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DIE TEMPEL VON EDEN (Eden 2): Thriller, Abenteuer
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eBook310 Seiten3 Stunden

DIE TEMPEL VON EDEN (Eden 2): Thriller, Abenteuer

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Über dieses E-Book

Die neue Abenteuerreihe von Rick Jones, dem Schöpfer der Bestseller-Romane rund um die RITTER DES VATIKAN.
Mehr als drei Jahre zuvor verloren John Savage und Alyssa Moore beinahe ihr Leben, als sie den Tempel von Eden entdeckten. Nun tauchen zwei weitere Tempel auf, und wieder müssen John und Alyssa ihr Leben riskieren, um den darin verborgenen uralten Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Aber im dritten der Tempel erweckt ihre Anwesenheit etwas, das dort lange ruhte – etwas, das darauf programmiert wurde, den Untergang der Menschheit einzuleiten …
Rick Jones verwebt mit seiner EDEN-Reihe die spannende Suche nach mysteriösen Schätzen und untergegangenen Zivilisationen mit dem von ihm geschaffenen Kosmos der RITTER DES VATIKANS. Für Fans der Bestsellerreihe rund um Kimball Hayden ein absolutes Muss. 
SpracheDeutsch
HerausgeberLuzifer-Verlag
Erscheinungsdatum1. Juli 2022
ISBN9783958356849
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    Buchvorschau

    DIE TEMPEL VON EDEN (Eden 2) - Rick Jones

    – PROLOG –

    AUSGRABUNGSSTÄTTE SÜDÖSTLICHE TÜRKEI

    Der alte Mann kniff die Augen gegen die Wüstensonne zusammen. Die Krähenfüße in seinem gleichmäßig wie gegerbtes Leder gebräunten Gesicht vertieften sich und traten deutlicher hervor. Leberflecken bedeckten sein immer kahler werdendes Haupt wie Punkte auf einer Landkarte. Und seine Augen waren jetzt schmale Streifen eines Blaus so klar wie die karibische See.

    Da die Mittagssonne hoch am Himmel stand und weiß war, musste sich der alte Mann ständig die Stirn mit einem schweißfleckigen Bandana abwischen. In der Ferne konnte er sehen, wie sich eine Hitzewand vom Wüstenboden erhob. Die Hitzewellen ließen den Hintergrund schimmern.

    Heute gibt es wieder eine Affenhitze, dachte er. Doch der alte Mann hatte sich an dieses Milieu gewöhnt, da er den Großteil seines Lebens in Wüsten verbracht hatte.

    Er stand am Rand eines Kraters und sah auf die verschiedenen Ebenen der Ausgrabungsstätte hinab. Die Erde war derart präpariert worden, dass die Schichten an Stufen erinnerten, und primitive Leitern gewährten Zugang von einer zur nächsten. Dichter Staub in der Farbe von Wüstensand hing in der Luft, während die Arbeiter der Landschaft mit Schaufeln und Spitzhacken zusetzten.

    Der Mann, der Wache stand, als herrsche er über sein Reich, war ein Meister seines Fachs, dem der Archäologie. Während er unter der sengenden Sonne in Observationsstellung blieb, klebte sein nasses Hemd an ihm wie eine zweite Haut und der Schweiß auf seinem Rücken und seinen Unterarmen imitierte Rohrschachflecken.

    Er hieß John Hillary und war ein führender Archäologe und bedeutender Genetiker, der seine Arbeit hauptsächlich durch Förderungen und Zuschüsse der US-Regierung und von Wissenschaftsinstituten finanzierte. Wie es schien, kannte er immer eine Geldquelle, die er anzapfen konnte, und diese Gelder brachten ihn in alle Winkel der Erde, zu Ausgrabungen, die oftmals die historischen Berichte neu schrieben (oder doch zumindest berechtigte Fragen aufwarfen).

    Mit geübtem Blick wollte er abschätzen, ob diese spezielle Ausgrabungsstätte die Mühe wert war, da sie nach zwei Monaten Grabungszeit noch immer keinen einzigen Beweis preisgegeben hatte. Als Mann der Überzeugung wollte er jedoch etwas finden, das zur Wahrheit über das, was unter der Erde lag, führen konnte.

