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Mensch – Beziehung – Störung: Aktuelle Konzepte zu Borderline und strukturell verwandten Störungen
Mensch – Beziehung – Störung: Aktuelle Konzepte zu Borderline und strukturell verwandten Störungen
Mensch – Beziehung – Störung: Aktuelle Konzepte zu Borderline und strukturell verwandten Störungen
eBook420 Seiten3 Stunden

Mensch – Beziehung – Störung: Aktuelle Konzepte zu Borderline und strukturell verwandten Störungen

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Über dieses E-Book

Der dritte Band der Buchreihe des Psychosomatischen Zentrums Waldviertel (PSZW), Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, beschäftigt sich mit Borderline und strukturell verwandten Störungen aus verschiedenen Blickwinkeln. In den fachspezifischen Beiträgen wird ein Überblick über aktuelle Konzepte zur Ätiologie, Pathogenese und Therapie von Menschen mit Borderline und strukturell verwandten Störungen gegeben. Des Weiteren werden neueste Aspekte und Erkenntnisse zu genetischen und neurobiologischen Grundlagen dieser Störung vorgestellt. Der Konnex bzw. die Schwierigkeit der Abgrenzung zu Traumafolgestörungen wird ebenso diskutiert, wie die Beziehungsgestaltung von Menschen mit Borderlinestörung und der Umgang mit Kränkung und Gegenübertragung. Das Panorama ist der Rolle von Akzeptanz in der Therapie von Menschen mit chronischen Schmerzen gewidmet. Dieses Buch richtet sich in erster Linie an Ärzte, Psychotherapeuten, Klinische-und Gesundheitspsychologen sowie verwandte Berufsgruppen, die Patienten mit Borderline- oder strukturell verwandten Störungen behandeln.

 

SpracheDeutsch
HerausgeberSpringer
Erscheinungsdatum7. Mai 2019
ISBN9783662586396
Mensch – Beziehung – Störung: Aktuelle Konzepte zu Borderline und strukturell verwandten Störungen

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    Buchvorschau

    Mensch – Beziehung – Störung - Friedrich Riffer

    Band 3

    Psychosomatik im Zentrum

    Reihe herausgegeben von

    Psychosomatisches Zentrum Waldviertel

    Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, Eggenburg, Österreich

    Die Buchreihe versteht sich als interdisziplinäres Forum zur Diskussion aktueller Themen der Psychosomatik, Psychiatrie, Psychotherapie und Psychologie, ergänzt durch andere Disziplinen, insbesondere der Human- und Naturwissenschaften. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Darstellung der wechselseitigen Beeinflussung psychischer und somatischer Faktoren, sowie deren Bedeutung für das jeweilige Krankheitsgeschehen. Dies geschieht jedoch immer auf der Basis unserer Haltung – der Untrennbarkeit von Körper und Seele – im Sinne der Leiblichkeit des Menschen.

    Es steht also der „ganze" Mensch im Zentrum unserer Überlegungen und unseres Handelns, insbesondere im klinischen Alltag. Im ständigen Versuch der Annäherung an das Leiblichkeitskonzept scheint uns jedoch reduktionistisches Denken und Handeln eine notwendige und sinnvolle Möglichkeit in klinischer Praxis und Forschung.

    Auf der Grundlage bisheriger Erfahrungen des 2006 gegründeten Psychosomatischen Zentrums Waldviertel (PSZW), Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, in der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit einem breiten Spektrum psychosomatischer bzw. psychiatrischer Störungsbilder hat sich die Buchreihe zum Ziel gesetzt Fragen zur Entstehung und Aufrechterhaltung der Symptome dieser Störungsbilder, zu spezifischen diagnostischen Verfahren und neue Aspekte in der Therapie möglichst differenziert zu diskutieren. Die Buchreihe soll somit zu einem intensiven Austausch zwischen Forschung und Praxis innerhalb und außerhalb des Psychosomatischen Zentrums Waldviertel (PSZW), Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, beitragen.

    Weitere Bände in der Reihe http://​www.​springer.​com/​series/​15568

    Hrsg.

    Friedrich Riffer, Elmar Kaiser, Manuel Sprung und Lore Streibl

    Mensch – Beziehung – StörungAktuelle Konzepte zu Borderline und strukturell verwandten Störungen

    ../images/469048_1_De_BookFrontmatter_Figa_HTML.png

    Hrsg.

