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Und Dein Körper weiß es doch besser
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eBook397 Seiten5 Stunden

Und Dein Körper weiß es doch besser

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Über dieses E-Book

Dieses in Tagebuchform geschriebene Buch beschreibt Tims Erfahrungen mit dem, was der Mediziner heutzutage als Burnout bezeichnet. In sehr persönlich und emotional geschriebenen Kapiteln beschreibt er, als hochsensibler Mann, dem Leser seine tiefgehenden Sorgen, Gedanken und Lösungsansätze, die ihn auf seinem steinigen Weg begleitet haben.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum8. Juli 2021
ISBN9783347334113
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    Buchvorschau

    Und Dein Körper weiß es doch besser - Tim Beck

    19.05.2019 Wer ich war…

    Hätte mich jemand heute gefragt, wer ich denn sei, und was ich so erlebt hätte, hätte ich vermutlich folgendes erzählt. Ich bin fast 49 Jahre alt, und aktuell als Schichtleiter in der Einsatzzentrale eines global agierenden Konzerns angestellt. Geboren als Sohn zweier liebevoller Eltern, mit einem 7 Jahre jüngeren Bruder, der einer ähnlichen Tätigkeit bei einem großen Chemieunternehmen nachgeht. Nach erfolgreichem, wenn auch nicht zu erfolgreichem Abitur an einem namhaften Gymnasium, folgte die Wehrpflicht bei der Marine. Meine Jugend verbrachte ich vorwiegend bei so ziemlich jeder möglichen Sportart. Ich war beim Fußball sogar einige Monate in der Landesauswahl als Torwart aufgestellt, habe dann aber aus allen möglichen, persönlichen und schulischen, Gründen, die wilden Hoffnungen meines Trainers zunichte gemacht. Mein eigentlicher Traumberuf war Pilot, doch dazu später mehr. Mein Vater arbeitete als Produktmanager, während meine Mutter seit der Geburt meines kleineren Bruders zu Hause war, und christlich katholisch liebevoll für unser aller Wohl sorgte.

    Mein Traumberuf Pilot platzte allerdings ziemlich schnell und unspektakulär. Ich war leider ohne jegliche Vorbereitung nach Hamburg zum Auswahlverfahren gereist, komplett davon überzeugt, dort jeden Test mit links zu bestehen, wo doch bisher auch alles irgendwie einfach geklappt hatte. Nachdem „allgemeine Flugzeugkunde und Kopfrechnen" unter den erforderlichen Prozenten lagen, war der Traum erst einmal ausgeträumt.

    Tja, was macht man nun, nachdem der Traumjob geplatzt war und es eigentlich keinen Plan B für mich gab? Na, Studieren… was sonst… nur was?

    Hier, und daran kann ich mich gut erinnern, kam mein Vater auf den Plan. Er, der wirkliche Held meiner Jugend, sportlich, sympathisch, humorvoll und auch erfolgreich, und alles aus eigener Kraft erreicht, kannte die richtigen Leute zur richtigen Zeit. Prompt hatten wir einen Termin, bei einer Unternehmensberatung mit einem Headhunter. Der Bekannte meines Vaters erörterte mir, bzw. uns, nun den idealen Werdegang für mich. Dieser sah folgendermaßen aus: Kaufmännische Ausbildung bei Procter & Gamble, danach Studium der Betriebswissenschaften, danach ein Jahr nach England oder in die USA… und schon würde mir die Geschäftswelt zu Füßen liegen.

    Nun, was soll ich sagen, ich hasste es, Krawatten und Anzüge zu tragen, fand edle Schuhe eigentlich immer nur unbequem, und hielt mich von „Schnöseln" auch am liebsten fern. Ich hatte von Wirtschaft so gut wie keine Ahnung, Geld, von dem ich auch nicht wirklich viel hatte, war zum Ausgeben da, …

    Aber, da die das ja wissen müssten, übersprang ich die Ausbildung und wurde gleich Student … BWL sollte es sein. Und weil man dabei nichts verdient, suchte ich mir einen Job bei DHL, damals noch ein reines Kurierdienstunternehmen. Hier sortierte, scannte und schleppte ich Pakete, morgens von 04:30 Uhr bis 07:30 Uhr, was ein pünktliches und ausgeruhtes Studieren schon das ein oder andere Mal erschwerte, zumal meist alle Plätze im Hörsaal weg waren.

