Mensch – Beziehung – Störung: Aktuelle Konzepte zu Borderline und strukturell verwandten Störungen
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Über dieses E-Book
Der dritte Band der Buchreihe des Psychosomatischen Zentrums Waldviertel (PSZW), Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, beschäftigt sich mit Borderline und strukturell verwandten Störungen aus verschiedenen Blickwinkeln. In den fachspezifischen Beiträgen wird ein Überblick über aktuelle Konzepte zur Ätiologie, Pathogenese und Therapie von Menschen mit Borderline und strukturell verwandten Störungen gegeben. Des Weiteren werden neueste Aspekte und Erkenntnisse zu genetischen und neurobiologischen Grundlagen dieser Störung vorgestellt. Der Konnex bzw. die Schwierigkeit der Abgrenzung zu Traumafolgestörungen wird ebenso diskutiert, wie die Beziehungsgestaltung von Menschen mit Borderlinestörung und der Umgang mit Kränkung und Gegenübertragung. Das Panorama ist der Rolle von Akzeptanz in der Therapie von Menschen mit chronischen Schmerzen gewidmet. Dieses Buch richtet sich in erster Linie an Ärzte, Psychotherapeuten, Klinische-und Gesundheitspsychologen sowie verwandte Berufsgruppen, die Patienten mit Borderline- oder strukturell verwandten Störungen behandeln.
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Buchvorschau
Mensch – Beziehung – Störung - Friedrich Riffer
Band 3
Psychosomatik im Zentrum
Reihe herausgegeben von
Psychosomatisches Zentrum Waldviertel
Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, Eggenburg, Österreich
Die Buchreihe versteht sich als interdisziplinäres Forum zur Diskussion aktueller Themen der Psychosomatik, Psychiatrie, Psychotherapie und Psychologie, ergänzt durch andere Disziplinen, insbesondere der Human- und Naturwissenschaften. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Darstellung der wechselseitigen Beeinflussung psychischer und somatischer Faktoren, sowie deren Bedeutung für das jeweilige Krankheitsgeschehen. Dies geschieht jedoch immer auf der Basis unserer Haltung – der Untrennbarkeit von Körper und Seele – im Sinne der Leiblichkeit des Menschen.
Es steht also der „ganze" Mensch im Zentrum unserer Überlegungen und unseres Handelns, insbesondere im klinischen Alltag. Im ständigen Versuch der Annäherung an das Leiblichkeitskonzept scheint uns jedoch reduktionistisches Denken und Handeln eine notwendige und sinnvolle Möglichkeit in klinischer Praxis und Forschung.
Auf der Grundlage bisheriger Erfahrungen des 2006 gegründeten Psychosomatischen Zentrums Waldviertel (PSZW), Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, in der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit einem breiten Spektrum psychosomatischer bzw. psychiatrischer Störungsbilder hat sich die Buchreihe zum Ziel gesetzt Fragen zur Entstehung und Aufrechterhaltung der Symptome dieser Störungsbilder, zu spezifischen diagnostischen Verfahren und neue Aspekte in der Therapie möglichst differenziert zu diskutieren. Die Buchreihe soll somit zu einem intensiven Austausch zwischen Forschung und Praxis innerhalb und außerhalb des Psychosomatischen Zentrums Waldviertel (PSZW), Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, beitragen.
Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/15568
Hrsg.
Friedrich Riffer, Elmar Kaiser, Manuel Sprung und Lore Streibl
Mensch – Beziehung – StörungAktuelle Konzepte zu Borderline und strukturell verwandten Störungen
../images/469048_1_De_BookFrontmatter_Figa_HTML.pngHrsg.
Friedrich Riffer
Psychosomatisches Zentrum Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, Eggenburg, Österreich
Elmar Kaiser
Psychosomatisches Zentrum Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, Eggenburg, Österreich
Manuel Sprung
Psychosomatisches Zentrum Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, Eggenburg, Österreich
Lore Streibl
Psychosomatisches Zentrum Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, Eggenburg, Österreich
ISSN 2520-1395e-ISSN 2520-1409
Psychosomatik im Zentrum
ISBN 978-3-662-58638-9e-ISBN 978-3-662-58639-6
https://doi.org/10.1007/978-3-662-58639-6
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Vorwort
Das dritte Buch in der Reihe „Psychosomatik im Zentrum" ist Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) und strukturell verwandten Störungen gewidmet. Die Kapitel beschäftigen sich mit aktuellen Konzepten zur Ätiologie, Pathogenese und Therapie von Menschen mit BPS und strukturell verwandten Störungen und sind in drei Teile untergliedert.
