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Immer wenn der Mörder rot sieht: 3 FBI Thriller
Immer wenn der Mörder rot sieht: 3 FBI Thriller
Immer wenn der Mörder rot sieht: 3 FBI Thriller
eBook593 Seiten4 Stunden

Immer wenn der Mörder rot sieht: 3 FBI Thriller

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Über dieses E-Book

Immer wenn der Mörder rot sieht: 3 FBI Thriller

von Thomas West



Über diesen Band:



Dieser Band enthält folgende Krimis:



Trevellian und das Gesicht des Mörders

Jesse Trevellian und der rote Diamant

Milo Tucker und der Terroranschlag







Die britische Königin wird in New York erwartet, und für ihre Sicherheit sind die FBI-Agenten Trevellian und Tucker zuständig. Ihre Kollegen bearbeiten derweil die Ermordung des Diamantenschleifers Amoz Koslowski in SoHo, die wahrscheinlich von einer Jugendgang verübt wurde. Währenddessen plant Leonard Wilberforce, der als "Mann für alle Fälle" von der Unterwelt gern beauftragt wird, den größten Deal seines Lebens. Für den Diamantenhändler Henry Sharington soll er den "Williamson" - den weltweit größten roten Diamanten - stehlen und dafür einhunderttausend Dollar erhalten. Doch der Scheich, der den einzigartigen Stein besitzen will, zahlt fünfzehn Millionen Dollar dafür - da kommt es auf ein paar Leichen mehr oder weniger nicht an ...
SpracheDeutsch
HerausgeberAlfredbooks
Erscheinungsdatum21. Jan. 2022
ISBN9783745222449
Immer wenn der Mörder rot sieht: 3 FBI Thriller

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    Immer wenn der Mörder rot sieht - Thomas West

    Immer wenn der Mörder rot sieht: 3 FBI Thriller

    von Thomas West

    Über diesen Band:

    Dieser Band enthält folgende Krimis:

    Trevellian und das Gesicht des Mörders

    Jesse Trevellian und der rote Diamant

    Milo Tucker und der Terroranschlag

    ––––––––

    Die britische Königin wird in New York erwartet, und für ihre Sicherheit sind die FBI-Agenten Trevellian und Tucker zuständig. Ihre Kollegen bearbeiten derweil die Ermordung des Diamantenschleifers Amoz Koslowski in SoHo, die wahrscheinlich von einer Jugendgang verübt wurde. Währenddessen plant Leonard Wilberforce, der als „Mann für alle Fälle von der Unterwelt gern beauftragt wird, den größten Deal seines Lebens. Für den Diamantenhändler Henry Sharington soll er den „Williamson – den weltweit größten roten Diamanten – stehlen und dafür einhunderttausend Dollar erhalten. Doch der Scheich, der den einzigartigen Stein besitzen will, zahlt fünfzehn Millionen Dollar dafür – da kommt es auf ein paar Leichen mehr oder weniger nicht an ...

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker (https://www.lovelybooks.de/autor/Alfred-Bekker/)

    © Roman by Author / Cover Steve Mayer nach Motiven

    © dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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    Alles rund um Belletristik!

    Trevellian und das Gesicht des Mörders

    Trevellian und das Gesicht des Mörders

    Thomas West

    Published by Cassiopeiapress/Alfredbooks, 2019.

    Table of Contents

    UPDATE ME

    Trevellian und das Gesicht des Mörders

    Krimi von Thomas West

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 112 Taschenbuchseiten.

    Hugh Lennox, ein ehemaliger Undercover-Spezialist des FBI, wurde in New York erschossen; nach seiner Pensionierung einige Jahre zuvor war er von Chicago nach Manhattan gezogen. FBI Agent Jesse Trevellian und seine Kollegen kannten das Opfer, umso mehr beißen sie sich in den Mordfall fest. Zuerst geht man von einem Racheakt eines Verbrechers aus, den Lennox seinerzeit als Bundespolizist gefasst hatte ... Doch dann wird eine Galeristin brutal ermordet, die Lennox' Fotos ausstellte, die der Ex-Agent, ein Fotokünstler, in einer belebten Straße im Big Apple aufgenommen hat ...

