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Die Trilogie der Krisen: Wasser-, Land- und Geldwirtschaft
Die Trilogie der Krisen: Wasser-, Land- und Geldwirtschaft
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eBook393 Seiten4 Stunden

Die Trilogie der Krisen: Wasser-, Land- und Geldwirtschaft

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Über dieses E-Book

Dieses Buch beschreibt die Probleme bei der Beschaffung der Maslow'schen Grundbedürfnisse für einen Menschen in einer für ihn gefährlichen Umwelt. Der Mensch braucht als stetigen Input für sein Überleben Wasser, Nahrungsmittel, Schutz und Geld.
Beide für den Stoffwechsel des Menschen notwendige Güter stehen am Anfang einer sich langsam entwickelnden Krise. Die Verknappung von sauberem Süßwasser für Mensch, Tier und Landwirtschaft ist der Einstieg in diese Thematik. Auf den begrenzten Süßwasserkontingenten bauen die Probleme der Landwirtschaft auf. Knapper werdende Ressourcen wie Wasser, fruchtbare Ackerfläche, Landwirte und Know-How bedrohen das zweite Grundbedürfnis der Nahrungsmittelaufnahme. Mit Hilfe der Demografie der Bauern, den Problemen der Produktionsmittel wie Saatgut, Dünger und Energie, der Verknappung der Produktionsflächen bis hin zu den Symptomen in Form von hohen Suizidraten werden die Grundprobleme bei der Nahrungsmittelproduktion in der Landwirtschaft analysiert.
Abhängig davon werden in historischem Kontext die Probleme des Geldkreislaufes dargestellt, wenn Zentralbanken, Unternehmen und Staaten ihre Grenzen durch die Aufblähung der Bilanzen und ungezügelte Verschuldung erreichen.
Um den Stimmen großer Denker gerecht zu werden, wird versucht die Theorie der Volkswirtschaft aufzuarbeiten, um die aktuellen Entwicklungen besser deuten zu können. Dabei treffen gegensätzliche Theorien aufeinander.
Aktuelle Daten verschiedener Anlageklassen sollen im historischen Kontext zeigen, wie hoch oder niedrig verschiedene Assetklassen am Markt aktuell bewertet werden. Letztendlich bleibt offen, wie und wann sich die Folge der verschiedenen Kettenreaktionen auslöst. Der wahrscheinlichste Zünder könnte an den Aktien- oder Immobilienmärkten zu finden sein.
Aus der Vielfalt der präsentierten Daten ableitend sollte jeder die Gefahr für die Weltkonjunktur zum Ende des ersten Fünftels dieses Jahrhunderts erkennen können.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum17. Dez. 2018
ISBN9783748204077
Die Trilogie der Krisen: Wasser-, Land- und Geldwirtschaft

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    Buchvorschau

    Die Trilogie der Krisen - Christian Moritz Urban

    1 Einleitung

    Das Wort „Krise kommt vom altgriechischen „krisis und wurde für Bedeutung, Meinung, entscheidende Wendung und Entscheidung, aber auch später für Zuspitzung verwendet. Heute wird das Wort in verschiedenen Bereichen wie Wirtschaft, Ökologie, Soziologie, Medizin und Psychologie verwendet und muss dem Bereich entsprechend definiert werden. Allgemein wird es im Zusammenhang mit unerfreulichen Entwicklungen oder Ereignissen verwendet. Die Medien, vor allem die europäischen, lieben dieses Wort und verwenden es bei jeder Gelegenheit, um mehr Aufmerksamkeit zu gewinnen. Dabei wird oft vergessen, dass eine Krise eigentlich kein Zustand der dauerhaft negativen Entwicklung ist, sondern für eine schwierige Situation, Zeit oder Höhe- beziehungsweise Wendepunkt einer unangenehmen Entwicklung steht. Die andauernde negative wirtschaftliche Entwicklung sollte man daher weniger „Krise" nennen, sondern besser Niedergang. Auch der Autor sollte besser von Niedergang oder über die schleichende Verschlimmbesserung schreiben, wenn es um die Landwirtschaft, den Wasserhaushalt und Geldwirtschaft geht. Da der Wende- und Höhepunkt noch nicht erreicht sind, wird daher von der zukünftig erwarteten Krise gesprochen.

