Und ich stehe wieder auf: Rückblick | Fazit | Aussicht
Von Otto Braun
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Über dieses E-Book
In unserem Leben werden wir die eine oder andere Situation meistern müssen. Es geht lediglich darum, sich nicht unterkriegen zu lassen und den eigenen Weg zu finden. Nicht den Weg einzuschlagen, den andere uns vorschreiben oder uns vorleben. Es ist doch wichtig, dass wir glücklich sind, und unsere Träume nicht vergessen. Dass wir dafür einstehen, was wir machen wollen, und selbst bestimmen, wie wir glücklich werden. Wir leben nicht, um anderen zu gefallen oder es anderen recht zu machen.
Jeder Einzelne, ist Jemand.
Jeder Einzelne muss nicht erst Jemand werden.
Entwicklung ist der Punkt, um den es geht.
Ich möchte mit diesem Inhalt zeigen, dass man sich nicht unterkriegen lässt.
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Buchvorschau
Und ich stehe wieder auf - Otto Braun
Kindheit
Als ich zur Welt kam, war meine Mutter gerade nicht zu Hause. Bedeutet: Ich wurde im Krankenhaus geboren. Erinnerungen daran habe ich logischerweise nicht, doch vom Hörensagen weiß ich, dass ich nach 28 Stunden Dauerwehen vom Arzt per Kaiserschnitt geholt wurde. Das war Anfang März 1970 in einer kalten Nacht um Mitternacht herum. Draußen schneite es, und es war sehr kalt für einen März. Mein Vater, bei meiner Geburt nicht anwesend, unterstützte seine Frau nicht, weil es zu dieser Zeit einfach unüblich war, dass Männer mit in den Kreißsaal gingen.
Da war ich nun! Nackt, unbeholfen und mit knallroten Haaren. Meine Mutter erzählte, sie sei erst mal geschockt gewesen, denn keiner in unserer Familie, weder mütterlicher- noch väterlicherseits hatte rote Haare. Der Vorteil lag auf der Hand, man konnte mich nicht verwechseln, da zu dieser Zeit nur ich als einziger Neugeborener mit einer roten Haarpracht ein Babybett in dem kleinen Kreiskrankenhaus bekam.
Ein paar Informationen zu meiner Familie:
Meine Eltern waren verheiratet und hatten bereits einen Sohn, der im November 1965 zur Welt kam. Demzufolge war unsere Mutter (Jahrgang 1943) Hausfrau. Sie hatte eine abgeschlossene Ausbildung als Konditorei-Fachverkäuferin. In den 1970er und 1980er Jahren war es noch absolut gängige Praxis, dass die Mutter zu Hause bei den Kindern blieb und nicht arbeitete. Sie hatte einen Bruder, Jahrgang 1935, der 2004 an Lungenkrebs verstarb.
Mein Vater, Oberhaupt der Familie (Jahrgang 1937), Bergmann von Beruf, wuchs mit drei Brüdern, Jahrgang 1939, 1945 und 1955 auf. Stets war er ehrgeizig damit beschäftigt, seine berufliche Karriere voranzutreiben. Das gab der Familie zumindest finanzielle Sicherheit. Als verantwortlicher Steiger im Bergwerk brachte er einen etwas raueren Ton mit nach Hause. Was mein Vater sagte, war Gesetz!
Meine Mutter päppelte mich mit der Flasche soweit auf, bis ich auf eigenen Beinen stand. Milch geben konnte sie nicht und woran es gelegen hat, ist mir bis heute nicht bekannt. Ich meine mich zu erinnern, dass erzählt wurde, sie sei nach der anstrengenden Geburt zu schwach gewesen. Muttermilch blieb mir somit verwehrt. Ammen gab es nicht mehr, und so war ich halt Flaschenkind.
Keine gute Ausgangslage für mich und meine Gesundheit. und Abwehrstoffe, die man beim ‚Kampf‘ durch den Geburtskanal und die Muttermilch aufnimmt, fehlten mir, und die Flaschenmilch war längst nicht so gut wie heute.
So war ich immer etwas anfälliger für Krankheiten als andere Kinder. Ich glaube, ich bekam alle Kinderkrankheiten und manche sogar zweimal. Zu jener Zeit wurde eben nicht gegen Kinderkrankheiten geimpft, man machte sie durch. Lediglich an die Impfung gegen Kinderlähmung kann ich mich erinnern. Ein Zuckerstück mit ganz bitteren Tropfen.
Der Tag, an dem ich mein Bewusstsein erlangte, war der Tag, an dem ich auf dem Tisch bei meiner Großmutter mütterlicherseits stand. Ich bezeichne ihn als den am weitesten zurückliegenden Punkt in meinem Leben, an den ich mich erinnere. Der ganze Klan stand um uns herum, und alle starrten mich an, als wäre ich eine große Attraktion. Neben mir auf dem Tisch stand so ein Wasserbrunnen, der die schreckliche Farbe Orange hatte und zur damaligen Zeit hochmodern war. Das Wasser lief oben raus und sammelte sich unten in einem großen Behälter. Dieses Plätschern habe ich heute noch im Ohr. Ein Großonkel, der Bruder meiner Großmutter mütterlicherseits, hielt meine Hand. Ich war knapp 3 Jahre alt, weiß jedoch nicht mehr, wie ich auf diesen Tisch gekommen bin oder was danach passierte.
