Datenbestände einbrachte. So wie sie sich aus Nargensicht darstellte.

    „Darnok hat Daten von solcher Fülle gesammelt, dass du den Schrund praktisch originalgetreu rekonstruieren konntest für mich?"

    Er war und blieb beeindruckt.

    „Korrekt."

    „Aber das –"

    „Es hat wenig mit Hexerei zu tun. Die Sensoren des Karnuts zeichneten einfach die Umgebung auf, wo du und dein Volk lebt. Mit sämtlichen Landschaftsmerkmalen."

    Jiim spürte, wie ihm schwindelte. „Hat er ..., setzte er an, holte tief Luft und begann noch einmal von Neuem: „Dann hat er auch ... Nargen bildlich erfasst?

    „Ich hielt sie für irrelevant und habe sie deshalb aus dem Szenario entfernt. Du sagtest nichts von Nargen. Du wolltest eine Umgebung erschaffen, in der du dich heimisch und aufgehoben fühlst, damit du dich in einen Zustand versetzen kannst, der es dir gestattet –"

    „Ich weiß, was ich sagte und worum ich bat, fiel Jiim der KI ins Wort. „Und du hast mehr als zu meiner Zufriedenheit gearbeitet. Es ist nur ... Könntest du denn auch Nargen einbauen, sodass die Illusion von Echtheit erhalten bliebe? Ich meine, könntest du sie agieren lassen, als wären sie tatsächlich da? Eine Alltagsszene. Unspektakulär und friedlich. Bitte nichts ... Aufregendes ...

    Noch während er sprach, erschienen sie.

    „Ist das echt genug?"

    Jiim hatte sich erhoben und blickte schräg nach hinten, wo das Dorf lag – und wo die Luft plötzlich voller Stimmen war.

    Und voller Flieger.

    Nargen.

    Vertraute Gesichter aus der kleinen Gemeinde, der auch er ...

    „Stopp!", rief er plötzlich erschrocken.

    Die Szene gefror.

    „Dort!, sagte Jiim und zeigte mit dem Flügel in die Richtung, die er meinte. „Würdest du bitte diese Person ... entfernen.

    „Das bist du."

    „Eben. Deshalb."

    Sesha gehorchte. Sein Ebenbild verschwand, und sofort kam wieder Leben, kam Bewegung in die Illusion.

    Jiim seufzte. „Eine vorläufig letzte Bitte hätte ich noch."

    „Welche?", fragte die KI.

    „Könntest du die Sache so programmieren, dass sie auf meine Anwesenheit reagieren, als wäre ich ... Teil der Gemeinschaft? Dass sie mich ‚sehen’ und ‚hören’ und ich mit ihnen in Interaktion treten kann? Dann – wäre es wahrhaft perfekt."

    „Schon geschehen", behauptete Sesha, und es dauerte nicht lange, bis die ersten Pseudo-Nargen Notiz von ihm nahmen und mit ihm umgingen, als wäre er nie fort gewesen.

    Es war eine absurde Situation. Aber Jiim genoss sie wie schon seit vielen Monden nichts mehr.

    Und jetzt war er wirklich zuversichtlich, das, was er sich vorgenommen hatte, schaffen zu können.

    Auch wenn es ihm zunächst noch viel absurder angemutet hatte als die atemberaubende Kulisse, die Sesha soeben für ihn errichtet hatte.

    DIE ZEIT VERGING WIE im Fluge – was mit daran liegen mochte, dass Jiim tatsächlich etliche Flüge unternahm, allein oder in der Gesellschaft von Chex. Chex, seinem besten Freund. Mit dem er früher alles geteilt hatte, was ihn beschäftigte. Und der auch jetzt wieder zum Ansprechpartner wurde, dem er seine geheimsten Gedanken, Wünsche und Sehnsüchte anvertraute.

    Tief im Herzen wusste er, dass nicht wirklich Chex mit ihm plauderte, sondern Sesha, die das täuschend echte Szenario – eine Mischung aus Holokunst und Nanobausteine, die sich allen Erfordernissen anpassten – hatte erstehen lassen.

    Die Weite der Holographie war jedoch, wie Jiim bald feststellte, gerade bei seinen Flügen, nicht nur vorgegaukelt, sie war real.

    „Wie hast du das gemacht?, fragte er irgendwann, als er mit Chex an einem Feuer saß, und fügte hinzu: „Ich meine dich, Sesha! Rede mit mir: Wie hast du es geschafft, einen so gewaltigen Raum innerhalb des Schiffes für mich zu reservieren. Allein die statischen Probleme ...

    Chex, der gerade mit ihm über sein Gefieder geredet hatte, sagte im selben Tonfall wie bisher und ohne dass sich an seiner Haltung oder Mimik auch nur der leiseste Unterschied feststellen ließ: „Ich habe einen Dimensator eingesetzt. Es erschien mir die einfachste Lösung, um dich in deinem mir bekannten Bewegungsdrang nicht einschränken zu müssen – jedenfalls nicht spürbar."

    „Was ist ein Dimensator? Ich habe nie davon gehört."

    „Aber du kennst die Besonderheit der RUBIKON", sagte Chex/Sesha. „Du weißt, dass ihre wahren Ausmaße im Regelfall durch Dimensionswälle geschrumpft werden. Oder um es anders auszudrücken: Für einen Beobachter von außen sieht es aus, als wäre dieses Raumschiff nur um einen Bruchteil so groß, wie es in Wirklichkeit ist. Das bewirken die Dimensatoren. Betritt man, die RUBIKON, dringt man in die wahre Größe ein, die dem externen Betrachter verborgen beliebt, so lange die Wälle aufrecht erhalten werden. – Und ähnlich verhält es sich mit diesem Raum, der, als du ihn zum ersten Mal sahst, nicht sonderlich beeindruckend in seiner Größe war. Aber ich habe Dimensatoren so angeordnet, dass innerhalb der Wälle, die das ganze Schiff nach außen hin umgrenzen, noch einmal zusätzliche Dimensionsfalten entstehen. Darin eingebettet ist der falsche Schrund. Du könntest stundenlang fliegen, ohne seine Grenzen zu erreichen. Ich bräuchte allerdings weitere Detailinformationen, um die Landschaft auch weiter entfernt getreu nachbilden zu können."

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