    Auf der untersten Ebene der Ausgrabungsstätte richtete sich ein schlaksiger und hemdloser Junge auf. Er hielt etwas in der Hand: einen Stein. Mit dem Handballen wischte er rasch den Staub von dessen Oberfläche, bis sein natürlicher Schliff im Sonnenlicht funkelte. Dann hob er ihn hoch, um ihn zu präsentieren. »Profesör Hillary, ben bir şey buldum!«

    »Gut gemacht. Steh nicht einfach so rum, Junge! Bring ihn her!«

    Der Teenager steckte den Stein in eine Umhängetasche an seiner Hüfte und begann, die Leitern hinaufzuklettern. Er bewegte sich mit bemerkenswerter Agilität von einer Ebene zur nächsten. Oben angekommen, griff er in die Tasche und holte den Stein heraus.

    Doch es war überhaupt kein Stein.

    Es war ein außergewöhnliches Relikt.

    Der Professor nahm das Artefakt entgegen und musterte es mit wissenschaftlicher Faszination, während er es auf der Suche nach irgendeinem Makel hin und her drehte.

    Ohne den Jungen anzusehen, hob er die Hand und zeigte auf die Grube. »İyi bir çocuk. Şimdi geri dönün ve keşif nokta işareti.« Gut gemacht. Jetzt geh zurück und markiere die Fundstelle.

    Der Junge tat wie geheißen und stieg die Leitern zu den unteren Ebenen so schnell hinunter, wie er sie erklommen hatte.

    Hillarys Mund verzog sich langsam vor Ehrfurcht. Das Relikt in Händen zu halten, war berauschend.

    Das ist ein Fragment eines viel größeren Stücks, überlegte er. Es war von dreieckiger Form und zeigte Zeichen einer antiken Schrift. Außerdem glänzte es wie schwarzer Onyx. An den beiden unbeschädigten Seiten fiel ihm eine schräge Kante auf, die perfekt geschliffen war. Der Rand der zerbrochenen Seite war jedoch rasiermesserscharf, daher ging er vorsichtig damit um.

    Er versuchte, die Symbole auf der beschriebenen Seite zu entziffern. Einige wenige waren ihm bekannt, während die anderen gleichzeitig fremd und vertraut wirkten. Er griff nach dem kleinen Notizbuch in seiner Hemdtasche und begann, es mit der freien Hand durchzublättern, bis er einen Bereich mit unbeholfen hingekritzelten Zeichen erreichte. Er hatte die Symbole aus einem Zeitungsartikel über Alyssa Moores angebliche Entdeckung von Eden kopiert, wo sie eigenen Angaben zufolge einmalige Zeichen und Keilschriften auf den Tempelwänden vorgefunden hatte. Er nahm Notiz von der feinen Schreibschrift und den Ähnlichkeiten zwischen den Formen auf seinen Seiten und jenen auf der Oberfläche des Artefakts.

    Die Muster waren von einzigartigem Design und, abgesehen von Alyssa Moores Angaben, nirgendwo sonst auf der Welt zu finden. Diese Symbole, jene schlichten Zeichen, untermauerten, zusammen mit den Koordinaten, ihre Aussage.

    Er blickte in die Grube voller Staubwolken und -wirbel und auf den schimmernden Schweiß auf den Rücken der Arbeiter, die unermüdlich nach etwas suchten, das es womöglich gar nicht gab.

    »Aber es ist da«, flüsterte er vor sich hin. Dann drehte er das Relikt in der Hand um. Sie hat die Wahrheit gesagt, dachte er.

    … die ganze Zeit über …

    … hat sie die Wahrheit gesagt.

    TEIL I

    EINE LANGE REISE IN DIE DUNKELHEIT

    – 1 –

    ARCHAEOLOGICAL INSTITUTE OF ANCIENT ANTIQUITIES (AIAA)

    NEW YORK CITY, NEW YORK

    Alyssa Moore füllte Kartons mit Akten, Aufzeichnungen und Texten über archäologische Entdeckungen auf der ganzen Welt. John Moore, ihr Vater, ein renommierter Archäologe und Gründer des AIAA, dem Archaeological Institute of Ancient Antiquities, würde sich im Grabe umdrehen, wenn er erführe, dass das Institut wegen fehlender finanzieller Mittel in einer Krise steckte. Alles, selbst sein Nachlass, wurde eingepackt und auf einem antiken Schreibtisch gestapelt. Dieser würde versteigert werden, zusammen mit allem anderen im Büro dieses Sandsteinhauses, das nur wenige Blocks von der NYU entfernt stand, die einst eine wichtige Geldquelle für die archäologischen Ausgrabungen ihres Vaters gewesen war.

