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Schlag nach bei Markus: Österreich in seinen besten Geschichten
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eBook435 Seiten4 Stunden

Schlag nach bei Markus: Österreich in seinen besten Geschichten

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Über dieses E-Book

In seinem neuen Buch "Schlag nach bei Markus" liefert Georg Markus ein österreichisches Nachschlagewerk der besonderen Art: Von "A" wie Amadeus bis "Z" wie Zarte Bande erzählt er 400 kleine Geschichten am Rande der großen Geschichte. So erfährt der Leser Interessantes, Heiteres und Intimes über Musiker, Literaten, Maler, Schauspieler, Politiker und Monarchen. Etwa, dass Mozart einmal im Gefängnis saß. Dass es einen katholischen Bischof mit sechs Kindern gab. Dass Kanzler Schuschnigg bei seiner eigenen Hochzeit nicht dabei war. Dass Kardinal König eine junge Frau als seine Gemahlin ausgab. Dass der Baumeister des Wiener Landesgerichts sein erster Häftling war. Dass Curd Jürgens eine Liebesszene im Wiener Volkstheater allzu wörtlich nahm. Dass Kaiser Franz Joseph bis zu 1000 Diener hatte u.v.a. Das Vorwort stammt von keinem Geringeren als William Shakespeare, der dagegen protestiert, dass die berühmte Zeile "Schlag nach bei Shakespeare" von Georg Markus missbräuchlich verwendet wird...
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum12. März 2012
ISBN9783902862082
Schlag nach bei Markus: Österreich in seinen besten Geschichten

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    Short anecdotes about all aspects of Austrian culture. Fun. Includes very short notes on the people mentioned.The variety of anecdotes makes this easier to read straight through than most books of this sort.

Buchvorschau

Schlag nach bei Markus - Georg Markus

A

Applaus für den Kaiser

ABSCHIED VON DER BÜHNE

Leo Slezak, 1873–1946, Tenor an der Wiener Hofoper.

Am 17. April 1934 ging Kammersänger Leo Slezak nach einer Vorstellung an der Wiener Staatsoper nach Hause und sagte zu seiner Frau: »Liesl, heute habe ich zum letzten Mal gesungen, so einen schönen Abend werde ich nicht mehr haben.« Der sechzigjährige Tenor war nach einer besonders gelungenen Othello-Vorstellung vom Publikum umjubelt worden und kam auf die Idee, diesen triumphalen Abend als Schlussakkord seiner Opernkarriere zu sehen.

Er begab sich am nächsten Tag in die Direktion, um seinen Entschluss bei Direktor Clemens Krauss zu deponieren. Der reagierte bestürzt: »Aber Slezak, Sie können doch nicht nach 33 Jahren verschwinden, ohne sich von Ihren Wienern zu verabschieden.«

Beendete seine Opernkarriere ganz plötzlich: Leo Slezak

»Ich gehe«, erwiderte Slezak, »nicht einmal zu fremden Begräbnissen, warum soll ich zu meinem eigenen gehen?«

Tatsächlich ist der weltberühmte Tenor nach diesem Abend nie wieder auf einer Bühne gestanden. »In der Vollkraft meines Schaffens bin ich abgegangen«, schreibt er in seinen Memoiren. »Mein sehnlichstes Gebet, nicht als alternder Sänger noch singen zu müssen und bemitleidet zu werden, wurde mir erfüllt.« Slezak setzte seine Karriere als nicht minder erfolgreicher Filmkomiker fort.

Berühmt für seinen beißenden Witz, hatte er in der alten Hofoper einmal zu seinem Garderobier gesagt: »Novak, heut Nacht hab ich von Ihnen geträumt. Wenn das noch einmal vorkommt, kriegen S’ a Watschen!«

AMADEUS

Wolfgang Amadeus Mozart, 1756–1791, Komponist.