    Kapitel 2 könnte auch ein Unterkapitel des zweiten Kapitels sein, da Wasser die Essenz der Landwirtschaft ist und jedes Wasserproblem auch zu einem Problem in der Landwirtschaft ausartet. Der schwierige Balanceakt zwischen dem durststillenden Wassereinsatz und der Verwendung in der fütternden Landwirtschaft soll an einigen Problemregionen verdeutlicht werden. Ebenso werden wissenschaftliche Erkenntnisse und Datensammlungen dazu verwendet, um den globalen unausgeglichenen Zustand der sauberen Wasserdepots zu beschreiben.

    Kapitel 3 geht auf die Landwirtschaft ein, die sich trotz steigendem Output seit über 35 Jahren im Niedergang befindet. Die vergangenen historischen Entwicklungen sollen aus Sicht der Landwirte und der Verbraucher beschrieben werden, um ein ganzheitliches Bild zu erlangen. Dabei wird mit den Babyloniern und Römern beginnend über die Zeit des Mittelalters bis heute das wirtschaftliche und soziale Umfeld miteinbezogen und interpretiert. Die Probleme des Landwirts werden darüber hinaus im internationalen Vergleich erörtert und in den wirtschaftlichen Kontext gestellt.

    Kapitel 4 ist das zentrale Thema dieses Buches. Hier treffen sich die 3 Themenschwerpunkte, wenn wahrscheinlich die Probleme bei Wasser und Landwirtschaft ein zentralbankgesteuertes Wirtschaftssystem auflösen. Heute verschwimmen die direkten Beziehungen untereinander in einem komplexen globalen Handelsnetz, das durch politische Umverteilung des Geldflusses und politischer Manipulation der liquiden Mittel besteht. Anhand der Veränderung der Anteile bestimmter Nationen am Bruttoweltsozialprodukt zeigen sich die globale Umverteilung und Umwandlung von Kapital, zukünftige Krisenregionen und Nationen mit zu erwartendem Fortschritt und Neuaufbau. Der Bedarf an zusätzlichen Ressourcen, der sich entwickelnden Regionen, steht dabei in Konkurrenz zu den bereits entwickelten Regionen und heizt damit einen Kampf um die Ressourcen der Welt an, die in diesem Prozess immer stärker in Anspruch genommen werden. In diesem Rahmen zwängen sich Währungsbewegungen, Geldmengenerhöhungen und daraus entstehende Blasen verschiedener Anlageklassen. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass vor allem die Inflation verursacht durch steigende Energie- und Nahrungsmittelpreise im Epizentrum der Veränderungen stand. Anhand von Beispielen wird dies verfolgt und auf die Probleme für unser heutiges Wirtschaftssystem hingewiesen, das durch unglaubliches Kreditwachstum entstanden ist. Viele Exzesse und Fehlallokationen von Kapital lassen sich auf geringe Inflationsraten durch billige landwirtschaftliche Produkte, wachsende Schuldenberge bei Verbraucher, Unternehmen und Staaten, sowie dem Umverteilungsdrang einer sozialen Marktwirtschaft zurückführen.