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker.

    © by Author

    © dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    1

    Gezittert hatte er eigentlich nie. Auch früher nicht, ganz am Anfang. Nicht einmal beim ersten Mal, wenn er sich recht erinnerte. Aber gut, das war lange her.

    Ohne Hast nahm er den Kolben aus dem Koffer, wickelte ihn aus dem schwarzen Samttuch, nahm den Lauf aus dem Koffer, wickelte ihn aus, schob Lauf und Kolben zusammen.

    Das erste Mal – Gott im Himmel! Er musste immer schmunzeln, wenn er sich erinnerte, auch jetzt. Er hatte geglaubt, der Brustkorb würde ihm zerspringen, so sehr klopfte ihm das Herz damals. Er hatte geglaubt in die Hosen pinkeln zu müssen, so aufgeregt war er gewesen damals.

    Das Magazin war voll, das wusste er genau, trotzdem prüfte er es, bevor er es ins Schloss stieß.

    Was er tat, tat er gründlich. Immer. Schon seit jeher, schon beim ersten Mal. Gewissenhaftigkeit war erste Bürgerpflicht in seinem Job. Zuletzt dann das Zielfernrohr.

    Harndrang und Herzklopfen – ja, so war das damals gewesen. Vor Angst?

    Nein, Angst war es eigentlich nicht gewesen. Nie. Höchstens die unterschwellige Furcht zu versagen, okay. Beim ersten Mal jedenfalls. Gut, vielleicht auch noch bei zweiten und dritten Mal. Aber auch das verlor sich mit den Jahren. Wäre ja noch schöner ...

    Behutsam legte er das Gewehr auf dem Teppich ab. Er schob den Gummibaum ein wenig zur Seite, zog einen Stuhl an die Wand, schob das Fenster hoch.

    Ein gewisses Lampenfieber, klar doch, so ein leises Kribbeln hinter dem Brustbein und in der Kehle, okay, ohne das lief auch heute noch nichts.

    Er setzte sich auf den Stuhl, legte das Gewehr an, spähte durchs Zielfernrohr. Die Balkontür stand offen, im Zimmer hielt sich keiner auf.

    Nun, das würde sich bald ändern.

    Er setzte das Gewehr ab, rückte den Stuhl ein Stück näher ans Fenster, legte das Gewehr aufs Neue an, spähte wieder durch die Optik. Gut so.

    Er zog den Lauf ein wenig nach rechts. Himmel – er würde nie verstehen, wie man sich seine Bude mit diesen hellen Billigholz-Möbeln vollknallen konnte! Ein niedriger, dreifüßiger Tisch rückte in Schnittpunkt des Fadenkreuzes. Sehr gut so. Und jetzt den Lauf ein wenig nach oben ziehen. Da, das Telefon! Wunderbar ...

    Natürlich überließ er nichts dem Zufall. Nie. Er wusste, dass dort drüben die Balkontür nur aufstand, wenn jemand zu Hause war. Er wusste auch, dass zwei Leute dort drüben wohnten. Und er wusste, wer von diesen beiden Leuten gestern mit welchem Flugzeug wohin geflogen war.

    Solche Dinge zu wissen, zählte zur Routine in seinem Job.

    Er setzte das Gewehr ab, klemmte es zwischen die Schenkel. Ein letzter Griff in den Koffer. Drei Handys lagen in einem Deckelfach. Gestohlen natürlich, gestern und heute. Ältere durfte man nicht verwenden. Nach seinen Erfahrungen kam auch der Dümmste spätestens am dritten Tag nach dem Verlust auf die Idee sein Handy sperren zu lassen.

    Er stutzte, blickte hinüber. Auf der anderen Straßenseite tat sich was, auf dem Balkon ein Stockwerk darüber. Jemand trat heraus, schüttelte eine Decke aus, eine Frau.

    „Verpiss dich, Alte", zischte er.

    Die Frau sah auf die Straße hinunter, während sie die Decke zusammenlegte. Danach drehte sie sich um, verschwand wieder in ihrem Apartment.

    „Na also ..."