Die Beiträge im ersten Teil beinhalten Grundlegendes zur Klassifikation und Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen. Alice Sendera stellt kritische Überlegungen zur Klassifikation und Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen in gebräuchlichen Diagnosesystemen (ICD, DSM) an und schlägt vor, Persönlichkeitsstörungen als Beziehungs- und Interaktionsstörungen zu verstehen. Sendera weist dabei auf eine dimensionale Klassifikation hin, wonach Persönlichkeitsmerkmale sich auf einem Kontinuum von Stil über Akzentuierung bis zur Störung abbilden. Im Kapitel von Thomas Schütt wird anschließend die klinische Relevanz der Diagnostik und des Störungsbegriffs im Persönlichkeitsbereich diskutiert. Des Weiteren geht er auf die Durchführung einer leitliniengerechten Persönlichkeitsdiagnostik anhand aktueller Klassifikationssysteme ein und stellt relevante Verfahren zur Persönlichkeitsdiagnostik vor.
Im zweiten Teil werden aktuelle Konzepte zur Ätiologie, Pathogenese und Therapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) behandelt. Einleitend beschreibt Friedrich Riffer ausgewählte ätiopathogenetische Modelle, vorwiegend psychoanalytische, ergänzt um relevante Befunde der Säuglings- und Bindungsforschung sowie vier aktuelle Therapieverfahren (die Dialektisch-behaviorale Therapie, die Schematherapie, die Mentalisierungsbasierte Therapie und die Übertragsungsfokussierte Therapie) einschließlich relevanter Daten zur Wirksamkeit dieser Therapieverfahren. Manuel Sprung widmet sich anschließend der Rolle der Theory of Mind (ToM) bzw. Mentalisierungsfähigkeit bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der BPS. Es besteht demnach eine Dissoziation zwischen affektiven und kognitiven ToM-Fertigkeiten, wonach bei BPS-Patienten der Dysregulation der affektiven ToM besondere Bedeutung zukommt. Sprung weist auch auf die grundsätzliche Relevanz von ToM für die Psychotherapiefähigkeit von BPS-Patienten hin und schlägt daher vor, diese mit entsprechenden ToM-Trainings zu fördern.
Die beiden anderen Beiträge im zweiten Teil beschäftigen sich mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen der Borderline-Persönlichkeitsstörung und traumaassoziierten Störungen. Das Kapitel von Riffer und Sprung befasst sich mit dem wechselseitigen Zusammenhang zwischen BPS, Trauma und Traumafolgestörungen, insbesondere der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Nach einer Beschreibung aktueller Klassifikationen (ICD, DSM), ätiologischer Modelle, Prävalenzdaten und Komorbiditäten der BPS sowie der PTBS werden Befunde zum Zusammenhang zwischen BPS und PTBS hinsichtlich Genetik, Stressverarbeitung, struktureller und funktioneller Neuroanatomie sowie Bindungsverhalten dargestellt. In einem außergewöhnlichen Format beschreibt Andrea Schulten im Zwiegespräch mit einer betroffenen Patientin die theoretischen und praktischen Herausforderungen in der diagnostischen Abgrenzung zwischen BPS und PTBS.