    2 Die Wasserkrise

    2.1 Die Geschichte rund um das Wasser

    Das Wasser gilt als der Geburtsort der Entstehung vom Leben auf unserem Planeten und ist der Motor, der unsere wichtigsten Stoffwechselvorgänge und Elementarprozesse antreibt. Ohne Wasser werden wir nicht ernährt und das Klima auf unserem Planeten wäre für uns lebensfeindlich. Wasser ist also, wie schon der griechische Philosoph Thales von Milet ca. 550 v. Chr. sagte, der Urstoff allen Seins. Diese zentrale Bedeutung des Elements Wasser manifestierte sich besonders in den Mythologien und Religionen verschiedener Kulturen, welche sich der Bedeutung für das Leben bewusst waren. Das beweisen auch die ersten verabschiedeten Gesetze, die das Wasserrecht regeln sollten und maßgeblich an der Entwicklung der ersten zentralistischen Zivilisationen in China (am Fluss Hoang Ho) und Indien (am Fluss Indus), sowie den parallel entstandenen Zivilisationen in Mesopotamien (an Euphrat und Tigris) und Ägypten (Nil) beteiligt waren. Als einer der ersten Gesetzestexte regelte der Ur-Nammu Codex, der heute allerdings nicht komplett erhalten ist, neben den Kapitalverbrechen auch den Wasserdiebstahl. Der wohl am besten dokumentierte und so gut wie vollständig erhaltene Gesetzestext ist der Codex Hammurapi des gleichnamigen babylonischen Königs ca. 1700 v. Chr. Der auf einem Marmorstein mit 8.000 Wörtern festgehaltene Text beschreibt das Staatsrecht, Bürgerrecht, Wirtschafts- und Wasserrecht, das vor allem die Landwirtschaft und den Geldverkehr regeln und schützen sollte. Weitere Schutzgesetze für das Wasser und seine Reinheit sind von den Römern bekannt. Eine Verschmutzung des öffentlichen Wassers wurde mit einer Bußgeldstrafe von bis zu 10.000 Sesterzen verfolgt, was umgerechnet ca. das vierteljährliche Einkommen eines Arbeiters entsprach [153]. Nachdem die Griechen schon über die Technik der Abwasserentsorgung verfügten, wurden diese von den Römern schon ca. 500 v. Chr. mit der Cloaca Maxima perfektioniert. Heute zeugen die Überreste und Ausgrabungen im Forum Romanum und der berühmte Kanaldeckel Bocca della verita, zu sehen in der Kirche Santa Maria, von den ersten Abwassersystemen. Der Wasserbedarf der Römer, die durch ihre öffentlichen und privaten Thermen, Bäder und Toiletten kein Wasser sparten, wurde mit dem Bau der Wasserleitung Aqua Appia (312 v. Chr.) über riesige Aquädukte [153] gedeckt. Das Abwasser wurde in den Tiber geleitet und verschmutze diesen ca. 200 n. Chr. auf dem Hochpunkt der Stadt Rom in ausgeprägtem Maße. Das Beispiel der Römer zeigt klar auf, wie wichtig das Wassersystem für eine stark wachsende Stadt wie Rom war und das über mehrere Jahrhunderte durch entsprechendes Wassermanagement bestand haben konnte.

    Von der Zeit nach dem Römischen Reich bis ins späte Mittelalter wurde weniger überliefert, so dass wir weniger der Geschichte rekonstruieren können. Die Monumente über Pest und Cholera sowie anderen Seuchen deuten jedoch darauf hin, dass die Hygiene und Wasserversorgung damals besonders schlecht war. Beispiele sind die Pestsäulen in Wien, München, Linz, Prag, Fulda und Klagenfurt. Vermutungen diverser Historiker sagen aus, dass die Wasserqualität so schlecht war, dass man mehr durch Alkohol und Hitze desinfizierte Getränke wie beispielsweise Wein und Bier zu sich nahm. Die Geschichten von alten Brauereien, die damals boomten, belegen den exzessiven Alkoholkonsum, wenn man sich zum Beispiel Regelungen ansieht, die jedem Arbeiter täglich 5 Liter Bier zusprachen. Auch die wirtschaftliche Entwicklung und der Fortschritt, die von Wasser gespeist werden, blieben damals Jahrhunderte lang im Stillstand. Der Hauptgrund dafür war wahrscheinlich dem zerstörerischen politischen System geschuldet, das keine freie Entwicklung zuließ. Seit dem 14. Jahrhundert sind die sogenannten Brunnenmeister bekannt, die sich um das öffentliche Wasser der Städte kümmerten und für dessen Reinheit zuständig waren.

    Durch die spätere industrielle Entwicklung vor allem an den Flüssen, welche der Industrie als Wasser- und Abwasserversorgung dienten, wurden schnell aus den Biotopen mit enormem Fischreichtum stinkende Kloaken. Der fischreiche Rhein ernährte mit seinen jährlich gefangenen 85.000 Tonnen Lachs [153] - als Essen der armen Leute - einen großen Teil der Bevölkerung. Mit der Entwicklung der Dampfmaschine und der chemischen Industrie wurden anfangs besonders Flüsse in Europa verunreinigt. Extrembeispiele waren der Rhein in Deutschland und die Themse in London. Vom Jahre 1858 ist die berühmte Begebenheit überliefert, dass eine Sitzung im Unterhaus abgebrochen werden musste, weil der Gestank der Themse unerträglich war [102]. Bei McNeill [155] ist die Geschichte zu finden, dass 1866 die Wasserqualität der Calder in Nordengland von Tinte gleichzusetzen war und dies wurde bewiesen, indem der Bericht zum Teil mit dem Flusswasser geschrieben wurde. Durch den Bau von Abwasser- und Kläranlagen in den 1920er und 1930er Jahren wurde die Verschmutzungssituation in Europa wesentlich verbessert. In den USA wurde etwas später ab 1972 der Clean Water Act verabschiedet, der unter Druck der Bevölkerung entstand, als am 22.6.1969 in Ohio der Cuyahoga River durch die chemische Verunreinigung brannte. Die abwandernde Industrie nach Asien und insbesondere China, führte mit der sich dort entwickelnden Industrie Ende des 20. Jahrhunderts zu den gleichen Konsequenzen in asiatischen Flüssen und Seen wie es damals in Europa der Fall war. Es ist abzusehen, dass sich auch dort neue Wassergesetze und Richtlinien etablieren werden, wenn man nicht den wirtschaftlichen Kollaps riskieren will.

