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BAFF!: Kurzgeschichten von amüsant bis zauberhaft
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eBook66 Seiten52 Minuten

BAFF!: Kurzgeschichten von amüsant bis zauberhaft

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Über dieses E-Book

Kurzgeschichten haben es nie leicht - aber diese Kurzgeschichten sind neu, anders und in jedem Fall fesselnd. Ob es um die wie eine Klischeegeschichte beginnende Abenteuerfahrt der schwangeren Maria mit dem türkischen Taxifahrer Adıl geht oder um den Besucher beim Papst - ungewöhnliche Begebenheiten mit überraschenden Wendungen sind in diesem Kurzgeschichtenband garantiert.
SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum7. März 2016
ISBN9783944972169
BAFF!: Kurzgeschichten von amüsant bis zauberhaft

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    Buchvorschau

    BAFF! - Dirk Paulsen

    Adıl und der liebe Gott

    Ich heiße Adıl Kutman (gespr. Adel) und fahre seit 23 Jahren Taxi in Berlin. Ich bin Türke, in Deutschland geboren und auf­gewachsen. Ohne das Sprachproblem war ich in der Schule immer ganz gut. Aber selbst zweisprachig erzogen bin ich weder richtig türkisch noch richtig deutsch. Nach der Schule und meinem Abschluss der Speditions­kauf­manns­lehre ging ich nach Berlin. Die Stadt hat ihren eigenen Charme und ich glaube, nirgendwo anders ist Geist so wach und frei. Ich fühlte mich dort auf Anhieb wohl. Mein Vater hatte mir immer eingeschärft: „Adıl, in Deutschland wird man so behandelt, wie man aussieht. Bist Du ungepflegt, behandelt man Dich wie einen räudigen Hund."

    Ich verstand und legte immer Wert auf mein Äußeres. Aber auch als sauberer Türke hatte ich Probleme, einen normalen Job zu finden. Da gab mein Woh­nungsnachbar mir einen Tipp. Ein Bekannter hätte ein Taxiunternehmen und suche einen Fahrer. Ich sprach vor und bekam den Job – Hamdulillah. In einem 220er Benz dienstleisterte ich fortan durch Berlin.

    Als Taxifahrer hat man auch Leerlaufzeiten. Manche diskutieren dann die Tagespresse, andere hören Radio – ich lese. Mich hat immer interessiert, warum Muslime und Christen angeblich so unterschiedlich sind. Also las ich die Bibel. Ich lernte einen ka­tho­li­schen Pater kennen, der meine Fragen zum Christsein und zur Kirche beantwortete. Was den Islam anging, sprach ich mit unserem Hodscha, dem Religionslehrer, und lernte viel über beide Seiten. Unser beider Schriften berichten von den gleichen Männern aus alter Zeit. Was hat der Mensch nur im Laufe der Jahrhunderte daraus gemacht! Für mich gibt es keine wirklichen Unterschiede mehr zwischen Menschen, die sich an die Gebote ihres Allahs, Jesus, Manitus oder Buddhas halten. Nur die Lehren und Interpre­ta­tionen der weltlichen Gottes­ver­treter und Kirchen schüren Unterschiede. Und ja – viele Menschen taten und tun im Namen ihres Gottes fürchterliche Dinge.

    Eines Nachts wartete ich am Flughafen Tegel auf Kundschaft. Der Regen trommelte auf das Wagendach, als die hintere Tür geöffnet wurde und sich eine hochschwangere Frau schnaufend auf den Rücksitz meines Kombis stemmte. Sie hatte ihre langen, braunen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. „Koffer, bitte!", keuchte sie.

    Ich stieg aus und verstaute das im Regen stehende Gepäck­stück im Kofferraum. Als ich wieder einstieg, lehnte mein Fahrgast den Kopf mit geschlossenen Augen nach hinten gegen die Kopfstütze. Mit beiden Händen hielt sie ihren Bauch. Ich wartete einen Moment, dann sagte ich:

    „Guten Abend, wohin möchten Sie denn?"

    Sie hob den Kopf, schaute mich an und lächelte.

    „Guten Abend. Bringen Sie mich bitte in die Havellandklinik Nauen. Wissen Sie ...?"

    Ich nickte. Gleichzeitig wurde mir etwas flau. Das waren 40 Kilo­meter – etwa 45 Minuten Fahrzeit. Die junge Dame atmete eine Wehe weg. Also schob ich alle Zweifel beiseite und fokussierte meine gesamte Aufmerksamkeit darauf, so schnell wie möglich und erlaubt zum Ziel zu kommen. Sicherheits­halber pro­grammierte ich mein kleines Navi. Allah sei Dank! Ich wählte die schnellste Strecke – und los ging es. Wir verließen den Flughafen und fuhren auf die Stadtautobahn. Da kam die nächste Wehe.

    „Soll ich Sie nicht besser ins Städtische Krankenhaus fahren, das ist viel näher?", fragte ich besorgt.

    „Nein, ich will in die Havellandklinik", presste sie durch zusammengebissene Zähne. Also gab ich Gas. Es ging erst mal nur geradeaus. Das gab mir Gelegenheit, meinen Fahrgast im Rückspiegel zu beobachten. Ihre sorgenvoll gefurchte Stirn zeugte nicht allein von Schmerz.

    „Wie heißen Sie?", wollte ich wissen.

    „Maria. Und Sie?"

    „Ich heiße Adıl", antwortete ich.

    Auch Maria schien zu ahnen, dass wir es nur mit viel Glück rechtzeitig bis in die Klinik schaffen würden.

    Allah, steh mir bei!, dachte ich. Wieso ausgerechnet ich?

    Laut sagte ich: „Halten Sie durch, ja?"

    Sie hörte die Anspannung in meiner Stimme und sah meine besorgten Blicke im Rückspiegel. Mir standen die Schweißperlen auf der Stirn. Und sie lachte.

    Es war – und das überraschte mich – ein heiteres Lachen.

    „Wenn alle Stricke reißen, dann müssen Sie halt die Hebamme machen!", sagte sie und schaute mir durch den Rückspiegel in die Augen. Mir wurde heiß und kalt. Panik überfiel mich.

    „Wie soll das gehen? Ich bin Taxifahrer, kein Doktor. Wir haben hier gar nichts – au-außer einer Tageszeitung und einer angebrochenen Flasche stilles Wasser!" Meine Stimme wurde immer höher und überschlug sich.

    „Beruhigen Sie sich", sagte sie freundlich.

    SIE sagt zu MIR, ICH soll mich beruhigen. Aman! (Hilfe!)

    Nehmen Sie die nächste Ausfahrt", quäkte mein Navi. Ohne diesen Hinweis wäre ich einfach geradeaus gefahren. Wir

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