    Nach ihrer angeblichen Entdeckung Edens und ihrem Unvermögen, ihre Behauptungen zu beweisen, von einigen wenigen veröffentlichen Artikeln abgesehen, die schlussendlich zum gefundenen Fressen für die Boulevardpresse wurden, hatte sich ihre Glaubwürdigkeit innerhalb weniger Monate gewandelt: Die Erbin war zur Schwindlerin geworden. Die Regierung und die Wissenschaftsinstitute behandelten sie wie eine Ausgestoßene und weigerten sich, zukünftige Expeditionen und Grabungen zu finanzieren. Damit versiegte die Geldquelle des AIAA so sehr, dass die Rechnungen nicht länger bezahlt werden konnten.

    Alyssa erschien alles so grau wie ihre Stimmung. Selbst die aufgezogenen, von der Decke bis zum Boden reichenden Vorhänge ließen ein bleiernes Licht herein, das von einem bewölkten Himmel stammte.

    Die Bücherregale waren jetzt leer, von einigen wertlosen Karteikarten abgesehen. Und all die antiken Schmuckstücke, die sie aufgestellt hatte, waren nun eingepackt. Obwohl sie ein ganzes Leben voller Arbeit und Entdeckungen fein säuberlich in Kartons geräumt hatte, war sie noch nicht bereit, auszuziehen.

    Das Leben, das sie mit ihrem Vater geteilt hatte, hatte sich zwischen diesen Wänden abgespielt. Das Lächeln, das Lachen, das Adrenalin, wenn ein Zuschuss zur Finanzierung eines weiteren archäologischen Abenteuers mit der Aussicht darauf, Entdeckungen zu machen, die die Geschichte womöglich umschrieben, bewilligt wurde. Doch am Ende lief es immer darauf hinaus, in dieses Sandsteinhaus zurückzukehren, wo das Erlebte zum Mittelpunkt angeregter Gespräche und stets mit dem besten Cognac begossen wurden. Sie drehte sich zum Barschrank um, der jetzt bis auf die staubigen Bretter leer war.

    Der Cognac war ihnen ausgegangen.

    Eine Träne stahl sich aus dem Winkel eines ihrer mandelförmigen Augen. Es tut mir so leid, dass ich dich enttäuscht habe, Daddy. Mit einer langsamen Handbewegung wischte sie sich die Wange trocken.

    »Geht es dir gut?« John Savage betrat den Raum. Er trug einen Karton, den er auf einem anderen abstellte. »Schatz?«

    Sie winkte abweisend mit der Hand. Lass mich in Ruhe.

    »Alyssa, was ist los?« Er umarmte sie sanft von hinten.

    Da begann sie zu schluchzen. »Ich habe ihn enttäuscht«, sagte sie. »Ich habe meinen Vater enttäuscht. Ich habe das Institut im Stich gelassen. Und ich habe auch uns enttäuscht.«

    »Du hast nichts und niemanden enttäuscht«, sagte er zu ihr. Dann legte er sein Kinn auf ihre Schulter. »Wir beide kennen doch die Wahrheit. Wir wissen, dass Eden existierte. Und wir hatten keine Kontrolle über die anschließenden Vertuschungsaktionen. Das weißt du.«

    »Weißt du, was ich sonst noch weiß? Ich weiß, dass wir dabei sind, dieses Haus zu verlieren.« Sie drehte sich mit tränenschwimmenden Augen zu Savage um und zog ihn näher, bis sich ihre Stirnen berührten. »Das ist mein Zuhause. Hier bin ich aufgewachsen. Hier teilten mein Vater und ich irdische Geheimnisse und schrieben die Geschichte um. Hier hat mein Vater seinen Ruf und sein Vermächtnis aufgebaut, etwas, das ich zerstört habe.«

    »Tu dir das nicht an«, sagte er zu ihr.