Aktuelle Behandlungsansätze bei Patienten mit Borderline und strukturell verwandten Störungen sind der Fokus im dritten Teil. Der bekannte Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer befasst sich mit dem Kränkungstest bzw. Gegenübertragungsproblemen in der Behandlung von narzisstischen Störungen. Schmidbauer hält in seinem Kapitel fest, dass Menschen, die in ihrem Selbstgefühl verletzt wurden, auch das Selbstgefühl ihrer Behandler auf die Probe stellen, indem sie das narzisstische Dilemma der Beziehungsaufnahme inszenieren (der Therapeut ist entweder perfekt oder mangelhaft). Die Behandler sind daher gefordert, weder die Idealisierung distanzlos entgegenzunehmen, noch angesichts von Entwertung die Behandlungsbereitschaft der Patienten zu unterschätzen, und sollten während der gesamten Therapie bereit sein, Zuwendung anzunehmen und mit dem Patienten zusammenzuarbeiten. Eckhard Roediger beschreibt danach sehr anschaulich einen aktuellen Behandlungsansatz, den der Schematherapie. Roediger stellt zentrale Elemente der Schematherapie vor und zeigt auch Bezüge zu anderen therapeutischen Richtungen auf. Dabei veranschaulicht er auch Interventionsansätze und beschreibt den beziehungsorientierten und modellbezogen Einsatz von sogenannten erlebnisaktivierenden Techniken. Im Anschluss stellt Ursula Wirth eine Kasuistik aus ihrer Arbeit im Psychosomatischen Zentrum Waldviertel (Klinik Eggenburg) in Österreich mit Behandlungsmethoden der Dialektisch-behavioralen Therapie sowie der Schematherapie dar.
Barbara Laimböck zeigt anhand der Selbstbeschreibung und von Kunstwerken von Camille Claudel die katastrophalen Auswirkungen von mangelndem Halt und fehlendem Spiel auf und stellt in diesem Zusammenhang auch Bezüge zu neurophysiologischen Erkenntnissen her. Die nachträgliche Erfahrung von „haltender Umwelt" ist demnach entscheidend für den Therapieverlauf und kann im kreativen Spiel gefördert werden. Im letzten Kapitel in diesem Teil werden von Thomas Stegemann Zusammenhänge zwischen Musik und Persönlichkeit exploriert und die Bedeutung von Musik für die Identitätsentwicklung illustriert. Stegemann stellt darin die Methode des „Musikalischen Lebenspanoramas", eine narrative und sozialkonstruktive Praxis aus der Musiktherapie, vor und geht abschließend auf die Möglichkeiten und Grenzen musiktherapeutischer Behandlung bei Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen ein.
Das aktuelle Panorama ist der Rolle von Akzeptanz in der Arbeit mit Menschen mit chronischen Schmerzen gewidmet. Herwig Kropfmüller beschreibt die Akzeptanz als wichtigen Baustein im therapeutischen Prozess und stellt ein Modell vor, mit dem häufig auftretende Schwierigkeiten im therapeutischen Prozess besser visualisiert werden können. Dieses Modell kommt auch in der praktischen Arbeit mit chronischen Schmerzpatienten in der psychiatrischen Rehabilitationsklinik in Gars am Kamp, Österreich zur Anwendung.
Wir hoffen, Ihnen mit diesem Buch einen interessanten und gewinnbringenden Einblick in die aktuellen Konzepte zur Ätiologie, Pathogenese und Therapie von Menschen mit BPS und strukturell verwandten Störungen geben zu können!
