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Wo die Liebe hinfällt: 11 Märchen
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Wo die Liebe hinfällt: 11 Märchen
eBook160 Seiten2 Stunden

Wo die Liebe hinfällt: 11 Märchen

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Über dieses E-Book

Der heutigen Realität angepasst, sind Märchen ein außergewöhnliches Genre der modernen Literatur. Daher ist dieses Buch eine Seltenheit. Jede Handlung der Erzählungen ist dem wirklichen Leben entnommen. Ihre Figuren sind, der Klarheit halber, in ein mittelalterliches Umfeld gestellt.
Es ist immer besser, aus den Fehlern zu lernen und nicht das eigene Leben mit den Verfehlungen anderer zu komplizieren. Die Märchen sind daher ein kleines Lehrbuch des Lebens.
Mehrere Illustrationen verleihen dem Buch einen besonderen Charme.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum11. Juli 2019
ISBN9783748599678
Wo die Liebe hinfällt: 11 Märchen

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    Buchvorschau

    Wo die Liebe hinfällt - Galina Hendus

    Der untreue Heinrich

    Inhalt

    Der untreue Heinrich

    Das Märchen von der männlichen Wahl

    Das Märchen von Gier und Lüge

    Das Märchen von Untreue und treuer Liebe

    Das Märchen von der klugen Lubava

    Die Prinzessin mit den zwei Seelen

    Das Märchen über Miroslav und Helena

    Das Märchen von der Heilung der Seele

    Der Baron und sein Gewissen

    Das Märchen von Gisellas Stolz

    Das Märchen von dem, was im Leben wichtig ist

    Vor langer, langer Zeit lebten in einem fernen Land König Heinrich und Königin Marisa. Die Königin war von Angesicht bildschön und wohlgestaltet, so dass die Kunde darüber in die entlegensten Winkel der weit entfernten Königreiche drang. Wer Marisa einmal erblickt hatte, der konnte ihre Schönheit niemals mehr vergessen.

    König Heinrich musste oft ausziehen, um die Grenzen seines Landes zu schützen. Dann blieb Königin Marisa allein im Schloss zurück. In solchen Zeiten gab sie Bälle, um nicht vor Langeweile zugrunde zu gehen.

    So lebten die beiden lange Zeit glücklich und unbekümmert. Mit den Jahren aber wurde die Königin immer boshafter und zänkischer. Denn sie wollte gern die Schönste der ganzen Welt bleiben, aber es gab immer häufiger andere, die schöner waren als sie. Marisa putzte sich sorgsam heraus, zog die hübschesten Kleider an, legte den teuersten Schmuck an und trug das erlesenste Parfüm, aber ihre Jugend war nun einmal verflogen. Doch das wollte die Königin nicht anerkennen. Sie wurde grün vor Neid, wenn sie die schönen jungen Frauen sah, und gab ihrem königlichen Gemahl, dem Hof und der ganzen Welt die Schuld dafür, dass hübschere Prinzessinnen und Königinnen ihr den Rang abliefen. Ihr Mann, König Heinrich, übersah ihre Unzufriedenheit, denn seine Frau war für ihn noch immer schön. Er liebte sie nach wie vor. Königin Marisa aber fuhr fort, ihre Untertanen mit ihrer Missgunst zu verfolgen und zu quälen. Irgendwann zerbrach sie unter der Last ihrer eigenen Bosheit und starb.

    Nach dem Tod seiner geliebten Frau wurde König Heinrich vor Kummer so krank, dass er das Bett hüten musste und die Staatsangelegenheiten vernachlässigte. Seine Feinde bemerkten die Schwäche des Königs im Nu und rückten an die Grenzen seines Reiches vor, um das Land zu erobern. Doch der König erkannte ihre arglistigen Pläne. Obwohl die Trauer ihn geschwächt hatte, raffte er sich auf und zog seine Truppen zusammen, um die Feinde zurückzuschlagen und die Grenzen seines Landes zu sichern.

    Nach einiger Zeit überwand der König seine Trauer und beschloss, wieder zu heiraten, damit er nicht den Rest seines Lebens in Einsamkeit verbringen müsste. So begann er wieder unter die Menschen und auf höfische Bälle zu gehen. Auf einem solchen Frühlingsball, den sein Freund Karl-Friedrich gab, lernte er schließlich die Prinzessin Gudrun kennen. Sie war so schön und bezaubernd, dass der König sich bei ihrem Anblick sofort in sie verliebte. Gudrun ihrerseits rührte Heinrichs Einsamkeit. Auch sie verliebte sich in ihn.

