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La mia Vita: Deutsche version
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eBook253 Seiten3 Stunden

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Über dieses E-Book

Das ist nicht nur ein Biografieroman, sondern ein soziales Drama mit Elementen des gesunden Humors. Wie die Autorin des Buches La Vita Kosoru selbst sagt: "... vor euch ist ein Teller, auf dem reife Äpfel liegen und jeder wird in dieser Geschichte seinen Kern, seine nahestehende und schmerzhafte und überraschend vertraute Frucht für sich finden." Das ist ein faszinierender, lehrreicher, tragischer und gleichzeitig heller Weg einer ukrainischen Zigeunerin, die im Alter von drei Jahren ihre Eltern verlor. In diesem Roman werden solche wichtigen und unbekannten Geheimnisse der Welt der Zigeunergemeinschaften enthüllt, wie die grausamen inneren Gesetze, die zum unvermeidlichen und schmerzhaften Tod vieler Frauen in Lagern führen. Dieser Roman berührt die politischen Fragen mehrerer Länder gleichzeitig: der Ukraine und Österreich. Er beschreibt klar und dynamisch für viele unliebsame Themen, wie zum Beispiel: ein Waisenhaus und Grausamkeiten seiner Erzieher; häusliche Gewalt, absolutes Patriarchat mit seiner destruktiven Gewalt; Homosexualität und offene Positionierung der Persönlichkeit in der Gesellschaft; Flüchtlingsprobleme und die wahre Einstellung der Länder gegenüber Ausländern, die schrittweise Aufdeckung des eitrigen Systems und die Zerschlagung des Mythos der weltweiten Mitgefühl; Fragen, die Mutterschaft betreffen, wie es ist, eine alleinerziehende Mutter, eine lesbische Mutter, eine Flüchtlingsmutter zu sein und gleichzeitig das Licht, die Liebe, den Respekt, die Gesundheit und das Lachen ihrer Kinder zu bewahren. Das alles und noch viel mehr könnt ihr entdecken, was wahrscheinlich eurem Geist entspricht, oder sich selbst in diesen Zeilen erkennen, vielleicht eine Antwort erhalten, sich an einen vertrauten Schmerz erinnern oder ein leichtes Lächeln annehmen, während ihr das Buch La mia Vita lest.
SpracheDeutsch
HerausgeberLaVita
Erscheinungsdatum3. Sept. 2020
ISBN9783969695432
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    Buchvorschau

    La mia Vita - Vitalija Kosoru

    jankovita@gmail.com

    Inhalt

    Prolog

    Die Internatsschule

    Der erste Strahl der Erleuchtung

    Gewalt aus Kinderaugen

    Volleyball

    Meine Inspiration

    Ein Trick von Vitotschka

    Evas Eifersucht

    Papa

    Prügel

    Liebe zur Natur

    Pionier

    Frau Winter

    Wie ich mit einem Jungen verwechselt wurde

    Vorbildliche Erziehung von Internatslehrern

    Lambada

    Über Humana oder noch eine Lüge

    Schlechte Eltern

    Kinderannahme

    Über Schmetterlinge

    Schicksal oder Verdammt

    Die Berufsschule

    Wie ein Blitz aus heiterem Himmel

    Sascha

    Mein Engel

    Das Erwachsenleben aus Augen einer jungen Frau

    Mein heterosexuelles Leben

    Meine Ljudmila

    Meine zweite Hölle

    Meine kleine Familie

    Abschied von Ljudmila

    Das Dorfhaus

    Österreich

    Das Flüchtlingslager aus meinen Augen (Traiskirchen)

    Gratiszeug

    Caritas

    Kenntnisse einer kleinen Slawin

    Stolz der Österreicher

    Deutschlernen

    Meine Depression

    Das Interview

    Mein erster Job in Österreich

    Scheiß Flüchtling

    Die Lüge der Wahrheit

    Einer lesbischen Mutter Kinder wegnehmen

    Wieder auf die Beine kommen, aber schon wie eine Scheißausländerin

    Österreichisches System

    Das Verbot

    Scheiß Ausländer

    Meine langersehnte Heimfahrt

    Meine Fantasien

    Mama

    Meine Rückkehr

    Prolog

    I am a lonely stranger here, 

    And in Ukraine 

    I am an orphan, my dear, 

    As in the foreign land. 