Friedrich Riffer
Elmar Kaiser
Manuel Sprung
Lore Streibl
Inhaltsverzeichnis
I Persönlichkeitsstörungen
1 Persönlichkeitsstörungen 3
Alice Sendera
1.1 Einleitung 4
1.2 Diagnostik – kritische Überlegungen 4
1.3 Interaktionsstörung – Beziehungsstörung 6
1.4 Stil – Akzentuierung – Störung 7
1.5 Persönlichkeitsstörungen im kurzen Überblick 8
1.5.1 Schizoide Persönlichkeitsstörung 8
1.5.2 Dissoziale Persönlichkeitsstörung 8
1.5.3 Emotional instabile (Borderline-) Persönlichkeitsstörung 9
1.5.4 Histrionische Persönlichkeitsstörung 9
1.5.5 Zwanghafte Persönlichkeitsstörung 10
1.5.6 Ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung 10
1.5.7 Abhängige Persönlichkeitsstörung 11
1.5.8 Narzisstische Persönlichkeitsstörung 11
1.6 Therapie 11
Literatur 12
2 Persönlichkeit und Persönlichkeitsdiagnostik 13
Thomas Schütt
2.1 Einleitung 14
2.1.1 Hintergrund 14
2.1.2 Zum Konstrukt „Persönlichkeit" 15
2.2 Persönlichkeitsentwicklung und -störung 15
2.2.1 Persönlichkeitsentwicklung 15
2.2.2 Persönlichkeitsstörung 16
2.2.3 Kritik am Störungsbegriff im Persönlichkeitsbereich 16
2.3 Persönlichkeitsdiagnostik 17
2.3.1 Leitliniengerechte Persönlichkeitsdiagnostik 17
2.3.2 Klassifikation 17
2.3.3 Verfahren zur Persönlichkeitsdiagnostik 21
2.3.4 Durchführung 23
2.4 Resümee 23
Literatur 24
II Die Borderline-Persönlichkeitsstörung
3 Ausgewählte Konzepte zur Ätiologie, Pathogenese und Therapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung 29
Friedrich Riffer
3.1 Einleitung 30
3.1.1 Ein literarisches Beispiel 30
3.1.2 Beziehungsstörung – diagnostische Manuale 30
3.2 Historisches 30
3.3 Ätiopathogenetische Modelle 31
3.3.1 Allgemeines 31
3.3.2 Psychoanalytische Konzepte 32
3.3.3 Weitere Entwicklungen 33
3.4 Therapeutische Konzepte 34
3.4.1 Psychotherapeutische Konzepte 34
3.4.2 Psychopharmakologische Behandlung 36
3.4.3 Psychosoziales Funktionsniveau 37
Literatur 37
4 Theory of Mind bei Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung 39
Manuel Sprung
4.1 Einleitung 41
4.2 Theory of Mind: Definition 41
4.2.1 Theory of Mind und Empathie 41
4.2.2 Affektive und kognitive Theory of Mind 42
4.2.3 Neuformulierungen des übergeordneten Begriffs „Theory of Mind" 42
4.3 Theory of Mind und Borderline-Persönlichkeitsstörung 42
4.3.1 Defizite in Theory-of-Mind-Fertigkeiten 42
4.3.2 Beeinträchtigung affektiver und kognitiver Theory of Mind 43
4.3.3 Hypermentalisierung 43
4.3.4 Dissoziation affektiver und kognitiver Theory of Mind 44
4.3.5 Einfluss grundlegender emotionaler, sprachlicher und kognitiver Fertigkeiten 44
4.3.6 Einfluss komorbider psychischer Störungen und Symptome 44
4.3.7 Epistemisches Vertrauen 45
4.3.8 Verständnis von und Bewusstsein für mentale Prozesse 45
4.3.9 Veränderungen in der neuronalen Funktionalität 45
4.3.10 Geschlechtsspezifische Unterschiede 46
4.4 Rolle der Theory of Mind in der Psychotherapie von Patienten mit BPS 46
4.4.1 Krankheitseinsicht 46
4.4.2 Therapiefähigkeit 46
4.4.3 Theory-of-Mind-Trainings 47
4.4.4 Behandlungsplanung und Evaluation der Behandlung 47
Literatur 47
5 Borderline-Persönlichkeitsstörung und Trauma 53
Friedrich Riffer und Manuel Sprung
5.1 Einleitung 54
5.2 Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) 54
5.2.1 Klassifikation 54
5.2.2 Ätiologische Modelle 58
5.2.3 Prävalenz und Verlauf 60
5.2.4 Komorbiditäten und Folgeerkrankungen 60
5.3 Trauma 60
5.3.1 Klassifikation 61
5.3.2 Ätiologie der PTBS 66
5.3.3 Prävalenz und Verlauf 68
5.3.4 Komorbiditäten und Folgeerkrankungen 69
5.4 Zusammenhänge 71
5.4.1 Genetik 71