In etwa zur gleichen Zeit zogen wir nach Düsseldorf, weil der Herr des Hauses sich beruflich veränderte und vom Bergbau in den Tiefbau wechselte. Wir wohnten etwas außerhalb von der Großstadt, in einem Vorort, in einer Dreizimmerwohnung mit großem Balkon und Blick nach Südwest. Unser Kinderzimmer, welches recht geräumig war, teilte ich mir mit meinem älteren Bruder. Als schüchterner kleiner Junge wurde ich dann im Jahre 1973 in den Kindergarten aufgenommen. Die Namen der Kindergärtnerinnen habe ich bis heute behalten. Frau Weigel und Frau Höffgen. Beide waren sehr nett, und ich bin gerne dorthin gegangen, denn es gab Abwechslung und ich konnte mit anderen Kindern spielen. In einer Vorschulgruppe wurden wir ca. ein Jahr vor der Einschulung auf die Grundschule vorbereitet.
Eine Firma, die Aufträge für die Düsseldorfer Verkehrsbetriebe abwickelte, stellte Vater als Prokuristen ein. Seine Hauptaufgabe bestand darin, die Strecken der Straßenbahn auszubauen. Er war verantwortlich für die Durchführung von Schienen- und Gleisbauarbeiten im gesamten Netz der Düsseldorfer Verkehrsbetriebe, unter dem Namen Rheinbahn bekannt.
Meinen fünften Geburtstag feierte ich recht groß, mit etwa fünf Kindern aus dem Kindergarten. Ein Mann saß am Geburtstagstisch und übergab mir ein Motorradspielzeug, welches man mit einem Schlüssel aufziehen konnte. Er gratulierte mir zum Geburtstag, und ein Freund fragte mich, wer dieser Mann ist. „Ich weiß es nicht", antwortete ich. Später, als ich älter wurde, erkannte ich, dass dieser Mann mein Vater war, den ich bis dahin nicht kannte. Die Erziehung lag allein in den Händen meiner Mutter. Vater wurde nur zurate gezogen, wenn sie nicht mehr weiterwusste.
Pünktlich zum sechsten Lebensjahr wurde ich eingeschult. Wie meine Mutter so schön sagte, begann jetzt „der Ernst des Lebens". Diese Bedeutung habe ich damals natürlich nicht verstanden, und ich war von Anfang an kein ‚Schülertyp‘.
So ergab es sich, dass ich aufgrund meiner nicht überragenden, schulischen Leistungen nach vier Jahren Grundschule 1980 in die Hauptschule wechselte. Sehr zum Unmut meines Vaters, der alles von seinen Kindern erwartete, und dabei sollten wir stets die Besten in allem sein. Ich glaube, er bremste meinen Bruder und mich mit seiner Erwartungshaltung eher aus, als dass er uns motivierte. Wir besuchten beide nicht das Gymnasium, was für unseren Vater selbstverständlich gewesen wäre. Und so genügte ihm der Realschulbesuch meines Bruders eben auch nicht. Der Herr des Hauses war damit nicht einverstanden. Diesbezüglich hatten wir beide schon mal enttäuscht.
Meine Einschulung im Sommer 1976 wurde leider von einem unerfreulichen Ereignis überschattet. Unsere Familie verbrachte einen dreiwöchigen Urlaub in Dänemark zusammen mit Mutters Bruder und dessen Frau. Wir erlebten eine schöne Zeit, wenn man mal davon absieht, dass mein Vater sich immer wieder mal mit seiner Schwägerin in den Haaren hatte. Unser Onkel, mein Bruder und ein paar Kinder aus der Nachbarschaft spielten Fußball. Ach ja, ich spielte auch noch irgendwie mit, als Onkel barfuß in etwas hineintrat, das ihn stach. Darauf schwoll sein Fuß dick an. Der Urlaub war für Onkel und Tante nach zwei Wochen vorbei.
Ein paar Tage vor unserer Heimreise erhielten wir vom Bruder meiner Mutter ein Telegramm. Ja, zu dieser Zeit war das so, wenn jemand dringend erreicht werden musste, wurde telegrafiert. Die Nachricht, die wir erhielten, war traurig, denn es stand geschrieben, dass mein Großvater von mütterlicherseits verstorben war. So brachen wir unseren Urlaub ab und machten uns gleich auf die Rückreise nach Bochum zur Oma. Mein Opa, Jahrgang 1902, starb an Herzversagen. Gezeichnet vom Bergbau und dem Krieg wurde er immerhin noch 74 Jahre alt.
Ich kann mich leider nicht so gut an ihn erinnern, doch bei dem Rest der Familie löste sein Tod große Trauer aus.
Auch vor Großvaters Ableben fuhren wir jeden Sonntag nach Bochum zu den Großeltern. Beide Eltern kamen gebürtig aus Bochum. Damals habe ich das so gehasst: die lange Autofahrt, immer schick anziehen, später zum Friedhof fahren, der lange Weg zum Grab und diese endlose Langeweile, während meine Eltern mit