Missouri-Guerillas: Die großen Western Classic 96 – Western
Von Joe Juhnke
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Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen).
Dieser Traditionstitel ist bis heute die "Heimat" erfolgreicher Westernautoren wie G.F. Barner, H.C. Nagel, U.H. Wilken, R.S. Stone und viele mehr.
Es regnete seit drei Tagen. Ich stand am Fenster des verwaisten Marshal-Office von Sedalia und schaute hinaus in die grauen Schleier. Shita stand neben mir. Er hatte sich aufgerichtet, die Vorderpfoten auf die Fensterbank gelegt und die dicke schwarze Nase gegen die Scheibe gepresst, an der es außen nass herunterrann. Das Office war Quartier des Ortskommandanten der Unionsarmee, die in den letzten Wochen den Staat Missouri, genau wie alle anderen Staaten der zerschlagenen, im Krieg unterlegenen Südstaatenkonföderation, besetzt hatte. Sedalia war seitdem ein Heerlager. Hier gab es eine der wenigen erhalten gebliebenen Bahnstationen des Südens. Hier liefen Nachrichtenverbindungen zusammen, trafen Nachschubtransporte der Unionsarmee ein und wurden zu ihren Bestimmungsorten weitergeleitet. Seit gestern war ein solcher Transport überfällig – ein besonderer Transport mit Waffen, Munition und einer größeren Menge Sprengstoff. Es handelte sich um besondere Waffen, und zwar um nagelneue Springfield-Gewehre des Modells 1865, Patronenhinterladergewehre mit einem Klappverschluss. Es waren Einzellader, die aber, nach einem Testbericht, unglaublich schnell zu handhaben sein sollten. Fünfhundert dieser neuen Gewehre wurden in Sedalia erwartet, zusammen mit der dazugehörigen Munition im Kaliber 45. Ich befand mich seit einer Woche in Sedalia. Ich, Roy Fango, blutjung, aber alt an Erfahrungen. Ein Getriebener dieses rauen Landes, dieser wilden Zeit. Ohne Anfang und ohne Zukunft? Eigentlich hatte ich nach dem Ende des Krieges die Armee verlassen wollen. Aber dann hatte ich mich breitschlagen lassen, meine Stellung als Zivilscout zu behalten. Das war in North Carolina gewesen, und dort hätte es wahrscheinlich gestimmt. Dann erhielt ich den Marschbefehl nach Missouri, und hier war alles anders.
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Missouri-Guerillas - Joe Juhnke
Die großen Western Classic
– 96 –
Missouri-Guerillas
… und ein Sonderauftrag in die Hölle
Joe Juhnke
Es regnete seit drei Tagen. Ich stand am Fenster des verwaisten Marshal-Office von Sedalia und schaute hinaus in die grauen Schleier. Shita stand neben mir. Er hatte sich aufgerichtet, die Vorderpfoten auf die Fensterbank gelegt und die dicke schwarze Nase gegen die Scheibe gepresst, an der es außen nass herunterrann.
Das Office war Quartier des Ortskommandanten der Unionsarmee, die in den letzten Wochen den Staat Missouri, genau wie alle anderen Staaten der zerschlagenen, im Krieg unterlegenen Südstaatenkonföderation, besetzt hatte.
Sedalia war seitdem ein Heerlager. Hier gab es eine der wenigen erhalten gebliebenen Bahnstationen des Südens. Hier liefen Nachrichtenverbindungen zusammen, trafen Nachschubtransporte der Unionsarmee ein und wurden zu ihren Bestimmungsorten weitergeleitet.
Seit gestern war ein solcher Transport überfällig – ein besonderer Transport mit Waffen, Munition und einer größeren Menge Sprengstoff.
Es handelte sich um besondere Waffen, und zwar um nagelneue Springfield-Gewehre des Modells 1865, Patronenhinterladergewehre mit einem Klappverschluss. Es waren Einzellader, die aber, nach einem Testbericht, unglaublich schnell zu handhaben sein sollten. Fünfhundert dieser neuen Gewehre wurden in Sedalia erwartet, zusammen mit der dazugehörigen Munition im Kaliber 45.
Ich befand mich seit einer Woche in Sedalia. Ich, Roy Fango, blutjung, aber alt an Erfahrungen. Ein Getriebener dieses rauen Landes, dieser wilden Zeit. Ohne Anfang und ohne Zukunft? Eigentlich hatte ich nach dem Ende des Krieges die Armee verlassen wollen. Aber dann hatte ich mich breitschlagen lassen, meine Stellung als Zivilscout zu behalten. Das war in North Carolina gewesen, und dort hätte es wahrscheinlich gestimmt. Dann erhielt ich den Marschbefehl nach Missouri, und hier war alles anders.