    Nun träumte ich mehr von einem Stipendium für Meeresbiologie in Kalifornien. San Diego fand ich toll, hatte ich es doch nach dem Abitur kennen und lieben gelernt. Surfen, Beachvolleyball, Partys und tolle Mädchen am Strand, nur von Meeresbiologie hatte ich keine Ahnung. Na gut, beim Abi war Biologie eines meiner Leistungsfächer gewesen, neben Sport und Englisch, eben prädestiniert, um mal ein „Großer" in der Wirtschaft zu werden….

    Während der Oberstufe am Gymnasium kam der zweite Schicksalsschlag in meinem wirklich leichten und unbeschwerten Leben. Der erste war der für mich plötzliche Tod meiner über alles geliebten Oma auf Sylt gewesen. Hier hatte ich unglaublich viel Zeit verbracht. Sylt war mein zweites Zuhause, und sie war eine Super- Omi wie aus dem Bilderbuch. Silberne Locken, immer ein liebes und freundliches Lächeln auf dem Gesicht, sie kannte alles und jeden im Ort. Sie vermietete und betreute Zimmer und Ferienwohnungen, war Organistin in der evangelischen Kirche und trank jeden Morgen einen Klaren mit dem Postboten. Dazu bestimmt später mehr.

    Der zweite Schicksalsschlag traf mich so was von unvorbereitet und wirklich heftig, dass ich heute nicht einmal mehr weiß, wann genau es war. Die erste wirklich große Liebe meines Lebens rief mich an, um mir nach knapp 3 Jahren mitzuteilen, dass sie mich verlassen würde. Sie hatte auf einer Party einen 1,90 Meter großen türkischen Boxer kennengelernt, mit dem Sie nun zusammen sein wollte. Ich hatte ihn vorher mal gesehen, er hatte mir erzählt, dass er scharf auf sie sei. Ich hatte mir nicht wirklich etwas dabei gedacht, sah daher auch keinen Sinn darin, mich mit ihm anzulegen. Wer sich in Boxerkreisen auskennt, könnte sich eine ziemliche Ähnlichkeit zu Marko Huck vorstellen.

    Nun ja, und so kam es, dass wir, nachdem wir noch eine letzte wirklich wunderschöne Nacht miteinander verbrachten, von nun an getrennte Wege gingen. Sie, scheinbar glücklich, ich zu Tode getrübt. Was macht man nun in so einer Zeit? Ich ging zur Marine, 12 Monate weit weg, auf einem Schiff, und nur von Männern umgeben. Ich war froh und dankbar als diese Zeit vorbei war, wirklich wohl habe ich mich dort nie gefühlt. Ich kam zwar mit jedem zurecht und erledigte alles Nötige, aber die Zeit ging vorbei, und Liebeskummer hatte ich noch immer. Und so kam dann eine Zeit, die im Nachhinein leicht selbstzerstörerisch war. Ich machte Sport wie ein Irrer, sprang vom 10 Meter Turm, fuhr Auto und Fahrrad wie ein Henker, und natürlich „musste" ich mit American Football beginnen. Mein bester Freund nahm mich mit, und es gefiel mir, weil es so schön knallte. Leider knallte es im ersten Spiel für die neue Mannschaft gleich so heftig, dass ich nach einem heftigen Tackling so verletzt vom Feld hinkte, dass an Weiterspielen nicht zu denken war. Der Trainer meinte, ich solle mich kurz ausruhen und mich nicht so anstellen. Ich aber war der Meinung, dass der Besuch eines Krankenhauses besser für mich geeignet sei. Tja, es war dummerweise ein Wochenende und der diensthabende Arzt, der sich als Gynäkologe nicht wirklich mit Knochen und Bändern auskannte, verordnete mir einen gefühlt 20 kg schweren Gips und schickte mich nach Hause. Wiedermal die Verbindungen meines Vaters brachten schließlich Gewissheit. Der zufällig bei uns vorbeischauende Freund meines Vaters, ein Chirurg, verordnete mir eine Punktion und einige Tage später eine Knie -Voll- OP mit künstlichem Kreuzband. Das Innenband, Meniskus und Knorpel waren ebenfalls zerstört, an Sport oder Sonstiges war erst einmal nicht mehr zu denken. Ich solle froh sein, wenn ich danach wieder richtig laufen könnte, hieß es. Nach 18 Monaten und zwei weiteren OPs konnte ich wieder laufen und sogar Sport ging einigermaßen.