    Sie ließ die Arme hängen und trat ans Fenster. Der Himmel drohte, seine Schleusen zu öffnen, und sie sah zu, wie die Wolken umherzogen und seltsame Formen annahmen. Als sie schließlich sprach, war es kaum mehr als ein Flüstern. »Ich hätte die Existenz Edens belegen können, John. Doch stattdessen entschied ich mich dazu, den Beweis dafür in der Türkei zu vergraben. Manche Dinge sollten nicht gefunden werden. Eden ist eines davon.«

    »Sieh mal, du hattest deine Gründe, Alyssa. Ich bin auch dort gewesen, weißt du noch? Du hast getan, was du für richtig hieltest.«

    »Und sieh nur, was das ›Richtige‹ mir gebracht hat.« Sie hob die Hand, um auf die im Zimmer gestapelten Kartons zu zeigen. »Sieh dich um, John. Das hat mein Bestes über das Vermächtnis meines Vaters gebracht. Ein Räumungsbescheid und jede Menge weggepackter Erinnerungen.«

    »Ich wünschte, du würdest dir das nicht antun.«

    »John, es kommt ein Punkt, an dem man zugeben muss, dass etwas vorbei ist. Und es ist vorbei. Wir haben keinen roten Heller mehr. Wir können nicht mal die Rechnung fürs Licht bezahlen.« Sie sah zur Deckenlampe, eine Antiquität, die ihr Vater in Ankara erstanden hatte. Sie war aus.

    »Wir können etwas Neues aufbauen.«

    »Von was denn? Mein Ruf ist hinüber. Niemand wird mir einen Zuschuss bewilligen oder ein Projekt finanzieren, weil ich ein gefundenes Fressen für die Klatschpresse bin. Ich bin eine Lachnummer in der archäologischen Welt.«

    »Gemeinsam finden wir einen Weg.«

    Sie drehte sich um und zeigte ihm ein gezwungenes Lächeln.

    Er fand sie so schön, mit ihrem Gesicht von der Farbe von Kakao. Das war ein Merkmal, das sie von ihrer philippinischen Mutter geerbt hatte, genau wie die einzigartige Farbe ihrer Augen – die von frisch geprägten Pennys.

    Sie kam zu ihm und ließ sich in seine Umarmung fallen, die Arme hinter seinem Rücken nach oben gestreckt. »Ich weiß, was du vorhast«, sagte sie zu ihm. »Du versuchst, mir Hoffnung zu machen, wo es keine gibt.«

    Er antwortete nicht, weil ihm bewusst war, dass sie die Wahrheit sagte. Sie hatten keine Zukunft auf dem Gebiet der Archäologie. Nicht jetzt und vielleicht niemals mehr. Im Moment trieben sie einfach dahin und suchten nach einem Platz zum Ankern.

    Er umfasste ihr Gesicht und zog sie bis auf wenige Zentimeter an sich, sodass sich ihre Nasen beinahe berührten. »Wir haben einander«, sagte er zu ihr. »Und jetzt gerade fühle ich mich wie der reichste Mann der Welt. Und es ist eine ziemlich große Welt. Also werden wir das durchstehen.«

    Sie zeigte ein schwaches Lächeln, eines, das sagte: »Schon klar. Wir stehen das durch.« Dann schmiegte sie sich an ihn, eine Gesichtshälfte an seiner Brust, und lauschte dem steten Rhythmus seines Herzschlags.

    Und dann klingelte wie aus heiterem Himmel ihr Handy.

    – 2 –

    »Sie sind schwer zu erreichen«, sagte John Hillary. »Ich habe es direkt beim AIAA versucht, aber wie es scheint, wurde das Festnetz abgeschaltet.«

    »Was wollen Sie, Hillary?«

    John Hillary war ein langjähriger Widersacher ihres Vaters, der mit jeder sich bietenden Gelegenheit versucht hatte, ihn in Misskredit zu bringen, um seine eigenen Interessen und Ziele voranzubringen. Daher war die Anspannung in ihrer Stimme kaum verhohlen.

    »Ich mache Ihnen ein Friedensangebot«, antwortete er. »Natürlich haben Ihr Vater und ich eine Vorgeschichte …«

    »Eine Vorgeschichte! Sie haben doch immer nur versucht, alles zu untergraben, was er tat, Hillary.«

    »Bitte, Alyssa, lassen Sie mich ausreden. Ich habe etwas Interessantes zu sagen. Etwas, von dem ich denke, dass Sie es hören sollten.«

    Sie rang um Beherrschung und zwang sich schließlich dazu. »Was um Himmels willen lässt Sie glauben, dass ich mir jemals irgendwas von Ihnen anhören möchte?«

