T-RUMP-EL-PFAD: Moritat in 13 7/5 Bildern
Von François Loeb
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Jeder Vergleich mit herrschenden Egomanen ist durchaus berechtigt!
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Buchvorschau
T-RUMP-EL-PFAD - François Loeb
1. Bild - Januar 2001
Januar ist in Wiesenthal Theaterflauten-Zeit. Meist weht kein auch noch so geringes Theaterkassenklingel-Lüftchen. Die Theatersegel hängen schlaff im bestbekannten Januarloch. Selbst der Bühnenvorhang bewegt sich kaum. Im Januar. In der Regel. Doch im Januar des Jahres 2001 geschieht Verwunderliches.
Das Weihnachtsmärchen, verlängert in die tote Zeit, ist überfüllt. Der Ballettabend platzt aus allen Nähten. Selbst der Flohboden ist besetzt. Die Feuerwehr setzt einen zweiten Posten ein. So will es die Vorschrift bei übervollem Haus. Die Vorstellungen der Woche sind ausverkauft. Die Nachfrage nach Schauspiel - selbst die griechische Tragödie, mit Klageweibern zweiter Wahl bestückt - ist voll besetzt. Ein Theaterwunder bahnt sich an. Karten für die dritte Januarwoche werden zu Schwarzmarktpreisen bereits gehandelt. Vor dem Eingang des Musentempels spielen sich üble Szenen ab. Eintrittskartendiebstahl gehört zum Alltagsleben, die Polizei setzt Fahnder ein, bildet ein Theaterdezernat. Max Kallmann ist gerettet, so denkt er. Die Briefkastenklappe wird zur himmlischen Musik, bereits der Zeitungsjunge bringt frohste Kunde an Kallmanns Frühstückstisch. Theatersensation
titelt frohlockend die sonst so kritische Kulturredaktion. Lobt des Direktors Gabe, das Publikum zu begeistern, und selbst im Stadtrat verstummen jetzt die Stimmen, welche Steuergeldverschleuderung noch im Dezember stets auf ihren Lippen trugen. Der Proberaum im zweiten Keller wird hastig umgebaut. In ihm eröffnet Max das kleine Haus, um neue Stücke vorzuführen, deren Inhaltsleere noch vor drei Wochen zu Nullfrequenz geführt und deshalb von Kallmanns Bannstrahl getroffen - nach Premiere vor leeren Rängen - in der Versenkung damals sich verloren.
Doch nun bestand Nachfrage. Im Januar. In Wiesenthal. Höchstnachfrage gar. Erstaunliches geschah. Menschen jeden Alters drängten zu den Brettern. Den Brettern, die endlich die Welt bedeuteten. Endlich, endlich fand Kultur die ihr zustehende Erkennung, was sich auch darin zeigte, dass die für Notabeln der Politik stets freigehaltenen Fauteuils - diese gelangten aus Geldflussgeberachtung niemals in das allgemeine Angebot - nicht mehr durch Beamte vierter Klasse, sondern durch die Amtsinhaber selbst zur Abendzierde wurden.
Denn bei solchem Andrang war es politisch unklug, sich nicht zu zeigen. Die Referendare für das Public Image
zogen berechtigt den Vergleich mit dem Pokalendspiel im Fussballstadion des vergangenen Jahres.
Erstaunlich auch - und damit hatte Kallmann, der Intendant, wohl kaum gerechnet -, erstaunlich war, dass nicht nur Maxens Bühne blühte, sondern auch die Kammerspiele, die Oper, das Musicaltheater, selbst das in Nostalgie sich selbst stets feiernde Schattenspiel der Laterna Alchemia
und das Kasperle-Theater mit dem stereotypen Kaspersatz Seid Ihr alle da?
sich der Besucher kaum mehr zu erwehren wussten.
Lange Wartefristen für Theatereinlasskarten waren die direkte Folge und Enttäuschung für die Leeransteher bei der Verteilung der begehrten Karten, die dann zu gefahrverzwickten Depressionen führten. Um den grössten Druck etwas abzufedern, wurde die Theater-Lotterie geboren, bei der einzig Eintrittskarten in die begehrten Musenstätten zu gewinnen waren. Doch die Zahl der Gewinne war viel zu klein, um die Bevölkerung der Stadt auch nur annähernd in den Ruhezustand zurückzuführen. Kurz darauf wurde per städtisches Parlamentsdekret nach heftigen, nächtelangen Redeschlachten dekretiert, alle Theateraufführungen - sogar diejenigen des Taschen-Spielhaus-Tempels
mit nur fünf Zuschauerplätzen - auf dem städtischen digitalen Fernsehkabelnetz rund um die Uhr zu verbreiten, um den spriessenden Theaterlüsten der aufgebrachten Stadtbevölkerung Genüge tun zu können. Gutgemeint war der Wille der Volksvertreter zwar - er wurde in Leitartikeln der führenden Zeitungen der Stadt und des Landes entsprechend hoch gewürdigt und zwar auf der ersten Seite und nicht im kaum gelesenen, sich selbst genügenden Feuilleton -, aber die Übertragung stachelte, so schien es wenigstens den aussenstehenden Betrachtern, den Theaterhunger der Bevölkerung noch weiter an. Selbst ein Notbeschluss der Stadtregierung, jedem Einwohner der Stadtgemarchung im Monat eine Theaterfreikarte zuzuweisen, führte einzig zu schwindelerregenden Schwarzmarktpreisen. Der Theater-Maffia
, so nannte sich laut Polizeiberichten eine weitverzweigte