    Ach ja, bei diesem Chirurgen arbeitete sie, meine zukünftige Frau. Und wie sie selber immer sagte, weil ich im Krankenhaus nicht weglaufen konnte, verliebten wir uns, die zweite Liebe war da. Sie half mir wieder auf die Beine, wir zogen zusammen und machten uns auf, eine Familie zu gründen. In der Zwischenzeit hatte ich neben meinem Studium begonnen, bei meinem jetzigen Arbeitgeber zu arbeiten, und dass, man höre und staune ohne Ausbildung oder abgeschlossenes Studium. Kurze Zeit später wechselte ich zu einer damaligen Tochtergesellschaft. Meine zukünftige Chefin vermisste zwar, wie Sie wahrscheinlich auch, den roten Faden in meinem Leben, war aber so von mir begeistert, dass ich nicht nur den Job bekam, sondern auch in kürzester Zeit aufstieg, und schließlich zum Schichtleiter in der Personaldisposition befördert wurde. Sie war eine tolle Chefin und es war eine tolle Zeit. In der Zwischenzeit hatten wir geheiratet und bekamen 2001 und 2003 unsere wunderbaren Töchter. Wir kauften und bezogen ein Reihenhaus und alles drehte sich um Kinder, Haus und Job. Ein Jahr später bekam ich zum Jahresende eine betriebsbedingte Kündigung wegen der schlechten wirtschaftlichen Situation der Firma. Das Kämpfen begann. Meine Anwältin klagte gegen die Firma, die Kündigungsschutzklage hatte schließlich Erfolg, ich bekam den gleichen Job bei der Konzernmutter. Nach nur 3 Monaten sollte ich ein Team übernehmen, der Kampf ging weiter. Ich war nun nicht nur der Jüngste, sondern auch der Einzige, der jemals einfach so „von außen" Schichtleiter wurde, und hatte nicht nur die Alten in der Abteilung, sondern auch die, die eigentlich glaubten dran gewesen zu sein, und das waren einige, gegen mich. Dazu glaubte man, ich hätte mich ja schließlich eingeklagt, dabei wusste ich nicht einmal, dass diese Stelle zu besetzen war. Nach einigen Monaten hatte ich mich glücklicherweise etabliert, und das Team funktionierte super. In diesem Team war auch Christina, und fasziniert war ich sofort von ihr. Da sie aber anderweitig liiert war, dauerte es einige Jahre, bis wir uns schließlich 2008 ineinander verliebten, und für mich war nach einer tollen, wenn auch sexlosen Nacht klar, dass es für mich keinen Weg mehr zurück in meine Ehe gab. Im Nachhinein wurde mir klar, dass wir uns auseinandergelebt hatten, es war nur noch um die Kids und den Alltag gegangen.

    Es folgte die Trennung, offen und ehrlich, was aber leider nicht verhindern konnte, dass es zum Anwaltsshowdown kam, und für mich in einem Schuldenchaos endete. Ein Jahr später entschied sich meine Exfrau, mit den Kindern zurück in ihre Heimat zu ziehen, es waren ja nur läppische 300 Km bis dahin. Schließlich hatte ich zwar das Haus, allerdings gehörte es eher zu mehr als 110 % der Bank. Nicht, dass ich es unbedingt haben wollte. Es war kein vernünftiger Verkauf zustande gekommen, und so verschuldete ich mich weiter und übernahm es, um sie auszuzahlen. Die Scheidung hat mich ein Vermögen gekostet, und somit war nicht nur das Haus, sondern auch ich überschuldet. Da ich meine Kinder, die wirklich gelitten haben, wenn wir auch versucht hatten, sie aus dem ganzen Schmutzkram herauszuhalten, von Herzen liebte, und alles tat, um sie nicht zu verlieren, plante ich Wochenenden, Urlaub und einzelne Tage ein, um sie abzuholen oder auch nur zu besuchen. So kam es, dass ich 7 Tage Schicht arbeitete, mit Nachtdienst versteht sich, am einzigen freien Wochenende im Monat am Freitag 600 km im Auto saß um sie zu holen, und am Sonntag wieder 600 km unterwegs war, um sie zurück zu bringen. Die Zeit mit ihnen war mir wichtig und heilig. Dazwischen war Programm geplant, von Schwimmen über Klettern, von Kanufahren bis zum Treffen mit meiner restlichen Familie. Ich verpasste keinen Geburtstag, überlebte Schneechaostage auf der Autobahn und doch, war es natürlich nie genug.

