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Die Zeit der Asche: Die Chronik der Herzlosen 4
Die Zeit der Asche: Die Chronik der Herzlosen 4
Die Zeit der Asche: Die Chronik der Herzlosen 4
eBook125 Seiten1 Stunde

Die Zeit der Asche: Die Chronik der Herzlosen 4

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Über dieses E-Book

Wenn er könnte, würde Rhennon sein ganzes Leben dem Studium der alten Mysterien widmen. Als ihn jedoch die Nachricht vom Tod seines Vaters, dem mächtigen Graf Andavar, erreicht, bleibt ihm keine andere Wahl, als dessen Erbe anzutreten.

Während Rhennon allerdings mit den Bürden seines neuen Amtes kämpft, verfolgt sein jüngerer Bruder Lucan ganz eigene Pläne. Er hat erkannt, dass die verhasste Republik im Süden geschwächt ist, und will die politische Situation für seine Zwecke ausnutzen. Mit Gewalt, wenn es sein muss.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum25. Okt. 2022
ISBN9783756836604
Die Zeit der Asche: Die Chronik der Herzlosen 4
Autor

Katharina Jach

Katharina Jach wurde 1986 in Köln geboren. Nach dem Abitur und einem erfolglosen Studium der Germanistik machte, versuchte sie ihr Glück als Werbekauffrau und schließlich als Werbetexterin. Mit diesem Wechsel zur kreativen Arbeit kam sie dem beruflichen Glück ein Stück näher. Seit 2010 lebt sie in Hamburg und arbeitet dort als freie Texterin und Autorin. In ihrer Freizeit zieht sich durch die Republik, zeichnet, malt, spielt Pen-&-Paper- oder Videospiele und spricht als Gast in Podcasts über Star Wars, Dungeons & Dragons und andere nerdige Lieblingsthemen.

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    Buchvorschau

    Die Zeit der Asche - Katharina Jach

    Eins

    »E s ist offen.«

    Rhennon sog die Luft ein und hielt den Atem an. Vorsichtig legte er die Hand auf den Türgriff. Das Messing fühlte sich kalt unter seinen Fingern an.

    Da war er nun, der große Augenblick. Es gab kein Entkommen mehr. Wie viele angehende Gelehrte hatten schon hier gestanden, innegehalten und sich auf das folgende Gespräch vorbereitet?

    Der junge Assistent des Professors, der hinter einem Schreibtisch im Vorzimmer saß und eintreffende Besucherinnen und Besucher willkommen hieß, sah von seiner Lektüre auf und musterte Rhennon abschätzig.

    »Armer Wicht«, murmelte er und schnalzte mit der Zunge. Die Seiten des dicken Schmökers, über dem er brütete, raschelten leise, während er das nächste Kapitel aufschlug.

    Rhennon schluckte seinen Ärger herunter, packte den Türgriff fester und drehte ihn langsam nach links. Die massive Holztür öffnete sich mit einem leisen Quietschen.

    Es geht los.

    Professor Martons Büro roch nach Staub und altem Papier. Alles in allem kein unangenehmer Geruch, wie Rhennon zugeben musste, erinnerte er ihn doch an einige seiner glücklichsten Kindheitserinnerungen. Als kleiner Junge hatte er es geliebt, die Bibliothek seines Vaters nach alten Geheimnissen zu durchforschen. Wahrscheinlich empfand er deshalb auch eine zarte Zuneigung zu dem Mann, dem dieses Büro gehörte. Professor Marton war ein älterer und leicht untersetzter Herr mit weißer Haut und ergrautem Haar, das trotz aller Bemühungen sich nie ganz zu einer Frisur formen wollte. Während der Vorlesungen trug er wie alle Gelehrten einen Talar, der seinem Amt und seiner Stellung entsprach. An diesem Tag hatte er sich allerdings für eine Kombination aus Kniebundhosen, Stiefeln und einem steifgebügelten Hemd mit Volants an den Aufschlägen entschieden. Sein Gehrock aus erdfarbenem Tweet hing über einem Ständer in der Ecke.