    Heute wird das Wasserrecht in Europas ältester Rechtsinstitution (gegründet ca. 960 n. Chr.) beim Wassergericht in Valencia behandelt. An diesem Ort werden heute die juristischen Duelle von Großkonzernen ausgefochten, die die öffentliche Wasserversorgung Europas privatisieren wollen. Wie diese Geschichte weitergeht und wer als Gewinner aus dem Wasserpoker hervorgeht, bleibt noch ungewiss.

    2.2 Globale Wasserverteilung

    Bei Betrachtung unseres blauen Wasserplaneten stellt sich die Frage, wieso wir bei einer zu ca. 71% mit Wasser bedeckten Erdoberfläche mit Wasserproblemen zu kämpfen haben. Denn in der Tat ist die Ressource Wasser mit einem Volumen von 1, 386 Milliarden Kubikkilometer [43] so groß, dass jeder Erdbewohner (bei ca. 7. Mrd. Menschen) einen Wasserwürfel der Kantenlänge von 585 m zu Verfügung hat. Das Problem besteht darin, dass davon 96,5% [123] Salzwasser ist und nur 1,77% in nicht-eisförmigen Zustand von uns als Süßwasser verwendet werden kann. Der sich daraus ergebende nutzbare Würfel mit einer Kantenlänge von 152 m pro Mensch ist darüber hinaus verteilt in Grundwasser (23,5 Mio. km³), Flüsse und Binnenseen (190.000 km³), der Atmosphäre 13.000 km³, des Bodens 16.500 km³ und der Lebewesen (1.100 km³) [308]. Aus den Zahlen wird klar, dass das Grundwasser mit Abstand der größte Wasserspeicher ist. Betrachtet man den Zu- und Abfluss des Wassers, dann zeigt sich ein anderes Bild. Der Wasserumschlag der Atmosphäre durch Verdunstung und Niederschlag liegt mit 557.000 km³ pro Jahr weit vor dem Grundwasser mit 12.600 km³ und dem Durchfluss des Oberflächenwassers mit 44.700 km³/Jahr [3]. Ein genaueres Bild zeigt uns die Verweildauer der verschiedenen Wasserarten auf. Während das Grundwasser ca. 1400 Jahre, das Oberflächenwasser 20 Jahre und das Atmosphärenwasser nur 0,02 Jahre an seinem Ort bleibt, zeigt klar, dass die wichtigste Wasserquelle die atmosphärische Wasserpumpe ist. Die Tatsache, dass wir unseren 152 m großen Würfel niemals leertrinken können, da sich dieser durch den globalen Wasserkreislauf durch Verdunstung des Meerwassers und Herabregnen auf das Festland immer wieder auffüllen will, macht es schwierig auf globaler Ebene das Wasserproblem ablesbar zu machen.

    Abbildung 2.1: Verteilung des globalen Süßwassers in Relation zur Verteilung der Weltbevölkerung. Berechnet aus Daten der FAO [74].