    Natürlich belastete das alles auch die Beziehung zu Christina, doch unsere Liebe stand das alles durch.

    Was noch zu erwähnen wäre für später, mit der Unterstützung meiner Exfrau begann ich noch bevor unsere Kinder da waren, meinen Traum wieder aufzunehmen. Neben meinem Beruf absolvierte ich an einer privaten Flugschule meine private und auch die kommerzielle Pilotenlizenz. Ich hatte schließlich alles, um einen Job in einem Cockpit zu übernehmen, und ich glaube auch, dass ich ziemlich gut war. Doch der Job kam leider nie. Die Begründungen bzw. Absagen waren entweder seltsam und nicht nachvollziehbar, oder ich hatte beim Kopfrechnen einen Typen mit Hustenanfall vor mir, und fiel durch. So blieb ich am Boden, aber meine Lizenz hielt ich immer valide, was meinen Schulden auch nicht wirklich guttat.

    In den letzten Jahren schaffte ich es, langsam aber sicher, aus der Schuldenfalle und zum Glück auch aus dem ewigen Streit mit meiner Exfrau heraus zu kommen. Das Geld, mit dem sie mich damals unterstützt hatte, hatte ich natürlich auch zurückgezahlt, gut, sie sah das naturgemäß anders.

    Im Job läuft es super, hab immer alles im Griff, wenn viel los ist, unterstütze ich alle anderen wo es geht, kümmere mich um Einweisungen und Schulungsprogramme und werde aufgrund meines umfangreichen Wissens geschätzt. In meinen Augen könnte es natürlich immer noch perfekter, organisierter und professioneller gehen, aber in einer großen Firma braucht halt alles seine Zeit.

    Die Partnerschaft mit Christina ist schön und ist eigentlich der einzige Ruhepol in meinem Leben. Wir verstehen uns toll, vertrauen uns und haben uns immer was zu sagen, Streit ist extrem selten bei uns. Unser Umgang ist sehr achtsam und liebevoll, und unser Sex ist wunderschön. Wir haben vor einigen Jahren unser Sexualleben verändert, im Sinne von Tantra und Slowsex. Druck und Leistung treten nun in den Hintergrund, das Sinnliche und die Achtsamkeit hat Vorrang, sich wirklich spüren, ohne Akrobatik und so. Wir lieben uns meist lang und ausgiebig. Ich wünsche mir natürlich, ihr immer einen Höhepunkt zu schenken, klappt auch meistens. Ich selbst habe gemerkt, dass es mir bei weitem besser bekommt, nicht jedes Mal zum Höhepunkt zu kommen. Ich bin danach oft extrem erschöpft und ich spare mir daher lieber die Kraft. Die Sexualität ist mir sehr wichtig, denn ich bin inzwischen der Überzeugung, nachdem ich mich sehr viel mit Tantra und auch mit Osho beschäftigt habe, dass die Verbindung zwischen zwei Partnern durch eine liebevolle und achtsame Sexualität bei weitem stärker und inniger wird. Mehr als 11 Jahre sind wir nun schon zusammen und ich liebe sie wirklich. Nachdem sie letztes Jahr schwer krank war, alles aber glücklicherweise überlebt und gut überstanden hat, geht es ihr inzwischen, Gott sei Dank, wieder gut.

    Der Kontakt zu meinen Kindern hat sich auch wieder stabilisiert. Nachdem ich letztes Jahr, wegen Christinas Krankheit, die gemeinsame Urlaubsreise absagen musste, hatten sie nicht wirklich Verständnis gezeigt. Gut 3 Monate war Funkstille, ich schob es auch auf die Pubertät. Wir schreiben und telefonieren regelmäßig und am 28.06. freue ich mich, sie beide wieder mal zu sehen. Christina sagt zwar oft, sie würden sich von sich aus nur melden, wenn sie etwas benötigten, das möchte ich als Vater natürlich nicht so sehen.