    Bei jedem anderen hätte er die Geschichte in einem Aufwasch erledigt. Sie hatten eine Altbauwohnung mit Schlössern aus Eisenhowers Zeiten dort drüben. Auch das zu wissen, gehörte zur Routine. Bei jedem anderen also wäre er hineingegangen in die gute Stube, hätte die Sache erledigen, das Material zusammengesucht, und Schicht.

    Aber der Kerl dort drüben war nicht irgendjemand. Er war gefährlich. So gefährlich, dass man ihm ein paar Umwege, eine Menge Komplikationen und vor allem viel Zeit widmen musste. Zeit und Umwege, die weniger gefährliche Leute nicht gebraucht hätten.

    Die Nummer wusste er auswendig. Wozu Papier, wenn man ein Hirn unter dem Scheitel spazieren trägt? Eines seiner Prinzipien: Notizen nur, wenn sie sich gar nicht vermeiden lassen.

    Er wählte die Nummer, legte das Handy auf dem Teppich ab, legte das Gewehr an, spähte durchs Zielfernrohr.

    Der Rest war Geduld, Konzentration und Routine.

    Und da war es wieder, dieses Kribbeln hinter dem Brustbein, dieses Zucken in der Kehle. Aber er merkte es kaum. Es gehörte einfach dazu – der nötige Adrenalinstoß eben, ohne den man nur halb so konzentriert zur Sache geht.

    Ist doch so, oder?

    2

    In den Wochen danach versuchte ich mich manchmal zu erinnern, wo ich in der Stunde gewesen bin, als Lennox starb, und was ich zu dieser Zeit getan habe.

    Fragen Sie mich nicht warum. Schätze, die Sache hat mich ziemlich mitgenommen.

    Lennox starb am frühen Abend eines Mittwochs. Zwischen 17.23 Uhr und 17.52 Uhr, um genau zu sein.

    Wir konnten den Zeitpunkt ziemlich exakt eingrenzen, weil um 17.52 Uhr sein Anrufbeantworter den ersten von sieben Anrufen entgegennahm, bevor sie ihn fanden. Und um 17.23 Uhr nahm Lennox den letzten Anruf persönlich entgegen. Das letzte Mal in seinem Leben, dass er einen Anruf entgegennahm.

    Aber eines nach dem anderen.

    In dieser Zeit jedenfalls – an jenem Mittwoch zwischen halb sechs und sechs – stand ich in der Flughalle des La Guardia Airports. Das ist ziemlich sicher. Ich fragte: „Sehen wir uns wieder?"

    „Inshallah", antwortete die Frau, der meine Frage galt.

    Das sagte sie in jenen Tagen gern, diese Frau. Nicht nur, weil sie zu der Zeit Arabisch lernte, sondern weil ich sie in den drei Wochen zuvor zweimal versetzt hatte.

    Wahrscheinlich war dieses >Inshallah< die späte Rache dafür, denn eigentlich hatten wir ein traumhaftes verlängertes Wochenende verbracht. Wirklich wahr: traumhaft.

    Sie antwortete also: „Gott weiß es", stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte mir einen Kuss auf die Lippen.

    Ich hielt sie fest, denn ich merkte, das sie einen unangemessen flüchtigen Kuss im Sinn hatte; ganz anders als ich.

    Ich hielt sie fest und küsste sie so lange, bis sie sich atemlos von mir losmachte. Danach winkte ich ihr, bis sie das Drehkreuz der Gepäckkontrolle passiert hatte. Und wenig später noch einmal, bis sie im Gewühl der Fluggäste vor den Aufzügen verschwand.

    Ja – genau das tat ich in den zweiundzwanzig Minuten, in denen Lennox starb. Komisch, oder?

    Ich meine: Komisch, wie viele hässliche und schöne Dinge gleichzeitig geschehen auf der Welt. Wie viele bedeutende und unbedeutende Dinge, wie viele überraschende und gewöhnliche.

    Alles zugleich, verstehen Sie?

    Versuchen Sie sich das mal vorzustellen: Sie brühen sich einen Kaffee auf, und in der gleichen Straße wird zur gleichen Zeit ein Kind gezeugt. Sie blättern in einem Sport-Magazin, und auf der anderen Seite des Globus gewinnt einer zur gleichen Zeit eine Millionen Dollar in der Lotterie. Sie küssen Ihren Liebsten oder Ihre Liebste, und zur gleichen Zeit wird in der gleichen Stadt ein Mensch ermordet.