    Friedrich Riffer

    Psychosomatisches Zentrum Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, Eggenburg, Österreich

    Elmar Kaiser

    Psychosomatisches Zentrum Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, Eggenburg, Österreich

    Manuel Sprung

    Psychosomatisches Zentrum Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, Eggenburg, Österreich

    Lore Streibl

    Psychosomatisches Zentrum Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, Eggenburg, Österreich

    ISSN 2520-1395e-ISSN 2520-1409

    Psychosomatik im Zentrum

    ISBN 978-3-662-58638-9e-ISBN 978-3-662-58639-6

    https://doi.org/10.1007/978-3-662-58639-6

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019

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    Vorwort

    Das dritte Buch in der Reihe „Psychosomatik im Zentrum" ist Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) und strukturell verwandten Störungen gewidmet. Die Kapitel beschäftigen sich mit aktuellen Konzepten zur Ätiologie, Pathogenese und Therapie von Menschen mit BPS und strukturell verwandten Störungen und sind in drei Teile untergliedert.

    Die Beiträge im ersten Teil beinhalten Grundlegendes zur Klassifikation und Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen. Alice Sendera stellt kritische Überlegungen zur Klassifikation und Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen in gebräuchlichen Diagnosesystemen (ICD, DSM) an und schlägt vor, Persönlichkeitsstörungen als Beziehungs- und Interaktionsstörungen zu verstehen. Sendera weist dabei auf eine dimensionale Klassifikation hin, wonach Persönlichkeitsmerkmale sich auf einem Kontinuum von Stil über Akzentuierung bis zur Störung abbilden. Im Kapitel von Thomas Schütt wird anschließend die klinische Relevanz der Diagnostik und des Störungsbegriffs im Persönlichkeitsbereich diskutiert. Des Weiteren geht er auf die Durchführung einer leitliniengerechten Persönlichkeitsdiagnostik anhand aktueller Klassifikationssysteme ein und stellt relevante Verfahren zur Persönlichkeitsdiagnostik vor.

    Im zweiten Teil werden aktuelle Konzepte zur Ätiologie, Pathogenese und Therapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) behandelt. Einleitend beschreibt Friedrich Riffer ausgewählte ätiopathogenetische Modelle, vorwiegend psychoanalytische, ergänzt um relevante Befunde der Säuglings- und Bindungsforschung sowie vier aktuelle Therapieverfahren (die Dialektisch-behaviorale Therapie, die Schematherapie, die Mentalisierungsbasierte Therapie und die Übertragsungsfokussierte Therapie) einschließlich relevanter Daten zur Wirksamkeit dieser Therapieverfahren. Manuel Sprung widmet sich anschließend der Rolle der Theory of Mind (ToM) bzw. Mentalisierungsfähigkeit bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der BPS. Es besteht demnach eine Dissoziation zwischen affektiven und kognitiven ToM-Fertigkeiten, wonach bei BPS-Patienten der Dysregulation der affektiven ToM besondere Bedeutung zukommt. Sprung weist auch auf die grundsätzliche Relevanz von ToM für die Psychotherapiefähigkeit von BPS-Patienten hin und schlägt daher vor, diese mit entsprechenden ToM-Trainings zu fördern.

    Die beiden anderen Beiträge im zweiten Teil beschäftigen sich mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen der Borderline-Persönlichkeitsstörung und traumaassoziierten Störungen. Das Kapitel von Riffer und Sprung befasst sich mit dem wechselseitigen Zusammenhang zwischen BPS, Trauma und Traumafolgestörungen, insbesondere der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Nach einer Beschreibung aktueller Klassifikationen (ICD, DSM), ätiologischer Modelle, Prävalenzdaten und Komorbiditäten der BPS sowie der PTBS werden Befunde zum Zusammenhang zwischen BPS und PTBS hinsichtlich Genetik, Stressverarbeitung, struktureller und funktioneller Neuroanatomie sowie Bindungsverhalten dargestellt. In einem außergewöhnlichen Format beschreibt Andrea Schulten im Zwiegespräch mit einer betroffenen Patientin die theoretischen und praktischen Herausforderungen in der diagnostischen Abgrenzung zwischen BPS und PTBS.