    »Ah, Rhennon«, rief der alte Professor und klappte den Folianten zu, in dem er gelesen hatte. Er rückte die zarte Brille auf seiner Nase zurecht. »Kommen Sie rein.«

    »Guten Morgen, Professor«, sagte Rhennon und bemühte sich, seine Nervosität mit einem gewinnenden Lächeln zu verdecken.

    »Bitte nehmen Sie Platz«, sagte Marton und deutete auf den Holzstuhl, der vor einem massigen Schreibtisch stand. Er selbst nahm auf dem dunklen Ledersessel dahinter Platz.

    Rhennon setzte sich und nahm sich einen Augenblick Zeit, das Zimmer näher in Augenschein zu nehmen. Abgesehen von den schwarzen Vorhängen, die zugezogen worden waren, um das grelle Sonnenlicht draußen zu halten, wurde der Raum zu allen Seiten von riesigen Regalwänden dominiert. Darin befand sich eine – selbst nach den Maßstäben eines renommierten Historikers – ungewöhnlich große Sammlung alter Bücher, Pergamente und Folianten. Auf Anhieb entdeckte Rhennon Erstausgaben von einem Dutzend berühmter Gelehrter, die mit ihren Forschungen das Verständnis der Welt bis zu diesem Tag prägten. Ergänzt wurden sie von kleineren Ausstellungsstücken wie dem Schädel eines Phönix, der durch eine gläserne Glocke vor Staub und Schmutz geschützt wurde. Der Vogel galt wie so viele andere Arten als ausgestorben.

    »Vielen Dank, dass Sie so früh vorbeigekommen sind«, sagte der Professor und entzündete eine Öllampe, die als Leselicht auf seinem Schreibtisch stand.

    »Es ist mir ein Vergnügen, Professor.«

    »Nun ja«, sagte Marton und zog ein besticktes Tuch aus der Brusttasche seines Gehrocks, um daran zu riechen. »Das wird sich zeigen.«

    Rhennon rutschte unruhig auf dem Stuhl umher. Es war besser, wenn er die Angelegenheit schnell hinter sich brachte. »Sicher wollten Sie mit mir über meinen Antrag sprechen.«

    Marton lehnte sich zurück und legte nachdenklich die Fingerspitzen aneinander. Das Sesselpolster quietschte unter seinem Gewicht. »Ach ja. Richtig.«

    »Und was halten Sie davon?«

    »Nun, ich muss gestehen, dass ich einigermaßen verblüfft war.«

    Rhennon befeuchtete seine Lippen und bemühte sich um eine gelassene Miene. »Habe ich einen Fehler bei der Einreichung gemacht?«

    »Oh, nein, das nicht. Es ist eher der Inhalt des Antrags, der mich irritiert.«

    »Wie meinen Sie das?«, fragte Rhennon.

    Marton verschränkte die Finger ineinander und seufzte. »Sie fragen nach einer Förderung der Universität für eine Expedition, um im Feld Beweise für Ihre Theorie über die Entstehung der Menschen und ihren Aufstieg an die Spitze der Evolution zu finden.«

    »Ja.«

    »Auf Delphos?«

    »Das ist richtig.«

    Marton seufzte. »Mir ist nicht entgangen, dass Sie ein Faible für die Frühgeschichte entwickelt haben«, sagte er mit einigem Bedauern in der Stimme. »Auch wenn ich diese ferne Epoche als Sujet wenig beachtenswert finde, kann ich Ihr Interesse bis zu einem gewissen Grad verstehen. Viele junge Menschen interessieren sich für die ferne Vergangenheit, und ich gebe zu, es ist faszinierend, die Ursprünge unserer Art zu untersuchen und sie bis in die heutige Zeit zu verfolgen. Doch gilt diese Epoche als weitestgehend erforscht. Soubrey Sandrin hat dieses Kapitel mit der Veröffentlichung ihrer Prinzipien bereits vor Jahrhunderten abgeschlossen. Was also glauben Sie auf den Zeitlosen Inseln finden zu können, das nicht schon ausreichend erforscht wäre?«

    Rhennon straffte die Schultern. So viel hing davon ab, dass er Marton davon überzeugte, ihm die Mittel für seine Expedition zur Verfügung zu stellen. Vielleicht sogar seine gesamte Karriere. Natürlich, er hätte seinen Vater bitten können, die Reise zu finanzieren, aber das wäre nicht dasselbe. In den Augen der Historischen Fakultät wäre er dann nur ein weiterer Glücksritter, ein akademischer Narr. Und er hatte nicht vor, sich vor ihnen lächerlich zu machen.

