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Die Poesie der Nacht: Die Chronik der Herzlosen 2
Die Poesie der Nacht: Die Chronik der Herzlosen 2
Die Poesie der Nacht: Die Chronik der Herzlosen 2
eBook90 Seiten1 Stunde

Die Poesie der Nacht: Die Chronik der Herzlosen 2

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Über dieses E-Book

Die Hauptstadt gilt als ein Ort der Freiheit und der Kunst. Doch für den mittellosen Dichter Chaucer Reed ist sie auch ein Ort, an dem er um sein Auskommen kämpft. Zumindest die große Liebe scheint er gefunden zu haben, auch wenn es sich dabei um seinen größten Rivalen handelt.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum5. Juli 2022
ISBN9783754333365
Die Poesie der Nacht: Die Chronik der Herzlosen 2
Autor

Katharina Jach

Katharina Jach wurde 1986 in Köln geboren. Nach dem Abitur und einem erfolglosen Studium der Germanistik machte, versuchte sie ihr Glück als Werbekauffrau und schließlich als Werbetexterin. Mit diesem Wechsel zur kreativen Arbeit kam sie dem beruflichen Glück ein Stück näher. Seit 2010 lebt sie in Hamburg und arbeitet dort als freie Texterin und Autorin. In ihrer Freizeit zieht sich durch die Republik, zeichnet, malt, spielt Pen-&-Paper- oder Videospiele und spricht als Gast in Podcasts über Star Wars, Dungeons & Dragons und andere nerdige Lieblingsthemen.

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    Buchvorschau

    Die Poesie der Nacht - Katharina Jach

    Eins

    Milton Piers war ein wahrer Meister der Sprache. Kein anderer Dichter verstand sich so gut darauf, Worte zu kunstfertigen Gedichten zu verweben, wie er. Jede Zeile, die aus seinem Geist auf Pergament floss, erschuf leuchtende Bilder in den Köpfen der Menschen, die ihnen auf ewig im Gedächtnis blieben. Wenn er seine Gedichte vortrug, hingen die Leute förmlich an seinen Lippen und konnten gar nicht genug von der tiefen Weisheit in sich aufnehmen, die aus seinen Werken sprach.

    Milton verstand sich allerdings auch darauf, ganz ohne Worte ein tiefes Verlangen zu wecken, auch wenn bisher nur wenige in den Genuss dieses besonderen Talents gekommen waren. Der junge Dichter behielt es sich vor, nur jene damit zu bedenken, zu denen er, wie er selbst sagte, eine besondere Verbindung spürte. Umso glücklicher schätzte sich Chaucer Reed, zu diesem engen Kreis zu gehören und zugleich der einzige darin zu sein. Jeder von Miltons Küssen vermochte ein Feuer zu entfachen, das tief in seinem Inneren brannte und ihn zu verzehren drohte. Es war ein reines, vollkommenes Glück, das er all seiner Bemühungen zum Trotz nicht in Worte fassen konnte. Es trug ihn durch den Tag und verfolgte ihn bis in seine Träume. Und wenn es nach ihm ging, konnte es für immer so weitergehen.

    Umso schwerer fiel es Chaucer, sich aus einem neuerlichen Kuss zu lösen und Miltons Gesicht mit beiden Händen zu umfassen. Die dunklen Augen des Dichters funkelten, als er mit einem Lächeln auf Chaucer hinabsah.

    »Wolltest du nicht schreiben?«, fragte Chaucer. »Du sagtest doch, dass der Text für heute Abend noch den letzten Schliff braucht.«

    Milton strich sich das lange Haar über eine Schulter. »Das kann warten«, erwiderte er.

    »Aber …«

    »Halt die Klappe.«

    Milton versiegelte seine Lippen mit einem weiteren Kuss. Wohlige Gänsehaut überzog seinen Körper, als er die Arme um Miltons Schultern legte und ihn enger an sich zog. Die Matratze unter ihnen war weich, das Zimmer des Gasthauses angenehm warm vom Kaminfeuer. Ihre Körper schmiegten sich eng aneinander. Chaucer spürte den Herzschlag seines Geliebten an seiner eigenen Brust wie ein trommelndes Echo. Er war sich nicht sicher, ob er sich je zuvor so lebendig gefühlt hatte.

    Sie waren noch ganz in ihren Kuss versunken, als es an der Tür klopfte.

