...und die Zuckerwatte war nie dabei: Prodichte
Von Jon Cabanski
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Über dieses E-Book
Es sind Gedichte (Prodichte) über menschliche Dummheit, Heuchelei, Egoismus, über verlorene Liebe, Verzweiflung, Sex und Alkohol; über eine Verwandlung von einem gut erzogenen jungen Mann aus guten familiären Verhältnissen zu einem nachdenklichen Raubein, der sich auf diese Weise in seiner neuen Realität wiederzufinden versucht.
Das Wort »Prodicht« kommt vom Autor selbst und bezieht sich sowohl auf Prosagedicht als auch auf kleine Prosastücke in Gedichtform.
J. Cabanski schreibt direkt und ehrlich und in einem auf ihn bezogenen Stil.
Mal ist das die gesprochene Sprache, mal sind es Wörter oder ganze Sätze, die unter dem Einfluss des Polnischen, Englischen oder Dänischen stehen.
All das macht die Sprache lebendig und unverwechselbar.
Die Thematik und Form seiner Prodichte ähneln bis zu einem gewissen Grad denen von Charles Bukowski, obwohl er selbst als Mensch, dem Hemingway wahrscheinlich näher stehen würde.
Jon Cabanski
J. Cabanski wurde in Kattowitz geboren und kam nach seinem abgeschlossenen Studium der Philologie erst nach Dänemark und dann nach Deutschland. Er arbeitete als Pizzafahrer, Möbelpacker, Vertreter für Encyclopaedia Britannica, LKW- und Taxifahrer und vieles mehr. Dass solch eine Umstellung an einem nicht ohne Spuren vorbeigeht, ist selbstverständlich. Aus dem Jungen aus einem behüteten, bürgerlichen Zuhause einer Richterin wurde mit der Zeit ein harter Bursche. Ein Rabauke, der nicht lange fackelt, wenn es, seiner Meinung nach, ums Überleben geht: »Wenn du angegriffen wirst, musst du zuschlagen, bevor andere es tun. Sonst bist du am Arsch.« Eine unangepasste Seele, für die Alkohol, Schlägereien und Sex zu ihren täglichen Begleitern wurden, und die sich ständig wehrte an dem »braven Alltag des kleinen Spießers« teilzunehmen.
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Buchvorschau
...und die Zuckerwatte war nie dabei - Jon Cabanski
Es ist nie das Leben selbst,
das dich erdrückt.
Es sind immer deine Mitmenschen...
J.C.
Alle Ähnlichkeiten mit
lebenden oder verstorbenen
Personen sind nicht zufällig.
Inhaltsverzeichnis
Im Wartezimmer
Scheiß drauf
kreuzweise
hinter den Vorhängen
eiserne Hülle
egal
immer dasselbe
Vergiss nicht
ich lache nur
Fest der Liebe
Geschichte ohne Moral
Ein beschissener Tag
Ein sehr kurzes Märchen
Das kürzeste Gespräch, das ich jemals geführt habe
Die Handwerker und der Burger King
Ein Buch mit Wacholder Geschmack
die schabracke der schwarzbart und das blaue licht
Keine schöne Nacht
Macht der Gewohnheit
auf Bali
Stadtfest
So einfach ist das
der letzte weg
Im Hochhaus
Die Wahl der Qual
Der Gestank im Treppenhaus
Ein Taxi nach Hamm
Wieder ein Mann
Krankheit
„Early In The Morning"
Der Krake
ziemlich zum Kotzen
Ein Geständnis um 2 Uhr 30
gute n8
Ohne Inhalt
Nichts ist von Dauer
Eiskaltes Bier für den Beduinen
Bis morgen
Im Spiegel
und das Leben fließt vor sich hin
Und ein neuer Tag beginnt
Auf dem Taxistand
Ein misslungener Abend
Der Bettler
Commedia dell'arte oder ein Traum vom vollen Kühlschrank
Ein Junge, der groß werden wollte
Im Dienst der Queen Elisabeth II
Taxi
Nicht ganz fein, die englische Art
beinah unter der Brücke gelandet
Mein Vater
Überraschung
Teuflische Sache
Und dann war es vorbei
Nix da
Dialog
Alte Zeiten, alte Freunde
Es war mal ein junger Spund, der Hoffnung hatte
Der Notruf
nicht mal das
Die Nacht mit Fahrrad, Fernsehen und Bier
Die Lösung
Wie ich Industriekaufmann wurde
One Way Ticket
„I Drink Alone" (G. Thorogood)
Der verlorene Kampf
Bellende Köter im Bunten Vogel
Ich verstehe es nicht
Der letzte Einsatz
so etwas wie Nachwort
Im Wartezimmer
Coca Cola,
Afri Cola,
sexy Cola
gibt's nicht
in dem Feinkostladen
für Versager,
faule Socken
und Bekloppte,
Analphabeten
und Junkies,
Kranke
und Rentner mit Grusi.