    »Delphos ist seit Jahrhunderten von der Außenwelt abgeschnitten«, erklärte Rhennon. »Nach allem, was ich bei meiner bisherigen Recherche herausgefunden habe, könnten dort unzählige Erkenntnisse auf uns warten, die uns etwas Neues über den Ursprung der Menschheit verraten. Wir könnten Beweise für einige der ältesten Erzählungen unseres Geschlechts finden und damit ihre Entstehung rekonstruieren. Schließlich sprechen wir hier von den Zeitlosen Inseln. Warum sollten wir sie so nennen, wenn dort nicht die Zeit selbst stehen geblieben ist?«

    »Möglicherweise«, sagte Marton verkniffen. »Es ist nur so, mein Junge, Sie widersprechen mit Ihren Ansichten klar den Sandrinischen Prinzipien in Bezug auf die Entstehung der Arten.«

    »Diese Forschungen gelten als alles andere als gesichert.« Rhennon bemühte sich um ein entschuldigendes Lächeln. »Wenn wir ehrlich sind, sind sie kaum mehr als eine Vermutung. Eine Vermutung, die besagt, dass die Menschen eine Phase der Mutation durchmachten, die ihren natürlichen Intellekt gestärkt hat und sie das wahre Wesen aller Dinge erkennen ließ. Etwas sehr … praktisch, diese Erklärung, finden Sie nicht?«

    Martons Nasenflügel bebten. »Wenn Sie Sandrins Forschungen für kaum mehr als Vermutungen halten, muss ich mich fragen, warum Sie es für eine gute Idee hielten, für Ihre Beweisführung Werke heranzuziehen, deren Inhalt man bestenfalls als mythologisch bezeichnen kann.«

    »Haben nicht alle Mythen einen historischen Ursprung? Denken Sie nur an Bar Sharan, die Nacht, als die Sterne vom Himmel fielen. Auch dies wurde einst als Schöpfungsmythos abgetan. Heute wissen wir, dass es einen sehr realen Meteoritenschauer gegeben hat, der über dem Aschwallgebirge niederging. Warum also sollten sich nicht auch einige der alten Erzählungen über die Ursprünge der Menschheit als wahr herausstellen?«

    »Sie sprechen davon, dass die Menschen auf unnatürliche Weise in diese Welt gekommen sind«, rief Marton und hob die Hände in einer Geste der Verzweiflung. »Dass sie sich nicht durch die Evolution entwickelt haben, sondern wie durch ein Wunder hierher versetzt wurden und anschließend aus einem kollektiven Traum erwachten. Diesen Mumpitz glauben Sie doch nicht wirklich?«

    »Es würde so vieles erklären«, beharrte Rhennon. »Die Menschen sind sehr plötzlich auf der Weltbühne erschienen und haben sich in Windeseile in ganz Mesembra ausgebreitet. Für einen solchen Siegeszug bedarf es vieler Fertigkeiten, die sich bei anderen Arten nur sehr langsam entwickelten. Zudem gibt es aus der Zeit vor diesem Erwachen keinerlei Zeugnisse, obwohl wir wissen, dass die Zharen ihre Geschichte bereits seit über sechstausend Jahren in Form von mündlichen Überlieferungen weitergeben. Aber auch sie kennen keine Geschichten über primitive Menschen, die unserer Zivilisation vorangegangen sind.«

    »Das liegt daran, dass sich die Menschen nicht wie gewöhnliche Tiere entwickelt haben, sondern von den Kräften der Natur in ihrer Vollkommenheit erweckt wurden.«

    Das ominöse Erwachen. Die kleine Zauberkarte, die Gelehrte seit Jahrtausenden nutzten, um die Überlegenheit der menschlichen Spezies zu erklären. Rhennon kniff die Lippen zusammen.

    »Bei allem Respekt, Professor, es gibt keine Hinweise darauf, wie die Natur allein die rasante Entwicklung der Menschen möglich gemacht haben will. Es muss noch etwas anderes gegeben haben, eine Art begleitendes Ereignis.«

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