5.4.2 Früher Stress – Stressverarbeitung 71
5.4.3 Strukturelle und funktionelle Veränderungen des Gehirns 72
5.4.4 Bindung 73
5.4.5 Rolle von Kindheitstraumata bei BPS-Patienten 74
5.4.6 Risiko für traumatische Erlebnisse bei BPS-Patienten 74
5.4.7 Diagnostische Konzepte 75
Literatur 77
6 „Ich bin keine Borderlinerin!": Borderline-Persönlichkeitsstörung und/oder Traumafolgestörung – über die Schwierigkeiten der diagnostischen Einordnung 85
Andrea Schulten
6.1 Einleitung 86
6.1.1 Eindrücke der Therapeutin 87
6.1.2 Zur Diagnostik von BPS und Traumafolgestörungen 88
6.2 Biographie von „Still Alive" 90
6.3 Interview mit „Still Alive" 91
6.4 Herausforderungen, Risiken und Chancen 95
6.4.1 Die Schwierigkeit der Diagnosestellung 95
6.4.2 Die Diagnose als Voraussetzung für die Behandlungsplanung 95
6.4.3 Zum Umgang mit chronischer Suizidalität 96
6.4.4 Stigmatisierung durch die Borderline-Diagnose 96
6.5 Zusammenfassung 97
Literatur 98
III Aktuelle Behandlungsansätze
7 Der Kränkungstest: Gegenübertragungsprobleme in der Behandlung von narzisstischen Störungen 101
Wolfgang Schmidbauer
7.1 Einleitung 102
7.2 Das Helfersyndrom 105
7.3 Ehrgeiz und Übereifer als Angstabwehr 109
Literatur 115
8 Schematherapeutische Aspekte in der Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung 117
Eckhard Roediger
8.1 Einleitung: Der Ansatz der Schematherapie und ihre Entwicklung 118
8.2 Das Schematherapiemodell und seine Wurzeln 118
8.3 Die Fallkonzeption als gemeinsamer Bezugsrahmen und „Kompass" in der Therapie 121
8.4 Elemente der schematherapeutischen Beziehungsgestaltung 124
8.5 Der Aufbau des sogenannten Erwachsenenmodus in der therapeutischen Beziehung 127
8.5.1 Eine sachlich-wohlwollende Wahrnehmung anstoßen 128
8.5.2 Neubewertung 129
8.5.3 Drei Schritte zum Einüben neuen Handelns 130
8.6 Techniken 130
8.6.1 Imaginationen 130
8.6.2 Stühledialoge 131
Literatur 132
9 Störungsspezifische Behandlung von Persönlichkeitsstörungen – eine Falldarstellung 135
Ursula Wirth
9.1 Einleitung 136
9.1.1 Das Behandlungssetting: Psychosomatisches Zentrum Waldviertel (Klinik Eggenburg), Österreich 136
9.1.2 Der Kompetenzbereich für Persönlichkeitsstörungen 136
9.2 Ein Fallbeispiel: Frau B 136
9.3 Störungsorientierte psychotherapeutische Verfahren zur Behandlung der BPS 138
9.4 Die dialektisch-behaviorale Perspektive und Interventionsstrategien am Beispiel von Frau B 141
9.5 Die schematherapeutische Perspektive am Beispiel von Frau B 143
Literatur 149
10 Borderline-Persönlichkeitsstörung und Spiel? 151
Barbara Laimböck
10.1 „It is a joy to be hidden but disaster not to be found" 152
10.2 Warum spielen? 152
10.2.1 Was lernen wir alles beim Spielen? 152
10.2.2 Spiel und BPS 153
10.2.3 Was passiert bei traumatischem Stress? 153
10.2.4 Eine „tote" Mutter spielt nicht! 154
10.3 Therapie mit Borderline-Persönlichkeiten? 159
10.4 Spielen im therapeutischen Prozess 159
10.4.1 Kreatives Spiel: Ton formen 160
10.4.2 Übergangsobjekt 162
10.5 Zusammenfassung 164
Literatur 164
11 per | sonare – Wie klingt das Ich? Ein Essay über Musik, Persönlichkeit und Musiktherapie 167
Thomas Stegemann
11.1 Einleitung – Drei musikalische Szenen 168
11.2 Musik und Persönlichkeit 169
11.2.1 Person – persona – personare 169
11.2.2 Sage mir, was Du hörst, und ich sage Dir, wer Du bist 169
11.3 Wie klingt das Ich? – Musiktherapie und das musikalische Lebenspanorama 170
11.3.1 Musiktherapie – eine Einstimmung 170
11.3.2 Das musikalische Lebenspanorama 171
11.4 Musiktherapie bei Persönlichkeitsstörungen 172