    Die Übersicht der globalen Süßwasserressourcen und der Bevölkerungsverteilung je nach Kontinent zeigt grob, dass eine gewisse Unausgeglichenheit besteht. Während pro Kopf bezogen Nord- und Südamerika im Wasserüberfluss leben, zeigt sich in Asien trotz der größten Süßwasserreserven eine deutlich schlechtere Bilanz. Diese erste Verallgemeinerung zeigt klar, wie ungleichmäßig das gesamte nutzbare Wasser verteilt ist. Darüber hinaus muss man berücksichtigen, wie schnell sich das Wasser wieder durch Niederschlag erneuert. Dementsprechend besitzt Europa zwar keine reichen Süßwasserreservoirs, aber proportional zu der Bevölkerung gesehen erneuert sich das Wasser ausreichend. In Anbetracht obiger Abbildung stehen vor allem Afrika und Asien am Schluss der Liste der Wasserverfügbarkeit pro Kopf bezogen. Vergleicht man die globalen Ungleichgewichte mit dem erwähnten nutzbaren Wasserwürfel, besteht jedoch immer noch kein akuter Durst für den Menschen. Das ändert sich, wenn man sich die Nutzung unseres Trinkwassers ansieht und auch dessen Qualität miteinbezieht.

    2.3 Wasserkonsumenten

    Der exponentielle Zuwachs der Bevölkerung der letzten 100 Jahre hat im Gleichschritt zu einem doppelt so starken Anstieg des Wasserverbrauchs geführt. Heute verbrauchen wir ca. 6-mal so viel Wasser wie vor 100 Jahren. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO haben weltweit 780 Millionen Menschen immer noch keinen sauberen Trinkwasserzugang. Vor allem in der Subsahara-Region haben nur 30% der Bevölkerung, in Südasien 41%, in Ozeanien 55% und in Ostasien 66% Zugang zu sauberem Trinkwasser [43].

    Im globalen Durchschnitt geht unser Wasser heute zu ca. 70% in die Landwirtschaft, 19% in die Industrie und 11% in den öffentlichen Wasserkreislauf. Diese Gewichtung ist aber in jedem Land unterschiedlich.

    Abbildung 2.2: Globale Aufteilung der Wasserkonsumenten aus Daten der FAO [74].

    Die Industrie verbraucht zum Beispiel in Nordamerika 42% und in Europa sogar 55% des gesamten Wassers. Dagegen verbraucht ein Land wie zum Beispiel Turkmenistan 95% in der Landwirtschaft, weil durstige Kulturen wie Baumwolle angebaut werden. Umgerechnet auf den pro Kopfverbrauch ist dieses Land der größte Wasserverbraucher mit 5952 m³ pro Jahr (Zahl von 2004) [73]. Im Vergleich mit anderen ausgewählten Ländern zeigt sich, dass die BRICS (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) weit hinter den USA, zurückbleiben.

    Abbildung 2.3: Wasserverbrauch pro Kopf und Jahr für ausgewählte Länder. Daten von Aquastat [73]. In Klammern das Jahr der entsprechenden Zahlen.

    Da nun die drei großen Wasserkonsumenten Landwirtschaft, Industrie und öffentliche Versorgung identifiziert wurden, soll deren Wasserzusammensetzung ein deutlicheres Bild abgeben, woher dieses Wasser stammt. Die Landwirtschaft bezieht den größten Teil mit 71% aus Oberflächenwasser wie Flüssen und Seen und etwa 17% aus dem Grundwasser. Ein Staat wie Kalifornien, der zum Beispiel ca. 44% aus dem Grundwasser pumpt, ist allerdings auch keine Ausnahme. Damit ist klar, dass die Oberflächengewässer den größten Beitrag für die Nahrungsmittelproduktion ausmachen. Vermindert sich diese Ressource oder wird verunreinigt, spiegelt sich dies direkt in der Quantität und der Qualität der Lebensmittel wieder. Die Industrie verwendet mit 87% sogar einen noch größeren Anteil des Oberflächenwassers und entnimmt nur ca. 12% aus dem Grundwasser. Der große Oberflächenwasseranteil begründet sich aus dem Bedarf für Kühlwasser, für den die Wasserqualität weniger entscheidend ist. Für die Trinkwasserversorgung wird dagegen Grundwasser und Oberflächenwasser zu gleichen Teilen in Anspruch genommen. An dieser Stelle sollte noch die Meerwasserentsalzung mit 3,5% Erwähnung finden, denn dieser Anteil nimmt stetig zu. In den Vereinigten Arabischen Emiraten kam schon im Jahr 2005 23% des Wassers aus Meerwasserentsalzung [73]. Heute bedient die größte Meerwasserentsalzungsanlage Dschabal Ali den Großteil der Wasserversorgung in Dubai. Obwohl die Meerwasserressource quasi unendlich zur Verfügung steht, wird aktuell der Beitrag zur Wasserversorgung durch seine Energieintensität beschränkt. Staaten und Investoren investieren massiv in die Forschung effizienter Entwässerungsmethoden, da darauf spekuliert wird, dass in Zukunft damit sehr viel Geld verdient werden könnte. Berücksichtigt man den geringen Anteil des Trinkwassers am gesamten Wasserbedarf, verdeutlicht sich, warum die Meerwasserentsalzung für die Landwirtschaft keine große Bedeutung haben kann. Folgende Abbildung zeigt deutlich, wie wichtig die Atmosphäre mit immer frischem Wasser für die Landwirtschaft und Industrie ist. Man kann darauf basierend behaupten, dass in Regionen ohne ausreichend Regen, langfristig nicht ohne zusätzliche Maßnahmen gewirtschaftet werden kann.

