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Schöne Zeit
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eBook190 Seiten2 Stunden

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Über dieses E-Book

Als Arnolds ehemalige Kommilitonin Ingrid nach Jahren wieder auf der Bildfläche erscheint, ist Nichts mehr so, wie es war. Sie hat inzwischen Karriere gemacht, ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau, hat Geld, hatte schon immer eine Schwäche für ihn, und er hat gerade seine Beziehung beendet. Wo also liegt das Problem? Das Problem besteht darin, dass Arnold Ingrid innerlich ablehnt. Und, was noch viel schwerer wiegt: Er liebt eine Andere. Doch Managerin wird man nicht, wenn man sich jemals mit solchen "Kleinigkeiten" aufgehalten hätte. So macht sich die taffe Frau daran, das zu vollenden, was ihr zu Universitätszeiten nicht gelungen war, nämlich den ewig Verzagten, der ihr nicht gewachsen ist, in die von ihr immer schon angestrebte Beziehung zu lotsen. Doch, jemanden dazu zu bringen, seine eigenen Gefühlswelt zu verdrängen, kann das auf Dauer gut gehen?
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum2. Dez. 2019
ISBN9783750214590
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    Buchvorschau

    Schöne Zeit - Roger Diehl

    Teil 1: Oberst Klebb

    Es ist noch eine Weile, bis die Vorstellung beginnt, und die Lobby des Staatstheaters ist fast menschenleer, als er hindurchspaziert. Zusammen mit Angelika hatte er das zu Beginn ihrer Beziehung öfter getan. Nicht immer, um eine Vorstellung zu besuchen, denn dafür fehlte häufig das Geld, wobei dieser Umstand im Grunde wie gerufen kam, um den mindestens ebenso oft fehlenden kulturellen Hintergrund zur gerade angesetzten Aufführung zu verdrängen. Ein Umstand, der sich überdies hervorragend eignete, ein gewisses Bild von ihnen beiden zu erzeugen, jenes Bild, auf das es Angelika so sehr ankam, das ihr scheinbar doch noch die Chance bot, ihre erlernte Weltanschauung unterzubringen - es konnte doch nicht alles umsonst gewesen sein: Die schöne, kluge Sozialistin, Arm in Arm mit dem frischgebackenen, ängstlichen Akademiker, den sie fortan beschützen musste vor diesem Gesellschaftssystem, in dem man sich unerhörter Weise selbst Kultur leisten können muss.

    Angelika war vor einigen Jahren aus den neuen Bundesländern in den Westen gekommen. Genaugenommen war ihre schon erwachsene Tochter bereits früher als sie dagewesen, und Angelika ist ihr dann zwei Jahre später hinterhergereist. Angelika kennengelernt zu haben, verstand er damals als ein Zeichen - aus heutiger Sicht wohl eher eine naive Anwandlung - für einen unbelasteten Neubeginn, dafür, endgültig den ganzen Ballast, einschließlich aller eventuell noch vorhandenen Erwartungen und möglicherweise noch offener Rechnungen aus der Vergangenheit, mit einem Mal abwerfen zu können. Angelika war bereits vierundvierzig. Sie ist neun Jahre älter als er. Zwei Menschen, die sich in ihrer zum größten Teil selbstinszenierten Not gefunden hatten, und von denen keiner über eine Perspektive jenseits des beängstigend unbeschwerten Moments hinaus verfügte. Insofern war ihr erstes Aufeinandertreffen wohl auch keine Zufallsbegegnung - falls es so etwas überhaupt gibt zwischen zwei Menschen, die miteinander zu tun haben.

    Im Omnibus waren sie sich ausgerechnet auf seiner letzten Fahrt zur Universität begegnet - er wollte lediglich noch sein Zeugnis abholen – und kamen in ein Gespräch, worüber sie beide den Ausstieg verpassten. Wohin sie eigentlich wollte an diesem Vormittag, wurde schnell zur Nebensache, denn sie spüren, dass ab jetzt keine Zeit mehr zu verlieren ist – schon gar nicht die, die man eventuell verbrauchen würde, um sich in unnötigen, grundsätzlichen Fragen zu ergehen. Sie verabreden sich bereits für das nächste Wochenende.