    Why is my heart is beating and torn? 

    I am lonely there. 

    Lonely... And Ukraine! 

    And its steppes wide! 

    Fierce wind is blowing there, 

    Talking as a brother; 

    Freedom in the large fields, 

    And blue sea is there, 

    Sparkling, and praising the God, 

    Shaking off the blues; 

    And graves with the tempestuous wind 

    In the steppe talk, 

    I would fly, and listen, 

    And cry with them... 

    But my fate tamed me down 

    Between strangers. 

    Т . G. Shevchenko Kobzar to N. Markevich

    Ich wurde in Transkarpatien geboren, einer der schönsten Regionen der Ukraine. Die Natur hier ist so schön, dass sich der österreichische Kaiser Franz-Josef  und Kaiserin Elisabeth (Sissi) selbst in dieses gesegnete Land verliebten und das Land bis nach Limberg eroberten. Es begann die Herrschaft der österreichisch-ungarischen Monarchie...

    Ich wurde in dem Dorf Khudljowo geboren, an dessen Rand sich unser Zigeunerlager befand. Meine Mutter gebar mich in einem kleinen Raum auf der Couch und eine Hebamme half ihr bei der Geburt. Die Hebamme war die letzte im Lager lebende alte Zauberin, die später meine Patin wurde. In der Kirche dieses Dorfes wurde ich später getauft. Mama gab mir den schönsten Namen der Welt: Vitalija, Vitotschka, La Vita. Und ja! Mein Name entspricht meinem Charakter und meinem ganzen Leben.

    Unsere Eltern hatten sechs von uns Kindern. Ich war die Jüngste in der Familie und ihr Liebling. Ich war noch nicht einmal drei Jahre alt, als unsere Mutter starb. Papa wurde im Gefängnis eingesperrt und ihm wurden elterliche Rechte entzogen. Die Ukraine übernahm uns Kleinen unter ihre staatliche Fürsorge. Ich war die jüngste, deswegen wurde ich ins Kinderheim geschickt und meine Brüder und die Schwester in die Internatsschule.

    „Guten Morgen, Kinder! Kätzchen und Mäuschen haben sich aber schon lange gewaschen und ihr müsst aufstehen: eure Bettchen machen, Zähne putzen und zum Frühstück gehen. Und das Frühstück ist heute sehr lecker!", so begann jeder neuer Tag im Kinderheim.

    Ich kann mich nicht mehr an viele Dinge aus dem Leben im Kinderheim erinnern, aber ich weiß, es war eine schöne Zeit.

    Jeden Sommer wurden wir ans Meer gebracht, wo ich mir unbedingt einen Sonnenbrand holte. Während alle Kinder fröhlich im Wasser spritzten, saß ich in einem weißen Panamahut mit meinen Betreuern am Ufer und aß Eis. Ich glaube, ich aß damals zu viel davon, weil ich immer noch diese Leckerei nicht mag.

    Meine Betreuerinnen waren zwei junge Frauen – Anna Wassyliwna und Nadija Mykolajiwna. Es ist ihnen zu verdanken, dass ich so einen Charakter und eine Persönlichkeit habe und ich bin immer diesen Frauen dankbar, dass sie an meinem Schicksal teilnahmen.

    Die lebendigste der Erinnerungen war der Tag, bevor wir zur Schule geschickt wurden.

    Es war ein Abschiedstag für uns. Wir waren so klein und naiv, dass wir nicht verstanden, warum unsere Betreuerinnen Tränen in den Augen hatten. Sie hatten ja immer so viel Gutes über die Internatsschule erzählt.

    Wir wurden alle in Becken gewaschen und in neuer Schulkleidung gekleidet. Dann bekamen wir die Schulranzen, wo Buntstifte, ein Zeichenblock, ein Mäppchen und Süßigkeiten lagen. Den Mädchen wurden die Haare mit schönen großen weißen Schleifen gebunden. Dann machte die Betreuerin Fotos mit uns, alle umarmten uns, sagten uns viele freundliche Worte und belehrten uns, gute Schüler zu sein, unbedingt unsere zukünftigen Lehrer und Betreuer zu gehorchen.