11.5 Coda (Ausklang) 173
Literatur 174
IV Panorama
12 Erweiterter Akzeptanzkreislauf als Arbeitsmodell zur Visualisierung der Akzeptanz in der Arbeit mit chronischen Schmerzpatienten 179
Herwig Kropfmüller
12.1 Einleitung 181
12.2 Die Begriffe Akzeptanz und Achtsamkeit 181
12.2.1 Achtsamkeit 181
12.2.2 Akzeptanz 182
12.3 Beispiele für Akzeptanz in der Psychotherapie 182
12.3.1 Akzeptanz- und Commitment-Therapie 182
12.3.2 Die radikale Akzeptanz in der Dialektisch-behavioralen Therapie 183
12.3.3 Achtsamkeit und Akzeptanz in der Personzentrierten Psychotherapie 183
12.3.4 Die Akzeptanz aus der Sicht der existenzanalytischen Psychotherapie und Logotherapie 184
12.4 Akzeptanz bei der Behandlung von Patienten mit komplizierten chronischen Schmerzen 185
12.4.1 Akzeptanz als Baustein im therapeutischen Prozess 185
12.4.2 Modell des erweiterten Akzeptanzkreislaufes 186
12.5 Schlussfolgerungen und Diskussion 188
Literatur 189
Serviceteil193
Sachverzeichnis 193
Herausgeber‐ und Autorenverzeichnis
Über die Herausgeber
Prim. Dr. Elmar Kaiser
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie (Deutschland), Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, Ärztlicher Leiter des Psychosomatischen Zentrums Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, Klinik Eggenburg, Grafenberger Straße 2, 3730 Eggenburg, Österreich, elmar.kaiser@pszw.at
Assoc. Prof. Prim. Dr. Friedrich Riffer
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychotherapeut (Klientenzentriert), Ärztlicher Direktor des Psychosomatischen Zentrums Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, Kliniken Eggenburg und Gars am Kamp, Eggenburg, Österreich, fritz.riffer@pszw.at
Priv.-Doz. Dr. Manuel Sprung
Klinischer Psychologe und Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut (Verhaltenstherapie), Wissenschaftlicher Leiter des Psychosomatischen Zentrums Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, Klinik Eggenburg und Gars am Kamp, Grafenberger Straße 2, 3730 Eggenburg, Österreich, manuel.sprung@pszw.at
Mag. Lore Streibl
Klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin, Psychotherapeutin in Ausbildung unter Supervision, Therapeutische Leitung des Psychosomatischen Zentrums Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, Klinik Eggenburg und Gars am Kamp, Grafenberger Straße 2, 3730 Eggenburg, Österreich, lore.streibl@pszw.at
Autorenverzeichnis
Dr. Herwig Kropfmüller
Arzt für Allgemeinmedizin
Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Psychosomatisches Zentrum Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität
Rehabilitationsklinik Gars am Kamp
Kremser Strasse 656, 3571 Gars am Kamp, Österreich
herwig.kropfmueller@pszw.at
Dr. Barbara Laimböck
Ärztin für Allgemeinmedizin
Fachärztin für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Psychotherapeutin (Katathym Imaginative Psychotherapie)
Rudolfsplatz 6/6, 1010 Wien, Österreich
barbara.laimboeck@chello.at
Dr. Eckhard Roediger
Facharzt für Neurologie (Deutschland), Facharzt für Psychiatrie (Deutschland)
Psychotherapeut (Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie) (Deutschland)
Frauenlobstraße 64, 60487 Frankfurt/Main, Deutschland
kontakt@eroediger.de
Prim. Dr. Friedrich Riffer
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Psychotherapeut (Klientenzentriert)
Vorstand der Sozialpsychiatrischen Abteilung Waidhofen an der Thaya
Ärztlicher Direktor des Psychosomatischen Zentrums Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität
Kliniken Eggenburg und Gars am Kamp