    Der Kontakt zu unseren Familien und zu Freunden, von denen wir eigentlich noch nie wirklich viele hatten, ist sehr sporadisch, auch ist dieser eher selten und oberflächlich. Wir scheinen wirklich einfach anders zu sein, aber so waren wir ja eigentlich schon immer. Liegt bestimmt auch an unserer sogenannten Hochsensibilität. Haben Sie noch nie gehört? Ich bis vor ca. 5 Jahren auch nicht. Es bedeutet, u.a. dass man auf Reize jeglicher Art einfach empfindlicher reagiert, dadurch aber auch schneller überfordert ist, einfach bei weitem feinfühliger ist. Mir fällt es zum Beispiel im Büro extrem schwer, Gespräche und Telefonate von Kollegen, die teilweise 15 Meter oder mehr, von mit entfernt geführt werden, auszublenden. Im Restaurant bekomme ich die Gespräche aller Tische um uns herum mit, auf unsere Gespräche versuche ich mich natürlich dennoch zu konzentrieren. Zum Glück bin ich ein sogenanntes Multitasking Talent, ich komme ganz gut klar damit, während Christina es doch oft als sehr anstrengend empfindet. Dennoch bin ich extrem empfindlich was Lärm oder auch laute Musik angeht. Viele Kollegen oder auch mein Bruder können das nicht nachvollziehen, ich solle mich doch nicht so anstellen.

    Das letzte Bier mit meinen beiden langjährigen Kumpels ist auch schon länger her, schade eigentlich, aber so ist es halt.

    Da Christina und ich noch immer und auch echt gut zusammenarbeiten, dreht es sich auch zu Hause oft um die Firma.

    Obwohl, seit gut 6 Monaten ist das alles bestimmende Thema ihre geliebte, jetzt leider schwer kranke Katze. Immer mehr zeichnet sich ab, dass sie wohl nicht mehr lange da sein wird. Da wir beide uns schon seit Jahren mit der Ursache von Krankheiten, dem Zusammenhang zwischen Körper und Geist, der Auswirkung von Ängsten und die tiefgründigen unterbewussten Ursachen hierfür, beschäftigen, versuchen wir beide natürlich alles, um ihr zu helfen. Besonders, seit die Tierärztin weitere Operationen als nicht weiter hilfreich bezeichnet hat.

    Tja, und das Fliegen? Ich besitze noch immer alle notwendigen Lizenzen, falls doch noch mal der Pilotenjob oder das eigene Flugzeug kommen sollte. Erst im März bekam ich mein weiteres OK vom Fliegerarzt, nur fliegen tue ich nicht wirklich viel. In den letzten Jahren waren es mehr oder weniger nur die nötigen Checks, sowie einige Rundflüge. Erst vor einigen Wochen bin ich zuletzt geflogen, um meine Landungen aufrecht zu erhalten. Mann, war das ein Krampf, alles zwar sicher und fliegerisch ok, aber eben ein Krampf. Zweimal hintereinander setzte das Funkgerät kurz vorm Start aus, nachdem ich den Knopf zum Frequenzwechsel gedrückt hatte. Ich musste zurückrollen, dann ging es wieder. Und das Ganze zweimal, mich hielten, glaube ich, alle für bescheuert. Erst nach einem Tausch des Fliegers ging alles prima, obwohl das Funkgerät das gleiche war. Tja, Spaß ist leider anders, kommt aber auch wieder anders. In meinem langen Urlaub im Juni plane ich einige Tage zum Fliegen ein, darauf freue ich mich. Wegen Christinas Krankheit ist der letzte Urlaub auch schon etwas her, aber das Wetter soll ja schön werden.

    Wir haben im Keller zum Glück einen kleinen Sportkeller mit Sauna, so kann ich mich wenigstens immer wieder auspowern oder auch mal am Boxsack abreagieren.

    Ach ja, und einmal in der Woche, ist in der letzten Zeit auch weniger geworden, treffe ich mich mit Mike, meinem Wing Tsun Trainer. Er ist echt ok, alles was ich im Einzeltraining mit ihm lerne, hat, so glaube ich, auch immer etwas mit dem Leben zu tun… nicht verkrampfen, loslassen, in der Entspannung liegt die Kraft, lass deinen Körper reagieren, nicht den Verstand. Er hat gut reden, macht den ganzen Tag nichts anderes, ist 15 Jahre jünger, kein Wunder, dass immer nur ich getroffen werde. Und dann auch immer auf die empfindlichsten Nervenpunkte, schön aufs Brustbein, den Hals oder auch mal auf die Wirbelsäule, natürlich nie wirklich fest, aber für mich doch oft zu fest. Ich muss halt schneller, besser in der Verteidigung und vor allem weniger empfindlich werden. Auch hier ist der Kampf manchmal eher Krampf als Spaß, da muss ich halt durch.