    In schwarzer Hose und schwarzer Lederjacke erwartet sie ihn bereits, als er am frühen Samstagabend an der ausgemachten Bushaltestelle ankommt. Für einen Moment wirkt sie auf ihn wie eine Agentin, die im Halbdunkel jemandem auflauert. Von da an wird er sie im Scherz gelegentlich Oberst „Klebb", bekannte Figur aus einem frühen James Bond-Film, nennen. Wo und wie sie wohnt, will sie ihm zu diesem Zeitpunkt noch nicht verraten - was er aber spätestens ein paar Wochen später, als er sie zum ersten Mal besucht, im Nachhinein verstehen wird. Auf seine flaue Anfrage, ob man lieber eine Lokalität im Stadtteil oder in der nahegelegenen City aufsuchen sollte, schallt ihm bereits ein resolutes »Lass uns doch ganz einfach zu dir gehen!« entgegen.

    Bei ihm zu Hause angekommen sieht sie durch das erleuchtete Fenster in der unteren Etage seinen Vater vor dem Fernseher sitzen – was sie sichtlich beruhigt. Er stellt seinem Vater zum ersten Mal in seinem Leben eine Frau vor, was sowohl den Vater als auch ihn stolz macht, und dann begeben sie sich nach oben in Arnolds Wohnung. Obwohl Angelika unablässig ohne Punkt und Komma redet - was ihm im Grunde genommen entgegenkommt, denn er hat sowieso nicht viel zu erzählen -, kann er dem ganzen Wortschwall nur wenige brauchbare Informationen entnehmen. Was er jedenfalls versteht, ist, dass sie in ihrer früheren Heimat als Ingenieurin in einem Rüstungskombinat gearbeitet hatte, welches als Spätfolge von Glasnost und Perestroika abgewickelt wurde. Die Wortwahl, mit der sie das alles umschreibt, klingt dramatisch, und an dem Initiator dieser Entwicklung lässt sie denn auch, wie nicht anders zu erwarten, kein gutes Haar. Den Rest des Abends beklagt sie sich dann über den ihr nicht genehmen Freund ihrer Tochter. Anschließend bringt er sie zu ihrem Ausgangstreffpunkt zurück.

    Nach einem weiteren Treffen unter der Woche im universitätseigenen Hallenbad, wo sie - das liest er jedenfalls aus einigen ihrer geringschätzigen Gesten und Kommentare ab, die sie ihm unverblümt entgegenbringt - wohl schon zum ersten Mal seine Blauäugigkeit bemerkt zu haben scheint, finden sie dann bereits am darauffolgenden Wochenende ins Bett. Am Fernseher läuft gerade eine idiotische Westernparodie aus den sechziger Jahren – auch noch mit Frauen in den Hauptrollen, allerdings mit Aktricen von in jeder Hinsicht gewichtigem Kaliber für diese Epoche: Jeanne Moreau und Brigitte Bardot; und zu allem Überfluss auch noch gedreht von einem ebenso berühmten Regisseur: - da muss man sich in Anbetracht dessen, was da geboten wird, zuerst einmal die Augen reiben, sonst glaubt man es nicht - Louis Malle. Normalerweise würde er sich so etwas nicht aufzwingen, doch Angelika will unbedingt weitersehen, hat wohl ein sicheres Gespür dafür, dass sie das dralle Possenspiel am Schirm an diesem Abend noch nutzen kann, um ihm seine bleierne Verkrampftheit auszutreiben – er weiß gar nicht mehr, ob er in Jahren oder bereits in