    Der Bus kam an. Mit dem Versprechen, gehorsam zu sein, nahmen wir mit Jubel unsere Plätze ein und fuhren zu unserem so genannten neuen Zuhause namens „Internatsschule"!

    Während ziemlich langer Fahrt sangen wir alle zusammen Lieder von Erstklässlern. Aber je näher wir dem Internat kamen, desto lauter schlugen unsere kleinen Herzen. Wir begannen zu verstehen, warum unsere geliebten Betreuerinnen weinten. In unseren kleinen Jungendsinn schlich der Gedanke, dass wir nach Hause in unser Kinderheim nie mehr zurückkehren werden. Plötzlich trat eine Totenstille im Bus sogleich ein. Wir bekamen Angst und ein Stich fuhr uns durchs Herz.

    Nadija Mykolajiwna umarmte mich und sagte ermutigend, dass meine älteren Geschwister schon in der Internatsschule auf mich warten. Ich war sehr überrascht, dass ich auch einen älteren Bruder hatte. Ich kannte nur meine ältere Schwester Eva. Einmal kam sie mich im Kinderheim besuchen und ich war sehr froh darüber. Ich erinnere mich daran, wie ich zufrieden auf der Schaukel sitzend und mit den Beinen baumelnd die Schokolade aß, die mir meine Schwester mitgebracht hatte. Ich bat sie mich immer höher und höher zu schaukeln. Das war einer der tollsten Tage meiner Kindheit…

    Vorausschauend möchte ich sagen, dass meine Familie großes Glück hatte, dass wir nicht getrennt, nicht zu Pflegefamilien oder wie andere Kinder in die Internate in verschiedenen Städten geschickt wurden. Es war schwer zu sehen, wie viele junge Menschen ins Internat kamen, in der Hoffnung ihre kleinen Geschwister zu finden. Häufig fanden sie niemanden dort und mussten mit nichts weinend gehen. Dafür, dass so was meine Geschwister und ich nicht erlebten, bin ich besonders dankbar den Menschen, die auf die Vernunft hörten, als sie Verordnungen der Verteilung meiner Familie durchblätterten.

    Und jetzt kamen wir in das sogenannte neue Haus, aber ich sah nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Uns trafen schmutzige, laute und, zu meiner Überraschung, kahle Kinder jeden Alters. Mit schmutzigen Händen berührten sie meine neue Schuluniform, den Ranzen und die weißen Schleifen und fragten mich nach meinem Namen. Ich bekam große Angst, weinte und versteckte mich hinter Nadija Mykolajiwna. An ihrer Bluse ziehend bat ich wieder in den Bus zu steigen und zurück ins Kinderheim – nach Hause zu fahren. Sie wischte meine Tränen weg und versuchte nicht zu weinen.

    „Vitotschka, mein Schatz, das ist deine Schule. Das ist dein neues Zuhause".

    Ich war wütend auf sie und wollte so laut schreien: „Nadija Mykolajiwna, fahren wir nach Hause!", aber ich konnte deutlich in ihren Augen Schmerzen sehen. In diesem Moment fühlte ich zum ersten Mal in meinem Leben Herzschmerz der Trennung von teuren und geliebten Menschen und etwas begann tief im Herzen so heftig wehzutun, dass es mir schwer zu atmen fiel. Ich begann noch heftiger zu weinen und drückte Nadija Mykolajiwna ganz fest.

    Dann hörte ich, dass jemand meinen Namen rief. Die Stimme kam mir sehr bekannt vor. Ich drehte mich um und sah wie ein Mädchen auf mich zulief, wie Hurrikan, der alles und jeden aus dem Weg räumt, und es schrie: „Meine kleine Vitotschka! Du bist hier! Hab keine Angst! Weine nicht! Ich lasse nicht zu, dass dir jemand weh tut!, sagte meine Schwester Eva und umarmte mich fest! Für einen Moment fühlte ich mich warm und ruhig in ihren Armen. Sie wischte meine Tränen mit den Worten: „Gleich kommt unser großer Bruder Grischka. Er ist der stärkste in der Schule. Alle haben Angst vor ihm!

    Ehe sie das zu Ende reden konnte, sah ich, wie zu uns ein großer, schwarzer und schmutziger Junge lief und schrie: „Vitotschkaaaa, mein kleines Schwesterchen! So schön, dich endlich zu treffen!"