    Ist doch seltsam, oder?

    Nicht? Okay. Verzeihen Sie, das sind halt so die philosophischen Anwandlungen eines G-Man.

    Die Frau, die ich an jenem Mittwochabend küsste, während in Greenwich Village in der Grove Street ein Mann namens Lennox starb, hieß übrigens Jessica Lewis. Sie war Lehrerin und lebte in Detroit. Ich lernte sie ein paar Monate zuvor während eines Kanada-Urlaubs kennen.

    Aber das ist eine andere Geschichte.

    Jedenfalls bin ich ziemlich sicher, dass Lennox noch lebte, als ich an jenem Mittwoch mit Jessica ins Parkhaus fuhr, ja, ganz bestimmt lebte er da noch. Und all die anderen auch, die in den folgenden Tagen sterben würden.

    Keiner von ihnen wusste an jenem Mittwoch, dass ihm nur noch wenig Zeit blieb. Davon jedenfalls gehe ich mal aus.

    Und ich, wie gesagt, wusste nicht, was zwei oder drei Meilen Luftlinie entfernt in der Grove Street geschah, während ich vor einer roten Ampel an der Park Avenue, Ecke 57th Street stand und Jessicas Nummer in mein Handy tippte.

    Ich wollte ihr vor dem Start noch etwas Wichtiges sagen. Ich wollte ihr sagen, dass ich sie liebe.

    Leider ging sie nicht an ihr Mobiltelefon.

    3

    Das Bild war gut geworden, verdammt gut sogar. Zum dritten Mal entwickelte er es bereits, und zum dritten Mal fand er es gut.

    Hugh war ziemlich selbstkritisch, und es musste ihm schon ein außergewöhnlicher Schnappschuss gelingen, bis er ein Foto wirklich gut fand. Dieses Foto genügte seinen Ansprüchen annähernd. Ja, es war gut. Alice hatte ihm dreihundert Dollar dafür geboten.

    Er nahm es aus der Wanne, hängte es an die Leine, betrachtete es, und sagte: „Verdammt gut, alter Junge! Wie hast du das bloß wieder hingekriegt?"

    Das hatte er auch gesagt, als er das Bild zum ersten Mal aus der Wanne geholt hatte. Und das sagte er jedes Mal, wenn ihm eines seiner Bilder besonders gut gefiel: „Wie hast du das bloß hingekriegt."

    Auf dem Foto war ein Mann zu sehen, der gerade aus einem grauen Ford stieg und dabei über die Schulter nach hinten blickte.

    Der Mann runzelte die Stirn und sah den Betrachter aus schmalen Augen und mit einem Gesichtsausdruck an, als hätte er in ihm einen unsympathischen Menschen wiedererkannt, dem er noch Geld schuldete.

    Hugh liebte es, Menschen in Augenblicken zu erwischen, in denen sie sich unbeobachtet glaubten und weder Haltung noch Gestik noch Mimik kontrollierten.

    Menschen in Augenblicken ohne Maske also.

    Ein Bild nach dem anderen holte er aus der Wanne, die ganze Serie von dem Mann vor seinem Ford. Und immer wieder dieser mürrische Blick zum Betrachter.

    Alice glaubte, der Mann habe ihn hinter seiner Kamera entdeckt und deswegen so kritisch geguckt. Gewöhnlich achtete Hugh darauf, dass keines seiner >Opfer< ihn und seine Kamera sah. Im Laufe der Jahre hatte er seine Tarnung perfektioniert. Aber ganz auszuschließen war Alice’ These natürlich nicht.

    Und dann machte er sich an die nächste Serie. Ein Pizzakurier, der vor einer Haustür steht, die Klingelschilder mit dem Zeigefinger abfährt und ein ziemlich ratloses Gesicht macht. Jean-Pierre wollte es in seine Ausstellung aufnehmen. Na, prächtig.

    Das Telefon läutete.