    Jahrzehnten rechnen müsste, um sich zu erinnern, wann er das letzte Mal mit einer Frau intim war -, was ihr schließlich noch vor Ende des Films gelingt. Besonders versiert scheint sie nicht zu sein, soweit er das beurteilen kann – soweit das Arsenal seiner im Kopf stetig präsenten Phantasmen nicht bereits jeden Gedanken an eine Gewöhnlichkeit verblasen hat, müsste es eigentlich heißen. Aber das hat sie auch nicht nötig, verfügt sie doch über jene disziplinierte, solide Körperlichkeit, die noch aus der untergegangenen Gesellschaftssystematik resultiert, in der sie geistig nach wie vor zu Hause zu sein scheint, und somit weitestgehend selbsterklärend wirkt.

    Diese anfängliche Zeit mit Angelika verläuft in jeder Hinsicht bescheiden. Er hat noch keine Arbeit, sie befindet sich gerade in einer Umschulung, verdient ebenfalls kein Geld, hat immer noch viele Probleme, hier im Westen Fuß zu fassen. Obwohl ihm im elterlichen Haus eine ganze Wohnung zur Verfügung steht, hausen sie zumeist wie Studenten in Angelikas Einzimmerappartement, das so klein ist, dass man nur stehen oder liegen kann, und wo auf demselben Stockwerk auch noch ihre Tochter wohnt. Von dem wenigen Geld, das zur Verfügung steht, zumeist verdient durch Nachhilfestunden, die er jetzt wieder öfter erteilt, wird der Tagesbedarf bestritten; manchmal kocht die Tochter für sie.

    Arnold schickt seine Bewerbungen los, wobei er zunächst krampfhaft versucht, sein nach einem albtraumhaft verlaufenen Studium doch noch erworbenes Informatikdiplom in Kombination mit seinen während der langen Leerzeiten des Studiums gemachten Erfahrungen im Reparieren von Motoren großen Automobil - oder Automobilzulieferfirmen irgendwie schmackhaft zu machen. Bewerbungen an reine Softwarefirmen betreibt er weniger intensiv. Doch diese großen, bekannten Firmen haben Anforderungsprofile, die zwar weitestgehend allgemein gehalten sind, was die Arbeitsinhalte betrifft, dafür aber umso genauer Bezug auf Studiendauer und Notengebung nehmen; und da fällt er mit seiner Semesterzahl natürlich durch jedes denkbare Raster. Aber dann gelingt doch noch der Einstieg in eine Automobilzulieferfirma, zumindest als studentischer Ferienarbeiter.

    Am selben Tag beginnen sie zu arbeiten: Angelika als Aushilfe in einem nahegelegenen Kindergarten für russische Immigrantenkinder, Arnold in der Fabrik im Schichtdienst. Die nächsten Monate weiß er manchmal nicht mehr, ob er das alles erlebt oder nur träumt. Sehr viel hat sich fast schlagartig verändert. Die Arbeit in der Fabrik setzt ihm zu, wobei es weniger der Schichtdienst ist - schon während seiner Militärzeit hatte er in Schichten gearbeitet auf einer Funkstation. Auch, was die Arbeitsinhalte selbst angeht, gibt es aufgrund seiner wie gesagt soliden, autodidaktisch erworbenen Halbbildung im Automobilsektor ebenfalls wenig Probleme. Die Frage stellt sich nun irgendwann, ob er in diesem Bereich, der nicht seinem erlernten Beruf entspricht, bleiben soll. Aber bereits nach relativ kurzer Zeit bietet man ihm einen Zeitvertrag. Entscheidend ist, wo man arbeitet, nicht so sehr, was man arbeitet, dieser Satz wird von da an sein Credo, und er bleibt. Die Tatsache, dass er auf der Suche nach einem Job als studentische Hilfskraft ausgerechnet die beste aller Möglichkeiten in dieser Hinsicht getroffen hat, betrachtet er dabei als Wink mit dem Zaunpfahl; es wäre wirklich idiotisch, jetzt ohne Not abzuspringen. Außerdem bestünde auch hier wahrscheinlich noch die Möglichkeit, irgendwann später in einer IT-Abteilung des Betriebs einzusteigen, doch seine innere Stimme sagte ihm damals schon, dass er es nie versuchen werden würde.