Dass Mozart als Kleinkind am Hofe Maria Theresias spielte, ist bekannt – wie es zu dem Auftritt kam, weniger: Joseph Graf Pálffy fuhr im Jahre 1762 durch Linz, wo man die Passagiere der Postkutsche auf einen Pferdewechsel, der eine Stunde dauern sollte, hinwies. Dem Grafen fiel während des Wartens ein Aushang auf, der das Konzert eines sechsjährigen Knaben bewarb. Pálffy besuchte die Aufführung, um die Wartezeit zu überbrücken, und war von dem kleinen Virtuosen namens Wolfgang Amadeus Mozart so begeistert, dass er am nächsten Tag Maria Theresias ältestem Sohn, dem späteren Kaiser Joseph II., von dem Wunderkind vorschwärmte. Joseph informierte seine Mutter von der kleinen Sensation, und diese erteilte Befehl, die Familie Mozart nach Wien zu holen.

Auftritt in Schönbrunn: das Wunderkind Wolfgang Amadeus Mozart

So kam es zu Mozarts historischem Auftritt vor Maria Theresia am 13. Oktober 1762 in Schloss Schönbrunn.

ANFÄNGER

Franz Schalk, 1863–1931, Dirigent und Direktor der Wiener Staatsoper.

Franz Schalk, der Dirigent und Wiener Operndirektor, war berühmt für seinen beißenden Spott und seine strenge Kritik, aber auch dafür, dass ihm die Förderung von Nachwuchskräften wichtig war. Eines Tages sollte ein junger Harfenist im Orchester mitwirken. Der Anfänger war befangen und übersah bei seiner ersten Probe den Einsatz. Schalk klopfte ab und ließ die Stelle wiederholen. Aber auch diesmal setzte der Harfenist nicht ein. Wütend blickte der Direktor auf den Unglücklichen und schrie: »Ich habe geglaubt, Sie sind Anfänger. Warum fangen Sie dann nicht an?«

APPLAUS

Hans Holt, 1909–2001, Film- und Theaterschauspieler.

Hans Holt war am Beginn seiner Schauspielkarriere in der böhmischen Provinz engagiert, wo die Menschen nach dem Untergang der österreichisch-ungarischen Monarchie noch lange nicht fassen konnten, dass das alte Habsburgerreich nicht mehr existierte. Als Holt im Stadttheater von Reichenberg in Fritz Kreislers Operette Sissy als Kaiser Franz Joseph auftrat, wurde er vom Publikum mit stürmischen Ovationen begrüßt. Stolz spielte und sang er seinen Part und ging danach hoch erhobenen Hauptes von der Bühne ab.

Ein Kollege holte ihn jedoch gleich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück: »Glaub nur ja nicht«, warnte der alte Theaterhase, »dass der Applaus dir gegolten hat. Der war für’n Kaiser!«

ARCHITEKTUR

Walter Gropius, 1883–1969, Architekt, »Bauhaus«-Gründer.

Als sich der bedeutende Architekt Walter Gropius – zweiter Ehemann der legendären Muse Alma Mahler-Werfel – zum ersten Mal in New York aufhielt, zeigte ihm ein Fremdenführer das Empire State Building und fügte voller Stolz hinzu:

»Es ist vollkommen brandsicher.« Da erwiderte Gropius:

»Das ist der Fehler.«

ÄRZTE-HANDSCHRIFT

Joseph Škoda, 1805–1881, Mitbegründer der Zweiten Medizinischen Schule.