    Hugh glaubte zu wissen, wer anrief. Andernfalls hätte er seinem Anrufbeantworter den Job überlassen. Immerhin steckte er mitten in der Arbeit.

    Es gab da aber eine gewisse Lady, deren Stimme wenigstens einmal am Tag zu hören für Hugh unverzichtbar war.

    Also verließ er sein Fotolabor und eilte ans Telefon.

    Schade eigentlich.

    Er nahm ab, sagte: „Hi? – Hugh sagte immer „Hi?, wenn er ans Telefon ging, nie nannte er seinen Namen – und wunderte sich, weil sich niemand meldete.

    „Was ist los, Tracy, du bist es doch, oder?"

    Sie war es nicht, das wurde ihm schnell klar. Er legte auf. Und dann blendete ihn irgendetwas.

    Durch die offene Balkontür blickte er über die Straße auf die gusseiserne Fassade des Hauses gegenüber. Schwer zu sagen, ob er noch begriff, was für ein gottverdammtes Scheißding der Mann im offenen Fenster dort drüben auf ihn richtete. Wenn er es noch begriff, begriff er es zu spät.

    Er lag auf dem Bauch, als Alice ihn ein paar Stunden später fand. Die gebrochenen Augen starrten das vordere Kiefernholz-Bein des Telefontischchens an, und das Loch in seiner Stirn war feucht und schwarz-rot – und so klein, dass man kaum verstehen wollte, wie ein solch kleines Loch einem so großen Mann das Lebenslicht ausblasen konnte.

    4

    Zum ersten Mal hörte ich den Namen Hugh Lennox während einer Fortbildung in Quantico. Ein paar Jahre her. Ein Mann stellte sich im Seminarraum ans Rednerpult, sagte er wolle uns nun ein bisschen was über spezielle Tricks der Undercover-Ermittlung erzählen.

    Er war ziemlich groß, nicht eben schlank, trug eine Brille und hatte graue Locken. Er sagte, er würde Hugh Lennox heißen. Ein gutes Seminar, alles was recht war – und ein guter Mann.

    Das zweite Mal hörte ich den Namen während einer Fahrt in meinem Sportwagen auf dem Broadway, als Milo mir erzählte, dass Lennox den Dienst quittiert hätte. Das war im Sommer 1999.

    Ich fragte: „Warum?, und Milo sagte: „Keine Ahnung, und dabei blieb es. Niemand von uns erfuhr je, warum Lennox seien Dienst beim FBI quittierte.

    Wir wussten nicht, dass Lennox im Winter 1999 von den Großen Seen nach New York City gezogen war. Ich zumindest erfuhr das erst fünf Tage, nach jenem Mittwoch, an dem ich Jessica zum La Guardia Airport gebracht hatte.

    Das geschah im Büro des Chefs, und das war das dritte Mal, dass ich den Namen Lennox hörte. Es war ein Montag. „Hugh Lennox ist tot", sagte Mr. McKee.

    Großes Schweigen zunächst. Einer sah den anderen fragend an. „Der Undercover-Spezialist aus Chicago?, fragte Medina schließlich. „Der Hüne mit den grauen Locken?

    Mr. McKee nickte nur, und jetzt wussten alle, um wen es ging. Ob er krank gewesen ist, ob es ein Unfall war, ob es ihm Dienst geschah. „Mord", sagte Mr. McKee.

    „Hugh hat die Firma doch schon vor ein paar Jahren verlassen", sagte Clive Caravaggio.

    „So ist es, Gentlemen. Der Chef beugte sich über den Tisch, blätterte nachdenklich in ein paar Blättern Papier, die er vor sich liegen hatte. „Hugh hat sich vor ein paar Jahren pensionieren lassen. Die Gründe sind angeblich nur der Führungsebene des Hauptquartiers bekannt.

    „Es ging um eine Frau damals, sagte Jay Kronburg. „So munkelten sie jedenfalls in Quantico.

    „Weshalb auch immer – er ist hier in New York City erschossen worden, und der Auftrag, den Fall zu übernehmen, kommt vom Direktor persönlich." Der Chef lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und seufzte kaum hörbar.

    „Er hielt sich in New York City auf, als es geschah?" Milo fand als Erster seine Sprache wieder.