    Dass er mit seiner anfänglichen Idee trotzdem nicht gänzlich falsch lag, dafür erhält er erst gut ein Jahr später die Bestätigung, als ein Antwortschreiben auf eine Bewerbung, die er bereits abgeschrieben hatte, im Briefkasten liegt: Der Personalchef einer mittelständischen Firma, die jemanden sucht für die Programmierung von Dieselmotor-Prüfständen, will ihn zum Vorstellungsgespräch einladen; doch dafür ist es dann aus seiner Sicht schon zu spät. Er befindet sich zwar noch im Zeitvertrag, trotzdem erscheint ihm der Absprung von einer großen Firma zur kleinen hin jetzt als zu riskant. Er ist Mitte dreißig und kann sich keine allzu umfangreichen Kapriolen mehr erlauben.

    Angelika ist in ihrer neuen Arbeit ebenfalls sehr eingespannt, auch sie verdient bereits nach einigen Wochen gutes Geld, soviel, dass Arnold sogar einen ernsthaften Anlauf unternimmt, zu sparen, denn sie wissen von Beginn an schon, dass Angelikas Job auf ein Jahr befristet sein wird; das ist von der Stadtverwaltung ohne Ansehen der Person so geregelt. Es wird freilich auch schon der letzte Versuch sein, den er jemals unternehmen wird, denn irgendwann tritt Angelikas Tochter, die gerade die Beziehung zu ihrem Freund auf Angelikas Druck hin beendet hat, mit den damit verbundenen Notwendigkeiten verstärkt in den Fokus. Sie arbeitet überwiegend in Spielotheken zu dieser Zeit, was natürlich kein Dauerzustand bleiben soll.

    Zudem muss auch er allmählich damit beginnen, seinen eigenen Investitionsstau, der sich - sei es, was Kleidung oder beispielsweise Mobiliar betrifft - über die Jahre an der Universität gebildet hat, abzuarbeiten. Das alles hört sich wesentlich leichter an, als es ist, für jemanden, der, obwohl er nie etwas besessen hat, gleichwohl niemals sparen gelernt hat.

    Im Jahr darauf leisten sie sich den ersten gemeinsamen Urlaub, der zeitlich über einen Wochenendtrip hinausgeht, im Sommer an die belgische Küste nach Ostende. Sie wohnen in einem ehemaligen Thermalbad direkt am Strand, das irgendwann zum Luxushotel umdefiniert wurde – und das sogar noch zu erträglichem Preis -; bereits ein Jahr später wird ein etwaiger Aufenthalt über eine Woche hinaus dort infolge einer erneuten Sternekategorisierung nahezu vollkommen unerschwinglich sein. Ihm kommt der Urlaub gerade recht; vor ein paar Wochen erst hatte er einen üblen Arbeitsunfall glimpflich überstanden und kann sich hier auskurieren. Das frische Klima tut ihm gut; der ständige Wind - er ist zum ersten Mal an der Nordsee - nervt allerdings. Die Qualität des Meerwassers scheint zwar undefinierbar zu sein, befindet man sich doch am ausgehenden Kanalufer, einer der immer noch am meisten frequentierten Schifffahrtsrouten weltweit, aber das bietet dann auch andere Möglichkeiten, beispielsweise mit dem Katamaran einen Tagestrip via Ramsgate nach London zu unternehmen. Angelika ist so etwas wie erwartet nicht zu vermitteln. Sie verbringt die meiste Zeit in dem direkt an das Hotel angrenzenden, kombinierten Hallen-Freibad.