Als Student erhielt der später berühmte Internist Joseph von Škoda von seinem Professor die Aufgabe übertragen, eine Reihe interessanter Versuchsprotokolle abzuschreiben. Škoda war noch nicht Arzt, hatte aber eine Handschrift, als wäre er schon einer. Eines Tages erhielt er vom Professor einen Zettel, auf dem er ihn mit neuen Aufgaben versorgte. Als Postskriptum fügte er noch an: »Ich muss Sie dringend bitten, Herr Kollege, sich einer besseren Schrift zu befleißigen, es ist eine Zumutung, Ihre Hieroglyphen zu entziffern, und Sie rauben mir damit meine Zeit.«

Am nächsten Tag fand auch der Professor einen Zettel auf seinem Schreibtisch: »Ihren Aufträgen, sehr geehrter Herr Professor, komme ich gerne nach. Die in der Nachschrift geäußerten Wünsche kann ich leider nicht erfüllen, da ich das Postskriptum nicht zu lesen vermochte.«

ATTENTAT AN DER UNIVERSITÄT

Moritz Schlick, 1882–1936, Gründer des liberalen »Wiener Kreises«.

Als der prominente Physiker und Philosoph Professor Moritz Schlick am Vormittag des 22. Juni 1936 an der Universität Wien zu seiner Vorlesung eilte, wurde er bereits an der Haupttreppe von seinem ehemaligen Studenten Hans Nelböck erwartet. Der 33-jährige Mann zog eine Pistole und schoss auf den Gründer des Wiener Kreises. Schlick brach tot zusammen.

In der Gerichtsverhandlung im Mai 1937 kam der Hintergrund des Attentats zur Sprache: Nelböck hatte sich während des Philosophiestudiums in seine hübsche Studienkollegin Sylvia Borowitzka verliebt, die ihm jedoch eröffnete, dass sie mit Schlick liiert sei. Nun wurde der Professor für Nelböck zum Feindbild, er drohte mehrmals, ihn zu ermorden, woraufhin dieser Anzeige erstattete und der Student in die Heilanstalt am Steinhof gesperrt wurde.

Die Aufenthalte in der Psychiatrie standen dem jungen Doktor Nelböck wiederum bei seiner Karriere im Wege, insbesondere wurde er für einen angestrebten Posten an der Volkshochschule abgelehnt. Der sich krankhaft steigernde Hass auf Professor Schlick, dem er die Schuld an seinem privaten und beruflichen Scheitern gab, wurde immer größer, bis es zu den Ereignissen an der Haupttreppe der Universität kam. Hans Nelböck wurde zu zehn Jahren schwerem Kerker verurteilt, jedoch nach dem »Anschluss« von den Nationalsozialisten, die Schlicks »positivistische Lehre« ablehnten, freigelassen. Nelböck starb 1954 im Alter von 51 Jahren in Wien.

Am Morgen des 22. Juni 1936 von seinem ehemaligen Studenten erschossen: Professor Moritz Schlick

ATTERSEE

Gustav Mahler ließ sich von der wunderschönen Landschaft des Attersees und seiner Umgebung, wo er ein »Komponierhäuschen« genanntes Feriendomizil besaß, inspirieren. Als er dort eines Sommers den Besuch seines Kollegen Bruno Walter erhielt, fiel ihm auf, dass dieser sich jeden Berg, jeden Baum und jeden Strauch ganz genau ansah. Mahler nahm den Dirigenten ins Visier und sagte: »Sie brauchen sich gar nicht mehr umzusehen. Hier herum hab ich schon alles wegkomponiert!«

»Alles wegkomponiert«: Gustav Mahlers Komponierhäuschen am Attersee

AUDIENZ

Für Audienz-Besucher galten die strengen Regeln des Protokolls.

Die Montag- und Donnerstagvormittage waren in der Hofburg und in Schönbrunn für Audienzen reserviert. Im Prinzip hatte jeder Staatsbürger mit gutem Leumund die Möglichkeit, Kaiser Franz Joseph persönlich zu sprechen. Entsprechend dicht war das Programm an den Besuchstagen: »Gestern hatte ich 127, heute werde ich 108 Audienzen geben«, schreibt Franz Joseph in einem Brief an Katharina Schratt. Insgesamt empfing der Kaiser in den fast sieben Jahrzehnten seiner Regentschaft rund 250 000 Personen. Seine Hand reichte er nur Ministern, Geheimen Räten und Aristokraten, niemals jedoch bürgerlichen Besuchern. Herren erschienen im Frack, Militärs in Uniform, Damen im hochgeschlossenen Kleid mit Hut. Für Arme und Mittellose gab es keine Toilettenvorschriften. Pro Audienz waren bis zu zehn Minuten vorgesehen.