    Es gab keinen Grund, die Sache auf die lange Bank zu schieben, und so begann Heinrich, seine Hochzeit mit Prinzessin Gudrun vorzubereiten. Als seine Feinde davon Wind bekamen, wollten sie das Glück des Königs vereiteln. Wieder ließen sie ihre Truppen auf sein Land zu marschieren, und schon bald stand der Angriff bevor. Heinrich blieb nichts anderes übrig, als seine Hochzeit zu verschieben. Er begann sich für den Kampf zu rüsten, denn er wollte seine Ritter auch diesmal selbst in die Schlacht führen.

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    Zu Gudrun sagte er: „Es ist meine Pflicht, in den Krieg zu ziehen, um mein Volk und mein Königreich zu verteidigen. Wenn du auf mich wartest, kehre ich bald als Sieger zurück, und wir werden zusammen glücklich sein." So sprach der König und zog in den Krieg.

    Gudrun setzte sich ans Fenster, blickte den Weg hinunter und wartete auf Heinrichs Rückkehr, wie er es ihr versprochen hatte. Sie wartete den ganzen Tag, dann die ganze Woche, aber kein Eilbote erschien, keine Nachricht vom König traf ein. So verging ein Monat, dann ein zweiter. Gudrun saß, wartete und weinte vor Schmerz. Dann kam eines Tages ein Bote auf einem Rappen den Weg heraufgeritten. Er stieg ab, verneigte sich vor Gudrun und berichtete, dass der König in der Schlacht schwer verletzt worden und an seinen Wunden verstorben war. Da begann die Prinzessin bitterlich zu weinen. Ihr Kummer war so groß, dass sie weder aß noch trank. Es fehlte nicht viel, und sie wäre vor Gram gestorben. Das Einzige, was sie am Leben hielt, war die Erinnerung an das, was der König ihr beim Abschied gesagt hatte: „Denk daran: Was auch geschehen mag, ich werde immer bei dir sein und dich beschützen, damit du für uns weiterleben kannst."

    Damals hatte sie diese Worte nicht hören wollen, jetzt aber spendete sie ihr Trost und halfen ihr, wieder zu Kräften zu kommen. Irgendwann trocknete sie ihre Tränen und begann weiterzuleben. Die Erinnerung an Heinrich bewahrte sie andächtig in ihrem Herzen.

    Als nun allgemein bekannt wurde, dass König Heinrich nicht mehr am Leben war, begannen zahlreiche Freier, der Prinzessin den Hof zu machen. Denn Gudrun war noch immer eine schöne und kluge Frau. Viele Prinzen umwarben sie, einer ansehnlicher als der andere. Sie aber war außerstande, ihren geliebten Heinrich zu vergessen, und gab einem Kandidaten nach dem anderen einen Korb.

    So verging eine geraume Zeit. Eines Tages erschien bei Gudrun ein Reiter auf einem prächtigen Schimmel. Das war Prinz Ferdinand. Auch er war mit der Absicht gekommen, um die Hand der Prinzessin anzuhalten. Ferdinand machte einen guten Eindruck auf Gudrun. Außerdem verstand er es, zärtliche und betörende Reden zu führen. Die Prinzessin lauschte seinen süßen Worten, dachte eine Weile nach und willigte schließlich ein, ihn zu heiraten. Nicht lange darauf begannen die Vorbereitungen für die Hochzeit. Gudrun zog in Ferdinands Schloss und bewohnte dort das Turmzimmer.

    Schließlich waren es nur noch wenige Tage bis zu den Hochzeitsfeierlichkeiten, die ersten Gäste trafen bereits ein. Am Abend weilte Gudrun, wie immer um diese Zeit, allein in ihrem Gemach. Plötzlich hörte sie Glas klirren, sie drehte sich um und sah, dass eins der schmalen Fenster von einem Stein zertrümmert worden war. Gudrun erschrak zunächst, dann aber fand sie den Stein auf dem Boden und sah, dass daran ein Zettel befestigt war. Sie hob den Stein auf und löste den Zettel, und ihr stockte das Herz in der Brust, als sie Heinrichs Handschrift erkannte.

    Der König schrieb: „Liebe Gudrun, die du mein Herz und meine Sonne bist, erfahre nun, dass ich lebe. Ich möchte dich sehen, doch einstweilen muss ich unerkannt bleiben. Ich habe von deiner neuen Bleibe erfahren und bitte dich, heute Abend bei Anbruch der Dunkelheit allein zu dem Teich im Garten zu kommen, ohne dass es jemand bemerkt. Es ist wichtig, dass dich niemand sieht."