    »Bitte, lassen Sie mich sagen, dass meine kleinlichen Eifersüchteleien Ihrem Vater gegenüber genau das waren: kleinliche Eifersüchteleien. Und jetzt, nach seinem Tod, habe ich seine wahre Größe auf dem Gebiet der Archäologie begriffen.«

    »Kommen Sie zur Sache, Hillary. Warum rufen Sie mich an?«

    »Die Wahrheit, Alyssa, lautet, dass ich, egal, wie prominent ich als Wissenschaftler auf diesem Gebiet wurde, Ihrem Vater nie das Wasser reichen konnte und immer in seinem Schatten stand. Das ist mir klar geworden. Aber ich fing auch an, Sie zu respektieren … eine Tochter von John Moore ist ein Apfel, der nicht weit vom Stamm fällt.«

    »Sie kosten mich wertvolle Zeit an meinem Handy.«

    »Ich weiß. Und es tut mir leid. Aber Sie sollten wissen, dass ich es gefunden habe.«

    »Was gefunden?«

    »Eden … ich fand Eden.«

    Alyssa riss überrascht die Augen auf. »Wie bitte?«

    »Eden«, wiederholte er. »Es liegt genau dort, wo Sie sagten, an den exakten Koordinaten.«

    »Das ist unmöglich«, erwiderte sie. »Der Ort ist eingestürzt. Es ist nur noch ein Krater übrig.«

    »Das stimmt. Allerdings richtete ich eine Ausgrabung ein …«

    »Versuchen Sie etwa, mir die Schau zu stehlen? Wollen Sie mir das mitteilen? Also, das ist wirklich typisch für Sie, denn das Gleiche haben Sie ja auch bei meinem Vater versucht.«

    »Alyssa, bitte. Ich bitte Sie nur um einen Moment Ihrer Zeit.«

    »Die Uhr tickt.«

    »Eines meiner Teammitglieder fand ein Relikt mit den Symbolen, die Sie in den Zeitungen veröffentlichten, in den Interviews nach Ihrer Rückkehr aus der Türkei. Schriftzeichen, die nirgendwo sonst existieren. Oder zumindest noch entdeckt werden müssen.«

    »Welche Art von Relikt?«

    »Es ist ein Stück schwarzes Silikat, dreieckig. Ich glaube, es handelt sich um das Material, das Sie als Hauptsubstanz beim Bau Edens bezeichneten.«

    »Man hat zahlreiche Stücke aus schwarzem Silikat dort gefunden«, sagte sie zu ihm und fügte dann nach einer kurzen Pause hinzu: »Aber keines mit Gravuren.«

    »In diesem Moment halte ich das Relikt in meiner Hand.«

    »Wo genau haben Sie es gefunden?«

    »Etwa zwölf Meter tief auf der dritten Ebene, auf der Westseite des Einsturzortes. Aber da ist noch etwas.«

    »Was denn?«

    »Wir entdeckten einen weiteren Tunnel«, erzählte er ihr. »Es scheint sich um einen Gang zu handeln, der nach Westen führt.«

    »Noch ein Tunnel?«

    »Vielleicht Teil eines größeren Bauwerks. Was immer Sie entdeckten, es erstreckt sich unterhalb der Wüstenebene nach Westen. Wie es scheint, ist Eden mit etwas anderem verbunden.«

    »Womit?«

    »Wir sind nicht sicher. Wir haben gerade erst damit begonnen, in den von der Explosion verursachten Einsturzbereich vorzudringen, nachdem wir die Trümmer entfernt hatten. Aber bisher scheint der Gang recht lang zu sein. Wer weiß schon, wo er endet? Er könnte dreißig Meter weit führen oder dreihundert. Doch hinsichtlich Ihrer Entdeckung, Alyssa, fanden wir antike Brunnen, die Ihren Ausführungen in den Zeitungen ähneln. Das allein wird Ihre Behauptung untermauern.«

    »Dann wollten Sie mich sprechen, um mir das unter die Nase zu reiben? Ich verstehe den Grund für Ihren Anruf immer noch nicht.«

    »Der Grund ist, dass ich an der exakten Stelle grabe, von der Sie behaupteten, sie sei der Standort Edens. Der Anspruch wurde bereits geltend gemacht. Ganz gleich, was ich von jetzt an tue, die Entdeckung gehört Ihnen.«