AUFSICHTSRAT

Der Hof- und Gerichtsadvokat Josef Kopp zählte am Beginn des 20. Jahrhunderts zu den führenden Rechtsanwälten Wiens. Einmal hatte er eine angesehene Wiener Familie, die durch ungünstige Veranlagungen ihrer Hausbank das ganze Vermögen verloren hatte, vor dem Strafgericht zu vertreten. Kopps Anklage im Prozess begann mit den Worten: »Hohes Gericht! Es war einmal eine Bande von Räubern, die biedere Kaufleute in den Hinterhalt lockte …«

Hier unterbrach ihn der Vorsitzende und erklärte, einen so direkten Angriff nicht dulden zu können. Kopp bat höflich um Entschuldigung und erklärte, dass er seine Rede nun anders formulieren müsse. Und er begann: »Hohes Gericht! Es war einmal der Aufsichtsrat einer Bank …«

AUSGERECHNET BANANEN

Friedl Weiss, 1896–1998, Solotänzerin, Sängerin, Schauspielerin.

Die Wienerin Friedl Weiss hat als Schauspielerin, Operettensängerin und Solotänzerin keine allzu große Karriere gemacht, allerdings ist ihr der deutsche Text eines Liedes zu danken, das um die Welt ging. Sie war in den 1920er Jahren mit dem Lehár-Librettisten Fritz Löhner-Beda verlobt, der eines Tages nach Hause kam und verzweifelt stöhnte: »Stell dir vor, ich soll den deutschen Text zu einem amerikanischen Schlager schreiben. Irgendwas mit Bananen.«

»Ausgerechnet Bananen?«, fragte Friedl Weiss.

Fritz Löhner-Beda, 1883–1942, Schriftsteller, Librettist.

»Das ist die Zeile«, erkannte Löhner-Beda und dichtete weiter: »Ausgerechnet Bananen/Bananen verlangt sie von mir/ Nicht Erbsen, nicht Bohnen/Auch keine Melonen/Das ist ein Schikan von ihr …«

Der deutsche Text eines Welthits war geboren. Fritz Löhner-Beda hat Friedl Weiss an den Tantiemen des Schlagers beteiligt.

AUSREDENKALENDER

Paul Morgan, 1886–1938, Kabarettist.

Im Jahre 1930 entwarf der Schriftsteller und Kabarettist Paul Morgan einen »Ausredenkalender für schlechten Theaterbesuch«, dessen Gültigkeit bis heute unverändert blieb.

JÄNNER: Silvester hat zu viel gekostet. Das Publikum ist noch müde.

FEBRUAR: Bessere Leute gehen jetzt auf Winterurlaub. Die vielen Bälle! Der Monat ist zu kurz.

MÄRZ: Wenn die ersten Veilchen sprießen, ist’s Schluss mit dem Theater. Die Tage werden länger. Es ist schon abnormal warm. Es ist noch zu kalt.

APRIL: Bei dem Aprilwetter? Man kann abends schon im Freien sitzen. Ostern steht vor der Tür.

MAI: Im Stadtpark wimmelt es vor Liebespaaren. Pfingsten steht vor der Tür.

JUNI–JULI–AUGUST: Die Stadt ist leer. Wer soll ins Theater gehen? Der einzige Theatermonat ist der September.

SEPTEMBER: Nicht im September! Die Leute sind noch nicht vom Land zurück. Man hat im Sommer zu viel Geld ausgegeben.

OKTOBER: Man wurde im September zu oft enttäuscht. Nach den vielen Premieren wollen die Leute ausschnaufen. Die Frauen haben nichts anzuziehen.