    Es gibt keine Worte, um die Freude zu beschreiben, die Gudrun beim Lesen dieser Nachricht durchströmte. Sie konnte den Abend kaum erwarten. Bei Sonnenuntergang schlich sie sich aus dem Haus und eilte in den Garten zum Teich. Dort fand sie ihren geliebten Heinrich, der unter einem Baum verborgen auf sie wartete. Sie warf sich in seine Arme, und die beiden küssten und liebkosten sich innig. Erst nach einer langen Weile lösten sie sich voneinander. Als Gudrun ihren Geliebten nun genauer anschaute, erkannte sie ihn kaum wieder: Er sah abgezehrt und ausgemergelt aus, und seine Kleider waren zerlumpt. Heinrich lächelte gequält.

    „Das ist aus mir geworden, sagte er. „Schuld daran sind meine Verletzungen und das lange Umherirren. Als ich auf dem Schlachtfeld verwundet wurde, haben meine Krieger mich aus den Augen verloren. Später fand mich eine Frau unter all den Toten. Als sie feststellte, dass ich noch am Leben war, brachte sie mich in ihr Haus und pflegte mich gesund. Es dauerte lange, bis ich wieder bei Kräften und bei klarem Verstand war. Danach versuchte ich, dich wiederzufinden, doch du warst fort. Schließlich erfuhr ich, dass du Ferdinand heiraten wirst. So bin ich hier, um dir meinen Segen zu geben.

    Gudrun war fassungslos. „Was heißt hier Segen?, fragte sie. „Was wird denn aus uns, was wird aus unserer Liebe? Hast du etwa alles vergessen? Warum bist du denn gekommen, wenn du nicht mit mir zusammen sein möchtest? Willst du mir noch einmal das Herz brechen?

    „Ich will nichts lieber, als mit dir zusammen zu sein, denn ich liebe dich über alles in der Welt. Aber ich kann dich jetzt nicht mitnehmen. Ich habe damals die Schlacht verloren und damit auch mein Königreich. Ich bin zurückgekehrt, um dir zu sagen, dass ich lebe. Nun sammle ich die Männer um mich, die mir treu geblieben sind, und mit ihrer Hilfe will ich mein Königreich und die Macht zurückgewinnen. Solange ich mein Ziel nicht erreicht habe, kann ich nicht bei dir sein."

    „Dann nimm mich mit!, rief die Prinzessin. „Auch ich bin dir treu geblieben. Ich will mit dir zusammen kämpfen!

    „Das kann ich nicht zulassen, antwortete König Heinrich traurig. „Frauen können keine Waffen führen. Krieg ist Männersache. Falls ich die nächste Schlacht gewinne, komme ich auf einem weißen Ross zurück und nehme dich mit. Das verspreche ich dir! Aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich siegreich sein werde. Darum bleib vorerst bei Ferdinand und heirate ihn, er wird dich beschützen und für dich sorgen. Ich habe gesehen, wie er dich ansieht. Er liebt dich und kann dich glücklich machen.

    Nach diesen Worten sagte der König Gudrun Lebewohl und verschwand zwischen den Bäumen, als ob er nie da gewesen wäre. Gudrun blieb allein zurück und war sehr traurig, weil sie ihren Heinrich erneut verloren hatte. Die ganze Nacht dachte sie über die Worte des Königs nach. Endlich beschloss sie, Heinrichs Bitte zu folgen und Ferdinand zu heiraten, wie er ihr geraten hatte.

    Prinz Ferdinand freute sich sehr, als Gudrun ihm ihr Jawort gab, denn viele beneideten ihn um seine schöne Frau. Doch nachdem er sie einmal für sich gewonnen hatte, verlor sie für ihn bald ihren Reiz. Nicht lange nach der Hochzeit begann er wieder häufiger mit seinen Freunden auszugehen und zu trinken und Gudrun zu vernachlässigen. Zudem gab er ihr immer weniger Geld, um den Haushalt zu führen. Als sie ihn darauf ansprach, sagte er boshaft:

    „Ich habe kein Geld für Haushalt und Kleider. Aber du bist ja nicht nur schön, sondern auch klug, zumindest haben das alle behauptet. Ich habe dich geheiratet, obwohl du keine Mitgift hattest. Nun kannst du deine Klugheit einsetzen, um Geld zu verdienen, wenn du Essen haben willst!"

    So sprach er und lachte dabei, dann ritt er mit seinen Freunden fort, um

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