    „Er wohnte in Manhattan, sagte der Chef. „Seit ein paar Jahren schon. In Greenwich Village, in der Grove Street. Dort ist er auch erschossen worden.

    „Irgendwelche Anhaltspunkte?", wollte ich wissen.

    „Null. Mr. McKee zuckte mit den Schultern. „In Washington glaubt man an Rache. Irgendjemand, den Hugh irgendwann für irgendwas vor den Richter gebracht hat. Wieder Schulterzucken. „Ich weiß es nicht."

    „Washington muss einfach die Fälle überprüfen, die er bearbeitet und gelöst hat, sagte Jennifer Johnson. „Und dann muss man nachschauen, welcher seiner Kunden in letzter Zeit aus der Haft entlassen wurde.

    „Sicher, sagte der Chef. „Das alles wird überprüft, und Washington wird uns auf dem Laufenden halten. Das ändert aber nichts daran, dass wir vor Ort ermitteln sollen.

    „Gibt es Zeugen?", fragte Leslie Morell.

    „Sein Anrufbeantworter." Der Chef zuckte mit den Schultern.

    „Wer hat ihn gefunden?", wollte ich wissen.

    „Eine Freundin. Mr. McKee blätterte in den Papieren. „Eine gewisse Mrs. Alice Sherman. Er schob die Unterlagen vor sich auf dem Tisch zusammen und hielt den Stapel Papier hoch. „Also, Ladies und Gentlemen – hier sind Laborberichte und Dossiers der City Police. Wessen Händen darf ich sie anvertrauen?"

    Wir diskutierten zwei Minuten hin und her. Dann stellte sich heraus, dass zwei Teams noch freie Kapazitäten hatten: Jennifer Johnson und Paula Dawson auf der einen Seite und Milo und ich auf der anderen. Wir losten. Und wenig später fuhren Milo und ich mit den Unterlagen zum Mordfall Lennox in unser Büro hinauf.

    5

    Meistens ließ Mr. O’Rourke schon auf der 4th Avenue, Ecke 7th Street vor der Cooper Union halten. Sean musste dann immer aussteigen, die Beifahrertür öffnen und seinem Chef den Aktenkoffer reichen. So auch an diesem Tag.

    Der Koffer enthielt weiter nichts als die 'New York Post' und eine Packung Aspirin. Doch es sah irgendwie professionell aus, wenn der kleinwüchsige O’Rourke in seinem dunklen Anzug unter seinem hellen, breitkrempigen Stetson und mit dem schwarzen Lederkoffer in der Hand losmarschierte.

    Erst wenn der Boss in die Menge der Passanten eintauchte, bequemte sich auch Gardener aus dem Font des Wagens zu klettern. Man stelle sich ein schwarzes Muskelpaket in blütenweißem Sommeranzug vor, das sich aus einer roten Hundehütte ins Freie zwängt.

    Sie folgten ihrem Boss, Gardener in zwei oder drei, Sean selbst in sechs oder sieben Schritten Entfernung. Sean trug keinen Anzug, sondern schwarze Bagpants und ein schwarzes Lederblouson, dazu eine schwarze Baseballkappe mit Stars and Stripes auf dem Schild. Sean, ehemaliger Marine, konnte mit seiner Schusswaffe umgehen, wie der selige Buffalo Bill einst mit der seinen.

    William Gardener, ehemaliger Schwergewichtsprofi und elf Jahre älter als Sean, hielt sich eher für einen Nahkampfspezialisten, weswegen er dem Boss in der Regel auch näher war als Sean.

    Sean ließ sich wegen dieses Irrtums keine grauen Haare wachsen. Mr. O’Rourke zahlte extrem gut, da konnte man auch einem Arschloch wie Gardener die Illusion lassen, auf der dreisprossigen Hierarchieleiter über ihm zu stehen.

    Wie fast jeden Montag und Freitag seit einem dreiviertel Jahr – und hin und wieder auch mittwochs – folgten sie also ihrem Chef Richtung Astor Place, immer vormittags. Sie beäugten Ladeneingänge, Fenster, Passanten, Balkone und vorbeifahrende Wagen und bemühten sich relativ erfolgreich, einigermaßen unauffällig zu wirken.