    Aktuelle Behandlungsansätze bei Patienten mit Borderline und strukturell verwandten Störungen sind der Fokus im dritten Teil. Der bekannte Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer befasst sich mit dem Kränkungstest bzw. Gegenübertragungsproblemen in der Behandlung von narzisstischen Störungen. Schmidbauer hält in seinem Kapitel fest, dass Menschen, die in ihrem Selbstgefühl verletzt wurden, auch das Selbstgefühl ihrer Behandler auf die Probe stellen, indem sie das narzisstische Dilemma der Beziehungsaufnahme inszenieren (der Therapeut ist entweder perfekt oder mangelhaft). Die Behandler sind daher gefordert, weder die Idealisierung distanzlos entgegenzunehmen, noch angesichts von Entwertung die Behandlungsbereitschaft der Patienten zu unterschätzen, und sollten während der gesamten Therapie bereit sein, Zuwendung anzunehmen und mit dem Patienten zusammenzuarbeiten. Eckhard Roediger beschreibt danach sehr anschaulich einen aktuellen Behandlungsansatz, den der Schematherapie. Roediger stellt zentrale Elemente der Schematherapie vor und zeigt auch Bezüge zu anderen therapeutischen Richtungen auf. Dabei veranschaulicht er auch Interventionsansätze und beschreibt den beziehungsorientierten und modellbezogen Einsatz von sogenannten erlebnisaktivierenden Techniken. Im Anschluss stellt Ursula Wirth eine Kasuistik aus ihrer Arbeit im Psychosomatischen Zentrum Waldviertel (Klinik Eggenburg) in Österreich mit Behandlungsmethoden der Dialektisch-behavioralen Therapie sowie der Schematherapie dar.

    Barbara Laimböck zeigt anhand der Selbstbeschreibung und von Kunstwerken von Camille Claudel die katastrophalen Auswirkungen von mangelndem Halt und fehlendem Spiel auf und stellt in diesem Zusammenhang auch Bezüge zu neurophysiologischen Erkenntnissen her. Die nachträgliche Erfahrung von „haltender Umwelt" ist demnach entscheidend für den Therapieverlauf und kann im kreativen Spiel gefördert werden. Im letzten Kapitel in diesem Teil werden von Thomas Stegemann Zusammenhänge zwischen Musik und Persönlichkeit exploriert und die Bedeutung von Musik für die Identitätsentwicklung illustriert. Stegemann stellt darin die Methode des „Musikalischen Lebenspanoramas", eine narrative und sozialkonstruktive Praxis aus der Musiktherapie, vor und geht abschließend auf die Möglichkeiten und Grenzen musiktherapeutischer Behandlung bei Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen ein.

    Das aktuelle Panorama ist der Rolle von Akzeptanz in der Arbeit mit Menschen mit chronischen Schmerzen gewidmet. Herwig Kropfmüller beschreibt die Akzeptanz als wichtigen Baustein im therapeutischen Prozess und stellt ein Modell vor, mit dem häufig auftretende Schwierigkeiten im therapeutischen Prozess besser visualisiert werden können. Dieses Modell kommt auch in der praktischen Arbeit mit chronischen Schmerzpatienten in der psychiatrischen Rehabilitationsklinik in Gars am Kamp, Österreich zur Anwendung.

    Wir hoffen, Ihnen mit diesem Buch einen interessanten und gewinnbringenden Einblick in die aktuellen Konzepte zur Ätiologie, Pathogenese und Therapie von Menschen mit BPS und strukturell verwandten Störungen geben zu können!