    Er nahm mich in seine starken Hände und begann zu drehen und ganz große Küsse zu geben. Dann sagte er: „Ich bin dein großer Bruder Grischka!" 

    Ich kann mich daran erinnern, dass ich vor ihm Angst kriegte. Damals fand ich es aber besonders Schade, dass meine neue saubere Schuluniform, der Schulranzen und die weißen Schleife nicht mehr so niedlich waren, wie sie vor unserer Ankunft aussahen.

    Grischka entschuldigte sich für sein Verhalten und erklärte, dass dafür seine starken Gefühle der Grund waren. Eva tadelte ihn.

    „Schäm dich, wie kannst du, ein schmutziger Junge, und sogar ohne Hemd, unsere kleine Vitotschka erschrecken!"

    Ich rannte zum Bus, wo sich meine ganze erste Klasse brav an ihren Plätzen saß. Jemand weinte, jemand sah die Betreuerinnen mit flehenden Augen an. Wir alle wollten nach Hause.

    Nach Hause, ins Kinderheim! Aber es geschah kein Wunder...

    Und dann kam die Zeit, Abschied zu nehmen!

    Es war wie ein Albtraum! Die neuen Lehrer rissen mit großer Kraft uns Kleinen einfach von den Bussitzen weg und erklärten, dass wir keine Chance zurückzukehren haben und dass sie jetzt unsere Eltern seien! Wir schrieen den sogenannten Eltern zu, schlugen und bissen sie in die Arme und bettelten, uns in Ruhe zu lassen. Aber vergeblich! Wir wurden schmerzhaft wie kleine streunende Kätzchen am Kragen gepackt, gewaltsam aus dem Bus rausgeschmissen und in einer Reihe aufgestellt.

    Nadija Mykolajiwna blieb im Bus sitzen, ohne uns zum Abschied umarmt zu haben. Damals fiel es mir schwer zu verstehen, warum... Deshalb spürte ich zum ersten Mal Wut auf diejenigen, die ich sehr liebte. Schweren Herzens sah ich mir unseren Bus in der Hoffnung an, das vertraute Gesicht von Nadija Mykolajiwna zum letzten Mal zu sehen.

    Der Bus fuhr los und hinterließ uns und eine Staubwolke... Es wurde sehr ruhig. Ich fühlte Schmerz, Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit und eine für mich unverständliche Leere, die mir bis diesem Tag fremd war…

    Die Internatsschule

    Unsere neue Lehrerin vertrieb kahle, schmutzige, laute Kinder von uns und bat uns, ihr zu folgen. Schweigend kamen wir wie Mäuschen nach, denn wir hatten hervor versprochen, unsere neuen Lehrer und Betreuer zu gehorchen!

    Die Internatsschule hatte einen Kindergarten für Erstklässler, so dass die Erstklässler das erste Jahr getrennt von älteren Kindern lebten. Man machte das, damit Kinder an ihr neues Zuhause, das neue System und die neue Routine gewöhnen können. Unsere schönen Schuluniformen, weißen Schleifen wurden ausgezogen und neue Schulranzen wurden in den Schrank gesteckt. Man erklärte uns, dass wir sie beschmutzen und zerknittern können, obwohl sie, glaubten wir, zu diesem Zeitpunkt bereits schlecht aussahen. Wir waren jetzt alle in den gleichen hässlichen, langen grünen Kittel aus hartem Material und grauen Pantoffeln gekleidet, und wie den Kindern, die wir gerade nur kurz gesehen hatten, rasierte man auch uns Haare ab.

    Zum Glück war unsere neue Betreuerin gut. Sie blieb über Nacht bei uns, las uns Märchen vor und sang Schlaflieder. Sie musste oft unser Nörgeln hören: „Ich will nach Hause!"

    Sie beruhigte uns immer Tag und Nacht. Das wurde mir später klar, als ich etwas älter wurde. Sie verbrachte oft Nächte mit uns. Sie hatte immer für uns köstliche Süßigkeiten in ihrer Tasche und ein freundliches, warmes Wort auf ihren Lippen.

    Mit der Zeit gewöhnte ich mich an die Internatsschule, an neue Leute, an Lehrer und an eine neue Routine.