    »Meister Piers?«

    Die Stimme gehörte dem älteren Mann, der Chaucer und Milton aufwartete, seit sie vor drei Monaten das Zimmer im obersten Stockwerk des Gasthauses bezogen hatten. Ein dienstbeflissener und durchaus diskreter Kerl, wie Chaucer bald darauf festgestellt hatte. Der Mann besaß allerdings keinerlei Verständnis für das freigiebige Leben eines Künstlers, der seiner Arbeit vorwiegend bei Nacht nachging und daher noch lange nach Sonnenaufgang in seinem Bett zu liegen pflegte. Und so klopfte der Mann noch einmal mit mehr Nachdruck gegen die Zimmertür. Ungeduld sprach aus seiner Stimme, als er noch einmal Miltons Namen rief.

    »Sollten wir nicht –«, begann Chaucer, doch sein Geliebter machte keine Anstalten, dem Diener die Tür zu öffnen oder auch nur seine Anwesenheit anzuerkennen.

    Ein erneutes Klopfen, eine mit Nachdruck gestellte Frage. »Meister Piers?«

    Milton fuhr hoch und setzte eine ärgerliche Miene auf. »Was?«

    »Das Essen ist fertig. Ihr hattet mich gebeten –«

    »Ja, ja, ich weiß.«

    Der Dichter seufzte theatralisch und warf sich neben Chaucer auf die Matratze.

    »Darf ich eintreten?«, fragte der Diener.

    »Aber ja doch!«, rief Milton und legte einen Arm über seine Augen. Der Anblick war so leidend, dass er Chaucer ein Lachen entlockte.

    Die Tür ging auf und ein livrierter Mann von etwa vierzig Jahren kam herein. Mit beiden Händen trug er ein Tablett, das über und über mit Essen beladen war. Augenblicklich breitete sich der Geruch von gebratenem Fisch und gedünstetem Gemüse in der kleinen Dachkammer aus.

    »Wo darf ich den Herren servieren?«, fragte der Diener ungerührt.

    Milton fuchtelte mit der Hand in der Luft herum. »Stell es einfach dorthin!«

    Der Mann ging zu dem hohen Beistelltisch, der neben dem Kamin stand, und trug das Essen auf. Anschließend blieb er stehen, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, und begann die Gemälde über dem Kaminsims zu studieren.

    »Gibst du ihm das Geld, bitte?«, fragte Milton und tätschelte Chaucers Bein. Der schenkte ihm ein weiteres Lachen und stand auf. Rasch schlüpfte er in die weiche Leinenhose, die er Stunden zuvor achtlos neben dem Bett auf den Boden hatte fallen lassen, dann nahm er den Geldbeutel vom Nachttisch und holte zwei Kupfermünzen heraus.

    »Hier!«, sagte er und schnippte sie dem älteren Mann zu. Der fing sie gekonnt auf und steckte sie in eine Tasche auf der Innenseite seiner Livree.

    »Habt Dank«, sagte der Diener, verneigte sich und ging hinaus.

    Chaucer sah ihm nach und seufzte. »Ist er nicht zauberhaft?«

    »Er ist alt«, antwortete Milton und rollte sich auf den Bauch, das Gesicht in den Kissen vergraben. »Was soll daran zauberhaft sein?«

    Chaucer setzte sich auf einen der Sessel, die neben dem Beistelltisch bereitstanden, und verschaffte sich einen Überblick über die gebrachten Speisen. Er nahm eine Gabel zur Hand und stocherte in einer Schale mit Kichererbsen und Zuckerschoten herum. »Willst du nichts essen?«

    »Ich habe keinen Hunger.«

    »Wenn du heute noch schreiben willst, solltest du etwas essen«, widersprach Chaucer und häufte ein großes Stück Fisch und jede Menge Kartoffeln auf einen Teller. »Mit leerem Magen lässt es sich schlecht denken.«

    Milton murmelte etwas und drückte das Gesicht noch tiefer in die Kissen. Chaucer musste ihn noch drei weitere Male zum Essen auffordern, ehe er widerwillig aus dem Bett stieg und zu ihm an den Tisch kam. Nachdem allerdings ein Stück Fisch und drei Schöpfkellen mit Gemüse auf Miltons Teller gelandet waren, gab es für ihn kein Halten mehr. Er schlang das Essen herunter wie ein

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