    Unauffälligkeit galt Sean als die zweite Kardinaltugend seines Jobs – hundertprozentige Aufmerksamkeit als die erste.

    Erst recht, seitdem Mr. O’Rourke eine politische Karriere anvisierte. Der Verleger aus Jersey City hatte das Wahlkampfteam des jetzigen Gouverneurs von New Jersey so erfolgreich gemanagt, dass er sich berechtigte Hoffnungen machen konnte, im kommenden Jahr für New Jersey ins Repräsentantenhaus zu ziehen.

    Wäre Sean angehender Politiker gewesen und hätte er Wert auf Unauffälligkeit gelegt, dann wäre er erstens mit dem Taxi zum Astor Place gefahren und hätte zweitens William Gardener entlassen.

    Nach ein paar Sekunden rollte der rote Benz an ihnen vorbei und bog ein paar Meter weiter rechts in die Stuyvesant Street ein. Woolfe, O’Rourkes Chauffeur, verbrachte diese zwei Stunden gewöhnlich in McSorley’s Old Ale House in der 7th Straße, angeblich die älteste Kneipe Manhattans.

    Ein passabler Kerl übrigens, Woolfe, mit den Fäusten so gut wie mit der Wumme. Sean würde lieber mit ihm zusammenarbeiten als mit dem hirngeschädigten Gardener.

    Früher war Eddy Woolfe Mr. O’Rourkes Gorilla gewesen. Sean und Gardener in einem einzigen Kerl sozusagen. Doch vor drei Jahren hatte ihm einer sein linkes Knie zerschossen, und seitdem kam er nicht mehr richtig flott von der Stelle. Fahren konnte er noch, klar. Und schießen und die Fäuste schwingen sowieso.

    Der Typ, der seine Kniescheibe auf dem Gewissen hatte, ruhte inzwischen einbetoniert auf dem Grund des East Rivers. Seans erster Job, nachdem Mr. O’Rourke ihn auf seine Gehaltsliste gesetzt hatte.

    Mr. O’Rourke versuchte meistens zu schlendern, so als wäre er auf einem ziellosen Schaufensterbummel, was natürlich überhaupt nicht zu seinem unglaublich professionellen Aktenkoffer passte.

    Meistens zögerte er die Ankunft am Ziel hinaus, machte Umwege, ging manchmal sogar in Geschäfte hinein. Manchmal aber schenkte er sich die Stuyvesant Street und überquerte noch vor der Kreuzung die 4th Avenue. So wie heute.

    Sean fand das einfach nur ulkig.

    Auf der Verkehrsinsel des Astor Place hielten sich wie immer ein paar junge Leute auf. Sie drehten an Alamo herum.

    Sean wusste nicht, womit der schwarze, drehbare Stahlkubus im Zentrum des Astor Place sich den Namen Alamo verdient hatte. Er gefiel ihm nicht. Anders als sein Name Alamo. Der gefiel ihm, der klang für Sean nach Heldentum, nach James Bowie, nach unsterblichem Ruhm und Patriotismus.

    Sean Steiner war Texaner in vierter Generation. Sein deutschstämmiger Ururgroßvater Joseph Steiner war im Kampf um Fort Alamo gefallen.

    Mr. O’Rourke hatte keinen Sinn für schwarze Stahlwürfel und amerikanische Geschichte. Ohne Alamo eines Blickes zu würdigen, bog er nach Süden in die Lafayette Street ein, schlenderte bis zum Public Theatre, überquerte dort die Lafayette Street und verschwand zwischen zwei Garageneinfahrten in einem Eingang der Colonnade Row.

    Sean hatte keine Ahnung, warum sein Chef jedes Mal diesen oder einen anderen Umweg in Kauf nahm. Er verbot sich auch, darüber nachzudenken. Es war ihm gleichgültig, es war einfach nicht sein Problem.

    Nur manchmal, wenn er schlaflos lag, oder einsam in einer Bar versumpfte, grübelte er darüber nach, welches Ziel einem reichen und mächtigen Verleger und zukünftigen Kongressabgeordneten wie Mr. O’Rourke so unangenehm oder peinlich oder gefährlich erscheinen mochte, dass er nicht riskierte, es auf direktem Weg anzusteuern.