    Das Meeresklima ermüdet, was bei ihnen dazu führt, dass sie abends rechtzeitig zu Bett gehen, und bei ihm der daraus resultierende positive Effekt zu verzeichnen ist, dass er wenigstens für annähernd zwei Wochen einen geregelten Tagesablauf hat. An die Tatsache an sich, auf Dauer jeden Morgen neben jemandem aufzuwachen, könnte er sich wohl - wenn überhaupt - nur schwerlich gewöhnen, das wird ihm in diesem Urlaub ebenfalls klar. So wird es auch schon der letzte über ein Wochenende hinaus sein, den sie miteinander verbringen.

    Zurück aus dem Urlaub muss nun zunächst dringend eine Lehrstelle für Angelikas Tochter besorgt werden. Diese hatte irgendwann damit begonnen, ihn „Vater" zu nennen und tut das bis heute offensichtlich ohne Not. Also kümmert er sich auch um sie.

    Eines Tages stößt Arnold auf eine für sie passgenaue Stellenanzeige: Eine große Hotelkette wird am Rande des Stadtparks in der City ihre neue Zentrale errichten und sucht Auszubildende. Angelikas Tochter hatte schon in ihrer früheren Heimat das Hotelfach erlernt mit Abschluss, doch der wird hier nicht vollständig akzeptiert, bestenfalls ein halbes Lehrjahr bekommt sie deswegen erlassen. Sie von der Notwendigkeit einer solchen Maßnahme zu überzeugen gestaltet sich fast schwieriger als die nachfolgende Ausbildung zur Hotelfachfrau selbst.

    Nach zähen Diskussionen bringt er sie dazu, sich zu bewerben, und sie kommt schließlich auch dort unter.

    Das Hotel liegt für öffentliche Verkehrsmittel etwas ungünstig, und die Leerlaufzeiten, die in der angeschlossenen Gastronomie zwangsläufig nachmittags entstehen, sind lang, sodass er sie, die zu der Zeit, als der Betrieb losgeht, noch keinen Führerschein hat, oftmals hinbringt oder abholt. Da der Chef der Hotelkette selbst im Haus wohnt und gleichzeitig Präsident sowie Sponsor des städtischen Fußballklubs ist, wird dort oft bis spät in die Nacht getagt, und sie muss dann, obwohl Auszubildende, offenbar auch bis zum Schluss bleiben; manchmal steht er nach seiner Spätschicht stundenlang vor der Tür und wartet auf sie.

    Innerhalb der folgenden Jahre gilt es, einige Rückschläge zu verarbeiten: Arnold muss als Folge einer kurzen Rezession wieder seine Firma verlassen, da er sich noch im Zeitvertrag befunden hatte, doch schon ein halbes Jahr später erfolgt nach einem Intermezzo in einem kleineren Betrieb derselben Branche die Rückkehr und schließlich die Festanstellung beim alten Arbeitgeber.

    Angelika hingegen wird nach Beendigung der Arbeit im Kindergarten beruflich nicht mehr richtig auf die Beine kommen: Während sie gerade eine diesmal durchaus vielversprechende, staatlich geförderte Schulungsmaßnahme absolviert, erleidet sie als Fußgängerin einen schweren Verkehrsunfall - sie läuft in ein Auto -, von dem sie als Andenken bis heute ein stabilisierendes Metallelement im Unterschenkel zurückbehalten hat. Zudem muss der Schaden des Unfallgegners, der in die Tausende geht, bezahlt werden, da sie auch noch den größten Teil der Schuld trägt und natürlich - aus ihrer Sicht jedenfalls - keine Haftpflichtversicherung hat; schon vor gut zwei Jahren hatte es wegen diesem Thema einen fulminanten Streit zwischen ihnen gegeben, der sich wie zumeist in absurden weltanschaulichen Unvereinbarkeiten festfuhr: Selbst bei zweistelligen Jahresbeiträgen glaubt sie, jemand wolle sie über den Tisch ziehen - das Misstrauen gegen das ihr suspekte Gesellschaftssystem scheint immer noch grenzenlos zu sein.

    Insgesamt verlaufen die nächsten Jahre über das Millennium hinaus zum größten Teil harmonisch,

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