    Das ist bestimmt auch ein Grund für meine ständigen Verspannungen und Verkrampfungen in meiner Muskulatur. Besonders mein Psoas, mein Rücken und mein Nacken sind trotz Dehnungen, Yoga und allen möglichen Mobilisationsübungen kaum weich zu bekommen, das viele Sitzen im Büro tut hier ja auch sein Übriges.

    Ein ganz normaler Alltag eben. Ob es mir gut geht? „Ich kann nicht schlechter klagen," …. wie mein Vater stets zu sagen pflegt, auch wenn ich diesen Satz ziemlich dämlich finde.

    20.05.2019 Ein ganz normaler Tag

    Bin wieder mal im Spätdienst. Der Übergang vom letzten Schichtblock zu diesem war doch etwas eng. 4 Spätdienste, 3 Nachtdienste, und aus den ursprünglichen 2,5 freien Tagen wurden 1,5 Tage. Kollege war krank, ich bin halt eingesprungen, hab ja bald Urlaub. Hab heute Morgen echt gut im Keller trainiert, Rücken und Schultern, zieht echt noch ganz ordentlich. Die letzten Dienste waren extrem unruhig und anstrengend, immer wieder Unregelmäßigkeiten und Engpässe. Und jetzt geht das kurz nach der Übergabe gleich wieder los. Gut, aber in einer Stunde haben wir das im Griff, ich pack mit an, dann sind wir schneller.

    Geschafft, war doch halb so wild. War heute Morgen beim Bäcker und hab zum Kaffee Kuchen mitgebracht, für mich ein leckeres trockenes Streusel- Blätterteig Stückchen, ich liebe das.

    Oh, da kommt ein Kollege, der auch Pilot ist. Ein netter und sympathischer Mann in etwa in meinem Alter. Wir quatschen häufiger mal, mich interessiert ja besonders die Technik und ihre Macken. Die Hälfte des Streusels und der Kaffee muss warten.

    Ist wieder voll interessant, was der schon so alles in seinem Fliegerleben gemacht hat, Hut ab. Testpilotenausbildung auf zig unterschiedlichen Flugzeugen, Ingenieur ist er, Kunstflugberechtigung, und, und, und…

    ….. oh, was ist jetzt los, ….

    …meine Beine, wir stehen die ganze Zeit, sie werden total schwammig, alles dreht sich, …ich bewege mich, wechsele die Position, und frage schließlich, ob es ok wäre, wenn wir uns setzten …mir wird heiß, das Blut scheint mir in die Beine zu fallen, seltsam, so etwas kenne ich nicht… zum Glück muss er weiter, wer weiß, hoffentlich hat er nichts gemerkt….

    Es wird nicht besser, Füße hoch, Schuhe aus, …. schnell was getrunken.

    Kurzer Blick rüber zu Christina, sie ist auch da, und sie merkt schnell, etwas stimmt nicht.

    Ich steh auf, Schuhe an und raus an die frische Luft, war wohl doch etwas viel Training, oder ist es der Zucker, oder der Kaffee, ….

    Mein Weg nach draußen ist wackelig, aber ok. Zum Glück quatscht mich jetzt keiner an…. Ich bin draußen, …. tief durchatmen. Mann, stell dich nicht so an, du wirst jetzt nicht krank, so kurz vor dem Urlaub. Es wird besser, ich bleibe 10 Minuten draußen, dann geh ich wieder hoch und weiter geht’s.

    Aber Pustekuchen, mein Körper will scheinbar nicht. Kaum bin ich wieder oben im Büro, geht alles von vorne los, Schwindel, Kreislaufprobleme, verkrampfte Muskeln im Nacken, in der Brust und im Rücken. Ich setze mich wieder, und versuche mich mit Atmen zu beruhigen, 2 Sekunden ein, 4 Sekunden aus, immer wieder. „Versuch dich zu konzentrieren, Mann, du schaffst das schon…!"