NOVEMBER: Das Wetter ist zu feucht, da geht doch kein Mensch aus. Weihnachten steht vor der Tür.

DEZEMBER: Ich bitte Sie, im Weihnachtsmonat! Die Leute gehen zu den Feiertagen nicht an die Theaterkasse, weil sie denken, es ist ausverkauft. Es schneit zu sehr. Ja, wenn es nur schneien würde! Die Kaufleute haben heuer ein katastrophales Weihnachtsgeschäft. Die Geschäfte gehen so gut, dass die Kaufleute keine Zeit haben, ins Theater zu gehen.

AUSRUTSCHER

Eigentlich war Bruno Kreisky für sein sicheres Auftreten bekannt – und doch gibt es ein Foto, das den regierenden Bundeskanzler am Boden liegend zeigt. Es wurde am 10. Oktober 1971 vor seinem Wahllokal in Wien-Döbling aufgenommen – ausgerechnet an einem Tag, der ihm den größten Triumph seiner Laufbahn brachte, hatte er doch für seine Partei zum ersten Mal die absolute Mehrheit erreicht.

Kreiskys Sturz, nachdem seine Maßschuhe neue Metallplättchen erhalten hatten

Zu Fall gebracht hat Kreisky auch nicht die Politik, sondern sein Schuster: Kreisky war Stammkunde der Wiener Maßwerkstätte von Béla Nagy – heute Georg Materna – zu dessen prominenter Klientel die Familien Hohenlohe, Fürstenberg und Starhemberg ebenso zählten wie die Politiker Thomas Klestil, Rudolf Sallinger – und Kreisky eben.

Am Tag seines tiefen Falls trug dieser ein neues, mit Metallplättchen versehenes Paar Schuhe. Und in den ersten Tagen besteht bei Maßschuhen besondere Rutschgefahr.

AUSSENMINISTER

Ottokar Graf Czernin, 1872–1932, k. u. k. Minister des Äußeren.

Ottokar Graf Czernin gehörte dem engeren Kreis um den Thronfolger Franz Ferdinand an. Um seine diplomatische Karriere zu beschleunigen, drang der Erzherzog darauf, dass Czernin im Oktober 1913 zum k. u. k. Gesandten in Bukarest ernannt werde. Als sich der Graf als Österreich-Ungarns künftiger Botschafter beim Kaiser vorstellte, begrüßte ihn Franz Joseph mit den Worten: »Ah, Sie sind der, der Außenminister wird, wenn ich gestorben bin.«

Er sollte damit recht behalten: Kaiser Karl ernannte Czernin am 22. Dezember 1916 zum Außenminister. Vier Wochen nach dem Tod des alten Kaisers.

B

Bischof mit sechs Kindern

BANKROTT

Kaiser Franz II., 1768–1835, letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs.

Als Finanzminister Franz Graf von O’Donell starb, weilte Kaiser Franz II. gerade in Prag, wo er sich sofort auf die Suche nach einem Nachfolger für dieses schwierige Amt begab. Er befahl den Verwalter des Hradschin, Joseph Graf von Wallis, zu sich und sagte ihm: »Ich will Sie, lieber Graf, für Ihre treuen Dienste belohnen. O’Donell ist tot, Sie sollen sein Nachfolger werden.«

»Ich bitte Eure Majestät«, meinte der Verwalter, »allergnädigst bedenken zu wollen, dass ich vom Finanzwesen nichts verstehe und mich auch darum nie gekümmert habe.«

»Das macht gar nichts«, entgegnete der Kaiser, »genau solche Leute brauche ich. Sie waren ein treuer Burggraf und werden ein nicht minder treuer Finanzminister sein.«

Es folgte, was zu erwarten war: der Staatsbankrott.

BEETHOVENS MÖRDER

Johann Malfatti, 1775–1859, Arzt Beethovens und des Kaiserhauses.