    Abbildung 2.4: Wasserquellen für die Landwirtschaft, Industrie und Trinkwasserversorgung aus [311]

    Ein besonderer aber nicht zu unterschätzender Konsument ist die Leitungsinfrastruktur selbst. In machen Ländern ist das Rohrnetz marode und leckt in unbekanntem Ausmaße. Betroffen sind viele afrikanische Länder wie Beispielsweise Südafrika, Sierra Leone oder lateinamerikanische Länder wie Mexiko. Im Prinzip ist dieses Problem global.

    In unserer globalisierten Welt muss man auch den Wasserkreislauf berücksichtigen, der durch den weltweiten Transport von Gütern entsteht, denn für deren Produktion wird immer mehr Wasser benötigt. Je nach Produkt oder Rohstoff wird eine bestimmte Menge an Wasser benötigt. Dieses Wasser wird allgemein unterschieden in Blaues Wasser, Grünes Wasser und Graues Wasser. Das Blaue Wasser wird definiert als sauberes Oberflächen- und Grundwasser von reinem Charakter. Das Grüne Wasser ist Niederschlagswasser, das nicht oberflächig in Flüssen abläuft oder im Grundwasser versickert, sondern in den oberen Bodenschichten und den Pflanzen verbleibt. Mitberücksichtig ist auch die Wasserabgabe durch Respiration der Pflanzen. Das Graue Wasser stellt Wasser dar, das nicht zur Herstellung direkt verwendet werden muss. Es wird herangezogen als das Wasser, das eine bestimmte Menge an Verschmutzung aufnimmt, um immer noch gewissen Standards zu genügen. Im Prinzip ist es Verdünnungswasser für die anfallende Belastung aus der Produktionskette eines Gutes. Diese Definition wurde eingeführt, um sich ein besseres Bild über die Wassermenge zu machen, die zur Erzeugung für eine bestimmte Menge eines Produktes benötigt wird. Dies soll an einem vereinfachten Beispiel zweier Jeans, die in Deutschland gekauft und einmal in Syrien sowie das andere Mal in Indien produziert wurden, verdeutlicht werden. Für die Produktion einer Jeans benötigt man Baumwolle. Diese muss zu Fäden verarbeitet werden, welche dann zum Textil verwoben werden und anschließend durch Färbung, Zuschnitt und Nähen zur fertigen Jeans verarbeitet wird. Anschließend wird sie nach Deutschland ins Geschäft transportiert. Auf dem Weg dorthin wird bei jedem Prozess Wasser benötigt, um die Rohstoffe und Verarbeitungsmittel herzustellen. Syrien ist nach Chapagain et al. [36] das Land mit dem größten Wasserbedarf für Baumwollfelder. Es hat einen sehr geringen Niederschlag und muss daher stark bewässern. In Indien dagegen ist der Anbau durch einen mittleren Niederschlag und teilweiser Bewässerung geprägt. Umgerechnet hat Syrien einen Bedarf an Grünem Wasser von 34 mm und Blauem Wasser von 1.275 mm. Das ergibt für ein Baumwollfeld in Syrien 1.309 mm insgesamt, was verglichen mit Indien bei 538 mm einen Faktor von 2,5 ergibt. Beachtet man den Unterschied von Blauem Wasser ergibt sich sogar ein Unterschied vom 9,5-fachen (Indien mit 134 mm Blauem Wasser). Die Wetter und Bodenbedingungen dagegen begünstigen die Erträge in Syrien soweit, dass für ein Kilo Baumwolle „nur" 3.339 Liter in Syrien und 8.662 Liter Wasser in Indien benötigt werden um 1 kg Baumwolle herzustellen. Auf die fertige Jeans auf 1.000 g bezogen sieht die Bilanz folgendermaßen aus: Die indische Jeans hat 21.563 Liter virtuelles Wasser benötigt und die syrische 8.618 Liter. Bei Frischwasser liegt dagegen die syrische vorne, da 8.405 Liter Blaues Wasser im Vergleich zu Indien 5.726 Liter benötigt wurden.