Dicke arabische Weiber
im Kampf um jede Tomate.
Gut gelaunte Russen.
Ruhige und stocksteife,
ernste Deutsche.
Eine bunte Mischung
brav in der Schlange stehend
und wartend auf:
ein bisschen Brot,
ein paar zerquetschte Tomaten,
eine Dose Fleischsalat,
ein paar Orangen,
faulende Pfirsiche,
Kulturblaubeeren und
Weintrauben mit Schimmelguss.
Manchmal auch ein Kuchen,
aber ohne den Grußzettel
von Marie-Antoinette.
Mit der Leberwurst von Aldi
muss er auch so schmecken.
Rote Grütze,
Eier- und Krautsalat,
sogar ganze Tiefkühl-Menüs
von Apetito.
Kurz vor oder kurz nach
dem Verfallsdatum.
Intakt.
Vakuumverpackt.
Kein Schimmel.
Was in die verwöhnten Mäuler
der zahlenden Klientel
nicht passt,
findet hier seinen dankbaren
Abnehmer.
Für lediglich 2 Euro
Spaß für die ganze Familie.
Das Warten im Wartezimmer
der „Tafel".
Und der Wohlstandszug
wird niemals hier vorbeifahren.
Nicht mal mit Verspätung.
Und jeder weiß das.
Scheiß drauf!
schwaches Licht
im Zimmer
keine Arbeit
kein Auto
keine Hoffnung
fast kein Geld
der Fernseher ist aus
das Radio ist aus
der Computer ist an
aber die Gedanken
sind woanders
gestern
buntes Treiben
mit n paar Mädels
und gutem Scotch
heute
der billige Fusel ausm Karton
schmeckt nicht
gestern
übermütiges Zocken
heute
der Blick eines
besoffenen Cocker Spaniels
in die dunkle Nacht
draußen
sogar der Mond
versteckt hinter den Wolken
will seinen silbernen Arsch
nicht zeigen
Scheiß drauf!
es geht auch ohne ihn
ich hätte
keinen Selbsterhaltungstrieb
kein Bedürfnis
nach dem Besitz
manche vernünftige Langweiler
sagen es
und sie haben recht
es gibt aber noch andre Sachen
die viele haben
und die ich nie
werde haben müssen
Scheiß drauf!
bloß kein Selbstmitleid
weg mit dem Blick des
beschissenen Cocker Spaniels
die paar Moneten reichen
für Tabak und
noch nen billigen Bourbon
die Welt ist wieder in Ordnung
erstmal
Wenn das Geld
für Zigaretten, Bier,
Whisky und Frauen
fehlt,
fängt das Leben an,
verdammt
unerträglich zu sein
kreuzweise
gehe entlang
der Straße
ein angenehmes Gefühl
unerwarteterweise
um mich herum
Autos
die wegen jeder Lappalie
sofort hupen
volle Busse
kotzen ihren Inhalt
alle paar Meter
aus
und stopfen sich
ihre dicken Bäuche
mit neuer
stinkender Masse
wieder voll
aufgeregte Fahrer
versuchen ihre Nerven
zu behalten
Leute gehen
an mir vorbei
für viele bin ich Luft
andere
gucken mich verdächtig
oder nur kritisch an –
geflickte Jeans
nicht grade frisch
aus der Waschmaschine
das weiße Hemd
könnte auch weißer sein
Cowboystiefel
keine Eile
irgendwie passe ich nicht
in das gesamte Bild
der Straße
die Masse mit Kraft
ein menschlicher Fluss
durch grüne gelbe und rote
Ampeln reguliert
wie Ameisen
die vor dem Sonnenuntergang
unbedingt dies oder jenes
noch erreichen wollen
alle denken an die Zukunft
an Vergangenheit keiner
gleich um die Ecke
gibts ein Café
ein freier Tisch
in der Ecke
die bissigen