Der aus Italien stammende Arzt Johann Malfatti eröffnete in jungen Jahren eine Ordination in Wien, deren prominentester Patient Ludwig van Beethoven war. Das Musikgenie vertraute nur Malfatti, verliebte sich aber unglückseligerweise in dessen Tochter Hedwig. Als das hübsche Mädchen ihn zurückwies, reagierte der Komponist beleidigt: »Mein Arzt ist ein pfiffiger Italiener und hat es mehr auf meine Börse als auf meine Gesundheit abgesehen.« Malfatti weigerte sich daraufhin, Beethoven je wieder zu behandeln.

Im Frühjahr 1827 verschlechterte sich der Gesundheitszustand des Komponisten dermaßen, dass ein Konsilium von vier Fachärzten an sein Krankenlager trat, das von dem Musikgenie mit den Worten empfangen wurde: »Alle Ärzte sind Esel, nur Malfatti kann mir helfen!« Von seinen Kollegen über den Ernst der Lage unterrichtet, besuchte Malfatti den früheren Patienten in seiner Wohnung in der Schwarzspanierstraße. Er erkannte das nahende Ende des an Leberzirrhose und Lungenentzündung erkrankten Beethoven und gestattete ihm eine Portion Punscheis. Wenige Tage danach war Beethoven tot.

Sein Arzt weigerte sich, das Musikgenie weiterhin zu behandeln: Beethoven

Anton Schindler, 1795–1864, Sekretär Beethovens und sein Biograf.

Anton Schindler, der erste Biograf des Komponisten, bezeichnete Malfatti als »Beethovens Mörder«, da dieser seiner Behandlungsmethode zum Opfer gefallen sei. Die Behauptungen Schindlers waren jedoch nur ein persönlicher Rachefeldzug gegen Malfatti, der Beethoven – wohl nicht zu Unrecht – als Alkoholiker bezeichnet hatte. Dies passte Schindler nicht ins Konzept, da er den Komponisten in seinem Buch glorifizieren wollte.

Dem Obduktionsbefund und späteren Untersuchungen des Schädelknochens ist zu entnehmen, dass Beethovens Zustand hoffnungslos war und das Punscheis absolut nichts mit seinem Ableben zu tun hatte. Malfatti wollte nichts anderes, als Beethoven die letzten Stunden zu erleichtern.

BEETHOVENS TAUBHEIT

Ludwig van Beethoven, 1770–1827, Komponist. Ab 1802 schwerhörig, ab 1818 taub.

Als die sterblichen Überreste Ludwig van Beethovens 36 Jahre nach seinem Tod vom Währinger Friedhof in ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof umgebettet wurden, nahm der Wiener Arzt Franz Romeo Seligmann widerrechtlich einige »Beethoven-Souvenirs« an sich, darunter Fragmente des Schädelknochens*. Seligmann vererbte die in einer Blechbüchse aufbewahrten Reliquien an seinen Sohn, und diese wurden dann von einer Generation zur anderen weitergereicht.

Im Jahre 1972 machte es sich der Wiener Medizinhistoriker Hans Bankl zur Aufgabe, den Spuren von Beethovens verschwundenen Knochen nachzugehen. Es gelang ihm, den in Frankreich lebenden Urgroßneffen Seligmanns auszuforschen, der tatsächlich im Besitz der Überreste des Musikgenies war: Thomas Desmines war sofort bereit, die Knochen nach Wien zu schicken, wo dann Bankl und sein Kollege Hans Jesserer eine eingehende anatomische Untersuchung vornahmen, deren Ergebnis die Beethoven-Forschung revolutionierte: Der Ursprung seiner Taubheit war nicht, wie bisher angenommen, das Knochenleiden Morbus Paget. Beethovens Gehörlosigkeit war vielmehr auf eine Otosklerose, eine frühzeitige Verknöcherung des Gehörorgans, zurückzuführen. Eine kleine »Entwendung« hatte ein sensationelles Forschungsergebnis ermöglicht.