    »Meinem Vater«, korrigierte sie. »Die Entdeckung gehörte ihm.«

    »Aber Sie waren es, die der Welt davon berichteten.«

    »Und diese Welt hat mich aus der Archäologie verstoßen.«

    »Nicht mehr«, sagte er. »Ich brauche Sie hier, Alyssa, in der Türkei. Ich brauche Ihre Hilfe.«

    »Sie brauchen meine Hilfe?«

    »Da unten ist etwas. Und ich glaube aufrichtig, dass der Tunnel an einen bestimmten Ort führt. Warum sollte man ihn sonst bauen?«

    »Bieten Sie mir eine Partnerschaft an?«

    »Sie sind eine fähige Kryptoanalytikerin. So jemanden brauche ich dringend.«

    »Dann geht es immer noch um Sie?«

    »Ich würde lügen, wenn ich es abstritte. Tatsache ist aber, Alyssa, dass etwas Wunderbares an den Koordinaten existiert, die Sie genannt haben, und das ist unbestreitbar. Organisationen auf der ganzen Welt werden die Gültigkeit Ihres Anspruchs anerkennen.«

    Beinahe konnte sie spüren, wie ihr das Herz vor Aufregung gegen den Brustkorb hämmerte. »Ich frage Sie noch einmal, Hillary: Bieten Sie mir eine Partnerschaft an?«

    »Ja«, sagte er. »Von nun an werden wir alle Entdeckungen teilen.«

    »Tja, das ist alles schön und gut. Aber ich besitze keinen roten Heller. Im Augenblick wäre es mir also unmöglich, zu Ihnen zu gelangen.« Sie sah nach oben zur Ankara-Lampe und dachte: Ich kann nicht mal die Stromrechnung zahlen.

    »Dann werde ich an meine Reserve gehen und Sie herfliegen lassen. Das ist kein Problem.«

    »Und John?«

    Plötzlich war Savages Aufmerksamkeit geweckt.

    »Als Ihr Helfer werde ich die gleichen Bedingungen für ihn akzeptieren. Sie und Mr. Savage werden sich meinem Team anschließen. Mein Assistent wird sich wegen der Reisedetails mit Ihnen in Verbindung setzen. Bitte seien Sie erreichbar.«

    Sie konnte kaum an sich halten. »Werde ich. Und Hillary?«

    »Ja?«

    »Danke.«

    Die Verbindung wurde mit einem hörbaren Klicken getrennt.

    Savage neigte den Kopf. Sie konnte erkennen, dass seine Neugier riesig war.

    »Was ist?«, fragte er sie.

    Sie lächelte. »Pack deine Koffer«, sagte sie. Und dann wurde ihr Lächeln breiter. »Wir fahren zurück nach Eden.«

    – 3 –

    FLUGHAFEN ESENBOĞA ANKARA, TÜRKEI

    Nachdem ihr Flugzeug gelandet war, nahmen John und Alyssa ein Taxi zum exklusiven JW Marriott Hotel in der Innenstadt Ankaras. Ihr Zimmer war elegant und großzügig, mit Marmorböden und festonierten Vorhängen. Auch die Badewanne bestand aus Marmor und besaß Wellnessdüsen. Und der Verbindungsbalkon bot einen atemberaubenden Ausblick über die Stadt, besonders nachts, wenn sich Ankara in ein Lichtermeer verwandelte. Obwohl sie müde waren, konnten Sie sich eine gute Mahlzeit auf Hillarys Kosten nicht entgehen lassen.

    An einem Tisch in einem Bereich mit gedämpftem Licht und an ihren Dochten tanzenden und wogenden Flammen dekorativer Kerzen genossen John und Alyssa einen guten Wein, während sie auf ihr Essen warteten.

    John hob sein Glas und stieß es gegen Alyssas. »Auf das AIAA«, sagte er.

    »Auf das AIAA.«

    Sie nahmen einen Schluck und stellten ihre Gläser ab.

    »Wir haben ein neues Leben«, sagte Savage.

    »Und das verdanken wir auch noch einer höchst unwahrscheinlichen Quelle. Niemand Geringerem als einem Widersacher meines Vaters. Aber er bleibt John Hillary. Ein Mann, der seine eigene Mutter gegen eine Flasche Bier eintauschen würde, falls er daraus einen Vorteil vermutet.«

    »Es steht in allen Zeitungen«, sagte er, hob sein Glas und

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