    Die Internatsschule in Peretschyn war die beste und galt als Exempel in allen zwölf Regionen der Oblast Transkarpatien in der Ukraine. Wir waren die Besten der Besten. Uns besuchten Abgeordnete aus verschiedenen Regionen und viele gute Erwachsene, die uns etwas Leckeres mitbrachten. Sogar Journalisten interviewten uns oft. Doch in Wirklichkeit war es nur Show, eine billige Werbung!

    Sobald es bekannt wurde, dass eine weitere Delegation bald kommen soll, versammelten die Lehrer alle abends im Klassenzimmer und teilten die Kinder in drei Gruppen: hübsche weiße, schwarze (Zigeuner) und kahle Kinder. Mit strenger, wütender Stimme befahlen sie, uns vor den Gästen zu verstecken, und warnten, dass sie uns bestrafen würden, wenn wir uns nicht fernhalten.

    Und es gab immer unterschiedliche Strafen: Sie konnten die Schüler einfach schimpfen, beleidigen oder eine starke Ohrfeige geben, von dem man Sterne sehen konnte. Die beliebteste Bestrafung war, wenn der Sträfling kein Mittag- oder Abendessen bekam. Ein hungriges Heimkind ist wie ein kleines Hündchen, das etwas zu essen sucht. Es wird dem Besitzer auf Befehl ein Pfötchen geben, sich setzen und stehen, damit der Besitzer ihn füttert. Denn das Frühstück ist erst morgen früh und wer weiß, was ihnen noch missfallen könnte…

    Der erste Strahl der Erleuchtung

    Ich erinnere mich, wie wir vor der Ankunft von ehrenwerten Fernsehleuten aus Uschhorod gezwungen waren, jede Ecke unserer wunderbaren Internatsschule aufzuräumen. Danach wusch man uns, als ob wir teures Geschirr wären. Natürlich mussten sich kahle Zigeunerkinder (darunter auch ich) vor Fernsehleuten verstecken, weil wir auf das Ansehen der Schule sehr schlecht wirkten. Nicht-Zigeuner (weiße Kinder) waren in den besten Kleidern gekleidet.

    Eines Tages wurde meine Klassenkameradin (weißes Mädchen) von Fernsehleuten interviewt. Keiner der Lehrer hörte, was da gesagt wurde, weil sie während des Interviews nicht reinkommen durften. Das Mädchen war ein anhängliches Kind, aber da ihre Eltern Alkoholiker waren, brachten die Sozialarbeiter es vor sechs Monaten zu uns in unsere großartige berühmte Internatsschule, nachdem man seinen Eltern das Sorgerecht entzogen hatte. In diesem Interview erzählte sie alles, was sie in der Schule selbst erlebte und was andere Kinder ertragen mussten. Es erzählte, dass Lehrer, Betreuer und ältere Kinder fluchten, mit allem, was sie gerade in der Hand hatten, schlugen sie uns und ließen uns auch hungern...

    Und endlich kam der lang erwartete Tag! Hurra! Unsere berühmte und vorbildliche Schule konnten wir im Fernsehen sehen. Bei dieser Gelegenheit wurde sogar der Unterricht gekürzt und die Lehrer brachten alle Schulkinder vor den Fernsehbildschirm. Obwohl ich mein hübsches kahles Köpfchen im Beitrag nicht sah, verärgerte mich das nicht. Als ich das Interview mit meiner Klassenkameradin hörte, lachte ich von ganzem Herzen, umarmte sie und sagte: „Das hast du richtig gemacht! Du bist so mutig, dass du keine Angst vor falschen Erwachsenen hattest!"

    Die Lehrer waren zuerst geschockt, dann sehr wütend. Aber sie konnten mit diesem kleinen Mädchen nichts tun, da alle Kinder einfach aufstanden und ihr laut applaudierten! Wir fühlten Bewunderung und Stolz für dieses zerbrechliche kleine Mädchen! Das war der erste Strahl der Wahrheit über unsere Schule! In diesem Interview schockierten wir Uschhorod selbst (Uschhorod ist die Hauptstadt von Transkarpatien).

    Leider glaubte niemand den Heimkindern oder keiner wollte eine solche Wahrheit hören, die einfach für niemandem von Vorteil war.