BEFÖRDERUNG

Um Sitte und Moral im Staat hochzuhalten, gab Maria Theresia den Befehl, Offiziere, die von den Mitgliedern der Keuschheitskommission bei Geheimprostituierten erwischt wurden, von jeglicher Beförderung zu sperren. Als man dies einem alten General mitteilte, seufzte er: »Was für ein Glück, dass dieses Gesetz nicht schon früher gegolten hat. Sonst wäre ich heut noch Leutnant.«

BEGRÄBNIS

Ernst Haeusserman, 1916–1984. Direktor des Wiener Burgtheaters.

Der langjährige Burgtheaterdirektor Ernst Haeusserman lebte auf allzu großem Fuß, sodass er – obwohl er meist gut verdiente – sein Leben lang unter finanziellen Problemen litt. Eingedenk des Brauchs, prominente Mitglieder des Burgtheaters bei ihrem Begräbnis drei Mal um das Theater zu tragen, meinte er: »Mich werden’s drei Mal um die Länderbank tragen.«

BERUF: KAISER

Kaiser Joseph II., 1741–1790, Sohn Maria Theresias, großer Reformer.

Kaiser Joseph II. war wie immer, wenn er verreiste, unter seinem Pseudonym Graf Falkenstein unterwegs. Als er an einer Posttränke im Salzburgischen Station machte, verzögerte sich der übliche Pferdewechsel, da der Postmeister alle Tiere fortgeschickt hatte, um Verwandte und Freunde zur Taufe seines kurz davor geborenen Sohnes herbeizuholen.

Der volkstümliche Monarch verlor seine gute Laune nicht und bot sich als Taufpate an. Der Postmeister erkannte, dass er einen hohen Herrn vor sich hatte und erklärte, dass es ihm eine Ehre wäre.

Bald trafen die Verwandten und Freunde ein und gingen in die Kirche, wo der Ortsgeistliche die Taufe vollzog. Den Vorschriften entsprechend fragte er den Taufpaten nach seinem Namen. Der fremde Herr sagte: »Joseph.«

»Und Ihr Zuname bitte?«

»Joseph genügt.«

Mischte sich als Graf Falkenstein gern unters Volk: Kaiser Joseph II.

»Nein, die kaiserliche Vorschrift fordert auch den Zunamen.«

»Nun so schreibt Joseph der Zweite.«

»Der Zweite?« wunderte sich der Priester. »Meinetwegen. Ihr Beruf?«

»Kaiser.«

Da schraken Pfarrer, Kaplan, Taufgäste und am meisten der Postmeister zusammen. Der Kaiser streichelte liebevoll seinen Täufling, ging auf jeden einzelnen Gast zu, schüttelte alle Hände, beglückwünschte die Eltern, reichte ein Taufgeschenk und sagte: »An der weiteren Feier kann ich leider nicht teilnehmen, ich habe noch eine weite Reise vor mir. Aber der Aufenthalt reut mich nicht. Lass er anspannen.«

Zurück blieb eine fassungslose Taufgesellschaft.

BERUFSRISIKO

Karl Kraus, 1874–1936, Gründer der Zeitschrift »Die Fackel«.

Karl Kraus konnte nicht ahnen, was er sich mit der Gründung seiner Zeitschrift Die Fackel antat. Der streitbare Feuilletonist wurde heftig angefeindet – einmal sogar gewaltsam, nachdem er den in der Wiener Tagespresse schreibenden »journalistischen Schmarotzern« schon in den ersten Ausgaben des neuen Blattes unterstellte, sie würden »der Regierung und dem Capitalismus jedwede Schweinerei nachsehen«. Kulturkritiker hielt er überhaupt für »korrupt«, da sie mit Theaterdirektoren verbrüdert wären.

Doch Kraus sollte die Auswirkungen seiner Unnachgiebigkeit am eigenen Leib zu spüren bekommen. In der Nacht vom 10. auf

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