    Friedrich Riffer

    Elmar Kaiser

    Manuel Sprung

    Lore Streibl

    Inhaltsverzeichnis

    I Persönlichkeitsstörungen

    1 Persönlichkeitss​törungen 3

    Alice Sendera

    1.​1 Einleitung 4

    1.​2 Diagnostik – kritische Überlegungen 4

    1.​3 Interaktionsstör​ung – Beziehungsstörun​g 6

    1.​4 Stil – Akzentuierung – Störung 7

    1.​5 Persönlichkeitss​törungen im kurzen Überblick 8

    1.​5.​1 Schizoide Persönlichkeitss​törung 8

    1.​5.​2 Dissoziale Persönlichkeitss​törung 8

    1.​5.​3 Emotional instabile (Borderline-) Persönlichkeitss​törung 9

    1.​5.​4 Histrionische Persönlichkeitss​törung 9

    1.​5.​5 Zwanghafte Persönlichkeitss​törung 10

    1.​5.​6 Ängstlich vermeidende Persönlichkeitss​törung 10

    1.​5.​7 Abhängige Persönlichkeitss​törung 11

    1.​5.​8 Narzisstische Persönlichkeitss​törung 11

    1.​6 Therapie 11

    Literatur 12

    2 Persönlichkeit und Persönlichkeitsd​iagnostik 13

    Thomas Schütt

    2.​1 Einleitung 14

    2.​1.​1 Hintergrund 14

    2.​1.​2 Zum Konstrukt „Persönlichkeit" 15

    2.​2 Persönlichkeitse​ntwicklung und -störung 15

    2.​2.​1 Persönlichkeitse​ntwicklung 15

    2.​2.​2 Persönlichkeitss​törung 16

    2.​2.​3 Kritik am Störungsbegriff im Persönlichkeitsb​ereich 16

    2.​3 Persönlichkeitsd​iagnostik 17

    2.​3.​1 Leitliniengerech​te Persönlichkeitsd​iagnostik 17

    2.​3.​2 Klassifikation 17

    2.​3.​3 Verfahren zur Persönlichkeitsd​iagnostik 21

    2.​3.​4 Durchführung 23

    2.​4 Resümee 23

    Literatur 24

    II Die Borderline-Persönlichkeitsstörung

    3 Ausgewählte Konzepte zur Ätiologie, Pathogenese und Therapie der Borderline-Persönlichkeitss​törung 29

    Friedrich Riffer

    3.​1 Einleitung 30

    3.​1.​1 Ein literarisches Beispiel 30

    3.​1.​2 Beziehungsstörun​g – diagnostische Manuale 30

    3.​2 Historisches 30

    3.​3 Ätiopathogenetis​che Modelle 31

    3.​3.​1 Allgemeines 31

    3.​3.​2 Psychoanalytisch​e Konzepte 32

    3.​3.​3 Weitere Entwicklungen 33

    3.​4 Therapeutische Konzepte 34

    3.​4.​1 Psychotherapeuti​sche Konzepte 34

    3.​4.​2 Psychopharmakolo​gische Behandlung 36

    3.​4.​3 Psychosoziales Funktionsniveau 37

    Literatur 37

    4 Theory of Mind bei Patienten mit Borderline-Persönlichkeitss​törung 39

    Manuel Sprung

    4.​1 Einleitung 41

    4.​2 Theory of Mind:​ Definition 41

    4.​2.​1 Theory of Mind und Empathie 41

    4.​2.​2 Affektive und kognitive Theory of Mind 42

    4.​2.​3 Neuformulierunge​n des übergeordneten Begriffs „Theory of Mind" 42

    4.​3 Theory of Mind und Borderline-Persönlichkeitss​törung 42

    4.​3.​1 Defizite in Theory-of-Mind-Fertigkeiten 42

    4.​3.​2 Beeinträchtigung​ affektiver und kognitiver Theory of Mind 43

    4.​3.​3 Hypermentalisier​ung 43

    4.​3.​4 Dissoziation affektiver und kognitiver Theory of Mind 44

    4.​3.​5 Einfluss grundlegender emotionaler, sprachlicher und kognitiver Fertigkeiten 44

    4.​3.​6 Einfluss komorbider psychischer Störungen und Symptome 44

    4.​3.​7 Epistemisches Vertrauen 45

    4.​3.​8 Verständnis von und Bewusstsein für mentale Prozesse 45

    4.​3.​9 Veränderungen in der neuronalen Funktionalität 45

    4.​3.​10 Geschlechtsspezi​fische Unterschiede 46

    4.​4 Rolle der Theory of Mind in der Psychotherapie von Patienten mit BPS 46

    4.​4.​1 Krankheitseinsic​ht 46

    4.​4.​2 Therapiefähigkei​t 46

    4.​4.​3 Theory-of-Mind-Trainings 47

    4.​4.​4 Behandlungsplanu​ng und Evaluation der Behandlung 47

    Literatur 47

    5 Borderline-Persönlichkeitss​törung und Trauma 53

    Friedrich Riffer und Manuel Sprung

    5.​1 Einleitung 54

    5.​2 Borderline-Persönlichkeitss​törung (BPS) 54

    5.​2.​1 Klassifikation 54

    5.​2.​2 Ätiologische Modelle 58

    5.​2.​3 Prävalenz und Verlauf 60

    5.​2.​4 Komorbiditäten und Folgeerkrankunge​n 60

    5.​3 Trauma 60

    5.​3.​1 Klassifikation 61

    5.​3.​2 Ätiologie der PTBS 66

    5.​3.​3 Prävalenz und Verlauf 68

    5.​3.​4 Komorbiditäten und Folgeerkrankunge​n 69

    5.​4 Zusammenhänge 71

    5.​4.​1 Genetik 71

    5.​4.​2 Früher Stress – Stressverarbeitu​ng 71

    5.​4.​3 Strukturelle und funktionelle Veränderungen des Gehirns 72

    5.​4.​4 Bindung 73

    5.​4.​5 Rolle von Kindheitstraumat​a bei BPS-Patienten 74

    5.​4.​6 Risiko für traumatische Erlebnisse bei BPS-Patienten 74

    5.​4.​7 Diagnostische Konzepte 75

    Literatur 77

    6 „Ich bin keine Borderlinerin!":​ Borderline-Persönlichkeitss​törung und/​oder Traumafolgestöru​ng – über die Schwierigkeiten der diagnostischen Einordnung 85