Hier hatten sich ehemalige Soldaten der Südarmee und versprengte Reste der Guerilla-Bande des William Quantrill zusammengetan und führten den Krieg gegen die einmarschierende Unionsarmee weiter. Sie plünderten, raubten, mordeten und überzogen ganze Landstriche mit ihrem Terror. In North Carolina war mir gesagt worden, dass die Armee in Missouri Zivilangehörige für Sondereinsätze benötigte. Jetzt wusste ich, was darunter zu verstehen war. Wenn der seit gestern erwartete Transport nicht eintraf, begann mein erster Einsatz.
»Noch nichts?«, fragte hinter mir eine Stimme.
Ich drehte mich um. An einem Schreibtisch im Hintergrund des Raumes saß Lieutenant Ragland, der Adjutant von Colonel Miller, dem Stadtkommandanten.
»Nichts«, sagte ich. »Nur Regen, und davon jede Menge.«
»Ein Scheißjob«, sagte Ragland. Er war gerade Anfang zwanzig, blass und schmal und wirkte immer etwas kränklich. »Ich habe nie in den Süden gewollt. Ich hasse den Süden. Von mir aus hätten die verdammten Rebellen unabhängig bleiben können. In Illinois war es viel schöner. Meine Eltern haben dort eine Farm. Meine Braut wartet seit zwei Jahren auf mich. Wenn ich geahnt hätte, dass ich nach dem Krieg in Missouri sitzen würde, wäre ich nie zur Armee gegangen.«
»Ich auch nicht«, sagte ich. Er schien es gar nicht zu hören. Er starrte düster an mir vorbei zum Fenster.
»Wenn der Transport aufgehalten worden ist, wenn die Gewehre und der ganze Sprengstoff den Rebellen in die Hände gefallen sind, dann gnade uns Gott. Fünfhundert Gewehre. Sechshundert Pfund Sprengstoff. Wäre ich bloß in Illinois geblieben!«
Shita bellte. Ich wandte mich wieder dem Fenster zu. Ein Windstoß strich durch die Straße. Der Regen klatschte mit Wucht gegen die Scheiben. Shita stand noch immer mit den Vorderpfoten auf dem Fensterbrett und starrte hinaus.
Ein Schatten tauchte aus den Regenschleiern auf, ein Reiter. Er zügelte sein Pferd vor dem Office und glitt schwerfällig aus dem Sattel.
Ich eilte zur Tür und riss sie auf. Shita folgte mir. Lieutenant Ragland war hinter seinem Schreibtisch aufgesprungen.
Ein Schwall feuchter Luft strich herein. Dann tauchte der Reiter in der Tür auf, ein Unionssoldat. Er war bis auf die Haut durchnässt. Seine Uniformhosen waren von Schlammspritzern bedeckt. Er wirkte übernächtigt, war hohlwangig und unrasiert. Sein Käppi hatte er verloren. Das Haar klebte ihm strähnig am Kopf.
Er taumelte mit unsicheren Schritten über die Schwelle. Shita bellte ihn an und wich leise knurrend zurück. Ich schlug die Tür hinter ihm zu. Lieutenant Ragland umrundete seinen Schreibtisch.
»Corporal Nuttler«, sagte der Soldat. Er versuchte, die Hacken zusammenzuschlagen und fiel dabei beinahe um. Das Sprechen fiel ihm schwer. Seine Stimme klang schwach und rau.
»Was ist los, Mann? Reden Sie!« Ragland trat auf den Soldaten zu.
»Der Transport, Sir, der Waffentransport …«
»Was ist damit? Nun sagen Sie doch was?« Ragland schrie den anderen an.
Mein Herzschlag beschleunigte sich. Ich kannte die Antwort, bevor der Soldat weitersprach.
»Er ist überfallen worden, Sir. Fünf Tote, Sir. Alles weg, die Gewehre, die Munition, der Sprengstoff, alles!«
Fünfhundert nagelneue Gewehre, sechshundert Pfund Sprengstoff. Ich verfluchte den Tag, an dem ich mich bereit erklärt hatte, weiter als Scout bei der Armee zu bleiben.
*
Die drei Wagen erreichten die Furt des Black Fork, fast dreißig Meilen nördlich von Sedalia, als die Sonne im Zenit stand. Seit zwei Stunden regnete es nicht mehr. Überall standen riesige Pfützen, aber der Himmel war blau und ohne Wolken.