Grafenberger Straße 2, 3730 Eggenburg, Österreich
fritz.riffer@pszw.at
Dr. Wolfgang Schmidbauer
Psychologe und Psychoanalytiker (Deutschland)
Ungererstrasse 66, 80805 München, Deutschland
info@wolfgang-schmidbauer.de
Mag. Andrea Schulten
Klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin
Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie, Hypnotherapie)
Psychosomatisches Zentrum Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, Klinik Eggenburg
Grafenberger Straße 2, 3730 Eggenburg, Österreich
andrea.schulten@pszw.at
Mag. Thomas Schütt
Klinischer und Gesundheitspsychologe
Psychosomatisches Zentrum Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, Klinik Eggenburg
Grafenberger Straße 2, 3730 Eggenburg, Österreich
thomas.schuett@pszw.at
Mag. Dr. Alice Sendera
Diplompädagogin, Psychologin, Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie)
FS II (Pergersee) Block 12 /10, 7061 Trausdorf/Wulka, Österreich
alice@sendera.at
Priv.-Doz. Dr. Manuel Sprung
Klinischer Psychologe und Gesundheitspsychologe
Psychotherapeut (Verhaltenstherapie)
Wissenschaftlicher Leiter des Psychosomatischen Zentrums Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität
Klinik Eggenburg und Gars am Kamp
Grafenberger Straße 2, 3730 Eggenburg, Österreich
manuel.sprung@pszw.at
Univ.-Prof. Dr. Dr. Thomas Stegemann
Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
Institut für Musiktherapie
Rennweg 8, 1030 Wien, Österreich
stegemann@mdw.ac.at
Mag. Ursula Wirth
Klinische- und Gesundheitspsychologin
Psychotherapeutin (Systemische Familientherapie)
Psychosomatisches Zentrum Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, Klinik Eggenburg
Grafenberger Straße 2, 3730 Eggenburg, Österreich
ursula.wirth@pszw.at
Teil IPersönlichkeitsstörungen
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1 Persönlichkeitsstörungen3
Alice Sendera
Kapitel 2 Persönlichkeit und Persönlichkeitsdiagnostik13
Thomas Schütt
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019
Friedrich Riffer, Elmar Kaiser, Manuel Sprung und Lore Streibl (Hrsg.)Mensch – Beziehung – StörungPsychosomatik im Zentrum3https://doi.org/10.1007/978-3-662-58639-6_1
1. Persönlichkeitsstörungen
Alice Sendera¹
(1)
Trausdorf, Österreich
Alice Sendera
Email: alice@sendera.at
1.1 Einleitung
1.2 Diagnostik – kritische Überlegungen
1.3 Interaktionsstörung – Beziehungsstörung
1.4 Stil – Akzentuierung – Störung
1.5 Persönlichkeitsstörungen im kurzen Überblick
1.5.1 Schizoide Persönlichkeitsstörung
1.5.2 Dissoziale Persönlichkeitsstörung
1.5.3 Emotional instabile (Borderline-) Persönlichkeitsstörung
1.5.4 Histrionische Persönlichkeitsstörung
1.5.5 Zwanghafte Persönlichkeitsstörung
1.5.6 Ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung
1.5.7 Abhängige Persönlichkeitsstörung
1.5.8 Narzisstische Persönlichkeitsstörung
1.6 Therapie
Literatur
1.1 Einleitung
Die einzigartigen Wesensmerkmale eines Menschen, die Art und Weise zu denken und zu fühlen, seine charakteristischen Einstellungen, Wahrnehmungs-, Bewertungs- und Verhaltenstendenzen, seine Art der Beweglichkeit, auf die Außenwelt zu reagieren, seine typischen Interaktionsmuster und die Besonderheiten seiner Beziehungsgestaltung sind Ausdruck einer unverwechselbaren Persönlichkeit. Demnach gehören zur Persönlichkeit einzigartige psychologische und physiologische Merkmale mit der jeweils charakteristischen Anpassung an externe Gegebenheiten. Die Vielfalt und das Tempo der Prozesse sind abhängig von sozialen, kulturellen und interpersonellen Bedingungen.