    Anhand dieses Beispiels und der großen virtuellen Wassermengen wird klar, dass durch Textilien enorme Wassermengen aus einem Land exportiert werden. Nach Berechnungen von Chapagain et al. exportieren China 26,11 Gm³, Indien 25,66 Gm³ und Pakistan 16,56 Gm³ Wasser durch Baumwollprodukte. Zur Verdeutlichung sind 1 Gm³ = 1.000.000.000.000.000.000.000.000.000 m³. Insgesamt ist Baumwolle für 2,6% des globalen Wasserverbrauchs verantwortlich.

    Aus dem Beispiel wird klar, dass jedes Produkt einen anderen Wasserfußabdruck hat. Um einige wasserdurstigen Rohstoffe zu nennen sind beispielhaft einige Produkte im Folgenden aufgelistet. Vor allem die Nutztiere sind durch ihren entsprechenden Kalorienverbrauch wahre „Säufer". Rindfleisch hat zum Beispiel mit 15.415 Liter pro Kilogramm Fleisch einen mehr als dreifach so hohen Wasserbedarf wie Hühnerfleisch oder 10-mal so viel wie Getreide. Der zunehmende Wohlstand in Schwellenländern und dem wirtschaftlich stark aufstrebenden China hat in den letzten 50 Jahren zu einem Wandel im Konsumverhalten geführt. Während Anfang der 60er Jahre nur 4 kg Fleisch pro Kopf und Jahr verzehrt wurden, stieg der Bedarf auf über 13,7 kg im Jahr 1980 und lag 2005 schon mit ca. 60 kg im Bereich der Industrieländer (2005: 82,1 kg pro Kopf und Jahr) [43].

    Der virtuelle Wasserverbrauch von Metall wie zum Beispiel bei Aluminium mit ca. 100.000 Liter/kg oder ein PKW mit ca. 250.000 Liter/kg wurde nicht eingefügt, sonst würde man die Skala bei Weitem sprengen. Damit wird klar, dass vor allem in industriellen Produkten sehr viel Wasser steckt. Vor allem beim Bergbau wird sehr viel Wasser benötigt.

    Abbildung 2.5: Virtueller Wasserverbrauch in Liter/kg verschiedener Produkte aus [35] und [36]

    Aus Gründen des Betriebsgeheimnisses und der Komplexität bei den Prozessen im verarbeitenden Gewerbe, können wir heute nur unzureichend genau den Anteil des Grauen Wassers für bestimmte Produkte beschreiben. Es besteht jedoch die Möglichkeit, aufgrund der offensichtlichen Wasserverschmutzung bei entsprechender Wasserqualität Rückschlüsse auf die Quelle und die Ursache zu ziehen. Es bleibt nur abzuwarten, bis neuere Erkenntnisse ein detailliertes Bild über die dunkle Seite der Produktionsabläufe enthüllt. Im Folgenden soll zusammengefasst werden, was wir schon heute wissen und wie der Verschmutzungsgrad bestimmter Gewässer der Erde aussieht.

    Für einen vertiefenden Blick in den virtuellen Wassertransport rund um den Globus sei auf die Homepage vom Water Footprint Network hingewiesen [115] bzw. auf die umfangreiche Literatur von Chapagain.

    2.4 Wasserverschmutzung

    Alles ist aus dem Wasser entsprungen!!

    Alles wird durch Wasser erhalten!

    Ozean, gönn uns dein ewiges Walten.

    Wenn du nicht in Wolken sendetest,

    Nicht reiche Bäche spendetest,

    Hin und her nicht Flüsse wendetest,

    Die Ströme nicht vollendetest,

    Was wären Gebirge, was Ebnen und Welt?

    Du bist's der das frischeste Leben erhält.