    Aber nach einiger Zeit wird auch mir klar…. Hier ist Schluss für heute. Ich sage Christina und den Kollegen Bescheid und hinterlasse sie „führungslos"… Nicht meine Art, aber es geht nicht, will schließlich nicht hier kollabieren….

    Kaum bin ich draußen geht es mir wieder besser, ich bekomme besser Luft und kann den Weg nach Hause zwar etwas wackelig, aber doch sicher meistern. Zu Hause angekommen, lege ich mich aufs Sofa, …und schlafe sofort ein….

    Als ich wieder wach werde, sind gut 2 Stunden vergangen. Ich telefoniere kurz mit Christina. Ich bin wirklich ratlos, was war das denn zum Teufel? Gut, ein paar Tage und es wird schon wieder.

    Am nächsten Tag melde ich mich krank, bin total erschlagen, schnell außer Puste und habe immer wieder regelrechte Schwächeanfälle, bei denen ich mich hinlege, und meist auch schnell einschlafe. Ist vermutlich doch irgend so ein seltsamer Virus. Vor zwei Jahren hatte ich doch auch so seltsame Bakterien, die einen einfach nur schwächen, aber seltsamerweise hatte ich schon gut 1 ½ Jahre keine Grippe oder ähnliches … Vielleicht sollte ich doch mal zu Arzt gehen.

    Meine Verspannungen im Becken und Rücken sind auch schlimmer als sonst, da hilft nur Dehnen und Yoga. Doch plötzlich schießt es mir, während ich mit gespreizten gestreckten Beinen meine Füße in der Hand hab, dermaßen in den unteren Rücken, dass der Hexenschuss auch gleich perfekt ist.

    Einen Tag später sitze ich meiner Ärztin gegenüber, ist schon wirklich ein Segen privat versichert zu sein. Ich schildere ihr alles, und ich stimme einem Bluttest zu, auch von den Bakterien, Mykoplasmen heißen sie, war die Rede. Einen Tag später ruft sie mich an. Der Test war positiv. Leider ist Antibiotika fällig, obwohl sie wirklich nur in dringenden Fällen hierzu tendiert, gibt es für sie keine Alternative. Das Rezept kommt per Mail und schon am Abend ist die erste von drei Kapseln genommen. Die Müdigkeit und Erschöpfung werden jetzt noch schlimmer, ich schlafe die zwei nächsten Nächte wie tot, fast 10 Stunden am Stück, die Kapseln sind echt der Hammer, war aber vor zwei Jahren ähnlich, denk ich mir. Auch der Rücken ist fast wieder ok.

    30.05.2019 Feiertag

    Nachdem ich nun das Antibiotika genommen hatte und mich nach dem vielen Schlaf einigermaßen erholt fühle, melde ich mich für den 30.Mai gesund. Feiertage sind für Schichtarbeiter beliebt, da hier meist, je nach Unternehmen, höhere Stundensätze bezahlt und zusätzliche frei Tage in Aussicht stehen. Im Übrigen habe ich nur noch die paar Tage, dann kann ich mich so richtig ausruhen, im Urlaub. Verreisen steht zwar nicht an, wegen der todkranken Katze, aber ich freue mich aufs Fliegen und aufs Motorradfahren. Vielleicht mach ich doch für ein paar Tage meine erste längere Tour?

    Ich bin zwar schon wieder ziemlich müde, als ich das Gebäude erreiche, aber sonst fühle ich mich gut…

    …bis ich aus dem Aufzug steige und durch die mit Ausweisleser gesicherte Glastüre gehe…Schwindel…das Herz beginnt zu rasen und mir wird heiß. Was geht denn hier ab?

    Ich gehe extra einen Umweg, versuche mich zu beruhigen, meinen Atem zu kontrollieren….