Wir verstehen
Persönlichkeit als Zusammenspiel aller Komponenten, die das Denken, Fühlen und Verhalten beeinflussen und einer gesellschaftlichen Norm unterliegen,
Persönlichkeitsentwicklung als Ergebnis einer komplexen Wechselwirkung aus Anlagefaktoren und den jeweiligen sozialen Erfahrungen,
Persönlichkeit als einen Entwicklungsprozess, der nie abgeschlossen ist und sich das ganze Leben in die eine oder die andere Richtung verändern kann.
1.2 Diagnostik – kritische Überlegungen
Im historischen Rückblick gesehen, wurden in allen Kulturen und Gesellschaften Aufzeichnungen über Außenseiter, Sonderlinge und Menschen, die nicht in den sozialen Kontext passen, gemacht. Die Erklärungen und Auflistungen schlechter Eigenschaften und von Fehlverhaltensweisen zeigen vorwiegend psychisches Leid im Beziehungs- und Leistungsbereich und die Tendenz zur Norm- und Regelverletzung auf (Sendera und Sendera 2016b). In der Psychiatrie wurde lange Zeit der Begriff Psychopath für Menschen mit Persönlichkeitsstörungen verwendet, ein Begriff, der heute noch in manchen Köpfen herumspukt. Es wird noch ein langer Weg sein, bis Persönlichkeitsstörungen nicht mehr als Krankheit betrachtet werden und bei Menschen mit Persönlichkeitsstörung nicht mehr von krankhafter Persönlichkeit gesprochen wird.
Heute verwenden sowohl ICD (Internationale Klassifikation psychischer Störungen) als auch DSM (Klassifikationssystem der American Psychiatric Association) den Störungsbegriff ohne Implikationen in Richtung Erkrankung. Alle Diagnosemodelle beruhen auf der allgemeinen Definition, dass Betroffene ein überdauerndes Muster, das merklich von den Erwartungen der soziokulturellen Umgebung abweicht, aufweisen. Die Muster sind stabil, zeigen sich in unterschiedlichen Situationen und führen zu Leiden oder Beeinträchtigungen.
Die Diagnosesysteme (ICD-10 , DSM-IV ) folgen dem Prinzip der operational und deskriptiv definierten Diagnostik und repräsentieren einen kategorialen Ansatz. Der Begriff Krankheit wird durch den Begriff Störung ersetzt. Die qualitativ unterscheidbaren klinischen Syndrome ermöglichen eine Zuordnung der einzelnen Persönlichkeitsstörungen (Loranger 1999; Millon 1996). In den Kriterien findet sich nicht mehr der Hinweis auf Krankheit, sondern auf das Leiden der betroffenen Person und die sich daraus ergebenden Einschränkungen ihrer sozialen Kompetenz sowie eine Beschreibung der psychosozialen Belastungsfaktoren (APA DSM-4 1994; Dilling et al. ICD-10 1993).
Das DSM-5 beinhaltet sowohl eine kategorische als auch eine dimensionale Sichtweise. Die Diagnosekriterien bleiben weitgehend bestehen, doch darüber hinaus beinhaltet es ein alternatives Modell für Persönlichkeitsstörungen. Dieses legt den Fokus auf Funktionsniveau und Persönlichkeitsmerkmale. Das Funktionsniveau basiert auf den Dimensionen Identität, Selbstbestimmung, Empathie und Intimität. Relevante pathologische Persönlichkeitseigenschaften umfassen negative Affektivität, Trennung, Antagonismus, Enthemmung und Psychotizismus. Das Alternativmodell soll eine Forschungsgrundlage bilden und den Weg für Veränderungen in der Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen ermöglichen (APA – DSM-5 2015). Mit Spannung erwarten wir die deutsche Ausgabe des ICD-11 -Diagnosesystems in Bezug auf Persönlichkeitsstörungen. Zukünftige Studien werden zeigen, wie hilfreich die neuen Diagnosesysteme sind.
Fest steht, dass Persönlichkeitsstörungen immer häufiger diagnostiziert werden, in dem Sinne haben sowohl Patienten als auch Therapeuten ein Interesse an einem Diagnosesystem, das das Recht auf möglichst effektive Behandlung stärkt und Stigmatisierungstendenzen entgegenwirkt. Das Problem der Stigmatisierung der betroffenen Menschen geht über die Zuordnung