    Andrea Schulten

    6.​1 Einleitung 86

    6.​1.​1 Eindrücke der Therapeutin 87

    6.​1.​2 Zur Diagnostik von BPS und Traumafolgestöru​ngen 88

    6.​2 Biographie von „Still Alive" 90

    6.​3 Interview mit „Still Alive" 91

    6.​4 Herausforderunge​n, Risiken und Chancen 95

    6.​4.​1 Die Schwierigkeit der Diagnosestellung​ 95

    6.​4.​2 Die Diagnose als Voraussetzung für die Behandlungsplanu​ng 95

    6.​4.​3 Zum Umgang mit chronischer Suizidalität 96

    6.​4.​4 Stigmatisierung durch die Borderline-Diagnose 96

    6.​5 Zusammenfassung 97

    Literatur 98

    III Aktuelle Behandlungsansätze

    7 Der Kränkungstest:​ Gegenübertragung​sprobleme in der Behandlung von narzisstischen Störungen 101

    Wolfgang Schmidbauer

    7.​1 Einleitung 102

    7.​2 Das Helfersyndrom 105

    7.​3 Ehrgeiz und Übereifer als Angstabwehr 109

    Literatur 115

    8 Schematherapeuti​sche Aspekte in der Behandlung der Borderline-Persönlichkeitss​törung 117

    Eckhard Roediger

    8.​1 Einleitung:​ Der Ansatz der Schematherapie und ihre Entwicklung 118

    8.​2 Das Schematherapiemo​dell und seine Wurzeln 118

    8.​3 Die Fallkonzeption als gemeinsamer Bezugsrahmen und „Kompass" in der Therapie 121

    8.​4 Elemente der schematherapeuti​schen Beziehungsgestal​tung 124

    8.​5 Der Aufbau des sogenannten Erwachsenenmodus​ in der therapeutischen Beziehung 127

    8.​5.​1 Eine sachlich-wohlwollende Wahrnehmung anstoßen 128

    8.​5.​2 Neubewertung 129

    8.​5.​3 Drei Schritte zum Einüben neuen Handelns 130

    8.​6 Techniken 130

    8.​6.​1 Imaginationen 130

    8.​6.​2 Stühledialoge 131

    Literatur 132

    9 Störungsspezifis​che Behandlung von Persönlichkeitss​törungen – eine Falldarstellung 135

    Ursula Wirth

    9.​1 Einleitung 136

    9.​1.​1 Das Behandlungssetti​ng:​ Psychosomatische​s Zentrum Waldviertel (Klinik Eggenburg), Österreich 136

    9.​1.​2 Der Kompetenzbereich​ für Persönlichkeitss​törungen 136

    9.​2 Ein Fallbeispiel:​ Frau B 136

    9.​3 Störungsorientie​rte psychotherapeuti​sche Verfahren zur Behandlung der BPS 138

    9.​4 Die dialektisch-behaviorale Perspektive und Interventionsstr​ategien am Beispiel von Frau B 141

    9.​5 Die schematherapeuti​sche Perspektive am Beispiel von Frau B 143

    Literatur 149

    10 Borderline-Persönlichkeitss​törung und Spiel?​ 151

    Barbara Laimböck

    10.​1 „It is a joy to be hidden but disaster not to be found" 152

    10.​2 Warum spielen?​ 152

    10.​2.​1 Was lernen wir alles beim Spielen?​ 152

    10.​2.​2 Spiel und BPS 153

    10.​2.​3 Was passiert bei traumatischem Stress?​ 153

    10.​2.​4 Eine „tote" Mutter spielt nicht! 154

    10.​3 Therapie mit Borderline-Persönlichkeiten​?​ 159

    10.​4 Spielen im therapeutischen Prozess 159

    10.​4.​1 Kreatives Spiel:​ Ton formen 160

    10.​4.​2 Übergangsobjekt 162

    10.​5 Zusammenfassung 164

    Literatur 164

    11 per | sonare – Wie klingt das Ich?​ Ein Essay über Musik, Persönlichkeit und Musiktherapie 167