Die Raststation auf der anderen Seite des Flusses stand auf einem Hügel. Sie wurde von üppigem Buschland umgeben.
Träge schleppte sich der Fluss ostwärts. Mit müdem Plätschern schlugen die Wellen an die Ufer, die sich während des großen Regens in grundlosen Morast verwandelt hatten.
Auf dem ersten Wagen saß ein dicklicher Mann in einem abgeschabten Frack mit einem ebenso abgeschabten Zylinder auf dem Kopf.
Er wandte sich um und rief den Kutschern auf den nachfolgenden Wagen zu: »Wir sind da! Dort drüben ist es!«
»Sieht sehr ruhig aus«, sagte der Fahrer des zweiten Wagens.
Der dritte schwieg.
Der Mann im Frack sagte: »Die Station ist die Einzige menschliche Ansiedlung im Umkreis von zehn Meilen. Hier sind wir genau richtig.«
»Du bist sicher, dass dort drüben unser Mann sitzt?«
Der Kutscher war hager. Er trug eine graue Uniformhose und ein löchriges Hemd. Er war nicht rasiert. Sein hohlwangiges Gesicht wirkte grau.
»Meine Informationen stimmen immer«, sagte der Mann im Frack. Der dritte Kutscher kicherte leise vor sich hin.
»Ich freue mich auf sein dummes Gesicht«, sagte er.
»Wir sind nicht hier, um unseren Spaß zu haben«, sagte der erste. Seine Stimme hatte einen strengen Unterton angenommen. »Buck Purdey ist uns noch etwas schuldig. Er hat sich nach dem Krieg fein mit den Yankees zusammengetan. Er wird jetzt meine offene Rechnung bezahlen, oder er beißt ins Gras.«
»Die Station sieht gut aus«, sagte der zweite Kutscher. »Solide und sauber. Ich frage mich, wie viele anständige Südstaatler jetzt noch in solchen Häusern wohnen können.«
Der Mann im Frack schwang die Peitsche und trieb sein Gespann an. Es rollte in den Fluss. Die Räder sackten tief in den durchweichten Boden des Ufers und das Bett des Stromes ein. Die Pferde stemmten sich ins Geschirr, die Riemen spannten sich knarrend. Der Black Fork war seicht. Das Wasser reichte kaum über die Radachsen. Als der Mann im Frack seinen Wagen die Böschung des anderen Ufers hinauflenkte, hatte der zweite Wagen bereits die Hälfte des Flusses durchquert, das dritte Gefährt rollte gerade ins Wasser.
Die Raststation lag wie ausgestorben da, als die drei Wagen von der schlammigen Overlandstraße auf den schmalen Seitenweg einschwenkten, der zur Station führte und von hier aus in einem Bogen zur Straße zurückkehrte.
Die Wagen rollten auf den Hof und hielten nebeneinander unweit des Brunnens. Die drei Männer stiegen ab. Sie hielten jetzt Sharps-Gewehre in den Fäusten. Schweigend schritten sie über den Hof zum Stationshaus.
Das Haus hatte einen schmalen Vorbau. Die Dielen knarrten, als die Männer ihn betraten. Im Haus rührte sich noch immer nichts. Vor den Fenstern hingen dichtmaschige Fliegennetze. Von dem vorgebauten Dach baumelten vier Ketten mit winzigen Messingglöckchen herunter, die vom Wind, der über den Fluss strich, leicht hin und her bewegt wurden und ab und zu ein leises Klingen von sich gaben. Bei Nacht und Unwetter sollten die Glöckchen als Orientierungshilfe für Reisende dienen, die sich der Station von der anderen Seite des Flusses näherten.
Der Mann im Frack stieß die Tür auf und betrat noch vor den beiden anderen das Stationsgebäude. Der Stationsraum war geräumig und niedrig. Die Wände waren weiß gekalkt. Die Bodendielen wirkten ausgetreten und staubig. Mehrere längliche Tische mit einfachen Bänken bildeten die Einrichtung, neben einer kurzen Theke unweit der Tür.
Auf der Theke stand eine leere Flasche, in deren Hals eine fast abgebrannte Kerze steckte. Hinter der Theke befand sich eine Tür, die nur durch einen bunten Perlenvorhang verschlossen wurde, der jetzt leise klirrte, als ein junger Mann hindurchtrat.
»Hallo«, sagte der Mann im Frack. Er lächelte freundlich. Er verbeugte sich leicht und tippte an die Krempe seines Zylinders. Seine beiden Begleiter