    Eine Woche später kamen neue Journalisten. Die Lehrer und Betreuer suchten selbst Kinder aus, trainierten sie, wie und was sie sagen sollen, und oh Gott, sie schafften das!!! Sie schafften genau das, was die Leute hören wollten - ein schönes Märchen darüber, wie gut die verlassenen Kinder unter dem Schutz des Staates leben. Dieses Märchen mochten bestimmt ganz Transkarpatien und Uschhorod. (Wenn das Fernsehen von Uschhorod dieses Interview aus seinem Archiv nicht gelöscht hat, würde ich es gerne als Andenken haben und meine Sammlung erweitern).

    Gewalt aus Kinderaugen

    In der Schule gab es immer einen geregelten Tag. Um sieben Uhr morgens standen wir zum Ruf eines Pionierhorns auf. Die ganze Schule stellte sich zur Morgengymnastik auf. Danach wuschen wir uns, putzten uns die Zähne und rannten zum Frühstück. Nach dem Frühstück blieben noch 20 Minuten, um uns für die Schule fertig zu machen, und nämlich: die Schuluniform anziehen, die Schultaschen überprüfen und bereits um neun Uhr auf der Schulbank sitzen. Von eins bis zwei aßen wir zu Mittag und nach dem Mittagessen waren zwei Stunden unsere Freizeit. Ich liebte diese Zeit. Ich verbrachte diese Zeit meistens alleine im Wald. Um fünf Uhr kamen wir wieder zur Schule, um mit dem Klassenlehrer Hausaufgaben zu machen. Um 19:00 Uhr aßen wir zu Abend. Und von 20:00 bis 21:00 hatten wir eine Stunde Zeit, um uns bettfertig zu machen und mit anderen Kindern spazieren zu gehen.

    So macht man sich bettfertig: für morgen Kragen, Slip und weiße Socken waschen, Zähne putzen und schon um 21:00 im Bett liegen.

    Jeden Abend um neun Uhr machte der diensthabende Betreuer einen Rundgang. Und die Kinder, die er nicht im Bett erwischt hatte, wurden bestraft. Aus irgendeinem Grund mochte er mich überhaupt nicht. Ich weiß immer noch nicht warum. Jedes Mal, wenn dieser Lehrer Wache machte, versuchte ich, mit geschlossenen Augen um 21 Uhr im Bett zu liegen und so zu tun, als würde ich schon lange schlafen.

    Einmal haben wir uns mit einer Parallelklasse so ins Spiel vertieft, dass wir die Zeit völlig vergaßen. Wir waren sieben Mädchen. Wir dachten, wir hatten Zeit unsere Wäsche zu waschen, bis der verhasste Lehrer eine Runde macht (da er immer mit einem Block für Jungen anfing). Aber an diesem Abend beschloss unser Betreuer zuerst den Block der Mädchen und dann der Jungen zu überprüfen. Normalerweise bewachte eines der Kinder die Tür. Wie wir es damals nannten, es stand Schmiere. Und sobald der diensthabende Betreuer vorbeikam, floh das Mädchen unter dem Vorwand, auf die Toilette zu gehen, in den zweiten Stock und warnte vor dem Aufseher. Vom zweiten Stock ging sie zum dritten Stock, wo die ältesten Mädchen wohnten. Und als der Dienstlehrer ein bestimmtes Stockwerk erreichte, gab sich das gesamte Frauenbataillon bereits den Anschein, als ob alle eingeschlafen wären. Aber nicht an diesem Abend...

    Es scheint mir, dass der Lehrer diesmal unsere Partisanen nicht auf die Toilette gehen ließ. Der erste Stock war schon eingeschlafen. Der Betreuer ging zum zweiten Stock und, als er unser Gelächter hörte, trat in den Waschraum. Wir lachten uns aus und besprachen unser lustiges Spiel Verstecken. Plötzlich hörten wir die laute Stimme unseres Betreuers: „Aha, erwischt, ihr Hübschen!"

    Wir alle waren vor Angst starr. Ich erinnere mich, wie mein Herz in Erwartung unseres zukünftigen Schicksals zu klopfen anfing. Der Aufseher sagte furchterregend: „Was soll ich mit euch machen? Wie soll ich euch bestrafen?"

    Als er mich mit einem boshaften Lächeln ansah, fügte er hinzu: „Nun, unsere Athletin, diesmal bist du wirklich im Eimer! Ich weiß, wie

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