    Thomas Stegemann

    11.​1 Einleitung – Drei musikalische Szenen 168

    11.​2 Musik und Persönlichkeit 169

    11.​2.​1 Person – persona – personare 169

    11.​2.​2 Sage mir, was Du hörst, und ich sage Dir, wer Du bist 169

    11.​3 Wie klingt das Ich?​ – Musiktherapie und das musikalische Lebenspanorama 170

    11.​3.​1 Musiktherapie – eine Einstimmung 170

    11.​3.​2 Das musikalische Lebenspanorama 171

    11.​4 Musiktherapie bei Persönlichkeitss​törungen 172

    11.​5 Coda (Ausklang) 173

    Literatur 174

    IV Panorama

    12 Erweiterter Akzeptanzkreisla​uf als Arbeitsmodell zur Visualisierung der Akzeptanz in der Arbeit mit chronischen Schmerzpatienten​ 179

    Herwig Kropfmüller

    12.​1 Einleitung 181

    12.​2 Die Begriffe Akzeptanz und Achtsamkeit 181

    12.​2.​1 Achtsamkeit 181

    12.​2.​2 Akzeptanz 182

    12.​3 Beispiele für Akzeptanz in der Psychotherapie 182

    12.​3.​1 Akzeptanz- und Commitment-Therapie 182

    12.​3.​2 Die radikale Akzeptanz in der Dialektisch-behavioralen Therapie 183

    12.​3.​3 Achtsamkeit und Akzeptanz in der Personzentrierte​n Psychotherapie 183

    12.​3.​4 Die Akzeptanz aus der Sicht der existenzanalytis​chen Psychotherapie und Logotherapie 184

    12.​4 Akzeptanz bei der Behandlung von Patienten mit komplizierten chronischen Schmerzen 185

    12.​4.​1 Akzeptanz als Baustein im therapeutischen Prozess 185

    12.​4.​2 Modell des erweiterten Akzeptanzkreisla​ufes 186

    12.​5 Schlussfolgerung​en und Diskussion 188

    Literatur 189

    Serviceteil193

    Sachverzeichnis 193

    Herausgeber‐ und Autorenverzeichnis

    Über die Herausgeber

    Prim. Dr. Elmar Kaiser

    Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie (Deutschland), Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, Ärztlicher Leiter des Psychosomatischen Zentrums Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, Klinik Eggenburg, Grafenberger Straße 2, 3730 Eggenburg, Österreich, elmar.kaiser@pszw.at

    Assoc. Prof. Prim. Dr. Friedrich Riffer

    Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychotherapeut (Klientenzentriert), Ärztlicher Direktor des Psychosomatischen Zentrums Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, Kliniken Eggenburg und Gars am Kamp, Eggenburg, Österreich, fritz.riffer@pszw.at

    Priv.-Doz. Dr. Manuel Sprung

    Klinischer Psychologe und Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut (Verhaltenstherapie), Wissenschaftlicher Leiter des Psychosomatischen Zentrums Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, Klinik Eggenburg und Gars am Kamp, Grafenberger Straße 2, 3730 Eggenburg, Österreich, manuel.sprung@pszw.at

    Mag. Lore Streibl

    Klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin, Psychotherapeutin in Ausbildung unter Supervision, Therapeutische Leitung des Psychosomatischen Zentrums Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, Klinik Eggenburg und Gars am Kamp, Grafenberger Straße 2, 3730 Eggenburg, Österreich, lore.streibl@pszw.at

    Autorenverzeichnis

    Dr. Herwig Kropfmüller

    Arzt für Allgemeinmedizin

    Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin

    Psychosomatisches Zentrum Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität

    Rehabilitationsklinik Gars am Kamp

    Kremser Strasse 656, 3571 Gars am Kamp, Österreich

    herwig.kropfmueller@pszw.at

    Dr. Barbara Laimböck

    Ärztin für Allgemeinmedizin

    Fachärztin für Anästhesiologie und Intensivmedizin

    Psychotherapeutin (Katathym Imaginative Psychotherapie)

    Rudolfsplatz 6/6, 1010 Wien, Österreich

    barbara.laimboeck@chello.at

    Dr. Eckhard Roediger

    Facharzt für Neurologie (Deutschland), Facharzt für Psychiatrie (Deutschland)

    Psychotherapeut (Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie) (Deutschland)

    Frauenlobstraße 64, 60487 Frankfurt/Main, Deutschland

    kontakt@eroediger.de

    Prim. Dr. Friedrich Riffer

    Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie

    Psychotherapeut (Klientenzentriert)