    Sean gelangte immer zur selben Antwort: Eine Frau, möglicherweise eine mit schlechtem Ruf. Aber gerade diese naheliegende Antwort schien ihm gleichzeitig absurd, denn Mr. O’Rourke war mit einer zehn Jahre jüngeren und sehr schönen Frau verheiratet.

    Das war nicht nur Seans Privatmeinung. Alle, die sie kannten, sprachen von Mrs. Gloria O’Rourke als von einer Schönheit. Abgesehen von ein paar neidischen alten Weibern.

    Die Colonnade Row bestand aus vier Stadthäusern, deren Fassade noch Spuren ihrer einstigen Pracht trug: schmutziger Marmor und graue korinthische Säulen. Sean hatte gehört, dass früher schwerreiche und berühmte Leute hier gewohnt hätten.

    Er nahm seine Sonnenbrille ab, als sie das Gebäude hinter Mr. O’Rourke betraten. Gardener holte den Lift, schweigend fuhren sie ins vierte Obergeschoss.

    Von dort führte eine Treppe zum einzigen Apartment im Obergeschoss hinauf. Mr. O’Rourke stieg schweigend nach oben, Gardener folgte ihm bis zum ersten Treppenabsatz, wo er sich auf einem gepolsterten Stuhl niederließ und ein zusammengerolltes Sportmagazin aus der Anzugjacke zog.

    Jetzt erst, zum Blättern im Magazin – richtig lesen tat er es nicht – nahm auch er seine Sonnenbrille ab. Das tat er nur, wenn er sich unbeobachtet wähnte, denn er hatte einen >Silberblick<, wie er sich auszudrücken pflegte. Mit anderen Worten: Er schielte.

    Kurz darauf hörte man einen Schlüsselbund klimpern und ein Türschloss aufschnappen. Mr. O’Rourke besaß einen Schlüssel zu dem Apartment, das er zweimal in der Woche besuchte.

    Will Gardener vertrat übrigens die Ansicht, dass sein Boss sich hierhin zurückzog, um in Ruhe seine Memoiren schreiben zu können. Sean hielt das für absoluten Schwachsinn – typisch Gardener eben. O’Rourke war gerade mal einundfünfzig Jahre alt.

    Seans Job in den folgenden beiden Stunden war es, durch das Gebäude zu patrouillieren, aus den Fenstern des Treppenhauses in die Gärten und Höfe hinter der Colonnade Row zu schauen, hin und wieder hinunter auf die Straße zu gehen, um nach verdächtigen Männern in parkenden Fahrzeugen Ausschau zu halten.

    Täuschte er sich, oder war ihm der Kerl in dem grauen Ford schon am letzten Freitag hier am Astor Place aufgefallen? Nun, er würde ihn im Augen behalten.

    Während seiner Patrouillengänge war die .44er Magnum in seinem Schulterhalfter stets entsichert, und die Einzelteile einer Maschinenpistolen zerrten an seinem Lederblouson.

    Nach etwa zwei Stunden dann wie üblich ein Anruf von Gardener, fünf Minuten später stoppte Woolfe den Benz am Straßenrand, Mr. O’Rourke und Gardener erschienen im Hauseingang, Sean nahm ihm seinen Aktenkoffer ab und hielt ihm die Beifahrertür auf.

    Und dann ging es zurück nach Jersey City. So lief das Woche für Woche seit neun Monaten.

    Im Wegfahren sah Sean den Kerl aus dem grauen Ford vor den Schaukästen des Public Theaters stehen. Er hatte sich eine Zeitung unter den Arm geklemmt, studierte die Spielpläne und machte sich Notizen in ein Buch.

    Sean prägte sich das Kennzeichen ein, zückte sein Buch und notierte es.

    6

    Am Nachmittag fuhren wir nach Greenwich Village. In der Grove Street, vor einem der Häuserblöcke mit den gusseisernen Fassaden, wartete ein Streifenwagen auf uns. Die beiden Cops führten uns zu Lennox’ Apartment hinauf. Ein gewisser Sergeant Miller

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