    Mit diesen Versen hatte der Naturwissenschaftler Goethe schon Anfang des 19. Jhd. versucht zu erklären, dass der Wasserkreislauf unser Lebenselixier ist. Leider vergaß er zu erwähnen, dass die Menschen diesen Kreislauf auch sauber halten sollten, denn heute findet man in jedem Land übermäßige Wasserverschmutzung. In einigen Ländern der Erde hat sich der Zustand verbessert, weil die stark verschmutzende Industrie sich durch Reglementierung und aufgrund von Wettbewerbsfähig in andere Länder verlagert hat. Dafür bestehen nun in diesen Teilen der Erde erhebliche Verschmutzungsgrade der Wasserressourcen. Dies ist nicht nur bei den Oberflächengewässern der Fall sondern betrifft auch das Grundwasser.

    Auf dem europäischen Kontinent wurde die erste Kläranlage 1882 in Frankfurt in Betrieb genommen, um das Abwasser wieder in den Ursprungszustand zurückzuversetzen. Während in Deutschland alle Großstädte ihr Wasser reinigen, wird weltweit ca. 80% des Abwassers ungeklärt in Flüsse, Seen oder ins Meer geleitet. Bei Entwicklungsländern liegt die Quote sogar bei 90% [43]. Da heute sehr viele Chemikalien, Medikamente und Hormone eingeleitet werden, ist es nicht möglich, alles zu entfernen. In verschiedenen Reinigungsstufen, die hintereinandergeschaltet sind, kann von groben bis feinen Verschmutzungen der Großteil entfernt werden. Jedes Becken einer Kläranlage ist für die Entfernung bestimmter Verunreinigungen konzipiert. So werden zum Beispiel anfangs mit Rechen Grobteile, mit Sandfang feine Partikel und im Belebungsbecken mittels aeroben Bakterien unter Sauerstoffzufuhr ein Großteil der Mikroorganismen abgebaut. Problematisch für die Trinkwasserqualität sind Medikamente und Hormone, die durch ihre hohe Wasserlöslichkeit in keiner Kläranlage herausgefischt werden können. Durch den mehrfachen Gebrauch des geklärten Wassers bleiben diese Stoffe daher im Wasserkreislauf erhalten und reichern sich stetig an. In Deutschland ist das Trinkwasser, trotz der nach internationalem Vergleich hohen Standards vor allem versetzt mit Blutfettsenkern (Clofibrinsäure), Schmerzmitteln, Antirheumatika (Ibuprofen, Diclofenac) und diversen Analgetika [213]. Mit dem Medikamentenkonsum gelangen somit mehrere Tonnen jeden Tag in den Wasserkreislauf [286]. Auch das synthetische Hormon der Antibabypille wie Estradiol kann die Kläranlage passieren und gelangt in Flüsse und Seen. Es wurde festgestellt, dass durch die Anreicherung von 17-alpha-Ethinylestradiol in Gewässern männliche Fische statt Spermien Eier produzieren und somit deren Fortpflanzung beeinträchtigen [214]. Langfristig sind die Folgen auf die Umwelt noch nicht abzuschätzen, doch klar ist, dass die Wasserqualität nicht mehr besser wird, solange keine neue Kläranlagengeneration konstruiert und auch eingesetzt wird.

    Die Landwirtschaft als größter Wasserabnehmer ist auch einer der größten Verschmutzer. Durch den Einsatz von Düngemittel, Insektiziden und Pestiziden gelangen große Mengen in den Wasserkreislauf und bringen das natürliche Gleichgewicht zum Kippen. Als Dünger wird vor allem Stickstoff, Kalium und Phosphor ausgebracht, weil diese drei Stoffe für Pflanzen essentiell sind. Die Vorratsdüngung mit Stickstoff kann durch den Boden nicht so schnell gespeichert werden, wie sie ausgebracht wird. Daher gelangen große Mengen Nitrate ins Grundwasser und belasten unser Trinkwasser. Die Grenze von 50 mg/l wird von mehr als der Hälfte der Überwachungsmessstellen in Deutschland überschritten und ist unter anderem ein Grund für den hohen Mineralwasserkonsum und den Verkauf von nitratarmem Wasser. Durch Ausschwemmung und Abfluss gelangen auch große Mengen ins Meer was dort zum lokalen Umkippen führen kann. Ein solcher Fall ereignete sich beispielsweise 2011 vor der Küste der Bretagne in Frankreich, als

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