    Vorstand der Sozialpsychiatrischen Abteilung Waidhofen an der Thaya

    Ärztlicher Direktor des Psychosomatischen Zentrums Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität

    Kliniken Eggenburg und Gars am Kamp

    Grafenberger Straße 2, 3730 Eggenburg, Österreich

    fritz.riffer@pszw.at

    Dr. Wolfgang Schmidbauer

    Psychologe und Psychoanalytiker (Deutschland)

    Ungererstrasse 66, 80805 München, Deutschland

    info@wolfgang-schmidbauer.de

    Mag. Andrea Schulten

    Klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin

    Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie, Hypnotherapie)

    Psychosomatisches Zentrum Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, Klinik Eggenburg

    Grafenberger Straße 2, 3730 Eggenburg, Österreich

    andrea.schulten@pszw.at

    Mag. Thomas Schütt

    Klinischer und Gesundheitspsychologe

    Psychosomatisches Zentrum Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, Klinik Eggenburg

    Grafenberger Straße 2, 3730 Eggenburg, Österreich

    thomas.schuett@pszw.at

    Mag. Dr. Alice Sendera

    Diplompädagogin, Psychologin, Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie)

    FS II (Pergersee) Block 12 /10, 7061 Trausdorf/Wulka, Österreich

    alice@sendera.at

    Priv.-Doz. Dr. Manuel Sprung

    Klinischer Psychologe und Gesundheitspsychologe

    Psychotherapeut (Verhaltenstherapie)

    Wissenschaftlicher Leiter des Psychosomatischen Zentrums Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität

    Klinik Eggenburg und Gars am Kamp

    Grafenberger Straße 2, 3730 Eggenburg, Österreich

    manuel.sprung@pszw.at

    Univ.-Prof. Dr. Dr. Thomas Stegemann

    Universität für Musik und darstellende Kunst Wien

    Institut für Musiktherapie

    Rennweg 8, 1030 Wien, Österreich

    stegemann@mdw.ac.at

    Mag. Ursula Wirth

    Klinische- und Gesundheitspsychologin

    Psychotherapeutin (Systemische Familientherapie)

    Psychosomatisches Zentrum Waldviertel, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin der Karl Landsteiner Privatuniversität, Klinik Eggenburg

    Grafenberger Straße 2, 3730 Eggenburg, Österreich

    ursula.wirth@pszw.at

    Teil IPersönlichkeitsstörungen

    Inhaltsverzeichnis

    Kapitel 1 Persönlichkeitss​törungen3

    Alice Sendera

    Kapitel 2 Persönlichkeit und Persönlichkeitsd​iagnostik13

    Thomas Schütt

    © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019

    Friedrich Riffer, Elmar Kaiser, Manuel Sprung und Lore Streibl (Hrsg.)Mensch – Beziehung – StörungPsychosomatik im Zentrum3https://doi.org/10.1007/978-3-662-58639-6_1

    1. Persönlichkeitsstörungen

    Alice Sendera¹  

    (1)

    Trausdorf, Österreich

    Alice Sendera

    Email: alice@sendera.at

    1.1 Einleitung

    1.2 Diagnostik – kritische Überlegungen

    1.3 Interaktionsstörung – Beziehungsstörung

    1.4 Stil – Akzentuierung – Störung

    1.5 Persönlichkeitsstörungen im kurzen Überblick

    1.5.1 Schizoide Persönlichkeitsstörung

    1.5.2 Dissoziale Persönlichkeitsstörung

    1.5.3 Emotional instabile (Borderline-) Persönlichkeitsstörung

    1.5.4 Histrionische Persönlichkeitsstörung

    1.5.5 Zwanghafte Persönlichkeitsstörung

    1.5.6 Ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung

    1.5.7 Abhängige Persönlichkeitsstörung

    1.5.8 Narzisstische Persönlichkeitsstörung

    1.6 Therapie

    Literatur

    1.1 Einleitung

    Die einzigartigen Wesensmerkmale eines Menschen, die Art und Weise zu denken und zu fühlen, seine charakteristischen Einstellungen, Wahrnehmungs-, Bewertungs- und Verhaltenstendenzen, seine Art der Beweglichkeit, auf die Außenwelt zu reagieren, seine typischen Interaktionsmuster und die Besonderheiten seiner Beziehungsgestaltung sind Ausdruck einer unverwechselbaren Persönlichkeit. Demnach gehören zur Persönlichkeit einzigartige psychologische und physiologische Merkmale mit der jeweils charakteristischen Anpassung an externe Gegebenheiten. Die Vielfalt und das Tempo der Prozesse sind abhängig von sozialen, kulturellen und interpersonellen Bedingungen.