    Heute bin ich eingeplant, eine junge Kollegin, die ich bereits seit Monaten einweise, zu betreuen. Sie macht ihre Sache schon ganz gut. Ich lasse mir nichts anmerken, organisiere die Sitzordnung, begrüße die Kollegen, mein Körper wird sich schon gleich wieder beruhigen. Ich merke, dass eine allgemeine operationelle Unruhe herrscht. Die Übergabe der Frühschicht ist etwas wirr, die Kollegen sind gestresst und freuen sich offensichtlich aus dem Laden schnell raus zu kommen. Ich spreche die Verfahren ab, wie wir das Durcheinander wieder schnell in den Griff bekommen, alle ziehen mit, …. aber das Chaos in meinem Körper wird steigend schlimmer. Wieder habe ich das Gefühl, dass mir gleich der Kreislauf wegsackt, ich lege meine Füße hoch, die Kollegen haben dummerweise was mitbekommen…Dir geht’s nicht wirklich gut oder? werde ich gefragt. Obwohl ich gefühlt alle Stimmen im Raum, und das sind einige, auf einmal und ziemlich laut höre, klingt die Stimme der Kollegin eher dumpf… ich glaube, es geht nicht mehr… „Ich muss hier raus!" Bevor ich hier von Rettungssanitätern raus geschleppt werden muss, gebe ich auf…. Ich sag dem diensthabenden Kollegen Bescheid, und verziehe mich…. Es waren nicht mal 1 ½ Stunden, …. und das an einem Feiertag… Das Geld und den freien Tag hätte ich echt gebrauchen können, aber hier ist leider Schluss….

    Ich bin an der frischen Luft, alles beruhigt sich wieder etwas. Mir kommt eine Voodoo Puppe in den Sinn, bei der gerade jemand wieder die Nadel aus dem Herz gezogen hat…. Ich bin froh am Auto zu sein. Ist bestimmt nicht gerade vernünftig selbst zu fahren, aber wird schon passen…

    Passt auch zum Glück. Zuhause erzähle ich nur kurz Christina was los war…. Und dann, gehe ich schlafen.

    Am nächsten Morgen bin ich bereits recht früh bei meiner Ärztin. Ich bin extrem nervös, aufgeregt und auch irgendwie ziemlich emotional tangiert. Sie checkt meinen Blutdruck, hört mich ab, kein Anzeichen eines Problems vorhanden. Zur Sicherheit machen wir auf, meinen Wunsch hin, noch ein EKG und machen einen weiteren Bluttest, auch den Hormonstatus wollen wir checken. Hatten wir uns doch vor einigen Wochen im Rahmen einer Therapie nach Rimkus (Therapie mit naturidentischen Hormonen) bereits die Hormone angesehen. Damals ging es mir gut. Nur meine häufige Müdigkeit und Lustlosigkeit bei Unternehmungen war auffällig. Wir kamen darauf, weil bei Christina im Anschluss an ihre Krankheit und wahrscheinlich auch schon davor, extreme Werte beim Östrogen und Progesteron aufgefallen sind. So lag es nah, dass ich meine auch mal checken ließ. Auch bei mir war Progesteron seltsamerweise im Keller, Testosteron war hingegen ok. Als ich ihr erzählte, dass ich jetzt schon so lange nicht mehr krank gewesen war, horchte sie auf, und meinte, das würde ihr eigentlich noch mehr Sorgen machen. Leichtere Infekte wären gut und zeigten, dass das Immunsystems funktionierte. Die Leute, die nie etwas haben, sind dann Kandidaten, die auch mal einfach umfallen und tot sind. Ich nahm das natürlich nicht so ernst, bei mir ist ja alles ok. Das EKG war bestens, ich müsse mich jetzt nur ausruhen, ansonsten sei ich gesund. Seltsamerweise musste ich mir echt ein Tränchen verkneifen, bestimmt vor Erleichterung. Etwas wackelig und ziemlich müde fuhr ich nach Hause. Bis Montag war ich nun erst mal raus, Urlaub ab Dienstag.

    Freitagabend hatte ich den dringenden Wunsch, mich zu bewegen, ich musste raus, einfach laufen, keine Ahnung wohin. Ich setze mir die Kopfhörer auf, Jack Johnson wird mich schon irgendwo hinbringen. Und ich wollte alleine laufen, also gehen, denn Joggen war mit meinem Knie eh nicht drin……. Christina war eh müde und wollte meditieren und dann kurz schlafen, also lief ich los. Kreislauf war stabil, kein Schwindel, es ging immer der Nase nach. Nach gut 1 ½ Stunden merkte ich, dass es doch noch ein Stückchen war bis zurück, die Füße und mein linkes Knie machten sich langsam bemerkbar. Außer meinem Handy und den Kopfhörern hatte ich nichts dabei, irgendwo Einkehren so ganz ohne Geld war nicht drin. Christina war leider nicht erreichbar, Handy aus, war

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