    Wir verstehen

    Persönlichkeit als Zusammenspiel aller Komponenten, die das Denken, Fühlen und Verhalten beeinflussen und einer gesellschaftlichen Norm unterliegen,

    Persönlichkeitsentwicklung als Ergebnis einer komplexen Wechselwirkung aus Anlagefaktoren und den jeweiligen sozialen Erfahrungen,

    Persönlichkeit als einen Entwicklungsprozess, der nie abgeschlossen ist und sich das ganze Leben in die eine oder die andere Richtung verändern kann.

    1.2 Diagnostik – kritische Überlegungen

    Im historischen Rückblick gesehen, wurden in allen Kulturen und Gesellschaften Aufzeichnungen über Außenseiter, Sonderlinge und Menschen, die nicht in den sozialen Kontext passen, gemacht. Die Erklärungen und Auflistungen schlechter Eigenschaften und von Fehlverhaltensweisen zeigen vorwiegend psychisches Leid im Beziehungs- und Leistungsbereich und die Tendenz zur Norm- und Regelverletzung auf (Sendera und Sendera 2016b). In der Psychiatrie wurde lange Zeit der Begriff Psychopath für Menschen mit Persönlichkeitsstörungen verwendet, ein Begriff, der heute noch in manchen Köpfen herumspukt. Es wird noch ein langer Weg sein, bis Persönlichkeitsstörungen nicht mehr als Krankheit betrachtet werden und bei Menschen mit Persönlichkeitsstörung nicht mehr von krankhafter Persönlichkeit gesprochen wird.

    Heute verwenden sowohl ICD (Internationale Klassifikation psychischer Störungen) als auch DSM (Klassifikationssystem der American Psychiatric Association) den Störungsbegriff ohne Implikationen in Richtung Erkrankung. Alle Diagnosemodelle beruhen auf der allgemeinen Definition, dass Betroffene ein überdauerndes Muster, das merklich von den Erwartungen der soziokulturellen Umgebung abweicht, aufweisen. Die Muster sind stabil, zeigen sich in unterschiedlichen Situationen und führen zu Leiden oder Beeinträchtigungen.

    Die Diagnosesysteme (ICD-10 , DSM-IV ) folgen dem Prinzip der operational und deskriptiv definierten Diagnostik und repräsentieren einen kategorialen Ansatz. Der Begriff Krankheit wird durch den Begriff Störung ersetzt. Die qualitativ unterscheidbaren klinischen Syndrome ermöglichen eine Zuordnung der einzelnen Persönlichkeitsstörungen (Loranger 1999; Millon 1996). In den Kriterien findet sich nicht mehr der Hinweis auf Krankheit, sondern auf das Leiden der betroffenen Person und die sich daraus ergebenden Einschränkungen ihrer sozialen Kompetenz sowie eine Beschreibung der psychosozialen Belastungsfaktoren (APA DSM-4 1994; Dilling et al. ICD-10 1993).

    Das DSM-5 beinhaltet sowohl eine kategorische als auch eine dimensionale Sichtweise. Die Diagnosekriterien bleiben weitgehend bestehen, doch darüber hinaus beinhaltet es ein alternatives Modell für Persönlichkeitsstörungen. Dieses legt den Fokus auf Funktionsniveau und Persönlichkeitsmerkmale. Das Funktionsniveau basiert auf den Dimensionen Identität, Selbstbestimmung, Empathie und Intimität. Relevante pathologische Persönlichkeitseigenschaften umfassen negative Affektivität, Trennung, Antagonismus, Enthemmung und Psychotizismus. Das Alternativmodell soll eine Forschungsgrundlage bilden und den Weg für Veränderungen in der Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen ermöglichen (APA – DSM-5 2015). Mit Spannung erwarten wir die deutsche Ausgabe des ICD-11 -Diagnosesystems in Bezug auf Persönlichkeitsstörungen. Zukünftige Studien werden zeigen, wie hilfreich die neuen Diagnosesysteme sind.

    Fest steht, dass Persönlichkeitsstörungen immer häufiger diagnostiziert werden, in dem Sinne haben sowohl Patienten als auch Therapeuten ein Interesse an einem Diagnosesystem, das das Recht auf möglichst effektive Behandlung stärkt und Stigmatisierungstendenzen entgegenwirkt. Das Problem der Stigmatisierung der betroffenen Menschen geht über die Zuordnung

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